Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Die Saat des Verkünders: Das Erwachen der Wächter
Die Saat des Verkünders: Das Erwachen der Wächter
Die Saat des Verkünders: Das Erwachen der Wächter
Ebook589 pages7 hours

Die Saat des Verkünders: Das Erwachen der Wächter

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

80 Jahre waren vergangen, seit Ak`Kul das letzte Mal die Sternenkuppel erstiegen hatte, doch nun war es wieder soweit: Der Schweifstern kehrte in dieser Nacht zurück!

Jener Komet, den die Menschen "den Verkünder" nannten.
Und sein Erscheinen würde ein weiteres Mal die Kunde von der Geburt eines Kindes mit sich bringen, eines Menschenkindes, versehen mit gewaltigen Gaben. Und gewiss würden all die Machtgierigen nicht lange auf sich warten lassen, um sich des Kindes und seiner Kräfte zu bemächtigen und das letztlich um jeden Preis.

Doch wenn es an der Zeit ist, wird das Schicksal auch die Wächter erwachen lassen! 4 Wächter, die bereit sein müssen ihre Bestimmung anzunehmen und dieses Kind mit dem eigenen Leben zu schützen. Letztlich aber werden sie nur gemeinsam allen Widersachern zu trotzen wissen.
Jedoch kommen sie aus verschiedenen Völkern und Rassen und ihre Herkunft, ihre Wege und Ziele könnten unterschiedlicher kaum sein. Und so werden ihre Begegnungen begleitet sein von Misstrauen und Verachtung, uralten Ängsten und Feindschaften …

… und die Saat ihres Scheiterns wartete schon darauf getränkt zu werden!

Dieser Roman entführt Sie in eine einzigartige Welt der 8 Elemente, in welcher Schattentrinker und Sphärenläufer als neue Wesen ebenso die Erdenscheibe beleben, wie bekannte Völker und Mythen aus der keltisch/germanischen Vergangenheit. So schlägt das Buch eine Brücke zwischen einer angenehm vertrauten und zugleich einer spannenden, neuen Welt. Den Schwerpunkt widmet die Geschichte der Entwicklung seiner Charaktere und ihren wandlungsreichen Begegnungen mit anderen Menschen und Wesen, mal ganz abseits des epischen Schlachten-Getümmels.

… Sie erzählt vom Erwachen der Wächter!

P.S.: Drachen, Orks und Einhörner haben leider keinen Zutritt! ;-)
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateDec 6, 2019
ISBN9783749741557
Die Saat des Verkünders: Das Erwachen der Wächter

Related to Die Saat des Verkünders

Related ebooks

Fantasy For You

View More

Related articles

Reviews for Die Saat des Verkünders

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Die Saat des Verkünders - Roland Falhs

    Das Rad

    Das Rad dreht sich! …

    … wieder und wieder!

    Alles beginnt und alles endet! …

    … und es wird wiedergeboren!

    Alles ist gut und rein! …

    … doch trägt es den Keim des Verderbens bereits in sich!

    So steht es in den Schriften der Ersten, der Ersten aller Rassen und Stämme geschrieben!

    Diesem Schicksal entgegen zu treten hatten seit ewiger Zeit viele Wesenheiten versucht, doch immer wieder begann sich das Rad von neuem zu drehen.

    Diese Geschichte hier erzählt von der Geburt eines Kindes, eines Menschenkindes, geboren unter dem Licht des Verkünders! Und sie erzählt von einer Zeit, von der man sagt, dass eine neue

    eine andere Zeitrechnung anbrechen würde!

    Die 7 Elemente

    Es war das Ende und zugleich der Anfang, als die Herrschaft eines der zwei ältesten aller Elemente, „Der letzten Schwere" brach. Es war der Anfang der Zeit, wo es bisher keine Zeit gab, an einem Ort, wo zuvor kein Ort war.

    Was genau das Ende der Herrschaft eines der Urelemente hervorgerufen hatte, wussten selbst die Götter nicht zu beantworten. Jedoch endete sie in einer gewaltigen Explosion, einer Explosion, die zugleich die Geburt der Elemente bedeutete.

    Das Rad begann sich erneut zu drehen!

    Die Essenzen der Elemente wurden mit unbeschreiblicher Kraft freigesetzt und Raum und Zeit waren geboren. Sie wirbelten durcheinander und breiteten sich überall aus.

    Das Feuer, Das Wasser, Die Luft und Die Erde

    Nach einer sehr langen Zeit begannen jedoch vier der Elemente ihresgleichen im Chaos zu suchen und sich zusammenzuschließen. Es waren die Elemente: „Feuer, „Wasser, „ Luft und „Erde. Durch ihr Zusammenschließen entwickelten sie bisher ungeahnte Kräfte, Kräfte, die schaffen, aber auch zerstören konnten, wie sie bald herausfanden.

    Jedoch dort, wo das eine Element war, konnte das andere nicht sein. Und die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde begannen sich weiter zu sammeln und um die Vorherrschaft zu streiten. So bildeten sie im Chaos nach und nach die Sterne, die Sonne, den Mond und auch die Erdenscheibe.

    Die Essenzen der anderen Elemente hingegen blieben weiterhin überall verstreut und nur an wenigen Stellen des Weltengefüges waren ihre Ansammlungen so dicht, dass sie von den 4 manifestierten Elementen direkt wahrgenommen werden konnten. Meist jedoch konnte man ihre Anwesenheit nur ahnen, ohne sie jedoch fassen zu können.

    So konnten Feuer, Wasser, Luft und Erde jenen anderen Elementen auch nicht im direkten Widerstreit begegnen und dies galt für beide Seiten!

    Die letzte Schwere …

    Die Herrschaft des Urelementes „Der letzten Schwere" war zwar gebrochen, jedoch war seine ursprüngliche Macht nicht endgültig vernichtet. So gab es einige Orte auf der Sternenkuppel, wo seine Wesenheiten so dicht beieinander waren, dass alles Andere einfach aufhörte zu sein, wenn es einem solchen Ort zu nahe kam.

    In den anderen Regionen des Weltengefüges versuchte „Die letzte Schwere" hingegen die übrigen Elemente zu beeinflussen und für seine Ziele einzuspannen, um seine ursprüngliche Macht zurück zu gewinnen!

    Der Schöpfer der Schatten …

    Mit dem Ende der Herrschaft „Der letzten Schwere entfaltete sich auch wieder das Element des „Schöpfers der Schatten. Das Wesen dieses Elementes stand im direkten Widerspruch zur „letzten Schwere"!

    Dort, wo „Die letzte Schwere" war, konnten keine Schatten geschaffen werden!

    So war es auch das Bestreben des „Schöpfers der Schatten" überall Einfluss zu nehmen, um seine Existenz zu sichern und auszuweiten.

    Die Ebenen der Teilung …

    Das Element „der Ebenen der Teilung" wurde geboren mit der Entstehung von Raum und Zeit … und letztlich war es genau das: Raum und Zeit!

    Die Essenz des Elementes folgte seinem Wesen nach „einfach nur zu sein". Seine Anwesenheit bewirkte, dass der Widerstreit der übrigen Elemente in diesem Gefüge zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort ihren Platz fand. Sein Wesen machte es aber auch möglich, dass an einem Ort, zu gleicher Zeit Dinge geschahen, ohne einander gewahr zu werden.

    Eine Zeit, viele Orte … Ein Ort, viele Zeiten: Das war seine Macht! So mochte es möglicherweise auf seine Art das mächtigste Element in diesem Gefüge sein!

    Lange Zeit hatte dieses Gefüge des Miteinanders und des Widerstreits unter den sieben Elementen Bestand. Keines vermochte die anderen zu obsiegen und so wogten die Machtverhältnisse stets hin und her.

    Doch irgendwann kam es in der scheinbaren Unendlichkeit des Weltengefüges zu einem Aufeinandertreffen aller sieben Elemente an einem Ort, der später einmal „Die Große Mutter" genannt werden würde.

    An diesem Ort geschah etwas, was eigentlich unmöglich schien: Alle Elemente waren zu genau gleichen Teilen zugegen! …

    Es dauerte nur einen Augenblick, bis die Elemente übereinander herfielen, um die Vorherrschaft über diesen Ort zu erlangen … und genau jenen Augenblick nutzte die „die Große Mutter" und gebar in ihm ihr eigenes, jüngstes Kind und zugleich auch das 8te Element:

    „Das Leben"!

    Das 8te Element

    „D as Leben" , so winzig klein, blieb für eine lange Zeit den anderen Elementen verborgen. Und so vermochte es sich ungehindert zu vermehren.

    Als es schließlich irgendwann von den anderen Elementen wahrgenommen wurde, hatte es sich bereits über große Teile der Erdenscheibe ausgebreitet … und es hatte sich entwickelt!

    Anfänglich nur mit Neugier betrachtet, befürchteten die Elemente nun mit der Zeit, dass die Ausbreitung „des Lebens" sie selbst wohlmöglich verdrängen könnte.

    Und so begannen sie das neue Element zu bekämpfen, jedoch oft nur mit kurzzeitigem Erfolg, denn „Das Element des Lebens" reagierte mit einer Eigenschaft, welches die anderen Elemente so nicht kannten: … mit Veränderung!

    Geboren aus allen Essenzen hatte „das jüngste Element" die Eigenschaften aller anderen Elemente, sowohl Stärken, als auch Schwächen. Es war anfällig für alle Elemente, aber auch in der Lage, sie in einem ungewissen Maße zu nutzen. So passte es sich unter dem Druck der anderen Elemente immer und immer wieder an.

    Die Wesen dieses Elementes lernten an Land zu gehen, unter Wasser zu schwimmen und in den Lüften zu fliegen und sie lernten die Luft zu atmen, das Wasser zu trinken, Wurzeln in die Erde zu treiben, um stets immer neue Kräfte zu schöpfen.

    Das jüngste Element lernte ständig und gab sein Wissen an alle Lebewesen und Nachkommen weiter, da es eine gemeinsame Sprache hatte, eine Sprache, die es ebenso mit der Großen Mutter verband.

    So schienen die Mühen der anderen Elemente vergebens, da stets, wenn sie einen Sieg errungen hatten, die Gemeinschaft „des Lebens" davon erfuhr und sich anpasste!

    Doch irgendwann geschah etwas Unerwartetes und es geschah genau zu der Zeit, als der große Feuerstern auf der Himmelskuppel erschien.

    Eines der jüngeren Sprösslinge des Lebens wurde seiner selbst gewahr und nur kurze Zeit später hatte es ebenso gelernt, das letzte Element zu beherrschen: Das Feuer!

    Ausgestattet mit diesen neuen Eigenschaften breiteten sich jene Wesen eilends und überall hin aus und auch in den entlegensten und unwirtlichsten Gegenden trutzten sie scheinbar allen Widrigkeiten.

    „Die Bewussten!" Das waren einst die Elemente und die Götter der Himmelskuppel und der Erdenscheibe! Doch nun sollten aus dem Sud der Erdmutter einige jener Wesen zu ihnen empor gestiegen sein?!

    Doch mit dem Erstarken des eigenen Bewusstseins dieser Wesen ging scheinbar auch zugleich ein Verlust einher!

    Bestärkt durch ihren fortwährenden Siegeszug hielten manche der Völker es nicht weiter von Nöten der gemeinsamen Stimme des Lebens Gehör zu schenken und so verlernten diese letztlich irgendwann auch die Sprache.

    Getrennt von der großen Gemeinschaft trugen ihre Kindeskinder nur noch ihre eigenen Erfahrungen und die Geschichten ihrer Eltern und des Stammes in sich.

    Doch ohne das Wissen der Gemeinschaft fehlte ihnen in vielen Momenten die Erfahrung der Gemeinschaft und das machte sie leichter beeinflussbar, … beeinflussbar für das, was für sie vermeintlich gut oder schlecht sein würde!

    Dieses war auch den anderen Elementen nicht verborgen geblieben und so versuchten sie einzelne Wesen für ihre eigenen Wege und Ziele zu gewinnen. … Und ihre Versprechen über Macht und Reichtum übertrafen sich oft gegenseitig.

    Auch die große Mutter hatte dieses wohl erkannt. Obwohl sie mit vielen von ihnen nun nicht mehr durch die gemeinsame Stimme verbunden war, glaubte sie, dass ihr jüngstes Kind dennoch möglicherweise Mittel und Weg sein könnte, irgendwann aus dem Rad herauszutreten!

    Dann wäre der ewige Kreis gebrochen und vor Ihnen läge das Unbekannte. Doch was würde sie dort finden? … Rettung oder Untergang?

    Nun, der Untergang wartete eh bereits am Ende des Rades, so wie immer! Was also hatte sie zu verlieren, außer Zeit?

    Das große Rad drehte sich bereits eine ganze Weile und die große Mutter hatte seit einiger Zeit ein besonderes Auge auf die Menschenwesen geworfen …

    Konvent

    ( Prolog )

    „S ie sind dafür noch viel zu jung, zu unerfahren und ohne wahre Macht!"

    „Sie werden es lernen, sie werden es lernen müssen, wenn sie leben wollen!"

    „Sind sie denn der einzige Weg in eine gemeinsame Zukunft?"

    „Oder doch eher das Ende, das Ende Vieler und Vielens!"

    „Warum erwählst du dieses mal gerade sie, wo doch so viele von ihnen verlernt haben, deine, unsere gemeinsame Stimme zu hören?"

    Die Stimmen der Elemente und der jüngeren Götter füllten den Hohlraum unter den Wurzeln des uralten Baumes, so dass es zum Teil schwer zu verstehen war, wer was gesagt hatte!

    „Ist es deshalb, weil sie eine Wahl haben? … Weil sie entscheiden können, ohne zu wissen, warum?"

    „Ja und Nein!, antwortete die Erdmutter und sie machte eine kurze Pause, … „Immer wieder gelingt es einigen von ihnen, ihr Schicksal oder ihre Bestimmung zu brechen! Deshalb sage ich: Ja!

    Eine schweigsame Weile kam auf und alle warteten darauf, dass die große Erdmutter weiter sprach.

    Schließlich fragte Wind: „Doch es ist nicht der einzige Beweggrund, denn du sagtest auch: Nein! … Willst du uns auch den anderen Grund für deine Entscheidung eröffnen?"

    „Das will ich!", antwortete die jüngste und zugleich älteste der Anwesenden und ihre Stimme begann sich zu verändern, als schließlich die Urmutter aus ihr mit tiefster Stimme zu sprechen begann:

    „Aus euch geboren, so bin ich euer Kind und doch auch zugleich eure Mutter! Und eure sieben Herzen schlagen in mir, ebenso wie das achte! … Ohne mich wäret ihr jetzt nicht hier!"

    „So ist es, große Mutter Allens!", antworteten die Anwesenden in einer gewissen Demut.

    Die uralte Mutter blickte in die Runde der Zusammenkunft … Die meisten Götter und Elemente waren zugegen: Feuer, Wasser, Luft und Erde, Riesen, Titanen und Giganten, zahlreiche Götter der alten und jungen Völker und deren aller Verkörperungen und doch war es nicht vollständig!

    Wie so oft waren „Die letzte Schwere und „Der Schöpfer der Schatten nicht zugegen, ebenso wenig eines ihrer Abbilder. „Die Ebenen der Teilung" hingegen hatten einen Sphärenläufer gesandt.

    Die Erdmutter blickte in jedes Antlitz der Anwesenden, bevor sie sagte: „Der andere Grund ist: … Ich habe es so entschieden!"

    Sie wartete eine Weile auf eine Reaktion derer, die sich hier zusammengefunden hatten, doch nichts geschah und so fuhr sie schließlich fort: „Ich weiß, mein achtes Herz bereitet euch große Sorge. Es ist stark und wandlungsfähig, vielfältig und zahlreich!"

    „Es weiß uns zu trotzen und zu verdrängen!", warf Anubis ein.

    „Und dennoch hattet ihr alle stets euren sicheren Platz in meinem Schoß!", erwiderte Dana, eine der jüngeren Erdmütter.

    „Ja!, so ist es!", bestätigte Freya.

    „Und so soll es auch bleiben!", fügte die große Mutter an, „Meine jüngsten Kinder, obwohl ihr sie fürchtet, so braucht ihr sie doch zugleich!

    Um jene Dinge für euch zu tun, für welche ihr selbst nicht in der Lage seid! So ist es auch mit den Menschlingen und ihren älteren Brüdern und Schwestern: Sie vertreiben oder benutzen euch zu ihrem eigenen Vorteil! So wie ihr es ihnen vorgelebt habt."

    Sie blickte in die Gesichter der Anwesenden und nickte kurz bevor sie fortfuhr, da Niemand widersprach: „Nun, sie sind in der Lage, alle hier anwesenden Kräfte zu nutzen, wenn auch nur zu einem geringen Teil. Das gleiche kann hier kein anderer für sich in Anspruch nehmen!"

    Die Götter und Elemente blickten einander an und berieten sich. Schließlich nickten sie und Zeus erhob sich: „Das ist war, aber ihre Kräfte sind so gering, dass das große Rad sie nicht einmal bemerken würde!"

    „Auch das ist war!, sagte die Erdmutter und hielt für einen bedeutsamen Moment inne, bevor sie hinzufügte, „Es sei denn, in dem Menschling würden euer aller Kräfte schlummern …

    Unter den Anwesenden begann sich unvermittelt Unruhe auszubreiten.

    „Wir verstehen nicht!? Wie sollte ein Menschling an solche Mächte gelangen oder sie gar beherrschen?"

    „Du willst ihm unsere Kräfte geben!, erhob Wotan erzürnt, als er erahnte, was die große Mutter vorhatte. „Heißt das, du willst sie uns nehmen um seinet Willen? und er fügte noch hinzu:

    „Das kannst du nicht tun! … Dazu bist du nicht in der Lage!"

    „Bist du dir da sicher? … Gott!" …

    Wieder hatte die Urmutter gesprochen und ihre Stimme war tiefer als je zuvor! Die beredete Unruhe der Anwesenden fand ein abruptes Ende, als sie die letzten Worte der Urmutter vernommen und ihnen Bedeutung gegeben hatten. Und für eine Weile machte sich ein bedrückendes Schweigen breit.

    „Genug, Mutter!, brach Gaia das Schweigen. „Niemand will euch etwas nehmen, was euch zu eigen ist!, fügte sie mit Blick auf die Anwesenden hinzu, „Jedoch erhoffen wir, dass ihr es unserem jüngsten Kind selbst zuteil werden lasst! … Um seinet, euer und letztendlich um unser aller Willen!"

    Die Worte Gaias brachten wieder etwas Ruhe in den Kreis der Elemente und Götter, auch wenn sie nicht verstanden, was sie damit meinte.

    Die große Mutter ahnte dieses und begann wieder zu sprechen: „Das große Rad dreht sich unaufhaltsam! Und wenn das Rad den Kreis in Gänze vollzogen hat, endet alles! Und ein neuer Zyklus, ein neuer Kreis beginnt!"

    „Und niemand von uns kann gewiss sein, den neuen Kreis zu betreten!", ergänzte Isis.

    „So ist es!", sagte die Erdmutter, „Wir alle werden uns mit dem Rad weiterdrehen und schließlich mit und in ihm enden! …

    Was der neue Kreis in sich trägt, weiß letztlich niemand von uns."

    Die große Mutter sah allen Anwesenden in die Augen: „Deshalb bitten wir um eure Kräfte und Mächte, dem großen Rad zu trotzen und es zu durchbrechen

    … durch eine Hand, welche einst vom ersten Verkünder, von Ak`Kul selbst die Macht des Erkennens und die Macht über das Feuer empfing!"

    Die Worte der großen Mutter erneuerten das Schweigen, zumal einige der Anwesenden ihre Existenz „dem Verkünder" selbst zu verdanken hatten.

    Doch irgendwann begannen alle Anwesenden erneut zu beraten und die Einzelinteressen schienen in den Hintergrund zu treten!

    Als es soweit war, erhoben sich die Asen, der Olymp und das Feuer: „Wir haben einander beredet und wir sprechen für die meisten hier von uns!

    Nun, selbst wenn wir eurem Ansinnen folgen wollten, so wüssten wir nicht, wie wir dem Menschenkind unsere Kräfte übergeben könnten, ohne dass wir und auch es selbst dabei zu Schaden kommen würden!?"

    „Das könnt ihr auch nicht! … Aber er kann es!", sagte Gaia und ihr Blick wandte sich zur Sternenkuppel, auf der inzwischen ein Schweifstern erschienen war.

    Ak`Kul war wieder zurückgekehrt! … oder viel mehr, das, was von ihm übrig geblieben war:

    Eine leb- und seelenlose Hülle seiner selbst! Verdammt dazu, immer und immer wiederzukehren an den Ort, wo er einst statt seiner Bestimmung sein jähes Ende fand!

    Die Versammlung wandte den Blick zur nächtlichen Himmelskuppel, wo der Schweifstern am Horizont aufstieg, um in den nächsten Stunden den Zenit des Nachthimmels zu erklimmen.

    Diesen Moment nutze die große Mutter, um einen kurzen und unbeobachteten Blick mit dem Sphärenläufer auszutauschen, … er nickte kurz unmerklich.

    „Einige von euch kennen die Geschichte Ak`Kuls, die Geschichte des Schweifsterns, der dem Element des Lebens den Untergang bringen sollte! …

    Doch nur die Ältesten hier haben dieses Geschehnis selbst miterlebt!", sagte die Erdmutter und hielt kurz inne, „Den jüngeren unter euch, denen, die sein Schicksal nicht kennen, sei gesagt:

    Er trug Tod und Unterwerfung in sich, als er einst die Himmelskuppel erreicht hatte. Doch die mächtigste Waffe, die er mit sich führte, war die ihm gegebene Macht mit dem Leben zu sprechen und sie dazu zu bewegen, ihm zuzuhören!

    „Doch dazu kam es nicht!?", sagte Jupiter.

    „Nein! Denn er wurde im Widerstreit der zwei Elemente, welche hier und heute erneut nicht zugegen sind, zerrissen, bevor er seinen Auftrag erfüllen konnte!, antwortete die große Mutter, „Doch seine entleerte Hülle kehrt immer wieder an diesen Ort zurück, so, als ob es hier für ihn noch etwas zu tun gäbe!

    Lugh, Loki und Prometheus blickten sich abwechselnd an, denn sie hatten nur eine kurze Weile gebraucht, um zu erahnen, was die Erdmutter plante. …

    „Du willst ihn zu neuem Leben erwecken? … Ja! Du willst ihn zu neuem Leben erwecken und er soll unsere Mächte in sich aufnehmen! Er soll unsere Botschaft dem Menschenkind überbringen! … Und so soll sich zuletzt auch sein eigenes Schicksal erfüllen!"

    Die große Mutter musste lächeln, obwohl sie geahnt hatte, wer zuerst etwas sagen würde: „So ist es!" Die anderen Anwesenden brauchten eine Weile, um das Gesagte zu begreifen.

    Schließlich erhob sich Zeus und senkte sein Haupt Richtung der großen Mutter: „Du magst hier wahrlich richtig liegen, große Mutter Allens. Wohl möglich ist er der geeignetste Überbringer von Nachricht und Gabe an die Menschlinge …"

    „… Und dennoch wissen wir immer noch nicht, was geschehen soll und wie es zu wirken ist!?", fügte Dagda hinzu.

    Die Erdmutter schien auf diesen Moment gewartet zu haben …

    „Die Hülle des Verkünders soll wieder erfüllt werden:

    … mit einem Teil, welchem ihr alle entstammt!

    … mit einem Teil, das eure Kräfte zu binden vermag!

    … mit einem Teil, das dem Verkünder nur überbracht werden wird, wenn alle Anwesenden dazu bereit sind! …

    … mit einem Teil meines Leibes, den ich wohl dafür hingeben will!"

    Die Urmutter beobachtete die Reaktion der Anwesenden und sie spürte, dass ihr eigenes fleischliches Opfer die anderen Elemente und Götter bewegte.

    „Einer der Anwesenden wird jedoch nicht in Fleisch, Geist, Macht und Botschaft mit aufgenommen und dem neuen Verkünder überbracht werden!", fügte sie hinzu.

    Erneut machte sich eine große Unruhe unter den Anwesenden breit und viele fragten sich, warum einer von ihnen ausgeschlossen werden sollte! Und manche fragten sich, ob sie es wohl-möglich selbst sein würden!?"

    Die Urmutter wartete bewusst ein weiteres Mal mehr als von Nöten, damit sich die Gedanken, Gefühle und auch Sorgen der anderen ausreichend entfalten konnten! …

    „Derjenige von euch, den ich meine, wusste es bereits selbst, bevor ich euch meine Wahl und Worte unterbreitete!"

    Die Blicke der Anwesenden begannen umher zu wandern, doch die große Mutter unterbrach das sich anbahnende Intrigenspiel, welches sie schon so oft miterlebt hatte:

    „Niemand außer „den Ebenen der Teilung sollte die Macht haben, Raum oder Zeit zu beugen! … So auch nicht der Verkünder, oder sein zu erwählendes Menschenkind!

    Nach und nach begannen die Blicke Aller zum Sphärenläufer zu wandern, als die große Mutter mit sanfterer Stimme fortfuhr:

    „Sphärenläufer! … Deine Bestimmung wird es sein, mein, von den hier Anwesenden beseeltes Fleisch zum Schweifstern zu tragen und es dort zu manifestieren!"

    Der Sphärenläufer nickte, da er es ja bereits wusste.

    „Was wird sein, wenn das Menschenkind scheitert, oder es sich gänzlich von uns abwendet, oder vorher zu Tode kommt?", fragte Apollon.

    „Die Hülle des Verkünders kehrte immer wieder zurück zu diesem Ort und so wird es auch bleiben! Solange, bis der Kampf um das große Rad entschieden ist!",antwortete die uralte Mutter,

    „Und bei all euren Bedenken dem bewussten Leben gegenüber bedenkt ebenso, dass sie sich auch über Tausende von Jahren euch unterworfen, euch angenommen, euch geliebt und euch vertraut haben und einige von euch gar zu Geist und Fleisch werden ließen! … Und All das oft nicht ohne, zum Teil große Opfer ihrerselbst! Dennoch stehen sie heute da, stärker und zahlreicher, als je zuvor!

    Ich glaube, nun ist es wohl an der Zeit und an euch, Ihrer zu hoffen und das Eure dafür zu tun! … So bitte ich euch nun um eure Antwort!", schloss die Erdmutter.

    Die Anwesenden berieten untereinander, jedoch war dies nur von kurzer Dauer, bis Hermes schließlich vor die Große Mutter trat und verkündete: „Dieses ist die Entscheidung all derer, die zugegen sind: Wir sind bereit und so soll es sich vollziehen!"

    „Dann lasst uns beginnen, Geist und Fleisch zu vereinen und die Wiederkehr des neu geschaffenen Verkünders zu bereiten!", sagte Gaia.

    Die Elemente und Götter versammelten sich um die Große Mutter und als alle bereit waren, begann die Erdmutter ihre Brust zu öffnen! …

    Im Zentrum, unter der Mitte des uralten Baumes brach die Erde auf und aus den tiefsten Tiefen begann Magma empor zu steigen, tiefrot wie Feuer, umspielt von einem feinen blaues Leuchten.

    Wenn jemand gewagt hätte, in die Tiefe des Abgrundes zu blicken, so hätte er in diesem Augenblick vielleicht das pulsierende Herz der Erdmutter zu sehen vermocht …

    Als sich die Erde wieder geschlossen hatte, lag vor ihnen ein gewaltiger Glutball, der sich ständig zusammenzog und wieder ausbreitete, er pulsierte!

    Das feine blaue Leuchten, welches das Magma immer noch umgab, schützte das, was außen lag vor der Hitze des Glutballes und zugleich den Glutball selbst vor einem Erkalten von außen.

    „Dieses sind Herz, Leib und Feuer des neuen Verkünders!, erhob schließlich die Große Mutter das Wort, „An euch ist es nun, ihm das zu geben, was euch selbst ausmacht!

    Alle Anwesenden traten ein wenig zurück und bildeten einen Kreis um den pulsierenden Glutball.

    „Lasst uns denn beginnen", sagte Votan, und trat aus dem Kreis als Erster heraus. Langsam schritt er auf den Glutball zu und als er ihn fast erreicht hatte, streckte er seine Hand in Richtung des pulsierenden Magmas aus.

    Kurz bevor er den Glutball berühren konnte, endete seine Handbewegung und das blaue Leuchten sprang auf ihn über …

    Die anderen im Kreis konnten beobachten, wie in dem blauen Licht etwas von Votan zum Glutball hinüber floss oder gar gesogen wurde …

    Dann brach der Kontakt zwischen ihnen wieder ab und der Glutball schien nun etwas heller zu leuchten als zuvor!

    … Für Votan jedoch war er nun unberührbar geworden!

    „Es ist getan!", sagte Votan nach einer kurzen Weile, bevor er sich zurück in den Kreis begab.

    Nach und nach traten die anderen Elemente und Götter vor und vollzogen das Ritual, welches am Ende die Belebung des neuen Verkünders erschaffen sollte!

    Neun lange Herzschläge der Großen Mutter weilte das Ritual! Einen Herzschlag für jedes der acht Elemente!

    und einen für die Götter!

    „Es ist getan!, sagte die Große Mutter schließlich, „Nun ist es an dir! Sie nickte dem Avatar der Ebenen der Teilung zu! Und der Sphärenläufer nahm entgegen, was das Ritual hervor gebracht hatte und er stieg empor, um es der Hülle Ak`Kuls zu überbringen …

    Es war bereits eine Weile vergangen, als sich die Hülle Ak`-Kuls plötzlich aufzublähen begann, um kurz darauf wieder in sich zusammenzufallen.

    In seinem Inneren schwoll ein Leuchten an und wieder begann er sich aufzublähen, jedoch nicht so stark, wie beim ersten Mal. Dann sank seine Hülle scheinbar wieder ein, jedoch auch das weniger als beim ersten Mal.

    Dieses wiederholte sich mehrere Male und mit jedem Mal wurden die Bewegungen etwas ruhiger und gleichmäßiger, während das Leuchten sich langsam weiter mehrte!

    „Er pulsiert!", sagte Dana, fast ein wenig gerührt. …

    „Ja! Aber er hat den Zenit der Himmelskuppel bereits überschritten!", erwiderte die Uralte Mutter, „Für ihn gibt es hier jetzt nichts weiter zu tun, als seine Reise fortzusetzen. Aber er wird hierhin zurückkehren, so wie immer …

    und dann wird er sein Werk beginnen!"

    Das Fest ist vorüber

    Es war ein rauschendes Fest! Ein großes Fest, an dem die Rückkehr der Vögel und der Fruchtbarkeit gefeiert wurde und die damit zuvor verbundene Zeit der langen Raunächte nun endlich vorbei war.

    Insgesamt 3 Tage dauerten die Festlichkeiten, an denen die große Mutter geehrt wurde, den Göttern Opfer gebracht wurden, den Ahnen gedacht und zugehört ward und nicht zuletzt mit viel Speis und Trunk, Tanz und Spielmannskunst gefeiert wurde, so dass niemand Zweifel haben würde, dass das Leben zurückgekehrt war. All jene, denen es irgend möglich war, hatten das ihrige dazu beigetragen, dass dieses Fest in Erinnerung bleiben würde.

    Auch jetzt, nachdem das Fest vorüber war und die meisten mit der Müdigkeit zu kämpfen hatten, brachten die ersten warmen Sonnentage unnatürlich viel Leben nach Ishad`Nha. Die Müdigkeit und Sorgen der kalten Zeit schienen bei den meisten Menschen des Dorfes längst vergessen.

    Die Menschen des Dorfes, aber auch Besucher aus nahen Ansiedlungen belebten schon früh die angelegten Wege, Hütten und Warenstände in den Sonnen-getränkten Lichtern dieses Morgens.

    Ishad`Nha war im Vergleich zu den anderen unweiten Ansiedlungen wohl eins der größeren Dörfer zu nennen. 280 Häupter, groß und klein, 40 Hütten, Behausungen, Höfe und Ställe hatten sich dort eingefunden und gebildet, um gemeinsam ein gutes Leben zu erwirken.

    Neben den zwei großen Clans, derer der Tamronns und derer der t`Negans, welche einen Großteil der Selbstversorgung des Dorfes übernahmen, hatten sich mit der Zeit auch anderes Handwerk oder Fertigkeiten verschiedenster Art niedergelassen.

    So waren in Ishad`Nha inzwischen Schmiedekunst, Kürschner, Bogner, Tuchmacher, Heil- und Kräuterkundige und andere Fertigkeiten vorzufinden und man betrieb regen Handel mit den umliegenden Ansiedlungen, wie zum Beispiel dem kleinen Dorfe Kerath, welches unterhalb des kleinen Wasserfalls am Fuße des Horig-Berges lag.

    Gleich, in welchem Dorf oder welcher Ansiedlung das Fest begangen wurde: Alle waren froh gestimmt, ob der Zeit, die jetzt kommen möge …

    Doch zugleich wussten die meisten auch, dass es wohl kein Jahr wie die anderen werden würde! Denn an der Himmelskuppel war nach langer Zeit wieder „Ak`Kul" zurückgekehrt und sein Erscheinen besagte immer große Veränderungen voraus.

    Viele im Dorf kannten seinen alten Namen nicht mehr, sondern nannten ihn „den Verkünder", so wie die Bruderschaft ihn nannte, wenn sie vom Schweifstern sprach.

    Die Augen der Bruderschaft

    Bruder Milo hielt sich bereits seit einem Mondkreis in Ishad`Nha auf. So sollte es nicht auffallen, dass es seine Aufgabe war zugegen zu sein, wenn sich der Verkünder auf dem Sterngewölbe zeigen würde.

    Er hielt sich bei den Feierlichkeiten so gut es ging zurück, doch er wollte auch keinen Argwohn hervorrufen. Je weniger er beachtet wurde, umso leichter konnte er beobachten, was sich im Dorfe zutrug.

    Ja!, dieses Jahr war ein besonderes Fest, in vieler Hinsicht.

    Denn in diesem Jahr, genauer gesagt, in dieser Nacht des Festes kehrte auch der Verkünder auf die Himmelskuppel zurück. Die Menschen des Dorfes waren uneins darüber, ob er Heil oder Unheil verkündet. Aber alle glaubten sie, dass er Veränderung bringen wird. Und die Mischung aus Furcht, Hoffnung und Unsicherheit ließ sie das Fest besonders groß gestalten.

    Aber mit jedem weiteren Trunk wurden die Sorgen ein wenig kleiner und bei manchen waren sie schon völlig verschwunden, als der Verkünder hell leuchtend mit seinem gleißenden Schweif auftauchte.

    Das, was die Menschen im Dorf über den Verkünder wussten, hatten sie von ‚der Bruderschaft’ gehört.

    Die Bruderschaft war eine Gemeinschaft von Wissenssuchern aus den nahen und fernen Regionen, die das Gefüge zwischen Weltenscheibe und Himmelskuppel, zwischen Menschen und Göttern erforschten und zu deuten versuchten. Man sagt, ihre Vorväter seien dereinst von den Göttern selbst erwählt worden und mit ihnen gemeinsam über die Weltenscheibe gewandelt.

    Die meisten Menschen des Dorfes verwandten jedoch nicht sehr viel Zeit mit den Lehren der Bruderschaft, sondern widmeten sich ihrem Tagwerk, den Familien, oder dem noch immer währenden Brummen in ihren Met-getränkten Schädeln.

    So hatten die meisten auch nicht sonderlich Kenntnis von der Geburt eines Kindes im Hause ‚Tamronn’ genommen.

    Auf dieses Kind hatte ich ein besonderes Auge!

    Zum einen war es in der Nacht des Verkünders geboren worden, zum anderen war es das Kind von ‚Amber Tamronn’, einer Tochter ‚Ulegh Tamronns’, dem Stammesführer seines Clans. Ich erwähne dies, weil Uleghs Mutter selbst eine Sterngeborene war.

    Dieses Kind war folglich sowohl ein Sterngeborenes, als auch direkter Nachkomme aus der Linie einer Sterngeborenen. Dass Amber Tamronn ihr Kind ausgerechnet in dieser Nacht gebar, war beunruhigend.

    Schon zuvor hatte mich die Bruderschaft beauftragt, unerkannt während der kommenden Zeit im Dorf zu verweilen und die Entwicklung zu beobachten. Unerkannt deshalb, weil unsere Bruderschaft den Nachkommen Sterngeborener klare Weisungen gab, wie mit dieser, von den höheren Mächten übertragenen Verantwortung umzugehen sei.

    Doch solche Worte an Kindeseltern, die eigene Vorstellungen über das Werden ihres Sprösslings haben, verlieren schnell ihre Kraft, wenn die Lehrenden nicht mehr zugegen sind. Und die Gewissheit, dass das eigene Kind etwas Besonderes sei und zu höherem berufen, mag wohl in allen Stämmen oder Clans gleich sein.

    Eine Gewissheit, die schnell Oberhand gewinnt über unsere, mehr als tausend Jahre währenden Erkenntnisse über die:

    „ Blutlinien der Sterngeborenen "!

    Die Blutlinien der Sterngeborenen

    (aus den Aufzeichnungen von Bruder Milo)

    4Wochen vor Erscheinen des Verkünders war der letzte Abend, an dem sich die Bruderschaft wieder zu einer Zusammenkunft einfand.Jeder Bruder reiste eine gewisse Zeit durch die Lande und sammelte Wissen und Informationen, die in regelmäßigen Abständen ausgetauscht wurden. Das über viele Generationen gesammelte Wissen der Bruderschaft über die Erdenscheibe und die Himmelskuppel war so umfassend, dass es für den Einzelnen kaum möglich war, die Einzelheiten Allens zu kennen. So kam es, dass sich die Mitglieder der Bruderschaft einem Wissensgebiet in besonderem Maße widmeten. Zu ihren Aufgaben gehörte dann auch, ihre Erkenntnisse so zusammen zu fassen, dass ein jeder Bruder Grundwissen über alle Bereiche erhielt.

    Jetzt, da beim nächsten Schwarzmond wieder die Nacht des Verkünders bevorstand, wurde allen der Bruderschaft nach neuestem Wissen Kenntnis gegeben. …

    Kileg Gatall, der 1te der Bruderschaft, stand auf und blickte um sich. Die Gespräche der Brüder untereinander verstummten.

    „Seid willkommen, Brüder! Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus! … Ereignisse, die lange zurück liegen, und Schatten, die man kaum sehen kann. Er machte eine Pause, bevor er weiter sprach: „Uns steht bald wieder die Nacht des Verkünders bevor! Nun… gehört habt ihr schon alle von ihm, aber gesehen hat ihn von Euch noch keiner!

    Die Zuhörer nickten.

    „Deshalb will ich Euch sagen, was ihr alle darüber wissen solltet. Unsere Sternkundigen haben dieses Ereignis über viele Generationen erforscht! Unsere Aufzeichnungen lassen noch nichts Endgültiges über den Verkünder selbst sagen, aber wir wissen um seine Bedeutung für eine, … jene Kindesgeburt!"

    Der Erste Bruder ließ seinen Blick in die Runde schweifen. Als er sich der Aufmerksamkeit der anderen Brüder gewiss war, fuhr er fort: „Nur wenigen Menschen ist Gelegenheit gegeben, die Ankunft des Verkünders zwei mal in einem Leben zu erfahren.

    Wenn er uns verlässt, dauert es meist vier Generationen, bis er wiederkehrt. Unsere Aufzeichnungen besagen, dass bis zu seiner Wiederkehr fast 150 Sonnenwenden vergehen … So lange dauert das Rad von Ak`Kul!

    Es war ungewöhnlich, dass der Erste Bruder den alten Namen verwendete, zumal die Bruderschaft angewiesen war, in den Dörfern und Siedlungen ausschließlich den Namen „Der Verkünder" zu gebrauchen.

    „Obwohl dieses Ereignis so selten zu erforschen ist, sehen wir gewiss, fuhr der erste Bruder fort, „dass jene Nächte eine bedeutende Auswirkung auf die Menschen und ihre Umgebung haben. Kileg Gatall hielt kurz inne: „Vieles können wir noch nicht erklären, aber folgendes scheint gesichert:

    Der Blick auf die Sternenkuppel in einer solchen Nacht schien einige Menschen ihrer Sinne zu berauben. Es wird berichtet, dass solche Menschen Dinge gesehen haben und Stimmen hörten, welche sie aufforderten, „zu suchen! Ob ihrer Verwirrung und ihres seltsamen Verhaltens lässt sich hierzu nichts Genaueres berichten, außer, dass sie scheinbar nicht das Gleiche gehört und gesehen hatten.

    Ich weilte im Auftrag der Bruderschaft häufiger unter den Dörflern und so machte ich die Erfahrung, dass gerade an Festlichkeiten vieles verabreicht und zu sich genommen wurde, was diesen Teil leicht erklären konnte, aber darüber wollte keiner in der Bruderschaft gerne und offen sprechen.

    Ebenso geht aus den Aufzeichnungen unserer Bruderschaft hervor, dass die Neugeborenen einer solchen Nacht später großen Einfluss auf ihre Umgebung nahmen, ausgestattet mit starker Aura und, zum Teil, außergewöhnlichen Talenten. Ihre Nachkommen schienen jedoch diese Begabung wieder zu verlieren.

    … „Auch hier glaube ich, fuhr Kileg Gatall fort, dass es wohl-möglich damit zusammenhängen könnte, dass man jene Sprösslinge so sehr ins Auge nahm, dass man sah, was man sehen wollte und zugleich die Dinge von Bedeutung nebenher übersah."

    „Dennoch erfüllen mich zwei Dinge mit besonderer Sorge!", fügte er hinzu, „In den älteren Schriften wird überliefert, dass die Vereinigung zwischen Nachkommen zweier Sterngeborener ein Kind hervorbrachte, welches einem Dämon in Menschengestalt gleich kam, oder gar selbst einer gewesen sein mochte!

    Noch in der Wiege kamen Menschen in seiner Nähe zu schwerem Schaden, wenn es nicht seinen Willen bekam. Im Alter von drei Jahren beschloss der Clan das Kind zu töten. … Mit ihm starben noch neun Krieger, als das Kind spürte, was ihm bevor stand!

    Deshalb führen wir genau Schrift über die Töchter und Söhne des Verkünders und weisen deren Blutlinien, niemals eine Verbindung mit einem anderen Sternenkind oder deren Nachkommen einzugehen! Wir haben allen Schrecken und Unbill zwischen der Erdenscheibe und der Himmelskuppel heraufbeschworen, falls dieses doch geschehen sollte.

    Aber mit der Zeit vergessen die Menschen, zumindest schwindet die Furcht mit jedem weiteren Sonnenaufgang. …"

    Kileg Gatall blickte in die Runde:

    „Das solltet ihr wissen, bevor ihr wieder eurer Wege geht, neues Wissen zu suchen. …

    Diejenigen unter euch, die bereits benannt sind, sollten nun ihre Folianten mit meinen Weisungen aufnehmen und die zugewiesenen Ortschaften aufsuchen, um sich zunächst dort unauffällig einem Tagwerk zu widmen. Unsere Sternkundigen werden derweil die Zeit nutzen, Weiteres über die Bedeutung des Verkünders herauszufinden. Zwei Tage vor Ankunft des Verkünders werden wir uns hier noch einmal zusammenfinden."

    Ich wunderte mich, dass Kileg Gatall jetzt die Zusammenkunft zu beenden schien, hatte er doch von zwei Dingen gesprochen, welche ihn mit besonderer Sorge erfüllten.

    Hatte er es vergessen? Nein! Dafür war sein Geist zu wach! Oder hatte er mit Absicht die Ereignisse eines neunten Rades nicht erwähnt?

    Der Erste Bruder breitete seine Arme über seine Brüder aus und neigte sein Haupt: „Geht nun… Es sei Glück und Weitsicht auf euren Wegen!"

    Mit diesen Worten war die Zusammenkunft der Bruderschaft offiziell beendet. Jedoch dauerte es noch eine geraume Weile, bis sich die Versammlung auflöste. Hier und da bildeten sich Gruppen und es wurde besprochen und Wissensdurst gestillt.

    Ich und die anderen, die benannt und unterwiesen waren, machten sich auf ihren Weg. Wir wussten, was zu tun war!

    Mein Weg würde mich ins Dorf Ishad`Nha führen und dort würde ich ein Auge auf die werdenden Mütter haben.

    In Ishad`Nha waren 3 Frauen schwanger:

    Die erste war Amber Tamronn, aus der Blutlinie einer Sterngeborenen! Ihr galt meine vorderste Aufmerksamkeit, zumal ihre Niederkunft zur Zeit des großen Festes und somit auch der Wiederkehr des Verkünders bevorstand.

    Die zweite war die Frau des Schmieds, aber ihre Schwangerschaft war erst seit wenigen Wochen gewiss.

    Die dritte war Cirana t`Negan, Tochter von Gwinra t`Negan. Auch sie war die Tochter eines Sternenkindes! Sie weilte seit einigen Tagen nicht mehr im Dorfe, da sie Verwandte im Dorf Kerath besuchte. Ihre Niederkunft wurde aber erst beim nächsten Hochmond erwartet. Um sie konnte ich mich also später kümmern.

    Trotzdem beunruhigte mich, dass 2 Clans von Sterngeborenen in einem Dorf lebten, in dem Dorf, welches mir zugewiesen war.

    Ich würde sehr wachsam sein müssen…

    (Ende der Aufzeichnung)

    Die Heilerin

    Es war auch heute wieder spät geworden. Aljanra Shakii hatte die letzten Tage sehr viel zu tun gehabt.

    Das große Fest war seit 5 Tagen vorüber, aber immer noch klagten die Menschen im Dorf über Kopfschmerz und Leibdruck.

    Das wunderte sie nicht, denn es war sehr viel Gerstensaft und Met geflossen und die Völlerei besorgte ihr übriges. So hatte sie unzählige Tränke, Kräuter und Salben zubereitet, die den Menschen hier Linderung brachten.

    Nun, solche Feste trugen immer ihre Folgen, aber so schlimm war es noch nie, seit sie vor vier Jahren ins Dorf gekommen war und sich als Heilerin verdingte und niederließ.

    Eigentlich schenkte man ihr dort nicht sehr viel Aufmerksamkeit, aber nach den meisten Festen war sie für mehrere Tage die begehrteste Frau des Dorfes. Aljanra musste bei dem Gedanken ein wenig schmunzeln.

    Sie schüttete den Inhalt eines Mörsers, einige zerriebene Kräuter, in einen Lederbeutel, verschloss ihn und legte ihn zu einigen anderen Beuteln, die sie schon für die morgigen Besuche der Kranken vorbereitet hatte.

    Eigentlich wollte sie heute noch bei Amber Tamronn nach dem rechten schauen, die in der Nacht des Festes ihr Kind zur Welt brachte. Aber es war schon nach Mitternacht und so beschloss sie, diesen Besuch auf Morgen zu verschieben. Wahrscheinlich war sie die Letzte, die sich heute Nacht noch nicht zur Ruhe gelegt hatte.

    Das Einzige, was sie hören konnte, waren die Regentropfen, die seit Anbruch der Dämmerung auf das Dach ihrer Hütte prasselten.

    Aljanra stand auf und ging zur Pforte, um sie zu öffnen. Die Zubereitung mancher Tränke hinterließ doch einen recht intensiven Geruch und so wollte sie noch ein wenig frische Luft hereinlassen, bevor sie ihr Nachtlager aufsuchte.

    Sie blickte hinaus in die Dunkelheit …

    Die Kerzen und Feuer in den anderen Hütten waren längst gelöscht und der Regen verschleierte die restlichen, noch sichtbaren Konturen des Dorfes.

    Nach den letzten warmen Tagen brachte der Regen angenehme Abkühlung. Aljanra sog die Luft ein, es roch nach feuchter Erde und Laub. Sie liebte diesen Geruch!

    Die Heilerin verbrachte viel Zeit in der Abgeschiedenheit des Waldes bei der Suche nach Kräutern und ihrem Studium. Manchen Dorfbewohnern war es ein wenig unheimlich, dass sie aus einem leichten Wind die Düfte von vielen Pflanzen zu unterscheiden wusste.

    Auch wusste sie, dass hinter vorgehaltener Hand darüber geredet wurde. Einige vermuteten sogar, dass unter ihren Ahnen wohl ein Wildtier gewesen sein möge: vielleicht ein Reh … oder ein Wolf?!…

    Es war unausweichlich, dass weitere Überlegungen zu Anderswesen, Dämonen und Schlimmerem führten. Deshalb vermied sie es, ihre Talente all zu oft zu zeigen, obgleich es ihr auch Respekt verschaffte.

    „Respekt? Wohl eher Angst! Ein zweischneidiges Schwert der Macht.", sinnierte sie, während sie in den Regenschleier blickte.

    Die Heilerin kehrte langsam aus ihren Gedanken in die Gegenwart zurück und bemerkte, dass sie ein wenig fröstelte ob der kühlen Nachtluft.

    Sie schloss die Pforte wieder und kniete sich vor eine Schale mit Wasser, wusch sich Hände und Gesicht und schlüpfte in ihr Nachtgewand. Sie blickte sich noch einmal in ihrer Hütte um und verspürte ein Gefühl der Zufriedenheit. Sie löschte das Licht und machte es sich auf ihrem Nachtlager gemütlich.

    Aljanra hatte beschlossen, dass alles gut war, so wie es ist! …

    Später Besuch (Teil I)

    Ein leises Geräusch vor der Hütte ließ den sanften Fall in die Dunkelheit der Nachtruhe abrupt enden!

    Aljanras Sinne waren schlagartig wieder da. Sie blieb still liegen. Es war immer noch dunkel und es schienen nur wenige Augenblicke vergangen zu sein, da sie sich zur Ruhe begab.

    Sie schärfte ihre Ohren: … Regen … und leise, schmatzende Geräusche … Das waren Schritte im aufgeweichten Regenboden! Und sie näherten sich ihrer Pforte!

    Leise griff die Heilerin nach einem Messer, dass sie stets neben ihrem Nachtlager bereit hielt und ließ es unter der Decke verschwinden. Die Schritte endeten unmittelbar vor ihrer Pforte. Aljanra spürte das Blut in ihrem Hals pochen

    „Heilerin?" …

    Ein leises Flüstern glitt aus der Dunkelheit durch die Pforte von Aljanras Hütte und war fast nicht zu hören. Aljanra brauchte einen Moment, um die Situation neu zu ordnen.

    „Heilerin!?, sagte die Stimme erneut, „ Darf ich eintreten? … Bitte! und das Flüstern wechselte in ein zitterndes Flehen.

    Aljanra überlegte einen Atemzug, ob sie antworten sollte. In dem Moment erkannte sie, trotz der Dunkelheit, dass die Pforte bereits leise geöffnet wurde.

    Die rechte Hand der Heilerin schloss sich fester um das Messer. Langsam glitt sie unter der Decke hervor und schlich lautlos in eine andere Ecke der Hütte, die in noch tieferem Dunkel lag. Wenn der Fremde sie auf ihrem Nachtlager wähnte, so würde sie einen kleinen Vorteil haben.

    Durch die halb geöffnete Pforte schlüpfte eine verhüllte Gestalt, schloss die Pforte wieder vorsichtig und verharrte am Eingang.

    Aljanra blieb im tiefen Schatten und versuchte im Dunkel den Abstand zu der verhüllten Person abzuschätzen. Da sie noch mehrere Schritt entfernt war, zu viele für einen überraschenden Sprung, blieb sie in ihrer Deckung der Nacht und wartete ab, was der Eindringling als nächstes tun würde.

    „Heilerin? … Aljanra!"

    Die Heilerin war irritiert, die fremde Gestalt flüsterte ihren Namen. Und diese Stimme kam ihr bekannt vor. „Cirana?, Aljanras Stimme klang unerwartet laut in der Stille der Dunkelheit. Die verhüllte Gestalt zuckte zusammen und versuchte sich zu orientieren, woher die Stimme kam: „Ja! … Wo seid ihr?

    Die Heilerin trat aus dem tiefen Schatten heraus: „Was willst du hier zu so später Stunde?", fragte sie, während sie die unerwartete Besucherin genau im Auge behielt, soweit es die Dunkelheit der Nacht möglich machte.

    Als der Eindringling die Kapuze in den Nacken zog, glaubte Aljanra das Antlitz von Cirana

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1