SchlauLernTipps
By Maria Kruse
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About this ebook
deshalb geht ihre Bildung alle etwas an!
Um Bildung von Kindern kümmern sich neben den Eltern viele Berufsgruppen. Häufig findet kein regelmäßiger Austausch untereinander statt, was bei Schwierigkeiten schnell zu Frust führt.
Dieses Buch beruht auf der Idee, dass gezielte Kommunikation der wertvollste Weg ist, um Probleme im Bildungs- und Erziehungsalltag zu lösen. Es bündelt relevante Aspekte zur ganzheitlichen Versorgung
von Kindern und zeigt Hilfestellungen für den Alltag auf.
Leitfäden für Einrichtungen und verschiedene Berufsgruppen sollen die Zusammenarbeit erleichtern und transparent gestalten.
Gleichzeitig bekommen Eltern und Lehrer praktische Hilfen, um das Schulleben erfolgreich und entspannt zu meistern.
SchlauLernTipps bietet jedem Leser die Möglichkeit, je nach Bedarf bestimmte Themen oder Prozesse auszuwählen und für sich zu nutzen. Es ist Zeit zu handeln - fangen wir an!
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Book preview
SchlauLernTipps - Maria Kruse
Wer bin ich?
Nach meiner Ausbildung und dem Studium zur Ergotherapeutin habe ich mich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert. Von Beginn an legte ich großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Eltern, Schulen und Kindergärten.
2013 entwickelte ich das Konzept Hippe Kids und begann im selben Jahr mit der Durchführung an einer Grundschule in Ibbenbüren. Der Ansatz dieses Konzeptes beinhaltet präventive ergotherapeutische Maßnahmen zu den Schwerpunkten Grob- und Feinmotorik, Sozialverhalten, Konzentration und Handlungsplanung direkt im Schulkontext.
Um auch fachgerecht in den Bereichen Mathematik und Deutsch therapeutische Hilfestellung leisten zu können, absolvierte ich im Jahr 2014 eine Ausbildung zur Dyslexie- und Dyskalkulietherapeutin des Bundesverbandes für Legasthenie und Dyskalkulie (BVL). Hier erwarb ich die Kompetenzen, fachbezogene Diagnostik, in Verbindung mit medizinischen Gutachten, zu erstellen und ausgeprägte Lernstörungen zu behandeln.
Die Kombination der unterschiedlichen Ansätze ermöglicht es mir, die Kinder ganzheitlich wahrzunehmen und individuelle Förderpläne aus pädagogischer und medizinisch-entwicklungsbezogener Sicht zu erstellen.
Resultierend aus meiner Arbeit mit Hippe Kids entstand bis heute eine immer engere Zusammenarbeit mit den Institutionen in Ibbenbüren, Mettingen, Recke und Westerkappeln.
Seit 2016 bin ich zusätzlich Inhaberin der lernund ergotherapeutischen Praxis PLEmobil in Mettingen, um auch außerhalb der Institutionen Kindern und Eltern therapeutische Hilfe anzubieten. Wir haben uns auf die Grundlagen und Voraussetzungen für das schulische Lernen spezialisiert.
Warum dieses Buch?
In meinem Arbeitsalltag wird deutlich, dass Kommunikation und fachlicher Austausch an der richtigen Stelle zu kurz kommen. Genau auf dieser Erfahrung beruhen die Motivation zu diesem Buch und seine Entstehung.
Durch meine Arbeit an verschiedenen Schulen habe ich in den letzten Jahren viele Erfahrungen und Eindrücke von Lehrern, Kindern und Eltern gesammelt. Die Ratlosigkeit im Umgang mit den immer jünger werdenden Kindern, den zunehmenden zusätzlichen Bedürfnissen im Schulalltag und der nicht zufriedenstellenden Personalsituation ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Es gibt Idealvorstellungen und gute Ideen, um die Situation zu verbessern. Die Umsetzung scheitert jedoch an den mangelnden personellen und finanziellen Ressourcen. Auch vonseiten der Medizin steigt die Unzufriedenheit, da die Ärzte indirekt von den auftretenden Problemen in den Schulen betroffen sind.
Die Zusammenarbeit mit Ärzten, Lehrern, Eltern und Kindern zeigt, dass der wertvollste und effektivste Weg die ganzheitliche und multidisziplinäre Kommunikation ist, um Wissen weiterzugeben und zu kombinieren.
Ein klares Konzept hierfür gibt es bisher nicht und deshalb gehen wichtige Informationen über die Kinder verloren, Frust entsteht und jeder versucht aus seiner Profession und Institution heraus, das Beste zu tun.
Mit der Zeit entstand die Idee, relevante Aspekte einer effizienten und ganzheitlichen Versorgung von Kindern in einem umfassenden Konzept zu bündeln und so eine einfache und praktische Hilfestellung zu bieten.
Vorwort.
Vorworte sind immer das, was ich am Anfang eines Buches überlese, weil es dann noch länger dauert. Nun habe ich plötzlich das dringende Bedürfnis, trotzdem eins zu verfassen.
Warum?
Ich will kurz erklären, was das Ziel dieses Buches ist. Das Buch soll, basierend auf unserer Erfahrung, unterschiedliche Blickwinkel aufzeigen und für gegenseitiges Verständnis sorgen. Gleichzeitig können gemeinsame Lösungen gefunden werden, wenn eine Perspektive aus der gleichen Richtung vorhanden ist.
Alle haben ihre Berechtigung für ihren Blick, ihre Einschätzung und ihr Verhalten.
Ein Wechsel der Perspektive bringt möglicherweise Verständnis für das Gegenüber. Und genau das will dieses Buch: Verständnis füreinander erzeugen, um Lösungen zu finden.
Es geht in diesem Buch nicht um bloße Daten- und Faktenvermittlung, sondern um die Idee, Dinge pragmatisch zu verändern und die Perspektive zu wechseln! Dieses Buch verfolgt das Ziel, dass am Ende bei allen Lesern ein größeres gegenseitiges Verständnis herrscht und sich jeder aussucht, was er nutzen kann und will.
Während des Schreibens ist mir deutlich geworden, dass in diesem Buch viele verschiedene Zielgruppen angesprochen werden. ELTERN, LEHRER, ERZIEHER UND THERAPEUTEN können von ihm profitieren. Aufgrund der Vielseitigkeit und der vielen unterschiedlichen Blickwinkel war es schwer, jedes Kapitel so zu schreiben, dass es gleichzeitig alle Zielgruppen anspricht. Deshalb ist es sinnvoll, dass Sie auswählen, was für Sie relevant ist.
Kapitel 1 bis 4 sprechen alle an, die inhaltliche Tipps und Erklärungen suchen. Kapitel 5 bis 7 beschreiben die strukturellen Herausforderungen, Möglichkeiten und Abläufe einer interdisziplinären Zusammenarbeit. Diese Aspekte sind in erster Linie für INSTITUTIONEN und THERAPEUTEN interessant. Dennoch kann es für jeden Leser von Nutzen sein, einen Blick in die unterschiedlichen Perspektiven zu werfen.
Entscheiden Sie sich für Ihre Sichtweise!
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Systemwandel und Perspektivwechsel.
1.1 | Ich denke, du denkst – einander wahrnehmen und verstehen lernen
1.2 | Unterschiedliche Perspektiven als Chance zur Entwicklung
1.3 | Wer denkt und kommuniziert wie? Ein Beispiel aus der Praxis.
Systemwandel und Perspektivwechsel.
1.1 | Ich denke, du denkst – einander wahrnehmen und verstehen lernen.
Was ist eigentlich Denken und Kommunizieren? Schließlich tun wir das jeden Tag – ob wir wollen oder nicht. Bei genauerem Nachdenken wird einem bewusst, dass jede Tat, jede Entscheidung, jedes Erlebnis, alle Gedanken aus der Vergangenheit eigentlich nur eine Rolle spielen, weil wir darüber nachdenken und mit unserer Umwelt kommunizieren.
Es lohnt sich also, einmal näher zu betrachten, was Denken eigentlich bedeutet. Das kann helfen, seine Mitmenschen besser zu verstehen. Außerdem brauchen wir dieses Wissen, um die Perspektive wechseln zu können.
„Denken als mentale Aktivität kann in Zusammenhang gebracht werden mit Informationsverarbeitung, Erkenntnisgewinnung und Problemlösung, wobei der Problemlösung große Bedeutung zukommt. Jeder Mensch kann denken, wobei die Fähigkeiten je nach Person unterschiedlich ausgeprägt sein können. Doch auch Denken kann durch den Einsatz von Denkwerkzeugen verbessert werden." (HESSE, 2009, S. 11)
„Denken ist die seelisch-geistige Tätigkeit, Bedeutung und Sinnzusammenhänge zu erfassen und herzustellen." (STANGL, 2020)
Was lernen wir daraus? Denken sieht man nicht – es geschieht in unseren Köpfen. Dieser Prozess ist immer absolut individuell und personenbezogen. Wir sehen nur das Handeln der Einzelnen. Wir ziehen wegen unterschiedlicher Verhaltensweisen und Äußerungen Rückschlüsse auf den Charakter und die Denkweise eines Menschen. Aber wir wissen nicht, was ihn tatsächlich zu seinem Tun bewegt hat. Um es ganz pragmatisch zu formulieren:
Jeder lebt und denkt in seiner Welt.
Jedes Individuum hat einen ganz eigenen Erfahrungsschatz, ganz eigene Erlebnisse, eigene Verknüpfungen – völlig subjektiv und basierend auf den ganz eigenständig gesammelten Informationen und Rückschlüssen. Wir sagen also, was wir denken, oder entscheiden Dinge, nachdem wir gedacht haben – möglicherweise hätte ein anderer Mensch in genau derselben Situation etwas ganz anderes entschieden.
Nur weil wir das Resultat einer Handlung sehen, wissen wir noch lange nicht, was derjenige gedacht hat. In den seltensten Fällen wissen wir von unserem Gegenüber so viel, dass wir wirklich einschätzen können, warum er so handelt, wie er handelt, und denkt, wie er denkt, warum er entscheidet, wie er entscheidet, und warum er fühlt, wie er fühlt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht – man muss nur einmal darüber nachdenken und sich Zeit dafür nehmen, sich gegenseitig zu verstehen.
Wir lassen uns ALLE von Erfahrungen und von Aussagen durch die Außenwelt beeinflussen. Dadurch hat jeder eine vollkommen andere Sichtweise.
Die Theorie, die genau diese Zusammenhänge beschreibt, ist als Konstruktivismus bekannt. Schon JEAN PIAGET (1946 & 1975) beschrieb die Idee, dass Kenntnisse und Werte nicht von außen vermittelt werden können, sondern konstruiert werden müssen.
Mit anderen Worten, auch die Kinder nehmen auf ihre Weise wahr und entwickeln darauf aufbauend ihre Lernerfahrungen. Die inneren Zusammenhänge versteht man nur, wenn man genau hinsieht und hinterfragt.
Würden wir uns nun die Zeit nehmen, genauer nach den Hintergründen für eine Meinung zu fragen, so könnten wir sicher in vielen Situationen Verständnis aufbringen oder zumindest den Standpunkt des anderen verstehen. Doch leider kommt es dazu allzu oft nicht, weil uns die Zeit fehlt, darüber nachzudenken. Schon ALBERT EINSTEIN hatte diese Erkenntnis. Er sagte:
„Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom."
Nicht selten passiert in der Folge etwas Typisches: Diejenigen, die eine ähnliche Meinung haben wie wir, sind uns sympathisch. Wir solidarisieren uns, weil wir als Menschen grundlegend harmoniebedürftig sind. Wir möchten Ähnlichkeit mit den Menschen um uns herum haben und fühlen uns stark als Mitglied einer Gruppe, wenn wir eine Meinung vertreten. Noch besser fühlen wir uns, wenn wir uns gemeinsam gegen jemanden stellen können, der anders vorgeht. Das solidarisiert uns noch mehr und wir fühlen uns noch stärker. In der Gruppe fangen wir jedoch schneller an zu urteilen und unser Denken und Handeln an dem der Gruppe auszurichten, ohne es zu hinterfragen.
An vielen Stellen ist es eben leichter, auf ein Vorurteil zurückzugreifen, anstatt selbst darüber nachzudenken, nachzufragen oder die Perspektive eines anderen einzunehmen.
Das ist menschlich und in der Gesellschaft üblich. Es steht mir auch überhaupt nicht zu, darüber zu urteilen. Mein Entschluss ist allerdings: Denken, ehrlich zu sich und anderen sein und fragen, anstatt urteilen (oder zumindest fragen, bevor ich urteile).
Mit diesem Bewusstsein lassen sich im Alltag viele Probleme durch Kommunikation lösen, weil gegenseitiges Verständnis erzeugt werden kann.
Dadurch, dass jeder in seiner eigenen Denkwelt lebt, kann keinem ein Vorwurf gemacht werden. Dies tun wir trotzdem ganz oft. Jedoch nur, weil wir selbst verstanden werden wollen und unsere eigene Welt natürlich als die richtige Welt erleben. Schließlich befinden wir uns mittendrin und gehen eigentlich davon aus, dass sich die Menschen um uns herum in der gleichen gedanklichen Welt befinden.
Jeder hat das gute Recht, seine Denkweise zu verteidigen – aus seiner Sicht hat er schließlich Recht. Es sollte einem nur bewusst sein, dass alle Denkweisen ihre Berechtigungen haben. Entweder hinterfragt man, um zu verstehen oder eine Einigung zu finden, oder lässt es stehen und spart sich mühevolle Diskussionen (je nach Situation und Laune).
FAZIT
FÜR DIE GRUNDHALTUNG IN DIESEM BUCH:
Betrachten Sie Ihre Gedanken in dem Bewusstsein, dass sie zu Ihrer Welt gehören. Sie haben eine Berechtigung, aber die Gedanken der anderen auch!
Akzeptieren Sie die Denkweisen anderer und fragen Sie nach, um sie zu verstehen. Wenn Sie gemeinsam eine Lösung für ein Problem suchen, diskutieren Sie es aus, stellen Ihre Denkweisen dar und reden Sie miteinander, um das Problem zu lösen. Nicht, um den anderen von Ihrer Meinung zu überzeugen, sondern um eine gemeinsame Ebene zu finden!
Nutzen Sie das miteinander Sprechen, um Konflikte zu lösen und Lösungen zu finden.
1.2 | Unterschiedliche Perspektiven als Chance zur Entwicklung
Es ist ja wie überall im Leben: Wenn wir gegenseitig ständig und immer andere Denkweisen und Meinungen akzeptieren könnten, dann gäbe es keine Kriege, keine zerstrittenen Familien, keine größeren sozialen Katastrophen.
So sind wir Menschen aber nicht. Wir wollen Recht haben, wir wollen gehört werden und wir sind natürlich der Überzeugung, dass unsere Denkweise richtig ist. Sie ist ja schließlich in unserem Kopf – also kann unsere Meinung nur richtig sein.
Möglicherweise gibt es irgendwann in der Zukunft ein Patentrezept für die perfekte Kompromisslösung. Die Frage ist, ob das gut oder schlecht ist. Denn:
Weiterentwicklung entsteht durch unterschiedliche Meinungen, durch Diskussion und durch Konflikt.
Diktaturen lösen sich auf, weil Menschen rebellieren, auf die Straße gehen und sich wehren. Konflikte bewirken, dass Wut sich auflöst und Veränderungen angestoßen werden. Wären wir alle einer Meinung, wir würden vermutlich heute noch glauben, die Erde sei eine Scheibe.
Das heißt, unterschiedliche Denkmuster, verschiedene Wahrnehmungen und Experimente mit neuen Verhaltensmustern sind am Ende eins unserer höchsten Güter. Niemand hat gesagt, dass positive Entwicklung leicht ist. Sie ist aber trotzdem positiv. Die Frage ist nur, wie anstrengend der Weg dorthin wird.
Alles in allem bedeutet dies wohl, dass die unterschiedlichen Perspektiven Fluch und Segen zugleich sind. Es nervt, dass jeder andere Dinge wichtig findet. Es ist zeitaufwendig, dass man sich immer wieder erklären und rechtfertigen muss.
1.3 | Wer denkt und kommuniziert wie?
„Nur wenn wir verstehen, können wir uns kümmern. Nur wenn wir uns kümmern, können wir helfen. Nur wenn wir helfen, können wir das Leben retten."
(JANE GOODALL, VERHALTENSFORSCHERIN)
In diesen Worten steckt viel Wahrheit, wie ich finde. Mal angenommen, wir bleiben bei der Hypothese, dass es eigentlich nur einen gemeinsamen Weg und nicht unbedingt eine absolute Einheitlichkeit in allen anderen Faktoren braucht, dann macht es an dieser Stelle auch Sinn, sich noch einmal klar darüber zu werden, wer welche Schwerpunkte in seiner Denkweise und Meinungsbildung legt.
Vielleicht ist es am anschaulichsten, wenn wir uns ein Kind aus meinem Berufsalltag anschauen und die verschiedenen Einschätzungen der Professionen betrachten.
Anton (Name geändert) ist fünf Jahre alt und hat es im Kindergarten nicht immer leicht. Er hat leichtes Übergewicht, schnelle Bewegungen fallen ihm schwer, zum Malen hat er keine Lust und immer wieder passiert es, dass er sich in die Hose macht. Die anderen Kinder lachen ihn deshalb aus und wollen häufig nicht mit ihm spielen. Anton reagiert darauf wütend und in letzter Zeit passiert es immer wieder, dass er andere Kinder haut oder anspuckt. Die Erzieherin ist besorgt, empfiehlt den Eltern, sich Hilfe zu suchen und Anton in einem sozialpädiatrischen Zentrum untersuchen zu lassen. Die Eltern möchten nicht, dass Anton in eine Schublade gesteckt wird, und versuchen, mit verschiedenen Methoden Anton zu sozialerem Verhalten zu erziehen und ihn so gut es geht zu unterstützen. Irgendwann haben sie den Eindruck, Anton werde von den Erziehern nicht fair behandelt wie die anderen Kinder. Also fangen die Eltern an, Dinge nicht mehr offen anzusprechen. Die Wut wächst.
Im nächsten Elterngespräch eskaliert die Situation. Die Eltern fühlen sich angegriffen, nachdem die Erzieherin gesagt hat, dass Anton heute leider wiederholt ein Kind mit einer Schaufel im Sandkasten gehauen hat. Weiterhin zeige sich nur sehr wenig körperliche Entwicklung. Die Erzieher fordern noch einmal ein, dass Hilfe aufgesucht wird. Die Eltern weigern sich, weil sie sich nicht verstanden fühlen. Am Ende herrschen Wut und Enttäuschung auf beiden Seiten.
Wenig später gehen die Eltern zum Kinderarzt, um über die Entwicklung Antons zu sprechen. Er schätzt die Situation wiederum anders ein und empfiehlt den Eltern, bitte mehr auf die Ernährung
des Kindes zu achten. Weiterhin sei es wichtig, dass er sich deutlich mehr bewege und in einen Sportverein gehe. Durch mehr Bewegung würde er sich sicher bald flüssiger bewegen, Gewicht verlieren und sich wohler fühlen. Außerdem hätte er in einem Verein die Möglichkeit, seine sozialen Kompetenzen zu trainieren.
Die Eltern können die Ratschläge nicht annehmen und fühlen sich erneut angegriffen. Sie sind unzufrieden mit der Gesamtsituation und sehen die Verantwortung in ihrem Umfeld.
Schließlich fängt Anton zusätzlich an, sich regelmäßig einzunässen. Die Eltern suchen Hilfe bei einem Psychologen, weil sie die Ursache in den Verhaltensweisen des Kindergartens sehen. In ihrer Theorie fühlt Anton sich inzwischen so unwohl, dass er aus Angst einnässt.
Der Psychologe rät zu einem Verhaltenstraining und vermutet, dass Anton sich nicht als positiv wirksam erlebt und sich daher typisch negative Muster angeeignet hat. Mithilfe von Tokensystemen und klaren Verhaltensregeln sollen die Eltern nun gemeinsam mit ihm gewünschtes Verhalten trainieren.
Dies funktioniert gut, jedoch nur für ein paar Wochen. Anton schafft es im Kindergartenalltag zwar mehr, sich zusammenzureißen. Jedoch sind die Wutausbrüche zu Hause dafür umso häufiger und heftiger. Fast jede Nacht ist das Bett nass und auch das Durchschlafen und Einschlafen gelingen nur mit immer mehr Mühe.
ELTERN wollen das Beste für ihr Kind. Sie verteidigen es wie die Löwen, wenn es Kritik bekommt, sie stehen für die Wünsche ein und fordern gleichzeitig eine faire Behandlung. Eltern möchten die Geborgenheit und den Schutz so lange wie möglich aufrechterhalten. Deshalb ist es umso wichtiger, sie zu verstehen, wenn es Probleme gibt.
ERZIEHER haben viel Erfahrung mit Kindern, ihrem Verhalten, der Entwicklung und sozialen Verhaltensmustern. Ihnen gelingt es oft sehr schnell, einen zuverlässigen Eindruck zu haben und die Kinder auf ihrem Weg gut zu begleiten. Sie haben die Brille der objektiven Beobachter auf und sind es gewohnt, diese Beobachtungen einzuschätzen und danach zu handeln.
Auch ÄRZTE wollen das Beste für die Kinder. Sie haben die Brille der Medizin auf und müssen sich binnen kürzester Zeit einen Überblick verschaffen und dann das Richtige tun. Sie achten vor allem auf Gesundheit und die physiologische Entwicklung.
PSYCHOLOGEN versuchen zu ergründen, warum Verhaltensweisen,