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Freiheit und Sein als Lebenskunst: Das Trienter Bilderdekret von 1563 und Jean-Paul Sartre im Dialog über Ethik authentischer Freiheit
Freiheit und Sein als Lebenskunst: Das Trienter Bilderdekret von 1563 und Jean-Paul Sartre im Dialog über Ethik authentischer Freiheit
Freiheit und Sein als Lebenskunst: Das Trienter Bilderdekret von 1563 und Jean-Paul Sartre im Dialog über Ethik authentischer Freiheit
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Freiheit und Sein als Lebenskunst: Das Trienter Bilderdekret von 1563 und Jean-Paul Sartre im Dialog über Ethik authentischer Freiheit

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Dieser Band ist eine Zusammenfassung meiner beiden akademischen Arbeiten, der Magister- und Master-These, zu denen ich aufgrund der Gutachten weiter über eine Ethik authentischer Freiheit nachgedacht habe und aus den Anmerkungen "fehlerpädagogisch" gelernt und neue Zusammenhänge gefunden habe. Insgesamt geht es um die Behandlung mehrerer Fragestellungen, die in eine Hauptfragestellung münden: Wie können die exemplarischen, theoretischen und praktischen Entwürfe in der Theorie des spielerischen Verhältnisses von unsichtbarer und sichtbarer Freiheit, Sein, Subjekt und Objekt in Vergangenheit und Gegenwart verortet werden, und wie entsteht daraus eine spezifische, individuelle und kontextualisierte Ethik authentischer Freiheit? Welten, Universen, individuelle Vorstellungen - Alles kann faktisch zum Gesamt-Seins-System werden und sich alles wechselseitig bedingen, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, woraus auch mögliche, ethische Handlungsanweisungen entstehen: Was soll ich in diesem Seins-System jeweils tun? Wie wirkt sich das auch auf meine eigene Freiheit aus, was im historischen Kontext unterschiedlich verstanden wurde? Wie und warum kann ich Freiheit nutzen? Wo liegen die Grenzen meiner Freiheit in Hinblick auf Andere oder die Gesellschaft, die die Freiheit (auch durch Beschränkungen) mit garantiert? Wie bildet sich das vielleicht in einem lebenskünstlerischen Lebenswerk ab? Viele Fragen, viele Möglichkeiten, die einer Lehre vom Sein und der Freiheit in den Werken von Jean-Paul Sartre unterliegen können.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateJul 27, 2020
ISBN9783347085510
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    Freiheit und Sein als Lebenskunst - Hannes Kerfack

    Das Trienter Bilderdekret von 1563

    Einleitung

    Eine Frage zur Annäherung an diese Arbeit war, ob man einen „toten" Gegenstand lieben und vergöttlichen kann? Diese Arbeit entstand aus einem Forschungsprojekt von 2016 und 2017, das nach diesen Formen der Liebe und Gefühle fragt und grundsätzlich erkannte, dass der Mensch in der Lage ist, alles lieben zu können, sodass man von einer Skala der Zuneigung sprechen kann und das sich diese zwischen Freiheit und Gesetz beziehungsweise Theologie und Anti-Theologie bewegt. Denn nicht jede Form der Liebe zu Gegenständen ist auch gott- und christusgemäß, indem Menschen innerhalb der Volksfrömmigkeit auch ihre eigenen Heiligen erstellen und anbeten konnten, und das jenseits der offiziellen Heiligenkriterien liegen konnte.²

    Private, heilige Objekte (Autos, Talismane usw.) vergegenwärtigen nicht unbedingt den christlichen Gott und Jesus Christus oder bilden sie ab. Darin liegt ein Spannungsfeld. Was ist menschliches Werk und was ist göttliches Werk und wie viel Freiheit hat der Mensch, Göttliches für sich selbst zu erschaffen? Wird wirklich der christliche Gott oder ein privater, profaner Gott abgebildet? Bezieht sich das Bild auf ein Urbild, das durch das Bild als Abbild verehrt wird? Oder ist einzig allein das Bild selbst, die Materie, Ort und Gegenstand der Verehrung? Diese Fragen beschäftigen auch die Theologen in der Frage um die Bilder in der Kirchengeschichte. Was sichert eigentlich das Gedächtnis an Gott und wie können symbolische Formen an Gott erinnern?³ Das sind mehr einführende Fragen, die das eigentliche Spannungsfeld zwischen Theologie und Anti-Theologie oder Ethik und Anti-Ethik aufbauen, hinsichtlich Bildern und Objekten, wobei es in diesem Buch mehrere Fragestellungen und Thesen aufgrund der Verbindung gibt und sie durch „einfache" Wissenschaft aufeinander bezogen werden.

    Dieser Teil der Arbeit befasst sich, mithilfe eines praktisch-theologischen „Über-Systems, mit der Bilderund Heiligenverehrung in der spätmittelalterlichen Volksfrömmigkeit, die von einem Streben nach Heil und göttlicher Ordnung im Chaos geprägt ist. Bilder und Heilige dienen der Vermittlung des göttlichen Heils und darüber hinaus sind es Trostspender angesichts von Endzeitängsten oder Fürsprecher für die verstorbenen Verwandten im Fegefeuer.⁴ In der Ostkirche werden die Ikonen auch als „Fenster zum Jenseits⁵ bezeichnet, sodass es Analogien zwischen den Bildkonzepten in Ost und West gibt.

    Kaum erforscht sind die Gefühlswelt und die innere Anziehung, die beim Betrachten von heiligen Bildern aktiviert werden, wie z.B. bei der Erfahrung des Schönen und Ästhetischen.⁶ Goldene Bildränder und mit Edelsteinen besetzte Bildtafeln sind Zeichen der präsenten Heiligkeit Gottes und stellvertretend des abgebildeten Heiligen. Gleichzeitig sind es Werbeelemente, um beispielsweise Pilger und Wallfahrer anzulocken. Bilderdarstellungen können gleichzeitig auch Reliquien sein und die Unterscheidung ist nicht immer klar, höchstens in der konkreten Form beziehungsweise Fläche der Darstellungen. Denn sie beinhalten beide die göttliche Kraft (virtus) des Heiligen, an den sie erinnern und ihn vergegenwärtigen. Dabei stellt sich zudem die Frage, wie man ein Heiliger und Prototyp auf einem abgebildeten Bild wird. Ist das Kriterium des Ausnahmemenschen entscheidend, sodass jeder aufgrund einer besonderen Leistung zum Heiligen wird, oder der Bezug zur Nachfolge und Nachahmung des Lebens und der Passion Christi?

    Mit der Reformation endet in dieser Konfession die Vorstellung, dass die Bilder- und Heiligendarstellungen eine Gnade erwirkende Funktion haben. Sie sind ein Element der Werkgerechtigkeit, da die Verehrung von Bildern, Fürbitte für die Verstorbenen ermöglicht und durch die Verehrung Gnade für sich selbst erlangt werden kann, obwohl der Mensch die Gnade passiv empfängt.

    Im Mittelpunkt stehen das Hören des Wortes durch die Predigt und der Empfang der Sakramente, die zum Glauben an Gott und zur Glaubensgerechtigkeit führen und gegen eine bloße Werkgerechtigkeit gerichtet ist, die eine aktive Verehrung zur Erlangung von Gnade und Heil voraussetzt (z.B. fußfällige Verehrung), wobei auch schon im Rahmen der Bilderverehrung Betonungen der Gnade aus dem Abendmahl auftauchen und es Parallelen der Kritik an der Bilderverehrung gibt.

    Karlstadt und Calvin beziehen sich auf das alttestamentliche Bilderverbot, sodass eine Kultbild-Verehrung von Bildern Götzendienst ist, obwohl es auch andere Bilder im Alten Testament gibt, wie die Cherubim über dem Thron Gottes im Tempel Jerusalems und die Bilderkritik relativiert wird, da die Bilder auch für kultische Zusammenhänge verwendet werden, sie z.B. eine pädagogische Funktion haben und zum Glauben führen können. Andererseits betont Luther, dass die Bilder weder nützlich noch nicht nützlich sind und sie eine religionspädagogische Funktion haben. Sie vergegenwärtigen und erinnern an die Heilsgeschichte (auch schon während der Zeit des Alten Testaments) und unterstützen die Predigt anschaulich während des Gottesdienstes, durch die allgegenwärtigen Bilder im Gottesdienstraum.⁷ Trotzdem sollen die Obrigkeit und der Bischof über den angemessenen Gebrauch der Bilder unterrichten. Sie sind es auch, die in der Frage entscheiden, ob Bilder auf- oder abgehängt werden.

    Auf die durch die Reformation Calvins ausgelösten Bilderstürme, besonders in Frankreich während des ersten Hugenottenkrieges und den Hilferuf des französischen Königtums, reagiert das Trienter Konzil 1563 in letzter Instanz. In einem Dekret über die Heiligen- und Bilderverehrung wird den Bildern ihre Gnade stiftende Funktion abgesprochen, was aber unter anderem im Widerspruch zur spätmittelalterlichen Vorstellung und Volksfrömmigkeit steht und ein Spannungsfeld zwischen Ideal und Wirklichkeit aufzeigt. Obwohl das Gesetz festgelegt wird, bedeutet das nicht unbedingt, dass es auch in der Praxis und im Alltag komplett umgesetzt wird. Das Trienter Konzil grenzt sich nicht allein von der Reformation ab. Sie nähert sich dieser auch an und nimmt auch eine kritische Instanz ein. Gleichzeitig intendiert es einen Religionsfrieden zwischen Katholiken und Calvinisten in Frankreich. Diese historischen Vorgänge und Kontexte haben sich in diesem Dekret von Trient 1563 niedergeschlagen und zeigen, dass Quellen immer auch „im Wachstum" sind und sich individuelle Freiheit immer zu historischen Kontexten und Gesetzen verhält, die die eigene Leidenschaft (oder auch nicht) einschränken können. Denn es wird auch vermutet, dass das Trienter Bilderdekret zu einer Verstärkung der Volks- und Bilderfrömmigkeit geführt haben soll. Letztlich unterliegt dieses aber auch der eigenen Verantwortung gegenüber dem Seins-System Kirche und der Gesellschaft, sodass sich das Individuum in seiner Authentizität auch hier zwischen zwei und mehreren Polen bewegt, wie es sein Leben lebt oder überhaupt leben kann. Denn die Bilderverehrung hat eine Heilsbedeutung, eine Lebensermöglichung, sein Nichts, die Angst vor dem Fegefeuer, sein mögliches Chaos zu überwinden, hin zur Ordnung, zur Freiheit selbst, zur Leidenschaft, was im Spätmittelalter ein entscheidendes, ontologisches Über-System ist. Gleichzeitig soll Rücksicht und Empathie auf die jeweiligen, historischen Kontexte, wie z.B. die Bilderstürme genommen werden und sich mit der Realität, die zu diesen Tumulten geführt hat, auch kritisch auseinandergesetzt werden, um das Leben, die Freiheit, die individuelle Bedeutung der Bilder für den Einzelnen zu schützen beziehungsweise die Grundstandpunkte der Katholischen Kirche, die Wirkung von Gnade durch die Werkgerechtigkeit und nicht allein die Glaubensgerechtigkeit. Aber es gibt dennoch eine Art Kompromissbereitschaft und Annäherung an die Reformation, in Form des Trienter Konzils, um eine Eskalation zu vermeiden. In einem ersten Schritt geht es darum, die Geschichte und Entstehung des Trienter Bilderdekretes anhand der historisch-kritischen Methode, der Quellenanalyse und kritischen Reflexion der Sekundärliteratur, nachzuvollziehen. Das Dekret nimmt unter anderem Quellen aus dem zweiten nizänischen Konzil von 787 und den darauf folgenden Libri Carolini, die Antwort auf die Bilderfrage im Osten, auf. Die Bilderfrage ist nach dem Tridentinum nicht abgeschlossen und die letztgültige Entscheidung liegt in den Händen der Bischöfe und des Papstes. Das Dekret gibt eher offene Anweisungen über den rechten Gebrauch der Bilder, die auf den spezifischen Fall anzuwenden sind, z.B. im Falle der verbotenen leidenschaftlichen, lasziven Bilderdarstellungen, deren naturalistische Darstellungen ein Erkennungszeichen der beginnenden Renaissance-Malerei sind. Eine eigene Frage innerhalb dieser Arbeit ist daher: Wie wirken Bilder ästhetisch und emotional auf den Betrachter und warum? Hat das Tridentinum Auswirkungen auf die bildende Kunst gehabt? Als Hilfsmittel dienen kunstwissenschaftliche Methoden, die exemplarische Bilder nach ihrer Form, Farbe und Komposition untersuchen.

    7 Ganzer, Volksfrömmigkeit, 24.

    2 S. auch den ersten Abschnitt im Buch: Kerfack, Hannes (2020): Auf Entdeckungslaufreise. Ausgewählte Themen, Teezimmer und Texte (Auf Entdeckungsreise, 1), tredition: Hamburg und das Buch als Ganzes für die Einführung in das „Laufen mit Mehrwert", um auch diese Ethik hier für sich weiterzuschreiben.

    3 Lentes, Adiaphora, 213.

    4 Lentes, Auge, 76.

    5 Makrides, Ikonen, 156.

    6 Lentes, Auge, 80.

    1.1. Quellengeschichte und Voraussetzungen des Dekretes über die Bilder- und Heiligenverehrung auf dem Trienter Konzil 1563

    1.1.1. Das zweite Konzil von Nizäa 787 und der Bilderstreit im 8. Jahrhundert

    Da die jeweiligen Bildentwürfe je nach ihrem historischen Kontext zu bewerten sind⁸ und das Konzil von Trient im Bilderverehrungsdekret auf das Bilderdekret vom zweiten Konzil von Nizäa Bezug nimmt, gehe ich im folgenden Abschnitt auf die Bilderfrage in der Ostkirche ein. Der Bilderstreit kann nicht in seiner Gesamtheit behandelt werden. Daher beschränke ich mich auf die Konzile und Autoren, die unmittelbar Einfluss auf das zweite Nizänum nehmen. Zwischen der Bilderverehrung im Osten und Westen gibt es zudem Gemeinsamkeiten, die analysiert werden sollen.

    Die Ursache des Bilderstreites im 8. Jahrhundert ist ein Vulkanausbruch, der als Ausdruck des Zornes Gottes gegenüber der Bilderverehrung Christi gedeutet wird. Freiheit und Kontexte oder Seins-Systeme sind daher auch von Schicksalen und Kontingenzen zwischen Gott und Natur abhängig, wie sie sich dadurch verändern und darauf je nach dem Zeitgeist (Tun-Ergehen-Zusammenhang, Sünde und Gnade) deutend und auch kritisch reagiert wird, um einen Konsens zu finden, der aber auch wieder zur Häresie führen kann, sodass Orthodoxie und Häresie im weitesten Sinn Spannungsfelder der Ethik authentischer Freiheit sind, auch wenn darüber eine höhere Instanz, das Konzil, und weniger das Individuum darüber entscheidet. Der byzantinische Kaiser Leo III. lässt daraufhin das eiserne Bild Christi am Tor seines Palastes in Konstantinopel zerstören.⁹ Auf der einen Seite wird argumentiert, dass die Bilder dem Bilderverbot im Dekalog widersprechen.¹⁰ Andererseits ist dieses Gebot im Kontext jüdischer Religion entstanden. Daher wird argumentiert, dass das Christus-Bild und kein Gottesbild direkt verehrt werden. Das tritt in Spannung mit dem dogmatischen Beschluss des Konzils von Chalkedon im Jahr 451. Da Jesus Christus wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch ist, ist er nach seiner Göttlichkeit mit dem Vater wesenseins, in zwei Naturen unvermischt, ungetrennt und unteilbar. So ist er, wie Gott, nicht abbildbar.¹¹ Das bilderfeindliche Konzil von Hiereia im Jahr 754 bestätigt diesen Beschluss und lehnt die Christusbilder ab. Wenn Christus gemalt wird, kann er nur in seiner menschlichen Natur gemalt werden. Dadurch trennt sich Christus von seiner göttlichen Natur. Zweitens ist Gott zugleich Heiliger Geist und somit nicht darstellbar. Die Verehrung gilt allein dem Geist und nicht dem Bild.¹²

    Ein bilderfreundliches, zweites Konzil in Nizäa 787 rehabilitiert die Christusbilder und erklärt das Konzil von Hieraia für häretisch. Dazu ist der Beschluss und die Autorität eines wirklich ökumenischen Konzils notwendig. Andererseits verhindern kaiserliche Gardetruppen zunächst das Konzil in Konstantinopel als ursprünglichen Tagungsort, das dann nach Nizäa in der Zeit vom 28.9.13.10.787 verlegt wird.¹³

    Dass das Konzil ökumenisch ist, bezeugt auch die Teilnehmerstruktur (350 Bischöfe aus West und Ost und zwei päpstliche Vertreter mit dem Namen „Petrus" als direkte Abgesandte des Papstes, um das Konzil zu legitimieren). Durch den göttlichen Eifer und Befehl unseres Kaisers Konstantin und der gläubigen Kaiserin Irene, soll die göttlich inspirierte Überlieferung der Katholischen Kirche durch gemeinsamen Beschluss Geltung erlangen.¹⁴

    Das Konzil wendet sich gegen die Häretiker des Konzils von Hieraia, die sich vom „rechten Denken" abwenden und sich der Überlieferung der Katholischen Kirche entgegenstellen.¹⁵ Diese machen zwischen heiligen und profanen Bildern keinen Unterschied, da sie das Bild des Herrn und seiner Heiligen mit gleichen Namen bezeichneten, wie die Statuen der satanischen Götzen.¹⁶ Das Konzil folgt dem nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis und dem ersten Konzils von Nizäa.¹⁷ Dieses bezeugt die Wesenseinheit von Jesus Christus und Vater und gleichzeitig die Zeugung durch Maria, nicht Schaffung, durch den Vater auf Grundlage von Joh 4,3.¹⁸ Jesus steht der Göttlichkeit des Vaters in Nichts nach. Jesus ist vollkommener Mensch und vollkommener Gott.¹⁹ Christus ist keine dritte Person, die losgelöst vom Heiligen Geist und Gott steht, resultiert Moeller.²⁰

    Die Ikonenmalerei stimmt mit der Botschaft des Evangeliums überein und dient der Beglaubigung des wirklichen, göttlichen Mensch-Geworden-Seins Jesu Christi. Sie unterstreicht die Beschlüsse des Konzils von Konstantinopel und Chalkedon und die Unterscheidung von den zwei Naturen Jesu Christi.²¹ Die Erinnerung an die Person Christi führen zur eigenen, inneren Erhebung und ermöglichen einen persönlichen Bezug zum Urbild, als Vorbild für sich selbst und seinen eigenen Glauben, sodass hier auch eine Art Angebot dargestellt wird, zu dem man sich verhalten oder nicht verhalten kann, um sein Leben und seine „Freiheit zu gestalten, wobei aber Alternativen durch die Häresie-Erklärungen eher ausgeschlossen werden.²² Authentizität liegt vor allem in der Anerkennung der jeweils höher gestellten Konzile und Autoritäten, da eine Häresie-Erklärung möglicherweise auch zur Ausgrenzung und Verfolgung führen kann. Freiheit versteht sich hier relativ und dieser Begriff muss jeweils im zeitlichen Kontext verstanden werden, wie sie die individuellen Seins-Systeme verändert. Von einem Freiheitsbegriff der Neuzeit oder Aufklärung kann noch keine Rede sein! „Wer das Bild verehrt, verehrt in ihm die Person des Dargestellten²³ und nicht das Bild als Materie selbst. Daher ist die Ikone etwas wesenhaft anderes als der Dargestellte selbst, die aber eins mit dem Namen des Dargestellten ist.²⁴ Dadurch grenzen sich die Bilder vom Verdacht der Idolatrie ab. Die Anbetung gilt allein der göttlichen Natur im Bild, das das Urbild medial darstellt.²⁵

    An dieser Stelle rezipiert das Konzil das Bildkonzept von Johannes von Damaskus und seine Schrift: Die Darlegung des christlichen Glaubens. Das Urbild ist eine Nachbildung von dem, was abgebildet ist. Aber allein dem abgebildeten Urbild kommt die Verehrung zu und nicht der materiellen Nachbildung in Form des vom Künstler geschaffenen Bildes.²⁶ Anders als der unsichtbare und unbegreifliche und gestaltlose Gott²⁷, ist Christus dagegen eine menschliche Inkarnation Gottes und kann daher aufgrund seiner menschlichen Natur abgebildet werden. Das Bild übernimmt die Funktion der Erinnerung an diese einmalige Inkarnation Christi.²⁸. Eine Gleichstellung der Bilder mit dem sakramentalen Abendmahl intendiert das Konzil von Nicäa nicht und wird in der Quelle nicht erwähnt. Es geht allein um die Gleichstellung mit Kreuz und Evangelium.²⁹ Dazu gehören Verehrungsriten wie Weihrauch und Lichtbestrahlung.³⁰

    Es sind alle Bilder von jeder Art gemeint (Maria und Jesus). Auf heiligen Geräten, Wänden, Tafeln usw. Überall sollen Bilder von Gläubigen betrachtet werden können, innerhalb und außerhalb der Kirche, und dadurch ihre Allgegenwärtigkeit aufzeigen.³¹ Eine Abgrenzung im Sinne einer Wahl durch die Freiheit ist daher schwer vorstellbar und nur relativ zu betrachten. Im Alltag sind Christus-Prägungen auf Münzen, Siegel- oder Herrschaftszeichen allgegenwärtig. Sie sind Zeichen der Kaiserherrschaft und der Stellvertretung Christi durch den Kaiser, sodass das Konzil wahrscheinlich auch das Ziel der Legitimierung der theokratischen Herrschaft hat und eine Rechtfertigung des Bildes notwendig macht.³² Das Bild bekommt daher auch eine legitimierende Funktion des Über-Seins-Systems, so lange es nicht missbraucht wird und immer noch Gott oder der Kaiser über dieses verehrt werden. Es ist quasi ein Kompromiss zwischen Bilderverbot und Bildererlaubnis, zur Stärkung des Glaubens und der Loyalität gegenüber den staatlichen Organen.

    Wer die Beschlüsse des Konzils ablehnt und die Evangelien in gemalter Form oder die Darstellung der menschlichen Natur Jesu Christi nicht zulässt, dem droht das Anathem und damit der Kirchenbann.³³ Das Konzil grenzt sich vom Konzil von Hieraia ab, das die Christusbilder ablehnt. Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott und die Bilder dienen der Beglaubigung der Inkarnation und der Verkündigung des Evangeliums. Einzig allein die Eucharistie kann Christus vergegenwärtigen und abbilden und über die Konsekration die Materie durch Berührung mit den Händen mit Geist heiligen, ist die Gegenposition von Hieraia.³⁴ Bilder sind dagegen Menschenwerk, die keine göttliche Kraft enthalten. Dieses wird nun durch Nizäa relativiert und abgelehnt, sodass es auch nur bedingt zu einer „Demokratie, einem Austausch zwischen beiden Systemen und Vorstellungen kommt. Es gibt nur den „einen Weg. Der andere Weg muss daher häretisch sein, um die Einheit der Kirche als Ganzes zu schützen, gegen eine Pluralität, sodass Freiheit begrenzt wird, um diese „Freiheit zu schützen, auch wenn es eher eine relative ist, in Abgleich mit den Autoritäten und Konzilen oder der Allgegenwart der Bilderfrömmigkeit. Von einem Freiheitsbegriff im Sinne der Neuzeit kann so nicht die Rede sein, sodass eine Ethik authentischer Freiheit von den zeitlichen Kontexten abhängig ist oder wahrscheinlich von dem Begriff der „Freiheit überhaupt keine Rede sein kann beziehungsweise darf. Sie kann auch zur wechselseitigen Abgrenzung führen, im Sinne von Kirchenspaltungen oder Kirchenbann (aufgrund der hermeneutischen, theologischen und „freien" Entscheidungen von anderen Glaubensrichtungen), aber auch Annäherungen aufgrund von konfessionellen Vermischungen und um Streit und Kriege zu vermeiden, da eine theokratische Herrschaftsform natürlich auch Einfluss auf politische und weltliche Entscheidungen hat, z.B. die Legitimierung des Kaisers durch Münzbilder und seine Darstellungen als von Gott legitimierter Kaiser. Die Konzile sichern damit auch die politische Stabilität des Byzantinischen Reiches, auch weil die Kirche von der Gunst des Kaisers wahrscheinlich abhängig ist. Das

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