Fliehendes Flüchtiges: Haiku, Senryus u. a. Gedichte, Aphorismen, Anekdoten, Kurzgeschichten, Essay, Farce, Kurzdrama
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About this ebook
Im Kapitel I, Persönliches, gestattet er der Leserschaft Befindlichkeiten seiner wie vielen Alter Egos auch immer zu betrachten, zu be- bzw. verurteilen, insbesondere deren Versuche, Seelenleid zu entfliehen und Seelenheil endlich zu finden - in Zügen (im doppelten Wortsinn) träumerisch reisend.
Im Kapitel II, Personalisches, mag es so erscheinen, als habe der Autor prominente und nicht-prominente Personen wie Vogelscheuchen mit menschlichen Angesicht in einem verwunschenen Garten aufgestellt - freilich nicht zum Abschuss freigegeben, eher zum Bemitleiden, Bewundern oder - von deren gesellschaftshistorischer Bedeutung her - zu hinterfragen und/oder wertzuschätzen.
In Kapitel III, Poetisches, so verspricht der Autor seiner Leserschaft, sich von ihm zumindest für Augenblicke in sein Himmelreich begleiten zu lassen, v. a. in den Gefilden von Haiku und Senryjūs, zu Themen wie Jahreszeiten, Fauna, Flora, Abgründe und Glücksmomente von versehentlich (?) als "Krone der Schöpfung" bezeichnete Wesen, mal in ihrer grauseligen Hoffnungslosigkeit, mal in ihrer beharrlich erscheinenden Haltung, die Hoffnung sterbe zuletzt.
Auf Letzteres konzentriert sich das Schlusskapitel IV, Politisches, mit teils ironisch-satirische Beschreibungen mancher Arten und Abarten von Recht und Unrecht, sei es in Form von Rache, sei es in der von Gnade.
Eckhard Weise, geb. 1949 in Rendsburg, lebt und arbeitet als Autor in Bad Hersfeld.
Veröffentlichung von Lyrik und Prosa, Essays zu Literatur und Film.
Zur Illustration tragen hauptsächlich die Familien Grund und Weise bei, d. s. : Manfred, Amelie, Stella Grund und Susanne Kirwan, geb. Grund sowie Ilse, Frank, Harald und Eckhard Weise.
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Book preview
Fliehendes Flüchtiges - Eckhard Weise
Persönliches
Collage: Eva Salzmann zusammen mit ihrem Kunst-Eeistungskurs, d. s.: Anna, Dominic, Isabell, Johanna, Kata, Lena, Sonja, Theresa, Valerie, Verena und Viki: „Hej då", Bad Hersfeld, Sommer 2012
Himmelsmacht
Liebe ist eine Macht,
glaubt jede und ein jeder.
Dass der Himmel über solchen Unsinn lacht,
glaubt keine und kein einer.
Wenn sie es mit ihm macht,
weiß der Himmel wie !?
Im Wald, im Wannsee, in der Wanne,
dass es kracht!
Jede Keine, nein? glaubt,
ein jeder Keiner
mache aus das Licht zur Nacht.
Gemälde: Susanne Kirwan: „Paarship"
Die liebe Sonne am Himmel
Ein zu harscher Ton
wird bestraft durch Schweigen
bis in alle Ewigkeit.
Wie lange, ach, muss ich,
um in ihrem rosenknospenden Schoße zu ruhen
wie im mütterlichen Schaukelstuhl
und mich an ihm laben zu dürfen,
durch die Hölle gehen?
Gemälde: Susanne Kirwan
Gemälde: Amelie Grund: „Abteilungen"
Abteile
war es Zufall,
dass ich ihnen wiederbegegnete?
Nicht am Bahnsteig,
im Zug bei voller Fahrt,
im Speisewagen die eine,
im Lesesalon die andere,
im Ruheraum die dritte.
Und so weiter.
Zuletzt traf ich sie alle, die zärtlichsten Fünfe im Schlafwagen.
Im Dunklen kehrte ich ohne jegliche Scham
lustvoll zurück
in die Steinzeitpolygamie.
Ein Abteil in dieser Bahn fehlte:
dasjenige nämlich, nach dem ich mich schmerzlich sehne.
Warum nur
erfreute mich meine ungeplante Rückkehr
ins Vergangene,
verweigert mir aber mein Glück -
im Hier und Jetzt?
Fischgründe am Meer
Bis zum Horizont kein Boot in Sicht,
die Kähne liegen kieloben an Land,
die Farbe blättert auf Luv wie Lee.
Die Hütte hält sich noch gut in steifen Brisen.
Unter menschenleeren Sonnensegeln,
halbvolle Bierflaschen und zum Abwasch platzierte Teller.
Niemand, der die Netze flickt?
Nirgends Geruch nach Fisch,
keine Möwe, die nach Resten äugt.
Auf der anderen Seite der Bucht
eine Bude: „Geräucherte Flundern".
Die hübsche Frau an der Theke.
Errät sie denn meine klammheimliche Frage?
„Nein, von uns sind die nicht.
Hier fangen wir schon lange nichts mehr."
Gemälde: Susanne Kirwan: „Blick von Gräte zu Tante Käthe"
Im Zug
Essen, Trinken, Waschbecken, Wasserklo,
ein bequemer Sessel mit verstellbarer Rückenlehne
für dein Mittagsschläfchen, am Fensterplatz gar ein Kino:
unbekannte Landschaften, kleinere Ortschaften und
Städte zumeist grüßen den Fremden -
Letztere oft viel zu schnell,
als dass ihre Namen entzifferbar wären.
Landshut, Langeroog, Langballigau, Landsberg Ost wie West mit zwei genialen Frauen: meine Mutter und „Medea"-Christa Wolf und Wolf namens Adolf oder doch so fern und so nah der politischen unbehelligt strömenden Lech und Oder …
…oh welch Grauen, welch ein Krampf: Landsberg Süd; „Mein Kampf"
Was allerdings schwerlich schlimm bleibt,
denn dort irgendwo aus- oder umzusteigen,
liegt deiner Absicht so fern wie dein Ziel.
Sind all die Eindrücke endlich ermüdet,
so wartet ein frisch bezogenes Bett auf dich.
Gemälde: Susanne Kirwan: „TraumschaumweineHeiniHeineFrau"
Haben andere Lebensformen etwas Besseres
als Gespräche mit lieben Menschen womöglich?
Kein Problem!
Du musst Nähe nur wollen!
Und suchen. Vielleicht im Nachbarabteil.
Du reist zum Sonnenstrand oder zum beschneiten Berg
ganz nach Belieben.
Und bedrängt dich wider Erwarten irgendwie das Gefühl,
am Ende der Reise einfach gegangen und ausgestiegen worden zu sein?
Also im allerschlimmsten Falle,
so stelle nur beizeiten die Rücklehne nach hinten
und träume dich nachhause.
Drei- bis Vielklang
klimpernde Brandung,
Beachball, „Cocobello!"-Kanon:
höchst sturmstrandig..
Der Künstler Manfred Grund, seine Gemälde „Traumatelier und „hemlängtan
(Heimweh). Fotomontage: Eckhard Weise, Oktober 2018
In der Mitte unserer Winterreise
lädt uns beide ein – ist‘s denn wahr?
können wir unseren Sinnen trauen? -
zwischen Wald und Heide
ein dampfend Freibad -
zum Schwimmen, zum Tauchen einladend sogar?
Einen Tag vor Ende der Reise
holt uns der Bademeister
hinauf aus unsren kühnsten Tiefen -
unablässig mit uns schimpfend,
ob wir denn nicht Zeitung läsen:
die Augen noch nicht trocken
buchstabieren wir sogleich:
„Heideschwimmbad geschlossen?
Vermutlich durchtränkt wegen Ertrinkender und Ertränkten!"
Die Ertränkten, das wird