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Halvar's Gelöbnis Teil 1
Halvar's Gelöbnis Teil 1
Halvar's Gelöbnis Teil 1
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Halvar's Gelöbnis Teil 1

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Halvar's Gelöbnis ist eine
Wikinger Saga, spielt um 800 nach Chr. zur Zeit der Eroberung des Dänenkönigs Godfred, als seine Jomswikinger und Bruderschaften zur See in England, Schottland und Irland einfielen, seine Landstreitkräfte und die Schwedischen Vasallen im karolingischen, fränkischen und der Salzstraße der Loire kämpften, erste Siege errangen und alles was kreuchte und fleuchte zu Kleinholz verarbeiteten.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateNov 28, 2019
ISBN9783749779284
Halvar's Gelöbnis Teil 1

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    Halvar's Gelöbnis Teil 1 - Gerhard Rolf Günther Fischer

    ERSTES BUCH

    1.

    Halvar und Tannar Gunesson, die beiden ungleichen Brüder hatten nicht's als Flausen im Kopf, dazu jede Menge Sommersprossen im Gesicht und obgleich sie nicht aus der Art geschlagen, stets guter Dinge waren, war es ihnen gelungen, ihre alte Zieh Magd mal wieder richtig zu verärgern.

    Ann Popanna, die Hausmagd und Köchin zog eine missgestimmte Schnute, steckte ihre neugierige Schnüffel Nase voll Ungemach und misstrauisch aus dem sonst so urgemütlichen Gras und Moos überwachsenen Langhaus des Jarl's und Gutsbesitzer's Kalle Gunesson, bekam den ersten warmen Sonnenstrahl in die Nase, das kitzelte. Sie musste gewaltig niesen, gewahrte die ersten Vorboten des erwachenden Frühlings. Schneeglöckchen überall und nirgends.

    Vom Nießer löste sich auf dem Dachfirst ein feuchter Moos Klumpen, fiel ihr auf die Nase, sie schimpfte wie ein Rohrspatz.

    Die Vögel in den nahen Bäumen am Waldrand jubilierten und tirilierten zu einer neu erwachenden, kleinen Welt. Der Schornstein rauchte, der Windfang zischte vom eindringenden Wind, die Bächlein erwachten, die ersten Frösche tauten im Sonnenlicht auf, krochen aus der schwarzen Erde, übten ihr Quaken, die Grillen zirpten im Moos.. Wir sind befreit, der Winterschlaf hat uns nicht gereut, der sprudelnde Quell erfrischt unser Herz, zu unseren Füssen die Base, die Kröte, den Frosch, die Unke, den stechenden Herz Schmerz. Die Sonnenstrahlen trocknen die feuchte Erde auf unserer Haut, Maus, Hamster, Iltis, Fuchs und das Wild sind davon genau so erbaut. Schaut auf unser Land, die schwarze Erde, sie ist voller Leben, hat uns zur Freude verführt, die Lebenssäfte zirkulieren wieder, das Göttliche in uns hat sich gerührt, erquickt unsere Seele, hat uns zur Liebe verführt!

    Die vom Winterschlaf erwachenden Bäume und Sträucher begannen das erste Grün in den eingetrockneten Zweigen einzunehmen, weitere Knospen sprießen zu lassen, besonders die großen Weißdornbüsche hatten geschäftig ihre schneeweiße Blütenpracht zu ihrer alten Form ausgebreitet, der Duft der erwachenden Natur senke sich tief in die Herzen der Menschen, aber nicht nur bei ihnen. Einige Schafe und Ziegen meckerten aus den Ställen im Gutshaus, streckten ihre Köpfe und Zungen aus den offenen, kleinen Stall Luken heraus. Die ganze Gegend war mit dem Gestank der ungewaschenen Tiere, aber auch mit jeglicher Art von Leben erfüllt, ein Leben, dass sich die Besitzer nicht anders vorzustellen vermochten. Hier lebten Mensch und Tier, Ungeziefer, Ratten und Mäuse, Keller Schaben, Gewürm, ja sogar kleine Fledermaus und Vogel Kolonien unter dem Dachfirst in enger Gemeinschaft's Symbiose, jeder und jedes von ihnen zog seinen persönlichen Nutzen daraus, am meisten die wunderschönen, großen Schneeeulen unter dem mit Moos und Stroh belegten Dach, die des Nachts aktiv wurden und sich die Mäuse des angehenden Abend's, der Nacht aus dem nahen Wald für sich und ihre Jungen erbeuteten.

    Das Pferdegestüt, die großen Ackergäule, die Reitpferde, ja selbst die kleinen Ponys, die die kapitalsten Karren mit allerlei Handelsgütern, sogar mit gefällten Bäumen gezogen hatten, sie alle tummelten sich im vergehenden Schnee auf den grün weißen, schweiss, nassen, eingezäunten Feldern, der Weiden der Gunessons. Die Knechte in ihren langen, wollenen und linnenen, langen Gewändern, manche von ihnen waren nur mit spärlichen Hemdchen und bunten Pumphosen, einfachen Leder Latschen bekleidet, brachten ihnen das letzte Heu des Winters, aber Rüben, Kraut und Wurzeln waren noch reichlich vorhanden. Enten und Gänse watschelten zu den kleinen Teichen, Graureiher hackten mit ihren langen Spitzschnäbeln das schmilzende Eis auf, holten sich die träge dahinziehenden Fische darunter mit gezielten Schnabelhieben hervor, verschluckten sie in einem Stück, kümmerten sich nicht um das Geschnattere und Gequake der anderen, der Gleichberechtigten. Die Mägde in ihren langen, schmucklosen Leinenkleidern sprangen hinzu, griffen an die Hälse der fettesten Tiere, denn die erste der Köchinnen, die Ann Popanna hatte es ihnen so befohlen, sie wollte fette Kräutersuppe mit Pökel Fleisch und Kraut auftischen, für die Kinder Dickmilch mit Heidelbeeren als Nachtisch in den großen, stets warm gehaltenen Kesseln, die Tag und Nacht unter Holzkohlen Feuern für die nächsten Tage machen, damit alle genug zu essen hätten. Wenn einige ungeratete, dicke, fette Fliegen surrend in die Milch vielen und die Jungen ein Ungemach ergriff, davon zu kosten, dann drohte sie mit dem Kochlöffel, verdrehte die Augen, stemmte die feisten, kleinen Ärmchen in die Bluse und plapperte ärgerlich drauflos.Habt euch man nicht so, als ich so alt wie ihr gewesen war, habe ich sogar Maulwürmer, Regenwürmer, große Schnecken und Spinnen verspeist. Essbar ist alles, man muss sich nur überwinden können. Der Hunger ist kein Kavalier, er fragt nicht sehr nach dem Geschmack. Wenn der Magen knurrt, muss er gefüllt werden mit dem, was man gerade zur Hand hat. Ihr werdet schon sehen !

    Überall in der Gegend um das Langhaus herum herrschte emsige Geschäftigkeit. So war es immer gewesen im Frühjahr in einer immer wieder neu zu erwachenden Welt des Werden's und Vergehen's. Die Mägde sammelten in ihren Schürzen trockene Zweige für das Herdfeuer, die Knechte liefen ihnen nach, hoben grinsend ihre Röcke oder je nachdem die Hosenbeine an, die liefen quietschend und grinsend vor ihnen weg, nur um die Ecken herum, um im erwärmenden Sonnenlicht die gewaschene Wäsche, die sie im Bach auf den kühlen Steinen auf geklatscht und ausgewrungen hatten, auf die langen Leinen zu hängen, die Halvar und sein Bruder Tannar soeben um die Holzpflöcke gebunden hatten.

    Sie sahen müde dem Gesinde nach, wie es in das Langhaus nach der letzten kalten Winternacht ins Haus sprang, von Ann Popanna dazu streng aufgefordert, die mehrmals herausfordernd und auffordernd in die Hände geklatscht hatte.

    „Halvar und Tannar, wo bleibt denn das Holz, das Herdfeuer geht aus, die Suppe ist fertig, droht überzukochen. Ich habe mir schon die Hände an dem ollen Kessel verbrannt, kommt rein, sonst wird die Suppe kalt!"

    Sie bekam den alten Knecht Karl bei den Ohren, der an ihr vorüber huschen wollte: Hab keinen Appetit, deine letzte Suppe, das wahr nicht das wahre Ann, ich habe Bauchschmerzen!

    Ann zog seinen alten schütteren Kopf mit der Lederkappe zu sich heran: Wenn du mir nun noch ein paar Frösche, einige Grillen und Vögel fängst, kann ich sie in die Suppe tun. Mit Thymian schmeckt sie besser und du und die anderen haltet endlich euer gottloses Maul. Die Fleisch Vorräte des Winters sind aufgebraucht. Ihr sollt euch begnügen, was ich euch vorsetze. Seht mich an, ich esse nur Grütze und ihr fresst mir die Haare vom Kopfe!

    Halvar und Tannar, die Jungmannen waren juchzend und lachend hinter den Mädchen ihrer Knechte und Mägde her, hatten ihnen das gesammelte Holz entwendet, brachten es der Alten.

    Beide Jungen hatten viel Ähnlichkeit miteinander, beiden wuchs der erste, zarte Flaum im ausdrucksstarken Gesicht, sie waren beide über durchschnittlich groß geraten, hatten bunte Pumphosen als Beinkleider, weiße Baumwollhemden mit Puffärmeln auf dem Leibe. Beide hatten blondes Langhaar, ihre blauen Augen blitzten schalkhaft erneut auf, als sie die Alte mit den Holzstücken bewarfen und sie diese mit liebevollen Worten ins Haus zurückjagte.

    Trotz aller Äußerlichkeiten waren die beiden grundverschiedene Menschen, während Halvar dem Raufen und Balgen mit den anderen Jungs aus den benachbarten Höfen nicht genug abgewinnen konnte, seine stetig wachsenden Kräfte auch mit den Knechten des Vaters messen musste und trotzdem nicht auf den Kopf gefallen war, war Tannar ein in sich vergrabener, in sich gekehrter, grübelnder junger Mann, er war scheu und zurückhaltend, war der alten Runen kundig und blitzgescheit, doch man kam nicht an ihn heran, er vergrub sich lieber im Haus und der Skalde Sven Radebeul, der die beiden auf Ansinnen der Eltern unterrichtete, ein Dichter und Literat der häuslichen und friedlichen Wikinger Gesellschaft,

    war schon betagt, hatte es unter den Häuptlingen und Jarlen aus der Gegend bei Beutezügen nach Dänemark zu Ruhm und Ehre gebracht, man kann mit Fug und Recht sagen, er war zum Krieger und Skalden geboren worden.

    In seinen alten Tagen trieb er sich in der Gegend herum, hatte kein festes Quartier, doch überall wurde er freundlich aufgenommen, war zufrieden mit einer guten Suppe, mit Braten und Fisch aus den umliegenden Seen und unterrichtete die Jugend gerne.

    So berichtete er nunmehr mit vollem Munde am Erdfeuer und vor den dampfenden Suppenkesseln der Popanna, umgeben von den Gastgebern, den Söhnen, die mit breiten Holzlöffeln in die dampfende, versalzene und Fett Fleisch gespickte Suppe der alten Magd kräftig zulangten, von den zahlreichen, kleinen namenlosen Königtümern, den Regionen und Ortschaften in Norwegen, Dänemark und Schweden, an deren Spitze meist ein von der Bauernbevölkerung gewählter König stand. So berichtete er weiter mit dem Suppenlöffel im Mund schmacksend, auf seinen stumpfen Backenzähnen herumkauend, diese hochfeinen Leute besäßen absolut keine Macht, sondern müssten aufpassen bei ihrem Tun und Treiben, bei ihren Überfällen und Plünderungen, dem Sklavenfang, dass sie ihren Untertanen nicht die Butter vom Brot nahmen, ihnen vielmehr Rechenschaft von ihren Unternehmungen schuldeten, ansonsten konnten diese sogar, wenn sie Unrecht getan, die Jarle, Häuptlinge und Adeligen, unter ihnen Blutrache schwören, mit dem Kopf nach unten beim Ting Gericht dazu verurteilt werden der Hel, der Totengöttin am Baum oder durch den Scharfrichter geopfert zu werden. Das war und ist für die meisten der Adeligen, Krieger und gemeines Volk kein schrecklicher Tod, im Gegenteil, es war und ist eine Ehre zu sterben, ob im Ungemach oder im Glanze eines Heldentodes, denn in jedem Falle würde Odin, unsere oberste Gottheid, der Gott der Dichtkunst,der Runen und der Weisheit, des Zaubers, des Bruderkrieges, sie bei sich in Walhall, der Halle der gefallenen Einherjer aufnehmen und Thor, der stärkste aller Götter und Odin's Sohn, Beschützer der Menschheit Dank seines Hammer's, Mjöllnir, Gewittergott, der Gott der Fruchtbarkeit, seine fraulichen Walküren auf den gezeugten Schlachtrössern seines Lieblingstieres Sleipnir ständen Ihnen Spalier, auch Tyr, der ursprünglichste von allen samt dem Loki, die Frigg, Odin's Gemahlin, die Freya, unsere Liebes und Fruchtbarkeitsgöttin machten da keine Ausnahme. „Man darf nicht vergessen, ein sakrales Königstum gab es bei uns im Norden nie. Die vielen unbenannten Könige setzen jedoch immer Jarle, hochrangige Adelige und heldenhafte, sich in den Schlachten zwischen unseren Völkern hervor getane Häuptlinge einzelner Sippen ein, die in der Regel aus der Schar seiner Vertrauten bestimmte, versammelten sich freie Bauern zu einer Wikinger Fahrt, sei es beim Thing oder auf großer Fahrt, wählen sie einen von sich zu ihrem Anführer oder Häuptling. Ihr müsst es so sehen, das es sich in der Regel um den Besitzer von Handels oder Kriegsschiffen oder ein sich hervor getaner, heldenhafter Angehöriger einer berühmten Familie handelte… Autsch, Autsch…" Sven, dem Skalde viel der heiße Suppenlöffel aus den Händen, er hatte sich während des Essen's mit dem vollen Mund denselben, auch die Lippen verbrannt, während das Vieh, die Kälber, die Kühe und starken Ochsen, die Schweine, das Borsten Vieh in den Stallungen rund um die Herdfeuer rumorten, auch was abhaben wollten aus Ann's Suppentöpfen. Da griff sie mit ungestüm in das schüttere Haupthaar des überraschten Skalden, fegte ihm die warme Mütze vom Kopf, schalt ihn einen Narren und Dummkopf, dass er während des gesitteten

    Essens die Gemeinschaft mit seinem Wissen und überschäumenden Gedanken beim Essen störe, er nun selber daran schuld wäre, wenn er sich das Maul verbrannt hätte.

    Halvar und Tannar lachten dazu, so ulkig war die Situation, die Mägde und Knechte kicherten im Hintergrund des Hauses, Kalle Gunesson und seine Frau Tora beschwichtigten lächelnd ihre alte Bedienstete, doch die ließ sich von ihrem Tun nicht abbringen, schwang die Suppenkelle in drohender Absicht über dem Haupte des Gelehrten, der ihr abwehrend und mit furchtsamen Blick die Hände entgegenstreckte.

    „Da gibt es ganz andere Geschichten, die mir in meinem langen Leben widerfahren sind, brüllte sie dem Überraschten ins Gesicht, Geschichten, die sich deine Schulweisheiten nicht träumen lassen.

    Schon als junges Mädchen ohne Hals, mein altes Händikepp trieben wir die Kühe der Gunessons auf die Weide vor dem Langhaus. Ich kann Super melken, mit einer Hand, da macht mir keiner etwas vor. Es war oft hart, ein ständiges Arbeiten Stripp, Strapp, Strull. Ist der Eimer nicht bald voll? Ein riesiger Hof, Getreide, Katzen, Kühe, Ochsen und quiekendes Borsten Vieh wälzt sich unverdrossen im Schlamm und die hatten alle ihre Namen. Wenn heute jemand von euch oder unserem Gesinde gerufen wird, dann habe ich stets Kühe mit schmatzenden Lippenbewegungen vor mir!"

    Während es sich Gunesson und seine Familie nach dem Essen gemütlich in den herumliegenden warmen Lamm, Schaf's Felldecken, in den vornehmeren Ecken und Enden des Landhauses gemütlich machte, Ann ihren Mägden befahl, das Starkbier für die Gäste und die Milch für die Jugend in den riesigen Holzbechern zu bringen,ließ sie am Schopfe des Skalden nicht locker, packte fest zu, zupfte ihn ordentlich, fuhr in ihrer herablassenden Rede fort, sich wichtigtuerisch in der Runde um blickend : Wir hatten immer das Haus voller kleiner Schweinchen, eine Schweinebande ohnegleichen, auch die hatten Namen und wir Kinder, später als junge Mägde spielten mit ihnen, mochten sie sehr, denn sie waren unsere Freunde. Aber es war uns auch klar, dass wir sie töten und essen würden. Das war einfach so. Dann hing das abgestochene, blutende Schwein am Eisenhaken im Gebälk, der Hals wurde aufgeschnitten, dann strömte warmes, dampfendes Blut daraus, dann kam es in den Trog, die hässlichen Borsten wurden abgeschabt, mit Fackeln abgebrannt. Ch, Ch, Ch, Ch, Ch, Ch machte es, dieses Schab Geräusch habe ich noch immer in meinen Ohren. Dann kamen sie, die Nachbarn, die Händler, die Knechte und Mägde aus den umliegenden Ortschaften rund um Birka, Kaupang, Sigtuna und Helgö, denn wir schlachteten in Massen, weißt du es noch Kalle Gunesson, sie blickte sich fliegenden, grauen Haares nach dem Hausherrn um, der grinste ihr aus seinem warmen Ochsen Fell zu, trank sein Starkbier, im Arm die Mutter und Hausfrau Tora, die man auch den ruhenden Pol oder die vermummte nannte, weil sie zu jeder Jahreszeit, sei es im Frühling, im Sommer oder im Winter fröstelte und Ann fuhr schelmisch grinsend fort, den Schopf des Skalden loslassend, sich wieder zu Halvar und Tannar rund um den Suppentopf neben dem Holz Scheid Feuer auf den harten, festgetretenen Lehmboden setzend, dass sie stöhnte und sich den Rücken hielt, während die Mägde und Knechte, die Vorarbeiter sich in den Hintergrund auf die festgetretenen, Erd aufgeschütteten Lehm Bänke setzten, die mit warmen Lammfellen ausgelegt waren.

    Ann fischte die besten Brocken Fleisch hervor, die sie mit dem Löffel oder dem Messer erwischen konnte, steckte sich und den beiden Gunesson Söhnen die Brocken in die offen gehaltenen Münder, fuhr in ihrer langatmigen, aber spannenden Erzählung aus ihren Jugendtagen fort zu berichten, während Skalde und Lehrer Sven offenen Mundes staunte, dann schüttelte er lächelnd den Kopf, zwinkerte Halvar und Tannar belustigend zu:" Du hättest an meiner Stelle Skalde und Berichterstatter werden sollen, Ann. Du hast dein Maul auf dem rechten Fleck. Kannst saufen wie der dickste Mann. Kannst fressen wie die Berserker an des Königs Tafel. Beherrscht den kuriosen Bauchtanz in Vollendung, wenn er dich auch fast vom Stängel haut, deine Hängebrüste, dein Hinterteil und dein Bauch sich nicht darauf einlassen wollen, wie es die Mauren bei ihren

    Tanzweibern im muselmanischen Reiche bei den Kalifen vollbringen. Kannst durch Nase und Mund schnauben wie die Auerochsen. Kannst die dicksten Schweine schlachten, ohne mit den Wimpern zu zucken, kannst kochen aus Deubel komm heraus. Kannst kommandieren, dass die Wände wackeln. Nur der Liebe frönen kannst du wohl nicht, da du keine Kinder dein eigen nennst, kein Wunder bei dem gedrungenen Körperbau. Was kannst du noch, alte Popanna?"

    Diese nahm den Mund voll Suppe und blies sie zum allgemeinen Gelächter aller Anwesenden dem Skalden ins Gesicht, dazu war sie noch heiß gewesen, dass es diesem die Sprache verschlug. „Was ich noch kann, dir den Mund verbieten, Skalde Sven mit dem alles wissenden Maul. Du hast mich nun schon des öfteren in meinen Erzählungen unterbrochen und das sage ich dir ganz offen. Was du kannst, das kann ich schon lange!"

    Kalle Gunesson wollte in diesem Moment von seinem Lager aufspringen, denn es ging nicht an, dass man seine Gäste beleidigte, den hochangesehenen Lehrer, der überall in der Gegend mit Respekt aufgenommen, nach den Lehrstunden der Jugendlichen belobigt, gestärkt und getränkt wurde. Schon gar nicht von seiner hochfahrenden, alten Magd, die er zwar schätzte wie sein eigenes Gold, das ehrenhaft erworben, aber der er auch zu viel durchgehen ließ. Die alte, treue Seele, die sie nun einmal war.

    Thora, die Vermummte fasste ihn am groben

    Pluder Hemd, riss ihn sachte zu sich auf das Ochsen Fell zurück, lächelte in sein griesgrämiges, feingliedriges Gesicht mit den blauen Augen hinein: Lass sie, Kalle, sie muss auch einmal aus der Haut fahren, nun hat sie die Gelegenheit dazu ergriffen!

    Ann Popanna musterte die beiden Gebieter aus schmalen Augenschlitzen, tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf, dann überlegte sie kurz und fuhr mit ihrer Geschichte fort…

    „Also wo war ich stehen geblieben. Bei den Schweinen und nicht in der Liebe. Also dann kamen die Leute aus allen Gegenden gelaufen, denn sie wussten Gunesson handelte als Schweine Jarl. So war er bekannt mit diesen quiekenden Tieren mit den platten Nasen und den unentwegt grunzenden, verfressenden Mäulern. Wenn er und seine Gehilfen geschlachtet hatten, dann war was los. Die Kessel dampften, ein Schwein nach dem anderen musste sein Leben lassen, die Tage darauf wurde Wurst gemacht, vor allem Blutwurst mit Hafer, Thymian und in Salzlake eingelegt, in Mastarmdärme eingesperrt. Das ging dann von morgens bis abends, das Blut wurde gerührt, dass es nicht verklumpen konnte, einfach alles wurde verwertet, alles. Auch wir Köche und Mägde profitierten davon, und bevor wir hungrig und durstig ins Stroh gepackte Bett fielen, fraßen wir uns dick, fett und rund.

    Abends gab es dann das frisch geschlachtete Fleisch, den Schweinemagen mit Brotsuppe und dazu die Blutsuppe. Es gab und gibt so Rituale und Herr Gunesson als Hausvorstand bekam das Begehrteste, die Innereien, Herz, Hirn, Leber.

    Doch das ist nicht alles, ich frage euch alle, wie viel Milch gibt die Kuh, also abgesehen von mir und meinen Hängebrüsten, wofür ich nicht's kann, ich habe zu viel Ersatz Mutter spielen müssen, also wer weiß das ?"

    Die Anwesenden starrten Ann mit offenen Mündern an, die Bediensteten kicherten leise und sprachen dem Starkbier zu, das hier bei den Gunesson's der einfache Mann und die einfache Frau trinken durften.

    Ann trommelte auf einer roh behauenen Tischplatte mit ihren kleinen, fettigen Fingern herum: Ich muss irgend etwas Neues machen, irgend was Neues muss her. Aber diese innere Unruhe geht vorüber und ich bin mit euch allen sehr zufrieden, doch ich wünsche keine weitere Unterbrechung, denn ich habe noch nicht zu Ende gesprochen. Da kommt noch was und ich kann Dinge tun, die nur wenige Menschen beherrschen!

    Halvar und Tannar grinsten sich unverschämt zu: Oh Gott Wotan, was kommt jetzt noch ?

    „Ich kann Ochsen Bullen kastrieren, die Popanna rollte mit ihren großen, widersprüchlichen Augen, ich habe das als Kind gemacht, es war für mich das Normalste auf der ganzen Welt. Wir hatten Kälbchen und diese Kälbchen sollten keine Bullen, sondern Ochsen werden. Ochsen können schneller verkauft werden, das hat auch den Vorteil, dass sie nicht so fett werden. Wir haben die Rinder eingefangen, stramm gebunden und dann muss man den Schwanz nach oben drücken, die Tiere stehen dann wie gelähmt da. Und dann nahm ich die beiden Klöten, ihre Eier, wie soll ich sagen, Hoden. Es war für mich nichts Sexuelles, ich hatte keinerlei Gelüste. Sie waren einfach da, die beiden Dinger vom Rind, so ganz süß fühlten die sich in meinen Händen an. Da wurde die eine Hälfte auf das Knie gelegt, dann wurde mit einer unserer Zangen, Zipp, Zapp, Zupp – zugedrückt. Eine Zeit lang lang drückte ich, unsere Knechte stoppten das mit lauten Zurufen, dann öffneten sich die inneren Stränge nicht mehr. Ich weiß ja nicht, ob ich den Bullen weh getan hatte, die waren ziemlich mit Unruhe bei der Sache, scharrten mit den Hufen, guckten mich schief von der Seite her an, doch ich hoffe, dass sie mir inzwischen verziehen haben!"

    Keine Sekunde länger dauerte Ann's Palaver, da wurde die äußere Haustür mit wuchtigen Schlägen wie von eisernen Schmiedehämmern bearbeitet, wilde Männerstimmen waren zu vernehmen, eine Masse von Menschen schienen sich vor der Haustür zu versammeln, aus welchen Gründen auch immer, um mit Gewalt in das Langhaus der Gunesson's einzudringen. Doch das war alles andere als einfach, denn das glich wie viele andere reiche Gutshäuser in der Gegend einer fast uneinnehmbaren Festung. Es stand auf einem Steinfundament, wo die Längsmauern nach innen geneigt waren, das Dach bestand aus einem umgedrehten Schiffsrumpf und zwei Reihen von Pfeilern trugen die Bedachung. Die an sich recht plump und einfach gebauten Häuser waren durch senkrecht in die Erde gesteckte, dicke Planken gut befestigt, mit einer festen, aufgequollenen Torfschicht versehen worden, das bildete die stabile Außen Mauer. Weitere Querbalken ragten im Innern in die Höhe um das Dach, das oben mit getrockneten Grassoden aufgedeckt war, darauf mit schweren Feldsteinen beschwert. Das Dach ruhte quasi auf der Außenmauer. Fenster gab es so gut wie keine, das war nicht üblich, die Innenräume beherbergten einen mächtigen Wohnraum mit großer Feuerstelle, in dem gekocht und Schafs Wolle, die auf den Rahmen gesponnen, gewebt wurde. Das war Sache der Mägde. Die anderen mit Balken abgedeckten Räume beherbergten außer der Molkerei das Haupt, Schreib und Waffen Aufbewahrungs, das Gartengeräte Zimmer, das Schlafzimmer für die Eigentümer, die Vorrats und die Gesinde Räume. Die Toiletten waren tiefe Löcher in der Erde, Plumps Clohs, wo man aufpassen musste, um nicht hineinzufallen, ein langer Flur führte durch das Haupthaus. Im Dach selbst war ein großes Loch als Rauchfang durchgestoßen worden, ansonsten gab es keine weiteren Öffnungen. Ein kleines Fenster an der Außenseite war mit einer einfachen Tierblase abgedeckt worden, der Hauptteil des riesigen Lang Hauses diente eben dem wirtschaftlichen Faktor, hier war das Nutzvieh untergebracht. Der Gestank und die Ausdünstungen der Tiere machte die Innenräume warm und wohnlich. Alles andere als eine behagliche Wärmezufuhr, nur der Herd in der großen Esshalle und die Feuerstelle da drunter machte alles puddig warm, selbst eine Sauna war schon eingerichtet worden, da konnte jedermann schwitzen, wie er wollte. Ob heiß oder kalt, im Sommer bei der Quelle in den nahen Wald gehen.

    Ansonsten lagen die verschiedenen Höfe weit auseinander, außer den Dörfern Birka, Helgö und Sigtuna, die weit ab lagen, wo reger Warenhandel betrieben ward, christliche und unchristliche Sklaven von der Stange angeboten wurden, wo die Joms Wikinger sich zu Kaperfahrten einschifften, wo man Bernstein und Silberwaren einkaufen konnte, da lag die nächst größte Stadt Uppsala genannt meilenweit entfernt.

    In diesen unsicheren Zeiten, wo es im schwedischen, norwegischen und skandinavischen Raum noch keine eingesetzte Zentralgewalt gab und jeder tat, was er wollte, für richtig oder nicht richtig hielt, gab es auch marodierende Banden, die aus unehrenhaften, freien Wikingern, Unfreien, zum Fron gefangene Christen, darunter auch aus Priestern und Mönchen bestanden, die man aus Kaperfahrten von fernen Landen in die Fremde gebracht hatte. Wer nicht mitmachen wollte, wurde rasch eines besseren belehrt und einen Kopf kürzer gemacht. Die nordische Bevölkerung gab auf ihr eigenes Leben auch nicht viel, es musste eben gelebt werden. Sie hatten sich ihr bescheidenes Dasein ja nicht selbst ausgesucht, wer über 40 Jahre alt und älter wurde, hatte eben Glück gehabt.

    Nun allerdings stand die gefürchtete Bande des berüchtigten, abgesetzten Jarl's und Land Häuptlings Siegfried Eisenbeiß wegen Unehrlichkeit und Feigheit vor dem Feinde vertrieben vor der Haustür, begehrte also mit Nachdruck ohne viel Worte zu machen Einlass. Mit Waffen Gewalt versteht sich. So überraschend wie die plötzlichen Überfälle an den nordischen und den atlantischen Küsten vollzogen worden waren, waren auch sie aufgetaucht. Da zogen die ersten Seeräuber schon auf lohnendere Beutezüge auf ihren schnittigen Kriegsschiffen aus, weil die eigenen Länder nicht mehr viel hergaben, das Land ausgebeutet war und zwar an den Küstengewässern entlang der nordfriesichen, atlantischen Küsten bis ins Mittelmeer hinunter, verbreiteten Furcht, und Schrecken, wo sie an Land gingen, wo sie Mord und Totschlag brachten, raubten, plünderten und brandschatzten. Aber meist kamen sie dann nach stürmischen Tagen auf der See und vielen Gefahren und Rangeleien mit anderen Waffenbrüdern und See Piraten, wenn sie nicht selbst in Gefangenschaft gerieten, wieder in die Heimat zurück, brachten das geraubte Gut als Handelswaren mit ein, verkauften die gefangenen Sklaven an reiche Händler oder Adelige, besonders die kleinmütigen, kindlichen, kindsköpfigen, christlichen Priester und Äbte brachten einen guten Erlös. Sie waren ihre Gefangenen, christliche Sklaven und wurden nicht lange gefragt. Sie waren begehrt als Prediger und Missionare wie das Salz in der Suppe, damit sie für sie, die heidnischen Nordmänner bei den Göttern ein gutes Wort einlegten, doch um ihren christlichen Glauben scherte man sich in diesen Tagen recht wenig. Das sollte sich bald ändern, es begann an der Elbe, als der kluge Mönch Ansgar Bischof in der Hamma Burg wurde, später dann Dänemark und die anschließenden nordischen Staaten unter christlichen Königen christianisieren wollte. Allen voran der dänische König Godfred, doch davon später mehr.

    Wir sind nun wieder auf dem Land in der Nähe von Birka bei dem Landgut der Gunesson's angekommen, denn die Familie war ja unversehens durch die Mordbrenner vor der eigenen Haustür in Bedrängnis geraten.

    „Um diese Stunde haben wir keine Gäste geladen. Ann Popanna, schau durch das Guckloch neben dem Eingang, wer da zu später Stunde so viel Lärm verursacht, aber nimm dich in Acht und berichte mir," meinte Kalle Gunesson aufgeregt. Ann ergriff geistesgegenwärtig eine schwere, Eisen bewehrte spitze Heugabel, begab sich zum Eingang. Totenstille herrschte einen Moment, doch dann brach das Chaos los.

    Ann spähte durch das Guckloch, wich schnell zurück, denn einer der Berserker vor der Haustür hatte das Loch in der Mauer entdeckt, stach mit seiner Lanze hinein. Ann zuckte zurück : Das muss der abtrünnige Siegfried Eisenbeiß sein, er selbst schwer bewaffnet mit Kettenpanzer, Schwert, Spieß und Schild, rief sie in der Not aus, überall hängen die Stecken Briefe dieser Mordbrenner, um Gottes Odin's Willen. Ich erkenne ihn an seinem schwarzen langen Backenbart, seiner übermächtigen Größe, den breiten Schultern, seinem Helm mit dem Nasenschutz, aber die anderen sind auch schwer bewaffnet, es müssen Dutzende Meuchelmörder und Plünderer sein, drei andere aus seiner Sippe mit roten, blonden und weißen Bärten, Zöpfen versuchen unsere schwere Haustür mit einem Baumstamm einzudrücken, bei Odin und Wotan, zu den Waffen, zu den Waffen…Immer werde ich an die vorderste Front gejagt. Ich bin nur eine schwaches Weib, was bildet ihr euch eigentlich ein, dabei haben wir doch Männer im Hause!

    Die Gunesson's sprangen von ihren Lagerstätten, auf Geheiß des Alten stürmten alle Anwesenden zu den Waffen, aber nur Kalle Gunesson, der Skalde und die beiden Oberknechte trugen scharfe Schwerter. Halvar und sein Bruder Tannar griffen zu dicken Holzknüppeln, um ihre Familie zu verteidigen.

    Ann, die Mägde und Knechte indes packten indes auch ihre Knüppel, den Heuforken. Den alten Gunesson packte die Verzweiflung: Ein Überfall, Ann in den Vorgarten. Grabe meinen dort versenkten Silberhort aus und versuche mit Halvar und Tannar zu fliehen. Benachrichtigt in Birka den edlen Joms Wikinger Häuptling Sigurd Hakennase und seine Getreuen, sie müssten mit ihren Kriegs und Handelsschiffen noch in der Bucht ankern, denn sie kamen jüngst mit Beute und Handelswaren, mit fränkischen Sklaven, Pelzen, Wachs, Wein, Töpferwaren, Glas, Tuch, Waffen aller Art, Schmuck, Gold und Silberwaren von der Atlantikküste zurück, meine alten Freunde. Suche sie auf und alarmiere sie uns beizustehen, wenn es nicht schon zu spät ist. Ansonsten sage Ihnen, er soll meine Söhne und dich in seinen Reihen aufnehmen und tüchtige Krieger und Seeleute aus ihnen machen, hast du das begriffen, Popanna, was sollst du sagen?

    Die begriffsstutzige Alte überlegte verzweifelt, fuchtelte angsterfüllt mit den Händen in der Luft umher, schrie, alles durcheinanderbringend: Ich soll Hakennase's fränkische Sklaven von dir grüßen, Jarl, seine Handelswaren alarmieren, den Schmuck, das Gold und Silber an Halvar und Tannar verteilen, soll den Sigurd Hakennase und seine Getreuen in unseren Reihen aufnehmen, aus ihnen tüchtige Seefahrer und Krieger machen, war das so richtig, Herr ?

    „Alles verkehrt, alles verkehrt, du bist ja nicht mehr ganz dicht, schalt Frau Gunesson, aber der Hausherr zeigte der Ann auch noch einen Vogel, schimpfte unflätig: Wir haben keine Zeit mehr für weitere Erklärungen. Tannar und Halvar, ihr habt wohl verstanden, was hier vor sich geht, helft der Ann, mein Gespartes auszugraben,begebt euch im Schutze der Dunkelheit nach Birka, dort gibt es genug Knorr's am See, die euch übersetzen werden, zu den Wachhabenden bringen, verstanden!"

    „Aber Vater, wir wollen an deiner Seite kämpfen, dich, Mutter und unser Anwesen verteidigen. Lass den bösen Eisenbeiß nur kommen, wir werden es ihm schon zeigen!"

    Die beiden Jugendlichen schwangen ihre Knüppel, auch die tolpatschige Ann machte mit, doch der Knüppel glitt ihr aus der Hand, traf einen der alten Oberknechte, sein Schädeldach war zertrümmert. Da flog mit mächtigem Krach die Haustür auf, das Holz splitterte in allen Fugen,es hatte zwar dem Baumstamm stand gehalten, doch die schweren Äxte der sich in Raserei gewandelten Berserker vermochten ganze Arbeit zu leisten.

    Während Ann Popanna und ihre beiden Schützlinge durch den langen Flurgang in den Garten nach hinten entkamen, kam es im Innern des Hauses zu einem kurzen, aber schweren aussichtslosen Kampf, Eindringlinge gegen Insassen.

    Furchtlos traten Kalle Gunesson, der Skalde Sven Radebeul den wilden Eindringlingen mit gezogenen Schwertklingen gegenüber, doch Siegfried Eisenbeiß und seine gepanzerten Freunde Karl, Ivor und Ottokar in ihren Brünnen, gefolgt von einem Mord lüsternen Pack von Lanzen und Säbeln rasselnden, eingedeckten Gefolgsleuten drängten sie in der Überzahl gegen die Pfahl Wände des Gutshauses zurück.

    „Siegfried Eisenbeiß, habe ich's mir doch gedacht. Der Ting in Uppsala hat dich und deine Mordbrenner an deiner Seite zum Tode verurteilt, nimm von meinem Eigentum, es soll dein sein. Nimm das Vieh und meine Handelswaren und geht in Frieden, oder bei Odin und Thor, verdammter Halunke, du sollst mein Schwert Friedenskampf kennenlernen!"

    „Und dazu mein Schwert Skalden Weissheit's kosten, es ist scharf, an ihm klebt gleich euer Blut, wenn ihr so weiter macht," meinte Sven Radebeul und stellte sich kampfbereit neben den Hausherrn, jedoch die vier riesigen, gepanzerten Eindringlinge lachten nur dröhnend über seine Worte, der Siegfried in glitzernder Brünne mit seinem riesenhaften Schwert trat vor die beiden Streiter, die Heim und Familie verteidigen wollten.

    „Rache König, mein grünes Schwert wird euch zerschmettern. Ich werde euch töten. Einen nach dem anderen. Euer Hab und Gut, eure gesammelten Schätze habe ich so gut wie sicher!" Die Mägde und Knechte stürzten sich in Todesverachtung auf die lärmenden Eindringlinge, fanden einen schnellen und grausamen Tod in den zuschlagenden Äxten und Schwertern, dass Vieh war unruhig, riss sich los, wurde zur Beute der Abtrünnigen, die von allen Seiten den Dachfirst von innen nach außen hin in Brand setzten. Im Zweikampf war Gunesson dem Eisenbeiß nicht gewachsen und sein Rache König schlug ihm den Kopf von den Schultern. Frau Gunesson wurde von den Abtrünnigen Karl und Ivor im Stall vergewaltigt und mit dem Schwert zum Tode gebracht. Der Skalde unterlag im Zweikampf dem Ottokar, der ihn mit seiner Lanze hohnlachend die Brust durchbohrte.

    „Mir nach, Siegfried Eisenbeiß sah die Magd Ann Popanna mit ihren beiden Schützlingen in den Hof und in den Außengarten fliehen, setzte ihnen nach, seine johlende Meute suchte unterdes nach dem Hab und Gut der Edelleute. Sie trieben das Vieh und die überlebenden Mägde und Knechte vor das Langhaus, fuhren die Beiwagen für's Heu und andere Ackerernten vor die Tore, füllten sie mit dem Hab und Gut der unglücklichen, geplünderten, entmenschlichten Eigentümer. Während das riesige Langhaus in hellen Flammen aufging, wurden die geschändeten Mägde samt den Knechten an Händen und Füßen gebunden: Die Sklaven geben ein gutes Lösegeld ab, die silbernen Schüsselchen, die kostbaren Wandleuchter, die Waffen, der Silberschmuck und die Handelswaren werden wir reißend in Uppsala loswerden, wenn wir rechtzeitig zu den Markttagen eintreffen," meinte Ottokar grinsend, genehmigte sich sein Fass Bier, das er über sich ausschüttete, auch seine Kameraden schulterten zwei Fässer Starkbier und gossen es sich hinter die Binde.

    „Dort wird bald im Ting Recht und Gesetz gesprochen, Eide und Schwüre abgelegt, in Zweikämpfen um Königswürden im Gürtelringen gekämpft. Wir sollten uns beeilen, wenn wir uns daran beteiligen wollen," meinte der grimme, krummbeinige Karl Störensen mit der abgeschlagenen Nase, die ihn ohne Zweifel als abtrünnigen Verbrecher auswies.

    „Bist du verrückt, wenn sie deine verstümmelte Nase sehen und dich erkennen, dann hängen sie uns alle an den nächsten Baum zusammen mit dem letzten König Edgar von Kaupang mit dem Kopf nach unten auf. Der musste dran glauben, weil die letzten Ernten schlecht im Lande waren, er mit seinen Gebeten zu Odin und Thor sich nicht durchsetzen konnte!"

    „Er freut sich schon jetzt darauf, bald in Walhall einzuziehen, sich die Gedichte von den Skalden vorlesen zu lassen, sich von den Göttinnen, von Freya selbst verwöhnen zu lassen, wie es einem Jomswikinger unseres Schlages im nächsten Leben zusteht," grölte Ottokar, griff zum zweiten Fass, während sich seine Bande vom Rest bediente.

    „Die sind alle nicht besser und nicht schlechter als wir es sind, meinte der betrunkene Karl aufstoßend, wenn wir Odin, Hel und Loki nun an der Yggdrasil, der Welten Esche von unserer Beute opfern, werden wir wohl alle vom Thing begnadigt, zu Jarlen oder zu Königen von kleinen Bezirken ernannt, die suchen sie händeringend, nun, wie schmeckt euch das…!"

    „Nach mehr, nach mehr," grölten die beiden Kumpane, überschütteten übermütig vom Gelingen geworden das gebundene, hilflose Sklaven Gesinde mit dem Starkbier.

    Während nun Siegfried Eisenbeiß Bande der Berserker das Haus plünderten, sich schwere, goldene und silberne Ketten um die Hälse hängten, sich an der Molke, dem Käse in den Händen gütlich taten, war der grausame Bösewicht Eisenbeiß hinter Ann Popanna und den beiden Jungen's her.

    Halvar stellte sich mit seinem Knüppel mutig zum Kampf dem Riesen in den Weg, während Tannar den Schutz der alten Magd suchte, unter ihre Schürze glitt, daraus hervor lugte.

    „Komm nur her, wenn du dich traust und ich schwöre dir, du Ausgeburt der Hölle, ich gelobe feierlich bei Odin und Thor und allem was mir heilig ist, dass ich den Tod meiner Eltern und unseres Lehrers, des guten Skalden rächen werde, so war ich Halvar Gunesson heiße!"

    Halvar, der sechzehnjährige wich im finsteren Gang dem Schwertstreich des blindwütigen Eisenbeiß aus, konnte ihn aber mit seiner Keule nicht treffen, da war schon die dicke, fette Ann zur Stelle. Unerschrocken landete ihr dicker Knüppel aus einem Klar Apfelbaum geschnitten auf dem Helm bewehrten Kopf des aufstöhnenden Riesen, zwei weitere gut gezielte Schläge auf die Knie brachten ihn zu Fall.

    „Schnell in den Garten, rief die tumbige Trina ihren Schützlingen zu, wir müssen doch im Hausgarten die christlichen Sklaven ausgraben und sie zu eurem Verbündeten dem Kriegsschiff nach Birka bringen!"

    „Du bringst schon wieder alles durcheinander, meinte Tannar, Vater sagte doch, bevor er starb, wir sollten den Silberschatz im Gemüse Garten ausgraben, unser Freund Sigurd Hakennase sollte ihn erhalten und uns zu tüchtigen Seeleuten und Kriegern heranziehen!"

    „Genau, fuhr ihm Halvar ins Wort, wir werden ihn und seine Seeleute als Vater und Mutter statt annehmen, wenn er damit einverstanden ist. Wir werden die Welt mit seinen Schiffen befahren, erobern, uns schließlich an Siegfried Eisenbeiß und seinen Meuchel Mördern rächen. Ich habe es dem Odin gelobt und Schwüre muss man halten!" Ann verrammelte die Hinterhoftür hinter dem gestürzten und zu Fall gebrachten Anführer der Bande, so dass er sie beim Suchen im Hofgarten bei dem vergraben Silberschatz nicht belästigen konnte.

    „Die Türen sind aus Eisenholz, da kann er lange mit den Schultern dagegen drücken, außerdem brennt unser Anwesen, er muss, um sein Leben zu retten vorne raus, um zu seiner Bande zu kommen, wir haben also freie Hand.Wo habe ich bloß den großen irdenen Tigel mit dem Silbergeld versteckt, könnt ihr Jungen mir das mal verraten?"überlegte die Ann.

    Halvar und Tannar zuckten hilflos mit den Schultern, während das Dachgebälk vom Feuer erfasst, langsam aber sicher in sich zusammen stürzte. Als Asche und Rauch die Gegend vernebelten und die drei Husten machte, lief die dicke Magd Popanna wie eine Irre kreuz und quer durch den Gemüse Vorgarten, buddelte hier und dort und die Jungens halfen auf ihr Geheiß mit. Was sie fanden waren dicke, eisgekühlte letzte Rüben, die der kalte Winter nicht verschont hatte, rotte Klar Äpfel, Suppenkraut, alte vergammelte Zinnbecher, vergammelte Gewürze und rote Wurzeln. Nun stieß die Alte sogar auf ein erwachendes Nest von fleißigen Erdhummeln. Die griffen die Alte an, stachen sie in ihre Knorpel Nase, in ihren Allerwertesten, auch in den Pyjama artigen Pluder Hosenanzug, den sie nie ablegte, fegten sie wie die Spreu im Winde, unter ihre verschwitzte Wollmütze, stachen ihr in den Kopf, wo der zwei Meter lange, verblichene Haar Zopf aus jugendlichen Tagen eingerollt verborgen lag. Da schrie die alte Popanna aber zur Belustigung ihrer Schützlinge wie am Spieß.

    „Du musst doch wissen, wo du Vater's und Mutter's Silber, den ganzen Schmuck vergraben hast, meinte Tannar und nickte ihr aufmunternd zu, so dass sie eine alte Holzschaufel ergriff, die vor der Haustür lag, wie eine Wahnsinnige zu graben anfing. Die kalte Erde flog in großen Klumpen Halvar und Tannar um die Ohren und als die beiden Mitläufer am Gesinde Klo im Hof angekommen waren, schrie Ann: Beiseite ihr Rangen, hier war es, jetzt erinnere ich mich!"

    Die Schaufel griff in die Erde, Ann buddelte ein tiefes Loch, griff mit beiden Händen in die vertrocknete, übelriechende Scheiße des Gesindes, doch ein Mensch ihres Schlages gab nie auf, denn beim zweiten Loch holte sie jubelnd den großen, rostigen Eisenkessel mit den Silberlingen und den Goldketten der Familie aus der Erde.

    Zum Jubeln und sich dünne machen kamen die drei aber nicht mehr, denn die Hoftür wurde mit Brachialgewalt aufgestoßen, zerschmetterte unter den Axthieben der drei Kumpels von Siegfried Eisenbeiß.

    Er und seine eingeschworenen Kerle stürzten mit wütenden Schreien ins Freie, hatten im Nu die drei Ausreißer ergriffen.

    Ann Popanna zappelte hilflos hin und her mit ihrem alten eisernen Suppentopf in den Armen, der den Familienschatz barg, wobei ihr der lange Zopf in die Scheiß Grube vom Kopf herunterrutschte, in sie eintauchte, ebenso die Pumphose und die Unterhose verloren den Halt an ihrem Körper.

    „Euch werde ich es zeigen," schrie sie würdelos, doch Riese Eisenbeiß entwand ihr die Keule, versetzte ihr einen Schlag auf den halslosen Klotz Kopf, da schwanden ihr die Sinne. Auch Halvar und Tannar wanden sich nach Kräften in den haarigen Fäusten der Kumpane,

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