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Die Königstochter kehrt zurück
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Die Königstochter kehrt zurück
Ebook142 pages1 hour

Die Königstochter kehrt zurück

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Wenn die Geschichte ihrer Mutter wahr ist, dann gehört Melina nicht in diese Welt. Dann gehört sie dorthin, wo die Berge rot und die Bäume blau sind und wo sie eine Chance auf Heilung hat.
Ohne zu wissen, ob sie ihre Familie finden kann, macht sie sich auf den Weg zurück ins Königreich.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateOct 12, 2017
ISBN9783743913264
Die Königstochter kehrt zurück

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    Die Königstochter kehrt zurück - Sina Alschner

    Es ist meine Geschichte.

    Nachdem ich einige Gespräche zwischen Mama und Tante Emily mitgehört habe, bin ich mir sicher: Mamas Geschichte ist nicht nur eine Geschichte, in die sie unsere Namen eingebaut hat. Mamas Geschichte ist wahr!

    Es ist merkwürdig zu wissen, dass eine andere Welt existiert, aber auch erfreulich. Meine gesundheitliche Verfassung lässt seit Jahren zu wünschen übrig und ich mag vielleicht körperlich nicht ganz fit sein, doch mein Gehirn ist völlig in Ordnung. Ich weiß, dass es für mich nur eine Lösung gibt: Ich muss dorthin. Ich muss dahin zurück, wo meine Wurzeln sind. Die große Frage, die bleibt, ist: Wie?

    Elvira ist schon vor einigen Jahren gestorben und ich habe keinen blassen Schimmer, wo das Haus mit dem Weltentor steht. Außerdem bin ich seit mindestens genauso vielen Jahren an dieses Bett gefesselt, wie meine Tante nicht mehr unter uns weilt. Ich komme kaum alleine in die anderen Räume, also wie soll ich dann bitte bis zu einem anderen Haus kommen?

    Wir leben bei Tante Emily und Onkel Kai im Haus, was definitiv schon alleine an der roten Einrichtung zu erkennen ist. Mittlerweile weiß ich ja, dass ich mit ihnen nicht wirklich blutsverwandt bin und die Bezeichnungen Onkel und Tante eigentlich falsch sind, doch genau das bleiben sie nun einmal.

    Es ist Emily, die Mamas Tränen beiseite wischt, wenn sie nicht mehr weiter weiß, und es ist Kai, der mich mit seinen Scherzen zum Lachen bringt.

    Onkel Kai weiß viel von der Welt. Er hat viel gesehen und ist hin und wieder auf Dienstreisen unterwegs, von denen er mir jedes Mal eine Kleinigkeit mitbringt.

    Zuletzt war er in Frankreich und hat mir handgemachte Seifen mit den unterschiedlichsten Zutaten geschenkt. Er weiß, dass ich Seifen ganz besonders mag.

    Sie riechen so gut und wenn Mama mir Wasser bereitstellt, kann ich mich mit ihnen immerhin selbst waschen.

    Es ist mühselig und dauert lange. Es ist wie mit allem, was ich tue. Kein Arzt weiß eine Antwort auf meine Krankheit, niemand kann mir helfen. Sie tun zwar alle so, als wären sie die Helden auf ihrem Gebiet, und sie probieren Vieles aus, aber dennoch spüre ich, dass keine Therapie und keine Medikamente bei mir anschlagen. Es ist etwas anderes, das mich müde und schwach macht und ich verstehe nicht, warum meine Mutter das nicht sieht.

    Ich habe mir schon überlegt, ob ich sie vielleicht genauer nach der Geschichte fragen sollte, die mich über so viele Tage begleitet hat. Hier die wichtigsten Fakten, die ich für mich herausgearbeitet habe:

    1. Mama kommt aus einer anderen Welt, die parallel zu unserer existiert.

    2. In dieser Welt hat sie ihren Mann Liam, Prinz und später König dieser Welt, im Krieg verloren.

    3. Sie kann in dieser anderen Welt das Wetter beeinflussen, was nach Liams Tod zu einer Art Sintflut geführt hat.

    4. Um die Welt nicht zu gefährden, kam sie in diese, unsere Welt und das, obwohl sie schwanger war.

    5. Ich bin Liams Tochter, demnach Prinzessin, und ich bin so krank, dass mir die Ärzte nicht mehr viel Lebenszeit zutrauen.

    Wenn ich diese Fakten betrachte, erscheint es mir nur logisch, dass es die fremde Welt ist, die mich krank macht. Ich gehöre hier nicht hin.

    Selbst im Kindergarten, als ich noch gesund war, hatte ich keine Freunde und Mamas Geschichte erklärt vielleicht, warum das so war.

    „Hi Große!"

    Kai unterbricht meinen Gedankenstrom und lässt sich auf mein Bett fallen. Kai ist mein Freund, denke ich und merke, wie mir auf der Stelle ein Lächeln ins Gesicht schießt. Er kommt mich häufig auf meinem Zimmer besuchen und er macht nie so ein besorgtes Gesicht wie Mama oder überspielt meine Situation zu auffällig, so wie Emily das tut. Kai ist jemand ganz Besonderes.

    „Was sollen diese großen Denkfalten in deinem Gesicht?, fragt er und fährt mit seinem Daumen über meine Stirn. Ich mag es, wenn er das macht. Ich mag generell, wie er mich behandelt. Ich ziehe die Stirn absichtlich ein wenig kraus und antworte ihm dann theatralisch: „Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich!

    Kai verdreht die Augen, grinst aber bei der Wahl meines Zitates. Es macht mir Spaß, mich mit Literatur und Autoren zu beschäftigen und viel mehr kann ich vom Bett aus auch nicht tun. Wenn Mama mir nicht gerade Geschichten erzählt, höre ich Hörbücher oder lese hin und wieder einen literarischen Artikel aus einer Zeitschrift. Es sind meist kurze Artikel oder ich teile sie mir über den Tag hinweg ein. Ich kann nicht lange auf ein Blatt schauen, meist fallen mir die Augen vor Anstrengung schon nach wenigen Minuten zu.

    Anfangs habe ich mich sehr darüber geärgert, ich war wütend auf mich selbst und diesen Zustand, aber ich habe schnell gelernt, dass ich es nicht ändern kann. Ich kann nicht mehr tun, als mein Körper mich lässt.

    „Du weißt schon, dass du dich an mich wenden kannst, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt?"

    Kai meint es ernst, er hört zu, er ist kritisch, und mit dieser ganz eigenen Art hilft er mir sehr dabei, meine Situation hinzunehmen.

    „Ich weiß", seufze ich deshalb und merke im selben Moment, dass mich der Seufzer verraten hat. Jetzt weiß er, dass ich wirklich etwas auf dem Herzen habe.

    „Es ist nur…", ich suche nach einer Ausrede, doch dann wird mir klar, dass Kai tatsächlich helfen könnte.

    Ich kann mit Mama nicht sprechen, sie hat mir die Geschichte zwar erzählt, doch seit dem Ende kein Wort mehr dazu gesagt. Möglicherweise ist sie noch gar nicht dazu bereit, sich tatsächlich damit auseinanderzusetzen. Tante Emily würde ihr sofort alles erzählen, was ich mit ihr bespreche, aber Kai würde das nicht.

    „Onkel Kai?", frage ich deshalb vorsichtig und sein Blick trifft mich fragend, aber mit ganz viel Liebe. Ich weiß, dass ich ihm viel bedeute. Tante Emily und er haben keine Kinder. Warum genau das so ist, weiß ich nicht.

    „Erzähl es mir, Große", lächelt er und dabei bilden sich diese niedlichen Lachfalten in seinen Mundwinkeln.

    Ich weiß, dass man das Wort niedlich bei einem fast 40-jährigen Mann wohl eher nicht verwendet, aber der Gedanke ist ja auch bloß in meinem Kopf.

    Außerdem sieht Kai viel jünger aus, eher wie Ende 20, auch wenn seine braunen Haare schon die ein oder andere graue Strähne aufweisen.

    Manchmal gucke ich mir in Zeitschriften einfach nur Fotos von Stars oder Werbefotos an, aber Kai ist ein viel hübscherer Mensch als alle Männer auf den Bildern. Er ist schlank und hat ein tolles Gesicht und das Wichtigste: Er ist so verrückt.

    Er albert viel rum und muntert alle Menschen in seinem Umfeld auf. Er ist so wie Michel aus Lönneberga, nur älter und ohne Knirpsschwein.

    Ich hole noch einmal tief Luft und merke, dass ich schon wieder müde werde.

    Dann wage ich mich an meine Frage heran: „Mama hat mir in den letzten Wochen eine Geschichte erzählt, in der auch du vorkommst…"

    „Vom... Wettermädchen?", fragt Kai vorsichtig nach und ich bin mir sicher, dass er nicht ganz weiß, was ich von ihm erwarte.

    Kai ist Offenheit von mir gewohnt und auch viele Fragen, aber bei diesem Thema ist es etwas anderes.

    „Ja, genau, antworte ich, „ich frage mich, ob du alles von dieser Geschichte weißt?

    Ich schaffe es immer noch nicht, ihm meine dringendste Frage zu stellen, doch wenn ich eines in meiner Krankheit gelernt habe, dann ist es Geduld.

    „Melina, worauf genau möchtest du hinaus?", natürlich durchschaut er mein Gerede. Kai ist ein sehr kluger Mann und ich kann gut verstehen, warum Tante Emily sich in ihn verliebt hat. Wenn ich je die Chance erhalten sollte, einen Freund zu bekommen, dann sollte er so sein wie Onkel Kai. Einfühlsam, witzig und unheimlich klug.

    „Weißt du, wo Tante Elvira gewohnt hat?", spucke ich die Frage schnell aus, bevor ich mich doch nicht traue. Kai zieht die Augenbrauen ein Stück in die Höhe und nun bilden sie einen schönen Bogen über seinem Lid. Er schiebt gedankenverloren die Ärmel seines weißen Hemdes nach oben und lässt die Augenbrauen wieder sinken.

    „Ja klar, am alten Steinbruch, aber worauf möchtest du hinaus?"

    Ich rutsche aufgeregt ein Stück im Bett nach oben, damit ich einen besseren Halt habe. Mein Kopf signalisiert mir mal wieder, dass es Zeit zum Ausruhen ist, doch ich möchte noch nicht. „Onkel Kai, ich muss etwas tun", beginne ich aufgeregt und ignoriere seinen irritierten Blick. Er mag es nicht, zwischen die Fronten zu geraten, doch genau dort wird er gleich wohl landen.

    Ich fahre fort: „Wenn du die Geschichte kennst, so wie ich, dann weißt du, was sich bei diesem Haus befindet."

    Er nickt langsam und ich sehe in seinem Blick, wie er meine nächsten Worte vorausahnt: „Ich muss dorthin."

    Ich versuche, so ruhig wie möglich zu klingen.

    In allen Werken, die ich angehört habe, haben die Protagonisten eher etwas bekommen, wenn sie ruhig und gefasst wirkten.

    Es fällt mir schwer, nicht hibbelig zu werden. Zum Glück bin ich eh schon total erschöpft.

    „Du möchtest, dass ich dich zum Weltentor bringe?", bringt Kai meine Worte auf den Punkt.

    „Es könnte die Lösung für all meine Probleme sein", ereifere ich mich.

    „Warum redest du darüber nicht lieber mit deiner Mutter?"

    „Das kann ich nicht und das weißt du. Sie hätte mich schon längst dorthin gebracht, wenn sie es wollte. Mama ist doch nicht doof, antworte ich und füge schnell hinzu, „sie kann es einfach nicht.

    Kai steht langsam vom Bett auf: „Trotzdem kann ich nicht einfach über ihren Kopf hinweg oder ohne ihr Wissen mit dir verschwinden. Melina, das verstehst du doch?"

    Er legt seine Hand auf meinen Arm, aber ich ziehe ihn weg. Ich rutsche zurück in eine liegende Position und schließe die Augen. Warum sind meine Wünsche auf

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