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In aller Seelenruhe
In aller Seelenruhe
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In aller Seelenruhe

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About this ebook

Ein Weg zur Seelenruhe.
Fälschlicherweise glauben wir, dass wir Seelenruhe finden, wenn alles passt.
Vielmehr ist es so, dass alles passt, wenn wir Seelenruhe gefunden haben.
Wie kann ein Mensch zur Seelenruhe, zur Gelassenheit, zur Ausgeglichenheit, Würde, Contenance gelangen?
Oft werde ich gefragt, wie ich so ruhig bleiben kann? Warum reagiere ich auf verbale Attacken nicht, wie die meisten Menschen?
Ich musste mir anhören: "Deine Coolness kotzt mich an".
Es ist wohl den Wenigsten in die Wiege gegeben, doch ist es erreichbar. Und es fühlt sich richtig gut an, denn es garantiert unter anderem Stressfreiheit.
Stress macht sauer und sauer macht krank. Das bekommen wir in der heutigen Zeit sehr deutlich zu spüren.
Auch ich habe viele Lektionen lernen müssen. Dabei stießen mir eine Menge Erfahrungen zu, die ich in diesem Buch teilen möchte.
Wir sind die, auf die wir gewartet haben.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateSep 30, 2019
ISBN9783749743049
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    In aller Seelenruhe - Elisabeth Marion Plüch

    Eins

    Das Warum

    Vor einigen Jahren schrieb ich ein Kinderbuch und zwar auf den letzten Drücker, wie man so schön sagt. Mein Gutschein zwecks Veröffentlichung eines eigenen Buches lag vier Jahre in der Schublade und war fast abgelaufen. Gerade einmal vier Wochen blieben mir bis zum Verfall. Nun bekam ich mächtiges Fracksausen und ein schlechtes Gewissen, denn dieser Gutschein war ein Geschenk gewesen.

    Also ran und los ging es!

    Und ich schaffte es, auch wenn das Buch letztlich nur 103 Seiten hatte.

    Für mehr fehlte die Zeit. Die hatte ich leider vertrödelt. Aber die fünf Geschichten gefielen sowohl den Lesern oder Vorlesern als auch den Zuhörern. Einer schrieb:

    „Die Fee Amanda"

    Hilfreich für Kinder ist es, wenn eine Mutter und Großmutter einen Text veröffentlicht, in dem es darum geht, dass immer jemand da ist, wenn kleine Kinder in ungute Situationen geraten:

    - einsam, weil die Mama in der Familie fehlt,

    - ein Kind weint, vielleicht, weil es untröstlich ist,

    - ein Kind, das von anderen gehänselt wird oder im Bett bleiben muss.

    In all den unguten Situationen kommt als Rettung die Fee Amanda aus dem Zauberland.

    Sie weiß und kennt alles. So wird auch noch Wissen vermittelt. Aber, nicht nur Wissen vermittelt sie, sie fördert auch die Phantasie der Kinder.

    Der Autorin ist zu wünschen, dass das Büchlein oft verkauft wird, damit es in vielen Familien Gutes erreicht.

    Nun beschäftigte mich der Gedanke mit mehr Zeit einen neuen Anlauf zu nehmen schon länger, wobei ich mir nicht im Klaren war, ob ich eine Fortsetzung schreibe oder etwas ganz anderes.

    Als mich vor kurzem Jemand ansprach, ob ich denn schon ein neues Buch geschrieben hätte, weil bald ein Geburtstagsgeschenk gebraucht würde, entschloss ich mich zu „In aller Seelenruhe".

    Die Redewendung „In aller Seelenruhe" hat für mich eine doppelte Bedeutung.

    Seelenruhe betrifft die Ebene der Emotionen, des Gemüts. Beispiel: In einer Situation, wenn scheinbar alles schiefgelaufen ist, Panik sich ausbreitet, heißt es, gelassen bleiben und tun, was notwendig ist. Ebenso bei verbalen Angriffen, Beleidigungen, gelassen bleiben, lächeln, ganz ruhig und ausgeglichen antworten aufgrund eines gesunden Selbstwertgefühls. Seelenruhe ist demnach eine Gemütsruhe, die aus dem inneren Gleichgewicht resultiert.

    Es ist die Ruhe der geistig-seelischen Kräfte. Im Yoga heißt es, unsere wahre Natur, unsere wahre Seele ist eins mit dem Göttlichen oder wer es weniger religiös mag, mit dem Universum. Im tiefsten Inneren existiert eine Verbindung mit einer höheren Wirklichkeit, und in Wahrheit ist tief in uns Ruhe.

    Da ich bei diesem zweiten Start nicht innerhalb von vier Wochen meine Gedanken ordnen und zu Papier bringen muss, kann ich es mit heiterer Gelassenheit, in aller Seelenruhe tun.

    Wie kann ein Mensch zur Seelenruhe, zur Gelassenheit, zur Ausgeglichenheit, Würde, Contenance gelangen?

    Oft werde ich gefragt, wie ich so ruhig bleiben kann? Warum reagiere ich auf verbale Attacken nicht, wie die meisten Menschen?

    Ich musste mir anhören: „Deine Coolness kotzt mich an".

    Es ist wohl den Wenigsten in die Wiege gegeben, doch ist es erreichbar. Und es fühlt sich richtig gut an, denn es garantiert unter anderem Stressfreiheit. Stress macht sauer und sauer macht krank. Ich möchte mich im Folgenden mit meinen Erlebnissen, Erinnerungen, Gedanken, meiner Lebensauffassung und Lebensaufgabe auseinandersetzen.

    Ein Menschenleben beinhaltet stets Angenehmes, weniger Angenehmes, Amüsantes, Trauriges, eben Freud und Leid. So auch meines.

    Ich habe viele Lektionen lernen müssen und dabei stießen mir eine Menge Erfahrungen zu! Erfahrungen sammeln wir, in dem wir Fehler machen. Doch leider neigt der Mensch dazu, ab einem gewissen Alter Fehler zu vermeiden.

    Wenn ein Kind laufen lernt, fällt es bis zu dreitausend Mal dabei hin und das ist völlig normal.

    Es steht wieder auf und läuft weiter.

    Die Erziehung beeinflusst uns dahingehend, dass wir Angst haben vor Fehlern.

    Fehler sind schlecht. Deshalb werden sie oft einfach unter den Teppich gekehrt und der schlägt dann solche Falten, das eine Stolperfalle daraus wird.

    Fehlerlos sein wird belohnt. Wir möchten nahezu perfekt sein. So sind wir wohlbehütet in unserer Komfortzone und stoßen nicht an Grenzen. Sonst leidet wahrscheinlich das Selbstwertgefühl, sofern wir es nicht bereits eingebüßt haben.

    Und genau das ist vollkommen falsch!

    Ich habe Zeit gebraucht um zu begreifen, dass Perfektion eher mit Feigheit zu tun hat.

    Wichtig ist letztlich nur, was wir aus unseren Erfahrungen machen, welche Schlussfolgerungen wir ziehen, was wir lernen.

    Scheinbar kommen wir mit bestimmten Veranlagungen, die genetisch bedingt sind auf die Welt.

    Aus diesen entstehen und entwickeln wir unsere Sichtweise des Lebens, die stets (basierend auf unseren Erfahrungen) Veränderungen unterzogen ist.

    Ich möchte meine Sichtweise, meine Erfahrungen beschreiben.

    Diese kann, aber muss nicht zwangsläufig der Sichtweise anderer entsprechen und ist insofern als Anregung zu verstehen, über die eigenen Erfahrungen und die eigene Sichtweise zu reflektieren. Unterschiedliche Sichtweisen machen unser Erdendasein interessant und jede ist zu respektieren.

    In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Lesen ohne die Goldwaage.

    Zwei

    Da bin ich

    Ein Dreimonatskind! Drei Monate nach der Hochzeit meiner Eltern war ich da.

    Während der Schwangerschaft war der Arzt davon ausgegangen, dass es sich wohl um eine Zwillingsschwangerschaft handelte, denn irgendwie hörte er zwei verschiedene Herztöne. Das beunruhigte meine Mutter ziemlich, um nicht zu sagen, sie konnte sich mit diesem Sachverhalt gar nicht anfreunden. Mein Vater sah das pragmatischer. Sein Kommentar war: „Was rein ist, muss auch wieder raus." Als es dann allerdings kein Stammhalter war, war sein Pragmatismus verflogen. Da spielte es schon eine Rolle, was rauskam.

    Während meine Mutter im Krankenhaus eine Tochter zur Welt brachte, feierte mein Vater mit seinen Freunden und zwar so heftig, dass er am nächsten Vormittag noch ziemlich unpässlich war.

    Meine Oma, seine Mutter, weckte ihn gegen Mittag mit einem Strauß Blumen, welchen er seiner Frau ins Krankenhaus bringen sollte, und den Worten, „Herzlichen Glückwunsch zu deiner Tochter."

    Seine Antwort klang nicht so erfreulich wie man hätte erwarten mögen: „Tochter…, will ich nicht!" Trotzdem begab er sich dann zu seiner Frau ins Krankenhaus und überbrachte besagte Blumen.

    Ja, wie ging es weiter? Ich muss sehr überzeugend gewesen sein. Er konnte sich mit dem schweren Schicksal eine Tochter anstelle eines Stammhalters zu haben, sofort aussöhnen.

    Ungefähr zwei Monate später kam mein Cousin als uneheliches Kind zur Welt. Das war in dieser Zeit noch längst nicht so „normal" wie heute.

    Aber was heißt normal? Der Wortstamm bildet das lateinische Wort norma, was nichts anderes bedeutet als Regel. Halte dich an die Regel wie die meisten Menschen, der Durchschnitt, dann giltst du als normal.

    Kollektive Bedingungen bestimmen die Normalität. Tanzt einer aus der Reihe, gilt er nicht mehr als normal.

    Er ist eben anders, unnormal.

    Wer möchte schon unnormal oder abnormal sein?

    Doch ist das nicht falsch? Gibt es das Anderssein wirklich? Ich meine, wir sind einerseits Unikat, aber andererseits auch Herdentier. Die Gesellschaft fordert Anpassung. Wir sollen uns nach den anderen richten. Fordern Eltern, später Erzieher und Lehrer als verlängerter Arm des Staates, der Kirche usw. eine strikte Einhaltung aller Normen, werden wir Kopien. Die Freiheit, unsere Fähigkeiten und Talente zu entwickeln, bleibt auf der Strecke. Normal zu sein ist das Ideal der Mittelmäßigen laut dem Psychologen Carl Gustav Jung.

    Ein Beispiel:

    Ich war in der sechsten oder siebten Klasse. Keine Ahnung mehr, was wir gerade im Matheunterricht behandelten. Ich erinnere mich allerdings ganz genau, dass wir in der Schule Beispielaufgaben rechneten und dann eine solche Aufgabe als Hausaufgabe bekamen. Wir brauchten im Unterricht die gesamte Tafel, also im Heft ca. eine A4-Seite.

    Als ich mich daheim an die Erledigung der Aufgabe machte, entdeckte ich einen viel einfacheren Lösungsweg. Dafür benötigte ich ungefähr vier oder fünf Zeilen. Mein Opa war gerade zu Besuch. Er war begeistert.

    Am nächsten Tag musste ich an der Tafel die Hausaufgabe lösen.

    Selbstverständlich verwendete ich meinen neuen und kurzen Rechenweg. Meine Klassenkameraden waren ebenso begeistert. Wieviel Zeit und Schreiberei konnten wir so einsparen!

    Nicht begeistert, sondern merklich angepisst war die Mathelehrerein:

    „Nein, setze dich bitte hin. So lösen wir diese Aufgaben nicht! Ich konnte noch froh sein, dass ich keine schlechte Note bekam. So sieht es nämlich aus. Klar muss in einer Gemeinschaft jeder ein bestimmtes Maß an Regeln beachten. Trotzdem meine ich, dass auch „Anderssein erlaubt sein muss, solange es niemandem und nichts schadet… Ich bin anders, denn als ich zum Schulanfang 1966 meine erste Uhr bekam, beschloss ich sie, anders als alle, stets am rechten Arm zu tragen.

    Meine Tante kam mit ihrem Neugeborenen heim in den Schoß der Familie, welche gemeinsam mit ihr versuchte vor Bekannten und Freunden das Babyglück zu verheimlichen. Doch Babys weinen und meist, wenn es gerade unpassend ist. So auch dieses Baby. Als die Freunde es bemerkten und meinten, da schreit doch ein Baby, wurde es abgetan als Nachbars Kind.

    Doch eines schönen Tages war es nicht mehr zu verheimlichen. An sich nicht dramatisch, doch damals schon.

    Und von diesem Tag an fuhren meine Mutter und meine Tante gemeinsam mit ihren Kinderwagen inklusive Nachwuchs durch die Kleinstadt im Erzgebirge.

    Mit Wohnungen sah es zur damaligen Zeit schlecht aus. Mein Vater wohnte bei seinen Eltern, meine Mutter in zwei Zimmern im Pfarramt gemeinsam mit ihrem Großvater, ihrer Großmutter und der Schwester der Großmutter, ja und nun noch mit mir.

    Die Familie meiner Mutter stammte aus Ungarn. Im Jahr 1948, meine Mutter war vierzehn Jahre alt und sprach kein einziges Wort Deutsch, mussten sie als Ungarndeutsche das Land verlassen. Ihre Vorfahren waren ursprünglich Deutsche und die Ungarn wollten keine Deutschen mehr in ihrem Land haben.

    Um das Jahr 1000 wanderten die ersten Deutschen in die Pannonische Tiefebene, auch als Karpatenbecken bezeichnet. Dieses liegt zum großen Teil in Ungarn, erstreckt sich aber über sechs weitere Staaten. Der Name Pannonische Tiefebene geht zurück auf das Römische Reich. Pannonia war eine römische Provinz im östlichen Ungarn und war bewohnt von den Pannoniern.

    Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts etwa siedelten sich die Vorfahren meiner Mutter dort an.

    Es war 1948 dreihundert Jahre her, dass diese Donauschwaben nach Ungarn ausgewandert waren und mit einigen anderen gemeinsam das Dorf Püspökszékely besiedelt hatten.

    Wesentlichster Grund für ihre Auswanderung war die große wirtschaftliche und soziale Not nach dem dreißigjährigen Krieg in Europa. Ihre Lebensgrundlage war abhängig von der Ernte, weil der größte Teil der Menschen früher von der Landwirtschaft lebte.

    Die Auswanderer wurden mit dem Versprechen auf eigenes Land und ein besseres Leben als im dichtbesiedelten Deutschland angeworben. Und bis zu den Napoleonischen Kriegen herrschte eine relativ lange Zeit Frieden auf dem ungarischen Gebiet. Im Gegensatz dazu war das restliche Europa im 18. Jahrhundert gebeutelt von Unruhen und Revolutionen.

    Es waren junge Familien mit mehreren Kindern. Ihr Entschluss, in Ungarn ein neues Leben zu beginnen, stellte keine Auswanderung im klassischen Sinn des Wortes dar. Sie lebten schließlich weiterhin unter Herrschaft desselben Kaisers im selben Staatsgebilde. Nur das Territorium innerhalb des Kaiserreichs änderte sich.

    Oftmals waren es auch größere, zusammengehörende Gruppen, die gemeinsam einen Neuanfang beginnen wollten, so auch bei unseren Vorfahren.

    Bereits in der Bronzezeit war das Gebiet um das Dorf Püspökszékely, das heutige Tolna-Gebirge, besiedelt. Eine Kirche wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Wie viele andere Dörfer Pannoniens war auch dieses Dorf nach den Türkenkriegen fast entvölkert.

    Die Umbenennung in Nagyszekely erfolgte irgendwann zwischen 1595 und 1680.

    Anfang des 19. Jahrhunderts errichteten die Bewohner des Dorfes eine reformierte Kirche und gründeten ein Gymnasium. Nagyszékely wurde zur reichsten Siedlung der Gegend.

    Die Ungarndeutschen lebten auch in der neuen Heimat von der Landwirtschaft.

    Sie bauten Obst, Gemüse, Mais und Wein an, hielten Rinder, Schweine, verschiedenes Federvieh und einen Hofhund. Die in Nagyszékely lebenden Bauern waren laut Aussagen der überlebenden Zeitzeugen nicht nationalsozialistisch gesinnt.

    Im September 1944 kam die Rote Armee. Bis Ende des Jahres hatten sie den Plattensee erreicht und kamen auch ins Dorf meiner Mutter und ihrer Familie.

    Zu Friedenszeiten verdingten sich am Ortsrand in Höhlen lebende Zigeuner bei den Bauern.

    Diese Höhlen befanden sich am Dorfausgang in Richtung Friedhof. Nachdem die Rote Armee im Ort war, nutzten die Zigeuner die Möglichkeit, sich bei den Sowjets anzubiedern und so ihre Schlechterstellung gegenüber den Bauern aufzubessern. Sie begleiteten die Rotarmisten bei der Begutachtung der Bauernhöfe und dienten ihnen auch mit verräterischen Informationen.

    Nicht immer verdienten die sowjetischen Soldaten den Namen der Befreier. Oftmals plünderten sie, waren gewalttätig und benahmen sich wie Okkupanten.

    Den Bauernhof meiner Vorfahren in Südwestungarn bewohnten zu dieser Zeit neben meiner Mutter (die gerade zehn Jahre alt war), ihre etwas ältere Schwester, ihrer beider Mutter, bereits erwähnter Großvater, seine Frau sowie die Schwester der Großmutter.

    Letztere war im Alter von zwölf Jahren von einem Baum gestürzt, hatte sich Knie und Oberschenkel gebrochen. Aufgrund mangelnder ärztlicher Versorgung waren die Brüche schief zusammengewachsen. Seit dem Unfall stagnierte ihr körperliches Wachstum und sie blieb für ihr weiteres Leben gehandicapt.

    Für mich und von da an auch für alle anderen Familienmitglieder hieß sie später immer „die kleine Tante".

    Mein Großvater, der Vater meiner Mutter, befand sich zu diesem Zeitpunkt in serbischer Kriegsgefangenschaft.

    Unter Aufsicht eines bewaffneten Rotarmisten mussten einige Frauen des Dorfes, darunter auch meine Großmutter und ihre Cousine, Schützengräben ausheben.

    Während die Frauen buddelten, nutzte der Rotarmist die Gelegenheit und versuchte meine Großmutter zu vergewaltigen. Die anderen jungen Frauen eilten ihr zu Hilfe und versuchten ihn davon abzuhalten. So kam es zum Handgemenge. Noch bevor er die Kontrolle in dieser Situation gänzlich verlor, benutzte der Soldat seine Schusswaffe und schoss auf die Frauen. Er traf dabei meine Großmutter in den Bauch.

    Schwerverletzt transportierten die unverletzten Frauen sie, unter Bedrohung des bewaffneten Soldaten, zur Kommandantur der Roten Armee. Dort lag sie dann blutend, vor Schmerzen schreiend und stöhnend auf dem Hof. Jegliche Hilfe wurde ihr versagt.

    Ununterbrochen dauerten ihre Hilfeschreie an, so dass ein anderer der Soldaten der Kommandantur ein schweres Fahrzeug bestieg. Um ihre Schreie zu beenden, überfuhr er die verletzte Frau.

    Die Familie meiner Großmutter wurde benachrichtigt, damit diese den Leichnam mit einem Pferdegespann abholten.

    Meiner Mutter und ihrer Schwester wurde es untersagt, sich die Tote anzuschauen.

    Die beiden Mädchen sollten sie als die Mama in Erinnerung behalten, welche sie zu Lebzeiten kannten.

    Nach dem Krieg wollten die Ungarn keine Deutschstämmigen in ihrem Land haben.

    Anfang des Jahres 1946 begann Phase 1 der Aussiedlungen.

    Die Menschen, welche ungarische Ehepartner hatten, durften bleiben.

    Die meisten der

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