Die Jüngerbriefe: Petrus, Johannes, Judas
Von Roman Nies
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Buchvorschau
Die Jüngerbriefe - Roman Nies
Vorbemerkungen
Die Lebensgeschichten der Jünger Jesu sind hochspannend. Leider weiß man nicht viel über die meisten Jünger. Aber selbst von den bekannteren von ihnen und bei denen, von denen Briefe erhalten sind, tun sich mehr Fragen auf, als man beantworten kann. Das gilt auch für Petrus, dem seit jeher in der Kirchentradition ein hoher Rang unter den Aposteln eingeräumt wurde. Es gibt sogar eine Kirche, die ihn als ihren ersten und größten Führer betrachtet. Ob man dabei Petrus immer richtig eingeordnet und verstanden hat, ist allerdings ein Kasus für sich.
Von Petrus gibt es nur zwei kurze Briefe. Wer sie auslegen oder kommentieren möchte, vor allem, wer sie verstehen möchte, der muss sich aus den übrigen Schriften des Neuen Testaments informieren. Dabei ist zu beachten, dass es für die Jünger Jesu gewissermaßen ein Leben vor der Auferstehung Jesu gab und eines danach. Die Briefe wurden danach geschrieben von einem Apostel, der jedenfalls schon einen langen, beschwerlichen Weg mit seinem Glauben gegangen war. Das, was nach der Auferstehung Jesu geschah, steht nur in den Briefen und der Apostelgeschichte des Lukas. Diese wird man daher auf die Biographie von Petrus hin untersuchen müssen, um schwerpunktmäßig folgenden Fragen nachgehen zu können:
- wie ist das geistliche Wachstum von Petrus?
- was sind seine Aufgaben?
- was sind seine Erfolge?
- was sind seine Schwierigkeiten?
- in welcher Beziehung steht das zum Werdegang des messianischen Judentums
- in welcher Beziehung steht das zur Verkündigung seines Evangeliums
- in welcher Beziehung steht das zur Verkündigung durch Paulus
Danach wird man besser verstehen können, wie Petrus gedacht hat und was ihn bewegt hat, als er die Briefe an die Juden in der Diaspora schrieb.
Petrus war einer der ersten, die verstanden haben, dass Jesus der Messias und lebendige Sohn Gottes ist (Mt 16,16). Er verstand seinen Herrn zunächst oft nicht. Später erging es ihm selber ganz ähnlich. Im Allgemeinen haperte es nicht nur Petrus, sondern auch den anderen Jüngern oft an Verständnis. Das bekamen sie von Jesus sogar noch nach der Auferstehung zu hören: „Nachher offenbarte er sich den Elfen selbst, als sie zu Tisch lagen, und schalt ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit, dass sie denen, die ihn auferweckt gesehen, nicht geglaubt hatten." (Mk 16,14) Jesus hatte ja Seine Auferstehung angekündigt und dennoch hatten Ihm die Jünger nicht geglaubt. Sie reagierten wie durchschnittliche Menschen, die ohne den Geist Christi auch nur in einem oberflächlichen Glaubensverhältnis zu Gott stehen können. Als sich einmal Leute bei Jesus beschweren, dass die Jesu Jünger nicht in der Lage waren, einen Dämon auszutreiben, gilt der Kommentar sicher nicht nur denen, die ihn ansprechen, sondern auch den Jüngern, die ebenfalls zu diesem „ungläubigen Geschlecht" dazugehören: „Er aber antwortete ihnen und spricht: Ungläubiges Geschlecht! Bis wann soll ich bei euch sein? Bis wann soll ich euch ertragen?" *1
Dass die Jünger ihren Meister oft nicht verstanden haben, belegen die Evangeliumstexte vielfach. Nach diesem Bekenntnis, dass Er der Messias sei, sagte Jesus zu Petrus: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen." (Mt 16,18)
Petrus ist nicht immer bei diesem Bekenntnis für Jesus geblieben, denn er hat dann Jesus am Todestag Jesu verleugnet. Und er hat sich wie die anderen Apostel ängstlich und zweifelnd hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert, aus Sorge, dass man sie abholt und ebenso hinrichtet. Das zeigt schon einmal eine gewisse Unkenntnis und Unaufgeklärtheit über die Aufgaben des Messias. Das passt zu dem, dass Petrus dem Jesus ausreden wollte, sich in Jerusalem töten zu lassen und am dritten Tag aufzuerstehen. Jesus nannte ihn deshalb Satan (Mt 16,21-23). Drei Jahre war Petrus bereits mit Jesus zusammen und war immer noch nicht so weit, dass er vollends Jesus vertraute. Er schenkte den Worten Jesu nicht vollumfänglich Glauben. Man kommt zu der ernüchternden Feststellung, dass die Jünger ein limitiertes Leistungsvermögen hatten und dass ihr Glauben an den Messias oberflächlich zu nennen ist.
Wenn man nun aber annimmt, dass dann mit der Auferstehung und Himmelfahrt für die Apostel alles klar gewesen wäre, hat man den Bericht von Lukas über die späteren Ereignisse in der sogenannten Apostelgeschichte nicht richtig gelesen.
Die Schwierigkeiten, mit denen Petrus später konfrontiert wurde, werden von Kirchenleuten meist nicht thematisiert. Sie passen nicht in das Bild einer Gemeinde, mit der es ständig aufwärts ging. Dieses Bild ist nicht biblisch, sondern traditionell. Angeblich soll Petrus dann das Haupt der Kirche gewesen sein. Das hatte doch Jesus selber angekündigt, oder nicht? Nicht ganz! „Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen." (Mt 16,18) Wenn jemand eine Gemeinde mit Jesus als Haupt bauen will, dann weiß er, dass das nicht mit einer einzigen Person zu machen ist, weil die einzige Person, auf der alles aufbaut, bereits als Grundstein vorliegt. Die Steine, die darüber gelegt werden sind hingegen viele. In einer Gemeinde gibt es viele Aufgaben und Funktionen wie in einem Leib eines Lebewesens.
War Petrus ein Führer der Gemeinde? Petrus war nicht derjenige, der bestimmte, wer der zwölfte Apostel sein sollte. Das überließ man dem Los (Ap 1,24-26). Es waren die Apostel insgesamt, denen Jesus zusicherte, den zwölf Stämmen Israels im Reich des Messias vorzustehen (Mt 19,28) und die bestimmten, dass Petrus und Johannes nach Samaria zum Predigen gehen sollten (Ap 8,14). Paulus nennt sie in seinem Brief an die Galater „Säulen", stellt ihnen aber den Nichtapostel Jakobus voran. Jakobus, der Halbbruder Jesu, war keiner der Jünger Jesu gewesen.
Es sind dann auch Brüder aus der Jerusalemer Gemeinde, die Petrus, als er wieder nach Jerusalem kommt, zur Rede stellen, warum er mit unbeschnittenen Männern Gemeinschaft gehabt hatte. Abgesehen davon, dass man daran ersehen kann, dass Petrus eben kein Oberhaupt dieser Jerusalemer Gemeinde war, zeigt das, dass man nach wie vor daran glaubte, dass ein Messiasjünger beschnitten sein müsse, denn das war das Zeichen des Bundes mit Gott. Ein Anhänger des Messias Jeschua zu sein, bedeutete einen Bund mit Gott JHWH zu haben. Und dieser Bund verlangte die Torah zu befolgen. Das war der Konsens unter allen Juden und Jesus hatte nichts Anderes gelehrt.
Petrus war in späteren Jahren in der jüdischen Diaspora, also auch da, wo Paulus unterwegs war, bekannt. Paulus tadelte die Korinther für ihre Unsitte, dass sie Anhänger von jemand anderem als Jesus sein wollten (1 Kor 1,12). Er nennt dabei sich selber, Apollos und Kephas, den aramäischen Namen des Petrus. Vielleicht ist das eine leise Andeutung, dass Paulus ihn nicht als Verkündigung unter den Griechen sah, weshalb er den griechischen Namen nicht benutzte. Dass es in der Diaspora welche gab, die Petrus besonders anschauten und verehrten, erklärt sich bereits durch die Tatsache, dass er am längsten mit Jesus zusammen war. Petrus war seine rechte Hand. Und Petrus hatte viel zu erzählen als Augenzeuge über die drei Jahre, die er mit Jesus zusammen verbracht hatte. Da konnte ein Paulus natürlich nicht mithalten. Das, was Paulus über sein Verhältnis mit Jesus sagen konnte, war zumindest zweifelhaft. Jesus sei ihm erschienen! Klar, wenn man nach der Himmelfahrt Jesu zum Glauben an Ihn gekommen war, dann konnte man nur behaupten, dass man Ihm begegnet war, wenn es der verherrlichte Jesus war. Aber warum sollte Jesus ausgerechnet einem Christenverfolger diese Ehre erweisen und nicht Petrus oder Jakobus? Wollte Paulus sich wichtigmachen oder seine theologischen Sonderlehren stützen? Er war ja keiner der zwölf und er war ehrgeizig. So haben damals sicherlich viele gedacht, das kann man daher wissen, weil heute ganz genau so gedacht wird.
Nach dem biblischen Befund hat es den Anschein, dass Jakobus, ein Bruder von Jesus, der Oberhirte der Jerusalemer Gemeinde geworden war. Jakobus hatte nicht wie die zwölf Jünger von Jesus den Auftrag bekommen, in ganz Israel das Evangelium zu verkündigen. Das Amt von Jakobus tritt dem Bibelleser erstmals in Ap 15 richtig vor die Augen, wird ihm aber schon in Ap 12,17 nahegelegt. Die Jünger Jesu befolgten ihren Missionsauftrag, dem Volk Israel das Evangelium zu verkündigen in zwei Abteilungen. Erstens dem Volk Israel in Israel und zweitens dem Volk Israel in der Diaspora.
Dass Jakobus der Gemeindeleiter in Jerusalem wurde, mag einerseits damit zusammenzuhängen, dass Jakobus der Bruder von Jesus war und außerdem für seine Torahfrömmigkeit bekannt war. Er war also der ideale Mann, um die junge Gemeinde davor zu bewahren, von den Juden verfolgt zu werden, denn seine Frömmigkeit bot wenig Angriffsfläche und wirkte wie ein Schutz. Würde es die Obrigkeit wagen nach Jesus auch noch dessen Bruder zu ermorden?
Petrus hatte vielleicht auch wegen seiner Leugnung Jesu an Glaubwürdigkeit und Autorität bei der Gemeinde verloren, später kam noch sein Verhalten gegenüber Nichtjuden dazu, das Kritik hervorrief. Er stellte sich theologisch, jedenfalls zum Teil, an die Seite von Paulus und verteidigte den in Jerusalem Ungeliebten vor den Brüdern in Jerusalem. Diese waren mehrheitlich gebürtige Jerusalemer, die es gelten lassen konnten, dass ein Bruder von Jesus, somit auch ein Galiläer, der aber seine Wurzeln eindeutig in Bethlehem in Judäa hatte, die Leitung der Gemeinde übernahm. Aber alle anderen Jünger und Apostel waren Galiläer, damit Angehörige aus einer Region deren Bewohner man, ähnlich wie den Samaritern, nicht selten vorwarf, dass sie keine reinen Juden seien. Dass man als Jude aus Jerusalem auf die Galiläer herabsah, zeigt sich auch bei Nathanael, der sagte: „Was kann aus Nazareth Gutes kommen!" (Joh 1,46) Wie Gott die Dinge fügt, zeigt sich oft sogar mit dem Anschein von Witz und Ironie.
Nachdem die Juden im Jahre 70 von den Römern ganz aus Jerusalem herausgetrieben worden waren und es nur noch wenige Überlebende gab, zogen sich die restlichen Pharisäer zunächst in die Schefela zurück. *2 Dann aber wanderte das Pharisäertum für die nächsten Jahrhunderte nach Tiberias und Zafed weiter, beide Städte sind in Galiläa gelegen, wo die Pharisäer ihre Lehrtradition weiter bewahrten. Sadduzäer gab es keine mehr. Sie waren mit dem Tempel untergegangen. Paulus stammte sogar aus der der stark hellenisierten Diaspora. Zwischen Diasporajuden, zumal den hellenisierten Juden und den Jerusalemer Juden, gab es ohnehin immer Standesdünkel.
Man könnte an dieser Stelle einwenden, was hat das mit den tatsächlichen Verhältnissen zu tun? Die Gemeinde Jesu untersteht doch Gott und was Er beschließt, wird ausgeführt. Dann muss man aber auch den Gegeneinwand gelten lassen. Der fragt, wann denn im Alten Testament irgendwann einmal eine Gemeinde Gottes oder ein Haufen Israelis genau das getan hat, was Gott wollte?
Die Kirchentradition hat es fertiggebracht, ein gewisses Exklusivitätsdenken in Bezug auf die Apostel Jesu zu protegieren. Das sollen ehrwürdige Geistesgrößen gewesen sein. Und so werden