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NIMUE und DU: Reise durch den Klartraum
NIMUE und DU: Reise durch den Klartraum
NIMUE und DU: Reise durch den Klartraum
Ebook381 pages5 hours

NIMUE und DU: Reise durch den Klartraum

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About this ebook

Nimue fühlt sich traurig und einsam. Es ist der Rubikon, eine Entwicklungszeit. Durch einen Zufall landet sie im Klartraum und trifft dort Pierre. Er zeigt ihr, wie man Energie formt, innerhalb von wenigen Tagen eine neue Sprache lernt, durch Raum und Zeit reist, manifestiert, was immer man will. Spielerisch lernt sie, mit dem Gesetz der Anziehung umzugehen.
Außerdem begegnet sie dort Rubicon, einem weißen Wolf, der als ihr Krafttier, oder auch als der Spiegel ihrer Seele, Nimue durch die Traumwelt begleitet. Er fängt sie dort auf und gibt ihr Halt.
Die drei erleben zusammen spannende Abenteuer und kämpfen gegen den dunklen Priester, der sie in den Nebel des Vergessens zieht, und gegen die hübsche Emily, die Nimue und Pierre trennen will.

Du begleitest Nimue und Pierre. Du erlebst alles, was sie erleben, lernst alles, was sie lernen und gewinnst dasselbe Selbstbewusstsein wie Nimue.

Der Rubikon ist das Alter zwischen 9 und 13 Jahren, auch bekannt als Vorpubertät. In dieser Zeit wird sich der junge Mensch selbst bewusst. Das schmerzt oft und löst die verschiedensten Emotionen aus. In Nimue wird der Leser direkt mitgenommen und aufgefordert, bei der Entwicklung von Nimue zuzuschauen. Gemeinsam mit Nimue und Pierre lernt der Leser, mit der Energie zu arbeiten, sie zu sehen und anzuwenden. Der Leser wird direkt von Nimue und Pierre gebeten mitzumachen, auch um all die Abenteuer zu bestehen.

Es braucht in diesem Alter keine Tabletten, es braucht Verständnis, Zuneigung, Offenheit, Mut und Selbstbewusstsein. Und es braucht einen Traum!
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateApr 6, 2020
ISBN9783347021914
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    Book preview

    NIMUE und DU - Claudi Müller

    Dr Rubikon

    Der Rubikon ist die Zeit der Selbstentdeckung, des Ankommens und der Ich-Bewusstwerdung. In DEINEM neunten Lebensjahr beginnt der Rubikon und kann bis zum dreizehnten Lebensjahr andauern. Es ist eine turbulente und spannende Zeit - wenn DU weißt, was der Rubikon mit DIR anstellt…

    Ich bin Nimue. Seit einiger Zeit lebe ich in zwei Welten, und das macht mich sehr glücklich. Das war nicht immer so. Als ich neun Jahre alt wurde, habe ich mich mehr und mehr in mich zurückgezogen. Ich wurde immer trauriger und fühlte mich alleine. Um mich herum veränderten sich alle ein wenig. Der eine ist jetzt zickiger, der andere unsicher, manche sind eher wütend oder schnippisch. „Ein schwieriges Alter, „die kleine Pubertät, „Frühpubertät" hört man die Eltern sagen.

    Auf meiner einzigartigen Reise bekomme ich genau darauf Antworten und vor allem Lösungen…

    Ich bin nun neuneinhalb Jahre alt, die dritte von acht Geschwistern. Wir leben auf einem Hof außerhalb eines kleinen Dorfes in der Nähe von Dublin in Irland, nur ein paar Hundert Meter von den Klippen am Meer entfernt.

    Meine braunen Haare fallen fast glatt bis zu den Hüften, in der Sonne glänzen sie, als wären sie aus dunklem Gold. Ich habe dunkelbraune Augen, eine kleine Stupsnase, volle Lippen und ein ovales Gesicht. Ein paar Sommersprossen haben sich frech über meine Nase verteilt. Ich bin eine der größten in meiner Klasse, leider nicht die dünnste. Nicht dass ich dick wäre, aber es ist eben dieser Bauch, der mich so stört. Ich fühle mich dadurch so rund und unsportlich. Obwohl ich sehr beweglich bin. Ich tanze im Ballett und das kann ich richtig gut.

    Wir leben seit kurzem mit Mama alleine in unserem großen Haus.

    Meine Geschwister sind alle sehr verschieden und trotzdem sind wir eng miteinander verbunden.

    Das sind meine Reisebegleiter

    Morgana ist vierzehn Jahre alt, zickig, etwas selbstbezogen und voll in der Pubertät. Sie hat langes hellbraunes Haar, das sie von ihren Freundinnen regelmäßig in viele feine Zöpfe flechten lässt. Sie hat ein ernstes, bildschönes Gesicht mit großen grünen Augen.

    Morgana explodiert leicht, sie malt wunderschöne Bilder, die eine Zukunft spiegeln, die sie in Büchern über Verschwörungstheorien sieht. In ihrem Zimmer hat sie Vorräte deponiert, falls der große Crash kommt. In ihrem Freundeskreis sind Menschen verschiedenster Art und unterschiedlichsten Alters, aber sie halten sehr eng zusammen.

    Sie selbst spielt Gitarre, aber eher für sich selbst.

    Mein Bruder Camelot ist zwölf Jahre alt, ein stiller ruhiger Junge. Er ist fein-gliedrig mit schwarzen, fast schulterlangen Haaren und grau-blauen Augen. Wir alle lieben ihn. Er ist sehr hilfsbereit, immer für uns da und hat die besten Ideen. Er verschlingt ein Buch nach dem anderen, wenn er nicht gerade im Garten oder in einem der Gewächshäuser beschäftigt ist.

    Er spielt Klavier und Gitarre.

    Arthus, acht Jahre alt, ist blond mit langen festen Haaren, einem markanten Gesicht und blitzenden braun-grünen Augen. Schlank, muskulös und wendig ist er ein hitziger Typ. Schon immer wusste er ganz genau, was er will. Ständig baut er sich etwas, ob es kleine Flöten sind, die er sich schnitzt, Pfeil und Bogen, mit denen er dann stundenlang trainiert oder ein Baumhaus, das bis ins letzte Detail perfekt sein muss. Er will Musiker werden und lernt selbstständig verschiedene Instrumente. Arthus ist sehr musikalisch. Wenn er eine Melodie hört, singt er sie sofort nach. Er spielt Dudelsack und verschiedene Flöten. In sich ist er sehr ruhig, fast ruhend, aber wenn man ihm zu nahe kommt und ihn aufregt, explodiert er stark. Zu seinen Geschwistern hat er ein gutes Verhältnis.

    Parcival ist sechs Jahre alt. Verträumt führt er oft Selbstgespräche. Er macht Dinge, die manchmal für die Erwachsenen nicht nachvollziehbar sind. Er erforscht alles, was er sieht und ihm scheint nichts zu entgehen. Parcival hat tiefe seltsame Träume. Er schreibt unendliche Zahlenkolonnen und Buchstabenkombinationen, schreibt Briefe und Inschriften, die kein Mensch entziffern kann, er erzählt Geschichten von Welten, die wir nicht kennen. Er erzählt von Verstorbenen, die er sieht und weiß, dass er mit all seinen Geschwistern schon mehrfach verbunden war.

    Avalon, vier Jahre alt, ist die nächstkleinere Schwester. Avalon ist wie ein verzaubertes Wesen, beinahe leuchtend. Sie ist so lieb und zart wie eine Fee, weint aber ganz schnell. Sie möchte immer gerne bei mir sein und in meinem Zimmer spielen. Ihre hellgrünen Augen strahlen und ihr fast weißblondes Haar lässt sie wie ein Fabelwesen erscheinen. Sie tanzt gern. Und sie liebt die Musik. Immer wieder holt sie sich die Gitarre und zupft vorsichtig darauf herum. Außerdem sind für Sie kleine Pflanzen zauberhaft und sehr wichtig. Sie pflückt jedes Blümchen und jedes Blättchen, legt es daheim in ihre Bücher und trocknet sie. Mama darf sie dann einkleben und beschriften. Dann blättert sie in Mamas Pflanzenbüchern und schaut, was für Blümchen sie gesammelt hat. Sie will Creme daraus machen, wie Mama.

    Außerdem liebt sie alles, was glitzert.

    Lancelot ist zweieinhalb Jahre alt. Er ist ein kleiner Herzensbrecher, charmant, zuckersüß, und natürlich total frech. Lancelot wird von allen heiß geliebt. Er schaut nachdenklich aus seinen tief grünen Augen. Sein süßes Gesicht wird umrahmt von verwuschelten, dunkelblonden Haaren. Lancelot hat uns alle als Vorbild. Wenn die anderen tanzen, tanzt er, wenn die anderen essen isst er, wenn die anderen schreien, schreit er. Mit den Fingern knetet er die Haare in alle Himmelsrichtungen und sieht immer sehr verwuschelt aus. Im Moment läuft er Mama noch hinterher oder auch uns Geschwistern. Man muss nicht sehr auf ihn aufpassen, da er immer mit jemandem aus der Familie zusammen sein möchte und nie wegläuft. Allerdings fängt er schon an zu diskutieren und das mit nur ganz wenig Worten.

    Gwynwifahr, auch Gwenny genannt, ist achtzehn Monate alt. Blond, sehr ruhig und in sich gekehrt, beschäftigt sie sich ewig allein. Das kleine Baby Gwynwifahr ist noch sehr zurückhaltend. Gibt man ihr einen Ball oder einen Baustein, kann sie sich ewig damit beschäftigen. Man findet sie immer in irgendeiner Ecke, leise vor sich hinbrabbelnd und spielend. Manchmal sieht man sie auch mit dem kleinen Hund PIM irgendwo auf einem Sofa oder auf dem Teppich in der Ecke liegen und schlafen.

    Mama Grace ist achtunddreißig Jahre alt. Sie sieht in allem immer das Positive. Eigentlich sieht man sie immer lachen. Sie freut sich an kleinen Dingen, an großen Dingen und plant alles so, dass alle immer das Beste davon haben. Sie ist mittelgroß, mittelschlank und seit Jahren immer irgendwie schwanger oder stillend. Mit ihren langen dunkelbraunen, rot gefärbten Haaren und gold-grünen Augen sieht sie immer ein bisschen verwunschen aus. Meistens trägt sie lange Kleider und läuft barfuß.

    Nie sieht man sie sitzen, außer beim Essen. Immer hat sie was zu tun, entweder macht sie mit irgendeinem Kind Musik, oder sie steht in der Küche, räumt irgendwas auf, oder sitzt an ihren Büchern. Seit einiger Zeit schreibt sie immer intensiver. Seitdem ist sie besonders fröhlich. Sie liebt es, diese Bücher zu schreiben und liest sie uns Kindern dann auch vor.

    Im Traum

    Pierre ist dreizehn Jahre alt, hat schulterlange, dunkelbraune Haare und goldgrüne Augen. Er hat ein feines Gesicht und ist bestimmt einen Kopf größer als ich. Feingliedrig und muskulös sieht er aus wie ein Surfer. Er ist mein bester Freund, weil ich ihm ganz und gar vertraue. Wir lieben die gleiche Musik, das Tanzen und unsere Traumreisen.

    Rubicon ist ein großer, weißer Wolf. Er weiß alles über mich. Wir sprechen in Gedanken miteinander. Rubicon begleitet mich durch die Welt der Wahrheit- oder eben durch jeden Traum. Er erklärt mir, was der Rubikon ist und wie schön der Weg dadurch sein kann. Wenn er da ist, ist alles gut.

    Ariella ist eine kleine junge Füchsin, die zwischen den Welten wechselt und Botschaften überbringt.

    Marweena ist die Priesterin vom Orden des Lichts. Sie hat eine große Gemeinschaft um sich und zusammen vertreiben sie den Nebel des Priesters. Dazu haben sie eine Decke entwickelt mit geheimnisvollen Zeichen darauf. In die Decke sind Botschaften eingewebt und sie dient als Tor zum Klartraum. Der Priester ist dunkel, bestimmend und machtvoll. Er lenkt die Kinder, die in die Zeit des Rubikons kommen, in seinen Nebel, um sie dort am besten beeinflussen zu können. Er manipuliert sie und hat bereits eine große Anhängerschaft. Um ihn herum ist immer viel Nebel, ein Nebel, der einen dumpf und müde macht und es einem kaum erlaubt, etwas anderes zu denken und zu fühlenals eine große Angst.

    Emily ist die rechte Hand des Priesters. Man sieht sie allerdings nie zusammen. Sie ist dreizehn Jahre alt, wunderschön wie eine Elfe mit langen blonden Haaren und blitzenden Augen. Sie will Pierre ganz für sich haben und macht dafür beinahe alles. Sie wird von einem grollenden Gewitter begleitet.

    Orino ist ein Delfin. Pierre besucht Orino und seine Gruppe oft. Mit Orino lernt er, sich im Meer frei zu bewegen und mit den Tieren des Meeres zu kommunizieren. Wann immer Pierre traurig ist, geht er zu Orino und seiner Familie, denn die Delfine schenken einem das Glück. Alea ist Orinos Delfin-Partnerin.

    Die Alpträume

    „Nimue, sei so gut und trage mir bitte noch einen Korb voll Wäsche hoch! Morgana, du nimmst bitte die Handtücher und das Geschirr mit hoch. Camelot, die schwere Kiste mit den Büchern, schaffst du die? Und Arthus und Parcival, ihr zwei, seid so gut und tragt die kleinen Kisten, die ich neben dem Wohnwagen habe stehen lassen."

    „Ach Mama, muss ich das wirklich noch machen? Ich kann nicht mehr."

    Das kommt natürlich von Arthus. Mit seinen acht Jahren ist er über Nacht plötzlich trotzig geworden. Er hat ein unglaubliches Durchhaltevermögen, verbeißt sich manchmal richtig in etwas. Hilfsbereit kann er auch sein und ganz liebevoll, aber wenn er etwas nicht will, dann haben wir alle wirklich keine Chance, an ihn heran.zukommen. Schlank und muskulös sieht er mit seinen langen blonden Haaren aus wie ein Surferboy. Seine braun- grünen Augen blitzen vor Tatendrang. Leider gilt das nicht fürs Auspacken von unserem Wohnwagen.

    „Ich auch nicht", hängt sich Parcival gleich dran, Arthus ist als großer Bruder natürlich sein großes Vorbild. Parcival ist ein sanfter, verträumter, etwas tollpatschiger kleiner Kerl, der mit seinen riesigen blauen Augen und den hellbraunen Wuschelhaaren unendlich viele Fragen stellen kann. Er ist dabei so wissensdurstig, dass er die Antwort kaum abwarten kann. Seine Fragen sind manchmal so groß, dass ich nie auf den Gedanken gekommen wäre, nie so etwas hätte denken können. Wir sind alle erstaunt, was so einem Sechsjährigen alles durch den Kopf gehen kann. Parcival ist ein Träumer, er spricht mit seinen Freunden, die außer ihm keiner sieht, er schreibt Briefe, die keiner lesen kann, mit Zeichen, die sehr sonderbar sind, doch er kann alles verstehen. Er ist in sich gekehrt und versinkt ganz im Spiel. Ein Gegensatz zu Arthus, seinem Bruder, der der handwerklich und musisch Begabte ist. Tiere zieht er magisch an. Er findet auch immer wieder kleine Häschen auf den Feldern, aus dem Nest gefallene junge Vögelchen, die er dann liebevoll aufpäppelt. Immer sind irgendwelche Tiere um ihn.

    Camelot ist schon etwas genervt und will zum Ende kommen. Er ist unser Zugpferd, immer vernünftig, immer für alle da und mit einer stillen Autorität, auf die wir alle hören. Er ist erst zwölf Jahre alt, aber eben doch schon der Mann im Haus. Camelot gibt sich manchmal etwas geheimnisvoll, was durch seine schwarzen, fast schulterlangen Haare und seine rauchblauen Augen noch unterstrichen wird.

    „Mensch Jungs, jetzt macht, dass wir uns endlich hinsetzen können."

    Mama hat selbst einen riesigen Wäschekorb in der Hand und rechts und links je eine große Tasche. Der Wäschekorb ist natürlich übervoll, unterbepackt läuft Mama überhaupt gar nicht erst los. Nach der Runde dürfte der Wohnwagen endlich leer sein.

    Wieder zu Hause ist es schon fast beängstigend, wie sehr sich die Dinge verändern können, in so kurzer Zeit. Das Nachhausekommen auf unseren großen Hof, etwas abseits vom nächsten Dorf in der Nähe von Dublin ist ein ganz anderes Gefühl als sonst. Dabei waren wir nur vier Wochen unterwegs. Es war eine unglaublich schöne Zeit und seltsamerweise hat sie sich unendlich lang angefühlt, obwohl sich Urlaube doch sonst immer so kurz anfühlen. Wir waren in Frankreich, in der Bretagne, gegenüber von England. Dort ist es ähnlich keltisch wie bei uns in Irland.

    Die Sache mit Papa war schon seltsam. So plötzlich, völlig unerwartet, zumindest für uns Kinder. All die Jahre waren immer stressig und oft hat einer von uns gesagt, wie schön wäre es, wenn er jetzt weg wäre. Aber haben wir das wirklich so gemeint? Manchmal vielleicht schon, aber wenn es dann soweit ist, dann ist man vielleicht doch etwas erschrocken. Keiner hat nach ihm gefragt, nicht ein einziges Mal. Den ganzen Urlaub nicht. Ich habe genau darauf geachtet. Heißt das etwa, dass er uns nicht fehlt? Ich weiß es nicht, ich kann es einfach nicht sagen. Sicher weiß ich, dass mir seine Dauerkritik und seine megaschlechte Dauerlaune bestimmt nicht fehlen.

    Wenn ich jetzt das Haus anblicke, dann wirkt es so ruhig und direkt sortiert. Dabei war sonst alles irgendwie immer im Chaos. Mama hat noch aufgeräumt wie eine Wahnsinnige, bevor wir losgefahren sind. Und Papa hat im letzten Jahr alle Räume erweitern lassen, das Bad vergrößert, eine neue Küche eingebaut, alles auf einmal in einem riesigen Stress. Das Haus sieht nun wirklich toll aus, innen, wie außen. Es ist ein richtiges Wohlfühlhaus geworden.

    Fast ein edles Herrenhaus. Wir wuseln wild durchs Haus und verraurnen die Urlaubssachen.

    Endlich sitzen wir draußen auf der Terrasse und Mama schenkt selbst gemachte Limonade ein. Die Stimmung ist etwas gedrückt, alles ist jetzt anders. Wir haben noch nicht darüber geredet, aber wir wissen trotzdem alle, dass ab jetzt alles anders sein wird. Mama schaut uns der Reihe nach an, wir können Ihre Stimmung nicht wirklich einschätzen, aber ich glaube, das kann sie selbst noch nicht. Wir sind heute aus dem Urlaub zurückgekommen, nach vier Wochen Bretagne. Es war eigentlich wie immer in den Sommerferien, oberflächlich friedlich und harmonisch und wegen jedem kleinen Ding haben Mama und Papa gestritten. Wir Kinder haben es soweit wie möglich ignoriert. Nur war dieses Mal der Streit irgendwie anders, andauernder, kraftloser. Und nach einer Woche ist es so schlimm gewesen, dass Papa abgereist ist. Er hat uns nur vage erklärt, was los ist, nur, dass er nach Hause fährt, seine Sachen packt und auszieht.

    Zuerst haben wir ihn nicht ernst genommen, aber dann, als die beiden auf einen Spaziergang verschwunden sind und erst nach Stunden zurückkamen und dabei etwas bedenklich dreingeschaut haben, konnten wir sehen, dass es Papa ernst ist. Wir haben nur erfahren, dass er jetzt endlich nach Frankreich zieht, um in Zukunft seinen Traum zu leben und Rennen zu fahren. Und ganz am Rande als Nebensatz haben wir mitbekommen, dass es wohl schon länger eine andere Frau gibt, mit der er zusammenziehen will. Mehr wissen wir nicht.

    Den Rest des Urlaubs haben wir sehr genossen. Es gab keinen einzigen Streit mehr, wir haben alles gemeinsam gemacht und alle haben geholfen. Papa blieb völlig unerwähnt und wir wollten uns auch keine Gedanken machen, wo er nun ist. Wir haben unsere Ausflüge gemacht, haben am Campingplatz gekocht, haben am Strand gelegen und Drachen steigen lassen. Es war einfach ein wunderschöner, total entspannter Traumurlaub, so, wie wir ihn uns schon immer gewünscht haben.

    Am Ende wurde es etwas schwierig, wir mussten alles alleine zusammen packen. Die schweren Dinge hat sonst immer Papa gemacht. Fahrräder aufladen, das Vorzelt abbauen, den Hänger anhängen und dann aus dem Campingplatz rangieren. Und dann natürlich die lange Fahrt nach Hause. Doch Mama hat alles super gemeistert, wir sind wirklich stolz auf sie. Wir haben alle überall mitgeholfen, so gut es nur ging. Sogar die Überfahrt mit der Fähre ging wunderbar.

    Jetzt sitzen wir hier, zu Hause auf unserer Terrasse und schauen alle etwas betreten drein.

    „Kinder, hört zu, in Zukunft wird es bei uns wohl ein bisschen anders sein. Ich habe noch keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Aber, ich weiß, wir bekommen das hin! Wir haben jetzt noch vier Tage, bis die Schule wieder losgeht und fünf Tage, bis Heba aus Ägypten kommt. Ich hoffe, dass sie eine Erleichterung für uns ist. Da Papa nun weg ist und ich nicht weiß, wie es hier mit allem weitergeht, werde ich wohl ein bisschen schneller an meinen Büchern schreiben müssen. Das heißt, Heba wird von nun an den Haushalt machen und ich kümmere mich um das Drumherum. Macht euch keine Sorgen, wir finden einen Weg, wie wir das für alle angenehm gestalten können."

    Keiner von uns will etwas sagen.

    „Wichtig ist jetzt nur, dass wir alle an einem Strang ziehen und zusammen halten. Wir sind eine Familie und ich brauche eure Hilfe."

    „Weißt du Mama, vielleicht ist es auch ganz gut so, denn dann gibt es jetzt keinen Streit mehr. Und du kannst endlich in aller Ruhe deine Bücher schreiben, ohne dass du diskutieren musst."

    Das kam natürlich von Morgana, sie bringt die Dinge immer direkt auf den Punkt. Mit ihren vierzehn Jahren ist sie die älteste von uns Geschwistern. Sie ist nicht viel größer als ich, mit langen, dunkelblonden Haaren und einem ernsten bildschönen Gesicht mit großen grünen Augen, einem geschwungenen Mund, einer kleinen Stupsnase und einer Haut wie eine Elfe. Man kann sie als unnahbar beschreiben und wer sie nicht kennt, hält sie leicht für arrogant. Sie hat bereits eine feste Meinung zu allem und steht kämpferisch dazu. Wir haben ein gemischtes Verhältnis zueinander.

    Morgana explodiert leicht, sie malt, gibt sich ganz einer Bilderwelt hin, die die Bilder einer Zukunft spiegeln, die sie in Büchern über Verschwörungstheorien sieht. Sie ist immer bereit und kann sich jede dunkle Szene noch so malerisch vorstellen. In ihrem Zimmer ist sie auf alle Eventualitäten vorbereitet. In ihrem Freundeskreis sind Menschen verschiedenster Art und vor allem auch viele Ältere, was Mama ein wenig Sorgen bereitet.

    Schön ist allerdings, dass alle zusammenhalten und ein gemeinsames Ziel haben. Regelmäßig treffen sie sich im großen Garten, sitzen stundenlang um ein Lagerfeuer, singen, ihr bester Freund Joe spielt Gitarre und dazwischen diskutieren sie über die nahende Katastrophe. Sie selbst spielt Gitarre, aber eher für sich selbst.

    Camelot schmunzelt ein wenig.

    „Da hat sie Recht. Dann wird es bei uns jetzt doch ziemlich viel ruhiger, und du hast die Abende für dich, das wolltest du doch immer so."

    Mama schmunzelt ebenfalls.

    „Ja, wir waren nicht immer sehr umgänglich miteinander. Und ihr wisst ja, ich sage es euch immer, es kommt alles so, wie es kommen muss!"

    Wir lachen alle. Ja das wissen wir, dieser Satz ist uns mittlerweile allen in Fleisch und Blut übergegangen.

    „Auf kommt, Kinder, lasst uns den Rest hier oben wegräumen, dass wieder Ordnung herrscht. Diese Ordnung brauchen wir jetzt alle ganz dringend, daran sollten wir in den nächsten Wochen unbedingt arbeiten."

    Wir verdrehen alle ein bisschen die Augen, stehen aber auf und packen mit an.

    „Ach Mama, wann sind wir denn endlich fertig? Ich habe soo Hunger."

    „Ich auch, ich auch, ich will Spaghetti!"

    „Mensch Jungs, jetzt macht mal, dass wir endlich essen können."

    Gemeinsam räumen wir die restlichen Sachen vom Urlaub auf, die zwei Waschmaschinen laufen bereits auf Hochtouren, ebenso die Spülmaschine. Nachdem wir gemeinsam angepackt haben, ist alles ganz schnell erledigt.

    Mama beschließt, dass wir am Abend essen gehen, sie will jetzt weder einkaufen noch kochen. Und so lassen wir den Ankunftstag mit einem Essen beim Inder ausklingen.

    Ich höre jemanden gehen, doch sehen kann ich niemand. Ist es eine der Gestalten, die ich wahrgenommen habe? Oder vielleicht irgendein Tier? Die Gefühle sind hier so viel deutlicher als das, was ich sehen kann. Trotz aller Benommenheit, arbeitet jeder Sensor meines Körpers auf Hochtouren. Jedes Härchen ist aufgerichtet, im Inneren meiner Ohren scheint es zu vibrieren vor lauter Anstrengung, auch jedes Geräusch wahrzunehmen. Der Nebel umgibt mich wie eine Glocke und schneidet mich vollkommen von meiner Umgebung ab. Meine Gefühle dagegen sind so intensiv, dass mein Herz rast. Selbst den Geruch nehme ich ganz intensiv wahr. Und dann beginne ich zu rennen. Ich renne einfach drauf los, denke nicht nach, in welche Richtung. Ich renne immer weiter, spüre nur Kopfsteinpflaster unter meinen nackten Füßen. Meine Angst wird immer größer, steigert sich zur Panik, mein Herz rast, mein Atem ist so schnell, dass ich kaum noch hinterherkomme und dann falle ich, falle immer tiefer, tiefer, tiefer und dann ist es einfach nur noch schwarz.

    Schweißgebadet und zitternd wache ich auf, das Fenster steht schräg, der Mond hängt als dünne Sichel am Firmament und die Sterne leuchten glitzernd und funkelnd am nachtschwarzen Himmel. Es ist dunkel, trotzdem kann man draußen schemenhaft fast alles sehen. Ich wickle die Decke fester um mich, setze mich auf und versuche, zu mir zu kommen. Doch ich bin zu unruhig, also steige ich aus dem Bett, gehe ins Bad, wasche mir die Hände und das Gesicht mit eiskaltem Wasser. Dann laufe ich in die Küche, nehme mir ein Glas und schenke mir Wasser ein. Ich trinke in großen Schlucken, dann setze ich mich an den Küchentisch. Jetzt komme ich endlich etwas zur Ruhe. Hier in der Küche, ist es so gemütlich und heimelig, dass ich wieder langsamer atme und auch mein Herzschlag wieder ruhiger wird. Habe ich eben geträumt? Wieso bin ich so außer Atem? Und warum so verschwitzt? Ich fühle mich, als wäre ich stundenlang gelaufen. Ich muss geträumt haben, aber ich erinnere mich an nichts.

    Plötzlich geht das Licht an, Mama steht in der Tür. Sie schaut etwas verwundert und fragend.

    „Nimue, was ist los? Kann ich dir was helfen? Geht‘s dir nicht gut?"

    Ich schaue sie kurz an und überlege, was ich ihr erzählen soll. Der Traum ist gar nicht greifbar, ich kann mich kaum an etwas erinnern. Und das, was in Bilderfetzen in meiner Erinnerung ist, kann ich nicht zuordnen. Ich kann nicht mal mehr die Bilder erkennen, es ist einfach alles weg, nur ein dumpfer Nebel ist noch zurückgeblieben. Dann sage ich:

    „Ich hatte solch einen furchtbaren Alptraum. Ich kann aber gar nicht sagen, worum es ging. Es war da einfach nur so wahnsinnig viel Nebel und ich bin gerannt und hatte Angst und - ich weiß auch nicht…"

    Mama kommt auf mich zu, nimmt mich in ihre Arme und hält mich fest. Erst jetzt merke ich, wie sehr mich der Traum aus der Fassung gebracht hat.

    „Kannst du wieder schlafen gehen ?"

    Ich nicke nur. Sie begleitet mich bis zu meiner Schlafzimmertür und wartet, bis ich in meine Höhle hochgestiegen bin. Ich lege mich auf meine Matratze und wickle mich in meine Decke ein. Die Decke ist noch warm, Gott sei Dank habe ich sie nicht nass geschwitzt, sondern von mir gestrampelt, so, dass sie nur über meinen Beinen lag. Ich ziehe mir die Decke bis zur Nase und lasse die Nachttischlampe an.

    Dichte Nebelwolken ziehen an mir vorbei, sobald ich die Augen schließe. Erschrocken öffne ich sie schnell wieder und schaue ins Licht. Doch irgendwann muss ich doch eingeschlafen sein, denn als ich aufwache, ist es draußen schon hell und die Vögel zwitschern. Da klingelt auch schon mein Wecker und das heißt: Aufstehen! í5Í

    Den ganzen Tag geht mir dieser seltsame Traum nach. Vor allem das Gefühl, denn an den Traum selbst kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern.

    Ich versuche, den Traum wegzuschieben, doch das gelingt mir nicht wirklich.

    So verkrümele ich mich in mein Zimmer, versuche, etwas zu lesen. Das will nicht so recht klappen, also nehme ich zögerlich mein Cello zur Hand. Immer wenn ich nicht weiter weiß, spiele ich Cello. Der dunkle, erdige Ton meines Cellos beruhigt mich. Der Klang sortiert meine Gedanken und lässt meine Seele wieder zu Wort kommen.

    Das mit dem Üben ist nicht so mein Ding, aber selbst Musik machen, das liebe ich. Vor allem mit Arthus zusammenzuspielen ist so schön, und ich werde innerlich ganz ruhig und glücklich.

    In allen folgenden Nächten habe ich den gleichen Traum. Ohne dass ich ihn mir merken kann, weiß ich ganz genau, dass es genau der gleiche Traum ist. Er hinterlässt genau den gleichen, faden Geschmack im Mund, wenn ich nachts schweißgebadet aufwache und die gleiche Angst in mir aufkommen spüre. Kurze Momente kann ich mir merken, an die schwarze Katze mit den gelben Augen, die um meine Beine streicht und mich fortlocken will, kann ich mich mittlerweile erinnern, die jede Nacht auftaucht, die dunkle Gasse wird immer deutlicher, aber es bleibt immer neblig, düster, feucht und unheimlich.

    Ich erzähle Mama von den Alpträumen, so gut ich eben kann. Sehr ausführlich geht das nicht, denn ich habe ja keine Erinnerungen an die Bilder, die jede Nacht auftauchen. Sie hört mir genau zu und wiegt ihren Kopf hin und her. Sie denkt nach, wie sie mir am besten helfen kann. Zumindest bekomme ich jetzt jeden Abend einen Schlaftee, aber der hilft mir nicht wirklich, trotz des vielen Honigs, den sie da hineingibt.

    Dieser Nebel, Mama. Das ist unglaublich. Ich weiß nur, dass ich mich gefühlt habe, als würde mir jemand den Hals zudrücken, ich weiß, dass mir das Atmen im Schlaf schwer gefallen ist. Aber ich kann mich ja an nichts erinnern, außer an Dunkelheit und an diesen Nebel. Ich habe solche Angst gehabt, dass ich schreien wollte, aber ich konnte nicht schreien, ich konnte nicht fort rennen, ich konnte einfach nichts tun. Ich war wie gefangen an diesem Platz, wie erstarrt und bewegungslos.

    „Mensch, Nimue, komm doch zu mir, wenn du solche Sachen träumst. Du musst nicht nachts allein hier in der Küche sitzen und darauf warten, dass es weggeht."

    „Ja ich weiß Mama, aber ich war so in dem Traum gefangen, dass ich mich doch gar nicht bewegen konnte. Und selbst als ich wach war, konnte ich noch nicht klar denken. Und deshalb gehe ich meistens schnell in die Küche, um mich hier zu beruhigen und etwas zu trinken."

    „Soll ich dir abends vielleicht eine Kerze anzünden?"

    „Nein, meine Nachttischlampe sollte reichen. Ich schaffe das schon. Bestimmt wird das bald wieder besser, das kann ja nicht ewig so gehen."

    „Na gut , wenn was ist oder du noch mal schlecht träumst, dann komm aber bitte gleich zu mir, okay? „

    „Ja Mama. Ich sag

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