Zwischen Bürokratie und Wahnsinn: Meine Erlebnisse in den unendlichen Weiten der Servicewüste und der wunderlichen Welt des Wandels
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Die Autorin erzählt mit einer gewissen Ironie skurrile Erlebnisse mit immer schlechteren Serviceleistungen, ausufernder Bürokratie und zunehmender Datenerfassung, unter anderem aus den Bereichen ÖPNV, Reisen, Hotlines, Internetauftritte, Onlinekäufe, Vorgaben zum Umgang mit der Corona-Pandemie. Nachdenklich und kritisch beleuchet sie aber auch die Auswirkungen auf die heutige Arbeitswelt, den Einzelnen und die Gesellschaft sowie das Konsumverhalten. Sie plädiert für mehr persönliche Interaktion, einen bewußteren Umgang mit Konsum, Daten und digitalen Medien und eine höhere Bedienerfreundlichkeit von letzteren.
Die Autorin trifft einen Nerv der aktuellen Zeit.
Tamina Freier
Ich habe schon immer gerne geschrieben und dokumentiert, als Jugendliche gerne gereimt. Der Wunsch, ein Buch zu schreiben, war unterschwellig schon lange vorhanden. Daß es dieThematik "Zwischen Bürokratie und Wahnsinn" sein würde, hatte ich nicht geplant. Aber tatsächlich begleitet mich diese schon, seit ich denken kann. Früher dachte ich, es seien Einzelfälle, persönliches Pech, mieses Karma oder so etwas. Aber das Thema wächst sich insgesamt immer weiter aus und raubt nicht nur mir immer mehr Nerven und Lebenszeit. Es wird zunehmend zum Lebensinhalt. Egal, mit wem ich mich unterhalte, höre ich auch von Anderen immer mehr ähnliche Geschichten. Es verändert die Menschen, die Gesellschaft, das Miteinander. Ich schätze, es betrifft einen sehr großen Teil der Bevölkerung, es scheint ein gesellschaftliches Phänomen zu sein. Und obwohl es für viele Menschen eine große Belastung darstellt, wird es doch immer weiter so praktiziert. Mir bereitet diese Entwicklung große Sorge. Deswegen ist es mir ein Bedürfnis, die Thematik zu publizieren, vor Augen zu führen und zur Diskussion zu stellen. Ich frage mich: Wieso ist das so? Was macht das mit uns? Sind wir dem wirklich so hilflos ausgeliefert? Das muß doch auch besser gehen, zum Wohle Aller! Wieder hin zu mehr Menschlichkeit, mehr Sinn und Verstand! Ich bin Jahrgang 1969, habe ein betriebswirtschaftliches Studium und bin im kaufmännischen Bereich tätig. Ich habe schon immer Dinge kritisch hinterfragt und Mißstände angesprochen. Damit mache ich mir zwar nicht überall Freunde, aber ein Motto von mir ist: "wenn man nichts sagt, kann man auch nichts ändern." Es ist mir ein Bedürfnis, den Menschen etwas mitzugeben, zum Nach- und vielleicht auch Umdenken anzuregen. Unsere Lebenszeit ist zu kurz, um sich ständig mit ausufernder Bürokratie, nicht funktionierenden Computersystemen, nicht erreichbaren Hotlines, mangelndem Service und Ähnlichem herumzuschlagen. Ich denke, das ist nicht unsere Bestimmung, nicht unser Sinn des Lebens.
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Zwischen Bürokratie und Wahnsinn - Tamina Freier
Wieso bleibt mir so wenig Zeit?
An sich habe ich mal ein ganz angenehmes Leben geführt. Regelmäßig in Vollzeit gearbeitet, Freunde und Familie getroffen, Bewegung, Sport, Wellness, Weiterbildungen, gerne mal ein neues Hobby ausprobiert, Zeitung gelesen und auch mal ein Buch. Haushalt, Auto, Formalitäten etc. – es war alles machbar und trotzdem blieb noch Zeit für die schönen Dinge.
In etwa den letzten zehn Jahren hat sich etwas verändert. Ich komme im Gesamtpaket gefühlt kaum noch klar. Es bleibt mir zu wenig Lebenszeit und ich empfinde immer mehr Sinnfreiheit. Ich komme mittlerweile etwa alle vier bis fünf Jahre an meine Grenzen. Oder sogar drüber. Burnout.
Ich sinniere mit meiner besten Freundin. Früher haben wir unter anderem viel Kreatives gemacht. Schleichend ist vieles verschwunden, was Spaß gemacht hat. Was war anders? Liegt es am Alter? Bin ich mit Anfang 50 jetzt schon dement? Alzheimer? Sonstwie abnehmende Gehirnleistung? Muß ich mir Gedanken machen?
Wir hatten keinen Computer. Und kein Handy. Seltsamerweise haben sowohl wir als auch unsere Eltern irgendwie überlebt.
Ich war es in meinem Arbeitsleben gewohnt, die Aufgaben zeitnah und korrekt zu erledigen. Ich habe noch relativ struktiertes, logisches und effizientes Arbeiten miterleben und praktizieren dürfen. Ich war fachlich sogar richtig gut. Und es hat im Großen und Ganzen gar nicht so schlecht funktioniert. Denselben Anspruch habe ich an meine private Bürokratie. Beides kann man jedoch mittlerweile meistens vergessen. Bürokratie sollte doch eigentlich eine gewisse Ordnung und Sicherheit schaffen. Sie war schon immer komplex und umfangreich. Aber gelinde gesagt lief es schon mal wesentlich besser.
In der Schule hieß es, wir lernen für's Leben. Leider wurden wir nie über den Umgang mit Bürokratie unterrichtet. Wie macht man eine Steuererklärung, welche Versicherungen gibt es, was muß man in einem Todesfall tun, wohin muß man sich wenden, wo bekommt man Hilfe, welche Formulare gibt es und wie füllt man diese aus? Das Leben scheint jedoch immer mehr daraus zu bestehen.
Themen wie zum Beispiel Versicherungen, Steuererklärung, Vorsorge, Reklamationen und noch viele andere werden auch von mir erst mal gerne
prokrastiniert. Sogenannte Aufschieberitis. Wenn ich dann die Zeit und Muße finde, stehe ich vor einem riesigen Berg. Einer Flut von Informationen, aus denen ich zuerst die überhaupt relevanten herausfiltern muß. Allein das ist oft schon eine Herausforderung. Wenn ich diese habe passiert es nicht selten, daß die Inhalte unverständlich sind.
Das nächste Fiasko erwartet einen, wenn man eine telefonische Klärung erwirken will. Gerne wird man bei sowieso schon mangelnder Erreichbarkeit, langer Verweildauer in der Warteschleife und endloser musikalischer Beschallung auf den jeweiligen Internetauftritt des Unternehmens verwiesen, wo einen die nächsten Hürden erwarten. Die Digitalisierung, die einem eigentlich das Leben erleichtern soll, wird zum Hemmschuh.
Über Vergleichsportale soll man einen passenden Anbieter für diverse Bereiche finden können. Diese beinhalten aber auch nur ein begrenztes Portfolio und keine Komplettauswahl. Irgendwie werden diese Portale ja schließlich auch finanziert.
Konditionen und Tarife sind oft undurchsichtig und für den Verbraucher kaum nachvollziehbar. Wenn man tatsächlich nach eingehenden Recherchen zum Vertragsabschluss kommt, bleibt ein fahler Beigeschmack. Ist das wirklich der Richtige oder hätte es vielleicht doch einen Besseren gegeben?
Nicht nur ich verbringe immer mehr Zeit mit diesen Dingen. Nicht nur ich rege mich darüber auf. Nicht nur ich zweifele an meinen Fähigkeiten, wenn bei der Online-Nutzung etwas nicht funktioniert. Dabei liegt es oft gar nicht am User. Es bleibt immer weniger Zeit für Freunde, Familie, soziale Kontakte, Hobbys und andere schöne Dinge. Aber ich habe einfach Lust, davon so viele wie möglich zu tun! Ich nehme immer weniger an den Geschichten und Sorgen der anderen teil, weil die Kapazität meines Gehirns das zu den eigenen Themen offenbar gar nicht mehr aufnehmen kann.
Kürzlich stand ein Artikel in unserer örtlichen Zeitung über die steigende Aggression von Kunden am Telefon. Der kam mir gerade recht. Ich verfasste einen Leserbrief dazu. Ich merkte jedoch recht schnell, daß mir die 1200 Zeichen, die hierfür zur Verfügung standen, bei weitem nicht ausreichten. Unter anderem dadurch entstand die Idee zu diesem Buch. Die Fallbeispiele mögen sich partiell wie eine Comedy lesen. Aber diese Geschichten sind Tatsachenberichte – bis auf zwei alle aus diesem Jahr! Das zeigt, daß es keine Einzelfälle mehr sind und wie sehr das Ganze überhandnimmt. Manche haben eine gewisse Situationskomik und so kann man durchaus drüber lachen. Aber an sich ist es ein Trauerspiel, was hier passiert. Wieso ist das so? Welche Auswirkungen hat das? Gibt es Möglichkeiten?
Bücher kann wahrscheinlich nicht nur ich mit Geschichten und Anekdoten füllen. Wie heißt es so schön: Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach' Limonade draus.
In diesem Sinne…
Wenn einer eine Reise tut
Senk ju for trävelling – zwischen Buchungsportal und Endlosschleifen
„Senk ju for trävelling wis Deutsche Bahn. Gud bai. Den berühmten Ausspruch hört man immer seltener. Es scheinen mittlerweile immerhin mehr Mitarbeiter bei der Bahn eingestellt worden zu sein, die des Englischen zumindest soweit mächtig sind, das
ti-äitsch" korrekt aussprechen zu können. Um eines vorweg zu nehmen: die Bahn ist nach meinem Cabrio mein liebstes Verkehrsmittel, rangiert bei mir persönlich auf Platz zwei. Auch liebe ich historische Züge. Und natürlich ist auch nicht alles schlecht. Aber diese Geschichte ist schon ein Schmankerl.
Eine Bahnreise im Internet zu buchen kann sich zu einem recht umfangreichen Thema auswachsen. Ich plane einen Trip auf eine Nordseeinsel. Welche Verbindung ist am Sinnigsten? Lieber aus der einen oder der anderen Landeshauptstadt? Oder vielleicht mit Zwischenhalt? Die Verbindung sieht gut aus. Wobei – nur fünf Minuten Umsteigezeit? Nee, erfahrungsgemäß wird das nichts. Was das angeht, könnte ich vielleicht doch noch Lokführerin werden, unpünktlich bin ich auch ziemlich oft. Irgendwas ist immer.
Endlich ist die Entscheidung