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Die Zeitschleife: Der Weg in die Gegenwart
Die Zeitschleife: Der Weg in die Gegenwart
Die Zeitschleife: Der Weg in die Gegenwart
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Die Zeitschleife: Der Weg in die Gegenwart

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About this ebook

Die Katastrophe, ausgelöst durch eine Fehlfunktion eines riesigen Pyramidenraumschiffs, hat sämtliches Leben auf der Erde ausgelöscht. Nur Tom hat in einem Raumgleiter überlebt. In einem seiner Träume spricht jemand zu ihm, er könne die Zeit zurückdrehen. Aber er ist in Ägypten und muss nach Paris. Dort liegt der Schlüssel zur Lösung. Er macht sich auf einen beschwerlichen und gefährlichen Weg. Eine Zeit lang begleitet ihn Alex, ein Labradorwelpe. Doch beim Kampf gegen mutierte Ratten verliert Tom seinen neuen Freund. Die Ratten sind in der Überzahl. Tom erreicht Frankreich und trifft auf einen alten Freund, den er schon unter den Toten wähnte. In Paris angekommen müssen Rätsel um Rätsel gelöst werden, um in den Städten rund um Paris die versteckten Steinpyramiden zu finden. In einer dramatischen Schnitzeljagd, die in einer Schlacht endet, nimmt die Geschichte eine neue Wendung. Wird Tom es schaffen, die Zeitschleife zurückzudrehen?
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateJul 10, 2018
ISBN9783746940564
Die Zeitschleife: Der Weg in die Gegenwart
Author

Thomas Bay

Ich bin wie eine Wand, eine Wand die niemals bricht. Nach diesem Motto lebe und arbeite ich. Thomas Bay ist 1965 im Jahr des blauen Beatles-Albums geboren. Aufgewachsen in der Kleinstadt Bingen am Rhein, einem ehemaligen Römerkastell. Nach seiner Schul- und Lehrzeit, die er in Stuttgart verbrachte, arbeitete er in der Versicherungsmathematik eines Versicherungskonzerns. Der Wechsel in die Informatik war eine logische Folge für sein Faibles für die Astronomie und der Raumfahrt. Nach ​18 Jahren als Softwareentwickler wanderte er 2009 in die Schweiz aus und arbeitet bis heute in der Informatik-Branche. Von 2005 an, entstand in über 15 Jahre eine spannende Science-Fiction-Serie, die sich zu einem spannenden Fünfteiler entwickelt hat. Mit dem neuen Roman folgt ein satirisch und witziges Szenario, welches und er Welt nicht unmöglich erscheint, indem die Schweiz, Deutschland erobert.

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    Book preview

    Die Zeitschleife - Thomas Bay

    Vorwort

    Samstag, den 01.07.2006

    Es gibt Tage, da genießt man einfach die Ruhe um sich herum. Man saugt die warmen Sonnenstrahlen auf und fröstelt ab und zu, wenn der noch kühle Wind am Morgen über die Haut streicht. An diesem sonnigen Sommertag lag ich entspannt auf meiner Sonnenliege im heimischen Garten. Ich schloss meine Augen, ließ alles Erlebte wie im Zeitraffer vor meinem geistigen Auge ablaufen und tastete immer wieder meinen Arm ab. Die Wunde, die mir im Kampf gegen die Römer zugefügt wurde, war verschwunden, als wäre nie etwas passiert. Neben mir lag der Gürtel, den ich vor einigen Wochen aufgelesen hatte. Eine Frau, die ich in einer Art Zeitfenster zur Zeit der Römer sah, hatte ihn verloren. Ich versuchte mich in Gedanken wieder in diese Zeit zurückzuversetzen. War ich wirklich dort gewesen? Hatte das etwas mit Zeitsprüngen in die Vergangenheit zu tun? War ich wirklich wie ein Zeitreisender durch die einzelnen Epochen gereist? Die Zeit war für mich bis jetzt etwas nicht Greifbares gewesen, etwas, das niemals gestoppt oder verändert werden konnte. Oder ging das vielleicht doch?

    Erneut tastete ich mich ab. Sollten die Zeichen meiner langen Reise, die jetzt verschwunden waren, nicht ein Argument dafür sein, dass ich alles nur geträumt hatte? Ich öffnete meine Augen wieder und schlug das Buch auf, das ich mit nach draußen genommen hatte. In diesem Buch über den Bau der Pyramiden las ich über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft. Angeblich hatten rund 30.000 freiwillige Arbeiter über 30 Jahre lang an der Cheopspyramide gebaut. Kopfschüttelnd blätterte ich die Seiten um und ein Lächeln huschte über meine Lippen. Ich schaute mir die Bilder der Pyramide detailliert an und erkannte, dass kein Stein dem anderen glich. Ich hielt kurz inne, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, die Steinreihen damals so gesehen zu haben.

    Architektonisch gesehen war der Bau ein Unding, denn wer gäbe schon einen Bauauftrag, bei dem jeder Stein eine andere Größe hätte. Heutzutage baut so niemand mehr. Aber vielleicht macht genau das die Stabilität aus. Deshalb stehen die Pyramiden noch heute dort und wir dürfen sie noch nach Jahrtausenden bestaunen. Ich las weiter und betrachtete ein Bild, auf welchem ich erkannte, dass die Fugen zwischen den dort abgebildeten 20 Tonnen schweren Steinen keinen Millimeter dick waren. War ein Bau, den wir heute kaum hinbekommen, 3000 v. Chr. wirklich möglich? Und wie waren die Granitsteine so gerade geschnitten worden? War im alten Reich der Ägypter nicht Kupfer das härteste Metall gewesen? Oder täuschte ich mich und es war etwas Härteres bekannt? Granit kann man heute nur mit einem Diamantschneider bearbeiten. Und das Rad? Erst um 2.500 v. Chr. soll in Ägypten das Rad entdeckt worden sein.

    Mit meinem einfachen Taschenrechner auf dem Handy rechnete ich die 2,5 Millionen Steine in den 15 Jahren Bauzeit auf eine Minute herunter und musste auf einmal lachen. Hätte man Tag und Nacht durchgearbeitet, wären pro Minute 1,26 Steine mit einem Durchschnittsgewicht von zwei Tonnen verbaut worden. Sogar unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es ja um die Pyramide eine Rampe gegeben hatte, auf der man ganz locker Steine zwischen einer und 20 Tonnen hochziehen konnte, war dies eine unglaubliche Leistung.

    Ich schloss erneut meine Augen und sah die Pracht der drei Monumente auf dem Gizehplateau vor mir. Schon fast göttlich standen sie in der Sonne und warfen ihre riesigen Schatten in den Sand. Hatte ich sie wirklich gesehen, mit meinen eigenen Augen? Manchmal konnte man fast meinen, alles wäre nur ein Traum gewesen.

    Der kühle Wind hatte sich gelegt und die warme Sonne machte mich schläfrig.

    Ich erinnerte mich auf einmal, wie man mich in den offenen Sarg gelegt hatte. Ich sah die verschwommenen Gesichter über mir und wie es langsam dunkel um mich wurde. Und als ich endlich wieder aufwachte, sollte auf einmal alles anders werden.

    Die Stunde Null

    Donnerstag, den 01.02.2018

    Im Leben gibt es ganz besondere Ausnahmesituationen, denen man nur schwer gewachsen ist. Es gibt Naturkatastrophen, Kriege oder kosmische Ereignisse. In einer solchen besonderen Situation befand ich mich am frühen Nachmittag des 1. Februar 2018. Ich stand mitten in Kairo, mutterseelenallein auf einem großen Platz und schaute mich entsetzt um. Surreal war die Situation, in der ich mich befand. Kein Mensch und kein Tier waren mehr zu sehen. Der heiße Westwind wehte leicht und ich schmeckte den Wüstensand, der in der Luft lag. Überall um mich herum standen beschädigte, zum Teil noch brennende Autos. Sie hatten sich bei voller Fahrt, durch den Aufprall auf Gebäude oder Kollision mit anderen Fahrzeugen entzündet. Ich atmete tief ein um die aufkommende Panik zu unterdrücken. Ich drehte mich um und schritt auf eines der großen Gebäude zu. Ich kann mich heute nicht mehr daran erinnern, was ich dort eigentlich wollte, aber zielgerichtet steuerte ich darauf zu. Ich zog die große, schwere Holztür zurück und stellte mich in den Eingang.

    „Hallo? Ist hier jemand? Irgendjemand?", rief ich in meinem einfachen Arabisch.

    Nichts – keine Antwort. Außer dem Echo meiner eigenen Stimme war nichts zu hören. Ich ging durch die Gänge des staatlichen Rundfunks und riss die Bürotüren auf. Ich schaute nach, ob sich jemand in einem der Zimmer befand. Alles leer! In keinem der Büros war ein Platz besetzt. Als ob sich das komplette Personal in Luft aufgelöst hätte.

    In einem Nebenraum rauschte es und ich ging hinein mit der Hoffnung, dort könnte sich jemand befinden. Enttäuscht stellte ich fest, dass ich nur den Wasserkocher gehört hatte. Ich schaltete ihn aus und schaute mich nach etwas Nützlichem um, fand aber nichts, außer etwas Obst in der Büroküche. In jedem Büro sah es gleich aus. Alle PCs liefen noch und man hätte meinen können, es befänden sich alle Angestellten gerade gemeinsam in der Pause. Ich blickte kritisch auf meine Uhr und stellte fest, dass es bereits halb vier war. Über vier Stunden war ich durch Kairo gefahren und hatte nach irgendeinem Menschen gesucht, der den Angriff der Pyramiden überlebt hätte. Ich setzte mich, kochte mir einen Tee und aß etwas Obst.

    War das wirklich ein Angriff gewesen? Oder war es ein Defekt des Zentralrechners? Als vor drei Tagen die Amuniden, Frank und ich mit dem Pyramidenraumschiff ATON-421 gelandet waren, hatte ‚Zeta’, der Zentralrechner des Schiffs, eine Fehlfunktion und hatte die Erde plötzlich als Feind angesehen. Heute Morgen hatten sich die anderen fünf Pyramiden mit der ATON-421 zusammengeschlossen und die Erde angegriffen. Ich konnte durch einen Trick mit einer kleinen Raumfähre das Pyramidenraumschiff verlassen und hatte sogar beabsichtigt, den Angriff zu vereiteln. Aber nachdem mich die Pyramide abgeschossen hatte, musste ich notlanden und stellte fest, dass außer mir niemand mehr hier war. Ich wusste nicht, ob es vielleicht doch noch Menschen gab, die diesen Schlag überlebt hatten. Ich war frustriert, weil ich bis jetzt niemanden im Rundfunkgebäude entdeckt hatte. Ich erreichte den Senderaum und verschaffte mir Zutritt. Ich verschaffte mir einen kurzen Überblick über die Funktionalität des Mischpults und verschob die Regler in die richtige Position. Es gelang mir nach kurzer Zeit tatsächlich, eine Tonnachricht aufzunehmen und in einer Schleife abspielen zu lassen. Ob jemand das schlechte Arabisch, das ich sprach, verstehen würde, wagte ich zu bezweifeln. Daher hatte ich den Text zusätzlich in Englisch gesprochen und hoffte, dass für wenigstens eine Woche noch Strom vorhanden war. Wieder war eine Stunde vergangen, und ich wollte nicht im Dunkeln durch die Stadt geistern.

    Ich rannte die Treppe hinunter, schaute so lange in die verschiedenen Autos, bis ich ein Smartphone in einem Passat liegen sah. Ich schlug die Scheibe ein, schnappte mir das Telefon und sprang in meinen Jeep. Ich stellte die Sprache sofort auf Englisch um und lud ich mir den Stadtplan von Kairo herunter. Sofort suchte ich mir die nächstgelegenen Hotels heraus. Um auf einen gewissen Komfort nicht verzichten zu müssen, besorgte ich mir die Adresse des Hilton und lies mir die Route berechnen.

    Ich startete den Wagen und fuhr langsam weiter in die verlassene City hinein. Autos standen kreuz und quer, teilweise noch mit laufenden Motoren. Einige waren ohne einen Lenker weitergefahren und mit einem Gebäude oder einer Ampel kollidiert. Um mich herum sah es aus wie auf einem Schlachtfeld. Kairo war eh schon als verdreckte Stadt bekannt, aber was ich jetzt zu sehen bekam, übertraf alles bisher Gesehene. Immer wieder kam ich an Kreuzungen, die durch kollidierte Fahrzeuge so verstopft waren, dass ich oft einen weiten Umweg fahren musste. So brauchte ich für die 12 Kilometer bis zum Hotel fast eine Stunde. Ich nahm die Tasche, welche ich bereits im Raumschiff mit dem Notwendigsten gepackt hatte, nahm meine Waffen und stieg aus. Die Sonne ging bereits unter, als ich in das Foyer des Hilton International eintrat. Erneut beschlich mich ein seltsames Gefühl. Ich befand mich an einer normalerweise sonst sehr belebten Stelle, die jetzt wie ausgestorben wirkte. Da ich nicht wusste, wie lange noch Strom produziert werden würde, ging ich ins Erdgeschoss und suchte nach der Restaurantküche. Ich musste mir irgendetwas Warmes zu Essen kochen. Erst nachdem ich einige Türe aufgebrochen hatte, fand ich endlich die Großküche und versuchte mir etwas zu zubereiten. Gut gespeist lief ich zurück an die Rezeption und versuchte herauszubekommen, wo sich die Suiten befanden und wie ich die passende Karte codiert bekam.

    Am Codiergerät, welches sich in einem Seitenraum befand, konnte ich die gewünschte Zimmernummer eingeben und damit das Zimmer freischalten. Um nach oben in den zwölften Stock zu kommen, benutzte ich das Treppenhaus, um nicht im Aufzug stecken zu bleiben. Schnaufend und völlig außer Atem kam ich oben an und ärgerte mich über meine Kondition, die durch das seit Wochen fehlende Jogging stark abgenommen hatte. Ich fand das Zimmer 1203, das ich mir „gebucht" hatte, recht schnell. Ich betrat die herrlich eingerichtete, große Suite. Zwei große Wohnräume, ein traumhaftes Schlafzimmer und ein riesiges Bad standen mir zur Verfügung. Ich schloss die Türe und legte die Tasche und meine Waffen auf den Tisch. Ich zog mir die Schuhe aus und trat an die bodentiefen Fenster. Kairo war fast überall noch beleuchtet. Die Straßenlaternen im modernen Teil der Stadt hatten sich zwar automatisch angeschaltet, jedoch blieben die meisten Häuser dunkel. Ich hoffte, dass sich die Stromnetze in den nächsten Tagen nicht durch einen Kurzschluss oder durch Überlastung abschalten würden. Es gab so Vieles, was ich noch im Internet recherchieren wollte. Versunken in meine Gedanken trat ich vom Fenster zurück, ging ins Bad, lies Wasser in die Wanne laufen und legte mich hinein. Sichtlich entspannt vergaß ich den Stress der letzten Tage für einen Moment.

    Ich versuchte mir vorzustellen, wie die nächsten Tage ablaufen würden.

    War ich wirklich alleine auf der Erde? Und wenn ja, konnte ich das Szenario wirklich zurückdrehen? Würden die Pyramiden wieder auf die Erde zurückkommen? Sollte ich hier warten? Oder war es an der Zeit, mich auf den Weg nach Hause zu begeben? Es gab noch viele unbeantwortete Fragen, welche es zu klären gab. Nahrung dürfte ich für die nächste Zeit genügend haben. Die meisten Produkte waren im Durchschnitt bis zu zwei Jahre haltbar. Danach würde es für mich schwieriger werden mich zu versorgen. Da ich weder ein Landwirt noch ein Jäger war, würde ich noch Einiges lernen müssen. Die erste Angst schlug schnell in Gleichgültigkeit um, denn warum sollte ich mir jetzt schon darüber Gedanken machen.

    Ich genoss noch eine Zeit lang das warme Wasser und ging anschließend ins Bett. Beim Einschlafen dachte ich an Elena, Frank und Harry, von dem ich immer noch nicht wusste, ob er sich noch in der Orion befand und ob er überhaupt noch lebte. Ich löschte das Licht, schloss die Augen und fiel sofort in einen tiefen und von wirren Träumen bestimmten Schlaf. Leider schlief ich auch in den nächsten Wochen nicht besser.

    Es war halb elf, als wieder aufwachte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und ich spürte die Wärme im Zimmer. Langsam setze ich mich hin und bewegte meine Schultern, um meine Gelenke in Bewegung zu bekommen. Ich stand auf und schaltete die Klimaanlage ein. Als ich am großen Fenster stand und nach draußen schaute, war ich über den Anblick schockiert. In einigen Kilometern Entfernung waren mehrere Rauchsäulen zu erkennen. Was war da nur passiert? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und ging ins Bad. Wichtig war heute herauszubekommen, wie und auf welchem Weg ich wieder nach Hause kommen konnte. Dazu benötigte ich Landkarten, einen Taschenrechner und eine gute Idee, wie ich das bewerkstelligen sollte. Ich hatte das Bedürfnis, so schnell wie möglich nach Schottland zu kommen, um nachzuschauen ob sich dort einer meiner Freunde hatte retten können. Ich machte mich abreisefertig und ging die Treppen nach unten, direkt ins Erdgeschoss. Nach einem Imbiss, der aus trockenem Brot und einem heißen Kaffee bestand, lief ich wieder nach draußen. Ein Schwall heißer Luft empfing mich und ich versuchte erst einmal tief durchzuatmen.

    „Leichte und bequeme Kleidung", ging es mir als Erstes durch den Kopf.

    Ich sprang in den Jeep und fuhr an den Stadtrand Kairos, in eines der neu angelegten Einkaufszentren. Ich war mir sicher, dass ich dort alles finden konnte, was ich brauchte, ein Zelt, Kleidung, Nahrungsmittel, und vielleicht ein zweckmäßiges Fahrzeug. Mein noch funktionierendes Navigationsgerät auf dem Smartphone half mir, mich in der 16-Millionen-Metropole zurechtzufinden. Mir fiel auf, dass weder Hunde noch die sonst so zahlreichen Kamele auf den Straßen herumirrten. Eigentlich waren gar keine Tiere zusehen. Trotzdem legte ich mir das in einer Polizeistation besorgte Schnellfeuergewehr griffbereit auf den Beifahrersitz. Ich war mir nicht sicher, ob jemand aus Hunger töten würde, seien es Menschen oder Tiere.

    Ich hatte mich entschieden, in den modernen Vorort Heliopolis zu fahren und dort eine der zahlreichen Einkaufs-Malls zu besuchen. Unterwegs entschied ich mich, in einem der vielen Autohäuser anzuhalten, um nach einem überdachten Offroader Ausschau zu halten. Ich hatte Glück und ich fand einen exklusiv ausgestatten Land Rover. Die meiste Zeit verlor ich damit, zuerst die Alarmanlage auszuschalten und im Büro des Chefs den Schlüsselkasten zu finden und ihn aufzubrechen. Draußen angekommen lud ich mein Gepäck um und schaute mich nach der nächsten Tankstelle um. Mit den letzten Tropfen Sprit erreichte ich die Zapfsäule. Ich stellte mir vier gefüllte Zehnliter-Reservekanister in den Kofferraum und tankte den Wagen voll. Das war meine Rückversicherung für den absoluten Notfall. Der Verbrauch war mit 6 bis 8 Liter Diesel auf 100 Kilometer angegeben, was ich bei dieser PS-Zahl fast nicht glauben konnte. Sollte das tatsächlich stimmen, würde mir das bei einem Tankvolumen von 80 Liter eine Reichweite von etwa 1000 Kilometer ermöglichen. Zufrieden mit dem Erreichten gab ich Gas und fuhr mit einem ganz neuen Fahrgefühl in Richtung Heliopolis. Das im Fahrzeug eingebaute Navigationsgerät verschaffte mir ganz neue Möglichkeiten zur Fortbewegung und Orientierung in diesem fremden Land.

    „Wenn das so weitergeht, muss ich mir wirklich alles aufschreiben", dachte ich mir. Denn im Moment folgte eine Idee der Nächsten.

    Relativ schnell erreichte ich über die gut ausgebaute Autobahn Heliopolis, obwohl ich immer wieder durch verlassene oder ineinander verkeilte Fahrzeuge aufgehalten wurde. Schon an der ersten Ausfahrt entdeckte ich eine der großen Malls und fuhr den Wagen direkt vor die Eingangstüre. Anfangs hatte ich mir schon überlegt, direkt ins Einkaufszentrum zu fahren, verwarf die Idee aber wieder. Ich schaute mich um, ob vielleicht die Pyramidenraumschiffe zurückkommen würden. Aber das Einzige, was ich in einiger Entfernung sah, waren die Pyramiden von Gizeh, die alle anderen Gebäude überragten und mehrere Rauchsäulen, von denen ich noch immer nicht wusste, was deren Ursache war.

    Ich schnappte mir das Sturmgewehr, welches ich mir in Kairo besorgt hatte und bewegte mich vorsichtig in das Einkaufszentrum. Wegen der Klimaanlagen empfing mich eine angenehme Kühle, als ich das riesige Einkaufszentrum betrat. Die Stille löste ein beklemmendes Gefühl aus. Ich stand alleine an einem Ort, an dem sich sonst zehntausende Menschen am Tag hindurchschoben. Da ich mich in Arabisch unterhalten konnte, die Schrift aber nur schlecht lesen konnte, lief ich von unten nach oben systematisch jeden Laden ab. Was erwartete mich außerhalb in der Stadt? Was brauchte ich für die nächsten Tage wirklich zum Überleben? In einem Outdoor-Geschäft besorgte ich mir zuerst bequeme Kleidung und festes Schuhwerk, welches ich in Europa bestimmt noch benötigen würde. Zum Schluss fand ich einen passenden Rucksack. Ich zog mich sofort um und packte den amunidischen Kampfanzug in den Einkaufswagen. Wasserreinigungstabletten, einen Kocher, Essgeschirr und Besteck sowie ein Allzweckmesser und ich kam mir vor, als würde ich auf eine Survivaltour gehen.

    In einem Waffenladen, in den ich erst einmal einbrechen musste, besorgte ich mir ein leichteres Gewehr mit der passenden Munition. Als Pistole hatte ich immer noch die amunidische Waffe dabei, mit der ich aber bis jetzt noch nicht geschossen hatte. Es handelte sich dabei um eine Energie-Impulswaffe mit der man jemanden lähmen, ins Reich der Träume schicken oder auch töten konnte. Für das Gewehr musste ich auf jeden Fall noch Munition zum Üben mitnehmen, denn ich hatte zwar Militärdienst geleistet, war aber danach nur noch ein- oder zweimal auf einem Schießplatz gewesen. Meine andere Waffe ließ ich liegen und überprüfte das neue Gewehr auf seine Funktionalität. Ich zielte auf einige Gegenstände, die ich sehr zielsicher abschoss. Mit dem ersten Ergebnis war ich sehr zufrieden. In den hinteren Räumen des Verkaufsgeschäftes fand ich ganze Kisten voll Munition, legte sie auf den Wagen, der sich bedenklich senkte und setze meine Reise durch die Mall fort. Ich beförderte den Inhalt des Wagens zuerst in den Offroader und begann dann Shoppingtour Teil 2. Jetzt füllte ich literweise Wasserflaschen und Dosenfutter in den Einkaufwagen. Die Büchsen waren zwar schwer aber dafür lange haltbar. In einer Apotheke besorgte ich mir einen Verbandskasten, die wichtigsten Medikamente sowie Seife, Shampoo, mehrere Zahnbürsten und Zahnpasta. Die Antibiotika gegen eventuelle Infektionen suchte ich fast eine Stunde lang und musste dafür einen weiteren Schrank aufbrechen.

    Gegen 15 Uhr, nach fast vier Stunden „Powershopping ohne zu zahlen", wie ich es nannte, standen vor dem Ausgang drei vollgeladene Einkaufswagen bereit, die ich nach und nach zum Offroader schob. Außerhalb der Mall war es wieder sehr heiß, aber durch die neue Kleidung erträglicher. Die Ladefläche des Wagens füllte sich schnell und ich hatte Schwierigkeiten alles einzuladen. Mehrmals räumte ich wieder einen Teil heraus, um ihn umzuschichten. Einen Moment überlegte ich mir, ob ich auch nichts für meine Reise ins Ungewisse vergessen hatte und rannte nochmals in die Mall, um mir ein Ladekabel fürs Smartphone zu besorgen. Ich entschied mich wieder zurück ins Hotel zu fahren und die nächsten Schritte zu überlegen.

    Kurz vor dem Erreichen des Hotels tankte ich nochmals nach und fuhr in das hoteleigene Parkhaus, um das vollgeladene Auto nicht in der Sonne stehen zu lassen. Ich befürchtete auch, dass doch noch jemand anderes überlebt hatte und den Wagen aufbrechen könnte. Sollte ich auf jemand anderen treffen, musste ich davon ausgehen, dass er mir feindlich gesinnt war. Es ging jetzt um das nackte Überleben jedes einzelnen. Ich erreichte

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