Haftungsansprüche bei atomaren Schäden gegen Kernkraftwerksbetreiber und Zulieferer: Ein Vergleich internationaler Haftungskonventionen und nationalem Recht
()
About this ebook
Related to Haftungsansprüche bei atomaren Schäden gegen Kernkraftwerksbetreiber und Zulieferer
Related ebooks
Haftung bei Umweltschäden: Gefahrtragung und mögliche Versicherungsprodukte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Wasserstoff-Wende: So funktioniert die Energie der Zukunft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEnergiewende: Wege zu einer bezahlbaren Energieversorgung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKernenergie: Eine Technik für die Zukunft? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEnergie und Klima: Chancen, Risiken und Mythen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeitungsrechte: Wasser - Abwasser - Strom - Gas Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Brand- und Katastrophenschutzrecht in Thüringen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKernenergie: Chancen und Risiken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsElektrizitätserzeugung durch Windenergie: Von Onshore- zu Offshore-Standorten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVielfalt des Energierechts: Bonner Gespräch zum Energierecht, Band 4. E-BOOK Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBrandschutz-, Hilfeleistungs-, Katastrophenschutzgesetz Nordrhein-Westfalen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNaturgesetz Klimawandel – Das Versprechen der Energiewende und ihr Scheitern in der Praxis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEigentum im Recht der Energiewirtschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Energiewende: zwischen Vision und Wirklichkeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHegel, die Dinosaurier und wir: und weitere Essays zum Thema Natur- und Klimaschutz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGestern, Heute und Morgen der Windenergie: Ein Sammelband des Schwerpunkts Energiewirtschaft der IBS IT & Business School Oldenburg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJAMMERN ist so zwecklos wie HUPEN: Die Zukunft muss schneller GRÜN werden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWasserstoff und Brennstoffzellen: Die Technik von gestern, heute und morgen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsStromversorgung aus regenerativen Energien: Wie der Klimawandel bewältigt wird Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBiomasse als grundlastfähige erneuerbare Energie: Wirtschaftlichkeit und Marktentwicklung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEnergiewende mit erneuerbaren Energien: So gelingt die Herausforderung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsInternationales und nationales Recht in Beispielen aus Gerichtsurteilen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Energiewende-Wende: Mehr Klimaschutz, aber sozial- und wirtschaftsverträglich Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Mini-PV-Anlage als Balkonkraftwerk: Leitfaden für die solare Energiegewinnung zu Hause Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIntegrierte Klimaschutzkonzepte für Kommunen: Stärken-Schwächen-Analyse und Konzeptionierung eines idealen Leitprojektes Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWasser Energie Verkehr: Vergaberecht für Praktiker - Eine Einführung anhand von Fällen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVersicherungslösungen für das Baugewerbe: XXL Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Hausratversicherung: Finanzieller Schutz im Schadenfall Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Rückkehr der Kernkraft: Warum Atomenergie unsere Zukunft ist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie vierte Generation der Kernreaktoren: Grundlagen, Typen und Nutzen verständlich erklärt Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Business For You
Das einfachste Online Geschäftsmodell: das dich in nur 33 Tagen in zeitliche, regionale und finanzielle Freiheit bringt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Kapital Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kunst des Krieges: Wahrhaft siegt, wer nicht kämpft Rating: 4 out of 5 stars4/5Lexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Werde kreativ!: Wie die Bibel zu Kreativität, Innovation und unternehmerischem Risiko beruft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Krieg im Dunkeln: Die wahre Macht der Geheimdienste. Wie CIA, Mossad, MI6, BND und andere Nachrichtendienste die Welt regieren. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie SWOT-Analyse: Erstellen Sie einen Strategieplan für Ihr Unternehmen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHandwerkszeug der systemischen Beratung: Das Buch zur Weiterbildung Systemisches Tool Camp - 2. Auflage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Canvas-Businessmodell: Mit neun Bausteinen zum neuen Geschäftsmodell Rating: 0 out of 5 stars0 ratings10xDNA – Das Mindset der Zukunft Rating: 5 out of 5 stars5/5Das Unternehmer-Mindset Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung Rating: 4 out of 5 stars4/5Die Six-Sigma-Methode: Streben nach Perfektion Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCase Study Training: 40 Fallstudien zur Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch im Consulting Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMediation und systemische Beratung: Eine konstruktive Ergänzung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLebe begeistert und gewinne: Das Erfolgsbuch für Verkäufer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Pareto Prinzip Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Tao des Warren Buffett: Lassen Sie sich von den Weisheiten der Börsenlegende leiten Rating: 4 out of 5 stars4/5Leben in der DDR: Vergessenes aus der Geschichte in 111 Fragen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWhat's your Story?: Leadership Storytelling für Führungskräfte, Projektverantwortliche und alle, die etwas bewegen wollen Rating: 0 out of 5 stars0 ratings30 Minuten Qualitätsmanagement Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDesign Thinking für Anfänger: Innovation als Faktor für unternehmerischen Erfolg Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEinführung in die Betriebswirtschaftslehre: Für Geprüfte Betriebswirte (IHK) und Fachwirte Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Haftungsansprüche bei atomaren Schäden gegen Kernkraftwerksbetreiber und Zulieferer
0 ratings0 reviews
Book preview
Haftungsansprüche bei atomaren Schäden gegen Kernkraftwerksbetreiber und Zulieferer - Michael Goerz
Teil 1: Thema und Abhandlung
A Problemstellung
Weltweit wird zurzeit über die Sicherheit von Kernkraftwerken diskutiert, die angesichts der Fukushimakatastrophe in Japan häufig in Frage gestellt wird. Deutschland und die Schweiz haben als erste Länder einen unumkehrbaren Einstieg in den Atomausstieg in Kontinentaleuropa beschritten. Dennoch werden lange Restlaufzeiten notwendig sein um diesen Übergang zu ermöglichen, so dass für die Zeit des operativen Betriebes immer noch ein gewisses Restrisiko eines nuklearen Unfalls besteht. Entgegen der Delikthaftung im deutschen Recht gestaltet sich eine Haftung durch Atomschäden als wesentlich komplizierter. Bedingt ist dies zunächst durch die vielfältigen internationalen Abkommen für Atomhaftungsfragen, die seit den 60er Jahren in verschiedenen Revisionen von zahlreichen Nationen ratifiziert wurden. Diese Regularien sind jedoch in verschiedenster Ausprägung in nationales Recht umgesetzt worden, so dass auch bei benachbarten Staaten durchaus unterschiedliche Auslegungen gleicher Rechtsthematiken vorherrschen können. Weiterhin wird die Frage nach der korrekten Auslegung von Atomhaftungskonventionen dadurch erschwert, dass es zurzeit keine Grundsatzurteile zu dieser Thematik gibt. In Europa hat sich in den letzten Jahrzehnten kein derart schwerer Atomunfall ereignet, als dass es zu massiven Schadensersatzklagen gekommen ist. Momentane Klagen gegen mögliche Endlagerstätten in Gorleben oder das Atommülllager in Asse basieren auf der Sorge zukünftiger Schäden, nicht jedoch auf eingetretenen Atomschäden. Es ist somit kaum möglich über Präzedenzfälle oder Grundsatzurteile mögliche Szenarien eines Kernkraftwerksunfalls mit radioaktiver Kontamination der Umgebung zu bewerten. Vielmehr können die Gesetzestexte nur den Rahmen möglicher Haftungen geben, die jedoch teilweise bis heute kontrovers diskutiert werden. Zwar steht in allen Ländern der reibungslose Betrieb durch geeignete Sicherungsmaßnahmen im Fokus, doch im Fall der Fälle ist besonders auf den Opferschutz und entsprechende Betreiberhaftung abgezielt worden. Letztendlich bilden die nationalen Gesetze den aus Sicht der Regierung größtmöglich zu vertretenden Kompromiss zwischen der Genehmigung für Energieversorger Kernenergieanlagen zu betreiben, aber auf der anderen Seite auch für deren Gefahren die Haftung zu übernehmen.
B Ziel und Aufbau der Arbeit
Ziel dieser Arbeit soll es sein eine Gegenüberstellung internationaler Atomhaftungsregularien mit den nationalen Ausführungen des deutschen Atomrechts anzufertigen. Diese Arbeit soll den Leser somit in die Lage versetzen einen fundierten Überblick über die Schadenshaftung von Betreibern zu erhalten, sowie die Rechte und Möglichkeiten eines geschädigten Dritten zu verstehen, was für einen fundierten Vergleich der Atomgesetzeslage in Deutschland notwendig ist.
Es geht dabei in erster Linie um die Fragestellung, welche Verpflichtungen deutsche Kernkraftwerksbetreiber im Falle eines Schadeneintrittes zu erfüllen haben und welche damit verbundenen Rechte seitens der Geschädigten durchgesetzt werden können. Zwecks Eingrenzung des Themas wird auf Schadensszenarien in Bezug auf den Transport radioaktiver Stoffe zu Land, auf See oder in der Luft nicht eingegangen. Ebenfalls Schädigungen aus Forschungseinrichtungen oder medizinischen Institutionen sind nicht Bestandteil dieser Arbeit.
Zunächst beginnt die Arbeit mit einer strukturierten Beschreibung der verschiedenen Haftungskonventionen, sowie ihrer Transformation in nationales Recht. Die Kenntnis über die verschiedenen Rechtsgrundsätze, deren Rangverhältnis zueinander ist notwendig, um daraus abgeleitet die tatsächlichen Rechtsansprüche für Schädiger und Geschädigte ableiten zu können. Kernfrage dieser Arbeit ist es, zu klären, welche Haftungsansprüche gegen Betreiber bestehen, wenn ein nuklearer Schaden eintritt. Dabei ist auch die Definition des atomaren Schadens interessant, da diese unterschiedlich ausgelegt werden kann. Besonders für die Thematik der Kompensation ist dabei der begrenzte finanzielle Rahmen zu berücksichtigen, so dass sich daraus eine Rangfolge von Haftungsansprüchen und Ausgleichszahlungen ergeben kann. Somit sind die eingetretenen Schäden von natürlichen Personen, sowohl als auch von juristischen Personen – also Unternehmen – in Einklang zu bringen. Ähnlich wie Krankheitsausbreitungen machen radioaktive Kontaminationen nicht vor Landesgrenzen halt. Daher widmet sich ein großer Teil der Arbeit der Frage inwieweit grenzüberschreitende Schäden durch bestehende Rechtssysteme und multilaterale Rechtsabkommen gedeckt sind. Zur Verdeutlichung wird ein Schadensszenario zwischen Deutschland und Frankreich genauer analysiert. Nachdem die Schadensgrundsätze analysiert worden sind, wird die besondere Haftungsverantwortung der Kernkraftwerksbetreiber genauer analysiert und kritisch mit bestehender Rechtsauslegung verglichen. Die besondere Schwere solcher Schäden macht die Intervention von Staaten unumgänglich, so dass auch die Staatshaftung hier genauer analysiert wird.
Teil 2: Hauptteil
A. Rechtliche Grundlagen für Atomschäden
I. Die Ursprünge zur Atomhaftung
a) Die Pariser Verträge
Am 29. Juli 1960 traten die sogenannten Pariser Übereinkommensstatuten in Kraft. Die Pariser Konvention wurde im Rahmen der OEEC¹ ausgehandelt und findet für alle Mitgliedsstaaten dieser Organisation Anwendung, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland. Die bahnbrechende Grundlage der Pariser Verträge war die nicht unumstrittene, aber zumindest finalisierte Auffassung der teilnehmenden Repräsentanten, dass Betreiber von kerntechnischen Anlagen unabhängig von ihrem Verschulden für mögliche atomare Schäden haftbar gemacht werden können. Dieses Prinzip – welches im Nachgang detailliert behandelt wird – wurde Gefährdungshaftung genannt. Die klassischen Force Mejure Ausschlusskriterien sollten hier auch Anwendung finden, so dass Betreiber nicht zur Verantwortung gezogen werden könnten, falls die atomare Schädigung Folge höherer Gewalt, kriegerischer Auseinandersetzung, oder schwerem Fehlverhaltens von den Geschädigten selber ist. Art 2 i. V.m Art. 6 sieht zunächst eine internationale Verpflichtung dieser Statuten nur für Mitgliedsländer vor, so dass diese Konvention nicht auf Schäden anwendbar ist, die auf dem Hoheitsgebiet von Nicht-Mitgliedsstaaten entstanden sind. Einhergehend mit der Gefährdungshaftung der Betreiber schließt Art. 6 b die Haftung anderer Beteiligten aus, sofern es sich nicht um Parteien der Beförderung von kerntechnischem Material handelt. Begründet wird diese Kanalisierung damit, dass dadurch langwierige Prozesse vermieden werden, in denen die Betroffenen von nuklearen Schäden erst einmal den Kausalzusammenhang zwischen nuklearem Eintritt, Verursachung durch den Betreiber und eigener Schädigung nachweisen müssten.² Normale Rückgriffsrechte des Betreibers sind nach Art. 6 f Satz 1 nur gegenüber natürlichen Personen möglich, die mit Schädigungsabsicht die atomare Schädigung herbeigeführt