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So war's in Senden - Teil 2: Einsichten in 150 Jahre Lehren und Lernen
So war's in Senden - Teil 2: Einsichten in 150 Jahre Lehren und Lernen
So war's in Senden - Teil 2: Einsichten in 150 Jahre Lehren und Lernen
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So war's in Senden - Teil 2: Einsichten in 150 Jahre Lehren und Lernen

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Die Arbeit als Pädagoge, Lehrer in Emsdetten, Rektor in Senden bis 1976, Schulrat in Borken und zuletzt Schulamtsdirektor in der Stadt Münster und ein wissenschaftliches Interesse an historischen Zusammenhängen prägen das Leben von Otto Kamphues (Jahrgang 1929).
In seinem Buch "So war´s in Senden - Teil 2" verbindet er dies auf besondere Weise: Er verknüpft 150 Jahre Geschichte seiner Wahlheimat Senden, von der Kaiserzeit bis heute, mit den sich stetig verändernden Rahmenbedingungen schulischer Erziehung.
Dabei wird sich zeigen, dass der Auftrag der Schule immer derselbe geblieben ist, nämlich Kinder und Jugendliche zu eigenständigen Persönlichkeiten heranzubilden, dies aber Pädagogen und Schulträger vor immer neue Herausforderungen stellt.
"So war´s in Senden - Teil 2: Einsichten in 150 Jahre Lehren und Lernen" ist sowohl für die Bewohner Sendens als auch für zeitgeschichtlich interessierte Leser, wie auch für alle in Erziehung und Schule tätigen Menschen eine lohnenswerte Lektüre.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateNov 6, 2018
ISBN9783746978079
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    Book preview

    So war's in Senden - Teil 2 - Otto Kamphues

    Die Volksschulen im Dorf und den Bauerschaften

    Die „gute, alte Volksschule" im Dorf Senden (1870–1968). Blick von der Stever auf die St. Laurentius-Kirche und die Schulhäuser, um 1919. (Quelle: Heimatverein Senden)

    Schulen in der Kaiserzeit 1871–1918

    Zur Situation der Volksschule in Preußen

    Die Schulverhältnisse in Senden während des Deutschen Kaiserreichs können besser verstanden werden, wenn man sie vor dem Hintergrund genereller Aussagen zum Stand des Volksschulwesens in Preußen betrachtet. Senden gehörte in dieser Zeit zur Provinz Westfalen im Königreich Preußen.

    Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts war die Analphabetenrate bei den Schulpflichtigen in Preußen und auch in Senden auf ein Minimum gesunken. Noch um 1835 und später wurden viele Verträge über die Markenteilung von den neuen Eigentümern mit drei Kreuzchen unterzeichnet, weil sie nicht einmal ihren Namen schreiben konnten. Die strenge Überwachung der Schulpflicht wurde den Lehrern in der preußischen Provinz Westfalen nachdrücklich aufgetragen und von der Schulaufsicht überprüft. Das trug Früchte.

    Grundsätzlich war das Schulsystem in höhere und niedere Schulen geteilt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand auch die Schule des Volkes, die Volksschule, das besondere Interesse des Staates. Und seitdem alle männlichen Deutschen, die das 25. Lebensjahr vollendet hatten, zur Wahl des Reichstages 1871 zugelassen waren, wurde die Volksschule als Ort der Mehrheit der künftigen Wähler für die Schulpolitik wichtig.

    Zum Status der Volksschule: 1)

    Zunächst war sie Staatsschule. Der Staat (hier Preußen) setzte die Rahmenbedingungen, bestimmte die Ziele und Inhalte der Erziehung, prüfte das Lehrerpersonal und kontrollierte. Die Volksschule war aber ebenso wesentlich Gemeindeschule. Noch lange trug die einzelne Gemeinde den Löwenanteil an Lasten für die Schulhäuser, deren Einrichtung und auch für die Lehrerbesoldung. Erst 1904/06 wurde der Schulunterhalt gesetzlich mit festen Ansprüchen an den Staat geregelt. Dennoch blieb ein Unterschied zwischen armen und reichen Gemeinden, der sich auch in Senden zeigte.

    Drittens war die Volksschule damals eindeutig kirchlich geprägte Schule: Sie war konfessionell organisiert. Es gab entweder evangelische oder katholische Volksschulen. Die Volksschulen standen unter der Aufsicht von staatlich bestellten Geistlichen, den Ortsschulinspektoren. Wie sich zeigen wird, spielten die Pfarrer in Senden als Ortsschulinspektoren bis 1918 eine gewichtige Rolle. Der kirchlich geprägte Religionsunterricht war gleichzeitig Richtlinie der Gestaltung des Schullebens. In katholischen Gegenden stand der morgendliche Gottesdienst bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts am Beginn eines jeden Schultags. Eine Gesellschaft ohne religiöse Bindung war unvorstellbar. Aus der stark kirchlichen Bestimmungsmacht über die Schulen stammte allerdings auch das vielerorts wahrnehmbare Spannungsverhältnis zwischen Lehrer und Pfarrer, zumal der Lehrer bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts im Nebenamt oft auch Organist und Kantor war. So in Senden der Lehrer Anton Mangel von 1909 bis 1939 und zuletzt Friedrich Jenkner von 1946 bis 1966.

    Der Tagelöhner Clahsing zu Senden hat für 1870/1 an Schul- und Holzgeld für 1 Kind in der Mädchenschule Vorschule in Senden zu zahlen 15 Sgr. (Silbergroschen). (Quelle: Privatbesitz Eduard Klostermann)

    Ein weiteres Merkmal der Volksschule war ihre geringe Gliederung. Die Schule musste schon wegen des Schulwegs ortsnah sein. 1911 waren in Preußen 52,2 % aller Volksschulen einklassig, vierzig Jahre vorher (1871) waren es noch 74,7 %. 1871 kamen in den Landschulen auf eine Lehrerin bzw. einen Lehrer 74,9 Schülerinnen und Schüler, 1911 waren es noch 56,1 Schülerinnen und Schüler. 2)

    Anton Mangel, Lehrer und Organist von 1909–1939, rechts: Pfarrer Bernhard Lücke und Lehrer und Organist Friedrich Jenkner (Quellen: Heimatverein Senden)

    Sendener Schulen in der Kaiserzeit

    Die Bevölkerungsentwicklung in Senden verlief zwischen 1871 und 1925 in einem relativen Gleichmaß, von 2.473 auf 2.753 Einwohner. In 54 Jahren stieg die Bevölkerung Sendens um nur 280 Einwohner (11,3 %).

    Der Großteil der Bevölkerung verdiente mit Tätigkeiten in der Landwirtschaft seinen Lebensunterhalt. Auch die Dorfbewohner bewirtschafteten landwirtschaftliche Flächen und hielten Vieh. In allen Haushalten wurde vor allem Kleinvieh (Schweine, Hühner usw.) für den Eigenbedarf gehalten. Kinder waren bis weit ins 20. Jahrhundert willkommene und teils für die Familien unersetzliche Hilfskräfte.

    Obwohl um 1870 und vermehrt in den nachfolgenden Jahren der Schulbesuch als wichtig für das Fortkommen der Kinder angesehen wurde, waren viele Eltern, auch aus der Not geboren, bestrebt, ihre Kinder für Arbeiten im Haushalt und auf dem Acker heranzuziehen. In der Zeit der Roggen- bzw. Weizenernte konnte der Unterricht von 7 bis 12 Uhr erteilt werden. Der Nachmittagsunterricht fiel dann aus. 4) Ab 1908 wurde die Einteilung des Schuljahres in zwei Semester aufgegeben. Das Schuljahr begann jeweils nach Ostern.

    Landkinder bei der Arbeit auf dem Feld

    (Quelle: Kalender des Heimatvereins Senden)

    Als Momentaufnahme zur Situation der Dorfschule Senden im Jahre 1870 mag ein Bericht über die Schulrevision am 23. Mai 1870 dienen, den auch Hans-Peter Boer erwähnt. 5)

    In drei Schulgebäuden wurden 287 Schülerinnen und Schüler von drei Lehrkräften unterrichtet: Im alten Schulgebäude auf der nördlichen Seite des Kirchplatzes unterrichtete Lehrer Schlattmann 82 Jungen (Jungenschule). In den Schulgebäuden Dorf 98 und Dorf 150, im nördlichen Bereich der heutigen Schulstraße, waren der Lehrerin Maria Wolf 96 Mädchen und Jungen in der Vorschule (Jahrgänge 1 und 2) sowie der Lehrerin Amanda Schmitz 109 Mädchen (Mädchenschule) anvertraut. 6)

    Der Schulbesuch wurde als ziemlich regelmäßig bewertet. Er war jedoch in der Erntezeit geringer. Über den Schulraum in Senden berichtete der Landrat an die Regierung in Münster gehorsamst: „daß die Schülerzahl in der Vorschule zu Senden 99 beträgt und ich den Schulraum zu 59,9053 Quadratmetern für die Schülerzahl für ausreichend halte, da auf jeden Schüler ein Flächenraum von 0,595 Quadratmetern, also annähernd 0,6 Quadratmeter kommt." Dieser Raumbedarf entsprach den Vorschriften des Staates.

    In der einklassigen Bauerschaftsschule Schölling unterrichtete die Lehrerin A. Grawe 1870 zirka 70 Mädchen und Jungen in dem 1857 erbauten Schulhaus. Das zunächst für 60 Kinder berechnete Schulzimmer war durch Hinzunahme eines Teils der Lehrerwohnung vergrößert worden und konnte nach damaliger Vorstellung 90 Kinder fassen. Auch die Schöllinger Kinder besuchten die Schule im Winter häufiger als im Sommer. 7)

    1880 wurden im Dorf 322 Schülerinnen und Schüler weiterhin in den drei Klassenräumen unterrichtet, 35 mehr als 10 Jahre zuvor. Damit waren in jeder Klasse also mehr als 100 Kinder. Es sollte eine vierte Lehrerstelle eingerichtet und weiterer Klassenraum geschaffen werden. Die Gemeinde erwarb den an die vorhandenen Schulgebäude angrenzenden Garten der Witwe Dr. Schulze Mönking und baute darauf ein neues Schulgebäude mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen, heute nördlicher Teil der Edith-Stein-Hauptschule. Die Knabenschule am Kirchplatz sollte nun abgerissen werden. 1883 ist der Neubau fertiggestellt. Die Kinder wurden nun in vier Klassen, zwei Mädchen- und zwei Jungenklassen, unterrichtet. Noch 1885 zählten von den vier Klassen drei über 100 Schülerinnen und Schüler.

    1885 zog Lehrer Theodor Holz in das Schulhaus der Schule Schölling ein. Er leitete die Schule bis 1902 und schrieb ab 1890 eine ausführliche Chronik der Schule. Der Ortsschulinspektor Pfarrer Johann Wegerhoff händigte dem jungen Lehrer bei seinem Amtsbeginn am 21. Oktober 1885 die Mission zur Erteilung des katholischen Religionsunterrichtes aus. Bei der Einführung einer jeden neuen Lehrkraft war der Pfarrer als Ortschulinspektor bis 1918 für die „Missio" zuständig. 8)

    Schulabgangszeugnis von 1903, unterzeichnet von Ortsschulinspektor Wegerhoff (Quelle: Privatbesitz R. und M. Havighorst)

    Am 16. April 1909 eröffnete die einklassige Bauerschaftsschule Wierling, von „Pfarrer Föcking im Beisein des Schulvorstandes, der Lehrpersonen des Amtes und zahlreicher Eltern eingeweiht" (Schulchronik Wierling). Der Verwaltungsbericht der Gemeinde Senden für die Jahre 1964/69 berichtet: „Die Schule wurde als Abwehr gegen eine vom Regierungspräsidenten beabsichtigte Zuführung von

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