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Die Kraft der pädagogischen Liebe
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Die Kraft der pädagogischen Liebe

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About this ebook

Doris Wieser gibt in ihrem Sachbuch "Die Kraft der pädagogischen Liebe" Antworten auf brennende Fragen.

Handelt es sich beim Lehren um eine Kunst?
Ist diese Kunst erlernbar?
Was macht einen guten Unterricht aus?
Wie können Lehrende zufrieden leben?

Diese Themen betreffen alle Lehrenden früher oder später. Manchmal ist der Gegenwind für Lehrende eisig. Die Anforderungen sind komplex, oft hagelt es Kritik von SchülerInnen, Eltern, Medien etc., Nachhilfekosten steigen, die Motivation von Lernenden nimmt ab. Da kann sehr leicht die ursprüngliche Motivation für das Unterrichten darunter leiden. Unzufriedenheit, Wut und Ärger kommen auf. Und dies wird ins Privatleben mitgenommen. Manche fragen sich zurecht: Wozu die ganze Mühe? Gibt es einen Ausweg? JA.

Denn bei näherer Betrachtung kristallisiert sich heraus, dass es durchaus Lösungen aus dieser scheinbar aussichtslosen Perspektive gibt.

Doris Wieser findet in ihrem Buch "Die Kraft der pädagogischen Liebe" Antworten. Sie hat ihren Ansatz an sich selbst erprobt, alte Muster hinter sich gelassen und hat unbekanntes Terrain betreten.

Sie zeigt: Wer aus Liebe und Freude lehrt, hat die Kraft, Feuer zu entzünden. Dann ist es keine Illusion, dass Jugendliche Freude daran haben, sich Wissen anzueignen. Und dann ist es keine Illusion, dass Lehrende mit Freude lehren. Sie gibt zusätzlich Impulse zur persönlichen Weiterentwicklung.

Lernen hört niemals auf. Weder für Lehrende noch für Lernende. Lernen ist Leben. Ein Leben, in dem Freude, Kraft, Gelassenheit und Motivation spürbar sind.

Das Buch "Die Kraft der pädagogischen Liebe" lädt zum Nachdenken und Umdenken ein.

Doris Wieser ist davon überzeugt, dass es im Bereich der Schule viele gute Bausteine gibt, auf die sich etwas Wertvolles aufbauen lässt.

Auf ins Abenteuer Lehren!
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateOct 4, 2019
ISBN9783749735594
Die Kraft der pädagogischen Liebe

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    Die Kraft der pädagogischen Liebe - Doris Wieser

    Kapitel 1

    Lehrpersonen im Spannungsfeld

    Das Thema Schule erhitzt manchmal die Gemüter. Das ist verständlich, da Schule im Fokus des öffentlichen Interesses steht und eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfüllt: Sie befasst sich mit der Bildung und Entwicklung junger Menschen. Es geht dabei um die nächste Generation und damit um die Zukunft unserer Gesellschaft. Bildungsqualität ist eine Investition in das Humankapital und ist in zunehmendem Maße eine der wichtigsten Grundlagen für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. Fast jeder Erwachsene besuchte eine Schule und machte seine individuellen Erfahrungen mit ihr. Lebendige Erfahrungen, die prägen – ein ganzes Leben lang. Manche Menschen arbeiten sich noch im Erwachsenenalter daran ab. Schlechte Noten, Prüfungsängste, Albträume kommen immer wieder lebhaft in Erinnerung. Vielfach findet ein Schulbesuch in einer wichtigen und emotional intensiven Zeit der Pubertät statt.

    Immer wieder höre und lese ich Geschichten über Lehrpersonen, die mich wütend machen. Viele davon beginnen so: „DIE LEHRER sollen doch mal arbeiten und weniger Ferien machen. „Das Talent meines Kindes wurde in der Schule von den Lehrpersonen nicht erkannt. „DIE LEHRER sind schuld, dass die Eltern so viele Nachhilfestunden zahlen müssen. „DIE LEHRER müssen mehr Zeit in der Klasse verbringen. „DIE LEHRER haben die Pflicht, mein Kind zu erziehen und ihm etwas beizubringen. „Die Schüler können nicht rechnen, lesen und schreiben. Die Kommentare ließen sich fortsetzen. Gewiss mag es auf einige Lehrpersonen zutreffen, dass sie ihren Aufgaben nicht ordnungsgemäß nachkommen. Manche von uns sind solchen Lehrern wahrscheinlich bereits begegnet, sei es während der eigenen Schulzeit oder als Kollegen. Die Kritik, die geäußert wird, differenziert jedoch nicht zwischen engagierten Pädagogen und ein paar wenigen schwarzen Schafen. Alle werden über einen Kamm geschert und auf Dauer ist das für motivierte und engagierte Pädagogen sehr frustrierend.

    Ich denke, ich spreche für viele Kollegen: Wie sollen bei Aussagen wie den obigen engagierte oder angehende Pädagogen ermutigt werden? Wie soll daraus fruchtbares Lehren und Lernen entstehen? Wie sollen die Freude am Beruf erhalten bleiben, wenn es von vielen Seiten Kritik hagelt? Ich bin mir sicher, die meisten Pädagogen sind gerne bereit, für die Verbesserung der Lernqualität zum Wohle der Schüler beizutragen. Einige wissen jedoch nicht, WIE das gelingen kann.

    Der Gegenwind für Pädagogen ist manchmal eisig. Kritik kommt meistens von Personen, die selbst noch niemals unterrichteten. Kritik üben fällt sehr leicht. Werden die Kritiker gefragt, warum sie nicht selbst den Lehrberuf ergriffen, lautet die Antwort zumeist: „Dieser Job wäre nichts für mich. Das würde ich nicht aushalten." Es muss einmal gesagt werden: Einige Kritiker maßen sich an, ein Urteil abzugeben und Lehrpersonen abzuwerten. Eigene Erlebnisse dienen als Ausgangspunkt für mehr oder minder emotional geführte Diskussionen. Die individuellen Erfahrungen werden für die Wirklichkeit gehalten und generalisiert. Folglich reden viele Menschen, die von Schule reden, über das eigene ERLEBEN in der Schule, meinen jedoch von der Schule an sich zu sprechen.

    Erwartungen an Pädagogen

    Die Schule und ihr Umfeld sind sehr komplex. Schule und Lehrende befinden sich in einem Spannungsfeld von unterschiedlichen, entweder direkt formulierten oder unausgesprochenen Interessen und Ansprüchen. Eltern, Schüler, Direktor, Wirtschaft, Politik haben unterschiedliche Erwartungen an die Schule beziehungsweise an den Lehrkörper. Genauso wie Pädagogen unterschiedliche Erwartungen haben. Der Psychologe, Psychotherapeut und Gesundheitsökonom Dr. Peter Herrmann nahm „Schule" unter die systemische Lupe und erhob die unterschiedlichen Interessengruppen und deren Ansprüche (vgl. Hermann 2010, S. 13ff.). Dazu ein Einblick:

    Eltern wünschen sich eine gute Ausbildung, gute Noten und eine individuelle Förderung ihres Kindes. Ebenso sollen die Kinder mit dem notwendigen Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ausgestattet werden. Einige Eltern erwarten sich, dass ihr Kind in der Schule erzogen wird, gerne zur Schule geht und dessen Talente erkannt und gefördert werden.

    Die Jugendlichen wollen Spaß haben und möglichst gute Noten mit wenig Aufwand erhalten. Ihre Erwartung lautet: „Ich bin wichtig!" Weiters wünschen sie sich einen interessanten und lebendigen Unterricht. Sie erhoffen sich, Freunde zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Kompetente Lehrer sollen ihnen viel beibringen und manchmal wollen sie auch in Ruhe gelassen werden.

    Die Direktion erwartet sich die Einhaltung des Lehrplans und der Schulordnung. Schule soll den gesellschaftlichen Bildungsanspruch einlösen und die Entwicklung der Jugendlichen zu mündigen, engagierten Staatsbürgern fördern, wobei ein hohes Qualitätsniveau wünschenswert ist und die Ergebnisse messbar sein sollen.

    Die Wirtschaft erwartet sich von den zukünftigen Mitarbeitern fachliche und soziale Kompetenzen. Die Schule soll „reife" junge Menschen hervorbringen und gemäß den Bedürfnissen der Wirtschaft ausbilden.

    Die Politik ist daran interessiert, dass in der Schule aktuelle gesellschaftliche Probleme, wie momentan zum Beispiel Integration, gelöst werden. Jugendliche sollen einerseits individuell gefördert werden und andererseits soll die Förderung bezahlbar bleiben.

    Lehrpersonen wünschen sich interessierte Lernende, einen familienfreundlichen Arbeitsplatz und Weiterbildungsmöglichkeiten. Sie wollen Vorbild sein und einen interessanten Unterricht anbieten. Der Stress soll bewältigbar und der Beruf befriedigend sein.

    Die Palette der Erwartungen und Interessen ist somit breit gefächert. Es ist aber offensichtlich, dass diese Erwartungen und Interessen nicht immer miteinander vereinbar sind und häufig widersprechen sie sich sogar. „Lehrersein heißt also auch, sich in einem ständigen ‚Spagat‘ zu befinden, um den unterschiedlichen Erwartungen gerecht werden zu können – dies kann sehr anstrengend sein", erläutert Dr. Peter Herrmann (2010, S. 13). Es ist unmöglich, allen Erwartungen gerecht zu werden. Konflikte sind somit vorprogrammiert und führen geradewegs in ein Dilemma.

    Sobald bestimmte Ansprüche erfüllt werden, bleiben zwangsläufig andere unerfüllt. Jede Gruppe sieht jedoch ihre Interessen als überaus relevant und gerechtfertigt an. Eine Kommunikation zwischen den Gruppen findet meistens nicht statt, dies erzeugt Konflikte. Konflikte entstehen sehr häufig daraus, dass jeder der Beteiligten aus seiner Sichtweise heraus argumentiert. Für jeden ist die eigene Meinung die subjektiv richtige, wobei das gesamte System „Schule" häufig nicht gesehen wird. Pädagogisches Handeln hat meistens auch mit subjektiven Entscheidungen zu tun. Manche Lehrende fühlen sich durch die Kritik vonseiten der Schüler, Eltern oder Kollegenschaft als Person infrage gestellt. Daher werden viele Konflikte sehr emotional geführt, was kräfteraubend sein kann (vgl. Herrmann 2010, S. 13 ff.).

    Gerade sehr engagierten Lehrpersonen ist es ein großes Bedürfnis, eine gute und sinnvolle Arbeit zu leisten. Bei einigen von ihnen sind jedoch zunehmend Stressphänomene wahrzunehmen. Sie geraten in einen inneren und für sie unlösbaren Konflikt. Sie befinden sich in einem Wirrwarr von unterschiedlichen Erwartungshaltungen und haben dafür keine Lösung parat. Sie verstricken sich immer mehr im System und versuchen vergeblich, den Konflikt zu lösen. Das kann einzelne Lehrende an die Belastungsgrenzen und manchmal darüber hinaus führen.

    Einigen meiner Kollegen war es nicht möglich, den Druck von außen standzuhalten. Von der ursprünglichen Motivation, mit der sie ursprünglich in den beruflichen Alltag starteten, der pädagogischen Liebe und der Freude am Fach, war kaum mehr etwas zu spüren. Am Ende gaben sie auf und kündigten innerlich. Manche bekamen gesundheitliche Probleme. Krankenstände, Frühpensionierungen und Burnout-Symptomatiken sind verbreitet im Arbeitsfeld Schule. Es liegt auf der Hand, dass sich aber nicht nur Lehrpersonen im System verstricken und leiden, sondern auch der Unterricht und letztlich die ganze Lerngruppe dabei verlieren. Pädagogen sind wahrlich wie das Würstchen in einem Sandwich. So lustig diese Aussage im ersten Moment klingt, steckt viel Wahres dahinter. Gerechtigkeit kann in diesem Umfeld keine entstehen. Im wahrsten Sinne brennen diese Lehrpersonen aus und verbrennen nebenbei auch Schüler.

    Lehren und Lernen als sinnlos erleben

    Wer lernt und dennoch eine schlechte Note bekommt, denkt sich zu Recht: „Warum soll ich lernen, die Zeit könnte ich besser nutzen. „Ich weiß absolut nicht, wozu ich das lernen soll. „Später brauche ich davon wahrscheinlich kaum etwas. „Das ist doch alles sinnlos. So ähnlich erleben viele Lernende die Schule. Den Lehrpersonen geht es nicht besser. „Wofür kann ich die Jugendlichen in den überfüllten Klassen noch begeistern? „Wie soll ich sie lehren, Wissen anzuwenden und Zusammenhänge zu erkennen bei all dem Lehrstoff und in der kurzen Zeit? „Die meisten haben doch in Wirklichkeit gar keine Lust auf das, was ich hier mit ihnen erarbeiten will."

    Diese Beispiele demonstrieren, dass Lehrpersonen und Schüler manchmal keinen Sinn in ihrem Tun sehen. Enttäuschung und Frust beherrschen das Unterrichtsgeschehen, kein fruchtbares Miteinander ist erkennbar. Weiterentwicklung, Freude, Motivation kommen unter diesen Bedingungen nicht auf. Offensichtlich fehlt der Motor auf beiden Seiten. Wer Lehren oder Lernen als Stress empfindet und sogar Magenschmerzen bekommt, wenn er an die Schule beziehungsweise an das Lernen denkt, erlebt die Zeit in der Schule als wertlos und als vergeudete Zeit. Langfristig kann das krank machen. Zu Recht stelle ich mir unter solchen Bedingungen die Frage: Welchen Sinn macht Unterricht? Welchen Wert hat Unterricht?

    Zumeist wird heutzutage Freizeit als wertvoll und Arbeit als mühsam erlebt. Das ist sehr schade. Unser Gehirn ist dafür ausgerichtet, Wissen aufzubauen und ständig neue neuronale Verbindungen zu schaffen. Wenn Lernen als freudlos empfunden wird, werden diese neuronalen Strukturen nicht geschaffen und somit wird nicht das ganze Potenzial des Gehirns genutzt. Kommt Ihnen der Satz bekannt vor: „Die Schulzeit war die schönste Zeit meines Lebens! Leider wird der Satz von vielen Menschen erst Jahre später ausgesprochen. Es ist sehr schade – um nicht zu sagen eine Katastrophe, dass während der Schulzeit diese Freude nicht erlebt wird, sondern erst, wenn in der Zukunft über die Vergangenheit gesprochen wird. Kaum ein Schüler beantwortet die Frage: „Empfindest du die Schulzeit als schönste Zeit? mit einem Ja. Jugendliche sind manchmal der Ansicht, dass sie nach der Schule nichts mehr zu lernen brauchen. Oft genug erlebte ich, wie sie Schulbücher nach einem Schuljahr mit Freude zerrissen, in den Müll warfen oder verbrannten. Eine Schule, in der Lehren und Lernen als sinnlose, wertlose Zeit erlebt werden, macht sich langfristig wertlos und überflüssig.

    Kapitel 2

    There is hope – Die Kunst des Lehrens

    Die Anforderungen an die Schule und Lehrerschaft können, wie oben beschrieben, vielfältig und widersprüchlich sein. Schulstrukturen sind teilweise starr und die einzelne Lehrperson hat meistens zu wenig Spielraum, um diesen zu entkommen. Oft empfinden Lehrer und Schüler die Zeit in der Schule als sinnlos. Manche fragen sich zurecht nach dem Berichteten: Soll ich überhaupt den Lehrberuf ergreifen? Wozu die ganze Mühe? Gehe auch ich im System unter?

    Ich erinnere mich an eine Studentin, die mir erzählte, dass sie Rechnungswesen liebt, gerne mit Jugendlichen arbeitet und sehr gerne den Lehrberuf ergreifen würde. Sie hatte jedoch auch Zweifel und Angst, diesen Weg zu gehen. Ihre Angst mündete in den Fragen „Wie soll ich mit Schülern umgehen, die nicht aufpassen und den Unterricht stören? Ich kann mich noch gut an meine Schulzeit erinnern, wie manche Lehrpersonen fast verzweifelten. Soll ich tatsächlich diesen Beruf ergreifen?"

    Meine Antwort war: JA! Ergreifen Sie den Lehrberuf!

    Eine andere Studentin fragte mich: „Wie gehe ich damit um, wenn mich die Jugendlichen nicht mögen? Ich habe Angst, die falsche Ausbildung gewählt zu haben."

    Meine Antwort war: JA! Ergreifen Sie den Lehrberuf!

    Beiden Studentinnen sagte ich: Die Schulen brauchen engagierte und intrinsisch motivierte Pädagogen. Wenn Sie Freude und Liebe zum Unterrichten haben, dürfen Sie auf Ihre innere Stimme vertrauen. Das wichtigste Rüstzeug bringen Sie bereits mit und Schritt für Schritt können Sie in den Beruf des Pädagogen hineinwachsen. Kein Meister ist vom Himmel gefallen, das gilt auch für Pädagogen. Ängste und Zweifel sind normal und gehören dazu. Sicherlich gehört es zu den herausforderndsten Dingen, wie mit Jugendlichen umzugehen ist, die während des Unterrichts unmotiviert sind und sich zum Beispiel viel lieber mit dem Sitznachbarn unterhalten, als dem Unterricht zu folgen, oder wie zu reagieren ist, wenn Schüler Sie ablehnen.

    Aus meiner Erfahrung lässt sich das erlernen. In Seminaren, Büchern, Videos oder in persönlichen Gesprächen mit Kollegen, Familie beziehungsweise Freunden können Sie Methoden und Instrumente kennenlernen, die sehr wirkungsvoll für die Konfliktlösung oder das Führen von Klassengruppen sind. Die Herausforderung besteht jedoch darin, sich im Ernstfall an die richtige Methode zu erinnern. Es kann passieren, dass der erste Anwendungsversuch misslingt, das ist nicht schlimm. Sie versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen und aus Ihren Erfahrungen zu lernen. Im Laufe der Zeit finden Sie erfolgreiche Wege. Das ist in etwa vergleichbar mit einem kleinen Kind, das Laufen lernt. Es lernt von Fall zu Fall. Es probiert immer wieder zu gehen und gibt nicht auf. Lassen Sie sich nicht entmutigen und trauen Sie sich, Ihren eigenen Weg zu gehen. Geben Sie Ihre Liebe und Ihre Leidenschaft weiter. Begeistern Sie junge Menschen mit Ihrem Wissen und zeigen Sie, dass Lernen, Freude und Spaß machen kann.

    Eine Kollegin fragte mich: „Eigentlich macht mir der Lehrberuf sehr viel Spaß und Freude. Soll ich mich überhaupt weiterhin engagieren? Zahlt sich das aus?"

    Meine Antwort war: JA! Engagiere Dich weiter!

    Eine Freundin, die in einem anderen Beruf tätig war und ihre Leidenschaft und Liebe für das Unterrichten entdeckte, fragte mich: „Soll ich meinen gutbezahlten Job aufgeben und in den Lehrberuf wechseln?"

    Meine Antwort war: JA! Ergreife den Lehrberuf! Habe den Mut dazu!

    Ein Kollege war demotiviert und sagte zu mir: „Ich verstehe mich selbst nicht, wo ist meine ursprüngliche Motivation geblieben? Ich fühle mich unzufrieden und müde. Ich sehne mich nach den freien Tagen und den Ferien. Soll ich aufgeben?"

    Meine Antwort war: Das ist nicht auf die Schnelle zu beantworten. Natürlich kann es sein, dass im Laufe der Jahre die Motivation abnimmt. Finde heraus, worin die Unzufriedenheit liegt. Blicke nach innen und nehme die innere Stimme wahr. Hab den Mut, genau hinzusehen und flüchte nicht in Beschäftigung, um der inneren Wahrheit davonzulaufen. Meist melden sich auch Wut, Enttäuschungen, Schuldgefühle oder Ängste. Um die innere Stimme wahrnehmen zu können, benötigst du Stille im Kopf. Das innere Bewerten und Urteilen muss aufhören. Neben Wut, Ängsten und Schmerzen nimmst du auch das Bedürfnis nach Leben, Zufriedenheit und Liebe wahr – und das will befriedigt werden. Falls nötig, nimm eine Auszeit, um Ordnung in dir zu bekommen und die Batterien wieder aufzuladen. Wenn du möchtest, wende dich an einen Coach, Seelsorger, Lebensberater oder Therapeuten oder gehe alleine in die Berge oder ins Kloster. Vielleicht reicht auch nur eine Stundenreduktion. In meinem Buch findest du Anregungen, um die ursprüngliche Motivation wiederzufinden. Eventuell weißt du bereits, was du machen möchtest, hast aber Angst, die Schritte zur Veränderung zu setzen. Habe den Mut dazu, in eine neue Richtung zu gehen – es ist nie zu spät. Deine Gesundheit dankt es dir.

    Die ideale Lehrperson

    Wer sich mit dem Thema Unterricht näher beschäftigt, kommt nicht um die Fragen herum, was die ideale Lehrkraft ausmacht und welche Anforderungen eine Lehrperson für den Lehrberuf mitbringen muss. Es wird häufig das Bild einer idealen Lehrperson kreiert. Ich glaube, in jedem von uns erscheint sofort ein derartiges Bild:

    Genau SO muss sie oder er sein.

    Es gibt unzählige Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet, wir kennen das Profil der idealen Lehrperson also ganz genau. Wir wissen, welche Qualitäten, Kompetenzen, Persönlichkeitsmerkmale, Erfahrungen, Fähigkeiten sie haben soll. Alles klingt plausibel und wir kommen kaum auf die Idee, dies zu hinterfragen. Das Bild eines Universalgenies ist geboren. Eltern, Schüler, Medien, Direktor, Gesellschaft erwarten von Lehrpersonen oftmals, dieses ideale Profil zu erfüllen. Ja, sogar viele Pädagogen haben an sich selbst die Erwartung, diesem Ideal zu entsprechen und als „gute" Lehrperson und nicht als Enttäuschung zu gelten. Wenn ich zu Beginn meiner Tätigkeit als Lehrerin gefragt worden wäre, was ich von diesen Forschungsergebnissen halte, hätte ich diesen zu 100 Prozent zugestimmt und ich glaubte auch daran, dass ich viele dieser Eigenschaften haben müsste, um eine gute Lehrerin zu sein. Insgeheim hatte ich Angst vor all diesen mächtigen Begriffen und dass ich sie nicht erfüllen könne. Zu Beginn meiner Unterrichtstätigkeit rannte ich dem Ideal hinterher und versuchte, diesem gerecht zu werden. Ich stülpte mir eine Rolle über und gab nach außen etwas vor, was ich im Inneren nicht war. Mein SELBST verschwand immer mehr. Im Laufe der Zeit hinterfragte ich, ob ich mich weiterhin verbiegen wolle.

    Meine Antwort war NEIN.

    Heute bin ich mir sicher, die ideale Lehrkraft lässt sich problemlos beschreiben (immer gut drauf, fachlich top, jeden Tag vorbereitet, empathisch, kann gut erklären, ist verständnisvoll, hat einen breiten Rücken etc.), in der realen Welt ist diese jedoch nicht zu finden. Heute weiß ich: Ich muss nicht ideal sein, um eine gute Pädagogin zu sein. Gewiss, um ein guter Pädagoge zu sein, braucht es gewisse Voraussetzungen, aber nicht in dem Sinne, ein Genie sein zu müssen.

    Pädagogische Liebe und Freude am Fach

    Warum ich daran glaube, dass auch Sie – trotz aller Widrigkeiten – eine gute Lehrperson sind beziehungsweise sein werden, im System nicht untergehen und die Zeit des Lehrens als wertvoll erleben werden. Denn bei

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