Lebensanker in gesellschaftlichen Umbrüchen
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Book preview
Lebensanker in gesellschaftlichen Umbrüchen - Alois Weidacher
1Wissend oder suchend: eine entscheidende Weichenstellung?
Die Beziehungen zwischen den Menschen werden in hohem Maße durch Grundhaltungen bestimmt: ob wir mit der Haltung von Wissenden den Mitmenschen begegnen oder aber mit einer Grundhaltung von Suchenden, die den Mitmenschen mit anderen Erfahrungen auf Augenhöhe begegnet, wissend, dass alles Wissen weitere Fragen aufwirft und dass wir immer Suchende bleiben. Wir erfahren so die Gemeinsamkeit, das Verbindende im Suchen und nicht im Wissen.
In vielen Ländern wird inzwischen das soziale Miteinander auf der rechtlichen Basis demokratischer Regeln geordnet und gesteuert. Diese Regeln sollten Unrecht und Gewalt verhindern; sie sollten verhindern, dass Menschen in bestimmten Situationen die Grenzen des moralischen Instinktes, der in kulturellen Traditionen niedergelegt ist, überspringen. Neben den politisch sozialen Regelwerken stützen auch religiös kulturelle Normen ein sozial angepasstes Verhalten. Darüber hinaus bleibt immer die Frage, ob sich die Menschen in den so geregelten Sozialsystemen zu ‚besseren‘ Menschen entwickeln. Ändert sich deren genetische und epigenetische Grundlage, so dass sie in allen möglichen Lebenslagen und gesellschaftlichen Verhältnissen gerechter und humaner handeln?
Haller R.² ist der Meinung, dass „jeder Mensch in sich seine Abgründe hat und dass es nicht gelingen kann, die „Persönlichkeitszüge (so) zu verändern
, so dass Unrecht und Gewalt verhindert werden.
Ist es auch nicht möglich, dass eine spirituell religiöse Erfahrung das an sich gewaltfähige, gewaltgeneigte EGO öffnet, den Menschen davon befreit? Wir ahnen die in einem derartigen Ansinnen versteckte Gefahr, wollten wir annehmen, dass es uns zu besseren Menschen macht oder dass wir die Befreiung als unsere Leistung zu verbuchen glaubten. Es würde uns in eine verhängnisvolle Position von besseren, sozialeren, wissenderen Menschen bringen und damit ein solidarisches Miteinander torpedieren. Spirituell-religiöse Erfahrung, die aus Vertrauen erwächst, in allen Situationen wie auch in unserer gegebenen EGO-Verfassung im Grunde des Lebens (‚Gott‘) angenommen, aufgefangen und geborgen zu sein, gibt Kraft und macht frei für das Miteinander ohne dass es uns als bessere Menschen ausweist.
Moralische oder mit Sanktionen gestützte soziale Regeln steuern unsere Verhaltensweisen und ermöglichen ein Maß an Sicherheit im Miteinander. Eine spirituelle Erfahrung, die aus dem Vertrauen erwächst, mit dem eigenen Wesen und Handeln angenommen und geborgen zu sein, nährt den Wunsch, eins zu werden mit diesem bergenden Sein (‚Gott‘) und drängt uns damit zu einer wohlwollenden, solidarischen Herzenshaltung: einander anzunehmen, wie wir vertrauen, angenommen zu sein.
Auf der religiös-/spirituellen Ebene spielen diese Grundhaltungen eine besondere Rolle. In den traditionellen religiösen Botschaften steckt ein zweifacher Anspruch:
•dass eine Botschaft direkt von Gott an die Menschen (durch einen Vermittler) gegeben wurde, bzw. dass die Botschaft/Lehre/Aufklärung durch die Erleuchtung eines Menschen zustande gekommen sei
•dass Menschen mit der Weitergabe dieser Botschaft beauftragt wurden und diesen eine besondere Position zur Unterweisung der Menschen zukommt. Damit verbindet sich der Anspruch, mit einem menschlich unüberprüfbaren Auftrag ausgestattet zu sein, in besonderer Weise erleuchtet und wissend zu sein
Wohl könnten Menschen aus diesen Botschaften ein tieferes Verständnis der menschlichen Situation gewinnen, aber darin steckt auch die Versuchung, mit angemaßtem Sendungsbewusstsein und Wissen andere belehren und führen zu sollen. Damit übergehen wir den `Weg von unten`. Unsere inneren Sehnsüchte, unsere Wunden und Kränkungen bleiben verschüttet³. Die Botschaft kann so nicht Menschen wirklich nahe kommen.
Wie wird sich die allzugängliche Informationsflut in den individualisierten Gesellschaften auf ein religiös/spirituelles Engagement der Menschen auswirken? Wird man sich in institutionelle, hierarchisch organisierte religiöse Traditionen zurückziehen, die so vertraute Burg verteidigen, weil man in einer Öffnung den Weg ins Verderben befürchtet? Oder werden immer mehr Menschen, denen die gewohnten Wegweisungen und Bindungen abhanden kommen, ohne einen persönlichen spirituell/religiösen Anker frei floaten? Werden die Herausforderungen durch die neuen Unsicherheiten und die individuell zugängliche Informationsflut eine ehrliche, unvoreingenommene und an den menschlichen Lebensfragen ansetzende Suche nach gemeinsamen Lebenswerten und -hoffnungen verstärken?
2Unsicherheitserfahrungen in einem global geöffneten Orientierungsrahmen
Die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und technischen Grundlagen unserer Lebensführung haben sich in den nordatlantischen Ländern in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Unsere ideellen Instrumente, religiöse und politische, die unsere Lebenssicht getragen haben, mit denen wir uns zugehörig wussten, sind instabiler, gar beliebiger geworden durch die individualisierte Existenzgestaltung, die digitalisierte Kommunikation und die Meinungsvielfalt, die Öffnung in Weltanschauungen und Lebensdeutungen.
Die Welt erscheint voller Möglichkeiten und Bedrohungen, die Zukunft voller Unsicherheiten. Wir erleben die neuen Möglichkeiten und Herausforderungen ohne die Grundlagen alter Sicherheiten und Bindungen.
Eine persönliche Sicht der Welt zu gewinnen, zu entdecken, wer wir selbst sind und in unserer Beziehung zu den Mitmenschen, wohin wir selbst unterwegs sind, gehört zum Kern unserer Persönlichkeit. Ein Leben lang, und nicht nur in unserer jugendlichen Entwicklungsphase, stellt sich uns die Frage, wer wir sind, wo wir stehen und wie wir unsere Lage in einem größeren Ganzen einordnen. Die persönliche Standortfindung, das persönliche „im Lot sein" geschieht nicht einmalig für das