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Verdichtetes: Gehörgang gefüllt mit Watte aus Eis
Verdichtetes: Gehörgang gefüllt mit Watte aus Eis
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Ebook178 pages43 minutes

Verdichtetes: Gehörgang gefüllt mit Watte aus Eis

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About this ebook

Gedichte aus den zurückliegenden Jahren
Camilla Paul-Stengel, geborene Münchnerin, ist Juristin, Galeristin - und von Jugend an von Italien und seinen Menschen angezogen. Ihre Gedichte entstehen zumeist gleichzeitig zweisprachig. Im vorliegenden Band wird erstmals einer deutschen Leserschaft eine Auswahl ihrer 'verdichteten Gedanken' - wie sie dazu sagt - zugänglich gemacht.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateMay 31, 2018
ISBN9783734527678
Verdichtetes: Gehörgang gefüllt mit Watte aus Eis

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    Verdichtetes - Camilla Paul-Stengel

    Querceto

    Hörst du den Mond singen?

    Hörst Du den Mond singen?

    Ganz leis´ und hoch – am hellen Tag bei

    Neumond

    und dann gefährlich morgens früh um vier,

    wenn er erst rund und kräftig

    am bleichen Himmel steht.

    Spürst Du den Sog seiner Stimme?

    Die Hunde fühlen ihn und heulen.

    Und Du – Du glaubst nicht was Du hörst?

    Du hörst bisweilen auch das Lied der Sterne,

    den gold´ner Ton der Luft,

    wenn Sonne in ihre Harfenseiten greift.

    Lauschst Du so gern wie ich

    der Blumen süßes Raunen,

    der Melodie, die bunte Falter zärtlich trällern?

    Sag´ ja – und flieg mit mir – der Wind ist

    günstig –

    zu jenen Wolken dort im Blau:

    Sie geben heute ein Konzert

    und wir sind eingeladen!

    Wenn Du in die Flamme blickst

    Wenn Du in die Flamme blickst,

    wenn Dich der Vollmond sieht –

    oder wenn eine Blume Dich ruft,

    kann es sein,

    dass leise Worte aus Dir murmeln –

    dann lausch´ darauf –

    und schmeck´ die Silben

    des ABRA und KADABRA und des schweren

    MANE THEKEL PHARES –

    denn jeder Klang ist schön und stark,

    und niemand weiß noch heute

    was schon gewogen ist, was schon geteilt

    und was ihm zugezählt.

    Haus aus Feldsteinen gebaut

    Haus aus Feldsteinen,

    gebaut am Berg, unter Bäumen,

    mein Haus,

    wer wird in Dir atmen,

    wer reden, singen, lachen und ruhen,

    wenn wir gegangen sein werden?

    Wer wird sich in Deinem Raum

    die Hände reichen,

    wer sich unter der Türe küssen?

    Wer wird Dein Dach neu decken,

    wenn uns die Erde deckt.

    Hafen

    Der Duft Deines Körpers:

    meine Nase segelt darüber hin

    – über Untiefen,

    an Buchten vorbei;

    dieses Meer schmeckt nach Sehnsucht

    – und Hafen.

    Sterbe ich vor Dir

    Sterbe ich vor Dir,

    so magst Du wünschen!

    Aber verließest Du mich –

    so wollte ich nur: Dich begleiten

    bis durch die Unendlichkeit!

    Mein Liebesgedicht

    Mein Liebesgesicht

    mit den milchgrünen Augen,

    in denen winzig-braune Barken schwimmen,

    des Mundes sanft geschwungenen Dünen,

    die ich nicht oft genug küssen kann,

    Du mein liebes Gesicht

    bist mein schönstes Liebesgedicht.

    Zwei

    In Deine Täler

    schmiegen sich meine Hügel.

    Dein Rücken liegt als breiterer höherer

    Bergzug

    über dem meinen.

    Unter den dunklen Buchten Deiner Brauen

    finde ich grüne Seen

    und tiefer die sanften Ufer Deines Mundes.

    Du senkst Dich unter die warmen Tiefen des

    Mooses,

    und um uns herum kreisen

    Himmel und Erde.

    Nacht

    Nur den Mantel

    meines Selbst

    fest um mich gezogen,

    wage ich

    den Schritt in die Nacht.

    So nur vermag sie nicht

    ihren alles umfließenden Schleier

    auch über mein Herz zu werfen.

    Schlaf

    Ich beuge mich

    ich biege mich

    vorsichtig

    über den Rand der Klippen

    unter denen der Schlaf rauscht.

    Schon langte seine schwarze Welle nach mir

    und die Woge des Nichts

    schlägt über mir zusammen.

    Meine Seele

    Wenn ich sie nicht halte,

    fliegt meine Seele in die Nacht hinaus

    auf Schleiereulenflügeln,

    fliegt durch das dichte Dunkel

    mit Bernsteingoldaugen.

    Ich höre ihre lockenden Schreie,

    mit denen sie die letzte Stunde

    der Nacht begrüßt und weiß –

    einmal wird sie nicht mehr

    zu mir zurückkehren.

    Olivenbaum

    Großes Schriftzeichen

    des Alphabetes

    einer Sprache

    die wir nicht kennen:

    Wachsen Blühen Reifen –

    Ruhen

    Bewegung Duft

    Farbe – Schönheit

    Schlehe 1

    Schlehe

    schneeig

    weiße

    ohne kühles Grün!

    Blütenschnee

    im braunen

    Astgestarre –

    einen Winter lang

    erwartet.

    Taubenblaue Perlen

    im grauen

    silberschattigen

    Herbstgezweig.

    Der Schlehdorn?

    Nein! Die schmuckfrohe Schlehe!

    Schlehe 2

    Gegrüßt sei mir, Schlehe!

    Voll der Blüten,

    schneeig weißer,

    süß duftender

    in der Frühjahrssonne –

    Voll der Beeren,

    silbrig schimmernder,

    taubenblauer,

    heilmächtiger

    im späten Herbstnebel.

    Wenn die Herbstnebel

    Wenn die Herbstnebel durch die nassdunk´len

    Wälder zieh´n,

    über Höhen steigen

    um mit den Wolken zu wandern,

    gibt nur mehr der

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