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Das Jahrhundert der Entscheidung: Wo steuert die globale Gemeinschaft im 21. Jahrhundert hin?
Das Jahrhundert der Entscheidung: Wo steuert die globale Gemeinschaft im 21. Jahrhundert hin?
Das Jahrhundert der Entscheidung: Wo steuert die globale Gemeinschaft im 21. Jahrhundert hin?
Ebook735 pages7 hours

Das Jahrhundert der Entscheidung: Wo steuert die globale Gemeinschaft im 21. Jahrhundert hin?

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About this ebook

Die atemberaubende Geschwindigkeit mit der sich unsere Welt verändert, und die gravierenden Entwicklungen, die sich bereits in der ersten Dekade des einundzwanzigsten Jahrhunderts abzeichneten, werfen viele Fragen auf und verunsichern uns. Wie geht es jetzt weiter? Was kommt auf uns zu? Und sind wir dafür vorbereitet? Diese Fragen wurden während der Menschheitsgeschichte sicherlich unzählige Male gestellt, aber nie so dringlich wie heute.Dieses Buch soll den Lesern einen Blick in die Zukunft dieses alles entscheidenden einundzwanzigsten Jahrhunderts ermöglichen und die Chancen und Gefahren aufzeigen. Gleichzeitig wird die Leichtfertigkeit, mit der die Menschen mit unserem Planeten, der Natur und letztendlich mit sich selbst umgehen, aufgezeigt. Die Brisanz der gegenwärtigen Entwicklung und ihre Wirkung auf die Zukunft werden behandelt. Durch viele Recherchen und Auswertungen zahlreicher internationaler und regionaler Veröffentlichungen, Berichte und Statistiken wird hier ein Bild unserer Welt in diesem Jahrhundert so real wie möglich dargestellt. Dabei wird die Erde als eine sich stets weiter entwickelnde lebendige Einheit angesehen, in der jede Lebensform und jedes Naturphänomen ein Teil dieses Ganzen bildet und es beeinflusst. In der neuen globalen Gemeinschaft sind wir alle unweigerlich ein Teil dieser Evolution und haben die gleiche Mission und die gleiche Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten.Die Erde hat uns immer viel gegeben. Jetzt ist sie nahe an ihren Grenzen gekommen und der Mensch ist an der Reihe seine Gegenleistung zu erbringen, nachdem er von Anfang an immer genommen und geerntet hat, immer auf mehr Wachstum aus gewesen war, und das bis zum heutigen Tag in diesem Jahrhundert, das ich als das Jahrhundert der Entscheidung über die Zukunft der Menschheit ansehe.Dieses Buch erhebt auf Grund der Komplexität der Materie, auf keinen Fall den Anspruch auf Vollständigkeit oder Präzision einer wissenschaftlichen Studie mit langfristigen statistischen Modellen. Es soll vielmehr zum Nach- und Umdenken anregen, und ist zwecks besserer Veranschaulichung in einer vereinfachten Form gehalten.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateSep 25, 2013
ISBN9783849551810
Das Jahrhundert der Entscheidung: Wo steuert die globale Gemeinschaft im 21. Jahrhundert hin?

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    Das Jahrhundert der Entscheidung - Magalio II

    Einleitung

    * 160.000 Jahre v. Chr.: Der Mensch hat bereits mindestens 6 Mio. Jahre Entwicklungsgeschichte hinter sich. Sein Verstand ist jetzt ausgereift und er denkt nach.

    Der Mensch sieht und staunt. Wie schön alles auf der Erde ist, wie friedlich, ursprünglich, unberührt, sauber und frisch.

    Ein wahrlich paradiesischer Zustand. Man muss sich nur bedienen und das Wort Gegenleistung kennt man nicht, denn das Angebot ist überwältigend und die gute Erde ist reichlich spendabel.

    Links und Mitte: Neandertaler, rechts: so könnte der erste Homo Sapiens ausgesehen haben.

    * Um 25.000 v. Chr.: sind die Neandertaler ausgestorben, der moderne Homo sapiens ist der alleinige und konkurrenzlose intelligente Höhlenbewohner der Jungsteinzeit.

    * 20.000 v.Chr.: Wie einsam es ist in der Höhle! Ist da vielleicht noch jemand? Wie weit ist die nächste Höhle entfernt? ist sie denn auch bewohnt? Man sollte sie vielleicht suchen!

    Sippen entstehen, und der Zusammenhalt gibt ein Gefühl der Sicherheit. Man sorgt sich um die nächste Jagd auf das Großwild und um die Beschaffung von Tierfellen als Bekleidung und Schutz gegen Kälte. Auch das Werkzeug muss instandgehalten und geschärft werden.

    Die Beute muss schnell verarbeitet und das Fell abgezogen werden, ehe die Raubtiere kommen, und die Rationen müssen dann gleich verteilt und sicher verstaut werden.

    Aber wer führt die Jagd an und bestimmt deren Ablauf? Wer ist hier der Häuptling?

    Die wunderschöne Welt ist riesig und sehr großzügig. Sie bietet den Menschen alles was sie brauchen in Hülle und Fülle und ohne etwas dafür zu verlangen. Dennoch ist das Leben voller Gefahren, und alles muss schwer erkämpft werden. Man setzt all seine Kraft und sein Wissen ein, um die begehrte Beute zu bezwingen. Bei der Jagd gibt es immer wieder Gefallene und Verletzte zu beklagen, die nur sehr schwer oder gar nicht zu ersetzen sind. Ist die nächste Jagd überhaupt noch möglich?

    Die erste künstliche Höhle entsteht, eine Hütte, und in kürzester Zeit ist eine ganze Gruppe von Hütten geschaffen, ein Clan, eine Siedlung. Der Älteste bleibt Häuptling. Die Gemeinschaft ist wehrhafter geworden und beschäftigt sich außer mit der Jagd nun auch mit anderen Dingen wie Schmink- und Malkunst und geselligem Tanz am Lagerfeuer.

    * 10.000 v. Chr.: Wie viele andere Menschen gibt es eigentlich noch? fünf oder sechs oder eventuell gar 10 Mio. Menschen? Wer weiß!

    Der Bedarf an Nahrung, Bekleidung und Brennholz steigt, die Anforderungen werden immer höher und das Angebot der Natur reicht so nicht mehr für alle aus, es muss eine Lösung her.

    Der Jäger wird nach und nach zum Bauern, der Sammler wird Züchter, Imker, Senner oder Handwerker, der Häuptling wird Vorsteher. Weizen, Mais, Brot und Obst werden in Mengen produziert, und Tierzucht, Milch- und Fleischproduktion werden neben der Fischerei betrieben. Die AGRAR-GESELLSCHAFT entsteht … Nun kann man nicht mehr einfach nehmen, sondern muss auch etwas leisten, um ernten zu können. Jetzt ist der Boden auch etwas wert, und das Wasser bekommt eine völlig neue Bedeutung. Man INVESTIERT seine Muskelkraft und sein Wissen, um später zu ernten.

    Es entstehen Felder, Wiesen und Weiden. Der Vorsteher wird Bürgermeister. Ein Dorf entwickelt sich.

    In dieser einfachen Agrarwelt entstehen Städte, Länder und Hoheitsgebiete mit vielen unterschiedlichen Sprachen, Sitten und Gebräuchen. Der intelligente Mensch fragt sich, welche Sprachen diese Fremden wohl sprechen? Und wieso sie anders aussehen? Ob es viele andere Stämme gibt? Reichen denn die Vorräte trotzdem für alle aus? Kann man mit den Fremden vielleicht etwas Obst gegen frisches Fleisch tauschen? Der Mensch ist nachdenklich.

    Schon immer hatten die Menschen große Angst vor den Naturgewalten gehabt. Blitz und Donner, Stürme, Waldgroßbrände, Beben, Flut- und Dürrekatastrophen waren die Werke der mächtigen Götter, die besänftigt werden wollten. So gab es bereits sehr früh in der menschlichen Entwicklung Religionen und Opfergaben in vielen verschiedenen Formen.

    Die Menschen fragen sich immer wieder, über welche Mittel wohl die anderen verfügen und wie groß und fruchtbar ihre Felder sind. Sind ihre Lager vielleicht voller? Bietet sich da möglicherweise die Gelegenheit an, wie früher nur in Besitz zu nehmen? Solche Überlegungen machen angriffslustig!

    Die Jagdwaffe wird verfeinert und zu einem Kriegsinstrument umfunktioniert. Ein Kriegsrat wird einberufen, Kriegspläne werden geschmiedet, und es herrscht Habgier und Siegeslust. Die Kriegsgötter bekommen ihre Opfergaben, denn die Beute muss ganz groß sein. Alles will gut überlegt sein, und so sind Kriegsherren und dekorierte Helden mit Rat und markigen Sprüchen zur Stelle. Tapfere Soldaten und Bauernopfer sind für das Vaterland schnell gefunden, und die Erwartungen sind groß. Eine bescheidene „Militärindustrie"!! …

    Die Massenhysterie bricht aus, und es gibt kein Zurück mehr. Die Heldenstunde kommt, Angriff, Verteidigung, Schlacht und Gemetzel, Verluste, Flucht und Vertreibung, Verschleppung, Sklaverei, Leid und Elend, schließlich …, Verhandlungen, Absprachen und Pakte.

    Ein Abgrund in der Menschheitsgeschichte tut sich auf, die blutige Seite ihrer Geschichte bekommt eine neue Dimension und sie findet viele Fortsetzungen.

    Links: Tut Ankh Amun / Ägypten, rechts: die Tonarmee in Lintong / China.

    Große Zivilisationen entstehen, Ägypten, China, Indien, Persien, Griechenland, das Römische Reich und andere. Der HANDEL wird ein strategisch unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor.

    * 2000 v. Chr.: Die Erde beherbergt ca. 150 Mio. Menschen. Pharaonen, Kaiser, Menschengötter und Kampfwagen auf Rädern. Mächtige Herrscher, Heere und Untertanen müssen ernährt, gekleidet, ausgerüstet und unterhalten werden. Für Kriegszeiten lernt der Mensch vorzusorgen und Vorräte anzulegen. Um die sieben mageren Jahre zu überleben, werden strategische Reserven gehortet. Je mehr man besitzt, umso angesehener und ehrwürdiger ist man. Machtsucht, Habgier und Sammelwut wachsen.

    Der Mensch sieht und staunt.

    Gelehrte, Denker, Wissenschaftler, Künstler, Baudenkmäler, Monumente …

    Agrarwirtschaft, wohin man sieht, Handwerk, Schmiedekunst, Handel und Tausch, Gold, Silber, Seide, Porzellan, Weihrauch, Olivenöl und Gewürze …

    * Christi Geburt: ca. 250 Mio. Menschen, die glauben, die Erde sei eine Scheibe und das Zentrum des Universums.

    Das Heilige Römische Reich herrscht über die meisten Gebiete der bekannten alten Welt in Europa und Nahost und treibt Steuern ein. Wachstum durch Expansion. Immer mehr Gebiete und Untertanen erfordern immer größere Heere von Soldaten, Gesandten und Verwaltern.

    Gladiatoren im alten Rom.

    Im sehr fernen Osten läuft es nicht viel anders, das Schwert regelt auch dort die zwischenmenschlichen Beziehungen. Je kriegerischer, desto gefürchteter, respektierter und machtvoller wird man. Auch dort werden die Steuern und Abgaben eingetrieben, und die Massen der Untertanen beugen sich und gehorchen. Im unerforschten Westen befindet sich der Atlantische Ozean, wo die Welt scheinbar zu Ende ist. Der Ferne Osten, so die damalige Vorstellung, endet am fast doppelt so großen Pazifik, wo das andere Ende der Weltplatte ist. Irgendwo muss man ins bodenlose dunkle Verderben fallen, wenn man an das Ende der flachen Weltscheibe gelangt. Auf die Idee, dass die Pharaonen vor Tausenden von Jahren den Atlantischen Ozean überquert und die Pyramidenbautechnik in die unbekannte Welt gebracht haben könnten, ist zu dieser Zeit niemand gekommen.

    Die Pestpandemie in Europa.

    * 1300 n. Chr.: Ca. 400 Mio. Menschen leben auf der Erde. Das späte Mittelalter. Die dicht besiedelten Regionen wachsen so schnell und so eng verdichtet, dass Mitte des 14.Jahrhunderts unter den damals herrschenden erbärmlichen Verhältnissen, den mangelhaften Hygienezuständen und den fehlenden medizinischen Kenntnissen, die Pestpandemie, der sogenannte „Schwarze Tod", in Asien, Europa und Afrika ausbricht und sich schnell wie eine Feuerwalze ausbreitet. Allein in Europa sterben fast 20 Mio. Menschen, ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Die Bevölkerungszahl wird rückläufig, stabilisiert sich nur langsam und steigt allmählich wieder an.

    * 1492 n. Chr.: Ca. 500 Mio. Menschen leben auf der Erde. Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus beschert der alten Welt eine „Neue Welt" mit zwei Kontinenten, die fast so groß sind wie Europa und Afrika zusammen.

    Christoph Kolumbus bei der Landung in Amerika mit seiner Schiffe Santa Maria u.a.

    Von links: Christoph Kolumbus 1492, Giovanni Caboto 1497 und Amerigo Vespucci 1499.

    * 1520 gelang es Fernando Magellan die Südspitze von Südamerika zu umschiffen und über den Pazifischen Ozean zu segeln. Um 1522 wurde die Welt zum „ersten Mal" komplett umsegelt. Ca. 50 % der Erdoberfläche werden im 16. Jahrhundert auf den Weltkarten verzeichnet.

    Von links: James Watt, Henry Ford, Werner v. Siemens und Gottlieb Daimler.

    * 1750 n. Chr.: 791 Mio. Menschen. INDUSTRIEZEITALTER, der Startschuss für Pioniere fällt und England ist der Vorreiter. Der technische Fortschritt lässt sich nicht mehr aufhalten. Die Kraft von Mensch und Tier wird durch Stahlungeheuer ersetzt, und die Dunkelheit der Nacht wird erhellt.

    Dampfmaschinen, Elektrizität, Werkhallen, Arbeiter an Fließbändern, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Kapital, Fusionen und Konzerne. Wissenschaft, Technik und immer weitere Errungenschaften sorgen für schnelleres Wachstum; eine Erfindung jagt die andere und der Leistungsdruck entsteht. Ein Wettrennen gegen die Zeit beginnt.

    Mit Hilfe der neuen Errungenschaften verdoppelt sich nun die Erdbevölkerung im 19. und 20. Jahrhundert in immer wieder und in jeweils kürzeren Zeitspannen, während sich die Sterberate weiter verringert.

    1800 n. Chr.: Das Bevölkerungswachstum steigt auf ca. 900 Mio. Menschen, Segelwagen, Mechanik …

    Um 1804 n. Chr.: wird irgendwo auf der Welt der erste „milliardste" Mensch geboren.

    1850 n. Chr.: Das Wachstum steigt auf 1.200 Mio. Menschen, Erdölbohrungen, Verbrennungsmotoren, Eisenbahn …

    1900 n. Chr.: Das Wachstum steigt auf 1.600 Mio. Menschen, Radio, Antibiotika, Automobilindustrie, Elektronik … Trotzdem bricht die dritte Pestpandemie in China aus, rafft 12 Mio. Menschenleben und breitet sich auf die Mandschurei, Indien, Hawaii und Teilen der USA aus, wo sie weitere Todesopfer fordert.

    1914 – 1918: Der Erste Weltkrieg findet statt. Bilanz: ca. 12 Mio. Tote und 20 Mio. verletzte Soldaten. Drei Viertel der damaligen Erdbevölkerung befindet sich im Kriegszustand.

    1939 – 1945: Der Zweiter Weltkrieg fordert mit ca. 55 Mio. Toten, fast doppelt so viele Menschenleben wie die Pestpandemie Mitte des 14. Jahrhunderts. Davon sterben 39 Mio. Menschen in Europa.

    1950 n. Chr.: Die Bevölkerung steigt auf 2.500 Mio. Menschen. Das Raketen- und Raumfahrtzeitalter beginnt. Am 21.07.1969 betritt der erste Mensch den Mond, Atomreaktoren, Farbfernseher und Computer erobern die Welt.

    1960 n. Chr.: 3.000 Mio. Menschen.

    1974 n. Chr.: 4.000 Mio. Menschen.

    1987 n. Chr.: 5.000 Mio. Menschen.

    1999 n. Chr.: 6.000 Mio. Menschen leben auf der Erde, die geprägt ist von Raumstationen, Mobiltelefonen, digitaler Kommunikation, Internet, Umweltministerien, Gentechnik … Die UDSSR ist aufgelöst, die Globalisierung schreitet voran, das Bankensystem wird übermächtig. Gefährliches Wirtschaftssystem, Arbeitslosigkeit.

    2008 n. Chr.: Die Bevölkerung steigt auf 6.600 Mio. Menschen. Es findet also nur in neun Jahren ein Zuwachs von 600 Mio. Menschen statt, was dem Wachstum entspricht, das in den 25.000 Jahren vor Christi Geburt bis zum Beginn der christlichen Zeitrechnung stattfindet.

    2009 n. Chr.: Die Bevölkerung steigt auf 6.750 Mio. Menschen.

    2010 n. Chr.: Die Weltbevölkerungsanzahl erreicht 6.934.196.000 Menschen.

    Im Jahre 2011 n. Chr. überschreitet die Weltbevölkerungsanzahl 7 Mrd. Menschen.

    2012 n. Chr.: 7,064 Mrd. Menschen.

    2013 n. Chr.: 7, 13 Mrd. Menschen und jede Minute kommen 158 (jährlich 78 Millionen) Menschen dazu. Ca. alle 13 Monate wächst die Erdbevölkerungsanzahl um ebenso viele Erdenbürger wie die gesamte Bundesrepublik Deutschland an Einwohnern aufweist (allerdings nur eine Momentaufnahme).

    2025 erwartet die UNO bei moderater Entwicklung ein Weltbevölkerungswachstum auf 8 Mrd. Menschen. Die menschliche Lawine.

    Die Menschheit hat im 20. Jahrhundert nicht nur Errungenschaften gefeiert, sondern auch sehr viel Elend erfahren. Seuchen, Epidemien und unzählige Kriege, die so blutig wie noch nie zuvor waren, brachten etwa 100 Mio. Menschen den Tod. Armut, Diktaturen und Naturkatastrophen sind trotz des technischen Fortschritts an der Tagesordnung. Die größten Niederlagen erfuhr die Menschheit in zwei Weltkriegen und zwei Atombomben-Abwürfe auf Städte und Zivilisten. Das zwanzigste Jahrhundert ist ein Jahrhundert der dramatischen und gravierenden Entwicklungen.

    Gewaltige Schadstoffemissionen, die Erwärmung der Erdatmosphäre und eine unübersehbare Klimaverschiebung schüren Ängste, sodass die ersten Nachdenklichkeiten und Fingerzeige wahrgenommen werden. Ist das Wettrennen gegen die Zeit, welches die Folge unseres Industriezeitalters und einer modernen, auf maximale Ressourcenausbeutung orientierten globalen Wirtschaf ist, überhaupt zu gewinnen?

    Die Jagd nach der magischen „Wachstumsrate" lässt das Rad immer schneller drehen. Noch mehr Fahrzeuge, Containerschiffe, Supertanker, Großraumflugzeuge, riesige Bohrinseln, noch weitere Tausende Kilometer Erdöl- und Erdgasleitungen sollen den immens wachsenden Energiebedarf und das reichhaltige Überangebot an Waren aller Art für die Konsumgesellschaft sicherstellen. Die Computer- und Unterhaltungsindustrien aus Fernost sorgen für immer neuere Angebote zu immer günstigeren Preisen. Satelliten und Raketenschutzschilde sollen die reichen Länder und ihre Interessen schützen.

    „Made in Japan": so lautete der erste Schock für die alten Industrieländer, dann kamen noch mehr Waren: made in Taiwan, made in Korea, made in China und nun auch made in India!

    Multinationale Firmen mit multikulturellen Teams sind heute keine Seltenheit mehr. Der Kampf um die Marktanteile und Exportquoten in der globalisierten Welt bedarf einer immer größeren Kapitalstärke. So sind die Banken und die großen Versicherungskonzerne als neue Machtzentren aufgestiegen und fordern ein immer größeres Wachstum. Rating und Risk-Analysen gehören heute zur Tagesordnung, aber ohne dass nach den Gefahren gefragt würde.

    Der Bau von Hochhäusern, Wolkenkratzer und Towers sowie der Immobilienhandel sind neben den Innovativen und unüberschaubaren Aktienprodukten, die neuen Betätigungsfelder.

    Unternehmerisches Denken und Fleiß reichen hier nicht mehr aus. Die Menschheit bewegt sich in einer Zeit, die so schnelllebig und gefahrenvoll ist wie nie zuvor. Das Rennen gegen die Zeit ist nicht entschieden.

    Der Mensch schaut mit großen Augen und staunt.

    Wo ist die frische Luft geblieben? Wo ist noch gesunder Wald? Wo sind die Wildfische? Was ist noch genießbar?

    „Mein Gott!, ruft er aus „wir haben die Erde und unsere Umwelt bei all diesem Wachstum vergessen!

    Pole schmelzen, langlebige Ozonlöcher entstehen, Hurrikane jetzt auch in Europa, Tsunamis, Klimaverschiebungen: Die Katastrophen häufen sich in einem bedrohlichen Ausmaß und dennoch ist der Ruf nach noch weiterem Wachstum laut und deutlich zu vernehmen. Wir müssen uns mit der Vorstellung vertraut machen, dass wir die Rechnung für diesen Lebensstil nicht in irgend einer fernen, uns nicht mehr betreffenden Zukunft präsentiert bekommen, sondern dass wir tagtäglich dem Ende unseres Daseins auf der Erde deutlich näher kommen. Es kann sehr wohl sein, das sich die Natur auch ohne uns regelt, wenn wir nicht lernen, mit ihr zu leben, anstatt gegen sie – aber es wird eben auch eine Natur ohne uns sein.

    Eine erschreckende, nachdenklich stimmende Tsunami Szene, zum Glück nur eine Filmanimation.

    Im Schnelldurchlauf staunt der Mensch nicht schlecht, wie rasant die letzten 200 Jahre Veränderungen mit sich brachten, und schon steht er wieder am Anfang eines neuen Zeitalters.

    Wie sehr hat sich der Mensch in die Ecke manövriert? Wie irreparabel hat er seine Umwelt geschädigt?

    Wenn es so weiter geht wie bisher, wird es im Jahr 2050 mindestens 10 bis 12 Mrd. Menschen auf dieser geschundenen Erde geben. Wie wird die Erde diese Menschenanzahl verkraften und wie lange reichen die Ressourcen noch?

    Gibt es eine realistische Chance, alles wieder ins Gleichgewicht zu bekommen? Und wenn ja, was muss sofort geändert werden und zu welchem Preis?

    Wie muss das neue Zeitalter der Gleichgewichtswahrung oder Global-Balance gestaltet sein, um die Schlitterpartie in die Katastrophe zu bremsen?

    Die Menschheit steht vor der größten Herausforderung ihrer langen, kurzen Geschichte. Diesmal ist es eine Auseinandersetzung, wie sie noch nie zuvor gab. Niemand hat damit Erfahrung.

    Keiner weiß genau, wie dieser Konflikt verlaufen wird und wie er beigelegt werden kann, diese Erfahrung fehlt. Keiner hat so etwas zuvor erlebt. Wenn man so will, ist es vorerst „die letzte Herausforderung".

    Ein Krieg, den die Menschheit gegen ihre Gleichgültigkeit, Maßlosigkeit und das ewige Streben nach Wachstum führen muss, um in einer völlig veränderten Welt und unter völlig veränderten Voraussetzungen und Einsichten in einer sicheren Zukunft zu leben oder überhaupt eine Zukunft zu haben.

    Diesmal ist es ein Kampf um die Existenz der Menschheit, jetzt ist der Mensch trotz (oder gerade wegen) seiner übermäßigen Vermehrung selbst eine bedrohte Art. Ein Verlieren hätte die fatalsten Folgen, die sich die Menschheit im Grunde gar nicht vorstellen kann und will.

    Könnte es bei 12 Mrd. Menschen auf der Erde noch Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität, Eigentum, Freiräume oder irgendwelche anderen Werte geben, und von denen wir glauben, auf sie nicht mehr verzichten zu können?

    Was wird aus dem Gleichgewicht auf dieser Erde bei 2 Mrd. Afrikanern, 2,5 Mrd. Chinesen und 3 Mrd. Indern? Und wie werden die neuen Machtverhältnisse aussehen?

    Wird es noch genug Arbeit und Beschäftigung geben? Und können unsere jetzigen bekannten wirtschaftlichen und sozialen Modelle noch funktionieren?

    Werden sich die Superreichen gegen die erdrückende, immer schneller anwachsende Masse der Bitterarmen noch behaupten können? Und lässt sich dann die Flut der hungrigen durch mehr „Auffanglager" à la Lampedusa eindämmen?

    Werden innen- und außenpolitische Systeme noch in herkömmlicher Form anwendbar sein?

    Wie sieht ein modernes zukünftiges Wirtschafts- und Handelssystem aus? Kann das gegenwärtige von Krisen, Abschwung und Überschuldung gebeutelte System, das neue protektionistische Gedanken erzeugt, ohne gravierende Veränderungen bestehen?

    Wird unser Lebenslauf - Kindergarten, Schule, Arbeit und Beschäftigung zur Altersversorgung und Rente - in der gegenwärtigen Form den Anforderungen der Zukunft genügen?

    Sind die aktuellen Gesundheits-, Pflege- und Sozialversorgungen bei der künftig veränderten Altersverteilung der Bevölkerung ausreichend?

    Wie schaffen wir es, vom wachstumsorientierten Denken zum Gleichgewichtsdenken zurückzukehren?

    Wie wird sich die neue „Dienstleistungsgesellschaft" von der auslaufenden Industriegesellschaft unterscheiden?

    Es sind sehr viele Fragen, die den heutigen Menschen zu beschäftigen haben.

    Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es wahrscheinlich nur sehr wenige Menschen auf der Welt, die mit ihrem Leben wirklich zufrieden sind, und an vielen Stellen der Erde standen und stehen wir immer wieder Konflikten gegenüber, deren Ursachen im Wettkampf um begrenzte Ressourcen und Land liegen und die wiederum zu mehr Zerstörung der Umwelt geführt haben und führen.

    Jetzt, am Anfang eines neuen Jahrtausends, hängt die Verwirklichung des Friedens mehr denn je zuvor davon ab, dass es jedem Einzelnen von uns bewusst wird, Mitglied der menschlichen Spezies zu sein, das seinen Beitrag zu den überlebensnotwendigen gemeinsamen Regelungen leisten muss. Die globale Erwärmung lässt sich nicht an der Grenze eines Landes stoppen, und verschmutzte Luft oder vergiftetes Wasser brauchen kein Visum. Wir alle sitzen im selben Boot (bzw. Raumschiff), und jeder Krieg oder jede Auseinandersetzung geht uns alle etwas an.

    Eine Alternative zu unserer Erde, etwa für eintausend Jahre auf „Erde II ausweichen zu können, bis sich die abgegraste und zertrampelte „Erde I erholt hat, haben wir nicht. Dieser Traum der Weltraumforschung, ist eben das, was er ist: ein Traum. Und genau das - ein Traum - wird er bis in eine astronomisch weite Zukunft hinein mit hoher Wahrscheinlichkeit bleiben.

    In diesem Buch wird der Versuch unternommen, auf die vielen Themen, die miteinander in Wechselwirkung stehen, näher einzugehen. Es geht darum eine vernetzte, analytische und realistische Betrachtungsweise zu entwickeln, um diese sehr komplexen Verhältnisse verdeutlichen zu können und uns an Ansätze für unsere Zukunft heranzutasten.

    Es ist höchste Zeit, eine alternative Lebensweise zu etablieren, die uns Menschen und allen anderen Mitbewohnern dieser Welt ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Leben ermöglichen kann.

    Dieses Buch stellt den Versuch eines Umdenkens dar, um anzuerkennen, dass wir Menschen nicht die Herren der Schöpfung, sondern nur ein Teil eines Ganzen sind. Dass wir nicht die Erde besitzen, sondern sie auf Zeit und in bestimmten Grenzen nutzen dürfen. Dass die Naturgesetze von uns nicht geändert werden können und dass das bewahrende Gleichgewicht in allen Belangen erhalten werden muss. Dass eine Entwicklung in einer Richtung, die nur Wachstum vor Augen und Mehrung des einen auf Kosten des anderen im Sinn hat, physikalisch nicht von Dauer sein kann und früher oder später zum Zusammenbruch jedes Systems führen muss.

    Auf die Darstellung von Horrorszenarien, die nach einem Systemzusammenbruch stattfinden könnten, wird in diesem Buch verzichtet, da diese bereits in zahlreichen anderen Publikationen zu finden ist.

    Dennoch müssen die Umweltbelange, die als Voraussetzung für den Erhalt des Lebens und das Funktionieren des Systems wesentlich sind, näher betrachtet und nicht vernachlässigt werden.

    Das Buch ist einer zeitlichen Einordnung entsprechend in drei Teile geteilt. Im vierten Teil finden sich der Index sowie die Abbildungs- und Literaturhinweise.

    Im Folgendem eine Kurzübersicht:

    Teil 1: Der Blick in die Vergangenheit schärft unsere Sicht auf die Zukunft, denn wer die Geschichte ignoriert, hat keine Vergangenheit und keine Zukunft. Nachdem diese Einleitung die Geschichte der Menschheit in kompakter Form gestreift hat, beginnen wir im ersten Teil mit dem Industriezeitalter.

    Teil 2: Wo stehen wir heute? Bevor wir uns mit der Zukunft befassen, ist es sinnvoll und notwendig zu wissen, wie unsere Gegenwart aussieht und mit welchem Instrumentarium wir der Zukunft begegnen können.

    Teil 3: Wo steuern wir hin? Die zur Verfügung stehenden Daten, wissenschaftlichen Statistiken, Studien, Berichte, Veröffentlichungen u. ä. werden zu Hilfe genommen, um teilweise durch „Extrapolation" zukünftige mögliche Zahlen zu ermitteln und Trends aufzuzeichnen.

    Ein Netzwerk wird gedanklich im Hintergrund aufgebaut, in dem die entscheidenden Faktoren, deren Zusammenspiel und deren gegenseitige Beeinflussungen sowie die menschlichen Aspekte und die erfassbaren Randbedingungen eingesponnen sind, und in dessen Zentrum ein denkendes menschliches Gehirn steht.

    Auf ein unrealistisches Computermodell, das die realistischen komplexen Verteilungen und Verhältnisse der realen heutigen Welt nicht komplett erfassen kann, wird bewusst verzichtet.

    Magalio II.

    Teil 1

    Rückblick

    Kapitel 1 – Eine Rekapitulation

    1.1 – Rückblick auf eine aggressive Epoche

    Das Mitte des 18. Jahrhunderts in England einsetzende INDUSTRIEZEITALTER löste das bislang bekannte Agrarzeitalter ab. Die mit dem Einbruch dieser Epoche verbundenen Veränderungen wurden von Anfang an mit großer Begeisterung und Bewunderung aufgenommen und als eine Befreiung des Geistes sowie als Startsignal für weitere Pioniertaten auf neuen und unbekannten Terrain aufgefasst.

    Abb. 1 links: Muttental Stollen in NRW, Deutschland, rechts: eine historische Dampfmaschine.

    Zu Beginn des neuen Industriezeitalters kamen in immer kürzeren Abständen weitere Erfindungen, neue Materialien, verbesserte Verfahren und Produkte auf, die den Menschen das tägliche Leben erleichterten und bei der Verrichtung ihrer Arbeit nützlich waren. Die Städte und Dörfer wurden heller beleuchtet, Maschinen ersetzten Tierkraft und körperliche Anstrengung, große Entfernungen wurden Dank der Eisenbahn leichter überwindbar. Eine neue Lebensform hatte sich entwickelt. Da der Status des Industriearbeiters schnell an Ansehen gewann, suchten viele Landarbeiter ihr neues Glück in den Industriebetrieben. Die gesellschaftliche Stellung eines Industriearbeiters wurde höher eingestuft als die eines Landarbeiters. Kumpel zu sein klang wesentlich gefälliger als die Bezeichnung Knecht.

    Die Industriebetriebe wiederum hatten eine freie Spielwiese mit übergroßer Nachfrage, geringer oder gar keiner Konkurrenz, so dass sie sehr schnell wachsen und Kapital ansammeln konnten. Es herrschten ideale, ja traumhafte Voraussetzungen für die allseits bewunderten Industriebetriebe. Mit dem erwirtschafteten Kapital wurden größere Investitionen getätigt, größere Fabrikhallen gebaut, modernere Maschinenstraßen entwickelt. Die Maxime war, den vorhandenen Bedarf, der schier unendlich war, und auch sehr langfristig erhalten zu bleiben schien, zu decken. Und so drehte sich das Rad immer schneller. Es wurden immer mehr Arbeiter eingestellt, immer mehr Industriegebiete und -siedlungen errichtet und größere Waren- und Produktmengen als je zuvor produziert, die leichten Absatz fanden. Die Absatzmärkte waren wie ein trockener Schwamm, der alles aufsaugen konnte.

    Die Universitäten passten sich dem neuen Zeitalter an, richteten moderne Studienfächer ein und boten entsprechende Forschung und Entwicklung an, was die Industrie dankend annahm und auch größtenteils finanzierte. Durch diese Verzahnung von Wissenschaft und Industrie war das Rad der Wirtschaft gut geschmiert.

    Abb. 2 li: Dreiradauto von Karl Benz, re: Flugzeug von Orville Wright bei der Flugschau in Berlin 1903.

    Besonders nach dem Zweiten Weltkrieg und während des Wiederaufbaus Deutschlands und großer Teile Europas wurden die noch erhalten gebliebenen Anlagen der Rüstungsindustrie weitgehend auf die Konsumgüterproduktion umgerüstet und durch neu hinzukommende Industriebetriebe drastisch erweitert. Die Behebung der immensen Zerstörung der Städte und der gewaltigen Schäden an Infrastruktur, Landwirtschaft und Industrie, die Unterbringung, Ernährung und Versorgung der Bevölkerung und der Millionen von Flüchtlingen und Umsiedlern waren große Herausforderungen für die betroffenen Staaten und die westliche Welt. In manchen Gebieten musste alles von Grund auf erneuert werden. Die Finanzierung, hauptsächlich durch das European Recovery Program ERP, als Marshallplan bekannt und andere internationale und bilaterale Wiederaufbau- und Finanzierungsprogramme setzten den Aufbauprozess in Gang. Der Bedarf war, quer durch alle Branchen und Industriezweige hindurch, unübersehbar. Es wurde rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet, Arbeitskräfte wurden europaweit angeworben und alle verfügbaren Ressourcen mobilisiert.

    Abb. 3 Die Kriegsmaschinerie in vollem Gange, oben links: Marine-Convoy Richtung Cape Town, oben rechts: Marines auf einem Panzer in Okinawa, unten links: Sherman Panzer, vor der Invasion der Normandie aufgeladen, unten rechts: Beladen vom Kriegsmaterial in einem englischen Hafen, Operation Overload.

    Abb. 4 Der Zweite Weltkrieg geht zu Ende, die Neuaufteilung der Welt beginnt, o. li.: Deutsche Kriegsgefangene, o. Mi.: Sir Winston Churchill bei den Truppen, o. re.: Oberbefehlshaber der Alliierten Dwight D. Eisenhower, Mi. li.: Stunde der Helden, Mitte: Zeit des Abschieds, Mi. re.: Die Atombombe auf Nagasaki, Unten: Jalta-Gipfel mit Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin Februar 1945.

    Die USA, die als Land im Zweiten Weltkrieg nur minimale Schäden erlitten und erst gegen Ende des Krieges auf den Kampfschauplätzen erschienen, standen bei Kriegsende wirtschaftlich gesund da und verfügten über einen beträchtlichen Überschuss an Gütern und Geldmenge. Der US-Dollar, der damals durch die amerikanischen Goldreserven gedeckt war, bildete die stabilste Währung der Welt. So konnten die USA den Marshallplan finanzieren und ihre Überschüsse sowohl wirtschaftlich als auch politisch gewinnbringend anlegen.

    Abb. 5 George C. Marshall 1880 - 1959, US General, Chief of Staff of the US Army 1939 – 1945 Außenminister unter Präsident Truman und Nobelpreisträger.

    Die Fünfzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren die Zeit des Wirtschaftswunders in Deutschland, aber auch in Österreich und Japan. In Übrigen westlichen Welt kam es ebenfalls zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.

    Mit beständig steigenden Wachstum, den modernen Produktionsmethoden, Fließbändern, einem Mehrschichten-Arbeitszyklus und Überstunden wurden die Industriebetriebe zum maßgeblich bestimmenden Faktor des Wohlstands der Industrienationen. Es entstanden neue Unternehmensgiganten und Unternehmensdynastien, die so viel Macht hatten wie manche politische Herrscher. Auch die Arbeiter organisierten sich wirkungsvoller, und verliehen ihren Interessen und Forderungen an die Arbeitgeber durch Gewerkschaften Gewicht. Es wurden „Errungenschaften" erzielt. Geregelte Arbeitszeiten, Bezahlungen nach verhandelten Tarifverträgen, bezahlte Urlaubszeiten, Feiertage und Ausgleich bei Krankheitsfällen, Mutterschutz, Erziehungszeiten, Altersrente und viele andere wichtige Belange der arbeitenden Bevölkerung wurden eingerichtet und verbessert. Auch Sozial-, Familien - und Gesundheitspolitik waren in den Industrienationen nicht mehr wegzudenken.

    Die Industrie festigte abermals ihre Stellung als Rückgrat der Wirtschaft und Motor des Wohlstandes in den Industrienationen. Wachstum lautete das Zauberwort. Das Wachstum war der Traum und das Ziel aller Betriebe, Wirtschaftsexperten und Regierungen. Naturgemäß kamen immer mehr konkurrierende Produkte auf die boomenden Märkte, und allmählich setzte eine Marktsättigung ein. Der Absatz musste durch Kampfpreise oder bessere Qualität gefördert werden und wurde nicht mehr von der Nachfrage allein bestimmt. Die Konsumenten wurden immer wählerischer, je mehr Alternativen sich boten. Nun stand Man nicht mehr in endlosen „Schlangen" an, um etwas kaufen zu können. Dieser Trend hält bis heute an und verstärkt sich immerfort. Mit dem Internet ist eine weitere Instanz der Transparenz entstanden, sodass die Verbraucher Waren im Direktvergleich bewerten können.

    Abb. 6 Antonov 225 Transportflugzeug.

    Mit der modernen Eisenbahn, dem Bau von Containerschiffen und Transportflugzeugen sowie der rasanten Entwicklung der Automobilindustrie wurde der Welthandel vorangetrieben. Immer mehr fertige und halbfertige Produkte wurden von West nach Ost, Rohstoffe und Waren von Ost nach West wie auch weltweit transportiert.

    Nachdem sich eine gewisse Marktsättigung auf den konventionellen Märkten einstellte und die Konkurrenz soweit erstarkte, dass sich der Warenabsatz nicht mehr leicht, sondern über sorgfältige Produktvergleiche und einen erbitterten Preiskampf abspielte, wurden immer mehr Absatzmärkte auf allen Kontinenten erschlossen. Die „alten" Absatzmärkte wurden immer stärker umkämpft und die Kunden dadurch verwöhnt. Viele Industrieländer versuchten ihren dauerhaften Wohlstand durch den Export zu sichern und richteten sich darauf ein.

    Man sagt: „Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft". So mussten die Firmen immer neuere und bessere Produkte als die Konkurrenz auf den Markt bringen. Forschung und Entwicklung, Innovationen und moderne Marketing-Methoden halfen die Umsätze zu steigern. Andererseits mussten die Kosten angesichts der immer schneller steigenden Konkurrenz möglichst reduziert werden. Die Industrie konnte nicht mehr so viele Schichten fahren, wie sie nur konnte und wollte, sondern nur so viel produzieren, wie der zu erwartende Absatz nach der Marktanalyse versprach. Die Preise konnten nicht mehr mit enormen Gewinnspannen festgelegt, sondern mussten nach Marktgesichtspunkten scharf kalkuliert werden.

    Auch dieser Trend pflanzte sich immer schneller fort. Alle Möglichkeiten mussten ausgeschöpft werden. Ganze Abteilungen wurden zusammengelegt und die dadurch „freigewordenen Mitarbeiter „sozialverträglich eingespart. Es folgten immer mehr Firmenzusammenschlüsse, feindliche- und freundliche Übernahmen mit immer größeren Mitarbeitereinsparungen und höheren Börsennotierungen. Man sprach von „Heuschrecken".

    Man begann die erzwungene Arbeitslosigkeit weltweit als Normalzustand anzusehen. Die Arbeitslosenzahlen stiegen weiter und bildeten ein großes Problem für die Volkswirtschaften. Zuvor konnte fast jeder, der arbeiten wollte, auch eine Tätigkeit auf dem Bauernhof oder in einer der neuen und gutgehenden Fabriken finden.

    Zuvor funktionierte die Großfamilie als kleine Gesellschaft - sie teilte sich Gewinn und Verlust. Die Großeltern kümmerten sich um die Enkelkinder, während die Stärkeren den Wohlstand der Familie ausbauten. Die Eltern versorgten die Familie, kümmerten sich um die Großeltern und pflegten sie, soweit möglich, im hohen Alter. Diese familiensolidarische Struktur ist heute fast nur noch in den Entwicklungsländern zu finden; in den Industrieländern ist sie bedauerlicherweise nur noch vereinzelt und selten anzutreffen.

    Es entstand eine neue Situation, die gravierende gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Folgen hervorrief. Die Arbeitslosigkeit brachte vielen Menschen Angst vor der unbekannten eigenen beruflichen Zukunft und damit eine Zurückhaltung bezüglich des gewohnten Konsumverhaltens der Einzelnen. Durch Rückgang der Nachfrage wird aber der Absatzmarkt geschwächt, und der Preiskampf wird härter. Ein negativ beeinflusster Kreislauf entsteht. Es gibt seitens der Industrie und des Handels immer mehr Einsparungen, die Arbeitslosenzahlen steigen, die Nachfrage sinkt usw. Der „Negativ-Feedback-Kreislauf verstärkt sich automatisch selbst und kann gefährliche Formen annehmen. Mehrere Stagnations- und Rezessionsphasen hat die Menschheit bereits erlebt. Da ist die Politik gefordert. Sie muss nach den „makroökonomischen Regeln soziale Maßnahmen ergreifen und entsprechende Gesetze erlassen, um diesem Trend entgegenzuwirken. Industrie und Handel werden gefordert, müssen sich neue Wege ausdenken und Marketingstrategien entwickeln. Auch die Bürger werden gefordert: einerseits erwarten die Politiker von ihnen, dass sie sparen und zusammenrücken, „den Gürtel enger schnallen müssen wie es so heißt, andererseits sollen sie mehr konsumieren, damit die Wirtschaft angekurbelt wird. Dabei denken alle an das magische Wort „Wachstum.

    Abb. 7 Li.: MSC Sindy, z. Z. größtes Containerschiff der Welt, re: Containerschiff Mozart im Hamburger Hafen.

    Einige Anmerkungen noch zu den sogenannten „Billiglohnländern". Der englische und deutsche Handwerker beispielsweise wird durch einen portugiesischen oder polnischen Handwerker ersetzt, solange die Ersparnisse an Lohn und Lohnnebenkosten sich für die Unternehmer lohnen. Einkaufstourismus über die Grenzen hinweg wird zur Routine. Nachbarschaftshilfe wird verstärkt genutzt, Schwarzarbeit zum Kavaliersdelikt und Steuern sparen zum Volkssport. Ein Teufelskreis, der nur mit viel Mühe und einfühlsamen, abgewogenen Maßnahmen zu durchbrechen ist. Der Politik stünden eine Menge Instrumente zur Verfügung, um diesen Kreislauf zu bremsen und langsam umzukehren, die sie allerdings nicht immer konsequent nutzt und stattdessen eher auf Wachstum setzt.

    Anfang der 90-er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts und mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Blocks gewann die Globalisierung rasant an Fahrt. Man versprach sich sehr viel davon. Der Grundsatz ist einfach. Forschung, Entwicklung und Design werden von den „Global Players aus den alten Industrieländern bereitgestellt, die Materialien weltweit von überall her eingekauft und die Produktion in den neuen Industrieländern Asiens durchgeführt, alles unter gemeinsamer multinationaler Qualitätskontrolle. So soll das neue globalisierte Produkt sehr innovativ, sehr preiswert und günstig im Betrieb oder bei der Nutzung sein. Alle Beteiligten profitieren davon und bauen ihren Wohlstand auf. Eine „Win-Win-Situation, wie man sie heute bezeichnet. Wie könnte es besseres sein?

    Leider ist dies nur die Theorie. In Wirklichkeit konzentriert sich die Macht in den Händen weniger Kapitalträger, die armen Länder gehen fast leer aus und müssen sich dem Druck und Preisdiktat der multinationalen Konzerne beugen. Sie werden politisch damit massiv unter Druck gesetzt und von dem wohlstandsbringenden Prozess der Globalisierung ausgegrenzt. Der Großteil der gegenwärtigen internationalen Marktöffnungsregelungen ist zu Gunsten der Industriemächte ausgelegt und hebelt eine ausgeglichene Verteilung des Wohlstands aus.

    Es entsteht wieder die Situation, bei der die Reichen immer reicher werden und die Armen nur kinderreicher (an Stelle eines wirtschaftlichen Reichtums für alle). So verdienen die Näherinnen in Fernost nach wie vor gerade einmal genug zum Überleben, während die großen Konfektionshäuser immer größere Umsätze schreiben und größere Verkaufstempel errichten. Viele kleine Zulieferer arbeiten rund um die Uhr, um zu überleben, während die großen Konzerne immer höhere Börsennotierungen verzeichnen. Die Kinderarbeit wird zum festen Bestandteil des Kreislaufes, um die Preisdiktate zu erfüllen, und die Staatsmacht in vielen dieser betroffenen Länder schaut weg oder ist überfordert. Von einer humanen Globalisierung zu sprechen, kann bei solchen Verhältnissen nur zynisch erscheinen.

    Abb. 8 Megastadt Schanghai 1928 und 2007.

    Neben den 7 Mrd. Menschen gibt es auch geschätzte 1 Mrd. Autos, die Energie verbrauchen, Umweltverschmutzung verursachen und den Treibhauseffekt forcieren. Es gibt ca. 35 Mio. km Autobahnen und befestigte Straßen, mit einer asphaltierten oder betonierten Fläche von ca. 155 Mio. Quadratkilometern, die ständig zunehmen. Die Großstädte wachsen immer weiter und verschlingen das Land um sich herum. 1950 gab es nur zwei Megastädte (wie man sie jetzt bezeichnet), mit mehr als 10 Mio. Einwohnern: New York und Tokio. Im Jahre 2015 werden es 22 Megastädte sein, davon bereits einige mit mehr als 18 Mio. Einwohnern, wie Mumbai in Indien und Sao Paulo in Brasilien, Los Angeles, Mexiko-City, Kairo, Schanghai, Peking (und andere).

    Seit 2007 lebt die Hälfte der Erdbevölkerung in Städten, und im Jahr 2050 werden es (laut UNO-Statistiken) bereits 4.900 Mio. Menschen sein, was ca. 60% der Erdbevölkerung entspricht. In Schanghai z.B. würden dann 17 Mio. Menschen leben.

    Immer weniger Dörfer, eine immer stärkere Landflucht und immer weniger Bauern. Das Leben der Landbevölkerung ist weltweit gesehen, aber speziell in den Entwicklungsregionen, immer noch am schwierigsten. Dort gibt es die schlechteste Versorgung, die höchsten Kindersterberaten, die höchste Analphabetismusrate und die größte Armut zu verzeichnen.

    1.2 - Das Erbe

    Was hat uns das atemberaubende, fantastische Industriezeitalter zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts hinterlassen?

    Sehr viel Wissen auf allen Gebieten, Fortschritt, neue Technologien und Komfort im Leben, Beweglichkeit und Freiheit, Gesundheit und vor allen Dingen ein längeres Leben, die geringsten Sterberaten aller Zeiten, Bildung auf breiter Basis, Massentourismus, Völkerverständigung und neue Einsichten, Vertrautheit mit fernen Völkern und kompromissbereite Weltpolitik, megagroße Städte und dichte Menschensiedlungen. Nicht zu vergessen sind Demokratie und Menschenrechte. Keine Epoche davor veränderte die Welt so gravierend und entscheidend wie die des Industriezeitalters.

    Dennoch gibt es nicht nur Sonnenseiten, sondern wie immer auch Schattenseiten. Und wie die Sonnenseiten sind auch die Schattenseiten dieser Epoche die größten der gesamten Menschheitsgeschichte. Es sind eine ganze Reihe Probleme entstanden, mit denen die Menschheit fertig werden muss, und sie sind teilweise so bedrohlich, dass der Wohlstand und sogar die Existenz der Menschheit in Frage gestellt wird. Beispiele dafür sind:

    Eine überbevölkerte Welt, die sich so rasant verdoppelt, dass die natürlichen Ressourcen nicht mehr ausreichen werden und zu versiegen drohen.

    Eine geschundene Natur, die regelrecht ausgebeutet wurde, sehr hohen Schadstoffemissionen, die Luft- und Wasserverschmutzung nach sich ziehen, das rasante Zurückgehen der Artenvielfalt, eine Waldvernichtung unglaublichen Ausmaßes, es bestehen weniger Lebensräume und Biotope als je zuvor. Der entstehende wirtschaftliche Schaden beträgt (nach einer sehr moderaten Schätzung verschiedener Umweltorganisationen) ca. 50 Mrd. US Dollar jährlich.

    Bereits abnehmende Ackerlandflächen, die durch Überdüngung und industrielle intensive landwirtschaftliche Nutzung mit immer mehr Ertragssteigerungen bald ausgelaugt und am Ende der Ertragssteigerungsfähigkeit sein werden. 70.000 km² Ackerland gehen jährlich durch Verkarstung für immer verloren.

    Abnehmende und dezimierte Wildfischarten durch Überfischung und Verschmutzung der Meere.

    Eine globale Erwärmung, schmelzendes Eis der Erdpole, Gletscher und Permafrost, und ein dadurch steigender Meeresspiegel, so dass große Gebiete weltweit untergehen werden, und das große Ozeanförderband zum Stillstand bringen könnte.

    Eine Umwelt, die vor Verschmutzung, Giften, Pestiziden und weiteren Chemikalien umzukippen droht, nicht mehr diese Mengen aufnehmen und verarbeiten kann und schlimmstenfalls sich selbst regeln wird.

    Anhäufung von immer größer werdenden Naturkatastrophen durch die Klimaverschiebung, die eine gewaltige Vernichtung von Menschenleben und Wirtschaftswerten verursachen.

    Atom- und biologische Waffen, die wie ein Damoklesschwert über den Menschenhäuptern stehen, und eine wieder erstarkende politische weltweite Blockbildung mit rassistischen Zügen provozieren könnten.

    Größere Unterschiede zwischen Arm und Reich. Sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb eines Landes klafft die Schere immer stärker auseinander.

    78% der Erdbevölkerung leben in Armut. 850 Mio. Menschen sind chronisch unterernährt, größtenteils Frauen und Kinder, und 25.000 Hungertote sind täglich zu beklagen. Über 17 Mio. Menschen sterben jährlich mangels Hygiene an infektiösen und parasitären Krankheiten wie Diarrhöe, Malaria und Tuberkulose.

    Eine immer stärkere Urbanisierung und Landflucht, so dass gefährliche Verschiebungen in der Demographie entstehen.

    Eine HIV-Katastrophe mit 17 Mio. Infizierten in Afrika und auch weltweit.

    Erzwungene Arbeitslosigkeit in einem unerträglichen entwürdigenden Ausmaß.

    Schwierige Aussichten der jungen

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