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Freier Wille war gestern: Wie Gefühle unser Wollen bestimmen
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Freier Wille war gestern: Wie Gefühle unser Wollen bestimmen
Ebook356 pages4 hours

Freier Wille war gestern: Wie Gefühle unser Wollen bestimmen

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About this ebook

Das Buch beschreibt, wie die Illusion von der Willensfreiheit entstanden ist und sich bis "gestern" als angebliches Allgemeinwissen in den Köpfen vieler Menschen halten konnte. Das Naturgesetz des Verhaltens, das diese Illusion auflöst, wird anschaulich dargelegt und wie zustande kommt, was wir wollen. Der Mensch, genau wie jedes andere Lebewesen, strebt danach, angenehme Gefühle zu erleben und unangenehme Gefühle zu vermeiden. Dass dies ausnahmslos die Ursache des Wollens ist, wird anschaulich beschrieben. Und obwohl unser Wille nicht frei ist, haben wir dennoch Einfluss darauf, was wir wollen … und Verantwortung für die Folgen. Mit der Erkenntnis dieses Verhaltensgesetzes ergeben sich völlig neue Möglichkeiten, das Leben lebenswert zu gestalten. - Ein Buch für jeden, der den Mut hat, sich vorbehaltlos selbst zu erkennen - das Wunder, das er ist und das wunderbare Gesetz, das in ihm wirkt.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateJan 24, 2020
ISBN9783749770359
Freier Wille war gestern: Wie Gefühle unser Wollen bestimmen

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    Book preview

    Freier Wille war gestern - Heinz W. Meyer

    Vorwort

    Lieber Leser, liebe Leserin, ich werde dich in diesem Buch mit „Du ansprechen und hoffe, dass es für dich in Ordnung ist. Es geht in diesem Buch um sehr persönliche Dinge und mir schien, dass die Anrede mit „Du dem Stoff angemessener ist als das doch etwas unpersönliche „Sie. Außerdem werde ich ausschließlich die „männliche Anrede benutzen und meine damit natürlich auch das weibliche Geschlecht. Es liest sich einfach flüssiger, und darauf kommt es doch an. Ich hätte auch kein Problem damit, nur in der „weiblichen Anrede zu schreiben. Also schon hier die Frage: „Was ist das Beste? – Die Frage bzw. die Suche nach dem Bestmöglichen wird uns durch das Buch begleiten.

    Wir leben in einer Zeit des Aufbruchs. Aber wohin? Und woran sollen wir uns orientieren? Wer oder was bestimmt die Richtung und was ist richtig oder falsch?

    Wir werden überflutet mit Informationen. Es bleibt kaum Ruhe, um über sich selbst nachzudenken. Aber genau das wäre so wichtig. Wir müssen uns selbst kennen, damit wir unseren Weg bestimmen können. Wenn wir uns selbst nicht kennen, ist die Gefahr groß, dass wir dem Trampelpfad der Masse folgen. Mag sein, dass wir dabei so etwas wie Glück und Zufriedenheit fühlen. Aber kann es das Glück und die Zufriedenheit sein, was wir fühlen, wenn wir auf unserem Weg vorangehen?

    Was ist dein ganz persönlicher Weg?

    Wie viele Fragen hast du, wenn du über das zwischenmenschliche Miteinander nachdenkst?

    Wie viele Erfolgsrezepte für ein Leben in Glück und Fülle hast du schon studiert und ausprobiert und bist nicht wirklich dort angekommen?

    Du möchtest so viel für dich und andere verändern und suchst nach dem Rezept?

    Jeder muss sich so verhalten, wie es ihm im jeweiligen Moment als das Beste erscheint.

    Die Erkenntnis dieses Naturgesetzes verändert alles.

    Dieses Naturgesetz zu beleuchten und in den Alltag zu integrieren, darum geht es in diesem Buch. Seit über 40 Jahren begleitet mich die Erkenntnis in meinem Alltag. Es ist mein Anker und mein Licht, um meinen Weg zu finden und darauf bleiben zu können. Ich habe selbst eine Menge unterschiedlicher Erfolgsrezepte studiert und ausprobiert. Deshalb erlaube ich mir dieses Urteil: Ein Erfolgsrezept, das die Freiheit des Willens als eine wesentliche oder gar die Grundlage des Menschseins lehrt, irrt sich über den Wesenskern des menschlichen Verhaltens.

    Die Welt ist im Aufbruch. Was gestern noch unmöglich erschien, ist heute schon Alltag.

    Auch das Festhalten am freien Willen wird eines Tages der Vergangenheit angehören. Warum? – Irrtümer bleiben nicht auf ewig unentdeckt. Das zeigt die Geschichte der Menschheit. Die Erde als Mittelpunkt des Universums. Die Sonne kreist um die Erde. Der Teufel. Die Erde als Scheibe. Die Unfehlbarkeit des Papstes. Die Kirche als Mittler zwischen Mensch und Gott. Der Mensch als Sünder von Anfang an. Die Atomenergie als Segen. Die Liste ließe sich fortsetzen. Bei vielem ist Irrglaube im Spiel. Manchmal auch nur Fehler im Denken, Nicht-Hinschauen auf die Folgen.

    Und die rasante Entwicklung der Industrie und der Technik lässt uns immer deutlicher erkennen, dass wir alle in einem Boot sitzen. Viele glauben noch, dies und das würde sie nichts angehen. Es dürfte den meisten inzwischen klar geworden sein, dass dies ein Trugschluss ist. Und damit wir in diesem einen Boot besser miteinander klar kommen, ist es so entscheidend, zu wissen, wie wir alle ticken, um es einmal salopp auszudrücken. Es gibt weder gute noch schlechte Menschen. Egal was sie auch tun. Jeder macht das, was ihm als das Beste erscheint. Wir können uns aber darum bemühen, dass uns etwas Besseres erscheint.

    Und wir können einander dabei helfen. Dafür den richtigen Weg zu finden, das ist unsere Herausforderung – weg von Schuld und Strafe, hin zu Ursache und Hilfe. Das ist der Weg.

    In diesem Buch versuche ich, mich auf das Wesentliche zu beschränken. Mehr und tiefer gehendes Wissen lässt sich aus der unendlichen Zahl von Fachbüchern reichlich finden. Mir geht es aber darum, wie wir aus dem unentbehrlichen Wissen über das Gesetz unseres Verhaltens das Bestmögliche machen – für uns und für andere.

    Was Einstein und andere über den freien Willen meinten

    Wenn es auch nichts Wichtigeres gibt, als sich seine eigene Meinung zu bilden, so schließt es doch nicht aus, dass wir uns dafür interessieren, welche Meinungen andere Menschen vertreten. Besonders wenn wir zu einer eigenen Meinung gekommen sind, die von der herrschenden öffentlichen Meinung abweicht. Da tut es uns gut, Aussagen von allgemein anerkannten Persönlichkeiten zu finden, die sich mit unserer Meinung deckt oder ihr doch jedenfalls ähnlich ist.

    Albert Einstein

    … zitiert hier Schopenhauers Ansicht über den freien Willen: „Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will! Und Einstein fährt dann fort: „Schopenhauers Wort von der Unfreiheit des Willen begleitet mich in allen Lebenslagen und bewahrt mich davor, den Menschen allzu ernst zu nehmen und den angenehmen Humor zu verlieren.

    „An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äußerem Zwang, sondern auch gemäß innerer Notwendigkeit."

    „Unser Handeln sei getragen von dem stets lebendigen Bewusstsein, dass die Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Tun nicht frei sind, sondern ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen."

    „Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen. Ich habe zum Beispiel das Gefühl, dass ich irgendetwas will; aber was das mit Freiheit zu tun hat, kann ich überhaupt nicht verstehen. Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt? Schopenhauer hat einmal gesagt: ‚Der Mensch kann tun was er will; er kann aber nicht wollen was er will."

    Friedrich Schiller

    Des Menschen Taten und Gedanken, wisst!

    Sind nicht wie Meeres blindbewegte Wellen.

    Die innere Welt, sein Mikrokosmos,

    ist der tiefe Schacht, aus dem sie ewig quellen.

    Sie sind notwendig, wie des Baumes Frucht,

    sie kann der Zufall gaukelnd nicht verwandeln.

    Hab ich des Menschen Kern erst untersucht,

    so weiß ich auch sein Wollen und sein Handeln.

    Wallensteins Tod II, 3. (Wallenstein)

    Friedrich Nietzsche

    … ging sogar so weit zu sagen: „Die Lehre von der Freiheit des Willens ist eine Erfindung herrschender Stände."

    Johann Wolfgang von Goethe

    … formuliert den Willen nur als zwanghaften Vorgänger der Handlung: „Unser Wollen ist ein Vorausverkünden dessen, was wir unter allen Umständen tun werden. Diese Umstände aber ergreifen uns auf ihre eigene Weise."

    Marie von Ebner-Eschenbach

    „Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehasst."

    Thomas Mann

    „Die Freiheit existiert, und auch der Wille existiert; aber Willensfreiheit existiert nicht, denn ein Wille, der sich auf seine Freiheit richtet, stößt ins Leere."

    Leo N. Tolstoi

    „Wäre der Wille eines jeden Menschen frei, das heißt, könnte jeder Mensch so handeln, wie er gerade will, dann würde die Geschichte aus einer Reihe von zusammenhanglosen Zufälligkeiten bestehen."

    Spinoza

    „So wie in der Welt der materiellen Körper keine Wirkung ohne (zwingende) Ursache möglich ist, so ist in der Geisteswelt ein Willensentschluss ohne Motiv nicht möglich. Damit schloss Spinoza jede Willensfreiheit aus (auch die seines Gottes – siehe oben). Alles geschieht aus kosmischer Notwendigkeit; den Begriff „Wille Gottes nannte er (im Anhang zum 1. Teil der Ethik) „das Asyl der Unwissenheit: „Und so werden sie nicht ablassen, weiter nach den Ursachen der Ursachen zu fragen, bis man seine Zuflucht zum Willen Gottes genommen hat, das heißt, zur Freistatt der Unwissenheit.

    Dr. med. Manfred Danner

    Alle Zitate aus „Gibt es einen freien Willen?" 1974

    Alles was der Mensch tut oder unterlässt, wird von seinen Gefühlen verursacht, und das mehr oder minder bewusst. (S. 1)

    Wir werden nicht ärmer, wenn wir den Glauben an den freien Willen aufgeben. (S.2)

    Kein Anlass zu fatalistischer Resignation, weil durch unser Dazutun die Zukunft so werden wird, wie sie werden muss. (S. 2)

    Die acht Thesen der psychologischen Determiniertheit des Wollens:

    1. Das Wollen ist auf einen (im weitesten Sinn) subjektiven Wert gerichtet.

    2. Was ein subjektiver Wert ist, bestimmen die Gefühle.

    3. Also bestimmen die Gefühle unser Wollen.

    4. Die Gefühle sind unserer freien Bestimmbarkeit entzogen.

    5. Da das Wollen von den Gefühlen bestimmt wird und da die Gefühle unserer freien Bestimmbarkeit entzogen sind, ist das Wollen determiniert.

    6. In der Wahl zwischen zwei Werten entscheidet der subjektiv größere Bedeutungsgehalt eines Wertes oder, was das gleiche besagt, entscheidet die Stärke der emotionalen Besetzung des jeweiligen Wertes.

    7. Selbstverständlich können wir unser Werturteil auch rational begründen, aber wiederum ist es die emotionale Bewertung der rationalen Begründung, die die Begründung zum „Grund" und das Begründete zum Wert macht.

    8. Die Gefühle sind es also, die unser Wollen bestimmen. Da es aber unsere Gefühle sind, die das Wollen bestimmen, und da wir uns mit unseren Gefühlen und mit unserem Wollen identifizieren, haben wir das Gefühl und das Bewusstsein, selbst zu bestimmen, und fühlen uns frei; insofern es aber die Gefühle sind, die unser Wollen bestimmen, bestimmen wir zwar selbst, aber nicht frei.

    Jeder Wert hat ein emotionales Vorzeichen, positiv oder negativ bzw. angenehm oder unangenehm. (S.8)

    Das Wollen ist auf einen subjektiven Wert gerichtet, und die Gefühle sind es, die letztlich „erkennen", was ein subjektiver Wert ist. (S. 18) Die emotionale Bewertung des Richtigseins einer vorgelegten Wahrheit (innerliche Bejahung der Wahrheit) kann auch ohne eigene Einsicht und Erkenntnis auf der bloßen Anerkennung der die Wahrheit vortragenden, sachkundigen Autorität beruhen. So z.B. können die wenigsten von uns aus eigenen Untersuchungen den Nachweis führen, dass z.B. die Erde sich um die Sonne dreht, und doch glauben wir alle an die diesbezüglichen Aussagen der Gelehrten. (S. 22 Fn)

    Selbst der Widerstand gegen den Determinismus beruht zumeist, um auch dieses Beispiel zu wählen, nicht etwa auf dem Nachweis, dass seine Argumente nicht widerspruchsfrei einsehbar zu machen sind, als vielmehr auf den emotionalen Voreingenommenheiten, die ihm von gewissen Seiten zur Zeit noch entgegengebracht werden.

    Nicht wenigen Menschen, und zugegebenermaßen nicht den oberflächlichsten, bereitet es einfach ein Unbehagen, sich vorzustellen, dass der Mensch determiniert sein soll. Leider ist es aber so, dass durch die emotionale Abwehr manche Autoren davon abgehalten werden, sich unvoreingenommen mit dem Determinismus zu beschäftigen, so dass ihnen von vornherein jede Möglichkeit verschlossen bleibt, Missverständnisse, die dem Determinismus auf Grund fremder oder gar eigener Fehlinterpretationen anhaften, zu korrigieren. (S. 42 Fn)

    Da es seine Gefühle sind, die ihn zum Wollen bewegen, und da er sich mit seinen Gefühlen und mit seinem Wollen identifiziert und dieses nicht für unabänderlich hält, gibt ihm das Bewusstsein der Ichhaftigkeit und des Eigenen im Wollen ein so starkes Gefühl der Freiheit, dass er sagt: „Ich kann auch anders, wenn ich will", und dabei merkt er nicht, dass er nur dann anders will, wenn er ein neues Motiv, d.h. einen neuen hinreichend emotional bewerteten Bewusstseinsinhalt dafür hat. (S. 33)

    Das ist nur eine kleine Auswahl der Gedanken, die sich Menschen über die Willensfreiheit gemacht haben.

    Gedanken von jenen, die die Willensfreiheit als gegeben zu beweisen suchen, möchte ich hier nicht wiedergeben. Wer sich mit diesen Beweisführungen beschäftigt und sie logisch nachvollziehen will, bekommt mit Sicherheit einen Brummschädel. Die Gefahr besteht, dass man sich in dem Irrgarten solcher Gedanken verliert. Diese Gefahr ist realer, als sich mancher vorstellen mag. Es sind nicht selten Professoren, die die Willensfreiheit beweisen wollen. Und als logische Folge meinen wir, wenn wir den Gedanken des Professors nicht folgen können, dass es an uns liegt, an unserer mangelhaften Bildung, unserem nicht so hohen Intelligenzgrad usw. Und dann wollen wir die Gedanken umso mehr verstehen, können sie aber logisch nicht nachvollziehen und lernen sie dann auswendig. „Die Ansicht des Professors muss ja richtig sein, sonst wäre er ja kein Professor." Eine merkwürdige Logik.

    Deshalb meine Empfehlung, wenn es um uns selbst geht:

    Versuchen wir lieber, uns selbst zu verstehen anstatt Professoren.

    Mach doch was du willst

    Bevor wir uns mit der Frage der Willensfreiheit befassen, macht es Sinn, den Willen, die Willenskraft und den Willensinhalt zu unterscheiden. Wir können es mit dem Magen vergleichen. Es gibt den Magen und den Mageninhalt. Genauso gibt es den Willen und den Willensinhalt, also das, was wir wollen. Ob ein Mensch einen Magen und einen Willen hat, dass kann er nicht beeinflussen. Insofern ist es unsinnig, von einer Willensfreiheit zu sprechen. Es würde auch niemand von einer Magensfreiheit sprechen. Also kann es nur um den Willensinhalt gehen. Und damit geht es um die Frage: „Kann der Mensch frei bestimmen, was er will?"

    In unserem Alltag verhält sich jeder so, als könne er das, was der andere „will, beeinflussen. Verkäufer, Politiker, Eltern, Arbeitgeber haben Wege gefunden, wie sie das Verhalten anderer beeinflussen können. Jeder kennt die Redensart „mit Zuckerbrot und Peitsche. Zwischen Eltern und Kindern ist es alltäglich zu erleben. Und auch Kinder haben – meist mehr unbewusst als bewusst – Möglichkeiten entdeckt, wie sie das Verhalten ihrer Eltern lenken können. Jeder weiß es aus eigener Erfahrung. Die Mama will, dass das Kind jetzt ist Bett soll. Das Kind will aber nicht und findet ein Argument, um den Willen(s-Inhalt) der Mutter zu verändern. Oder das Kind will eine bestimmte Arbeit nicht verrichten. Die Mutter motiviert das Kind mit einer Belohnung (angenehmes Gefühl) oder mit einer Strafe (unangenehmes Gefühl), wenn es die Arbeit verrichtet. Jetzt will das Kind die Arbeit tun. Vielleicht nicht voller Freude, aber die winkende Belohnung oder drohende Strafe hatte genügend Kraft, den Willen des Kindes zu verändern. Ein Arbeitnehmer will die Firma verlassen. Der Arbeitgeber will aber, dass er bleibt und motiviert ihn zu bleiben mit einer Gehaltserhöhung, einem Firmenwagen oder anderen Annehmlichkeiten. Der Arbeitgeber hat den Willensinhalt des Arbeitnehmers verändert. Aber auch der Arbeitnehmer hat durch seine Absicht, die Firma zu verlassen, den Willensinhalt des Arbeitgebers beeinflusst. Denn dieser wollte zuvor keine Gehaltserhöhung, keinen Firmenwagen usw. gewähren.

    Es lassen sich unendlich viele Beispiele anführen, wie im menschlichen Miteinander Argumente ausgetauscht werden, um den eigenen Willen durchzusetzen und den Willen des anderen nach den eigenen Vorstellungen zu verändern. Das ist Alltag. Und dennoch wird mehr oder weniger krampfhaft daran festgehalten, dass der Wille frei sei.

    Wird das Thema angesprochen, dass die Willensfreiheit eine Illusion ist, fällt bei den meisten Menschen wie auf einer Festung ein Gitter herunter. Es geht dann nur noch darum, sich wie vor einem feindlichen Angriff in Sicherheit zu bringen. Dass vor ihnen kein Feind, sondern ein Freund steht, können sie nicht erkennen. Dem, der da vor ihnen steht und wie mit Engelszungen redet, wird unterstellt, er habe sich nur verkleidet, um als Freund zu erscheinen, dass er in Wirklichkeit aber alles zerstören will. Das habe ich immer wieder erlebt. Das Unterbewusstsein spielt ihnen einen Streich. Die Konsequenzen, wäre der Wille wirklich unfrei, erscheinen zu gewaltig, außerdem würde sich die eigene Weltsicht als Illusion erweisen, ungute Gefühle machen sich breit, übernehmen die Führung des Verhaltens, das Schutzgitter bleibt geschlossen. –„Es kann nicht sein, was nicht sein darf." Sie machen die Wahrheit an den Konsequenzen fest. Dafür, dass sich die Konsequenzen nach der Wahrheit richten und nicht umgekehrt, fehlt vielen die Offenheit, nicht selten der Mut.

    Die Wahrheit richtet sich nicht nach den Konsequenzen.

    Die Konsequenzen richten sich nach der Wahrheit.

    Deshalb mein Versuch, die Gedanken in einem Buch auszubreiten. Da ist die Chance größer, die neue Sichtweise in Ruhe auf sich wirken zu lassen und die Gefahr geringer, das Neue einfach abzublocken, nur weil es anders ist und unangenehme Gefühle beschert.

    „Macht der Mensch was er will, oder will er, was er macht?"

    Diese Frage erscheint manchem ähnlich unlösbar wie die Frage: „Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?"

    Warum? – Wieso? – Weshalb? – Wozu?

    Fragen führen zu Antworten – Antworten führen zu Fragen. Der Mensch ist so angelegt, dass er Antworten braucht auf Fragen, die er sich selbst stellt oder die ihm andere stellen. Fragen ergeben sich aus der Unklarheit aus Wahrnehmungen. „Warum ist dies oder jenes so?" Diese Frage muss niemandem beigebracht werden. Kinder geben davon ein beredtes Zeugnis. Wir kennen das sogenannte Fragealter. Eine gesunde Neugier steckt dahinter oder auch Unsicherheit und Angst. Beides führt zur Suche und zu Antworten. So ist es im Idealfall, so scheint es von Natur aus eingerichtet zu sein. Andere würde sagen, so ist es gottgewollt. Die Worte Suche und Sucht klingen sehr ähnlich. Und das zurecht. Sie haben denselben Antrieb: unangenehme Gefühle vermeiden und angenehme Gefühle erleben. Wenn die Suche fehlgeleitet ist und zu falschen oder fehlenden Antworten kommt, führt es zur Sucht. Die Sucht kann sich in vielfältiger Form zeigen. Wir denken bei Sucht in der Regel an Drogen, Tabletten, Alkohol, Nikotin, Essen usw. Aber dies sind nur einige Anzeichen. Ich möchte Sucht weiter ausdehnen. Ich sehe ein Suchtverhalten auch dort, wo die Arbeit das Leben bestimmt, oder Geld oder anderes Vermögen anhäufen, immer die neueste Mode mitmachen, immer Recht behalten müssen, usw.

    Wenn auf Fragen keine befriedigende Antwort gefunden wird, sucht der Mensch sich eine Notlösung. Das kann ein Glaubenssatz sein. Oder er sagt sich: „Diese Frage ist für mich nicht wichtig." Auch das ist eine Antwort. Und diese Antwort kann vor allem dann in Ordnung sein, wenn es sich um eine Frage handelt, die ein anderer Mensch uns stellt. Dies zu sagen und es auch tatsächlich so zu fühlen, ist gar nicht so leicht, wie es sich anhören mag. Denn von Natur aus wollen wir Fragen beantworten.

    Nun, wie ist es mit der Frage nach der Willensfreiheit? Hast du die Antwort für dich schon gefunden? Hast du dir die Frage schon gestellt und nach eigenen Antworten gesucht? – Ich habe mir die Frage gestellt, oder besser: Die von irgendwo her gekommene Frage hat mich nicht losgelassen. Und weil sie doch mich in meinem Innersten betrifft, meinem Sein, meinem Denken, Fühlen und Handeln, wollte ich die Antwort finden. Und ich habe sie gefunden. Das ist jetzt über 40 Jahre her. Die Antwort habe ich in diesen mehr als 40 Jahren immer wieder an mir selbst und in der Beobachtung anderer Menschen überprüft. Natürlich hätte ich auch eine von anderen vorgefasste Meinung als gegebene Tatsache übernehmen können, aber die Antwort auf diese Frage war und ist mir zu wichtig, um sie ungeprüft zu übernehmen.

    Die Welt ist im Wandel und im Umbruch. Tabus geraten ins Wanken und nicht wenige stürzen. Für viele Menschen ist die Willensfreiheit ein Tabu. Viele denken und glauben, erst die Willensfreiheit würde den Menschen zum Menschen machen. Wie sieht es bei Dir aus? Interessiert es Dich, wie Du wirklich funktionierst? Bist Du bereit, die Begründung, dass der Wille frei sei, auf Herz und Nieren zu überprüfen? Und bist Du bereit, eine befriedigende Antwort auf die einzig und allein tragfähige Weise zu überprüfen?

    Für mich ist der einzig mögliche Weg, in dem ich mich selbst beobachte. Wir können auch sagen, es ist der Weg der Selbsterkenntnis durch die eigene Erfahrung.

    Dieses Buch ist jetzt die dritte Version, meine eigenen Erfahrungen zu Papier zu bringen, in der Hoffnung, es möge Anderen hilfreich sein, eine eigene Antwort darauf zu finden, warum sie wollen, was sie wollen, und welche Möglichkeiten sie haben, darauf Einfluss zu nehmen. Um es vorweg zu nehmen, die Auflösung der Illusion von der Willensfreiheit¹ ist von durchgreifender Bedeutung. Mit der Erkenntnis der Hintergründe, warum wir wollen, was wir wollen, gewinnen wir Möglichkeiten, endlich ein wirklich friedliches und glückliches Leben für uns selbst zu führen und helfen zu können, es zu verbreiten. Diese Möglichkeiten sind vielen heute Mächtigen (und Wissenden) bekannt. Darum darf es uns nicht wundern, dass die Verbreitung dieses Wissens von den heute Mächtigen eher verhindert als gefördert wird.

    Information ist nicht Wissen, und Wissen ist nicht Erkenntnis

    Wieviel Informationen von anderen nehmen wir auf und bilden daraus unser Wissen? Erkenntnis ist etwas anderes. Erkenntnis gewinnen wir durch Selbsterfahrung und eigene Überlegungen. Wieviel Wissen tragen wir in uns, das wir nicht durch eigene Überlegungen und Selbsterfahrung überprüft haben, aber dennoch für wahr halten? Natürlich sollen wir das Rad nicht neu erfinden, aber es lohnt sich, die Zeit und Ruhe zu nehmen, um die von anderen übernommenen Gedanken und Glaubenssätze zu überprüfen. Wenn wir zum selben Ergebnis kommen, umso besser, wenn nicht, noch besser. Denn, was die Welt braucht, ist eine Veränderung. Weiter zu machen wie bisher zeigt sich nicht als der richtige Weg, wenn wir die Entwicklung der letzten Jahrtausende betrachten. Den Hintergrund sehe ich darin, dass es zwar wunderbare Ideen und Grundsätze gibt, wie Menschen miteinander und mit der Natur umgehen sollten. Die Zehn Gebote zum Beispiel werden wohl die meisten Menschen als sinnvolle Einstellung akzeptieren können. Wenn das aber so ist, warum ist es so schwer, diese einzuhalten? Die meisten wollen es, kriegen es aber nicht wirklich hin, insbesondere dann, wenn sie in kritische Situationen geraten. Meine durch Selbsterfahrung gewonnene Antwort ist einfach: Weil wir nicht wissen, wie unsere Gefühle unserer Verhalten und unser Wollen bestimmen, können wir nicht wirklich dazu kommen, uns selbst und andere zu verstehen. Konflikte sind dann vorprogrammiert. Konflikte mit uns selbst und mit anderen. Konflikte mit uns selbst führen zu Krankheit und Fehlverhalten. Konflikte mit anderen bleiben ungelöst oder werden mit mehr oder weniger körperlicher und seelischer Gewalt gelöst. Es wird die Saat gelegt für weitere Konflikte. Ist aber Verständnis darüber vorhanden, wie menschliches Verhalten zustande kommt, können die Konflikte friedlich aufgelöst werden. Verständnis heißt nicht, jedes Verhalten zu akzeptieren oder als gut oder richtig gelten zu lassen. Wenn wir nicht verstehen, wie Verhalten zustande kommt, kommen wir schnell in Versuchung, den freien Willen als Ursache zu bemühen. Was zur Folge hat, dass wir die Ursachen für das Verhalten gar nicht erst suchen.

    Wir leben

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