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MAGIC MYSTERY STORYS
MAGIC MYSTERY STORYS
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Ebook142 pages1 hour

MAGIC MYSTERY STORYS

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About this ebook

Träume und Visionen.
Protokolle und Gedankentänze.
In acht MAGIC MYSTERY STORYS.
Im Rhythmus, bei dem jeder mit muss.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateMar 22, 2022
ISBN9783347554894
MAGIC MYSTERY STORYS
Author

Jo Ziegler

Jo Ziegler Kurzvita und Bibliografie Im Ruhrgebiet 1949 geboren und dort lebend. Bildender Künstler und Autor einer großen Revier-Chronographie in drei Romanen mit dem Buchtitel Die Ruhr-Trilogie 2008 und 2010 erschienen im Schreibhaus Verlag Bochum Ab 2010 Reaktionsmitglied bei www.kulturproramm.de Ab 2013 Veröffentlichungen in der Edition Bärenklau Berlin Ab 2014 Veröffentlichungen bei Beam eBooks Köln Ab 2016 Veröffentlichungen bei BoD Norderstedt Ab 2018 Veröffentlichungen bei TWENTYSIX und bei www.tredition.de Bücher von Jo Ziegler bei https://www.amazon.de/Jo-Ziegler/e/B00MD912NU

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    MAGIC MYSTERY STORYS - Jo Ziegler

    LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK

    Es ist der fünfte Juli am Sonntag eines ersten heißen Sommertages. Wir sind auf der Rückfahrt und machen eine Pause. Am Kiosk in einer kleinen Seitenstraße trinken wir beide einen Kaffee.

    Danach übernimmt mein Vater das Steuer. Ich stelle den Beifahrersitz in eine bequeme Position. Dabei fahren wir langsam weiter durch die schmale Straße. Links vor einem offenen Hauseingang stehen drei Personen hintereinander an. Über ihnen bläht sich ein krachend gelbes Banner:

    U N G E S T Ü M - V E R L A G

    L E S U N G   H E U T E  !  !   !

    „Da will ich mir mal kurz Infos holen."

    Mein Vater nickt und stoppt rechts vor einem Garagentor.

    „Beeile Dich!"

    Im Hauseingang steht neben der weit geöffneten Haustür ein kleines Tischchen. Darauf eine offene Geldkassette mit Scheinfach und einer himmelblauen Rolle mit Eintrittskarten. Auf dem Hocker dahinter eine kindliche Märchenfee in lila Latzhose. Mit rotbrauner Wuschelmähne und einem schelmischen Blick aus blitzenden seegrünen Augen.

    „Du bist spät dran!"

    Nanu!

    Offensichtlich meint sie meinen Doppelgänger.

    Und das in ihrem Alter?

    „Ich möchte einen Flyer mitnehmen."

    Den hält sie mir mit ihrem bezaubernden Lächeln hin, getoppt von einer niedlichen Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen und einem halblangen spitzen Eckzahn. Sie versprüht Leichtigkeit mit einem Hauch von Hippietum, sexueller Revolution, Umweltschutz, Antirassismus sowie einer allgemeinen Auflösung aller gängigen autoritären Strukturen. Und sie zupft mir blitzschnell den Flyer wieder aus den Fingern.

    Was?

    Was!

    Kichern, Papierrascheln und flüchtiges Streichen über meinen Handrücken beim wiederholten Überreichen des Flyers.

    „Lilli, die Lesung beginnt beizu. Schließe bitte die Haustür und komm herauf in den Lesesaal!", tönt ein sonorer Bass aus dem Hausflur.

    Was?

    Was!

    Wie aus heiterem Himmel packt es mich.

    Der ist ja noch süßer als unser neuer Klassenlehrer, und dieser lange Schlacks im Flatterhemd bekommt glatt einen Satz roter Ohren, ha!

    Andersherum hätte er mich am Finger zupfen können. Wäre das richtiger?

    Doch es geht überhaupt nicht um richtig oder um nicht richtig. Es geht um starke Gefühle. Und darum, sich im ersten Blick zu verlieben…

    Was?

    Was!

    Das erste warme Gefühl ihrer Berührung erreicht mich wie von weit her. Diese zarte Schwingung hat eine magisch pulsierende Aura und wird abrupt nach dieser kurzen Zufallsbegegnung beendet mit einem doppelten Tschüüüs! − Tschüüüs!, begleitet von der 2-Klang Fanfare des VW-Käfers, den mein Vater bereits wendete.

    „Und… was Interessantes gefunden?"

    Wie aus dem Off höre ich mich sagen:

    „Über den Autor der heutigen Lesung, äh… da werde ich mich in einer Buchhandlung erkundigen."

    Offensichtlich war mein Satz roter Ohren abgeklungen.

    „Na denn."

    Die Fahrt geht weiter.

    Ich schließe die Augen.

    Das Märchenwesen Lilli hat mich verzaubert mit ausufernden Variationen der Signalform. Hat sich eingenistet in einem ganz geheimen Winkel meines Gehirns. So verliebt sein, das ist wirklich eine unvernünftige Angelegenheit. Spritzt sie zur Abkühlung einfach prickelndes Mineralwasser durch ihre Zahnlücke, warum nicht?

    Beim baldigen Studium der Zahnheilkunde lerne ich in einer Tabelle die durchschnittlichen Durchbruchszeiten der bleibenden Zähne.

    Dabei kommt mir Lillis bezauberndes Lächeln wieder in den Sinn. Gemäß dieser Tabelle war sie erst 13 Jahre alt. Und sie hat mich angemacht. Oder nicht? Angemacht wie die kindliche Vanessa Paradis mit Bienvenue chez Joe le taxi mit ihrem sexy Markenzeichen der markanten Zahnlücke zwischen den oberen mittleren Schneidezähnen. Medizinisch gesehen gleich einer Espace dentaire, wie auf französisch die Zahnlücke genannt wird. Heiß wie Les dents du bonheur. Und super heiß wie ein Glückszahn mit einer Pfahlwurzel direkt ins Sonnengeflecht meiner Magengrube, wo Chaos herrscht, Aufruhr rollt, Appetit japst, Jubel juckt, Liebe piekst, Schreck schreit, Zorn zwickt − und wo alles Lebendige lauert, um im Blitzgewitter zu zappeln. Spritzt sie tatsächlich zur Abkühlung prickelndes Mineralwasser durch die Zahnlücke − warum nicht?

    Wieder Anfang Juli am Sonntag eines schönen Sommersonnentages − Jahre später: Ich bin auf dem Weg zu einem Hof-Verkauf mit angegliederter Atelier-Ausstellung. Ein heißer Tipp von meinem Studienkollegen aus gemeinsamen Studienzeiten. Von Vogel-Silhouetten auf Zweigen ist die Rede. Prägnant und unverwüstlich aus Cortenstahl. Der aktuelle Verkaufsrenner einer jungen Architekturstudentin.

    Auf dem Weg mache ich eine Pause. Die Gegend kommt mir bekannt vor. Am Kiosk in einer schmalen Seitenstraße trinke ich einen Kaffee. Danach fahre ich langsam weiter durch die schmale Straße. Links ein verrammelter Hauseingang. Darüber ein Bauschild:

    K E R N S A N I E R U N G

    Die Fahrt geht weiter. Ich muss mich auf die Fahrtskizze konzentrieren. Bald endet ein holperiger Landweg auf einer grünen, fetten Weide mit querbeet geparkten Pkws. Ein weicher, hügeliger Untergrund − wie zum Abheben. Dahinter, inmitten vor Stallungen, Nebengelassen und dem gewinkelten Haupthaus ein mannshoher Baumstumpf, gespickt mit verschiedenen Vogel-Silhouetten auf Zweigen. Aus seinem Schattenwurf tritt eine junge Frau hervor mit rotbrauner Wuschelmähne und einem schelmischen Blick aus blitzenden seegrünen Augen.

    „Du bist spät dran!"

    „Lilli, richtig?"

    Sie wirft mit einem Jubelschrei ihre Flyer hoch und wir umarmen uns unter dem Flyer-Regen.

    „Und du, wie ist dein Name?"

    „Ich bin der Jo!"

    „Und du hast heute extra den weiten Weg hierhin aus Dortmund gemacht?"

    „Dortmund?"

    „Na klar, habe ich doch damals auf dem Kfz-Kennzeichen des VW-Käfers gesehen!"

    „Du hast gespinxt?"

    „Klar doch!"

    „Also… Aktuell komme ich aus Essen… Einfach zwei Städte weiter ruhrabwärts… Da habe ich mich inzwischen niedergelassen."

    „In Essen, der Kulturhauptstadt Europas in RUHR.2010?"

    „Genau, in der Mitte von WIR."

    „Jo, lass uns abfahren… jetzt!"

    „Papa, du bist spät dran!"

    „Ich habe die Flyer noch beim Drucker abgeholt."

    „Mama meint, ich könnte sie den Besuchern überreichen."

    „Eine super Idee, das bekommst du locker hin."

    „Jo, Wir haben schon in den ersten drei Stunden die Hälfte der Vogel-Silhouetten auf Zweig verkauft."

    „Wir werden reich."

    „Dann satteln wir die Hühner und machen einen Ausflug in den Knüllwald."

    „Mama, Papa!

    Früh am Morgen habe ich nach dem Zähneputzen durch meine Zahnlücke zwischen den Milchzähnen den beschlagenen Schminkspiegel mit Beleuchtung sauber abgespritzt."

    ENDE

    RATTENBURGER

    Sie werden bereits im neuen Laubenzimmer von Professor Spinnwind erwartet."

    „Danke."

    „Willkommen daheim!

    Atmen Sie tief ein und langsam wieder aus. Entspannen Sie sich im beheizten und vibrierenden Sessel mit Moosfüllung umgeben von Laubinseln und Laubhügeln aktueller Provenienz, denn der Sommer ist längst vorbei. Die Zeit zum Überdenken und zum Memorieren beginnt als Prozess des inneren Monologes, als Mittel bildhafter Umschreibungen, die wir

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