Himmelgrün: Aufregung im Regenwald
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Auf ihrer Reise quer durch den Regenwald begegnet das abenteuerlustige Monster den akrobatischen Kapuzineraffen, dem gefährlichen Jaguar, dem müden Faultier und weiteren bemerkenswerten Waldbewohnern. Aus dem - zunächst kleinen - Abenteuer wird ein bald ein großes; denn als Brumsel erfährt, dass ganz in der Nähe Holzfäller am Werk sind ist guter Rat teuer! Wie sollen die Tiere ihre Baumfreunde vor den kreischenden Maschinen der Baumfäller und den Dschungel vor der Zerstörung bewahren? Brumsel und ihr neu gewonnener Freund, der Affenjunge Wuschel, sind verzagt und ratlos - bis das Baummonster eine Idee hat: alle Waldbewohner sollen mitmachen bei ihrer "Aktion Menschengruseln".
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Himmelgrün - Eva Brockmann
1. Kapitel
Wipfel ist jetzt vierhundertsiebenunddreißig Jahre alt und damit im allerbesten Baumriesenalter. Vor mehr als vier Jahrhunderten, schwankte er als junges Bäumchen in den stürmischen Böen der Urwaldgewitter hin und her und neigte seine dünnen Zweige unter der Last der täglichen Regengüsse fast bis zum Waldboden hinunter. Wipfel war ein Kind des Dschungels und gehörte damit zur artenreichen Großfamilie unter dem Dach der Tropenbäume.
Genau in der Mitte des undurchdringlichen Regenwaldes, wuchs Wipfel Jahr um Jahr heran. Er wuchs und streckte sich, wuchs und reckte sich, wuchs immer dem grünen Blätterhimmel entgegen mit dem die alten Bäume den Dschungel beschirmten.
Jetzt aber, mehr als vierhundert Jahre später, ist der Baumriese Wipfel schon längst dem Jugendalter entwachsen. Er erinnert sich kaum daran, einmal zu den mächtigen Urwaldriesen aufgeschaut zu haben. Seit vielen Jahren ist er selbst so groß - es mögen wohl siebenundsiebzig Meter sein - dass er die anderen Bäume turmhoch überragt und sein zerfurchter Stamm so dick ist, dass eine ganze Affenbande und zwei Riesenschlangen sich an den Schwänzen packen müssen, um ihn zu umkreisen.
Seit Wipfel, an einem besonderen Tag, vor ungefähr hundertfünfundneunzig Jahren, sein oberstes Zweiglein zum ersten Mal über das dichte Blätterdach der Nachbarbäume hinaus gereckt und gestreckt hat, sieht er, wie sich bis zum Horizont das GRÜN ausbreitet. Nicht einfach langweilig grün - sondern: hellgrün, froschgrün, smaragdgrün, grasgrün und dazwischen einige käferrote Pünktchen und vogelbuntes Geflatter.
Bis zu diesen bemerkenswerten Tagen, als seine vorwitzigen obersten Zweige ihm den Blick auf die wundervolle hellfrosch- smaragd- grasgrüne Aussicht eröffneten, hatte sich Wipfel nur in seinem mittleren Baumstockwerk umsehen können. Zwar ist es hier, in der 2. Etage, nicht so hell und sonnig wie in der luftigen Baumkrone des 3. Stockwerks, aber im dämmrigen Dunkelgrün, Zweigleinbraun und Blütenbunt geht es lustig zu!
Die Affen schwingen sich durch Wipfels Geäst, dass es nur so knackt; das Faultier lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen und brummt und faulenzt mit dem Kopf nach unten hängend, vor sich hin. Die Baummonster monstern was das Zeug hält; die Vögel kommen zu Besuch und manchmal bauen zwei ein Nest, dann gibt es Vogelnachwuchs. Die Baumschlangen tun ganz unauffällig und winden sich um dürre Äste. In allen Ritzen der alten runzeligen Baumrinde, kribbeln und krabbeln unzählige Käfer, Spinnen, Fliegen und Ameisen. Und zwischen den Blättern hängen, bewegungslos und fast unsichtbar, die Gespenstheuschrecke und das lebende Blatt. Sie sind Meister der Tarnung im Insektenreich! Mit ihrem braunen, langen Körper, sieht die Gespenstheuschrecke einem Zweiglein zum Verwechseln ähnlich, während das lebende Blatt mit seinen grünen, blattförmigen Flügeln aussieht, als wäre es selber eines.
Aber nicht nur Tiere hausen zwischen Wipfels Zweigen im Dickicht seiner Blätter. Zahlreiche Pflanzen, denen es im Erdgeschoss des Dschungels - auf dem Waldboden - zu dunkel ist, leben in der 1. Baumetage. Da gibt es Pilze und Flechten in leuchtenden Farben; Gewächse, die aussehen wie ein grüner Haarschopf, und Pflanzen, die mit ihren großen Blättern das Regenwasser auffangen. Winzige Frösche leben in den so entstandenen Blättertümpeln, die vom täglichen Regen mit frischem Wasser gefüllt werden.
Regen ist für die Tiere und Pflanzen des Dschungels so notwendig wie die Luft zum Atmen. Der Wald speichert den Regen wie ein riesiger Schwamm und noch Stunden nach einem kräftigen Wolkenbruch tropft es von den Blättern der Bäume auf den Boden: „Plitsch, platsch, plitsch, platsch, blub … da fällt ein dicker Tropfen auf einen Giraffenkäfer, der zum Glück seinen langen Hals aus der Pfütze herausstrecken kann – „plitsch, platsch, plitsch …
Wenn der Regen vorüber ist, krabbeln die Insekten wieder aus ihren Verstecken und der Giraffenkäfer zirpt: „Nächstes Mal passe ich besser auf!"
So nimmt das Dschungelleben seinen Lauf. Seit Wipfel denken kann, vergeht friedlich Tag um Tag, ohne dass sich einer vom anderen besonders unterscheidet.
Morgens geht die Sonne auf und es wird hell über dem Regenwald. Dann beginnen die Vögel zu singen, die Bienen zu summen und die Baummonster zu monstern. Meistens strahlt die Sonne vom Himmel, aber einmal am Tag, so ungefähr zur Mittagszeit, ziehen dunkle Wolken auf und es regnet. Mal mehr, mal weniger, und manchmal so heftig, dass die Regenschnüre wie ein endloser Wasserfall auf Wipfels Baumkrone prasseln. Wenn es eine Zeitlang Tag war, geht die Sonne unter und mit der einbrechenden Dunkelheit kommen die Vögel zu Wipfel zurück, um zwischen seinen Zweigen Unterschlupf zu suchen, den Kopf unter das Gefieder zu stecken und zu schlafen. Die Mondwinde öffnet ihre weiß leuchtenden Blüten und lockt mit süßem Duft die Nachtfalter herbei. Die eben erwachten Fledermäuse fangen einige der schmackhaften Falter, um dann in der Dunkelheit des