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Deutsch in China unterrichten: Einstieg, Probleme und Lösungsvorschläge
Deutsch in China unterrichten: Einstieg, Probleme und Lösungsvorschläge
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eBook218 Seiten2 Stunden

Deutsch in China unterrichten: Einstieg, Probleme und Lösungsvorschläge

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Über dieses E-Book

"Deutsch in China unterrichten" führt den Leser durch den Dschungel an Herausforderungen, die auf einen angehenden DaF-Dozenten in China warten. Es fängt bei der Arbeitgeberwahl an, geht aber schnell zur Zielgruppe über, den chinesischen Studenten. Die fortlaufenden Teile sind an typischen DaF-Didaktik-Lehrwerken orientiert und thematisieren weniger Standardthemen als viel eher einsichtsreiche Empfehlungen für eine lerngruppenspezifische Didaktik.

Die Wahl des Arbeitgebers in einer klassengesteuerten Hochschullandschaft birgt genau wie der Arbeitsvertrag zahlreiche Stolpersteine - wie das erste Drittel des Buches und der ergiebige Anhang mit Muster eines Arbeitsvertrages, Leitfaden für die Visumsbeantragung und Survival Kit für China aufzeigt. Der Autor Benedikt Langenbach unterrichtet selbst an einer chinesischen Universität und hat sein taufrisches Erfahrungswissen in ansprechender Form für den Leser gebündelt. Die Lerngruppe, die chinesischen Studenten, deren Eigenheiten und kulturell anderer Lernfokus bestimmt den weiteren Verlauf und führt zu den Hauptkapiteln über die vier Kernkompetenzen Sprechen, Hören, Schreiben und Lesen. Die Phonetik nimmt der Autor vorweg und begegnet dem Deutschlernen zunächst über das Phänomen Sprechen. Die ebenfalls der DaF-Didaktik entstammenden Bereiche Wortschatz und Grammatik werden um das interessante Kapitel über die Eigenheiten des Mandarin erweitert. Dem besonderen Stellenwert der Landeskunde für chinesische Deutschlerner widmet Benedikt Langenbach ein eigenes Kapitel bevor Sozialformen und Methoden in das Resüme des Buches einleiten: Ein nachhaltiges Lernkonzept für chinesische Deutschlerner.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum27. März 2019
ISBN9783748255703
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    Buchvorschau

    Deutsch in China unterrichten - Benedikt Langenbach

    Einführung

    Das Problem, in einem fremden Land zu unterrichten, besteht darin, dass man das Problem nicht kennt. Versteht man das Problem, bestimmt es fortan den Unterricht.

    Während meiner Tätigkeit als Deutschlehrer in China an der Zhejiang Universität für Wissenschaft und Technik (ZUST) ist mir erst bewusst geworden, wie viel an Wissen mir eigentlich über China fehlte. Ich bin auf zahlreiche Stolpersteine gestoßen, die man als Deutschlehrer in China zu überwinden hat. Mir wurde klar, dass nicht nur die fremde Kultur und die Sprachbarriere eine enorme Hürde darstellen. Vielmehr funktioniert die gesamte Hochschullandschaft nach einem völlig anderen System. Der Unterricht als kleinste Einheit ist massiv von diesem System beeinflusst. Die großen Probleme der Studenten mit der deutschen Sprache brachten mich zum Grübeln und mir wurde immer klarer: Eine DaF-Didaktik (Deutsch als Fremdsprache) muss in China anders gestaltet sein, als für typisch europäische Lerngruppen. Die Standardkonzepte funktionierten in China einfach nicht zufriedenstellend. Man hat hier eine Lerngruppe mit ganz vielen Eigenheiten vor sich, die, um die Gruppe nicht zu verlieren, in Ihrer eigenen, statt der fremden Denkweise adressiert werden muss. Ist schon die Sprachbarriere zu überwinden, so sollte doch wenigstens das Lernen nach chinesischer Herangehensweise erfolgen. Aber wie lernen Chinesen? Ich musste es auf die harte Tour lernen und habe mit ständigen Vor- und Rückschritten stetig meinen Kurs korrigiert. Am Ende hatte ich zwar noch keine fertige Didaktik als Gesamtkonzept vorliegen – das würde Jahre dauern - aber mir liegt nun klar vor Augen, welche Fehltritte man vermeiden sollte und wie eine Didaktik für chinesische Deutschlerner aussehen sollte. Alle diese Erfahrungen habe ich in diesem Buch niedergeschrieben und hoffe, dass ich damit Ihren Einstieg als DaF-Dozent in China erleichtern kann. Chinesische Studenten sind in diesem Buch die Zielgruppe, aber auch, wenn Sie an einer grundständigen Schule arbeiten oder in Sprachschulen mit gemischten Gruppen wird dieses Buch sehr hilfreich sein. Schließlich finden viele Verhaltensweisen ihren Ursprung in der Kultur und nicht so sehr im Lebensalter. Die ersten Kapitel widmen sich über die Zielgruppe hinaus dem Arbeitseinstieg und der Hochschullandschaft, die Sie zu erwarten haben. Eine Anleitung für die Beantragung eines Arbeitsvismus und einen beispielhaften Arbeitsvertrag finden Sie im Anhang. Dann werden die einzelnen Kernkompetenzen Sprechen, Hören, Schreiben, Lesen, sowie die Grammatik und der Wortschatz besprochen. In dem Kapitel über die Eigenheiten des Mandarin und Landeskunde geht es um chinaspezifische Gesichtspunkte der Lehre. Mit den Sozialformen und Methoden ende ich die Untersuchung. Am Ende fasse ich die Ergebnisse zu einem Rahmenprogramm (framework) für eine chinesische DaF-Didaktik zusammen.

    Wenn wir uns die Ergebnisse des Hochschulzugangstests TestDaF¹ in den letzten Jahren anschauen, wird schnell ersichtlich: Chinesen haben gewaltige Deutschlernprobleme. Das ist besonders traurig, weil sie mit über einem Drittel die größte Lerngruppe weltweit darstellen und der chinesische Fleiß in der ganzen Welt bekannt ist. Es ist auch deshalb schade, weil Deutsch als Fremdsprache weniger beliebt ist als Englisch oder Französisch und wir Deutschlehrer eigentlich einen Ruf gutzumachen hätten, dass Deutsch eine schöne Sprache ist. Anders als in der Kulturnation Frankreich und der ehemaligen Weltmacht England gilt Deutschland als Maschinenwunderland, dass von kühlen und unfreundlich direkten, wenn auch erfinderischen, biertrinkenden Fußballspielern bewohnt wird. Das ist natürlich ein Klischee, aber tatsächlich scheint es beim Deutschunterricht vor allem ein Wunsch der Eltern zu sein, dass ihre Kinder die Sprache lernen, was bei Französisch oder Spanisch nicht so sehr der Fall ist. Das ist erst einmal ein Nachteil, was die Lernmotivation für die Studenten betrifft. Aber eigentlich ist es ein großer Vorteil, denn das bedeutet auch, dass Deutsch als Fremdsprache sehr ernst genommen wird, obwohl Deutsch außerhalb von Europa nirgends Landessprache ist. Das zeigen auch die steigenden Bewerberzahlen chinesischer Studenten, deren Gesamtzahl ja mit jährlich über zwanzigtausend Bewerbern schon vier bis fünfmal so hoch ist, wie aus anderen Ländern. Chinesische Studenten schließen ihre TestDaF-Prüfungen im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt wesentlich schlechter ab, wie beide Grafiken zeigen:

    Der hellblaue Balken steht hier für ein Testergebnis, dass niedriger als TestDaF-Niveaustufe drei (TDN 3) ist. Damit sind die Teilnehmer praktisch durchgefallen. Der blaue Balken steht für ein Testergebnis von TDN 3 in allen Prüfungsteilen. Diese Bewerber erhalten größtenteils eine eingeschränkte Zulassungserlaubnis, die nur an bestimmten Universitäten als Hochschulzulassung ausreicht. Die Teilnehmer, die den blauen Balken ausmachen, haben eine uneingeschränkte Hochschulzulassung TDN 4 oder höher erreicht. Während der weltweite Durchschnitt die Gruppen etwa zu gleichen Anteilen drittelt, fallen in China knapp 50% der Bewerber durch, etwa 35% erreichen eine eingeschränkte und nur 15% eine uneingeschränkte Hochschulzulassungsberechtigung. Interessant ist, dass die chinesische Spitzengruppe um ca. 10-15% geringer ist und die Durchfallquote chinesischer Studenten um 15-20% höher liegt. Der Anteil der mittelstarken Bewerber liegt dagegen ungefähr im Weltdurchschnitt. Chinesen haben also vor allem ein Problem in der grundständigen Beherrschung und in der Perfektion der Sprache. Es scheint, dass die Lernerfolge ein gewisses Niveau gar nicht erst erreichen, oder ab einem gewissen Niveau stagnieren.

    ¹ https://www.testdaf.de/

    Lehrvoraussetzungen

    Jedes System beeinflusst die Resultate, die in ihm erzielt werden. Besonders bei Lehreinrichtungen ist dies der Fall. Die Ausgangssituation, also die Lehrvoraussetzungen, als DaF-Lehrer in China ist speziell und hat einen bedeutenden Einfluss auf das tägliche Unterrichten und das Arbeitsumfeld. Wir müssen uns also zunächst mit den Arbeitsbedingungen beschäftigen. Das betrifft Ihren Arbeitgeber, Ihren Arbeitsvertrag und dann aber auch das Hochschulsystem Chinas und dessen Besonderheiten. Diese wiederum beeinflussen nämlich Ihre Lerngruppe, die chinesischen Studenten.

    Die Wahl des Arbeitgebers

    Bei Ihrer Suche nach einer DaF-Stelle in China werden Sie schon gemerkt haben, dass die Auswahl der zur Verfügung stehenden Arbeitgeber sehr begrenzt ist. Das hat vor allem den Grund, dass der Zugang von ausländischen Fachkräften ins Land stark kontrolliert wird und es ja auch viele Chinesen gibt, die DaF gelernt haben oder einen Master in Germanistik in Deutschland absolviert haben und auch mit Arbeit versorgt werden wollen. Diese chinesischen DaF-Lehrkräfte haben ja auch einen nicht kleinzuredenden Vorteil: Sie können Chinesen in Ihrer Muttersprache die Widrigkeiten der deutschen Sprache erklären - weshalb das so wichtig ist, wird im Kapitel „Die Eigenheiten des Mandarin" deutlich. Als Arbeitgeber werden Sie hauptsächlich Hochschulen und Universitäten vorfinden. Zwar gibt es auch spezielle Angebote für Sprachlehrer an Erziehungseinrichtungen (Schulen, Kindergärten usw.) und in der Mitarbeiterschulung bei Unternehmen, aber sie werden bei diesen Trägern immer mit demselben Problem konfrontiert sein: Wie bekommen Sie dort Ihr Arbeitsvisum? Nun gehen die meisten Deutschen davon aus, dass jemand nicht inserieren wird, wenn er nicht garantieren kann, dass man ein Arbeitsvisum erhält – aber in China können Sie davon nicht ausgehen, denn: Jedes Unternehmen kämpft darum, von den staatlichen Behörden anerkannt zu werden, und nur die staatlichen Behörden entscheiden, wer ausländische Mitarbeiter einstellen darf. Tendenziell stellt jeder ausländische Mitarbeiter ein Problem dar, und es muss einwandfrei belegt werden, weshalb die Firma eine ausländische Fachkraft braucht. Nun ist das ja bei einem Sprachlehrer ein eindeutiges Kriterium: Die Expertise in der Zielsprache. Aber trotzdem bekommen Sie jede Menge Probleme, sobald Sie sich außerhalb eines anerkannten Trägers bewegen. Ich rate Ihnen daher anfänglich von Stellenangeboten der Sprachschulen ab! Sprachschulen sind genau diese nicht staatlich anerkannten, privaten Träger, die in der Regel nicht über die Segnung der Partei verfügen, Ausländer einstellen zu dürfen. Seien Sie äußerst skeptisch, wenn Sie ein Angebot einer Sprachschule lesen, und deren gesamte Website nur auf Chinesisch verfügbar ist. Erkundigen Sie sich genau nach dem Gehalt und lesen Sie so viele Kommentare auf Deutsch oder Englisch durch, die sie zu dieser Schule finden können. Mit einer Bewerbung an einer allgemeinbildenden Schule habe ich bisher keine Erfahrungen sammeln können. Sollten Sie sich dort bewerben, werden Sie sicherlich eine Elite-Einrichtung vorfinden, deren zahlungskräftige Elternschaft sich sogar einen deutschen Muttersprachler als Sprachdozent leisten kann – entsprechend hoch werden die Anforderungen sein. Universitäten sind staatlich stark kontrollierte Träger: Das ist für Sie ein großer Vorteil. Denn am Staat führt für Sie als Ausländer kein Weg vorbei. Was heißt das in der Praxis? Sie bekommen ein Visum ohne größere Probleme, Sie zahlen vielleicht nicht einmal für einen Übersetzer Ihrer Dokumente, Sie können sich auf den Arbeitsvertrag und die Klauseln verlassen, für Unterkunft und Verpflegung ist gesorgt und Sie bewegen sich in einem Kreis ausländischer Fachdozenten, die Ihre Interessen teilen – ein nicht zu unterschätzender Vorteil, falls es Probleme geben sollte. Dazu kommt, dass Sie nach Ablauf Ihres Arbeitsvertrages ein Arbeitszeugnis (in China i.d.R. nicht qualifiziert) zukünftig vorzeigen können, dass in China etwas zählt – natürlich je mehr, desto renommierter Ihre Uni ist. Lesen Sie sich aber genau Ihren Arbeitsvertrag durch, denn auch an mancher Uni ist das Fremdsprachezentrum ausgelagert und handelt mit deutlich niedrigeren Gehältern.

    Ihr Arbeitsvertrag – Unterschiede für Arbeitnehmer

    Lesen Sie die Internetforen zu diesem Thema durch, stellen Sie fest, dass es jede Menge enttäuschter Chinareisender gibt: Von Minderbezahlung hin zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen über Visaaustellungsprobleme, die zur Flugverschiebung führen, bis hin zum Abspringen vom Vertrag in letzter Minute ist alles dabei. Denken Sie also immer bei der Arbeitssuche daran, dass Sie das chinesische Rechtsystem – ohnehin ein der Willkür ausgesetztes, anfälliges System – oft nicht schützt. Das heißt nicht, dass es in China kein Recht und keine Ordnung gäbe, aber Arbeitnehmer sind im Zweifelsfalle äußerst dünn abgesichert. Denken wir an die unzureichenden Arbeitnehmerschutzmaßnahmen nach dem Wiederaufbau in Deutschland, können wir diese Situation des aufstrebenden Landes verstehen. China befindet sich im Aufbau – und dem Wachstum der Industrie wird jedes menschliche Bestreben tende