Supernulf: Und die Tücken des Alltags
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Wenn auch eher selten. Aber wenigstens fühlt es sich für ihn so an, wenn er Wurst-Betrüger entlarvt, der Bakshish-Bande den Garaus macht, die Tripper-Trutschen zurechtweist, Pappnasen verprellt oder dem Glamping-Gedöns ein Ende setzt. Und das ist doch die Hauptsache: Ein super Gefühl.
Verpackt in 30 Comedy-Doku-Soap-Trash-Kurzgeschichten, verzapft von Johnboy Schneider.
Einfach super.
Johnboy Schneider
Johnboy Schneider wurde gemeinsam mit seinem Alter Ego Jan Willand Schneider am exakt selben Tag im März 1974 geboren, um fortan seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Nachdem auch er selbst laufen gelernt hatte, begann Johnboy Comics zu zeichnen und fiktive Nonsens-Magazine zu schreiben. Seine Gestaltungslust mündete zunächst in ein Studium zum Marketingkommunikationswirt und gipfelte später in einer Ausbildung zum Visualisierer/Visual Facilitator. Neben der beruflichen Schönfärberei als Marketing- und Branding-Fuzzi frönte er regelmäßig der Schönschreiberei und verirrte sich mit seinen Gedanken in der Fantasywelt. Seither treibt er als passionierter Wortspieler sein nebenberufliches Unwesen. Johnboy lebt mit seinem Alter Ego Familie, Katze, Hund, noch einem Hund und guter Laune am Rande des Teutoburger Walds.
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Book preview
Supernulf - Johnboy Schneider
Ein Buch für alle,
die ihr inneres Kind
mit all seiner herrlich
befreienden Albernheit
im Alltagstaumel
nicht vergessen haben.
Ihr dürft
über diesen Unsinn
lachen.
Vorleseübersicht
SUPERNULF und die furiosen Fluten
SUPERNULF und die Gemüse-Gangster
SUPERNULF und das Disco-Desaster
SUPERNULF und die Zigeuner-Zicke
SUPERNULF und der Bart-Banause
SUPERNULF und die Trachten-Prügel
SUPERNULF und der Bier-Bulle
SUPERNULF und die Schreckschraube
SUPERNULF und Draufgänger-Depp
SUPERNULF und der Wurst-Wahn
SUPERNULF und der Kino-Chaot
SUPERNULF und das Auto-Adrenalin
SUPERNULF und das Reibeisen
SUPERNULF und die Labertaschen
SUPERNULF und die Tripper-Trutschen
SUPERNULF und Hochwasser-Höhe
SUPERNULF und die Bombenstimmung
SUPERNULF und die Pappnasen
SUPERNULF und die Bakshish-Bande
SUPERNULF und die Kostüm-Kasper
SUPERNULF und die Tussen-Töle
SUPERNULF und die Quoten-Qual
SUPERNULF und der Plastik-Bomber
SUPERNULF und die Hausbesitzerin
SUPERNULF und das Wetter-Wettern
SUPERNULF und die Berufsberufung
SUPERNULF und die Hitzewallung
SUPERNULF und Der-will-nur-spielen
SUPERNULF und das Glamping-Gedöns
SUPERNULF und die Riesenraupe
EPISODE
SUPERNULF
UND DIE FURIOSEN FLUTEN
Er bog rasch um die Ecke und warf noch schnell einen Blick hinter sich, bevor er durch die Hauswand krachte. Nun war schnelle Reaktion gefragt. Kurz entschlossen hob er den Blick wieder auf und starrte um sich.
„’N Abend die Herren", sagte er zu den Männern, in deren Wohnzimmer er gerade stand. An die verstörten Gesichter der Menschen hatte er sich mittlerweile gewöhnt. Schließlich passiert es auch nicht jeden Tag, dass irgendein Kerl, strotzend vor abnormer autosuggestiver Kraft, gekleidet in schwarzes edelstes Tuch mit schriller, dunkelschwarzer Krawatte durch die Hauswand ins Wohnzimmer rennt. Seine wahre Identität kannten nur seine nächsten Nächsten. Seine geheime auch: Er war Supernulf, der neue revolutionäre Superheld. Noch nicht lange am Markt hatte er schon einige Katastrophen verhindern, zahlreiche Leben retten, zig Verbrechen vereiteln und Hunderten alter Omis über die Straße helfen können.
Jetzt wurde es das erste Mal supergefährlich.
„Das erste Mal tut es immer ein bisschen weh", sagte er in Gedanken vor sich hin und rieb seine Schulter. Die Männer nickten verständnisvoll. Eins war sicher: Hier würden ihn die aufgebrachten Mehlbauern, die er bei einer Drogenrazzia in Brasilien versehentlich mit eingelocht hatte, nicht finden. Nun galt es, die Gelegenheit zu nutzen und etwas Werbung in eigener Sache zu machen. Die Menschheit hing schon zu lange an flügellahmen Fledermäusen aus Gotham City und bebrillten Reporter-Fuzzis aus Metropolis, die in ihrer Freizeit absurd rot-blaues Strampelsatin trugen. Es war Zeit für einen modernen Helden, eine Sympathiefigur, die ins Zeitgeschehen passte; eine heldenhafte Zeitgeschehen-Sympathiefigur.
Supernulf rieb sich sein supermarkantes Kinn und schaute in die Runde, als seinem Scharfsinn, ohne den er niemals das Haus verließ, mehrere ungewöhnliche Dinge auffielen: Er war schlecht rasiert, er hatte den Ausdruck „heldenhafte Zeitgeschehen-Sympathiefigur" noch nie zuvor gehört und zweifelte noch an seiner Existenz im Duden, und er hatte noch immer nichts zu trinken.
„Öhem, begann er seinen Auftritt, „dann erst mal guten Tag. Mein Name ist Supernulf und ich bin neu hier in der Nachbarschaft. Ich bin sozusagen eine heldenhafte Zeitgeschehen-Sympathiefigur, Beschützer des Rechtmäßigen, Bollwerk wider dem kriminellen Element. Hier meine Karte…
, schoss es aus ihm heraus als er merkte, wie superpeinlich und völlig unangemessen dieses Gelaber war.
„Wie auch immer. Einmal in ihrem Zimmer denk ich mir: hat hier jemand Dosenbier?", fuhr er wesentlich professioneller fort. Gehüllt in das eloquente Gewand lyrischer Umgangsformen fühlte er sich sicher. Einer der Anwesenden warf ihm eine superkalte Dose Pils zu. Supernulf fing sie elegant mit einer Hand und noch ehe er sich an seiner eigenen Geschicklichkeit ergötzen konnte, hatte sich sein Daumen am unteren Rand der Dose tief ins Blech gebohrt und ein gewaltiges Loch ins Futter gerissen.
„Yeah! Die Königin unter den Bieren", prollte er und verstummte plötzlich. Hatte er seine geheime wahre Identität als popeliger Werbe-Fuzzi nicht leichtsinnig aufs Spiel gesetzt?! Jetzt nur keinen Fehler machen! Er nutzte den Moment erstaunter Gesichter auf dem Dreisitzer aus Velour, setzte das Loch an den Mund, riss im Aufschwung die Verschlusslasche ab und stürzte das drohende Nass den Rachen hinab. In großen Wogen flutete das Bier furios seine Speiseröhre. Er kämpfte und schluckte; er rang mit dem Bier und verschlang es in großen Zügen. Ein unglaublicher Rülps verkündete schließlich den Sieg. Fasziniert sprangen die Männer auf. Jubelnder Beifall bestätigte Supernulf die Wichtigkeit seiner Existenz. Und die Coolness seines Geschäftsgebarens.
Befriedigt machte er sich auf den Heimweg. Wieder einmal war es Supernulf gelungen, seinen Namen in der Gesellschaft zu manifestieren. „Superman, wart‘s nur ab", hörte man ihn hämisch nuscheln, als er um die Ecke bog.
EPISODE
SUPERNULF
UND DIE GEMÜSEGANGSTER
Supernulf entstaubte seine verstaubte Jacke. Er musste leicht husten, als ihn die Staubpartikelchen, die vom aufgewirbelten Staub seiner völlig verstaubten Jacke herrührten, angriffen.
Er erinnerte sich verschwommen an die Ereignisse der vergangenen sechsunddreißig Stunden: Er hatte sich gerade ein superheißes Bad eingelassen. Die Bergung eines gesunkenen Öltankers forderte Tribut. Gerade riss er eine Dose Pils, als es eventuell klopfte. Er stürzte zur Tür und sah sich um.
‚Unglaublich leer hier’, dachte er und beschloss spontan, kurz beim Gemüsehändler vorbeizuschauen. Just in dem Moment, als er sein geschniegeltes Jackett überwarf, marschierte er los.
Als er den kleinen, lustigen, türkischen Gemüseladen betrat, fiel ihm sofort der kleine, lustige, türkische Gemüsehändler auf, den er mit einem „Sagen Sie, wo finde ich hier mein heiß geliebtes Dosenbier?" begrüßte. Erstaunt über seinen spontanen Paarreim überhörte er die Antwort des Händlers; sein Gaumen wies ihm den Weg.
Im Vorbeigehen musterte er ein paar randalierende Omas an der Obsttheke. Er beobachtete eine Weile, wie sie mit leeren Underbergs um sich werfend Anti-Altenheim-Parolen grölten. Und gab ihnen Recht. Dennoch, ihr Verhalten war nicht sittsam, so viel war klar, nachdem ihn eines der Underberg-Fläschchen am Schienbein getroffen hatte. Kurz entschlossen baute er seine mächtige Statue vor ihnen auf und hob zu einer Moralpredigt an.
„Aber bitter meine jungen Damen, was soll den das Getöse. In meiner Funktion als Supernulf möchte