Notruf aus Sevilla: Notarzt Dr. Winter 36 – Arztroman
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In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar.
»Es gibt Nächte, die haben es wirklich in sich«, sagte Dr. Winter und wandte sich seufzend dem Unfallopfer zu, das soeben gebracht worden war. Es war noch nicht einmal Mitternacht, aber in der Kurfürsten-Klinik herrschte schon seit zwei Stunden Hochbetrieb. Erst war eine Hochschwangere gebracht worden, bei der die Wehen eingesetzt hatten – unglücklicherweise während eines Theaterbesuchs. »Ich dachte, es wäre noch etwas Zeit«, hatte die junge Frau geseufzt. »Es sind doch noch mindestens zehn Tage bis zur Geburt.« »Ganz offensichtlich nicht mehr«, war Adrian Winters lakonische Antwort gewesen. Und dann hatte er sich gar nicht mehr mit der werdenden Mutter unterhalten können, denn nach zwei kurzen Wehen drängte sich schon ein kerngesundes kleines Mädchen ans Licht der Welt. Sie hatten es noch nicht einmal mehr bis zum Kreißsaal geschafft, das Kind wurde noch in der Notaufnahme geboren. Aber es war gesund, wog mehr als sieben Pfund, und auch die junge Mutter hatte die Geburt schnell überstanden. »Ich sag's ja immer«, meinte sie, »bei mir muss alles im Eiltempo gehen.« »Aber nicht das nächste Kind zu kriegen«, konnte der frischgebackene Vater gerade noch sagen, dann erstickten seine Worte im Geräusch der Sirenen, die von draußen ertönten. Drei Sanitätswagen fuhren vor und brachten Schwerverletzte. Auf der Autobahn war es zu einer Massenkarambolage gekommen, und von den mehr als 20 Unfallopfern waren auch drei der Kurfürsten-Klinik zugewiesen worden. Dr.
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Kurfürstenklinik
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Notruf aus Sevilla - Nina Kayser-Darius
Notarzt Dr. Winter
– 36 –
Notruf aus Sevilla
Der Chefarzt muss eine spanische Tragödie verhindern
Nina Kayser-Darius
»Es gibt Nächte, die haben es wirklich in sich«, sagte Dr. Winter und wandte sich seufzend dem Unfallopfer zu, das soeben gebracht worden war.
Es war noch nicht einmal Mitternacht, aber in der Kurfürsten-Klinik herrschte schon seit zwei Stunden Hochbetrieb.
Erst war eine Hochschwangere gebracht worden, bei der die Wehen eingesetzt hatten – unglücklicherweise während eines Theaterbesuchs.
»Ich dachte, es wäre noch etwas Zeit«, hatte die junge Frau geseufzt. »Es sind doch noch mindestens zehn Tage bis zur Geburt.«
»Ganz offensichtlich nicht mehr«, war Adrian Winters lakonische Antwort gewesen. Und dann hatte er sich gar nicht mehr mit der werdenden Mutter unterhalten können, denn nach zwei kurzen Wehen drängte sich schon ein kerngesundes kleines Mädchen ans Licht der Welt.
Sie hatten es noch nicht einmal mehr bis zum Kreißsaal geschafft, das Kind wurde noch in der Notaufnahme geboren. Aber es war gesund, wog mehr als sieben Pfund, und auch die junge Mutter hatte die Geburt schnell überstanden.
»Ich sag’s ja immer«, meinte sie, »bei mir muss alles im Eiltempo gehen.«
»Aber nicht das nächste Kind zu kriegen«, konnte der frischgebackene Vater gerade noch sagen, dann erstickten seine Worte im Geräusch der Sirenen, die von draußen ertönten.
Drei Sanitätswagen fuhren vor und brachten Schwerverletzte. Auf der Autobahn war es zu einer Massenkarambolage gekommen, und von den mehr als 20 Unfallopfern waren auch drei der Kurfürsten-Klinik zugewiesen worden.
Dr. Winter und seine Helfer versuchten alles in ihrer Macht Stehende, um den Menschen zu helfen, doch für einen alten Mann mit einem Schädelbasisbruch gab es letztendlich keine Rettung, er erlag nach einer halben Stunde seinen schweren Verletzungen.
Mehr Glück hatte da die junge Frau, die einen doppelten Beinbruch und eine Lungenquetschung erlitten hatte. Sie würde zwar noch eine Weile unter starken Schmerzen leiden, doch es war nicht allzu schwierig, ihr optimal und erfolgreich zu helfen.
Auch dem etwa vierzigjährigen Mann mit dem gebrochenen Schlüsselbein und der stark blutenden Kopfwunde konnte Dr. Winter nach der Behandlung versichern, dass keine Folgeschäden zurückbleiben würden.
»Das Schlüsselbein heilt rasch, und von der Narbe wird man spätestens in einem Jahr kaum noch etwas sehen«, versicherte er.
»Ach was, das ist nicht wichtig. Die Hauptsache ist, dass ich lebend aus dem Autowrack rausgekommen bin.« Der Mann verzog leicht das Gesicht. »Glauben Sie mir, ich dachte, ich erlebe einen Horrortrip, als ich im Rückspiegel sehe, wie mir der Laster immer näher kommt – und der Mann hinterm Lenkrad nicht die geringsten Anstalten macht zu bremsen.«
Adrian nickte. »Das kann ich mir vorstellen. Aber der Mann konnte nicht mehr reagieren. Das haben wir inzwischen von der Polizei erfahren. Er hat hinter dem Steuer einen Herzinfarkt erlitten.«
»Und? Lebt er?« Jetzt schwang Mitleid in der Stimme des neuen Patienten mit, und das machte ihn in Adrian Winters Augen gleich noch sympathischer.
Doch der Chef der Unfallabteilung konnte die Frage nicht beantworten. »Tut mir leid, ich weiß nicht, wohin man ihn gebracht hat. Die Verletzten sind auf verschiedene Kliniken verteilt worden.«
»Na, ich bin froh, hier bei Ihnen gelandet zu sein. Danke, Doktor, dass Sie mich so gut verarztet haben.«
»Keine Ursache, dafür bin ich da. Aber jetzt sollten Sie ein wenig zu schlafen versuchen. Ruhe tut Ihnen bestimmt gut.«
»Ach was, dazu bin ich viel zu aufgedreht.«
Adrian lächelte und gab Schwester Monika, die ihm assistiert hatte, einen Wink. Sie lächelte verständnisinnig zurück und reichte ihm wenig später eine Spritze.
Noch ehe der Patient wusste, wie ihm geschah, hatte Adrian ihm die beruhigende Injektion verpasst – und gleich darauf sank der Mann in den dringend benötigten Schlaf.
»Auch so kann sich ein Schock zeigen«, meinte Adrian. »Nun gut, jetzt hat sein Organismus die benötigte Ruhe. Bringt ihn auf Station.«
Schwester Monika nickte, und nachdem auch dieser Patient versorgt war und es für einen Moment ruhig zu sein schien, beschloss Adrian Winter, kurz nach draußen zu gehen und frische Luft zu schnappen.
In der Halle traf er Dr. Halberstett, den Gynäkologen.
»Na, willst du vor der Arbeit flüchten?« flachste Christian Halberstett.
»Nur mal kurz Frischluft tanken.« Adrian gab dem Freund und Kollegen die Hand. »Was machst du denn so spät noch hier? Ich hab dir doch schon die Arbeit abgenommen. Du, ich sag dir … diese junge Frau, die eben wie im Vorbeigehen ihr Kind in der Ambulanz bekommen hat, ist wirklich nervenstark. Setzt sich ganz ruhig ins Theater und bleibt auch noch gelassen, als sie mitten im schönsten Durcheinander ihr Baby bekommt.«
Dr. Halberstett nickte. »Ja, sie ist eine Freude für jeden Mediziner. Aber leider gibts auch andere Fälle. Eben musste ich einer jungen Frau beibringen, dass das Baby, auf das sie sich so gefreut hat, tot zur Welt gekommen ist.«
Adrian Winter verzog leicht den Mund. »Ach du meine Güte, das ist furchtbar. Um die Aufgabe bist du nicht zu beneiden.«
Dr. Halberstett zuckte mit den Schultern. »Na ja, das gehört eben auch zu unserem Beruf. Glück und Leid liegen eben oft sehr dicht nebeneinander.«
»Und was machst du jetzt?« wollte Adrian wissen.
»Jetzt fahre ich endlich heim. Meine Familie weiß schon fast nicht mehr, wie ich aussehe.«
»Ich begleite dich zum Wagen.«
Nebeneinander verließen die beiden Ärzte das Klinikgebäude, das in Berlin Charlottenburg lag. Der Lärm der Großstadt war deutlich zu hören, und es war gut, dass die Kurfürsten-Klinik von einem kleinen Park umgeben war, der manches Geräusch schluckte und in dem sich sowohl Patienten als auch Ärzte und Pflegepersonal gern erholten.
Gerade wollte sich Dr. Winter von seinem Freund verabschieden, als beide Männer wie auf Kommando stehen blieben.
»Was war das?« fragte Dr. Halberstett.
Adrian schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Vielleicht ein Tier. Oder es ist irgendein Geräusch von der Straße bis hierher gedrungen.«
Aber daran glaubte er selbst nicht so recht, und so blieben die beiden Männer nach wenigen Schritten wieder stehen und lauschten in die Dunkelheit.
»Da …« Dr. Halberstett griff nach Adrians Hand. »Da war es wieder! Wie ein leises Weinen. Oder das Jaulen eines kleinen Hundes.«
Auch Adrian hatte das Geräusch gehört. Er ging entschlossen nochmals ein paar Schritte zurück – und jetzt hörte er es genau!
»Hier, im Buschwerk muss was sein!« rief er Dr. Halberstett zu, und schon schob er die Zweige eines Haselnuss-Strauches beiseite.
»Ich versteh die Leute einfach nicht«,