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Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band
Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band
Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band
Ebook235 pages3 hours

Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band

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About this ebook

Dieser Band enthält folgende Krimis

von Thomas West:



Kein Verbrechen ohne Sühne

Triebfeder Hass



Eine Reporterin verschwindet, aber vorher konnte sie noch mitteilen, woran sie arbeitete. Eigentlich recherchierte sie über uneheliche Kinder, doch etwas anderes war herausgekommen: Ein geplantes Attentat im Basketballmilieu. Ein heißes Eisen! Das Verschwinden der Reporterin ruft das FBI auf den Plan. Jesse Trevellian, eigentlich schon im Urlaub, wird von einer alten Freundin um Hilfe gebeten und nimmt sich der Sache an.


LanguageDeutsch
PublisherAlfredbooks
Release dateNov 15, 2022
ISBN9783745225402
Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band

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    Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band - Thomas West

    Krimi Doppelband 148 - Zwei spannende Thriller in einem Band

    Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Krimis

    von Thomas West:

    Kein Verbrechen ohne Sühne

    Triebfeder Hass

    Eine Reporterin verschwindet, aber vorher konnte sie noch mitteilen, woran sie arbeitete. Eigentlich recherchierte sie über uneheliche Kinder, doch etwas anderes war herausgekommen: Ein geplantes Attentat im Basketballmilieu. Ein heißes Eisen! Das Verschwinden der Reporterin ruft das FBI auf den Plan. Jesse Trevellian, eigentlich schon im Urlaub, wird von einer alten Freundin um Hilfe gebeten und nimmt sich der Sache an.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Kein Verbrechen ohne Sühne

    Krimi von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 114 Taschenbuchseiten.

    Der Prozess gegen drei Verbrecher aus der Belucci-Familie soll beginnen, doch vorher wird die kleine Tochter des zuständigen Richters entführt. Damit steht nicht nur der Prozess auf der Kippe, das FBI muss sich beeilen, um das Kind lebend zu befreien. Bronco Belucci schreckt auch vor einem der schrecklichsten Verbrechen nicht zurück, um seine Familie vor dem Gesetz zu bewahren. Aber in diesem Fall gibt es besondere Umstände.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Alle Rechte vorbehalten.

    w ww.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Er zog die kleine Tür hinter sich zu und machte es sich auf dem einzigen Sitz bequem. Die halbdunkle Kabine nahm ihn in ihre Geborgenheit auf. Es roch nach Holz, Leder und Weihrauch. Alles, was ihm durch den Kopf ging, alles, was ihn bewegte und besorgt machte, fiel von ihm ab. Für die nächsten zwei Stunden würde er Priester sein. Priester, und weiter nichts als Priester.

    Er zog das Schiebetürchen des buchdeckelgroßen Fensters an der Trennwand auf. Es war eher ein Lauschfenster als ein Sichtfenster, denn immer noch trennte ihn jetzt eine dunkelbraune, kunstvoll von zahllosen Löchern durchbrochene Holzplatte von der anderen Seite des Beichtstuhls. Im Halbdunkel, das dort herrschte, sah er faltige Gesichtshaut und das Glas einer Sonnenbrille. Mehr nicht.

    „Was führt dich vor das Angesicht des HERRN, mein Sohn?"

    „Meine Sünden, Vater. Die Stimme klang rau. Der Mann im anderen Teil des Beichtstuhls konnte nicht mehr ganz jung sein. „Ich habe getötet.

    Pater Paul Stahl erschrak. Nicht übermäßig, denn er war es gewohnt, abgründige Geschichten zu hören, wenn er seinen Priesterdienst im Beichtstuhl versah. Aber doch so sehr erschrocken, dass er sich aufs Neue sammeln musste, bevor er fortfahren konnte. Immerhin war es erst acht Uhr morgens, und die Glocken der Grace Church läuteten eben die Morgenmesse aus. Die arme Seele auf der anderen Seite der Trennwand war sein erstes Beichtkind an diesem Tag.

    „Erleichtere dein Herz vor dem Allmächtigen und Dreieinigen, mein Sohn, sprich."

    „Heilige Jungfrau ... Der Mann jenseits der Trennwand seufzte. „Mein Herz erleichtern ... Pater Paul Stahl glaubte, die arme Seele würde jeden Moment in Tränen ausbrechen. „Wenn Sie wüssten, Pater, was mein Herz alles zu tragen hat. Es ist schon ganz mürbe von all der Last."

    „Sprich einfach."

    „Meine Söhne, meine armen Söhne ..." Der Satz ging in unterdrücktem Schluchzen unter. Jetzt weinte der Fremde jenseits der Trennwand tatsächlich.

    „Was ist mit deinen Söhnen."

    „Der Jüngste ist tot, erschossen. Der zweite liegt mit zerschossener Wirbelsäule in einem Gefängnishospital an der Westküste. Und der dritte sitzt im Gefängnis, genau wie mein Bruder."

    „Wen Gott liebt, den straft und züchtigt er, sagte Pater Paul. „Bete für deine Söhne und für deinen Bruder.

    Was für eine unglückselige Familie, dachte er. Und er fragte sich, ob das anfängliche Bekenntnis getötet zu haben, sich vielleicht auf den jüngsten Sohn des Mannes bezog; oder ob der arme Kerl damit nur sein Schuldgefühl am Schicksal seiner Angehörigen umschreiben wollte. Dieser Gedanke erleichterte Pater Paul ein wenig. Fast begierig verfolgte er ihn weiter.

    „Du bist nicht verantwortlich für die Taten deiner Söhne und deines Bruder. Jeder von ihnen steht für sich allein vor seinem Gott. Du kannst nur für sie beten."

    „Was glauben Sie, was ich tue, Pater? Tag und Nacht bete ich, ich kann einfach nicht glauben, dass sie so versagt haben. Trotzdem bete ich für sie, damit sie aus dem Gefängnis kommen. Ja, ich bete, dass sie freigesprochen werden. Diese verd ... diese ... ich meine, die Polizei, sie kann mir nicht alles nehmen, nicht auch noch meine Söhne."

    Pater Paul war nicht sicher, ob er alles hundertprozentig verstanden hatte. Auch irritierte ihn der zornige Unterton, der sich in die Stimme des Mannes geschlichen hatte.

    „Lass uns nicht von anderen sprechen, sagte er. „Du stehst jetzt vor Gott, du willst deine Schuld bekennen. Vor Gottes Angesicht höre ich dir zu. Bekenne deine Sünden. Was heißt das – ich habe getötet? Die Vorstellung, der Mann auf der anderen Seite der Trennwand könnte sein anfängliches Bekenntnis doch buchstäblich gemeint haben, machte den Jesuitenpater beklommen.

    „Nun ja, nicht direkt getötet, flüsterte der Mann, und Pater Paul atmete auf. „Aber andererseits wieder doch, ich habe durch Worte getötet, ich habe anderen den Befehl zum Töten gegeben. Glauben Sie, Gott wird mir verzeihen?

    „Wenn du bekennst und bereust, mein Sohn, dann wird er verzeihen. Warst du Soldat? Hast du als Offizier den Befehl zu töten gegeben?" Auch mit derartigen Schuldbekenntnissen wurde Pater Paul hin und wieder konfrontiert.

    „Meinen Sie, Gott würde meinen Söhnen beistehen, wenn ich ihm meine Sünden bekenne und sie bereue?"

    „Lass uns nicht von anderen sprechen. Vor Gott steht jeder allein mit ..."

    „Sie haben mein Lebenswerk zerstört, Pater, sie haben mir alles genommen, wirklich alles. Ist es auch eine Sünde, zu hassen?"

    „Natürlich. Wer hat dein Lebenswerk zerstört, mein Sohn?" Allmählich beschlich den Pater der Eindruck, nicht als Priester, sondern als Psychotherapeut gefragt zu sein.

    „Ich hasse sie. Ja, ich bekenne: Ich hasse die Männer, die meine Söhne ins Gefängnis gebracht haben. Und ich kann nicht versprechen, dass ich nicht wieder töten werde."

    Pater Paul Stahl erschauerte. Meinte der Mann ernst, was er da sagte? Oder war er einfach nur verrückt?

    „Bitterkeit und Hass haben dich in ihr Netz verstrickt, mein Sohn. Er räusperte sich. Nein, entschied er schließlich, dieses Gespräch gehörte nicht in einen Beichtstuhl. „Mir scheint, Sie bräuchten einen fachkundigen Gesprächspartner, sagte er förmlich. „Kommen Sie in meine seelsorgerliche Sprechstunde. Ich gebe Ihnen meine Nummer, damit wir einen Termin ..."

    „Beten Sie für mich, Pater, unterbrach ihn der Fremde. „Beten Sie für mich und meine Söhne.

    Pater Paul schwieg. Was tun? Der Mann jenseits der Trennwand brauchte andere Hilfe als nur ein Gebet, das schien ihm ganz offensichtlich.

    „Jetzt, Pater, beharrte die raue Stimme. „Beten Sie jetzt für mich und meine Söhne.

    „Gut. Wieder räusperte sich der Pater. Er lehnte den Kopf gegen die Rückwand des Beichtstuhls, faltete die Hände und schloss die Augen. „Lass uns beten. Allmächtiger Gott, ich lege dir die Not dieses Bruders zu Füßen ...

    Ungefähr drei Minuten betete er für den Mann jenseits der Trennwand, für seine Söhne – auch für den toten – für seinen Bruder, und für die Menschen, die ihm seiner Ansicht nach Unrecht getan hatten. Irgendwann sagte er „Amen und lauschte. Doch er wartete vergeblich auf das „Amen des Verbitterten. Pater Paul Stahl spähte durch die Löcher der Trennscheibe. Niemand zu sehen. Er saß allein im Beichtstuhl.

    Er drückte die Tür auf und beugte sich heraus. Es roch nach Hund. Die Grace Church war menschenleer. Ein Flügel ihres Eingangsportals schloss sich langsam.

    2

    „In drei Tagen ist es so weit." Jonathan McKee setzte sich zu uns an den Konferenztisch. Er breitete die „New York Post‟ zwischen seinen Fäusten aus und präsentierte uns die Schlagzeile des Tages: „Dr. Richard Donovan zum Vorsitzenden Richter im Belucci-Prozess bestellt. Prozessbeginn am kommenden Montag‟

    „Ich habe gestern mit Mr. Donovan telefoniert. Es war nicht einfach, zwölf Geschworene zu finden. Viele Leute, die in Frage gekommen wären, wollten nichts mit diesem Prozess zu tun haben."

    „Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass der alte Belucci eine Todesliste führt", sagte ich. Ich musste es wissen: Milo und ich standen auf dieser Liste. Schon zweimal hatte der Belucci-Clan versucht, uns das Lebenslicht auszublasen.

    „Warum spricht sich nicht herum, dass er inzwischen ganz allein steht? Clive Caravaggio schnitt eine grimmige Miene. „So was macht mich zornig! Wo kommen wir hin, wenn Leute ihre öffentlichen Pflichten nicht mehr wahrnehmen wollen, weil sie sich von einem Verbrecher einschüchtern lassen?!

    „Tja, Gentlemen, Jonathan McKee zuckte mit den Schultern, „die Legende vom unbesiegbaren Verbrecher wird eher geglaubt und in den Medien gepflegt als die Wirklichkeit. Wir von der Bundespolizei haben die kriminelle Organisation eines alten Mannes zerschlagen; wir von der Bundespolizei jagen diesen alten Mann überall in den Vereinigten Staaten; und der alte Mann muss sich vor uns verkriechen. Aber lässt sich daraus eine Geschichte machen? Eine Geschichte, die Einschaltquoten und Auflagen in die Höhe treibt? Unser Chef schüttelte den Kopf. Sein bitteres Lächeln überraschte mich. Jonathan McKee neigte normalerweise nicht zu Sarkasmus. „Solche Geschichten interessieren die Medien und die unterhaltungssüchtige Öffentlichkeit nicht besonders. So ist das leider."

    Widerwille beschlich mich. Belucci – schon wieder dieser Name! Wie lange beschäftigen der Mann und seine Räuberbande uns nun bereits? Ich wusste es schon nicht mehr. Belucci und Schutzgelderpressung, Belucci und Prostitution, Belucci und Drogenhandel, Belucci und eine lange Blutspur. Und nun: Belucci und der Prozess gegen die Köpfe seines Syndikats; gegen seinen Bruder und seine beiden Söhne. Ehrlich gesagt, ich hatte genug von diesem Fall.

    „Stimmt schon, sagte Milo. „Er steht allein, der Mann. Nach unserer Kenntnis jedenfalls. Aber ich trau ihm jede Teufelei zu.

    „Ich auch, brummte Jay Kronburg. „Der Kerl hat sich genug Kohle zusammen geraubt, um jederzeit eine neue Killertruppe auf die Beine zu stellen. Und wenn ihr mich fragt: Genau das wird er tun.

    „Verlassen wir uns drauf!, bekräftigte Milo. „Ich wundere mich, dass er uns noch keine Schweinerei serviert hat.

    „Ich hab da meine Zweifel, sagte Zeerokah. „Dazu müsste er sich aus der Deckung wagen. Viel zu gefährlich für ihn. In jedem Bundesstaat wird nach ihm gefahndet. Und nicht zu vergessen die fünfhunderttausend Dollar, die auf seinen Kopf ausgesetzt sind. Leicht zu verdienendes Geld. Wenn er in der Unterwelt auftaucht, um Leute anzuheuern, ist er geliefert.

    „Mag sein, sagte ich. „Mag sein, dass alle seine Leute tot sind oder hinter Gitter sitzen. Mag sein, dass seine beiden Söhne und sein Bruder in absehbarer Zeit lebenslänglich bekommen oder sogar auf den elektrischen Stuhl geschickt werden. Mag auch sein, dass er sich irgendwo auf der anderen Seite des Globus verkrochen hat. Aber eins steht für mich fest: Ein Mann wie Bronco Belucci gibt niemals auf.

    Die weißen Brauen des Chefs wanderten zusehends Richtung Stirn, während er unsere Diskussion verfolgte. „Verstehen Sie mich nicht falsch, Gentlemen. Er hob die zusammengerollte Zeitung wie einen verlängerten Zeigefinger. „Wenn ich von dem alten Mann und dessen zerschlagenem Syndikat spreche, will ich damit nicht sagen, dass ich den Indio inzwischen für ungefährlich halte. Im Gegenteil: Ein angeschossenes Raubtier ist gefährlich, lebensgefährlich. Vielleicht müssen wir uns Belucci nicht gerade als gebrochenen Mann vorstellen, aber doch als einen schwer verwundeten Mann. Ich meine das im übertragenen Sinn: Wir haben ihm praktisch alles genommen: Seine Organisation, seine Familie, seine Geschäftsbasis.

    Das war nicht übertrieben. Unser Chef übertreibt nie. Ich musste an die erste Begegnung mit dem Belucci-Clan denken. Hier bei uns in Manhattan war das gewesen, schon ein Weilchen her. Bronco Belucci – oder der Indio, wie er in Kreisen der Unterwelt genannt wurde – versuchte die finsteren Machenschaften seines Syndikats auf den Big Apple auszudehnen. Wir hatten ihm damals einen Strich durch die Rechnung gemacht, und sein jüngster Sohn Rosco wurde von einem seiner Opfer erschossen.

    In Las Vegas legten wir Wochen später Beluccis ältestem Sohn Tibor das Handwerk, und ein paar Monate danach gelang es uns, das Syndikat in Cleveland zu zerschlagen und seinen Kopf, Rico Belucci zu verhaften.

    Der vierte Akt der blutigen Tragödie lag noch gar nicht so lang zurück: Zeerokah hatte sich undercover in die kriminelle Organisation des zweiten Belucci-Sohns Roman in San Diego eingeschlichen. Milo und ich reisten nach San Diego. Zusammen mit den Kollegen dort hielten wir den Kontakt mit Orry. Fast wären wir zu spät gekommen: Die beiden verbliebenen Beluccis begannen gerade, ihr Personal zu beseitigen. Sie wussten, dass wir ihnen auf den Fersen waren und wollten San Diego aufgeben, ohne Spuren und Zeugen zu hinterlassen. Um ein Haar hätte es auch Orry erwischt.

    „Denken Sie daran, wie er seine eigenen Leute in San Diego beseitigen wollte, fuhr Jonathan McKee fort. „Nur, um potentielle Zeugen zum Schweigen zu bringen. Oder wie er aus seinen gewohnten Geschäften ausgestiegen ist, um mit Plutonium zu handeln. Der ausgestreckte Zeigefinger des Chefs deutete auf niemand Bestimmten. „Nein, unterschätzen wir den Indio nicht. Er hat alles getan, um seine Spuren zu verwischen, und er wird alles tun, um seine Söhne vor dem elektrischen Stuhl zu retten."

    „Ich würde mich nicht einmal wundern, wenn er sich schon in der Stadt aufhielte." Damit sprach ich meine geheimsten Befürchtungen aus.

    Für Sekunden wurde es still um den Konferenztisch. Die meisten Kollegen musterten mich mit hochgezogenen Brauen, der Chef ziemlich ernst, und Clive mit einem müden Lächeln.

    3

    Herbert Ramsay goss sich einen doppelten Whisky ein, schraubte die Flasche zu, und legte sie zurück in das Schreibtischfach, in dem er die Briefbögen seiner Anwaltskanzlei aufbewahrte. Und, unter dem Stapel versteckt, seine Pornomagazine.

    Er schob die Schublade zu, legte die Beine auf den Schreibtisch, und nippte an seinem Whisky. Danach zündete er sich eine Benson & Hedges an. Missmutig betrachtete er abwechselnd die verwahrlosten Fassaden der Bronxdale Avenue vor seinem Fenster und die Rechnungen, die sich im Posteingangskorb neben seinem Monitor stapelten.

    Die Uhr über der Bürotür stand auf viertel nach zwei, die auf der Taskleiste des Monitors 10.19 Uhr. Die Uhr des Computers ging exakt. 10.19 Uhr, und schon der zweite Klient an diesem Vormittag hatte abgesagt; 10.19 Uhr, und Herbert Ramsay verabreichte sich seinen zweiten Whisky an diesem Tag. Den zweiten von durchschnittlich siebenundzwanzig an normalen Arbeitstagen.

    Er schnippte die Asche in den Kübel des Gummibaums, der hinter seinem Schreibtischsessel stand. Die Pflanze füllte die Wand zwischen den beiden Fenstern aus. Viele ihrer Blätter hatten einen Gelbstich oder waren schon vollständig vergilbt. Ein Sonnenstrahl, der sich von der Bronxdale Avenue in sein Büro verirrte, enthüllte die Staubschicht auf einigen grünen Blättern.

    „Wasser, dachte Ramsay. „Er braucht Wasser. Warum muss man sich immer selbst um alles kümmern? Sein Blick streifte die verdammten Rechnungen, als er sich zum Telefon beugte. Er wollte Cindy auffordern, in der Mittagspause den Gummibaum zu gießen.

    Cindy Dorham, seine Sekretärin seit siebzehn Jahren, war nach Ramsays Meinung nicht ganz unschuldig am Niedergang seiner Kanzlei. Vielleicht trug sie sogar die Hauptverantwortung dafür, diese alte Zicke.

    Er drückte die Nummer des Vorzimmers, und fast im selben Moment hörte er Cindys Stimme. Ramsay konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals so schnell am Apparat gewesen war.

    „Ich wollte Sie gerade anrufen, Mr. Ramsay, krähte sie mit ihrer von Tabak und Alkohol ruinierter Stimme. „Ein Klient hat eben geklingelt. Ich höre schon seine Schritte draußen im Treppenhaus.

    „Oh!, sagte Ramsay. „Er soll einen Augenblick warten. Ich telefoniere gerade mit dem Bezirksgericht.

    „In Ordnung, Sir."

    „Und in der Mittagspause denken Sie bitte daran, den Gummibaum zu gießen."

    „In Ordnung, Sir."

    Ramsay legte auf. Er blies den Rauch gegen den ausgeschalteten Monitor und fragte sich, welcher Sozialhilfeempfänger jetzt schon wieder seine Dienste zum Freundschaftspreis in Anspruch nehmen wollte. Wahrscheinlich irgendein Strafentlassener, der ihm vor hundert Jahren mal einen Gefallen getan hatte.

    Herbert Ramsay misstraute jedem, der den Weg in seine Kanzlei fand. Und er misstraute auch den kleinsten Anzeichen auf Besserung seiner wirtschaftlichen Lage. Mit anderen Worten: Ramsay war Pessimist.

    Möglicherweise hatte er den Pessimismus schon

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