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Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band
Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band
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eBook516 Seiten6 Stunden

Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Krimis



Jäger aus dem Dunkeln (Bernd Teuber)

Sieben Frauen und ein Killer (Cedric Balmore)

Hetzjagd auf den Henker (A.F.Morland)

Tod am Montag (A.F.Morland)





Als Elliot Shark nach dem Mord an einem Polizisten als freier Mann das Gericht verlässt, weil ein Zeuge sich plötzlich nicht mehr erinnern kann, tritt ein mysteriöser Mann auf. Der Schwarze Henker will die gesetzliche Ordnung wiederherstellen, indem er die Leute tötet, die fälschlich freigesprochen wurden. Für den Privatdetektiv Bount Reiniger beginnt eine unglaubliche Hetzjagd, denn der Henker scheint immer einen Schritt voraus zu sein.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum17. Nov. 2022
ISBN9783745225501
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    Buchvorschau

    Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band - Bernd Teuber

    Bernd Teuber, A.F.Morland, Cedric Balmore

    Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band

    UUID: d319c996-0910-4b2b-a1f3-eb98ed95c515

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band

    Copyright

    Jäger aus dem Dunkeln

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    ​Sieben Frauen und ein Killer: Kriminalroman

    Hetzjagd auf den Henker

    Tod am Montag

    Thriller Quartett 4010 - 4 Krimis in einem Band

    Bernd Teuber, A.F.Morland, Bernd Teuber

    Dieser Band enthält folgende Krimis

    Jäger aus dem Dunkeln (Bernd Teuber)

    Sieben Frauen und ein Killer (Cedric Balmore)

    Hetzjagd auf den Henker (A.F.Morland)

    Tod am Montag (A.F.Morland)

    Als Elliot Shark nach dem Mord an einem Polizisten als freier Mann das Gericht verlässt, weil ein Zeuge sich plötzlich nicht mehr erinnern kann, tritt ein mysteriöser Mann auf. Der Schwarze Henker will die gesetzliche Ordnung wiederherstellen, indem er die Leute tötet, die fälschlich freigesprochen wurden. Für den Privatdetektiv Bount Reiniger beginnt eine unglaubliche Hetzjagd, denn der Henker scheint immer einen Schritt voraus zu sein.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    Cover: A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Jäger aus dem Dunkeln

    Krimi von Bernd Teuber

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 110 Taschenbuchseiten.

    Erotik-Darstellerin Kimberly Drake wird von einem Stalker bedroht. Als der Unbekannte schließlich auch noch in ihr Haus eindringt und ein totes Huhn hinterlässt, erhält Privatdetektiv Mike Blasko den Auftrag, Kimberly zu beschützen.

    Der Job ist jedoch nicht so einfach, wie er zunächst scheint, denn sein Gegner ist ihm immer einen Schritt voraus.

    1

    Auf den Straßen herrschte kaum noch Betrieb. Nur einige Taxis auf Schleichfahrt und der Lkw einer Drogeriekette begegneten der Frau im roten Porsche. Einmal glaubte sie, Scheinwerfer im Innenspiegel zu sehen. Doch als sie ihren Blick abwandte und dann wieder hinsah, waren sie verschwunden. Kimberly Drake achtete jetzt genau auf den Spiegel. Das Gefühl, verfolgt zu werden, hatte sie häufig genug. In dieser Nacht war es sehr intensiv. Doch im Spiegel sah sie nichts mehr.

    Der östliche Horizont auf der rechten Seite hatte eine gewaltige Lichtkuppel. Dort befand sich der Flughafen Hannover-Langenhagen, auf dem fast immer Hochbetrieb herrschte. Die Scheinwerfer landender Maschinen gleißten durch die Helligkeit des Flughafens. Und die glänzenden Leiber startender Flugzeuge blitzten und schimmerten im selben Licht, ehe sie in die Dunkelheit des Nachthimmels vordrangen und verschwanden.

    Für Kimberly Drake hatte dieser Anblick immer wieder etwas Erhabenes – etwas von menschlicher Größe. Oft hatte sie sich vorgestellt, wie es vor hundert Jahren an diesem Ort ausgesehen haben mochte. Sumpfwiesen vielleicht. Auf jeden Fall konnten die Menschen damals vom Fliegen nur träumen. Was kühne Geister sich vorgestellt und mit verbissenem Erfindergeist zu rührenden Flugversuchen entwickelt hatten, war für Durchschnittsmenschen die reinste Fantasterei gewesen. Hätte ihnen damals einer das Bild des heutigen Flughafens gezeichnet, wäre es für sie so etwas wie Zauberei gewesen.

    Kimberly erreichte eine vornehme Gegend. Einzelne Häuser standen in weitem Abstand voneinander. Betuchte Bürger suchten hier Ruhe vor dem Lärm der Großstadt. Kimberly Drake lenkte den Porsche auf die Zufahrt zur Garage neben der Villa. Dort hielt sie an und stieg aus. Leichter Wind raschelte in den Blättern der Bäume. Aber da war noch ein anderes Geräusch. Die junge Frau hörte es in dem Augenblick, als sie ausstieg. Ruckartig wandte sie sich um und warf einen misstrauischen Blick auf die Rhododendron-Büsche. Es raschelte leise.

    „Ist da jemand?", fragte Kimberly.

    Sie bekam keine Antwort. Ein ungutes Gefühl überkam sie. Hielt sich dort jemand in der Dunkelheit verborgen?

    Es raschelte abermals. Kimberly kniff die Augen zusammen und fragte sich, ob sie von jemandem beobachtet wurde. Nach den Ereignissen der letzten Tage war diese Vermutung gar nicht so falsch. Allerdings konnten die Geräusche auch von Mäusen oder Ratten verursacht worden sein. Oder handelte es sich doch um die Schritte eines Menschen? Vorsichtig näherte sie sich den Büschen.

    „Na los, kommen Sie da raus!"

    Doch Kimberly konnte niemanden sehen. Stille herrschte hinter den Büschen. Offenbar waren die Geräusche von Mäusen oder Ratten verursacht worden. Sie holte einen Schlüssel aus ihrer Handtasche, wandte sich dem Garagentor zu, steckte ihn ins Schloss und drehte ihn nach links. Mit einem dumpfen grollenden Laut schwang das Garagentor nach oben. Ohne hinzusehen, fand Kimberly den Lichtschalter. Zuckend flammten die beiden Neonröhren auf.

    Die junge Frau setzte sich wieder in ihren Wagen und fuhr ihn in die Garage. Gerade als sie ausstieg, ertönte wieder dieses unheimliche Rascheln. Sie blickte nach draußen. Etwas Dunkles huschte über die kiesbestreute Zufahrt und verschwand unter einem der Rhododendron-Büsche.

    Eine Maus!

    Keine Panik, schoss es Kimberly durch den Kopf. Es ist nur eine Maus. Nichts weiter. Sie schaltete das Licht aus, verließ die Garage und schloss das Tor. Mehrmals schaute sie sich nach allen Seiten um, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Trotzdem hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Kimberly steckte den Haustürschlüssel ins Schloss und drehte ihn zweimal herum. Geräuschlos schwang die Tür nach innen auf. Ein dunkler Flur lag vor ihr.

    Mit der linken Hand tastete sie an der Wand entlang nach dem Lichtschalter und kippte ihn nach oben. Die ovale Lampe unter der Decke leuchtete auf. Kimberly schloss die Haustür, ging ins Wohnzimmer und schaltete dort ebenfalls die Beleuchtung ein. Das helle Licht gab ihr ein Gefühl der Sicherheit. Sie trat an die deckenhohe Regalwand heran, öffnete die Klappe des Barfachs und goss sich einen Whisky ein.

    Mitten in der Bewegung hielt sie inne. Irgendetwas stimmte nicht. Sie konnte nicht genau sagen, was es war … nur so ein Gefühl. Kimberly trank das Glas mit einem Schluck leer und stieg die Treppe empor, die in den ersten Stock führte. Sie öffnete die Schlafzimmertür, schaltete das Licht ein und wich im selben Moment erschrocken zurück. Mit angsterfüllten Augen starrte die junge Frau zum Bett hinüber. Ein blutiger Klumpen lag auf dem Kopfkissen.

    2

    Kopfüber fiel Mike Blasko die Treppe hinunter. Jedes Mal, wenn sein Schädel gegen eine Stufenkante stieß, fluchte er laut, und bei jedem neuen Treppenabsatz zuckte er zusammen. Blasko war hochgewachsen, achtundvierzig Jahre alt und hatte kurz geschorene Haare. Unter seinem dunkelgrauen Trenchcoat trug er einen zerknitterten blauen Anzug. Mit der Anmut eines tanzenden Nilpferds flog er die Treppe hinab, wobei jeder Knochen seines Körpers sich verdrehte, knackte und ächzte. Dafür wirst du büßen, dachte er. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

    „Verpiss dich!, rief eine männliche Stimme von oben her. „Und lass dich bloß nicht mehr blicken!

    Blasko konnte nicht glauben, dass er bereits gelandet war, denn alles tat ihm noch genauso weh wie während seines Fluges. Schwerfällig kam er auf die Füße, klopfte sich den Staub aus der Kleidung, nahm seinen zerknautschten Filzhut auf, der ihm mit noch weniger Anmut vorausgeeilt war, und stülpte ihn auf seinen Kopf. Blut tropfte von seiner Stirn. Er bemerkte es erst in dem Augenblick, als er sich den Hut aufsetzte. Das war nicht weiter verwunderlich, wenn man die Anzahl der Stufen in Betracht zog, mit denen er gerade Bekanntschaft gemacht hatte.

    Er hielt es für äußerst roh von dem Inhaber des Spielsalons, einem Mann namens Rick Mandell, dass dieser ihn die Treppe hinuntergeworfen hatte, nur weil Blasko sich einhundert Euro leihen wollte. Wenn er bloß die Hälfte von dem Geld besäße, das er während der letzten zehn Jahre in Mandells Spielsalon ausgegeben hatte – selbst mit einem Viertel davon hätte er sich gern aus der Tür stoßen und die Treppe hinunterschmeißen lassen.

    Dafür wirst du büßen, dachte er und streckte seine Zunge aus, um das Taschentuch anzufeuchten. Damit wischte er das Blut ab und trat hinaus ins Tageslicht. Es war trüb. Der März zeigte sich von seiner ungemütlichen Seite. Blasko zuckte zusammen und tastete sein Hinterteil ab. Sicherlich hatte er sich etwas gebrochen.

    Mandell, du verdammtes Arschloch, fuhr es ihm durch den Kopf. Ich werde dich drankriegen. Und dann kannst du dich auf etwas gefasst machen. Allerdings war es ihm nicht gelungen, sich von Mandell einhundert Euro zu leihen. Er besaß zwar noch fünfzig Cent, doch dieser Betrag reichte nicht aus, um damit auf der Pferderennbahn eine anständige Wette zu platzieren.

    Blasko hätte heulen können, weil es ihm nicht gelungen war, die Hundert Euro aufzutreiben, denn für das dritte Rennen besaß er einen Tipp, wenn auch von einem nicht ganz vertrauenswürdigen Kartenspieler: Silver Warrior, ein Hengst, sollte demzufolge Sieger werden. Jener Kartenspieler war ein privilegiertes Mitglied der Wett-Mafia. Man konnte deshalb annehmen, dass die Information, wenn schon nicht aus erster Quelle, so doch zumindest aus dem näheren Umfeld stammte.

    Das alles hatte für Blasko aber nicht den geringsten Wert, denn ein heißer Tipp wird schnell kalt, wenn man nichts damit anfangen kann. Er fühlte sich verdammt unglücklich in dem Bewusstsein, das Geld nicht auftreiben zu können. Er hatte es sogar bei einer alten Freundin versucht, die einen Secondhand-Laden betrieb.

    „Nein, Mike. Kein Spielchen. Das Geschäft geht schlecht und ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht verlieren die Menschen allmählich ihren guten Geschmack."

    „Na hör mal, konnte Blasko darauf nur erwidern, „ich verstehe einfach nicht, wie die Leute an deinen schicken Sachen im Schaufenster vorübergehen können, ohne hereinzukommen und all die Klamotten kaufen zu können.

    Anne war bei diesen Worten zwar rot geworden, doch die einhundert Euro hatte sie ihm trotzdem nicht gegeben. Daraufhin war Blasko nach Linden gefahren. Dort gab es einen Laden, in dem sich die Schachspieler trafen. Sie galten als passable Zeitgenossen, waren jedoch stets knapp bei Kasse. Aber man konnte es wenigstens auf einen Versuch ankommen lassen. Blasko entdeckte einen alten Bekannten, dem er vor Jahren mal aus einer misslichen Lage herausgeholfen hatte.

    Er hieß Patrick Holmberg, wurde von allen aber nur Paco genannt. Er wäre auch durchaus bereit gewesen, Blasko das Geld zu geben, wenn er es denn gehabt hätte. Aber das Geschäft ginge zurzeit miserabel. Was konnte man auch schon aus diesen bekifften Studenten der Kunsthochschule herausholen, die hier als reine Amateure ohne jeden Einsatz spielten. Blasko zeigte Mitgefühl. Dann riet er Paco, seinen König auf G 3 zu setzen. Auf diese Weise könne er den weißen Springer fangen. Paco bedankte sich für den Rat. Dann setzte er den König – und verlor ihn.

    So standen also die Dinge, als Blasko zur Spielhalle gefahren war, um Rick Mandell so zuckersüß wie nur eben möglich um einhundert winzig kleine Euro anzugehen. Und Mandell hatte ihn die Treppe hinuntergeworfen.

    Du verdammter Hurensohn. Ich werde dich schon drankriegen, fuhr es ihm durch den Kopf. Da hatte er nun einen heißen Klepper namens Silver Warrior an der Hand, der nur darauf wartet, dass man auf ihn setzt, und keiner der sogenannten Freunde pumpt einem Geld, besonders Rick Mandell nicht, in dessen Spielhalle er im letzten Jahr vielleicht hunderttausend Euro, zumindest aber fünfhundert Euro verpulvert hatte.

    Der Gedanke an Silver Warrior, der nur darauf wartete, dass man auf ihn setzte, außerdem die Assoziation zu dem Wort „Krieger" - beides erinnerte ihn wieder an sein eigenes schmerzendes Hinterteil und an seinen Leidensweg, an jede einzelne der sechsundvierzig Stufen. Bestimmt waren es noch mehr gewesen, da er zu zählen aufgehört hatte, als sein Schädel auf Nummer siebenundvierzig aufschlug.

    Jetzt, hier draußen in der kühlen Luft entdeckte er immer neue schmerzende Stellen. Wäre ich nur in irgendeiner Krankenversicherung, überlegte er. Ich könnte jetzt abkassieren und das Geld auf Silver Warrior setzen. Das Problem ist nur, dass es sehr lange dauert, bis das Geld für Heilkosten erstattet wird. Und außerdem habe ich gar keine Versicherung abgeschlossen, weil ich mir die Beiträge bei meinem mageren Einkommen als Privatdetektiv gar nicht leisten kann. Was ich tatsächlich besitze, sind die fünfzig Cent in meiner Tasche. Neugierig bin ich nur, ob ich draußen auf der Rennbahn irgendeinen meiner Bekannten treffe. Ich kann mich ja vor dem Eingang aufstellen und so tun, als ob ich rein zufällig an jemanden gerate. Dann brauche ich nur noch zu erklären, was für ein genialer Tipp das ist – natürlich muss man die Geschichte etwas aufbauschen, etwa so, dass ich den Tipp vom Besitzer eines großen Rennstalls erhalten hätte und nicht von einem um einige Ecken verwandten, unbedeutenden Kartenspieler.

    Vielleicht sind auf diese Weise der Eintrittspreis und außerdem noch ein kleiner Einsatz herauszuholen. Zumindest dürfte es das Risiko wert sein. Etwa einhundert Piepen auf die Nase eines Pferdes, das nach dem Tageskurs mit zwanzig zu eins gewettet wird. Das sind zweitausend Euro, selbst wenn die Wetten nicht mehr hochgehen sollten, was sie aber normalerweise bei einem Geheimtipp tun.

    Während er in seinen Wagen stieg, den Motor startete und losfuhr, überlegte er, wie prächtig Hannover doch sein konnte, wenn man doch nur genügend Geld besaß, um es darin auszugeben. Seine Ex-Frau Katrin hatte sich nie um Geld gesorgt, was ja auch nicht nötig war, gleichgültig, ob er nun im Jahr zwanzigtausend oder dreißigtausend Euro verdiente. Natürlich tat er weder das eine noch das andere.

    „Die besten Dinge im Leben gibt es umsonst", sagte sie immer, wenn er Überweisungsformulare für den Rechnungsberg ausfüllte, der von Monat zu Monat anzuwachsen schien.

    „Die ganze Welt ist für die Liebenden gemacht, und du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich liebe." So oder ähnlich pflegte sie sich zu äußern. Ihm kam es jedoch eher so vor, wie das Geplapper einer glücklichen Schizophrenen. Dann kaute er für gewöhnlich auf seinem Kugelschreiber herum und murmelte etwas über die Freiheit und deren Verwirklichung vor sich hin. Bei solchen Gelegenheiten fielen ihm seine vereinzelten gewinnträchtigen Besuche auf der Pferderennbahn ein, die wenigen Pokerpartien mit kleinen Einsätzen, die er erfolgreich durchgestanden hatte, oder das aus dem Stehgreif organisierte Würfelspiel, bei dem er zweiunddreißig Euro gewonnen hatte.

    Glückspiel war seine große Leidenschaft. Das Einzige, was ihm fehlte, war Geld. Sein Beruf als Privatdetektiv brachte gerade soviel ein, dass er sich einigermaßen über Wasser halten konnte. Die Zeiten waren schlecht und lukrative Aufträge dünn gesät. Während er noch darüber nachdachte, klingelte sein Mobiltelefon. Blasko fuhr den Wagen an den Straßenrand, holte das Gerät aus der Innentasche seines Trenchcoats und schaltete es ein.

    „Ja?"

    „Spreche ich mit Mike Blasko, dem Privatdetektiv?"

    „Ja."

    „Mein Name ist Helmut Furmarek. Ich habe einen Auftrag für Sie."

    3

    Die junge Frau ging vor dem Mann in die Hocke, nahm seine steife Männlichkeit in die Hand und massierte ihn zärtlich.

    „Der ist aber ganz schön groß, sagte sie erstaunt. „Hätten Sie den nicht eine Nummer kleiner?

    „Leider nein", war seine Antwort.

    „Gut, ich stehe nämlich auf große Schwänze."

    Ihre roten Lippen schlossen sich um die Eichel und sie begann, daran zu lutschen. Zuerst leicht, dann immer heftiger. Seine Hände krallten sich in ihr üppiges blondes Haar. Jetzt bestimmte er den Rhythmus, indem er ihren Kopf sanft hin und her bewegte. Bei der Inbrunst, mit der sie sich ins Zeug legte, dauerte es nicht lange, bis es ihm kam. Heiß schoss das klebrige Sperma in ihren Mund. Die Frau schleckte, saugte und schmatzte solange, bis die Quelle versiegt war. Lächelnd kam sie hoch und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

    Der Mann griff nach ihren Brüsten. Rund und weich waren sie, wie reife Früchte. Er tauchte mit dem Gesicht zwischen die Halbkugeln und liebkoste sie. Seine Partnerin schloss die Augen, warf den Kopf in den Nacken und stöhnte dabei leise, während ihre Hand wieder zwischen seine Beine wanderte. Und der Mann enttäuschte sie nicht. Längst war sein Schwanz wieder in Stellung gegangen und sehnte sich erneut danach, von weichen Lippen bearbeitet zu werden. Noch einen Moment verharrte er bei ihren Brüsten, dann hob er sie auf die Arme und trug sie zum Bett.

    Dort hockte er sich zwischen ihre gespreizten Schenkel, liebkoste die Innenseiten und drang dann zu ihrem intimsten Ort vor. Seine Zunge tauchte in das weiche Fleisch ein, schleckte den Saft, was der Frau ein lautes Stöhnen entlockte. Sie spreizte die Beine noch weiter, forderte mehr. Und das gab ihr der Mann im nächsten Augenblick. Er legte sich ihre langen, schlanken Beine über die Schultern, packte sie sanft an den Hüften und drang mit einer kraftvollen Bewegung in sie ein.

    Für einen Moment stockte seiner Partnerin der Atem. Doch als sie wieder Luft holte, tat sie das mit einem langgezogenen Stöhnen. Der Mann verharrte reglos zwischen ihren Schenkeln und ließ seine Hände zurück zu ihren Brüsten wandern. Er knetete die weichen Hügel, bis er spürte, wie die Frau plötzlich unruhig wurde.

    „Oh ja, besorg‘s mir, murmelte sie. „Hör nicht auf!

    Diesen Gefallen tat ihr der Mann schließlich auch. Langsam, aber kraftvoll bewegte er sich und brachte sie erneut zum Stöhnen. Ihre Hände krallten sich in das weiße Laken, als fürchte sie, vom Bett gestoßen zu werden. Ihr Keuchen wurde immer heftiger. Schließlich bog sie mit einem langgezogenen Schrei den Rücken durch. Der Höhepunkt ließ sie zittern und beben.

    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein zerknitterter Mann latschte herein. Verwundert starrte er das nackte Pärchen an. Dabei galt sein Hauptinteresse ausschließlich der Frau. Sie hatte blondes Haar, kurz geschnitten und in der Mitte gescheitelt. Ihr Körper war schlank, die Brüste groß und hoch angesetzt. Das kleine Büschel Haare dort, wo sich ihre Schenkel trafen, bestand nur aus einem schmalen Streifen.

    „Verdammt, was soll denn das?, fragte plötzlich eine Männerstimme. „Wer ist denn der Kerl? Und wieso trampelt er mitten in die Aufnahme? Sieht er denn nicht, das wir hier einen Film drehen?

    Blasko wandte den Kopf zur Seite und schaute zu dem Mann hinüber, der wild gestikulierend neben einem Klappstuhl stand. Dann entdeckte er auch die anderen Personen, die sich in dem Raum aufhielten. Zwei von ihnen hatten Videokameras auf ihren Schultern. Einer hockte neben dem Bett, der andere stand auf der mittleren Sprosse einer Aluleiter. Außerdem gab es noch einen Tontechniker, einen Beleuchter und eine Frau, die sich um die Kostüme und das Make-up kümmerte. Vier mächtige Scheinwerfer waren auf das zerwühlte Bett gerichtet, auf dem das Pärchen seinem Liebesspiel nachgegangen war.

    „Was wollen Sie denn?", fragte der Mann neben dem Klappstuhl.

    „Ich suche einen Herrn Furmarek", entgegnete Blasko.

    „Den Chef? Der ist drüben in seinem Büro. Martina wird Sie hinbringen."

    Er gab der Frau, die neben dem Schminkkoffer stand, ein Zeichen. Sie nickte und ging voran. Blasko folgte ihr durch einen langen Gang mit einer Unmenge Türen. Am Kopfende befand sich das Büro von Helmut Furmarek. Die Frau klopfte kurz und öffnete die Tür.

    Der dahinterliegende Raum war so eingerichtet, wie man es in dieser tristen und nüchternen Umgebung beim besten Willen nicht vermutet hätte. Luxuriöse Teppiche bedeckten den Boden, Ölgemälde von nicht unbeträchtlichem Wert zierten die Wände. Auf der linken Seite erhob sich eine massive Schrankwand bis zur Decke. Ihr Mittelteil war als Bar eingerichtet, was unverzüglich Blaskos Interesse weckte. Doch dann besann er sich auf den Grund seines Besuches.

    Helmut Furmarek saß hinter dem Schreibtisch und tobte wie ein Wilder am Telefon herum.

    „Das ist doch gequirlte Scheiße, schrie er in den Apparat. „Wir drehen hier Pornos und keine Kunstfilme, kapiert! Du hast noch einen Tag Zeit, dann ist das Ding im Kasten. Anschließend schneidest du den Kram und in vier Tagen will ich den fertigen Film hier haben.

    Furmarek knallte den Hörer auf den Apparat und hob den Kopf.

    „Was ist den los?", fuhr er Martina an.

    „Dieser Herr möchte Sie sprechen."

    „Mein Name ist Mike Blasko, und ich ..."

    „Oh ja, natürlich, sagte Furmarek. „Ich habe Sie schon erwartet. Er deutete auf ein dickgepolstertes, dreisitziges Sofa schräg vor dem Schreibtisch. „Setzen Sie sich doch bitte. Dann wandte er sich wieder an Martina. „Wie weit sind die mit den Aufnahmen?

    „Es fehlen noch einige Nah-Einstellungen."

    „Okay. Sobald sie fertig sind, soll Kimberly hier ins Büro kommen."

    „Ist gut. Ich sage ihr Bescheid."

    Furmarek wartete, bis Martina die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er war ein kleiner, sehr beleibter Mann mit einer Glatze, die durch einen Kranz schwarzer Locken im Nacken begrenzt wurde.

    „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?", fragte er.

    „Nein, danke, antwortete Blasko, als er sich setzte. „Was kann ich denn für Sie tun?

    Furmarek zögerte einen Moment.

    „Wie Sie vielleicht wissen, produziere ich Pornofilme, sagte er dann. „Und das sogar mit ziemlich großem Erfolg. Aber das Ganze funktioniert nur, wenn alle mit vollem Einsatz dabei sind. Sehen Sie, Pornos sind Fließbandproduktionen. So ein Film muss in drei, vier Tagen abgedreht sein. Da greift ein Rädchen ins andere. Eventuelle Verzögerungen halten den ganzen Betrieb auf und kosten außerdem viel Geld.

    „Und?", fragte Blasko, als Furmarek nicht weitersprach.

    Der Mann verschränkte die Hände vor dem Bauch und seufzte hörbar.

    „Na ja, es geht um eine von unseren Darstellerinnen. Kimberly Drake. Ich weiß nicht, ob Ihnen der Name ein Begriff ist?"

    Blasko schüttelte den Kopf.

    „Sie ist mein bestes Pferd im Stall, erklärte Furmarek. „Hat schon mehrere Preise gewonnen. Und jeder ihrer Filme ist ein absoluter Hit. Ich bin wirklich froh, dass wir sie entdeckt haben.

    Der Privatdetektiv runzelte die Stirn.

    „Aber dann ist doch alles in Ordnung."

    „Eben nicht, seufzte Furmarek. „Jemand hat es offenbar auf sie abgesehen.

    „Wie kommen Sie darauf?"

    „Vor zwei Wochen erzählte mir Kimberly, dass sie jemand verfolgen würde. Außerdem klingelt jede Nacht mehrmals ihr Mobiltelefon. Und wenn sie dann ranging, meldete sich niemand. Natürlich habe ich das Ganze nicht besonders ernst genommen. Doch dann geschah etwas, das mich vom Gegenteil überzeugte."

    „Wurde sie angegriffen?"

    „Nein. Glücklicherweise nicht. Aber vorgestern drang jemand in ihr Haus ein und legte ein totes Huhn aufs Bett - mit einem Zettel dran." Er zog ein Schlüsselbund aus der Tasche, sperrte die Schreibtischschublade auf, holte ein Blatt Papier heraus und gab es Blasko. Der Detektiv las den mit Zeitungsbruchstücken zusammengestellten Text:

    TOTE HÜHNER RIECHEN BESSER! UND DU BIST DIE NÄCHSTE! MERK DIR DAS, SCHLAMPE!

    Eine Unterschrift fehlte.

    „Da scheint es jemand ziemlich ernst zu meinen", murmelte Blasko.

    „Ja, das glaube ich auch."

    Furmarek brach ab und starrte ihn durchdringend an. Die Stille schien mit einem Mal etwas Bedrohliches zu bekommen.

    „Und ich soll nun herausfinden, wer ihr diese Warnung geschickt hat?", fragte Blasko schließlich.

    „Ja, aber in erster Linie geht es darum, dass Sie Kimberly beschützen. Das Mädchen ist seit der Geschichte völlig durch den Wind. Sie kann sich nicht richtig konzentrieren, ist nervös und ängstlich."

    „Warum schalten Sie nicht die Polizei ein?"

    Furmarek winkte ab.

    „Weil dann die Presse davon erfährt. Und das ermuntert wahrscheinlich noch andere."

    Blasko nickte.

    „Aber trotzdem gibt es da ein kleines Problem. Mein Unternehmen besteht nur aus einem Mann. Ich kann sie nicht rund um die Uhr beschützen."

    „Das ist auch gar nicht notwendig. Tagsüber befindet sich Kimberly hier im Studio. Da wird dieser Perverse es bestimmt nicht wagen, sie anzugreifen. Sie brauchen dann nur dafür zu sorgen, dass ihr während der übrigen Zeit nichts zustößt."

    „Von welchem Zeitraum sprechen wir hier?"

    „Vorläufig erst einmal bis zum Ende der Woche. Solange dauert es noch, bis wir sämtliche Szenen ihres neuen Films im Kasten haben."

    Blasko nickte.

    „Okay, ich übernehme den Job."

    „Na, bestens, sagte Furmarek. „Ich mag Menschen, die sich schnell entscheiden können. Was die finanzielle Seite angeht ...

    „Zweihundert pro Tag, warf Blasko ein. „Sie zahlen zweitausend für die erste Woche und fünfhundert Euro pauschale Spesen. Wenn es mehr wird, melde ich mich bei Ihnen.

    Furmarek betrachtete den Detektiv, als ob es sich bei ihm um einen Sozialhilfeempfänger handeln würde. Blasko hatte im Vorfeld einige Nachforschungen angestellt. Er wusste, dass sein Gegenüber genug Geld besaß, und das Honorar aus der Westentasche heraus bezahlen konnte. Aber es ärgerte ihn, das Furmarek dreinblickte, als hätte er damit gerechnet, den Detektiv für ein Butterbrot und einen warmen Händedruck engagieren zu können.

    „Was garantieren Sie dafür?"

    „Nichts, antwortete Blasko. „Aber ich werde mich um den Fall kümmern und mache es gründlich.

    Furmarek holte tief Luft. Er sah nicht so aus, als wollte er den Detektiv mit Freundlichkeiten überschütten.

    „Ach, und noch etwas, sagte Blasko. „Von dem Geld sehen Sie auch dann nichts wieder, wenn es nur ein oder zwei Tage dauert.

    Der Filmproduzent schluckte einige Male, dann gab er sich wieder gleichgültig.

    „Ich mag auch Menschen, die wissen, was sie wollen und sich nicht verschenken. Er holte ein Bündel Euroscheine aus der Schreibtischschublade, zählte zweitausendfünfhundert Euro ab und warf sie auf den Tisch, als handle es sich dabei um alte Zeitungen. „Wann fangen Sie an?

    „Ich habe gerade angefangen", erklärte Blasko, während er das Geld einsteckte.

    Zweitausendfünfhundert Euro!

    Das war genug, um eine Würfelrunde aufzutun, genug, um mindestens hundert gute Pokerblätter in die Hand zu bekommen, genug, damit endlich der Aufwärtstrend beginnen konnte, genug, um den Verlauf dieses beschissenen Lebens zu ändern und es doch noch auf die Gewinnseite zu steuern.

    Es klopfte diskret.

    „Ja?", rief Furmarek.

    Die Tür öffnete sich und der Rahmen wurde ausgefüllt, fast gesprengt von Weiblichkeit. Blasko erkannte die Frau sofort wieder. Vor wenigen Minuten hatte sie noch splitternackt auf einem Bett gelegen. Jetzt trug sie ein dezentes Kleid, dessen raffinierter Ausschnitt, die vollen Brüste mehr ahnen, als sehen ließ. Während sie hereinkam, wandte sie die Strahlkraft ihrer leicht schräg stehenden grünen Augen dem Mann im Trenchcoat zu.

    „Du wolltest mich sprechen, Helmut? Was gibt es denn?"

    „Das ist Kimberly Drake, sagte Furmarek. „Und der Typ hier, Kim, ist Mike Blasko, ein Privatdetektiv. Er wird sich um dein Problem kümmern.

    4

    Blasko steuerte seinen grauen Opel Richtung Mühlenberg, Hannovers jüngstem Stadtteil, gelegen zwischen der B217 und der B65. Es dauerte nicht lange, bis sie Kimberly Drakes Anwesen erreicht hatten. Die Villa auf dem großen Grundstück war nicht die einzige ihrer Art. Die meisten Anwohner schützten sich mit hohen Mauern oder Hecken vor neugierigen Blicken. Lediglich das Nachbargrundstück bildete eine Ausnahme. Das Haus war verhältnismäßig bescheiden, das Anwesen kleiner und lediglich von einem niedrigen Metallzaun umgeben. All das registrierte Blasko nur am Rande.

    Er wendete den Opel vor dem Garagenvorplatz der Villa, damit sie jederzeit wieder abfahren konnten. Dann zog er die Pistole aus dem Schulterhalfter, spannte den Hahn und öffnete vorsichtig die Wagentür. Kimberly Drake hatte bis dahin regungslos im Beifahrersitz gehockt. Jetzt richtete sie sich auf, klopfte mit dem Fingerknöchel gegen die Fensterscheibe und schüttelte den Kopf.

    „Glauben Sie wirklich, dass das notwendig ist?"

    Blasko nickte und spähte in die Dunkelheit.

    „Ich möchte gewappnet sein, falls irgendjemand eine unliebsame Überraschung ausgebrütet hat. Wenn Sie jetzt aussteigen, bleiben Sie dicht hinter mir."

    Er verschloss den Wagen und ging langsam auf die Haustür zu. Sämtliche Sinne waren angespannt. Der weiße Kies knirschte unter seinen Schuhen und unter denen der Frau, die ihm wie sein eigener Schatten folgte. Rechts uns links des Weges brannten elegante Lampen, bis zum Eingangsportal hinauf, das ebenfalls beleuchtet war. Unbehelligt erreichten sie das Haus. Kimberly schloss die Tür auf und wollte hineingehen, doch Blasko hielt sie zurück.

    „Ich gehe zuerst." Er öffnete blitzschnell die Tür. Seine Waffe drohte in die dunkle Wohnung, aber alles blieb ruhig. Der Detektiv ließ Kimberly im Flur stehen, nachdem er die Tür von innen abgeschlossen hatte.

    „Ich werde mich mal ein bisschen umsehen."

    Die Frau nickte stumm. Unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen durchstreifte Blasko die Zimmer der Villa, konnte jedoch kein Anzeichen für irgendwelche Tätigkeiten unerwünschter Besucher feststellen. Einigermaßen beruhigt kehrte er zu Kimberly zurück.

    „Alles in Ordnung. Es ist niemand da."

    Sie lächelte ihm etwas gezwungen entgegen.

    „Na, dann wollen wir uns jetzt mal ein bisschen entspannen. Wie wäre es mit einem Drink?"

    „Nein, noch nicht."

    „Okay, ganz wie Sie wollen, sagte Kimberly. „Aber ich werde mir erstmal einen genehmigen.

    Sie ging ins Wohnzimmer und schaltete das Licht an. Es war ein großer, mit hellen modernen Möbeln eingerichteter Raum, der Behaglichkeit verströmte. Blasko sah ein paar abstrakte Bilder an den Wänden und seinem scharfen Blick entging nicht, dass sie echt waren und ein Vermögen gekostet haben mussten.

    Blasko schob die Waffe zurück ins Halfter.

    „Sie leben hier also allein", stellte er fest.

    „Ja. Bis zu meinem fünfunddreißigsten Lebensjahr sieht meine Karriereplanung keine Beziehung vor. Sie trat an die deckenhohe Regalwand heran, öffnete eine Klappe und machte sich im Barfach zu schaffen. „Ich habe auch keinen eifersüchtigen Liebhaber, falls es Sie interessiert.

    „Schade, das hätte vieles vereinfacht", entgegnete Blasko.

    „Ach. Sie glauben, dieser Typ, der es auf mich abgesehen hat, ist jemand aus meiner Vergangenheit?"

    „Wäre das so unwahrscheinlich?"

    „Allerdings. Ich hatte noch nicht allzu viele Beziehungen in meinem Leben. Und es waren immer die Männer, die mich sitzengelassen haben."

    „Na ja, es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass Sie ihn nur ganz flüchtig kennen. Vermutlich sind Sie ihm irgendwo begegnet. Auf der Straße, im Supermarkt oder bei der Arbeit."

    Kimberly nippte an ihrem Drink.

    „Sie glauben, ich hatte schon einmal Kontakt zu diesem ..."

    „Allerdings. Stalker sind für gewöhnlich Ex-Partner, aber auch ehemalige Freunde, Kollegen oder Nachbarn, teilweise auch völlig Unbekannte. Hat Sie vor kurzem jemand aufgehalten, oder wollte ein Autogramm haben?"

    Die junge Frau zuckte kraftlos mit den Schultern, ohne Blasko anzuschauen.

    „Vor einigen Wochen habe ich auf einer Erotikmesse DVDs signiert. Es waren eine Menge Fans da."

    „Gut möglich, dass er Ihnen bei dieser Veranstaltung nähergekommen ist. Vielleicht war er auch beleidigt, weil Sie ihn nicht bevorzugt behandelt haben."

    Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. Kimberly atmete tief ein und schluckte.

    „Ich begreife das alles nicht. Was will der nur von mir?"

    „Da gibt es mehrere Gründe. Soweit ich weiß, unterteilt man Stalker für gewöhnlich in vier verschiedene Typen. Zuerst hätten wir da den Beziehungs-Stalker. Er richtet seine Handlungen gegen den ehemaligen Partner. Da er von Wut getrieben wird, ist es ihm oft vollkommen egal, ob die Polizei von seinen Taten erfährt. Dann wäre da der verliebte Stalker. Für ihn ist das Opfer sein absolutes Liebesobjekt. Er will eine Beziehung, ohne der betreffenden Person allerdings wirklich zu schaden. Diese Typen sind am ungefährlichsten."

    „Das tröstet mich ungemein", sagte Kimberly mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme.

    „Gefährlich ist vor allem der wahnhaft fixierte Stalker, fuhr Blasko fort. „Er hat meist eine psychische Störung. Das trifft auch auf den Sadistischen zu. Er leidet häufig unter einer Persönlichkeitsstörung und will immer mehr Kontrolle über sein Opfer, das er meist nur flüchtig kennt. Es ist für ihn ein Jagdobjekt.

    „Mit anderen Worten: Ich darf jetzt als Zielscheibe für einen Verrückten herhalten."

    „Hören Sie, ich weiß, dass das schwer für Sie ist, aber ..."

    „Aber was?, unterbrach ihn Kimberly. Die blonde Frau war plötzlich aufgebracht und voller Wut. Ihre Lippen bebten. „Es gehört mit dazu?, fragte sie. „Dass ich es nicht anders verdient habe?"

    Blasko hob beschwichtigend die Hände.

    „Nein, ich wollte nur sagen, dass Sie sich davon nicht unterkriegen lassen sollten."

    „Ach nein? Leben Sie doch mal mit der Vorstellung, dass ein Wildfremder in ihrer Wohnung herumspaziert ist. Hinzu kommt die ständige Angst. Bei jedem verdächtigen Geräusch zucke ich zusammen. Früher bin ich auch im Dunkeln unbekümmert auf die Terrasse gegangen. Das mache ich heute nicht mehr."

    „Verständlich", sagte Blasko.

    „Es kann doch nicht sein, dass dieser Typ mein Leben zerstört! Trotzig fügte sie hin zu: „Das lasse ich mir nicht gefallen. Aber wenn man nicht einmal mehr in seinem eigenen Haus sicher ist, fängt man an, über Alternativen nachzudenken.

    „Und was ist die Alternative?", fragte Blasko.

    „Auszusteigen, entgegnete Kimberly mit leiser Stimme. „Alles hinter sich zu lassen und irgendwo ganz neu anfangen. Diese Branche ist sowieso nicht mehr dieselbe wie noch vor ein paar Jahren. Besonders seit immer mehr Darstellerinnen aus Osteuropa in den Markt drängen. Für ein paar Kröten machen die doch alles. Sie beschweren sich nie über die Vertragsbedingungen und sind außerdem noch billiger. Und dann ist da natürlich auch noch das Internet. Viele Leute finden es wahnsinnig toll, sich beim Sex zu filmen und die Aufnahmen dann kostenlos ins Netz zu stellen.

    „Ich glaube nicht, dass Sie Ihr Problem damit lösen können, indem Sie einfach aufhören. Stalker verfolgen ihre Opfer mit kompromissloser Besessenheit. Er wird Sie finden, selbst wenn Sie sich im hintersten Winkel der Welt verstecken."

    Kimberly trank ihr Glas in einem Zug leer. Für einige Augenblicke herrschte Schweigen.

    „Gab es eigentlich irgendwelche Einbruchsspuren?", erkundigte sich Blasko nach einer Weile.

    „Nein, die Türen und Fenster waren unversehrt."

    „Hm, das würde bedeuten ..."

    Von draußen ertönte plötzlich ein knackendes Geräusch. Blasko schaute zur Terrassentür und sah einen Schatten, ohne diesen jedoch genau definieren zu können.

    „Da ist jemand! Bleiben Sie hier und machen Sie die Tür hinter mir sofort wieder zu!"

    Blitzschnell riss er die Pistole aus dem Halfter.

    „Sollte mir etwas passieren, rufen Sie die Polizei, verstanden?"

    Kimberly nickte stumm.

    Blasko schob die Glastür ein Stück zur Seite, huschte auf die Terrasse hinaus und wartete, bis die junge Frau die Öffnung hinter ihm geschlossen hatte. Er lauschte. Abgesehen vom gedämpften Geräusch eines in der Ferne vorbeifahrenden Wagens war es totenstill. Der Mond verbarg sich hinter dichten Wolken, und es war so dunkel, dass Blasko kaum die Hand vor Augen sehen konnte.

    Er umklammerte die Pistole fester und trat einige Schritte vor. Ein leises Geräusch ließ ihn gleich darauf innehalten, ein rascheln in einem der Büsche, die in breiter Reihe den Rand des Gartens säumten. Blasko holte seine Stablampe aus der Manteltasche und schaltete sie ein. Die Birne leuchtete auf, malte einen schwachen Lichtkreis auf den Rasen unmittelbar vor seinen Füßen und erlosch wenige Sekunden später wieder. Nur mit Mühe unterdrückte der Detektiv einen Fluch. Er hatte

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