Manchmal ist Weihnachten
Von Daniel Schaup
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Über dieses E-Book
Einmal im Jahr aber ist die Zauberkraft stärker als unsere Alltagsroutine und unsere Sorgen: an Weihnachten! Wir feiern die Geburt eines Kindes. Und um uns erwacht, was das Leben vor allem ist: ein großes Geschenk voller Wunder.
In diesem Band sind Erzählungen versammelt, die nicht nur zur Weihnachtszeit das Herz berühren: Wenn ein Spielzeugladen ein Ort der Hoffnung ist, eine Familie alle Hindernisse überwindet oder eine Schildkröte zum Liebesboten wird. All das ist Weihnachten! All das ist der Zauber des Lebens! All das vermag nur die Liebe!
Daniel Schaup
Daniel Schaup lebt an der schönen Elbe in Magdeburg. In seinen Romanen und Erzählungen gelingt es ihm, im Kopf des Lesers einen mitreißenden Film entstehen zu lassen - er ist mitten im Geschehen und doch Beobachter. Die Lektüre ist kurzweilig und gleichzeitig ein Bildungserlebnis. Wer seine Romane und Erzählungen liest, lernt etwas über die Welt und über sich selbst.
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Buchvorschau
Manchmal ist Weihnachten - Daniel Schaup
Vorwort
Die hier versammelten Erzählungen sind in den letzten Jahren entstanden. Immer in der Woche vor Weihnachten habe ich eine geschrieben. Am heiligen Abend las ich sie im Kreise unserer Familie vor. Wenn sie meinen Lieben gefielen, war es für mich das schönste Geschenk.
Warum hatte ich begonnen, Weihnachtsgeschichten zu schreiben? Der Anlass war sehr traurig: mein Großvater war gestorben und vor uns lag das erste Weihnachten ohne ihn. Damit der Abend nicht zu bedrückend wurde, verfasste ich die erste Geschichte.
Mit meinem Großvater verloren wir endgültig den persönlichen Kontakt zu einer ganzen Generation! Zu einer Generation, die sehr schreckliche Weihnachten erleben musste, sei es in von Bomben bedrohten Städten oder in den Schützengräben fern von Heimat und Familie.
Für meine Großeltern war Weihnachten ein besonderes Fest. Meinen wir es heute wirklich ehrlich, wenn wir sagen: Weihnachten ist das Fest des Friedens und der Liebe? Unsere Großeltern aber strahlten es mit ihrem ganzen Wesen aus!
All die seelischen und körperlichen Wunden des Krieges heilten, wenn ihre Enkel mit freudestrahlenden Augen um ihre Füße tobten.
Sie haben ihr ganzes Leben dafür eingesetzt, dass wir heute in diesem Wohlstand leben können. Aber all die bunten Dinge sind nichts gegen das größte Geschenk, was sie mir für mein Leben mitgegeben haben: die große Dankbarkeit, im Frieden leben zu dürfen!
Auf ewig sind wir mit unseren Lieben verbunden, auch wenn sie diese Welt bereits verlassen haben. Unsere Großeltern sind nicht einfach weg. Sie leben auch nicht einfach nur in unseren Erinnerungen weiter. Sie leben, denn die Liebe ist ewig! In der Liebe ist Frieden und allein im Frieden gedeiht die Liebe. Deshalb möchte ich dieses Buch meinen Großeltern widmen, ohne die ich nicht das geworden wäre, was ich bin. Danke.
Daniel Schaup
Der Spielzeugladen
Bei mir im Viertel, an einer wenig befahrenen Ecke, gibt es einen Spielzeugladen. Allein das wäre ein kleines Weihnachtswunder! Doch ich will von einem viel schöneren erzählen: Jeden Tag spaziere ich an dem Laden vorbei. Ich wohne nur wenige Straßen entfernt. Noch nie habe ich den Laden besucht! Aber ich freue mich jeden Tag über ihn.
Oft schaue ich mir die beiden Schaufenster an: die Holzautos, die Stofftiere, auch die Puppen, besonders schön finde ich die Brummkreisel. Ich weiß nicht, ob Kinder heute noch mit Brummkreiseln spielen? Ich finde sie jedenfalls schön. Mehr als einmal habe ich überlegt, in den Laden zu gehen und mir einen zu kaufen. Dann würde ich mich auf den Bordstein setzen und ihn in Schwung bringen. Versonnen schaue ich ihm dann beim Drehen zu und genieße sein Brummen. Wenn ich mich umsehe, stehen leider überall Autos am Straßenrand. Da ist kein Platz, um sich auf den Bordstein zu setzen! Kein Platz für einen Brummkreisel! Kein Platz für spielende Kinder!
Jeden Tag komme ich also am Spielzeugladen vorbei. Ab und zu habe ich sogar den Besitzer gesehen: ein kleiner alter Mann mit einem Jungengesicht, zu dem das volle weiße Haar nicht so recht passen will. Noch nie habe ich Kinder vor dem Laden entdeckt, geschweige denn sich ihre Nasen am Schaufenster platt drücken gesehen. In die Jahre gekommene Leute wie ich selbst einer bin, kommen aus dem Laden, aber kein Kind. Bestimmt sind es die Großeltern, die ihren Enkelkindern ein ihrer Meinung nach „richtiges Spielzeug" schenken wollen, wie zum Beispiel einen Brummkreisel - mal nichts aus Plastik, mal nichts Elektronisches! Ein Spielzeug ohne Batterien! Ja, je älter der Mensch wird, desto wunderlicher sind seine Ansichten über das Leben.
Gestern, am 24. Dezember, ging ich meine übliche Morgenrunde und sah von weitem ein kleines Mädchen vor dem Schaufenster des Spielzeugladens stehen. Die Winterjacke formte aus ihrem Körper etwas kugelähnliches und ihr Kopf lugte aus einem dicken blauen Schal hervor. Ihre Bommelmütze strahlte rot durch die graue Straße. Der Tag hatte mit Nieselregen begonnen und die feuchte Kälte zwang mich, meinen Spaziergang abzukürzen. Erstaunt blieb ich stehen: Ein Kind am Schaufenster des Spielzeugladens! Sogleich fragte ich mich, wo seine Eltern sind? Kinder ohne Eltern sind eine absolute Seltenheit geworden in unserem Stadtbild!
Ich ging einige Schritte näher und beobachtete das Mädchen: In aller Ruhe betrachtete es die Auslage und tippelte dann zum anderen Schaufenster. Jetzt griff es in seine Manteltasche und zog einen Geldschein hervor und verzog den Mund. Hatte sie nicht genug für das, was sie sich wünschte? Sie betrat den Laden! Neugierig folgte ich ihr und ging ebenfalls in den Laden. Zum ersten Mal stand ich im Spielzeugladen. Ein bißchen fühlte ich mich, als ob ich eine Zeitmaschine betreten hatte. Es roch nach Holz und feuchtem Stoff, ein Hauch von geröstetem Kaffee lag in der Luft. Am hinteren Ende befand sich ein breiter Tresen aus massivem dunklem Eichenholz. In den Regalen an den Wänden stapelten sich Plüschtiere, Holzautos, Puppen - von der Decke hingen Flugzeuge aus Metall, Puppenwagen standen herum, auch altmodisch wirkende Roller.
Das Mädchen hatte seine Mütze abgenommen und schlich um das Regal mit den Puppen. Der Laden war zwar klein, aber groß genug, um mich hinter dem Regal mit den Springseilen und Rollschuhen zu verbergen ohne aufzufallen. Der alte Mann mit dem Jungengesicht kam hinter dem Tresen hervor und fragte das Mädchen, wonach es denn suche. Sie antwortete nicht gleich, denn wie gefesselt starrte sie auf das oberste Regalfach, wo eine Puppe saß, die nicht sehr hübsch aussah, eher ein wenig altbacken, würde ich sagen: sie trug ein Dirndl und ihre braunen Haare lagen wild um ihren Kopf herum.
„Was kostet diese Puppe", fragte das Mädchen und ihr kleiner Finger am ausgestreckten Arm zeigte auf das unscheinbarste Exemplar des ganzen Ladens. Der Ladenbesitzer strich sich mit der flachen Hand über den Kopf.
„Du meinst die Liesl", fragte er.
Jemand, der einen Spielzeugladen betreibt, muss etwas komisch sein, aber den Puppen Namen zu geben, erschien mir wirklich merkwürdig.
„Ja, die Liesl. Was kostet sie?"
„Nun, sie lebt schon sehr lange bei mir im Laden. Ich weiß nicht, ob sie umziehen will, weißt du. „Doch, ich weiß es. Sie will mit mir und meiner Mama Weihnachten feiern!
„So. Woher weißt du das?"
„Schau doch wie sie mich anguckt!"
Der kleine alte Mann zog eine Leiter heran und nahm behutsam die Liesl vom Regal.
„Schau, sie ist ganz staubig", sagte er.
„Das macht nichts. Seitdem Mutti nicht mehr putzen kann, ist es bei uns auch staubig!"
Jetzt reichte er dem Mädchen die Puppe. Sie strahlte über beide Ohren und ihre kleinen Zähne glitzerten durch das Grau des Tages. Der alte Mann nickte versonnen.
„Tatsächlich. Wer hätte das gedacht. Die Liesl wird ausziehen. Und mit einem lieben Mädchen Weihnachten feiern", sagte er in feierlichem Ton.
„Wieviel kostet sie?" Bei aller Rührung hatte sie nicht vergessen, in einem Geschäft zu sein.
„Nun, wieviel Geld hast du denn?"
„Meine Mama hat mir zwanzig Euro gegeben. Das ist viel Geld! Ich soll mir etwas schönes zu Weihnachten kaufen. Im Schaufenster sind die Preise an den Puppen aber viel größer als zwanzig. Sind die so wertvoll?"
„Das sind ja auch die Schaufensterpuppen! Die sind etwas Besonderes."
„Nein, die Liesl ist etwas Besonderes."
„Da hast du ganz recht. Die Liesl war von Anfang an in diesem Laden. Weißt du wie lange sie schon bei mir lebt?"
„Nein."
„Seit fast sechzig Jahren."
„So lange!"
„Das ist sehr lange, nicht wahr. Und all die Jahre wollte sie kein Mädchen haben. Sie hat schon die Hoffnung aufgegeben, einmal in einem Kinderzimmer zu sitzen. Wie heißt du denn?"
„Ich heiße Sandy."
„Sandy. Das ist ein schöner Name."
Allmählich fühlte ich mich an meinem Regal unwohl. Ich wollte die Szene nicht stören und vertiefte mich so unauffällig wie möglich in die Betrachtung der Metallflugzeuge, die neben meinen Schultern hingen.
„Und wie heißt du", fragte Sandy.
„Meine Name ist Ferdinand."
„Das ist ja ein komischer Name. Sie kicherte. „Findest du?
„Ich kenne keinen Jungen, der so heißt."
„Jetzt kennst du einen."
Sandy wog Liesl behutsam in ihrem Arm, strich ihr die Haare aus dem Gesicht und rückte die Rockfalten zurecht.
„Was kostet die Liesl? Ich muss nach Hause. Mama ist heute besonders traurig."
„Warum ist deine Mama denn traurig?"
„Das weiß sie ja selber nicht. Sie muss halt immer weinen."
„Und dein Vater?"
„Der ist schon lange weg! Hat sich einfach verpisst. „Ist deine Mama deshalb traurig?
„Sie nennt ihn immer Scheißkerl."
Ich musste unwillkürlich lachen, was die Aufmerksamkeit von Ferdinand auf mich zog. Aber dieses schöne Wort aus dem Mund des kleinen Mädchens, mit exakt derselben Betonung ihrer Mutter, es hörte sich zu komisch an.
„Nun Sandy, dann hör mir mal gut zu. Die Liesl ist etwas ganz Besonderes. Und du bist auch ein ganz besonderes Mädchen. Ich weiß, du wirst immer gut auf die Liesl aufpassen und ihr alles erzählen, damit sie dir helfen kann, wenn du mal traurig bist."
„Ich darf nicht traurig sein, sagte Sandy mit fester Stimme, ein wenig Trotz lag sogar darin. „Es reicht schon, wenn Mama traurig ist.
„Du bist wirklich ein starkes Mädchen. Gibst du mir die Liesl noch einmal, ich muss mit ihr etwas besprechen, weißt du."
Sandy schaute ihn ungläubig an. Dann reichte sie ihm die Puppe. Ferdinand nahm sie und ging mit ihr hinter den Tresen und verschwand dort durch eine kleine Tür. Sandy schaute sich nicht um, sondern starrte voller Erwartung auf die kleine Tür. Es dauerte einige Minuten bis der alte Mann zurückkam. In seinem rechten Arm lag die Puppe und an seiner linken Hand hing ein kleiner Koffer.
„So, Sandy, schau. Die Liesl hat mir gesagt, dass sie sich sehr freut, jetzt bei dir zu leben. Sie freut sich auf das Weihnachtsfest mit dir und deiner Mama. Er gab ihr die Puppe und Sandy drückte sie ganz fest an ihre Brust. „Und das sind ihre Kleider
, er überreichte ihr den Koffer. „Sie muss sich ja ab und zu umziehen, nicht wahr."
Der Mund des Mädchens öffnete sich und die etwas schiefen Zähne kamen zum Vorschein: Eine Mischung aus breitem Lächeln und Staunen. Unweigerlich schwang sich mein Mund auch zu einem Lächeln auf.
„Aber das kostet doch mehr als zwanzig Euro", rief Sandy und eine tiefe Sorgenfalte bildete sich auf ihrer Stirn.
„Nein, nein. Weil du ein ganz besonderes Mädchen bist und die Liesl auch etwas ganz besonderes ist, musst du nichts bezahlen. Die Liesl zieht zu dir um, das ist kein Verkauf."
„Das heißt", Sandy zögerte,