Beziehungsweise: Eine Spurensuche
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In diesem Buch begibt sich der Autor auf eine Spurensuche: Von seiner eigenen, mit Höhen und Tiefen durchzogenen Beziehungsgeschichte aus schlägt er einen spannenden und erkenntnisreichen Bogen zu allgemeinen Betrachtungen zum Thema ‚Liebe und Partnerschaft‘. Auf humorvolle und doch tiefsinnige Art und Weise nimmt er den Leser und die Leserin mit auf eine Reise voller gedanklicher Stolpersteine, die als Denkanstöße auch für die eigene Beziehungsgestaltung dienen können.
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Book preview
Beziehungsweise - Thomas Peddinghaus
Die Vorgeschichte
Noch einmal ließ er die letzte Phase dieser Partnerschaft vor dem geistigen Auge Revue passieren.
Sie: „Beziehungen sind dafür da, dass sie gelebt werden."
Er: „Aha. Gibt es dazu eventuell eine etwas exaktere Beschreibung, wie das Ganze vonstatten gehen sollte, sozusagen eine Art Bedienungsanleitung?"
Sie: „Typisch Mann, er braucht eine Erklärung für das, was vor allem mit dem Gefühl zu tun hat."
Er: „Moment mal, auch Männer haben Gefühle. Nur reden wir eben nicht so viel darüber. Muss man ja vielleicht auch gar nicht."
Sie. „Wertschätzende Kommunikation ist die Basis für jede Art zwischenmenschlicher Beziehung. Wo die Kommunikation stirbt, da stirbt die Beziehung."
Er: „Na dann besteht in unserem Falle ja noch Grund zur Veranlassung zur Hoffnung, oder?"
Sie. „Ich weiß es nicht, ich bin mir einfach nicht mehr sicher. Wir reden zwar miteinander, aber wir sagen nichts."
In dieser und ähnlicher Art und Weise hatten am Ende die Gespräche mit seiner letzten großen Liebe stattgefunden. Viele Worte waren gewechselt worden, genützt hatte es – zumindest was den Fortbestand dieser Beziehung anbelangt – nichts.
Der romantische Anfang
Begonnen hatte alles sehr romantisch. Mit einer ersten Berührung in einem Dunkelcafe – ein Cafe, das die Welt eines blinden oder sehbehinderten Menschen simulieren soll – wurde der erste wesentliche Kontakt hergestellt. Er konnte auch jetzt noch, Jahre nach dem Ereignis, das Gefühl dieser ersten zarten und vorsichtigen Berührung beider Hände in sich wachrufen. Ein sehr wohliges Gefühl war es, damals wie heute. Nicht, dass es gleich um ihn geschehen wäre nach dieser ersten Begegnung im Dunkeln. Aber seine Aufmerksamkeit war erregt worden.
Bei einer nächtlichen, aber dieses Mal im Licht stattfindenden Diskussion im Rahmen eines Seminars kam es zum ersten ernsthaften geistigen Austausch. Sie, gerade am Ende ihrer langjährigen Ehe angekommen und eher ernüchtert, wenn nicht gar enttäuscht von den Schattenseiten der Liebe zwischen Mann und Frau. Er, in seiner sich ebenfalls im Endstadium befindenden Ehe davon überzeugt, dass es die große Liebe zwischen Mann und Frau trotz aller unweigerlich auftretenden Hindernisse gibt und die Liebe nahezu alle Hürden überwinden kann. Man kam nicht wirklich auf einen gemeinsamen Nenner in dieser Nacht, aber es war ein weiterer Anlass für ihn, seine Aufmerksamkeit vermehrt auf sie zu richten. Da war jemand, der nicht nur schön anzuschauen und sehr humorvoll war, sondern auch noch reichlich Lebenserfahrung besaß und mit einer sehr bodenständigen Klugheit ausgestattet zu sein schien. Außerdem war sie jemand, die ihm widersprach und ihre eigene Meinung nicht nur hatte, sondern auch vertrat. Dies hatte ihn schon immer mehr angezogen als zu schnelle und bereitwillige Zustimmung. Schließlich hatte er den Satz ‘Wer die Wahrheit wissen will, muss den Menschen widersprechen’ stark verinnerlicht und Zeit seines Lebens selbst ausgiebig praktiziert. Manchmal bis zum Über- und Verdruss seiner direkten Umgebung.
Zum dritten und damit für ihn entscheidenden Moment kam es im Rahmen einer Abschlussfeier zu einer Begegnung, während der er ihr ein Reading mit Tarot-Karten gab. Er selbst hatte sich schon seit Jahren mit diesem und anderen so genannten ’esoterischen’ Hilfsmitteln beschäftigt. Daher war der Tatsache an sich, jemandem eine Reading, also eine ’Lesung’ zu geben, nichts Ungewöhnliches. Während dieses speziellen Readings spürte er jedoch eine sich wie von selbst ergebende Übertragung, sowohl von Gedanken, wie von Gefühlen. Er spürte zum ersten Mal, dass mit dieser Frau mehr möglich war, als ein gelegentliches, eher zufälliges Zusammentreffen.
Der Höhenflug
Er lernte ein zauberhaftes Wesen in Form einer Frau kennen, die seine innigsten Wünsche in einer Art und Weise zu erfüllen schien, wie er es sich niemals hätte erträumen lassen. In erster Linie war es wohl das wundersame Zusammentreffen zweier sehr ähnlicher Naturelle, die mit sehr viel innerer Energie und großer Offenheit durchs Leben gehen und auch bei den wichtigen Fragen und Dingen des Lebens eine erstaunliche Übereinstimmung hatten. Neben der inspirierenden Leichtigkeit und Herzenswärme, die seine Partnerin ausstrahlte, war es vor allem ihre entschiedene Suche nach der Sinnhaftigkeit des Lebens, die ihn magisch anzog.
Sie hatte als Mutter von zwei pubertierenden Jugendlichen, eingebunden in ein stabiles lokales Netzwerk von Familie, Freundschaften und Arbeit, zwar einen ganz anderes Alltagskonzept wie er, der sich als kinderloser, beruflich Selbständiger eher als ‘freies Radikal’ durchs, von vielen Ortswechseln geprägte Leben, bewegt hatte. Diese Unterschiedlichkeit wirkte sich – zumindest anfänglich – jedoch eher belebend und anregend auf ihn aus. Er genoss es in vollen Zügen, eine Frau gefunden zu haben, die so eigenständig und fest auf dem Boden stand, dass die später erst deutlicher zutage tretenden und darin schlummernden Konfliktpotentiale erst einmal gar keine Rolle spielten. Zwar war es von Beginn an nicht ganz einfach, die zwei unterschiedlichen Lebensweisen und
-umstände
unter einen Hut zu bekommen, aber die unglaublich intensive Liebesenergie zwischen ihnen ließ all diese scheinbaren Unmöglichkeiten weit in den Hintergrund treten. Es gelang ihnen trotz zeitlicher und räumlicher Koordinationsprobleme immer wieder, die gemeinsam verbrachte Zeit intensiv zu nutzen und das damit verbundene Glücksgefühl voll auszukosten.
In den ersten Monaten durchzog ein silberner Faden der Innigkeit und Intensität ihre Beziehung. Auf allen Ebenen. In vielen, vielen Gesprächen loteten sie genussvoll den jeweiligen Erfahrungs- und Erkenntnisstand des anderen aus, auf Ebene der Sinnlichkeit kosteten sie ständig und unaufhörlich vom wundervollen Nektar der großen Liebe. Es war eine Zeit des Erfülltseins von der Präsenz des anderen, unabhängig davon, ob sie die Zeit gemeinsam oder getrennt voneinander verbrachten. Beide genossen diesen Schwebezustand in vollen Zügen.
Ihre direkte Umgebung profitierte ebenfalls davon: Während ihres Zusammenseins schien ein Leuchten von ihnen auszugehen, dass auf das, was sie umgab, ausstrahlte. Es ist wohl bei verliebten Paaren ein wenig wie bei kleinen Kindern: Immer, wenn jemand in der Fülle seiner selbst lebt, fühlt sich die Umgebung für einen Moment in eine positive Energie hineingezogen, die in jedem die Sehnsucht und das tief verankerte Gefühl von Harmonie und Einklang hervorruft.
So schwebte er für Monate auf Wolke sieben und konnte kaum fassen, dass es so viel Glück in einer Beziehung zwischen Mann und Frau tatsächlich gab. Noch dazu, dass er der Auserwählte war, der es in dieser Fülle erleben durfte. Er erlebte eine Partnerschaft, die für ihn das Prädikat ’bedingungslose Liebe’ verdient hatte.
Bedingungslose Liebe
Man sagt ja, es gäbe kein stärkeres Gefühl als die bedingungslose Liebe zwischen Mutter und Kind. Nachdem er weder das Mutter-, noch das Vatersein aus eigener Erfahrung kennt, kann er die Richtigkeit dieser Behauptung nicht wirklich bestätigen. Aus seiner Beobachterrolle heraus hatte er zumindest eine Ahnung davon, dass dieser Satz tatsächlich stimmen könnte. Das Gefühl jedoch, mit einem anderen erwachsenen Menschen derart auf einer Wellenlänge zu sein, dass alle Widersprüche des Lebens wie weggewischt zu sein scheinen und man den anderen bedingungslos liebt, so wie er oder sie ist, ohne Erwartung oder Wunsch nach einer Veränderung seiner oder ihrer Wesenszüge, das hat sicherlich vergleichbare Ausmaße. Liebe hat offensichtlich verschiedene Ebenen und Dimensionen. Seiner jetzigen Partnerin gegenüber hatte er jedenfalls genau dieses Gefühl der Bedingungslosigkeit.
Natürlich kann an dieser Stelle vermutet werden, dass all das sei ja ganz normal für das Anfangsstadium einer Liebesbeziehung. Schweben wie auf rosarot gefärbten Wolken, Schmetterlinge im Bauch als Dauerzustand. War es vermutlich auch. Bei aller romantischen Verklärung und dem beschwingten Gefühl des frisch Verliebtseins war er allerdings auch im Nachhinein der festen Überzeugung, dass diese Beziehung auf einer tiefgehenden Übereinstimmung im geistigspirituellen Bereich aufbaute. Es ist eben jener Zauber, der diesem Zusammentreffen zweier Universen innewohnt, die für sich alleine nicht ganzheitlich glücklich werden können und daher die