Venus in Flammen (STAR-DUST 27): Im Bannfluch der Naniten
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Jens F. Simon
Jens F. Simon war schon immer ein Träumer, der sich mehr in seiner eigenen Fantasiewelt bewegte, als in der Realität. Nach dem Grundwehrdienst begann er Jura zu studieren. Als seine Eltern unverhofft starben, brach er das Studium ab und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben. Nach dem Scheidern seiner ersten Beziehung traf er dann doch seine Traumfrau und gründete eine Familie. Heute schreibt er die fantastischen Geschichten, die ihn ein Leben lang begleitet haben.
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Book preview
Venus in Flammen (STAR-DUST 27) - Jens F. Simon
Das neue Erwachen
Das Rauschen des Windes ließ mich erwachen. Oder war es ein Meeresrauschen? Ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
Jedenfalls schien es mir, als wäre ich gerade erst geboren worden. Was für ein seltsamer Gedanke.
Dann stellten sich die Kopfschmerzen mit einer Wucht ein, dass ich glaubte, mein Gehirn würde explodieren.
Ich stöhnte auf und öffnete reflexartig die Augen. Sofort stach zusätzlich ein spitzer Schmerz durch meine Iris, ausgelöst durch das grelle Licht, das mich umgab.
Ich schloss sofort wieder die Augen, aber die einmal ausgelösten Schmerzwellen blieben.
Ich fühlte, wie Tränenflüssigkeit an meinen Wangen herablief. Ich wollte sie sie abwichen, konnte jedoch meine Hände und Arme um keinen Millimeter bewegen.
„War ich gelähmt?"
Der Gedanke drängte kurz die Schmerzen in den Hintergrund.
„Nur das nicht!"
Nein, das konnte nicht sein. Langsam, sehr langsam drangen erste Erinnerungsfetzen an die Oberfläche meines Bewusstseins.
„Fraktal-temporale Zeitkapsel: besteht aus einer Vielzahl von Nanobots, welche die Dunkle Materie des Kosmos anzapft, um so einen Energiesubraum erstellt, der einen dimensionsübergreifenden Zeit-Pfad öffnet."
Dann der nächste Gedanke: „TALAH, Hüterin des Star-Walk."
„Majenna", schoss es mir plötzlich durch den Kopf. Wo war Majenna?
Etwas war schiefgelaufen. Sie hatte sich einfach in Luft aufgelöst.
Eines stand jedoch fest, ich befand mich nicht mehr in der Fraktal-temporalen Zeitkapsel; dieses sargähnliche Monster, das vollständig aus Naniten zusammengesetzt war.
Mich fröstelte noch nachträglich, wenn ich daran dachte, dort wirklich hineingestiegen zu sein.
Aber es war uns wohl nichts anderes übriggeblieben.
Die Häscher der Neensziss, welche sich hochtrabend ‚Wächter der Sterne‘ nannten, hatten Majenna und mich fast schon überwältigt.
Langsam klärte sich mein Geist.
Ich wurde zunehmend ruhiger.
Meine Gedanken fokussierten sich jetzt, nachdem sich die Erinnerung an die letzten Stunden eingefunden hatten, auf das Hier und Jetzt. Vorsichtig öffnete ich wieder die Augen, diesmal nur so weit, dass ich durch die Augenschlitze hindurch meine nähere Umgebung einigermaßen klar erkennen konnte.
Ich lag unzweifelhaft auf einer weißen Liege.
Ich konnte meine Arme erkennen, die links und rechts neben mir ausgestreckt lagen, jedoch konnte ich sie nicht bewegen.
Dann sah ich sie, zwei Neensziss. Sie trugen auf ihren hornigen Insektenschädel merkwürdige transparente Strukturen, die sich um ihre Augen bogen und in verschiedenen Farben leuchteten.
Als ich noch etwas genauer hinsah, bemerkte ich, wie ihre Körperkonturen leicht flimmerten und irgendwie ihre Konsistenz ständig wechselten.
Mir war sofort klar, dass es sich höchstwahrscheinlich um zwei holografisch aufgebaute Abbilder handelte und sie nicht körperlich anwesend waren.
Sie schienen sich zu unterhalten, obwohl ich keine hörbaren Äußerungen vernahm.
Aber die Mundbewegungen waren vorhanden. Das Zimmer schien ansonsten vollständig leer zu sein.
Als ich reflexartig meinen Kopf zur Seite drehte, bemerkten sie mein Erwachen.
Das hatte ich eigentlich zunächst vermeiden wollen.
„Es ist alles in Ordnung. Du hast nichts zu befürchten. Wir wachen über deine Gesundheit. Wie fühlst du dich?"
Jetzt stand ich im Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit.
„Wieso kann ich meine Arme nicht bewegen? Auch der Körper ist unbeweglich. Bin ich ein Gefangener?"
Meine Gegenfragen schienen sie nur kurz zu irritieren.
„Das ist nur zu deiner Sicherheit", vernahm ich die nichtssagende Antwort und war zunächst über mich selbst erstaunt, weil ich genau diese Antwort erwartet hatte.
Unvermittelt sah ich nur noch ein Hologramm, das andere war verschwunden.
Sie spielten also nur teilweise mit offenen Karten. Auch gut. Jedenfalls kam ich hier so nicht weiter. Ich versuchte nochmals, meine Arme zu bewegen, aber es ging nicht.
Selbst mein Oberkörper ließ sich nicht bewegen. Steif wie ein Brett lag ich auf der Liege.
Ich war ein Gefangener, das wurde mir jetzt erst so richtig bewusst. Für mich stellte sich immer wieder die Frage, wie war ich überhaupt hierhergekommen.
Die nächste Frage war, wo befand ich mich überhaupt?
An mehr konnte ich im Moment nicht denken, so geistig ausgelaugt fühlte ich mich. Gedankenfetzen einer früheren Zeit spülten aus meinem tiefsten Unterbewusstsein herauf und lösten sich genauso schnell wieder auf, wie sie gekommen waren.
Sie erreichten damit nur, dass ich mich noch mehr in meinen Gedankengängen verwirrte.
Bilder von merkwürdigen Geschöpfen, Kleinstlebewesen, Raumschiffen und Frauen tauchten auf und verblassten ebenso schnell wieder.
Ich musste dem Ganzen unbedingt Einhalt gebieten, sonst begann ich noch durchzudrehen.
Unvermittelt bekam ich den Eindruck, etwas Wichtiges übersehen zu haben. In meinem Kopf entstand das Abbild einer kleinen, goldenen Kugel, SITT!
Der Gedanke an das Permit war noch nicht richtig gefestigt, als etwas sehr Merkwürdiges geschah.
Unvermittelt hatte ich tatsächlich das Gefühl, aus zwei Bewusstseine zu bestehen. Einmal wusste ich, wer SITT ist, zum anderen war mir das Wissen irgendwie fremd.
Die kleine, goldgelbe Kugel würde mir bestimmt hier heraushelfen.
Ich musst sie nur aktivieren. Dann hielt ich jedoch inne. Ich wollte unbedingt in Erfahrung bringen, wie ich eigentlich hierhergekommen war und wo das hier überhaupt war.
TALAH hatte uns in den Raum der Universen gebracht.
Die ‚Hüterin des Star-Walk‘ war die Letzte, mit der ich gesprochen hatte. Sie konnte mir Auskunft geben.
„Ich rufe TALAH. Hüterin des Star-Walk, zeige dich mir!"
Dann fiel einem Teil von mir noch etwas ein: „Der ‚Meister des Pfads‘ ruft nach dir! Erscheine!"
Ich hatte ursprünglich meine Aufforderung nur rein telepathisch versenden wollen.
Ich sprach jedoch zusätzlich die Sätze laut aus, was mich nur kurz etwas irritierte.
Dies führte dazu, dass der immer noch anwesende Neensziss plötzlich sehr verwirrt aufblickte.
„Was sagst du da? Wie kommst du darauf, nach der Hüterin zu rufen? Woher kennst du überhaupt ihren Namen?"
Das unmittelbare Erscheinen von TALAH entband mich einer Antwort.
„Hier bin ich, Meister. Willst du es nochmals versuchen und den Temporal-Pfad