Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter vom V. bis zum XVI. Jahrhundert
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Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter vom V. bis zum XVI. Jahrhundert: Untergang des Römischen Reiches + Goten + Byzantinisches Reich + Karolinger + Kirchenstaat + Renaissance Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPapst Alexander VI. und seine Zeit: Bebilderte Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
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Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter vom V. bis zum XVI. Jahrhundert - Ferdinand Gregorovius
Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter
Erstes Buch:
Vom Beginn des V. Jahrhunderts bis zum Untergang des westlichen Reichs im Jahre 476
Inhaltsverzeichnis
Inhalt:
Erstes Kapitel
1. Plan dieses Werks. Begriff der Stadt im Altertum und im Mittelalter.
2. Allgemeine Ansicht der Stadt Rom in der letzten Kaiserzeit.
3. Die vierzehn Regionen der Stadt.
Zweites Kapitel
1. Zustand der Monumente im V. Jahrhundert. Übertreibungen der Kirchenväter vom Umsturz der Bildsäulen. Die Schilderung Roms von Claudian. Die schützenden Edikte der Kaiser. Versuche Julians zur Wiederherstellung des alten Kultus und ihre Folgen.
2. Verhältnis des Kaisers Gratian zum Heidentum. Streit um den Altar der Victoria. Eifer des Kaisers Theodosius gegen den heidnischen Kultus. Noch heidnischer Charakter der Stadt. Fall der alten Religion zur Zeit des Honorius. Die Tempel, die Bildsäulen. Angaben über deren Menge.
3. Umwandlung Roms durch das Christentum. Die sieben kirchlichen Regionen. Älteste Kirchen vor Constantin. Die architektonische Form der Kirchen.
4. Constantinische Kirchen. Die Lateranische Basilika. Die älteste Kirche des St. Petrus.
5. Die alte Basilika des St. Paulus. Der damalige Kultus der Heiligen. St. Laurentius extra muros und in Lucina. St. Agnes. St. Crux in Hierusalem. St. Petrus und Marcellinus. St. Marcus. S. Maria Maggiore. S. Maria in Trastevere. St. Clemens. Roms Aussehen im V. Jahrhundert. Kontraste in der Stadt.
Drittes Kapitel
1. Einzug des Kaisers Honorius in Rom am Ende des Jahres 403. Seine Residenz im Cäsarenpalast. Die letzten Gladiatorenkämpfe im Amphitheater. Abreise des Honorius nach Ravenna. Einfall und Vernichtung der Barbaren des Radagaisus. Sturz Stilichos.
2. Alarich rückt gegen Rom im Jahre 408. Sein Dämon. Ahnungen vom Falle Roms. Erste Belagerung. Die Gesandtschaft der Römer. Tuszisches Heidentum in Rom. Die Belagerung wird abgekauft. Honorius verwirft den Frieden. Alarich zum zweitenmal vor Rom 409. Der Gegenkaiser Attalus. Zug Alarichs nach Ravenna. Er lagert zum drittenmal vor Rom.
3. Der Adel und das Volk der Römer jener Zeit, nach den Berichten des Ammianus Marcellinus und des Hieronymus. Die heidnische und die christliche Gesellschaft. Volksanzahl der Stadt.
Viertes Kapitel
1. Alarich nimmt Rom ein am 24. August 410. Die Stadt wird geplündert. Eine Triumphszene der christlichen Religion. Schonung und Milde der Goten. Alarich zieht nach drei Tagen ab.
2. Die Goten haben die Denkmäler der Stadt nicht zerstört. Ansichten der Schriftsteller über diese Frage.
3. Klagestimmen über den Fall Roms. Hieronymus. Augustinus. Folgen der Einnahme.
Fünftes Kapitel
1. Tod Alarichs im Jahre 410. Athaulf wird König der Westgoten. Er zieht aus Italien ab. Unternehmung des Grafen Heraclianus gegen Rom. Honorius kommt nach Rom im Jahre 417. Wiederherstellung der Stadt. Abschied des Rutilius von Rom.
2. Wachstum der römischen Kirche. Spaltung wegen der Bischofswahl. Bonifatius Papst. Der Kaiser Honorius stirbt 423. Valentinianus III. Kaiser unter der Vormundschaft Placidias. Die Vandalen erobern Afrika. Sixtus III. Papst 432. Sein Neubau der Basilika S. Maria Maggiore. Ihre Mosaiken. Weihgeschenke. Luxus der Kirchengeräte.
3. Leo I. Papst 440. Afrikanische Flüchtlinge in Rom. Ketzereien. Placidia stirbt 450. Ihre Lebensschicksale. Ihre Tochter Honoria. Attila wird von ihr gerufen. Die Katalaunische Schlacht. Attila dringt in Oberitalien ein. Valentinian in Rom. Gesandtschaft der Römer an den Hunnenkönig. Der Bischof Leo vor Attila. Eine berühmte Legende. Abzug und Tod Attilas. Statuen des Kapitolischen Jupiter und des Vatikanischen Petrus.
Sechstes Kapitel
1. Sturz des Aëtius. Ein Weiberroman. Ermordung Valentinians III. 455. Maximus Kaiser. Eudoxia ruft den Vandalenkönig Geiserich.
2. Die Vandalen landen in Portus. Ermordung des Maximus. Leo vor Geiserich. Einzug der Vandalen in Rom Juni 455. Plünderung Roms durch vierzehn Tage. Plünderung des Palatium und des Jupitertempels. Die alten Spolien des Tempels von Jerusalem. Ihre Schicksale. Sagen des Mittelalters.
3. Abzug der Vandalen. Schicksale der Kaiserin Eudoxia und ihrer Tochter. Die Basilika St. Petri ad Vincula. Legende von den Ketten Petri. Die Vandalen haben die Monumente der Stadt nicht zerstört. Folgen der vandalischen Plünderung.
Siebentes Kapitel
1. Avitus Kaiser 455. Panegyricus des Apollinaris Sidonius und dessen Ehrenstatue. Sturz des Avitus durch Rikimer. Majorianus Kaiser 457. Sein Edikt wegen der Monumente Roms. Beginnender Vandalismus der Römer. Sturz Majorians im Jahre 461.
2. Leo I. stirbt 461. Seine Stiftungen in Rom. Das erste Kloster beim St. Peter. Die Basilika St. Stephan an der Via Latina; ihre Auffindung im Jahre 1857. Hilarus Papst, Severus Kaiser. Anthemius Kaiser. Sein Einzug in Rom. Weihgeschenke des Hilarus.
3. Der Prozeß des Arvandus. Fruchtlose Unternehmungen gegen Afrika. Übermut Rikimers und sein Bruch mit Anthemius. Er belagert Rom. Dritte Plünderung Roms 472. Olybrius Kaiser. Tod Rikimers. Sein Denkmal in Rom: S. Agata in Suburra. Glycerius; Julius Nepos Kaiser. Die germanischen Söldner empören sich. Orestes erhebt seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser. Odoaker Herr von Italien 476. Auszug des abendländischen Kaisertums.
Erstes Buch:
Vom Beginn des V. Jahrhunderts bis zum Untergange des westlichen Reichs im Jahre 476
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Erstes Kapitel
Inhaltsverzeichnis
1. Plan dieses Werks. Begriff der Stadt Rom im Altertum und im Mittelalter.
Diese Bücher enthalten den ersten Versuch einer umfassenden Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, welche als ein in sich selbst Bestehendes außerhalb der Geschichte des Papsttums und des Reichs noch nicht vorhanden ist. Die Römer, deren besondere Aufgabe es sein mußte, sie zu schreiben, sind durch viele Ursachen davon zurückgehalten worden. Sie haben nur schätzbare Beiträge und Materialien für ein solches Nationalwerk zusammengebracht. Wird man es deshalb vermessen nennen, wenn ein Nichtrömer, ein Deutscher, sich an dies schwierige Unternehmen wagt? Ich fürchte es nicht; nicht allein weil die Wissenschaft ein freies Gebiet ist, sondern auch weil nächst den Römern und Italienern kein anderes Volk einen näheren und gleich nationalen Bezug auf die Geschichte Roms im Mittelalter hat als das deutsche. Denn seit den Goten Theoderichs, welche zuerst Rom beherrscht und mit Ehrfurcht aufrecht gehalten haben, seit den Franken Pippins und Karls, welche diese Stadt aus der Gewalt der Langobarden und Byzantiner befreiten und wieder aufrichteten, hat Deutschland in langen Jahrhunderten durch das germanisch-römische Reich ein außerordentliches Verhältnis zu Rom gehabt. Rom ist ein unverlöschlicher Ruhmestitel für die deutsche Nation, die mittelalterliche Geschichte der Stadt ein unzertrennlicher Bestandteil der Geschichte Deutschlands selbst geworden.
Als ich den Gedanken dieses Werkes faßte, wurde mein Plan dieser: aus allem vorhandenen und mir zugänglichen historischen Material und mit Hilfe langjähriger Kenntnis der Monumente und Lokale die Stadtgeschichte darzustellen, von dem ersten Falle des kaiserlichen Rom unter die Gewalt der Westgoten Alarichs im Jahr 410 bis auf den letzten Fall der päpstlichen Stadt im Jahre 1527 unter die Gewalt des Kriegsvolks Karls V. im Beginne der Reformation, durch welche die alte Verbindung Deutschlands mit Rom zerrissen wurde.
In diesem großen Zeitraume von mehr als elf Jahrhunderten wird Rom für den Geschichtschreiber der feste Standpunkt und die hohe Warte bleiben, von der aus er die Bewegung der mittelalterlichen Welt beobachten darf, soweit sie von dieser Stadt Impulse empfängt oder in lebendigem Bezuge zu ihr steht. Denn Rom hat zwei Naturen, eine munizipale und eine kosmopolitische, und beide sind nicht völlig voneinander trennbar. So war es im Altertum, so blieb es auch im Mittelalter.
Drei Städte glänzen überhaupt in der Geschichte der Menschheit durch die allgemeine Bedeutung, welche sie für dieselbe haben: Jerusalem, Athen und Rom. Alle drei sind im Prozeß des Weltlebens mit- und durcheinander wirkende Faktoren der menschlichen Kultur. Jerusalem, die Hauptstadt des machtlosen Judenvolkes, war der Mittelpunkt jener rätselhaften Theokratie, aus welcher das Christentum hervorging, demnach die Metropole der Weltreligion. Sie erhielt noch lange nach ihrem Falle ein zweites geschichtliches Dasein, neben und in bezug auf Rom. Die Römer hatten sie in alten Zeiten zerstört, ihr Volk war in der Welt zerstreut, ihre Heiligkeit auf das christliche Rom übergegangen; da tauchte sie im XI. Säkulum wieder empor, und wurde in der Periode der Kreuzzüge das Pilgerziel der Christen und der Gegenstand des großen Völkerkampfes zwischen Europa und Asien. Sie sank sodann mit jenen Ideen, für welche sie das Symbol gewesen war, in Geschichtslosigkeit zurück.
Neben der Stadt des einen Gottes der Menschheit glänzt das polytheistische Athen auf einem andern Gipfel des geschichtlichen Lebens als erster Mittelpunkt des abendländischen Geistes, seiner Wissenschaft, Philosophie und schönen Ideale. Dann steigt die große Roma auf, die Gesetzgeberin der politischen Welt. Athen und Rom aber sind miteinander unzertrennlich verbunden. Sie entsprechen einander wie Geist und Wille, wie Gedanke und Tat. Sie sind die klassischen Formen der Welt. Die Ideenmacht Athens erregt die begeisterte Liebe, die tatengroße Herrlichkeit Roms die ehrfürchtige Bewunderung des Menschengeschlechts. Alle schöpferische Arbeit des Denkens und der Phantasie sammelte sich in der Hauptstadt des hellenischen Geistes, und diese kleine Republik der Pallas Athene übte eine ideale Herrschaft über die Menschheit aus, welche in der gesamten Bildung der Völker noch fortdauert und ewig dauern wird.
Die Weltmonarchie Roms dagegen, eine einzige unwiederholbare Tatsache der Geschichte, ruht auf ganz andern Grundlagen. Wer das Wesen dieser wunderbaren Stadt nur äußerlich auffaßt, urteilt, daß sie mit kriegerischer Kraft ohnegleichen und mit nicht minderem politischem Genie die Welt sich unterworfen und die Blüte edlerer Nationen geraubt oder zerstört habe. Im Gegensatz zu dem freien Geiste des Hellenentums sieht er nur Knechtschaft und Despotie. Er entdeckt in Rom Armut an schöpferischen Kulturideen; er sieht nur große politische Triebe der Eroberung, große Bedürfnisse des praktischen Verstandes und den bewunderungswürdigen Riesenbau des Staats, des Rechts und der bürgerlichen Gesetze. Was sich in die höchsten Sphären des Denkens erhebt, findet er in Rom entweder nicht entwickelt oder nur aus der Fremde eingeführt. Selbst die Fülle edler Kunstwerke, die Rom verschönerten, erscheint ihm nur als die Beute der Tyrannei, hinter deren Siegeswagen die gefangenen Musen einhergehen, gezwungen, der prosaischen Königin der Welt zu dienen.
Diese Wahrheit ist unleugbar, jedoch sie ist nicht alles. Die Entstehung Roms aus einem in die Mythe verhüllten Keim, das Wachsen, endlich die Monarchie dieser einen Stadt wird stets als das tiefste Mysterium des Weltlebens erscheinen, neben der Entstehung und Herrschaft des Christentums. Und diese Religion, in dem national abgeschlossenen Jerusalem entsprungen, aber durch ihr Prinzip weltbürgerlich, zog in die Welthauptstadt Rom ein wie in ihren von der Geschichte ihr zubereiteten Sitz, um dann aus den Ruinen der politischen Monarchie die Riesengestalt der Kirche, das ist der moralischen Monarchie, hervorzutreiben. Die dämonische Kraft, welche der einen Stadt die Herrschaft über so viele durch Sprache, Sitten und Geist verschiedene Nationen erwarb, kann nicht erklärt werden; nur ihre Entwicklung läßt sich in einer langen Kette von Tatsachen verfolgen, während das innerste Gesetz dieser Welttatsache selbst, welche Rom heißt, für uns unergründbar bleibt.
Die Welt wurde nicht von jener athenäischen Akropolis aus durch die bildende Gewalt des Geistes erobert und regiert, sondern von dem völkerverschlingenden Jupiter des Kapitols unter Blutströmen bezwungen. Die romulische Stadt am Tiber erbte die Schätze und die Arbeit von drei Weltteilen, in deren Mitte sie im schönsten Lande der Erde gebaut war. Sie erzeugte aus ihrem eigenen Genie weder Religion noch Wissenschaft; sie nahm solche in sich auf, aber sie war im höchsten Grade geschickt, eine Weltzivilisation auszubreiten, dem Weltgeist das Wort und die Form zu geben.
Die kosmopolitische Macht tritt mit Rom auf. Sie wird ein System, welches alles in der Alten Welt bisher Entwickelte und Gestaltete in eine soziale Gesamtordnung zusammenfaßt, die beschränkten Grenzen der Nationalität aufhebt und die Völker als Glieder einer großen Staatsfamilie unter gleicher Regierung vereinigt. Dies römische Prinzip ist, als auf die Menschheit bezogen, über die Individualität des schönen Hellenentums erhaben. Es ist mit einem Wort die Idee des »Imperium« oder des Reichs, welche in Rom zur Weltform wird. Sie hat das Abendland, als ein ihm gehöriges Prinzip, bis auf unsere Zeiten herab beherrscht. Ihrer Macht und Dauer kam nur die Schöpfung der Kirche gleich, und auch diese war in ihrer sichtbaren Gestalt nur die religiöse Form derselben antiken Reichsidee.
Das Imperium erscheint geschichtlich nicht vor den Römern. Jedoch der Grundsatz, daß auch die moralische Welt eine gesetzliche Einheit (Monarchie) sei, war schon im monotheistischen Judentum enthalten. Im »auserwählten« Volke Israel und in seinen Propheten liegt das erste Bewußtsein einer weltbürgerlichen Mission; so daß der kosmopolitische Gedanke des Christentums dort seinen Ursprung nehmen mußte.
Bei den Hellenen findet sich keine religiöse Idee dieser Art. Das Reich der Griechen beruht in der allseitigen Bildung des freien, die Welt durchdringenden Geistes. Der Kosmos des Geistes wird durch sie geschaffen, doch politisch nur in einem zerstreuten Kolonialsystem dargestellt, während der hellenische Staat Individualstaat oder Konföderation ist. Außerhalb Hellas stehen verachtete Barbaren, wie außerhalb des mosaischen Gottesstaats die verachteten Heiden. Selbst für Aristoteles waren die Nichtgriechen rechtlos und von Natur zur Dienstbarkeit bestimmt. Wenn aber Alexander, welcher im Widerspruch zur griechischen Ansicht die Idee eines hellenischen, auch die Barbaren umfassenden Weltreichs verwirklichen wollte, seine Richtung nach dem Abendlande genommen hätte, so würde in bezug auf die politische Weltordnung kaum ein anderes Resultat entstanden sein, als es im gräzisierten Orient der Fall war. Denn nach dem Tode jenes großen Kosmopoliten zerfiel auch das von ihm gestiftete hellenistische Universalreich.
Erst Rom führte aus, was Hellas zum Glück für die volle Entwicklung seines eigenen Geistes nicht ausgeführt hatte; es faßte die gesamte antike Zivilisation in einen allgemeinen Organismus zusammen, in das »Reich«. Das Reich ist die damalige Kulturwelt, für welche Hellas die humane Bildung geschaffen hatte, Rom die bürgerlichen Gesetze schuf und das Judentum die allgemeine Religion erzeugte. Virgil hat das hohe Bewußtsein von der weltbürgerlichen, moralischen Mission der Römer in den unsterblichen Versen ausgesprochen:
Tu regere imperio populos, Romane, memento:
Hae tibi erunt artes, pacisque imponere morem,
Parcere subiectis, et debellare superbos.
Dieser großartige Spruch, welcher die Natur und die Aufgabe Roms vollkommen ausdrückt, prägte sich tief in die Menschheit ein; ein Abglanz von ihm ist der mittelalterliche Kaiserspruch »Roma Caput Mundi Regit Orbis Frena Rotundi«. Seit Augustus stand der Glaube fest, daß die Römer das zur Weltherrschaft (Monarchie) auserwählte Volk seien, daß der Römerstaat der Weltstaat sei, wie bei den Juden der Glaube feststand, daß ihr Staat der Gottesstaat und ihre Religion die Weltreligion sei.
Die Scheidewand, welche ehedem das nationale Hellas und seine größten Denker zwischen Griechen und Barbaren, und welche Israel zwischen sich und den Heiden gezogen hatten, fiel in dem weltbürgerlichen Reich der Römer, worin alle Bildungsformen Aufnahme, alle Religionen Kultusfreiheit und alle Völker das Bürgerrecht erhielten. So wurde die Einheit der gebildeten Menschheit als die »Römische Republik« dargestellt, deren erwähltes Oberhaupt der Kaiser und deren Hauptstadt die »ewige Roma« war, das Wunderwerk der bewohnten Erde, das Erzeugnis und Denkmal der Weltgeschichte.
Die majestätische Stadt wuchs, alterte und sank mit dem Römischen Reich, und die Auflösung beider ist ein ebenso merkwürdiger Prozeß, als es ihr Wachstum gewesen war. Denn die Zeit hatte eine nicht mindere Anstrengung nötig, diesen Riesenbau von Gesetzen und Rechten, von staatlichen Ordnungen, von Überlieferungen und Denkmälern der Jahrhunderte zu zerbrechen, als sie gebraucht hatte, ihn aufzurichten. Es gibt in der Geschichte der Menschheit kein tragisches Schauspiel, welches dem Falle und endlich der Vernichtung des großen Rom gleichkäme. Sieben Jahre vor dem Einbruch der Westgoten stand der letzte Poet der Römer auf dem Palatin; er betrachtete von dort das noch unbesiegte Rom und pries voll Begeisterung die unsagbare Pracht der greisen Kaiserstadt, ihre goldbedeckten Tempel, ihre Triumphbogen, Säulen und Standbilder und die ungeheuren Gebäude, in deren riesigen Unterlagen menschliche Kunst die Natur zusammengehäuft habe. Kaum 200 Jahre nach Claudian stand der Bischof Gregor auf der Kanzel des St. Peter, und er verglich in seiner schwermütigen Predigt die einst unermeßliche Stadt einem zerschlagenen irdischen Gefäß und das einst weltbeherrschende Römervolk einem Aar, der entfiedert, altersschwach und sterbend am Tiberstrande dasitze. Acht Jahrhunderte nach Gregorius stand Poggio Bracciolini auf den Ruinen des Kapitols; er sah vom alten Rom nichts mehr als Reste zertrümmerter Tempel, niedergeschmetterte Architrave, zerspaltene Bogen und Scherben der Herrlichkeit des Forum, wo nun Vieh weidete. Er schrieb sein Buch von den »Wechselfällen des Glücks«, denen alles Große auf Erden erliegen muß. Derselbe Anblick begeisterte 300 Jahre später den Engländer Gibbon zu dem Plan, die Geschichte des Unterganges der Stadt Rom zu schreiben, die er jedoch in sein unsterbliches Werk vorn Sinken und Fallen des Römischen Reichs verwandelte. Ich bin in Wahrheit weit davon entfernt, weil ich diese Geschichte schreibe, mich neben solche Männer zu stellen, dennoch will ich es sagen, daß ich mich vollkommen in ihrem Falle befunden habe. Vom Anblick Roms ergriffen, beschloß ich, den Untergang dieser Stadt darzustellen, aber ihn selbst begleitet auf eine in der Geschichte unwiederholte Weise der Wiederaufgang zu neuer weltbeherrschender Macht. Nur Rom allein durfte sich unter allen Städten der Welt mit dem göttlichen Titel der »Ewigen« schmücken, und die Prophezeiung des Dichters »Imperium sine fine dedi« wurde zur Wirklichkeit.
Das Römische Reich, vom Alter entnervt, wurde durch den Völkersturm der kraftvollen Germanen zerstört. Die Stadt der Cäsaren fiel sodann in sich selbst zusammen, nachdem der Römerstaat und der antike Kultus erstorben waren. Die christliche Religion zertrümmerte und verwandelte die heidnische Stadt der alten Römer, aber sie hob wie aus den Katakomben, ihrem unterirdischen Arsenal, ein neues Rom empor. Auch dies hüllte sich in Mythen. Denn wie Romulus und Remus die Gründer des antiken Rom gewesen waren, so wurden jetzt zwei heilige Apostel, Petrus und Paulus, die legendären Schöpfer des neuen Rom. Auch dieses wuchs langsam und unter schrecklichen Metamorphosen, bis es nach einem Prozeß, welcher in der Geschichte nicht seinesgleichen hat, nochmals zum Haupte der Welt wurde. Weil nun Rom in der großen Periode der Menschheit, die man das Mittelalter nennt, deren allgemeine Form war, wie es einst die Form des Altertums gewesen ist, so ist es aller Mühe wert, den Elementen nachzuforschen, die sich wiederum in dieser einen Stadt versammelten, um ihr nach dem tiefsten Sturze zum zweitenmal die Monarchie zu geb