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Winterzauber auf Sylt
Winterzauber auf Sylt
Winterzauber auf Sylt
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Winterzauber auf Sylt

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About this ebook

Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden, ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird. Siddharta Gautama Buddha
Nach dem Tod ihres Mannes zieht Aliisa mit ihren zwei Kindern auf die Insel Sylt. Da erbte ihr Mann, das alte, wunderschöne Friesenhaus der Familie. Da sie auch sein Geld erbte, ließ sie vieles umbauen und erneuern. In einem Hotel fand sie einen Job als stellvertretende Hotelmanagerin. Alles schien perfekt zu sein. Sie lernt schnell die Leute kennen, die für sie erstrebenswert waren: Menschen mit Geld, Ansehen. Zu ihnen fühlt sie sich zugehörig. Nur wegen ihnen brach sie in Hamburg alle Brücken ab. Nur sie, haben ein ganz anderes Interesse an ihr. Sie wollen das Haus, wie schon in anderen Fällen, billig erwerben, um es dann teuer zu verkaufen. Gerade noch frühzeitig, kommt sie mit nur einer riesigen Enttäuschung davon. In einem neuen Anlauf will sie alles besser machen, um endlich zu den ganz Oberen zu gehören. Nur das ist ihr Ziel. Sie verliert dabei wahre Freundschaften, ihre Kinder und die Wahrheit aus den Augen.

LanguageDeutsch
Release dateJan 9, 2023
ISBN9798215719381
Winterzauber auf Sylt
Author

Angelika Friedemann

Die Autorin: Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.

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    Winterzauber auf Sylt - Angelika Friedemann

    Winterzauber auf Sylt

    Angelika Friedemann

    Winterzauber

    auf Sylt

    Published by Kevin Friedemann at Smashwords.

    Copyright 2023

    Smashwords Edition, License Notes

    This ebook is licensed for your personal enjoyment only. This ebook may not be re-sold or given away to other people. If you would like to share this book with another person, please purchase an additional copy for each recipient. If you’re reading this book and did not purchase it, or it was not purchased for your use only, then please return to Smashwords.com and purchase your own copy. Thank you for respecting the hard work of this author, Angelika Friedemann.

    Picture: piqs.de. Bildtitel: Wintersylt, Fotograf: khsdus

    Tausende von Kerzen kann man am Licht einer Kerze anzünden,

    ohne dass ihr Licht schwächer wird. Freude nimmt nicht ab, wenn sie geteilt wird.

    Siddharta Gautama Buddha

    Chapter ~~~~~~~

    Aliisa Petersen seufzte, als sie die Haustür abschloss. In der neuen Wohnung sah es schlimm aus. Wenigstens hatten die Männer der Umzugsfirma alle Möbel gleich zusammengebaut und an ihren Platz gestellt. Nun hieß es nur noch 89 Kartons auspacken. Die Zahl wusste sie deswegen so genau, weil sie die mehrfach gezählt hatte. Der Umzug von Hamburg auf die Insel Sylt war also vollzogen. Sie zog das große Bild aus dem Beutel, welchen sie in ihrem Auto mitgenommen hatte. Frederik lächelte sie an. Sie stellte es im Wohnzimmer auf das Sideboard. „Wir sind angekommen. Du fehlst mir und unseren Kindern so sehr", sagte sie leise, streichelte mit Tränen in den Augen, über sein Gesicht.

    „Mama, wir haben Hunger", kamen die 4-jährigen Zwillinge, Ansi und Mirja, angerannt. Schnell wischte sie die Tränen weg.

    „Hier gibt es einen Pizza-Dienst, habe ich erkundet und da rufe ich jetzt an."

    Gleich jubelten sie. Pizza kam gleich nach Spaghetti, Gulasch mit Nudeln auf Platz 3.

    Warum kann ich nicht auch so fix zur Tagesordnung übergehen, dachte sie, als sie ihre Rangen betrachtete.

    „Ihr könnt anfangen, eure Kartons auszupacken. Alles kommt wie in Hamburg so in die Schubfächer. Ordentlich!"

    „Du musst noch die Betten beziehen, sonst kann ich nich meine Tiere hinstellen."

    „Mache ich, aber erst bestelle ich das Essen. Morgen Vormittag fahren wir Einkaufen, damit Frisches in den Kühlschrank kommt."

    „Okidoki", rannte Ansi in sein Zimmer; Mirja folgte langsamer. Ihre Tochter war generell nicht so ein Wirbelwind wie ihr Bruder. Frederik stellte fest, Ansi kommt mehr nach mir, während Mirja so wie du ist. Aussehen tun sie leider beide wie meine Mama. Ich hätte es lieber gehabt, wenn gerade unsere Tochter so wunderschön wie du aussehen würde. Der Meinung war sie gar nicht, da sie fand, dass er besser aussah als sie. Charmant wie er war, widersprach er stets. Sie war generell völlig uneitel. Einen Kamm für die langen braunen Haare und Wimperntusche reichen, war ihre Meinung und Frederik war froh darüber, da er keine angemalten Frauen mochte. Da bleibt man ja kleben, sein humorloser Kommentar. Selbst auf Arbeit lief sie völlig glanzlos herum, wie sie fand. Aber sie kam damit an. Privat warf sie sich nur in besondere Klamotten, wenn sie mal groß ausgingen. Für ihren Mann war sie genau so, wie er seine Frau wollte. Süß aussehend, intelligent, nicht zickig oder zu gestylt. Sie sah in Jeans genau so sexy aus, wie im Kostüm oder Abendkleid, sein Spruch. Sie besaß eben Stil, Natürlichkeit und das war wichtiger als sich stundenlang aufzubrezeln. Sie verscheuchte die Gedanken an ihn.

    Sie bestellte für alle Pizza und einen großen Salat. Nun fix die Kiste mit dem großen K in der Küche auspacken, da sie Geschirr, Gläser und Besteck benötigten. Gut, dass sie noch eine Woche Zeit hatte, alles in Ruhe einzurichten, sich umzumelden, sowie die Kinder langsam an die neue Kita zu gewöhnen, ihre neue Umgebung zu erkunden. Obwohl so neu war sie für alle nicht.

    Ostern waren sie noch mit Frederik eine Woche hier gewesen. Es war eine schöne Woche, trotz der vielen Arbeit. Frederik wollte nach dem Tod seiner Oma das Haus für sie bewohnbar machen. Sie erbten es beide, da er ihr einziger Enkel war. Sie ließen daher die Heizung und die Bäder, sowie die Küche erneuern. Es gab gleich Solarplatten auf der lang gestreckten Garage, die gleichzeitig eine Art Keller und Heizungsraum darstellte, sowie für ihren Hybrid eine Steckdose in der Garage. Sie hatten, bis auf das eine Gästezimmer die anderen Räume leer geräumt, alles neu gemalert. Es war trotzdem schön gewesen, da sie auch viel Blödsinn machten, lachten, mit den Lütten tobten, spazieren gingen. Für sie war der verwilderte Garten und das Haus ein riesengroßer Spielplatz. Ihnen machte er viel Arbeit. Abends hatten sie zu zweit die Zeit genossen. Wie unbeschwert wir waren, als wenn es ewig so weitergehen würde. Nur fünf Wochen später kam der Schock, den sie immer noch nicht überwunden hatte. Sie seufzte leise.

    Aus der Kühlbox holte sie Getränke, stellte den Rest in den Kühlschrank und deckte den Tisch im Esszimmer. Die erste Mahlzeit in dem neuen Zuhause.

    Heute wollten die Zwillinge zusammen baden und in einem Bett schlafen, weil alles noch so neu war. Sie bezog, solange sie badeten schnell alle drei Betten, stellte ihre Tiere wie in Hamburg hin.

    Sie erzählte ihnen eine Geschichte und sie schliefen rasch ein, da es doch ein langer, aufregender Tag für sie war. Bis nach Mitternacht packte sie aus, räumte ein. Heute schlief auch sie mal sofort ein, ohne all die traurigen Gedanken, die schönen Erinnerungen und der Wut, dass Frederik sie mit den Kindern, allem anderen, allein gelassen hatte.

    Chapter ~~~~~~~~

    Am Samstag fuhren sie nach dem Frühstück zusammen zum Supermarkt, holten noch frische Lebensmittel. Vieles hatte sie aus Hamburg mitgebracht, gerade Nudeln, Reis, Mehl, Zucker, und zwar gleich in großen Mengen; genauso wie Konserven, Marmeladen, Soßen, Puddingpulver, Kaffeebohne, Kakao, Backzutaten, Getränke, sogar Wein. Da war dort alles wesentlich billiger.

    Auf dem Rückweg hielt sie am Friedhof. Frederik war hier neben seinen Urgroßelter, seinen Großeltern und seiner Mutter, die bereits vor 24 Jahren an Krebs starb. Sie kaufte vorn ein paar Blumen, dann hockten sie alle drei vor das Grab und weinten gemeinsam, um den riesigen Verlust.

    Nach dem Mittagessen backten sie gemeinsam einen Apfelkuchen. Die Zwillinge gingen danach spielen, während sie die Kisten mit den Lebensmitteln in der Kammer ausräumte. Sie musste noch eins der Regale zusammenschrauben, da das eine nicht ausreichte. Die Vorratskammer war danach fast voll und sie hatten für lange Zeit Vorräte. Erst vor Weihnachten würde sie wieder nach Hamburg zum Einkaufen fahren, so ihr Plan.

    Ihr Tun wurde von zahlreichen Anrufen von den Freuden aus Hamburg unterbrochen; fast eine Stunde sprach sie mit Jari, ihrem Bruder. Mit dem Laptop zeigte sie ihm das Haus. Er war erstaunt, wie weit sie schon war und wie hübsch es jetzt schon aussah. Er kannte es, da er einmal hier einige Tage war, als Frederiks Großeltern noch lebten.

    Die Kinder kamen herein, als es dunkel wurde. Gleich erzählten sie von einem neuen Spielgefährten. Er hieß Ulf, war fünf Jahre alt und wohnte nebenan. Er ging in die gleiche Kita. Sein Vater war Arzt und seine Mutter hatte ihnen eine Milchschnitte gegeben. Er kannte auch Jens, den Enkel von Bauer Friedrichsen. Nun wurde geplappert, wo sie überall waren und was sie Neues sahen.

    Chapter ~~~~~~~~

    Am Montagmorgen brachte sie die Lütten probeweise in die Kita. Ihr neuer Freund, Ulf, hatte sie sofort an die Hand genommen und ihnen die anderen Kinder vorgestellt. Sie hatte mit den Erzieherinnen gesnàkt, sich alles angesehen. Nach zwei Stunden waren sie wieder gegangen, da sie noch zu dem Bauernhof wollten, wo man sie danach betreute.

    Sie kannte das ältere Ehepaar bereits und die Zwillinge fühlten sich dort gleich wohl, da es Kuchen gab. Danach zeigte ihnen der Bauer, Pieter Friedrichsen, den Hof und die Tiere. Ihr Enkelsohn, Jens, ging dito in die gleiche Kita. Minna Friedrichsen würde sich um die Lütten kümmern.

    Als sie sich mittags verabschiedeten, war auch diese Hürde verschwunden und Aliisa atmete erleichtert auf, da es beiden sehr gut gefiel.

    Nach dem Mittagessen spielten die zwei, bauten einen Bauernhof und sie hatte Muse, im Schlafzimmer ihre restlichen Dinge auszupacken.

    Nachmittags konnten sie nicht raus, da es heftig regnete. So erzählte sie ihnen eine Geschichte von Strandräubern, die ihr Frederik mal erzählt hatte, als sie hier spazieren gingen. Sie solle vorsichtig sein, da er vielleicht von ihnen abstamme. Das war über 13 Jahre her. Da lebte noch sein Opa und sie hatten öfter ein Wochenende hier verbracht, da Frederik kleine Arbeiten für sie erledigt. Sie hingegen half seiner Oma beim Einkochen, der Gartenarbeit oder sie saßen einfach draußen und snàkten. Es waren schöne Zeiten gewesen.

    „Auf Sylt strandete an dem Dünental Dikjendäl in einer dunklen, sehr windigen, nassen Sturmnacht ein Schiffer aus Archsum. Mit letzter Kraft rettete er sich und seinen Geldkasten auf dem Strand und hoffte, einen menschenfreundlichen Landsmann zu finden, der sich seiner annehmen würde, damit er nach Hause käme. Doch einige raubgierige Strandräuber hatten seine Ankunft bemerkt und seine Geldkiste gesehen. Anstatt ihm zu helfen, fielen sie über ihn her, schlugen ihn mit ihren Knüppeln zu Boden und verscharrten ihn in den Sand, nachdem sie ihm auch noch die Hand abschlugen. Lachend nahmen sie die Geldkassette an sich und zogen davon. Seit der Zeit wandert der Unglückliche in jenem Dünental, wo der Mord geschah, ruhelos als ein Gespenst umher und heißt der Dikjendälmann. Gleich, als wolle er Gerechtigkeit fordern, richtet er den Armstumpf drohend empor, und jedermann geht ihm fix aus dem Weg."

    „Die waren aber gemein, entrüstete sich Ansi. „Ich hätte ihm geholfen.

    „Ich auch!"

    „So war es eben damals mit den Strandräubern. Es waren arme Menschen, die klauten, damit sie auch etwas hatten. Zum Arbeiten waren sie oftmals zu faul oder manchmal gab es auch keine."

    „Darf man aber nich. Papa hat gesagt, selbst wenn man etwas möchte, aber kein Geld hat, muss man warten und sich darauf freuen, bis man es sich kaufen kann. Haben Arme Hunger, auch dann fragt man, ob ihnen jemand etwas schenkt. Klauen und lügen tun nur ganz schlechte und böse Menschen, die dann auch niemand will, oder so", erklärte ihr Ansi, nickte dazu mit dem Kopf.

    „Da hatte Papa vollkommen recht. Deswegen kann ich auch euer Klettergerüst erst im Frühling kaufen."

    „Mama, is nich schlimm. Jetzt wird es sowieso kalt und der Winter kommt. Wir freuen uns eben schon drauf", wusste Ansi.

    „Schade, dass Papa alles nich mehr sieht", Mirja, der die Tränen nun über die Wangen kullerten.

    Rasch nahm sie beide in den Arm. „Er sieht es ja und freut sich darüber", unterdrückte sie ihre aufkommenden Tränen.

    „Kommt, ich habe eine Idee. Wir fahren nach List, holen uns frische Krabben", lenkte sie ab.

    Beide befreiten sich, wischen die Tränen weg.

    „Okidoki! Mama, aber die essen wir mit so Rührei und Tomaten."

    „Machen wir und danach gibt es warmen Vanillepudding mit Mandarinen."

    Nun waren sie total happy, strahlten, putzen die letzten Tränen aus dem Gesicht.

    Chapter ~~~~~~~~

    Der Winter kommt früh und zaghaft, dachte sie, als sie in Kampen herumspazierten, sich alles ansahen, während sie Richtung Dünen liefen. Es war kühl geworden, dazu wehte heute ein eisiger Wind.

    Sie war froh, dass sie in Hamburg für alle warme Winterkleidung gekauft hatte, einschließlich Regensachen und Gummistiefel für die Kinder. Auf der Insel war alles viel zu teuer, wie sie noch von früheren Besuchen wusste.

    Ihre Lütten wollten jeden Tag etwas Neues erkunden, nur die letzten zwei Tage hatte es fast nur geregnet. Ein Schietwetter, wie sie es hier nannten. In Hamburg hieß es Schmuddelwetter. Wenigstens waren dadurch alle Kisten ausgepackt, alles eingeräumt und sauber. Selbst alle Fenster hatte sie bereits geputzt. Nur die Garage sah nach unordentlich aus, da noch Kartons und restliches Umzugsgut im Weg standen.

    Ihre Kinder waren draußen Spielen gewesen, wenn es mal trocken war, und hatten einen Jungen kennengelernt. Ulf war genauso alt wie sie und er ging in die gleiche Kita. Zudem unternahmen sie jeden Tag kleinere Spaziergänge durch den Ort. Ihr gefielen besonders die alten Friesenhäuser. Sie fand sie wunderschön mit ihrem schmucken, gepflegten, großen Garten, dem Steinwall ringsherum und natürlich den Reetdächern. In den Häusern und Grundstücken steckte viel Liebe, fand sie. Alle spiegelten irgendwie das alte Leben, die Inselidylle aus vergangenen Zeiten wider. Ihren Garten im Frühjahr wieder so schön zu gestalten, wie er stets bei Frederiks Großeltern aussah, würde sie viel Arbeit kosten. Aber das war sie Frederik schuldig. Schon bei seinen Urgroßeltern sah alles perfekt aus, wie sie auf alten Fotos gesehen hatte. Ein Schmuckstück! Genau so sollte er wieder werden, das gehörte sich einfach so, wenn man so etwas Kostbares erbte. So wollte sie es erhalten, auch für ihre Kinder und im Andenken an die Verstorbenen.

    Die Kinder entdeckten heute einen großen Spielplatz, der es ihnen sofort angetan hatte. Er verfügte über mehrere Schaukeln, einen Entdeckertunnel und Wackelfiguren.

    Nun hatte sie die Garage soweit aufgeräumt, noch das Metallregal aufgestellt, darin vieles verstaut, dass sie wenigstens immer ihr Auto reinfahren konnte. Endlich wurde er jedes Mal mit Strom versorgt. So sparte sie Treibstoff, da sie auf der Insel nie weit fuhr. Sie hoffte, dass oft die Sonne schien, sie genug Strom durch die Solarplatten bekam, da sie so erhebliche Stromkosten sparte.

    Einmal hackte sie zwei Stunden Holz. Die Kinder waren emsig dabei, da sie die Scheiten an der Seite unter dem überstehenden Dach stapelten.

    Sie machte sich in den Regenpausen im Garten zu schaffen. Der war total verwildert. Ostern hatte Frederik noch den Rasen gemäht, Büsche und Sträucher beschnitten, während sie überall Unkraut entfernte, die Winterüberreste wegharkte. Logischerweise war davon nichts mehr zu sehen, also fing sie vorn an und arbeitete sich vorwärts. Die Kinder halfen ihr zuweilen, trugen das Unkraut in die große grüne Tonne.

    Sie hatte die zwei Regentonnen am Morgen gewaschen. Damit sammelten sie Regenwasser aus der Dachrinne, einmal vorn an der Garage und am Haus, wo die Terrasse anfing, was besonders im Sommer wertvoll zum Gießen war.

    Die Zwillinge blieben vor einem Bäcker stehen und sie musste schmunzeln. Bei einem Bäcker konnte man mit ihnen nie vorbeilaufen. Sie waren wie Frederik, der Kuchen, generell alles Süße, liebte. Er sagte einmal, du weißt, ich liebe alles Süße. Ich habe schließlich deswegen auf dich gewartet. Du bist sehr süß. Schnell schob sie den Gedanken beiseite. Sie wollte nicht traurig werden, sondern endlich wieder lachen lernen. Deswegen war sie umgezogen, zumal sie hier mehr verdiente, als in Hamburg, keine Miete zahlen musste. Es war eben nun alles anders, die Kosten waren nun Wasser- und Abwasser, Heizöl, falls die Solarplatten nicht reichten, Versicherungen.

    Sie musste loslassen, sonst war das alles umsonst gewesen. Gerade die letzten Tage, wo sie mehr Zeit hatte, waren ihre Gedanken ständig bei Frederik gewesen. Weder konnte sie sich beim Lesen auf den Inhalt des Buches konzentrieren, noch mit Stricken und Fernsehgucken ablenken. Sie wollte es nicht, aber es geschah von allein. Die Sehnsucht nach ihm, seine Schulter zum Anlehnen, die Gespräche, sein Lachen und seine Zärtlichkeiten fehlten ihr. Warum musste er sie auch mit zwei Kindern allein lassen?

    Quatsch, schalt sie sich. Er wollte ja nicht sterben, hatte noch so viele Pläne für ihre Zukunft geschmiedet. Es war ein bedauerlicher Unfall!

    „Mama, guck mal, was die für tollen Kuchen haben", zeige Ansi in den Laden.

    „Auf der Rücktour nehmen wir Kuchen mit."

    „Duuu, ich glaub, ich hab´ jetzt schon Hunger", grinste ihr Sohn sie an und sie fügte sich, kaufte zwei Plunderschnecken.

    „Tschüss! Wir kommen nachher noch mal wieder, verabschiedete sich Ansi und die ältere Dame lächelte noch breiter zu ihnen. „Dat is man fein, nöch?

    Kauend nickte er nur. Sie setzten ihre Erkundungen fort, da sie noch zum roten Kliff wollten.

    Sie liefen durch eine bizarre Heidelandschaft Richtung Dünen. Einige Hasen sprangen schnell weg; Vögel flogen aufgeschreckt hoch, obwohl sie brav auf dem Weg liefen, nicht lärmten.

    Endlich waren sie oben angekommen. Sie hielt die Kinder fest, damit sie nicht zu nahe an die Steilwand gingen. Es war ein herrlicher Blick über den Strand, die wogende Nordsee, die mit kleinen weißgesäumten Wellen auf den Sand rollte. Über eine Holztreppe gelangten sie nach unten und gleich liefen die Kinder Richtung Wasser, wollten am Rand durchlaufen. Sie folgte langsamen, sah interessiert die ungefähr 30 Meter hohe Steilwand an. Sie hatte gelesen, dass die sich so bis Wennigstedt erstreckte. Der Lehm leuchtete nur ein wenig rötlich, aber trotzdem fand sie es gigantisch und beeindruckend. Als die Kinder zu ihr gerannt kamen, gingen sie näher zu der Wand. Die einzelnen Schichten waren gut erkennbar. Sie ließ sachte die Hand darüber gleiten. Es fühlte sich kalt an. Nach einer Weile kehrte sie um. Die Kinder sammelten Muscheln, kleine Steine, die sie für Bernstein hielten, und sie nahm ein wenig Sand mit. Zu Hause wollte sie damit zwei runde Schalen am Boden bedecken, darauf die Dinge der Kinder platzieren und in die Mitte würde sie je einen der Leuchttürme aus Holz stellen, welche sie am Dienstag für die Kinder gekauft hatte. Jeweils eine zierte dann ihr Zimmer.

    Auf dem Weg nach Hause kaufte sie nochmals Kuchen. Ansi suchte sich als erster zwei Stück aus, guckte die Verkäuferin verschmitzt an. „Schmeckt gut, nöch?"

    Sie lachte. „Du bist goldrichtig", gab sie beiden Kindern ein paar von den losen Plätzchen. Sie fragte Aliisa, ob sie hier Urlaub verlebten.

    „Nein, wir sind hergezogen, wohnen gleich um die Ecke", antwortete Aliisa.

    „Dat is ja man fein, nöch? Da sehe ich euch ja öfter", guckte sie lächelnd zu den Zwillingen.

    „Mama, kauft viel beim Bäcker, auch Brot und so. Sie mag das abgepackte Zeugs nich, plauderte Ansi aus. „Dat is fein, nöch? Wissen Sie, wir müssen erst noch lernen, so richtig wie hier reden zu können, nöch? Papa konnte das, der er oft bei Oma und Opa war.

    „Ihr seid Frederiks Lütte! Na dann man herzlich willkommen. Das würden sich seine Großeltern ja freuen, dass ihr doch hergezogen seid."

    Auch die anderen Kunden sagten „Willkommen." Aliisa war gerührt.

    „Das is man fein nöch. Papa wollte auch herkommen, weil er doch fast ein sylterischer Jung war, oder so", wusste Ansi.

    Selbst andere Kunden lachten mit, während die Verkäuferin ihm zuzwinkerte.

    Zum Schluss kauften sie in einem Blumenladen drei Asterntöpfe, die in gelb, dunkelrot und weiß herrlich blüten. Sie wollte nachher die Terrasse ein wenig herrichten und da hatte sie etwas Blühendes, damit das nicht so trist aussah. Alles andere erst im Frühjahr.

    Daheim gab es Milch zum Kuchen, für sie einen Kaffee. Die Zwillinge kuschelten sich an die Mama auf der Couch und guckten noch - Als die Tiere den Wald verließen.

    Es gab nur ein Brot abends, da sie keinen richtigen Hunger hatten. Sie bemerkte, wie müde ihre Zwillinge doch waren. Es war auch ein sehr langer Spaziergang gewesen.

    Nach dem Baden gingen sie, ohne zu murren, ins Bett. Heute musste sie ihnen nicht einmal Geschichten erzählen, da sie gleich einschliefen. Sie selbst nahm ein langes Bad. Auch sie fühlte sich heute leichter, fröhlicher, irgendwie anders.

    Chapter ~~~~~~~~

    Nach dem Frühstück fuhren sie nach Hörnum. Das war ein kleines Dorf im Süden der Insel.

    Als Erstes spazierten sie zu dem Leuchtturm. Angekommen erlebten sie eine Niederlage. Kinder durften erst ab 8 Jahren hinauf. Die Zwillinge waren enttäuscht, da sie sich so darauf freuten.

    Da heute warm die Sonne schien, die Brise eher mäßig wehte, spazierten sie barfuß am Strand entlang Richtung Hafen. Aliisa erzählte ihnen von dem Strand, da immer wieder Sand weggespült wurde. Die Insel verkleinerte sich dadurch, deswegen gab es die Tetrapoden, an denen sie vorbei wanderten. Die sollten die Sandwegnahme etwas hemmen.

    „Über Hörnum gibt es viele Sagen. Hier sollen Hexen in den Dünen getanzt haben; Geister von toten Seemännern trieben nachts ihr Unwesen und das die Seeräuber dort lebten, neben den großen Strandräubern Dikjendelmann und Pidder Lüng."

    „Cool! Musst du uns erzählen", Ansi sofort.

    Die Möwen flogen über sie hinweg, machten Theater, wie es Mirja nannte. Die Kinder rannten den Möwen nach, tapsten durch das Wasser. Sie schmunzelte. Hier konnten sie sich richtig austoben, so auch im Garten.

    Aliisa blieb stehen, suchte die Nachbarinseln, Föhr und Amrum. Man sah die heute nicht, da über dem Meer eine Dunstglocke hing.

    Weiter ging es Richtung Hafen. Die Kinder bestaunten das Seenotrettungsboot Horst Heiner Kneten der DGzRS, Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, dazu die Fischerboote und die Muschelfischer.

    „Sie züchten hier Miesmuscheln. Die werden zwischen Juli und April von den Fischern geholt."

    „Muss es aber viel geben", wusste Ansi.

    „Gibt es. Gehen wir essen." Sie steuerte ein Fischrestaurant an. Sie bekamen sogar einen Fensterplatz.

    Aliisa bestellte für alle eine große Fischplatte. Dazu gab es warmen Kartoffelsalat, der die Kinder strahlen ließ. Auf der Fischplatte fanden sie sogar Miesmuscheln. Allerdings waren die ohne ihre Schale. Sie schmeckten beiden.

    In einem Souvenirladen bekam jeder eine kleine Stoffrobbe und sie erstand eine Glasfigur in verschiedenen Blautönen mit zwei Fischen. Die kam ins Bad, wusste Mirja.

    Über eine Kegelrobbe hatte sie gelesen und nun suchten sie diese. Den Kindern sagte sie vorher nichts davon, dann waren sie weniger enttäuscht, wenn sie nicht da war, was öfter der Fall war.

    Sie hatten jedoch Glück. Im Hafenbecken schwammen Willi, die eigentlich eine weibliche Robbe war und die andere Kegelrobbe, Sylta. Ansi und Mirja waren völlig aus dem Häuschen.

    „Als sie noch ein Teenie war, hielt sie sich gern bei Anglern auf, da die ihr öfter einen Fisch zuwarfen. So gewöhnte sie sich an Menschen. Sie kommt wohl seit knapp dreißig Jahren immer wieder her. Erst dachten sie, sie wäre ein Junge, gaben ihr den Namen Willi. Nur sie ist ein Mädchen, wurde in Wilhelmine umgetauft. Nur irgendwie blieb Willi. Sylta heißt die andere. Zusammen schwimmen sie herum, eben auch nach Hörnum.".

    „Okidoki! Allein is ja auch blöd. Können wir nich Fisch kaufen und sie füttern?"

    „Nein, sie finden allein genug. Die Menschen sollten nie in den Kreislauf der Tiere, generell nicht in die Natur eingreifen. Das funktioniert so besser."

    „Is so wie bei Simba. Mufasa erklärte es Simba. Dem Gesetz sind wir geweiht. Wir sind alles eins, dieses Universums und das Leben ist ein ewiger Kreis", sang sie.

    „So ist es richtig, nicht nur im Film."

    Nachdem ihre Rangen eingeschlafen waren, holte sie die alten Gartenmöbel, die Frederik mal billig kaufte, auf die Terrasse, putze sie. Auf den Tisch kam eine Tischdecke. Nun stellte sie die vier Stühle hin, legte die ollen Kissen darauf. Neue Gartenmöbel gab es erst im Frühjahr. Sie zog den dicken finnischen Pullover von Frederik an, der ihr bis fast an die Knie reichte. So eingehüllt genoss den kühlen Herbstabend auf der Terrasse, trank ein Glas Saft und erfreute sich an der frischen Luft und den Duft von Frederik, wie sie sich einbildete. War Unfug, da der gewaschen war, aber es war ihr egal. Frederik war bei ihr.

    Ein schöner Tag war es auch heute. Bisher hatte der Neustart wunderbar geklappt.

    Chapter ~~~~~~~~

    Sie fuhr mit den Kindern zum Ellenbogen. Dort musste man bezahlen, da der Abschnitt Privatbesitz war. Verständlich! Er war es auch wert, fand sie.

    Die Zwillinge trugen ihren Eimer mit allerlei Zeugs, während sie den Rucksack umhänge, in dem unter anderem auch etwas zu trinken war.

    „Nur auf den Holzbrettern laufen", rief sie den Zwei zu, die vorneweg rannten. Oben blieb sie stehen, genoss den Ausblick über den breiten Strand, das Meer. Sie schmeckte das Salz, welches die leichte Brise herantrug, auf ihren Lippen. Unten liefen bereits einige Menschen spazieren. Alle behagte das herrliche Herbstwetter.

    Sie folgte langsam den Kindern, welche Richtung Wasser rannten.

    Am frühen Nachmittag kehrten sie beladen mit einem Kuchenpaket und vollen Sandeimern zurück. Sie ließen sich den Kuchen und den Kakao schmecken. Kochen würde sie erst am Abend.

    „Mama, wir müssen das draußen hübscher machen", wusste Mirja danach.

    Sie nickte, räumte erst drinnen auf, während ihre Kinder alles Mögliche rumschleppten.

    Sie platzierte die drei Kerzen auf den Tisch, fügte ein Paar der Steine, welche die Zwillinge gesammelt hatten hinzu. Ansi schleppte die dicke Decke an, die sie in Hamburg immer hinlegte, wenn sie auf dem Balkon spielten. Er wuschelte die auf, setzte sich darauf und fand alles cool. „Jetzt sind wir zu Hause, Mama", stellte er fest.

    Abends aßen sie das erste Mal warm angezogen draußen. Sie hatte in List rasch Krabben gekauft. Dazu gab es Rührei und warmes Brot.

    Bevor die Kinder in die Badewanne stiegen,

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