Halt es nicht zu fest, dein Glück: Dr. Norden Bestseller 411 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Besonders zu schaffen macht mir diese allgemeine Schwäche und Müdigkeit. Kaum jogge ich eine Stunde, schon ist mein Puls abnorm erhöht und ich neige zu Tachykardie. Aber die eingeschränkte körperliche Belastbarkeit ist nur die eine Seite. Wenn ich mich aus dem Liegen aufrichte, gerate ich in Atemnot. Die Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten ist dabei besonders auffällig. Das kann ich jedoch nicht in Einklang mit der Flüssigkeitsretention in den Knöcheln und dem nächtlichen Harndrang bringen.« Annabelle Niehm saß auf dem Gerät, das wie ein Heimtrainer anmutete, und trat kräftig in die Pedale, ohne außer Atem zu geraten. Gleichzeitig redete sie ungeniert weiter. »Mein Husten, der auf eine stauungsbedingte Bronchitis hindeutet, läßt auf eine Linksinsuffizienz des Herzens schließen. Andere Symptome weisen auf eine Rechts-insuffizienz hin. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?« Als die Patientin mit ihrer persönlichen Diagnose geendet hatte, warf sie Dr. Daniel Norden einen fragenden Blick zu, während sie unverwandt weiter in die Pedale trat. Der Allgemeinmediziner, der eben ein Belastungs-EKG anfertigte, maß Annabelle Niehm mit einem irritierten Blick. »Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?« stellte er eine verwunderte Gegenfrage. »Ich bitte Sie, Herr Dr. Norden. Ich bin eine aufgeschlossene Frau, die ihre Krankheit beim Namen nennt. Ich werde nicht die Augen vor der schrecklichen Wahrheit verschließen und möchte nicht, daß Sie mich schonen.«
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Halt es nicht zu fest, dein Glück - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 411 –
Halt es nicht zu fest, dein Glück
Patricia Vandenberg
»Besonders zu schaffen macht mir diese allgemeine Schwäche und Müdigkeit. Kaum jogge ich eine Stunde, schon ist mein Puls abnorm erhöht und ich neige zu Tachykardie. Aber die eingeschränkte körperliche Belastbarkeit ist nur die eine Seite. Wenn ich mich aus dem Liegen aufrichte, gerate ich in Atemnot. Die Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten ist dabei besonders auffällig. Das kann ich jedoch nicht in Einklang mit der Flüssigkeitsretention in den Knöcheln und dem nächtlichen Harndrang bringen.«
Annabelle Niehm saß auf dem Gerät, das wie ein Heimtrainer anmutete, und trat kräftig in die Pedale, ohne außer Atem zu geraten. Gleichzeitig redete sie ungeniert weiter. »Mein Husten, der auf eine stauungsbedingte Bronchitis hindeutet, läßt auf eine Linksinsuffizienz des Herzens schließen. Andere Symptome weisen auf eine Rechts-insuffizienz hin. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?« Als die Patientin mit ihrer persönlichen Diagnose geendet hatte, warf sie Dr. Daniel Norden einen fragenden Blick zu, während sie unverwandt weiter in die Pedale trat.
Der Allgemeinmediziner, der eben ein Belastungs-EKG anfertigte, maß Annabelle Niehm mit einem irritierten Blick.
»Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?« stellte er eine verwunderte Gegenfrage.
»Ich bitte Sie, Herr Dr. Norden. Ich bin eine aufgeschlossene Frau, die ihre Krankheit beim Namen nennt. Ich werde nicht die Augen vor der schrecklichen Wahrheit verschließen und möchte nicht, daß Sie mich schonen.«
»Von welcher Krankheit sprechen Sie überhaupt?« fragte der Arzt weiter und studierte gleichzeitig den Ausdruck des Elektrokardiogramms. »Sie können übrigens absteigen«, machte er Annabelle aufmerksam, während er zum Schreibtisch zurückkehrte.
Die auffallend hübsche Frau mit vollen Lippen und wunderschönem, schwarz glänzendem Haar tat, wie ihr geheißen. Dabei lachte sie schmerzlich.
»Sie können mir nichts vormachen. Ich weiß, daß ich unter einer unaufhaltsam fortschreitenden Herzinsuffizienz leide«, konfrontierte sie Daniel Norden mit den in ihren Augen unabänderlichen Tatsachen.
»Entschuldigen Sie, wenn ich nicht Ihrer Ansicht bin. Ihr Herz arbeitet wie das eines gesunden jungen Mädchens«, widersprach der Arzt jedoch entschieden.
»Die Frage ist doch, wie lange ich damit leben kann«, entgegnete Annabelle uneinsichtig, während sie sich Dr. Norden gegenüber an den Schreibtisch setzte.
»So lange Sie wollen«, kam die kühle Antwort. Schon hatte Daniel Norden einen tadelnden Kommentar auf den Lippen, als sein Blick auf die Hände seiner Patientin fiel. »Sie sollten mir lieber einmal erklären, was da passiert ist«, wechselte er das Thema.
Annabelle Niehm zuckte zusammen und zog instinktiv die Hände zurück. Doch es war zu spät, und sie wußte, daß sie dem Arzt eine glaubwürdige Antwort schuldete, wenn er sie weiterhin ernst nehmen sollte.
»Ach, ich habe neulich meine neue Wohnung gestrichen und mir dabei die Hände mit Farbe beschmiert. Da ich keinen geeigneten Reiniger zu Hause hatte, habe ich eben so lange geschrubbt, bis sie sauber waren. Das hat ihnen offenbar nicht gut getan«, schwindelte sie so gekonnt, daß Daniel ihr glaubte.
Trotzdem war er entsetzt.
»Das sieht aber gar nicht gut aus. Sie müssen sich vorsehen, daß sich die offenen Stellen nicht entzünden. Ich schreibe Ihnen eine Salbe auf. Und in nächster Zeit sollten Sie Wasser meiden. Das könnte ein echtes Problem werden.«
»Ehrlich gesagt macht mir mein allgemeiner Gesundheitszustand größere Sorgen als die paar Kratzer«, beeilte sich Annabelle zu versichern.
»Ich verstehe Ihre Sorgen nicht. Nach meinen Erkenntnissen arbeitet Ihr Herz einwandfrei, und auch alle anderen Körperfunktionen sind sehr gut. Vorsichtshalber entnehme ich Ihnen aber auch noch Blut, um es im Labor untersuchen zu lassen. Sie sind doch noch nüchtern, wie ich bei unserem letzten Gespräch gebeten habe?«
»Selbstverständlich. Ich halte mich an die Anweisungen meines Arztes«, erklärte Annabelle ernsthaft.
Daniel nickte und erhob sich.
»Gut, dann folgen Sie mir bitte ins Labor. Wendy wird Ihnen Blut abnehmen, das wir zur Untersuchung in die Behnisch-Klinik schikken werden.«
»Wie lange dauert es, bis Ihnen das Ergebnis vorliegt? Ich will endlich Gewißheit haben.«
»Ich werde ein großes Blutbild beauftragen. In zwei, drei Tagen wissen wir mehr. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin sicher, Sie sind kerngesund«, erklärte Dr. Norden noch einmal mit Nachdruck.
»Wenn Sie meinen«, gab die junge Frau zweifelnd zurück und ging gemeinsam mit Daniel den Gang hinab. Als sie die Tür zum Labor erreichten, drangen Stimmen zu ihnen heraus.
»Siehst du, so mußt du die Manschette anlegen, damit das Blut richtig gestaut wird. Dann tritt die Ader deutlich hervor«, erklärte die treue Arzthelferin Wendy eben laut und vernehmlich. Eine leise, schüchterne Stimme antwortete ihr.
Daniel lächelte.
»Wir haben seit zwei Tagen eine Praktikantin. Inzwischen ist es üblich, daß Schüler der achten Klasse zwei einwöchige Praktika absolvieren müssen«, erklärte er. »Meines Erachtens ist das eine sinnvolle Maßnahme, um den Jugendlichen bei der Berufswahl behilflich zu sein.«
»Mancher Traumberuf entpuppt sich sicherlich als Alptraum, wenn man mal hinter die Kulissen schaut«, nickte Annabelle Niehm bestätigend.
Daniel lächelte.
»Mit Sicherheit. Bei Lissi wird das hoffentlich nicht der Fall sein. Sie stellt sich ganz gut an.« Als der Arzt die skeptische Miene seiner Patientin erblickte, lachte er. »Aber keine Sorge, Blut abnehmen ist immer noch Sache einer ausgebildeten Helferin. Sie werden zufrieden mit Wendy sein. Bitte nehmen Sie hier Platz und warten Sie. Sie sind gleich an der Reihe«, verabschiedete er sich schließlich von Annabelle.
Die nickte und setzte sich auf den Stuhl vor dem Labor. Nur wenig später öffnete sich die Tür, und Wendy kam in Begleitung eines jungen Mädchens und einer alten Frau heraus. Während Lissi die alte Frau Gschwendtner zum Empfang begleitete, nahm sich Annemarie Wendel lächelnd der neuen Patientin an, um auch hier ihr Talent erneut unter Beweis zu stellen.
Ausgelassen und in bester Stimmung genoß Felicitas Norden an der Seite ihres Mannes Daniel den fröhlichen Abend bei ihren Freunden, dem Rechtsanwalt Martin Sassen und seiner Frau Kitty. Eine lange Zeit war verstrichen, seit die Paare sich zum letzten Mal gesehen hatten, und so wurde die private Weinprobe im Hause Sassen nicht nur zur Verkostung erlesener Weine genutzt sondern auch dazu, mit Freunden und Bekannten Neuigkeiten auszutauschen.
»Danny studiert recht fleißig Medizin hier in München, und Felix macht demnächst Abitur«, konnte Fee ihrer Freundin Kitty stolz berichten.
»Obwohl es in den ersten Jahren gar nicht danach aussah, hat er den Ernst des Lebens offenbar langsam begriffen«, fügte Daniel hinzu, sichtlich zufrieden über die Entwicklung seines zweitältesten Sohnes.
»Wie schön, das zu hören. Was machen die Mädchen?« erkundigte sich Kitty interessiert. Zu ihrem Kummer war ihre Ehe mit Martin kinderlos geblieben, und sie nahm regen Anteil an der Entwicklung bei ihren Freunden.
»Annekas Berufswunsch wechselt beinahe täglich. Mal will sie Erzieherin werden, dann schwebt ihr wieder eine Karriere als Grafik-Designerin vor. Aber sie hat ja glücklicherweise noch Zeit, sich zu entscheiden.«
»Wie wird das wohl sein, wenn alle Kinder aus dem Haus sind?« wandte sich Dr. Martin Sassen an seinen langjährigen Freund Daniel. Er stand neben seiner Frau, ein Glas Wein in der einen Hand, die andere leicht auf die Hüfte seiner Frau gelegt.
»Unvorstellbar«, gab Daniel Norden lächelnd zurück. »Und ich hoffe, daß Danny uns dann die ersten Enkelkinder ins Haus bringt, wenn Jan und Dési ihrer eigenen Wege gehen.«
»Da habt ihr alles wirklich gut geplant und vorgesorgt. Doch