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Noch mehr Elbmorde: Vier Hamburg Krimis
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Noch mehr Elbmorde: Vier Hamburg Krimis
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Noch mehr Elbmorde: Vier Hamburg Krimis

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Noch mehr Elbmorde: Vier Hamburg Krimis

von Alfred Bekker, Chris Heller, Thomas West

 

Über diesen Band:

 

 

Dieser Band enthält folgende Krimis

von Alfred Bekker:

 

Kommissar Jörgensen und der Vollmondmörder (Thomas West & Chris Heller)

Burmester jagt ein Phantom (Alfred Bekker)

Burmester und der Mörder in Uniform (Alfred Bekker)

Burmester und die unbekannte Tote (Alfred Bekker)

 

 

Drei Fälle um den Hamburger Privatdetektiv Aldo Burmester und seine charmante Assistentin Jana Marschmann und ein Fall um Kommissar Jörgensen von der Hamburger Kripo.

Im Hamburg des Jahres 1991 macht ein selbsternannter Ordnungshüter Jagd auf auf freigesprochene Kriminelle.

Der Killer sieht aus wie 'dein Freund und Helfer'. Er trägt eine Polizeiuniform. Doch er mordet ohne jede Rücksicht und nimmt das vermeintliche Recht in die eigenen Hände. Die Hamburger Polizei gerät in Verruf, denn unter den rechtschaffenden Polizisten befindet sich offenbar ein Wolf im Schafspelz. Der Hamburger Privatdetektiv Aldo Burmester hat eine besonders harte Nuss zu knacken.

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

LanguageDeutsch
PublisherAlfred Bekker
Release dateFeb 17, 2023
ISBN9798215329139
Noch mehr Elbmorde: Vier Hamburg Krimis
Author

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Noch mehr Elbmorde - Alfred Bekker

    Noch mehr Elbmorde: Vier Hamburg Krimis

    von Alfred Bekker, Chris Heller, Thomas West

    Über diesen Band:

    ––––––––

    Dieser Band enthält folgende Krimis

    von Alfred Bekker:

    Kommissar Jörgensen und der Vollmondmörder (Thomas West & Chris Heller)

    Burmester jagt ein Phantom (Alfred Bekker)

    Burmester und der Mörder in Uniform (Alfred Bekker)

    Burmester und die unbekannte Tote (Alfred Bekker)

    ––––––––

    Drei Fälle um den Hamburger Privatdetektiv Aldo Burmester und seine charmante Assistentin Jana Marschmann und ein Fall um Kommissar Jörgensen von der Hamburger Kripo.

    Im Hamburg des Jahres 1991 macht ein selbsternannter Ordnungshüter Jagd auf auf freigesprochene Kriminelle.

    Der Killer sieht aus wie 'dein Freund und Helfer'. Er trägt eine Polizeiuniform. Doch er mordet ohne jede Rücksicht und nimmt das vermeintliche Recht in die eigenen Hände. Die Hamburger Polizei gerät in Verruf, denn unter den rechtschaffenden Polizisten befindet sich offenbar ein Wolf im Schafspelz. Der Hamburger Privatdetektiv Aldo Burmester hat eine besonders harte Nuss zu knacken.

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker (https://www.lovelybooks.de/autor/Alfred-Bekker/)

    © Roman by Author / COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

    https://alfred-bekker-autor.business.site/

    Zum Blog des Verlags

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!Verlags geht es hier:

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Kommissar Jörgensen und der Vollmondmörder: Morderermittlung Hamburg Kriminalroman

    Krimi von Thomas West & Chris Heller

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 109 Taschenbuchseiten.

    Ein sadistischer Vergewaltiger versetzt die Bevölkerung rund um den Volkspark in Angst und Schrecken. Gleichzeitig kämpft Kriminalkommissar Uwe Jörgensen um die geistige Gesundheit seines Partners Roy Müller, der nach dem Tod seiner Freundin in Schwermut versinkt. Um ihn aus dieser Depression zu lösen, bekommt er mit Jörgensen zusammen den fast unlösbaren Fall des Serienvergewaltigers zugeteilt. Aber auch diese beiden finden zunächst keine Spur der Bestie, und dann gibt es plötzlich gleich mehrere Verdächtige.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    https://twitter.com/BekkerAlfred

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    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    1

    Der Hafen von Hamburg ist einer der größten Häfen in Europa und befindet sich an der Mündung der Elbe in die Nordsee. Die Stadt selbst ist eine pulsierende Metropole mit vielen Sehenswürdigkeiten und Attraktionen. Für einen Besuch des Hafens gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann mit dem Auto oder dem Zug anreisen. Mit dem Auto ist man natürlich flexibler und kann die Anfahrt selbst gestalten. Wer mit dem Zug anreist, kann sich die Fahrtzeit mit einem guten Buch vertreiben und muss sich keine Sorgen um den Parkplatz machen. Vom Hamburger Hauptbahnhof aus fährt man mit der S-Bahn direkt bis zum Hafen. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick auf die vielen Schiffe, die im Hafen liegen.

    Die Stadt Hamburg ist durch den Hafen sehr wirtschaftlich stark und die Weltmetropole zieht jedes Jahr viele Besucher an. Auch für Touristen ist der Hafen ein beliebtes Ziel, denn hier kann man die große Vielfalt an Schiffen bestaunen und bei einer Hafenrundfahrt die beeindruckenden Containerberge aus nächster Nähe sehen. Wer mit dem Auto in den Hamburger Hafen fahren möchte, kann dies ganz einfach über die Autobahn A7 tun. Von Norddeutschland kommend fährt man auf der A7 bis zur Abfahrt Hamburg-Stellingen und folgt dann dem Wegweiser „Hafencity/Elbtunnel". Alternativ kann man auch über die Elbbrücken in den Hamburger Hafen fahren.

    Mein Name ist Uwe Jörgensen. Ich bin Kriminalhauptkommissar und Teil einer in Hamburg angesiedelten Sonderabteilung, die den etwas umständlichen Namen ‘Kriminalpolizeiliche Ermittlungsgruppe des Bundes’ trägt und sich vor allem mit organisierter Kriminalität, Terrorismus und Serientätern befasst.

    Die schweren Fälle eben.

    Fälle, die zusätzliche Resourcen und Fähigkeiten verlangen.

    Zusammen mit meinem Kollegen Roy Müller tue ich mein Bestes, um Verbrechen aufzuklären und kriminelle Netzwerke zu zerschlagen. Man kann nicht immer gewinnen, pflegt Kriminaldirektor Bock oft zu sagen. Er ist der Chef unserer Sonderabteilung. Und leider hat er mit diesem Statement Recht.

    Wie schon erwähnt, der Hafen von Hamburg ist einer der bedeutendsten Seehäfen Europas. Die Stadt befindet sich an der Mündung des Flusses Elbe in die Nordsee und verfügt über einen natürlichen Tiefwasserhafen. Dadurch ist er auch für die Schifffahrt auf der Elbe sehr wichtig. Der Hafen ist mehr als 800 Jahre alt und hat heute eine Gesamtfläche von über 73 Quadratkilometern.

    Ich bin Kriminalhauptkommissar  habe in meinem Job schon viele Dinge gesehen. aber heute ist der Tag, an dem ich den größten Fang meiner Karriere mache. Ich verhaftete einen Drogendealer am Hafen von Hamburg, der versuchte, 100 Kilo Kokain in die USA zu schmuggeln. Der Wert des Kokains war über 10 Millionen Euro. Ich fühlte mich wie ein Held, als ich den Drogendealer festnahm und das Kokain sicherstellte. Es war ein großer Sieg im Kampf gegen die Drogenkriminalität.

    Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als ich mit meinem Partner zum Hafen von Hamburg fuhr. Wir sollten dort einen Drogendealer verhaften. Der Informant hatte uns gesagt, dass der Deal um 10 Uhr stattfinden würde. Als wir ankamen, sahen wir den Verdächtigen sofort. Er war gerade dabei, eine große Tasche voller Drogen an einen Käufer zu übergeben. Wir sprachen ihn an und er griff sofort nach seiner Waffe. Es kam zu einem kurzen Kampf, aber wir konnten ihn überwältigen und festnehmen. Es war ein gutes Gefühl, diesen Drogendealer vom Hafen entfernt zu haben. Gerade in dieser Gegend ist die Drogenkriminalität besonders hoch, und ich weiß, dass ich mit meiner Arbeit etwas Gutes tun kann.

    *

    Ich esse mit meinem Kollegen Roy Müller  an einer Fischbrötchenbude in Hafen City. Die Bude ist bekannt für ihre leckeren Fischbrötchen, und ich bin gespannt, ob sie mich überzeugen können.

    Mein Kollege bestellt zwei Fischbrötchen und ich beobachte, wie er das erste in sich hineinstopft. Er schließt die Augen und sagt: Mmmmh, das ist so gut! Du musst unbedingt probieren!

    Ich nehme einen Bissen von meinem Brötchen und muss zugeben, dass es wirklich lecker ist. Die Panade ist knusprig und der Fisch schmeckt frisch. Wir essen unsere Brötchen und reden die ganze Zeit über, wie gut sie sind.

    Als wir fertig sind, fühle ich mich sehr zufrieden. Ich habe gerade etwas entdeckt, was ich wirklich liebe - leckere Fischbrötchen!

    **

    Also, die Sache ist die: Jeden Morgen hole ich meinen Kollegen Roy Müller an der bekannten Ecke ab. Wir fahren dann zum Polizeipräsidium. Da wartet Kriminaldirektor Bock auf uns. Wenn wir ankommen, redet er immer mit uns über den Fall, an dem wir gerade arbeiten. Dann gehen wir in unser Büro und machen uns an die Arbeit.

    Als ich an die bekannte Ecke kam, sah ich Roy Müller schon von weitem. Er lehnte an der Hauswand und rauchte eine Zigarette. Ich hielt neben ihm und hupte, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er drehte sich um und lächelte mich an. Dann warf er seine Zigarette weg und stieg ein.

    Morgen, grüßte er mich, als er die Tür zuschlug.

    Morgen, antwortete ich mit einem Lächeln.

    Sagst du nicht mehr Moin - so wie sich das in Hamburg gehört?

    Heute nicht.

    „Echt nicht?"

    Nee.

    Heute bist du Hochdeutsch.

    So ist es.

    Na, dann...

    Wir fuhren schweigend zum Polizeipräsidium. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Als wir ankamen, wartete Kriminaldirektor Bock schon auf uns.

    *

    Anderswo...

    Ein Blick auf die Pulsuhr: Hundertachtundzwanzig Schläge. Nena lief schneller. Hundertfünfunddreißig war ihre ideale Herzfrequenz, bei hundertfünfunddreißig verbrannte ihr Körper das meiste Fett.

    Noch nicht einmal acht Uhr, und schon lag tiefe Dämmerung über dem Donnerspark. Es war noch relativ warm, aber seit einer Woche konnte man zugucken, wie die Tage kürzer wurden.

    Nena bog in einen schmalen Weg ein, der durch drei Meter hohes Rhododendron-Gebüsch führte. Und von dort aus zur Elbe, wie Nena hoffte. Hier im Donnerspark kannte sie sich noch nicht besonders gut aus – normalerweise joggte sie ausschließlich im Volkspark. Aber nach all den Scheußlichkeiten, die dort seit ein paar Wochen geschahen ...

    Es wurde dunkler, der warme Westwind blies den Verkehrslärm von der Elbchaussee stadtwärts, keine Menschenseele in diesem Teil des Parks. Ganz wohl fühlte Nena sich nicht in ihrer Haut.

    Sie bückte sich unter einem tiefhängenden Ast hinweg. Die großen, ledernen Blätter verfärben sich schon gelblich. Wieder ein Blick auf die Pulsuhr: Hundertachtunddreißig. Na also.

    Plötzlich ein Rascheln am Wegrand, und fast gleichzeitig ein scharfer Schmerz am Schienbein über dem rechten Knöchel – Nena schlug lang hin, schlitterte ein Stück durch Staub und über Kieselsteine und schürfte sich Schulter, Knie und Wange auf.

    „Scheiße!"

    Wut und Schmerz trieben ihr die Tränen in die Augen.

    „Scheiße! Scheiße!"

    Mit der flachen Hand schlug sie in den Dreck. Als sie sich hochrappeln wollte, spielte ihr Knie nicht mit. Es blutete, und stechender Schmerz wühlte im Gelenk. Nena stöhnte. „Was für ein Mist, verdammt!"

    Aus schmalen Augen spähte sie hinter sich auf den Weg – nirgends ein Stein, über den sie hätte stolpern können, nirgends eine Ast oder ein Wurzelstock.

    Die junge Frau betrachtete ihr Schienbein. Eine klaffende Wunde blutete eine Handbreit über dem Knöchel, schnurgerade, wie mit dem Messer gezogen.

    Auf dem Hintern rutschte sie den Weg ein Stück zurück, tastete mit der Hand im Halbdunkeln herum. Ihre Finger berührten einen feinen Draht. Der Atem stockte ihr.

    „Ein Stolperdraht!"

    Ihr Herz schien sich geteilt zu haben: Hinter jedem Trommelfell hörte sie eine Hälfte schlagen. Panik ergriff sie, wieder wollte sie aufspringen, wieder zwang stechender Schmerz im Knie sie in den Staub. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus.

    „Hallo? Eine Männerstimme klang aus der hereinbrechenden Nacht. „Hallo? Ist da jemand? Alles in Ordnung?

    Nena fuhr herum. Der Mann näherte sich von vorn. Viel mehr als seine Konturen konnte sie nicht erkennen, sie sah aber, dass er eine Schirmmütze trug. Ein Polizist!

    „Helfen Sie mir! Ich bin gestürzt!"

    Im Laufschritt eilte der Mann zu ihr. Kein Polizist – der Mann trug die Uniform der Bundeswehr; ein Offizier. Auch gut. „Irgendein Arschloch hat hier einen Stolperdraht gespannt."

    „Um Himmels Willen! Er bückte sich, betrachtete ihre Schürfwunden, dann, tief über den Weg gebeugt, den Draht. „Tatsächlich! Was für eine Gemeinheit! Ich ruf die Polizei.

    Er zog ein Handy heraus und drückte drei Tasten; die 110, nahm Nena an. Was für ein besorgtes und zugleich freundliches Gesicht er hatte. Er trug einen gepflegten Oberlippenbart, schwarz, und auch die schwarzen Haare unter der Schirmmütze schienen akkurat frisiert zu sein.

    „Überfall im Donnerspark ...", rief er ins Handy. Nena erschrak – der Offizier sprach ihre geheimsten Befürchtungen aus. Sollte der Vergewaltiger vom Volkspark tatsächlich sein Revier verlegt haben?

    Ihr Retter nannte seinen Namen – Major Konrad Braun – und gab eine Wegbeschreibung durch. Danach steckte er sein Telefon in die Uniformtasche und zog seine Dienstwaffe. „Kommen Sie, ich bring Sie weg hier."

    Heilfroh über die Nähe des Offiziers ließ Nena sich hochziehen und legte ihren Arm um seine Schulter. „So eine Schweinerei! Die Studentin der Journalistik konnte gut schimpfen, wenn sie wütend genug war. „Was für ein Perversling macht so was?

    „Die Polizisten werden es herausfinden. Fast trug der Major sie, Nena konnte nur auf einem Bein hüpfen. „Sieht aus, als bräuchten Sie einen Arzt, das Knie müsste geröntgt werden. Ich bring Sie erst mal zu meinem Wagen und verbinde die Schürfwunden, danach ruf ich den Notarzt.

    Nena war alles Recht. „Ich bin Ihnen ja so dankbar."

    Inzwischen kroch die Nacht durch den Park, und Nena stellte sich vor, was der Kerl, der den Stolperdraht gespannt hatte, alles mit ihr angestellt hätte, wenn dieser Uniformierte nicht zufällig aufgetaucht wäre. Wahrscheinlich die gleichen Bestialitäten, die er den armen Mädchen im Volkspark angetan hatte. Sie fröstelte plötzlich und drehte sich um. Niemand folgte ihnen, Gott sei Dank!

    „Sie sind Major?"

    „Ja, ich unterrichte zur Zeit an der Marineakademie drüben in Flensburg."

    „Kenn‘ ich. Hat ‘ne Freundin neulich drüber geschrieben. Sie riss den Mund auf und stöhnte. „Himmel, tut das weh!

    Sein Wagen stand auf einem Parkplatz am westlichen Donnerspark, ein dunkelblauer Ford Transporter, ziemlich alt und mit getönten Scheiben, aber das fiel Nena nicht weiter auf. Major Konrad Braun öffnete eine Hintertür an der Fahrerseite. „Der Verbandskasten liegt im Laderaum, sagte er. „Kommen Sie, ich helfe Ihnen hinein.

    Er schob sie in das Heck des Fahrzeugs, und plötzlich hatte Nena das Gefühl, er würde wesentlich grober zupacken, auch seine Stimme klang auf einmal merkwürdig heiser.

    Die Innenbeleuchtung erhellte einen verdreckten, fast völlig leeren Laderaum, der vollständig von der Fahrerkabine abgetrennt war. Auf dem gerippten Metallboden lag eine Matratze, fleckig und zerschlissen, und daneben Tücher, Handschellen und ein Knäuel Paketschnur.

    Eisige Kälte schoss durch Nenas Körper – hinunter in die Kniekehlen und hinauf in ihren Kopf. Die Tür hinter ihr schlug zu, und gleichzeitig erlosch die Innenbeleuchtung. Ein harter Schlag in den Nacken schleudert sie an die gegenüberliegende Wand. Sie wollte schreien, aber schon war der Mann über ihr. Mit dem Kolben seiner Waffe schlug er auf sie ein; mit rücksichtsloser Brutalität, die Nena jede Hoffnung und schließlich das Bewusstsein raubte.

    2

    Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Alter Spruch, aber wahr: In Feierabendlaune waren wir vor sechs oder sieben Minuten in den Aufzug gestiegen und in die Tiefgarage des Präsidiums hinuntergefahren; und als die Lifttüren sich unten auseinanderschoben, vibrierte mein Handy in der Hemdtasche: Der Chef. Überfall auf einen Supermarkt in Wandsbek.

    Und jetzt, sechs oder sieben Minuten später, steuerte ich meinen Sportwagen über die Straßen in Richtung Wandsbek. Roy, neben mir, telefonierte mit der Zentrale des zuständigen Reviers. Der Polizeihauptkommissar – ich glaube, er hieß Reinhardt – hielt ihn über die neusten Entwicklungen im überfallenen Markt auf dem Laufenden.

    Ein Raubüberfall gehört nicht unbedingt in unseren Zuständigkeitsbereich, schon richtig. Nur hatten die beiden Täter auf einen zur Hilfe gerufenen Streifenwagen geschossen und einen Polizisten getötet, und danach zwei Kunden, eine Kassiererin und den Filialleiter des Supermarktes als Geiseln genommen. Nun ja, wer Menschen gegen ihren Willen festhält, bekommt es mit uns zu tun. Und wer Polizisten erschießt, sowieso. So ist das nun mal.

    Roy hatte das Blaulicht aufs Dach geknallt, und natürlich fuhr ich mit Sirene: Die abendliche Rushhour verebbte zwar gerade, aber was hieß das schon in Hamburg-Mitte? Man brauchte nicht alle zwei Minuten anzuhalten und konnte in der Regel schneller fahren als die Passanten auf dem Bürgersteig gingen, mehr hieß das nicht. Es sei denn, man konnte wie wir die Blechschlange mit Blaulicht und Sirene an den Straßenrand jagen. Im Großen und Ganzen kamen wir jedenfalls flott voran.

    Ich setzte den Blinker, blendete auf, bis der Gegenverkehr endlich stand, und ich in die Wandsbeker Chaussee einbiegen konnte. Der überfallene Supermarkt lag in der Maxstraße.

    Roy hängte das Mikro des Autotelefons ein. „Üble Geschichte. Reinhardts Leute haben die Burschen identifiziert. Stehen in München, Bayern, wegen Raubmord und Geiselnahme unter Anklage."

    „Glückwunsch. Und was machen sie dann hier in Hamburg? Sommerferien? Vor mir leuchteten Bremslichter auf, die Fahrerin eines Toyotas blieb vor Schreck stehen. „Hafturlaub, oder wie? Ich riss das Steuer herum, wich in letzter Sekunde dem Gegenverkehr aus.

    „Flucht auf dem Weg zum Haftrichter. Roy schaukelte in seinem Gurt hin und her. Er ertrug es mit stoischer Ruhe. Alles schien er in letzter Zeit in stoischer Ruhe zu ertragen; eine Ruhe und Schweigsamkeit, die ich mit Misstrauen und Sorge beobachtete; und nicht nur ich. „Einen Polizisten haben sie bei der Flucht erschossen, einen zweiten so schlimm erwischt, dass er nur noch im Rollstuhl nach seinem Vorgarten sehen kann.

    „Scheißkerle!" Von Weitem sah ich die Blaulichter von Streifenwagen und Ambulanzen in der Dämmerung flackern. Wahrscheinlich wieder ein riesiger Menschenauflauf am Tatort. Von Polizeihauptkommissar Reinhardt wussten wir, dass zumindest ein Polizeipsychologe und eine Einheit Scharfschützen vor Ort waren.

    „Sie wollen einen Fluchtwagen und Hunderttausend, sagte Roy mit tonloser Stimme. „Bis in einer halben Stunde. Er blickte auf die Uhr. „Bis in vierundzwanzig Minuten. Dann lassen sie zwei Geiseln frei. Ansonsten töten sie die erste."

    Roy sprach in letzter Zeit nur noch mit dieser tonlosen Stimme. Seit Marion König tot war.

    Eine Explosion hatte das Haus in Schutt und Asche gelegt, in dem die Auftragskiller sie gefangen hielten. Marion war der Köder und wir die Beute; Roy und ich hätten in der Sprengfalle sterben sollen. Und wir wären auch in ihr gestorben, wenn Marion uns nicht kurz vor der Explosion mit Schüssen daran gehindert hätte, ihr Gefängnis zu stürmen.

    Danach war Roy zu nichts mehr zu gebrauchen. Sein Arzt hatte ihn zwei Wochen krank geschrieben. Und als er zurück ins Präsidium kam, sprach er nur noch das Nötigste, lachte nicht mehr, und ging außerhalb des Dienstes kaum noch unter Leute.

    Ich glaube, er hatte sich damals sogar von mir zurückgezogen. Aber ich rief ihn ständig an, überredete ihn, mich in die „Nordstern-Bar oder das „Pranzane oder auf ein Konzert zu begleiten, und so weiter, und so weiter.

    Ich wusste ja, dass Roy und Marion aneinander hingen wie ein Paar in den Flitterwochen; jeder, der sie miteinander erlebt hatte, wusste das. Aber dass mein Freund und Dienstpartner diese Frau so sehr geliebt hatte ...

    Ein Drama; und jetzt war mein armer Roy nicht mehr der Alte.

    Schon zweihundert Meter vor dem Supermarkt war die Wandsbeker Chaussee gesperrt. Dutzende von Schaulustigen drängten sich vor dem Trassierband. In vorderster Reihe natürlich die unvermeidlichen Mediengeier. Uniformierte Kollegen trieben die Leute auseinander.

    Eine Gasse bildete sich in der Menge, ich steuerte meinen Sportwagen durch. Zwei Polizisten hoben das Trassierband an, und vorbei an Streifenwagen, Ambulanzen und zivilen Einsatzfahrzeugen rollten wir bis etwa hundert Meter vor den Eingang des Supermarktes.

    Wir stiegen aus.

    „Scharfschützen." Roy deutete auf die andere Straßenseite. Dort, am Rande des Roßbergs lagen sie hinter Büschen und Fahrzeugen; Männer mit automatischen Gewehren, in Kampfanzügen und mit Sturmhauben. Zwei entdeckte ich sogar in dicht belaubten Bäumen. Und auch auf den Dächern der ersten drei Häuser der Maxstraße lagen sie.

    Zwei Kollegen von der Hamburg-Mitte Polizeiwache kamen uns entgegen, Beamte in Zivil. „Kriminalpolizei?", fragte der, den ich nicht kannte. Ein bulliger Polizeiobermeister, schwarz, und einen halben Kopf größer als ich.

    Ich nickte. „Jörgensen und Müller."

    Er begrüßte uns mit Handschlag. „Obermeister Daniel Hassmann. Bin neu hier." Seine Hand schloss sich kraftvoll um meine – eine warme Pranke; der Mann beeindruckte mich, ganz ehrlich, und irgendwie war er mir sofort sympathisch.

    „Hi, Uwe, hi, Roy, knurrte der Zweite – den kannten wir beide, und sogar ziemlich gut: Benjamin ‚Benny‘ Koch. Als wir das letzte mal mit ihm zu tun hatten, war er Stellv. Einsatzleiter drüben in Altona gewesen, also eines der höheren Tiere bei der Kriminalpolizei. „Ein Jammer, dass wir uns immer unter solch mörderischen Umständen sehen.

    Benny Koch war ein kleiner Mann Anfang fünfzig. An seinen Säbelbeinen erkannte ich ihn meistens schon auf eine halbe Meile Entfernung; und an seinen altmodischen, zerknitterten Anzügen.

    „Was ist los, Benny?, fragte ich. „Renovieren sie dein Büro oben in Altona, oder ist es die Langeweile, die einen Stellvertretenden Einsatzleiter an den Tatort treibt?

    Hassmann blickte verwirrt von einem zum anderen. Er wusste nicht, dass wir uns kannten, und vermutlich pflegte er keinen ganz so lockeren Umgangston mit seinem Chef.

    „Mach keine Witze, Uwe. Als Einsatzleiter bin ich inzwischen für ganz Hamburg-Mitte zuständig. Mit dem Daumen deutete er über die Schulter Richtung Supermarkt. „Und die zwei Mistkerle da drin sind Chefsache.

    Benny war also aufgestiegen, ein noch höheres Tier inzwischen. Ob er die Sprosse zwischen Stellvertreter und Einsatzleiter übersprungen hatte? Zuzutrauen wäre es ihm. Benny Koch gehörte zu den besten Polizisten in Hamburg-Mitte.

    „Oder war Chefsache. Er drehte sich um und winkte uns hinter sich her. „Sie heißen übrigens Konstantin Mergen und Dennis Hinnerksen.

    Wir gingen zu einem Polizei-Transporter, um dessen offene Seitentür sich mehr als ein halbes Dutzend Beamten drängten – Männer und Frauen in Uniformen und in Zivil. Im Transporter hockten drei Ermittler vor Monitoren. Zwei hatten sich Kopfhörer übergestülpt. Der Transporter war Bennys mobile Einsatzzentrale.

    „Die Sache ist folgende, sagte er. „Hinnerksen und Mergen haben in München einen Polizisten getötet, und heute Nachmittag haben sie hier in Hamburg-Mitte einen Kollegen erschossen. Den dritten Mann kennen wir noch nicht. Ich würde sie gern persönlich rausholen – aber Polizistenmord und grenzüberschreitendes Verbrechen, ihr wisst ja: Euer Fall. Schlage trotzdem vor, wir bringen das hier gemeinsam zu Ende. Euer Chef hat übrigens nichts dagegen.

    „Kein Problem, Benny." Aus den Augenwinkeln spähte ich nach Roy. Er trottete hinter uns her und sprach kein Wort.

    Polizeiobermeister Hassmann redete ein paar Worte mit seinen Leuten im Transporter. Danach wandte er sich an Benny. „Noch neunzehn Minuten. Von uns aus könnte der Fluchtwagen schon in zehn Minuten vorfahren, samt Geld. Wie gehen wir vor?"

    „Ist der Wagen anständig präpariert?"

    „Peilsender und Wanzen."

    „Schweinerei, verdammte! Benny kratzte sich unter seiner grauen Matte. „Sie sind gefährlich, die zwei aus Bayern jedenfalls, brandgefährlich. Der dritte wird wahrscheinlich auch kein Heilsarmist sein. Wir müssen die Geiseln ‘raushauen, irgendwie. Fragend sah er mich an.

    „Vielleicht lassen sie sich auf einen Austausch ein, sagte ich. Roy neben mir ließ sich einen Feldstecher geben und beobachtete den Eingang des Supermarktes. „Sie kriegen Fluchtwagen und Geld, wenn sie die Geiseln gegen einen von uns austauschen.

    „O Uwe! Benny verdrehte die Augen. „Was für eine beschissene Idee. Aber ich hab auch schon daran gedacht, und eine bessere fiel mir seitdem nicht ein.

    Er wandte sich an einen der Männer vor der Instrumentenkonsole im Transporter. Ich kannte ihn flüchtig: Ein Polizeipsychologe. „Verhandeln Sie weiter, Doktor. Sagen Sie den Scheißkerlen, dass wir sie nicht mit den Geiseln abziehen lassen. Die Burschen kriegen einen von uns im Austausch mit den Geiseln, Sie kennen das Spiel ja ..."

    Während der Psychologe mit den Geiselnehmern verhandelte, reichte Roy mir den Feldstecher. „Ziemlich nervös, die drei", murmelte er.

    Ich beobachtete die Glasfront vor dem Eingang. An der Seite tauchte kurz ein mit rotem Gesichtsstrumpf maskierter Mann auf, der sich hinter einer Frau versteckte und ihr eine Waffe gegen den Hals drückte. Die Frau weinte. Wenig später erschien ein zweiter, größerer Geiselnehmer, ein unmaskierter Dunkelhäutiger. Er benutzte einen Mann als Deckung; wahrscheinlich den Kassierer.

    „Jesus, stöhnte ich, „die armen Leute da drin sterben tausend Tode. Roy antwortete nicht.

    Die Verhandlungen zogen sich hin. Nach einer halben Stunde willigte der Kopf der Bande ein – Mergen, der Schwarze – wie zu erwarten, stellte er Bedingungen.

    „Sie spielen mit", sagte der Polizeipsychologe. Mit knappen Sätzen gab er das Gespräch mit Mergen wieder.

    „Gut, Doktor, Glückwunsch. Benny wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Und Beileid an den von uns, den es gleich erwischen wird.

    Der Einsatzleiter sah sich in der Runde um. Knapp siebzehn Männer und Frauen hatten sich inzwischen um die mobile Einsatzzentrale versammelt. Über die Hälfte in Zivil oder Kampfanzügen.

    „Also, hören Sie zu, Damen und Herren: Sobald der Austausch über der Bühne ist, fährt der Fluchtwagen mit dem Geld vor. Die wollen natürlich, dass die Austauschgeisel unbewaffnet erscheint, das wird niemanden von uns überraschen. Um sich da ganz sicher zu sein, wollen sie aber darüber hinaus, dass derjenige welcher, alle Kleider ablegt, ich wiederhole: Alle Kleider; bis auf die Unterhose."

    Betretene Blicke wurden ausgetauscht. Einzig Roy schien nur Augen für die Geiselnehmer im Supermarkt zu haben. Etwas abseits am Heck des Transporters stehend beobachtete er den Eingang mit dem Feldstecher.

    „Tut mir leid, meine Damen, knurrte Benny. „Damit scheiden Sie als Freiwillige schon mal aus. Er blickte auf seine Armbanduhr. „Nun ja, es wird unseren geliebten Staat eine Menge Geld kosten, meine Witwe über die Runden zu bringen, bin immerhin Einsatzleiter. Aber wenn sich bis in dreißig Sekunden keiner von euch freiwillig meldet, gehe ich. Er zog sein Jackett aus und band die Krawatte ab. „Und das bei meiner Figur. Peinliche Geschichte ...

    „Ich gehe. Alle Köpfe fuhren herum, siebzehn Augenpaare hingen an meinem Partner. „Ich erledige das. Roy setzte das Glas nicht ab, und er sprach mit ruhiger, fester Stimme. „Ich werde gehen!"

    3

    Alexanders Assistent öffnete die Tür der Kühlbox und zog die Bahre heraus. Die alte Dame neben Alexander faltete die Hände vor der Brust und biss sich auf die Unterlippe. Auch ein Hauptwachtmeister und ein Polizeiobermeister standen schweigend dabei. Der Polizeiobermeister legte seinen Arm um die Frau. „Es musste sein, Frau Thomsen."

    Dr. Alexander Theissen nahm jede Bewegung im gekachelten Raum wahr, jedes Mienenspiel, jedes Geräusch. Fast überdeutlich konnte er hören, wie sein Assistent neben ihm schluckte.

    Gütiger Gott – wie oft hatte er solche Situationen schon erlebt!? Sie gehörten zu seinem Berufsalltag. Sollte ein Mann wie er sich nicht irgendwann an seinen Berufsalltag gewöhnen?

    Er ging zum Kopfende der Bahre, fasste das weiße Zellstofftuch und zog es von der Leiche.

    Die Frau schrie klagend auf. Ein Weinkrampf schüttelte ihren langen, dürren Körper. Sie ließ sich gegen den Polizeiobermeister an ihrer Seite sinken, drückte ihren Kopf an seine Schulter und weinte laut. „O Gott, mein Kind! O Gott, meine arme kleine Nena!"

    Der Assistent des Pathologen verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, starrte auf seine weißen Schuhe, und trat von einem Bein auf das andere.

    Der Hauptwachtmeister – er stand fast drei Schritte von der Bahre weg – zog die Unterlippe nach unten. Sein Adamsapfel tanzte auf und ab. Alexander hatte den Eindruck, er hätte gern seine Augen von der toten Frau losgerissen, und schaffte es irgendwie nicht. Der Mann war noch ziemlich jung.

    Alexander Theissen selbst betrachtete die Frauenleiche mit allem Gleichmut eines Profis. Eine junge Frau, höchstens Mitte zwanzig, groß und schlank, und dennoch kräftig gebaut. In ihrem Mund steckte ein Knebel, ihr schwarzes, kurzes Haar war blutverkrustet, ihr linkes Auge geschwollen und unnatürlich schwärzlich gefärbt, die Lippe aufgeplatzt.

    Die schmutzig-weiße Haut wies schwarze Verfärbungen am Hals auf – Strangulationsmerkmale – die Brüste waren zerschnitten und voller Striemen. Theissen wusste, dass Bauch und Schenkel ähnlich zugerichtet waren, aber er deckte die Leiche nicht weiter auf; zumal der fortgeschrittene Verwesungsgrad von den Brüsten abwärts noch deutlicher zu sehen war. Die Mutter war sowieso schon über alle Maßen geschockt.

    Sie weinte, zitterte und klammerte sich an dem Polizeiobermeister fest. „Ich weiß, Frau Thomsen, es ist schwer. Besänftigend strich er ihr über die Schulter. „Aber Sie müssen hinsehen. Es ist wichtig für uns – Sie wollen doch auch, dass dieses Scheusal gefasst wird, oder, Frau Thomsen?

    Jedes Wort, jede Geste an ihm wirkte routiniert. Genau wie Alexander hatte er solche Situationen schon unzählige Male durchgestanden. Nur seine Stimme – die klang sehr brüchig. Und dafür mochte ihn Alexander.

    Ohne den Kopf von seiner Schulter zu nehmen, wandte Frau Thomsen das Gesicht ein wenig zur Seite und blickte auf die Tote. „Ja, flüsterte sie. „Das ist meine Tochter ... das ist meine kleine Nena! Und wieder erstickten Tränen ihre Stimme, und wieder schüttelte ein Weinkrampf sie.

    „Danke, Frau Thomsen. Der Polizeiobermeister zog sie weg von der Bahre. „Kommen Sie, wir bringen Sie nach Hause. Er und Alexander Theissen nickten sich kurz zu, danach führte der Polizeiobermeister die bedauernswerte Frau aus der Leichenhalle. Sein Hauptwachtmeister schlich mit hängenden Schultern hinter ihnen her.

    Alexander blickte ihnen nach, bis sich die schwere Schiebetür hinter ihnen schloss. Er seufzte. Traurig betrachtete er wieder die Tote. Er schätzte, dass sie mindestens eine Woche tot war. Doch alles in allem war das schwer zu sagen. Vermisst wurde die Frau schon seit fast vier Wochen, und gefunden hatte man sie eingeschweißt in Plastikfolie.

    „Leg sie auf den Seziertisch, Edgar, sagte Theissen zu seinem Assistenten. „Ich komm gleich, bereite schon mal alles vor.

    Der Pathologe schaukelte aus der Leichenhalle und dann ein Stück den Gang entlang. Alles war hier mit hellgrünen Kacheln ausgelegt, selbst die Decke rund um die Neonröhren. Die großen Schiebetüren vor dem Obduktionsbereich sahen aus wie Tore einer Lagerhalle auf der Laderampe eines Speditionshofs.

    Gegenüber eines solchen Rolltors lag sein kleines Büro. Alexander schlurfte zum Schreibtisch und fingerte eine Zigarette aus einer goldenen Schachtel. Er griff nach dem Becher mit dem lauwarmen Rest der letzten Kaffeepause und ging zum Fenster.

    Dort lehnte er gegen die Wand. Sein Feuerzeug flammte auf und warf seinen Schatten auf die Tapete. Vor dem Fenster war es schon fast dunkel. Unten auf der Straße buntes Treiben. Die Nachtschwärmer begannen die Stadt zu erobern.

    Alexander Theissen war der Chef der Pathologischen Abteilung des Zentrallabors. Wer auch immer in Hamburg-Mitte verdächtigt wurde, eines unnatürlichen Todes gestorben zu sein, landete zwangsläufig auf einem Obduktionstisch des stämmigen Doktors; auf seinem, oder auf einem Tisch eines seiner Mitarbeiter.

    Alexander Theissen war ein gefragter Pathologe, und dennoch bereute er es zuweilen nicht, mit seinem zweiten Spezialfach seine Brötchen zu verdienen: Mit der Anthropologie. Besonders an Tagen wie heute, wenn er solch junge Vergewaltigungsopfer zu sehen bekam – dem ersten Augenschein nach jedenfalls schien die Frau ihm ein Vergewaltigungsopfer zu sein.

    Seit seiner Studienzeit schleppte er ein Jahr für Jahr wachsendes Fettpolster mit sich herum. Manchmal behauptete er halb im Scherz, halb ernst, dass er ohne den Fettwall zwischen sich und den abscheulichen Verbrechensspuren auf seinem Seziertisch seine Arbeit nicht ertragen konnte.

    Zur Zeit, als Nenas Leiche in seiner Abteilung abgeliefert wurde, wog er ziemlich genau dreihundertneunundsechzig Pfund.

    Doch nicht nur ungeheuer fett war Dr. Alexander Theissen, sondern auch ungewöhnlich groß: Zweihundertunddrei Zentimeter. Ein Mitarbeiter hatte ihm vor zwei Jahren den Namen „Doc Doppelmann" angehängt; inzwischen sein geläufiger Spitzname. Er hatte nichts gegen ihn einzuwenden.

    Er rauchte schweigend, trank seinen Kaffee, und dachte an die sterblichen Überreste der jungen Frau draußen auf dem Seziertisch. Er stellte sich vor, sie würde dort unten auf der abendlichen Straße flanieren, vor einem der Schaufenster stehen bleiben, oder sich lachend im Arm ihres Liebhabers biegen, wie es das Mädchen dort unten vor der Bar gerade tat.

    Er drückte seine Zigarette aus und ging hinüber in den Obduktionsraum. Edgar hatte die Leiche inzwischen aufgelegt. Rechts des Seziertisches stand ein verchromter Rolltisch voller Schüsseln, Röhrchen, Plastikbeuteln und einer Wanne, die ein wenig an einen Auflaufform erinnerte.

    Links, auf einem weiteren Beistelltisch, die Werkzeuge, die Doc Doppelmann brauchte, um sich die Toten „anzuschauen", wie er das nannte: Knochensäge, Messer, Scheren, Skalpelle, Pinzetten und so weiter, und so weiter.

    Er band sich eine Plastikschürze um, stülpte eine Einmalmütze über seine schwarzen Locken, legte Handschuhe und Mundschutz an, und griff schließlich nach seinem Diktiergerät.

    Mit tiefer Stimme sprach er Datum und Uhrzeit auf das Diktaphon und dann die Personalien der Toten: „Die Frauenleiche ist eindeutig identifiziert: Nena Thomsen, sechsundzwanzig Jahre alt, Journalistikstudentin an der Hamburger Universität, wohnhaft Händelstraße; vermisst seit knapp vier Wochen, gefunden am heutigen Nachmittag auf einer wilden Müllkippe, eingeschweißt in eine null Komma vier Millimeter starke Plastikfolie; eingeliefert um siebzehn Uhr fünfundfünfzig; die Obduktion wird wegen besonderer Dringlichkeit noch am heutigen Abend durchgeführt."

    Er drückte auf die Stopp-Taste und nickte seinem Assistenten zu. „Mach sie auf, Edgar."

    Dann wieder die Aufnahme-Taste. „Folgende Befunde nach erster Inaugenscheinnahme: Würgemale am Hals, deutliche Abdrücke von sechs Fingern und einem Daumen, eine sechs Zentimeter lange Schnittwunde über der rechten Brust ..."

    Die

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