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Aufgeben war nie meine Option - Die Wahrheit über mein bewegtes Leben: Ein authentisches Buch über Liebe – Macht – Politik – Justiz – Korruption und spannende Freundschaften mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: Otto von Habsburg, Franz Olah, Jörg Haider und anderen.
Aufgeben war nie meine Option - Die Wahrheit über mein bewegtes Leben: Ein authentisches Buch über Liebe – Macht – Politik – Justiz – Korruption und spannende Freundschaften mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: Otto von Habsburg, Franz Olah, Jörg Haider und anderen.
Aufgeben war nie meine Option - Die Wahrheit über mein bewegtes Leben: Ein authentisches Buch über Liebe – Macht – Politik – Justiz – Korruption und spannende Freundschaften mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: Otto von Habsburg, Franz Olah, Jörg Haider und anderen.
Ebook606 pages5 hours

Aufgeben war nie meine Option - Die Wahrheit über mein bewegtes Leben: Ein authentisches Buch über Liebe – Macht – Politik – Justiz – Korruption und spannende Freundschaften mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: Otto von Habsburg, Franz Olah, Jörg Haider und anderen.

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About this ebook

Dieses Lebensbuch wurde nicht geschrieben, um mit irgendwelchen Personen oder Institutionen abzurechnen, auch nicht, um einer Sensationsmacherei willens.

Es ist ein Wahrheitsbericht eines abwechslungsreichen Lebens – als "Lehrbuch" für die Justiz, die Politik und die Bürokratie, voll mit Tatsachen und Fakten, die das Leben schreibt.

Es soll Fehler unser veralteten Gesellschaftsordnung aufzeigen und dazu beitragen, den Weg für echte Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit mit einem neuen "Jahrhundert-Generationen-Verfassungsvertrag" auf Basis des "Bedingungslosen Grundeinkommens" zu ebnen.

Es soll die Sichtweise von Politikerinnen und Politikern, Bürokratinnen und Bürokraten auf die realen Lebensbedingungen der Menschen erweitern und dazu beitragen, die Rechte, die Achtung, die Würde und die Selbstbestimmung aller Bürgerinnen und Bürger zu wahren und zu vertreten.

Matthias Supersberger, im Juni 2022
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateDec 5, 2022
ISBN9783347727366
Aufgeben war nie meine Option - Die Wahrheit über mein bewegtes Leben: Ein authentisches Buch über Liebe – Macht – Politik – Justiz – Korruption und spannende Freundschaften mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte: Otto von Habsburg, Franz Olah, Jörg Haider und anderen.
Author

Matthias Supersberger

Matthias Supersberger – der Bergbauernbub, Landwirt, Landessekretär der DFP-Franz Olah, Kammerrat, Gemeinde- und Stadtrat, Ombudsmann, Unternehmer, der einen großen Beitrag beim Aufbau der Fertighausfirma Hanlo leistete und über 1.500 Häuser verkaufte, Gründer der Firma Südhaus, Seniorchef der Supersberger Group, und, und, und. Es würde wahrscheinlich mehrere Seiten so weitergehen, wenn man weitere seiner zahlreichen Aktivitäten nennen würde. Matthias ist vor allem ein Familienmensch, die er mit Sorgfalt und Liebe zusammenhält. Auch Nachbarn und vielen Bekannten lässt er seine Hilfsbereitschaft zukommen. An erster Stelle ist er jedoch ein einzigartiger Visionär. Diesen Menschen, Matthias Supersberger, durfte ich im Jahr 1990 beruflich kennenlernen. Während wir im In- und Ausland viele Bauprojekte umsetzen, entwickelte sich eine große Freundschaft zwischen uns. Bei einer Schiffsreise vor einigen Jahren brachte er eine großartige Idee zu Papier. Nach einigen Korrekturen und Überarbeitungen entstand daraus schließlich das „BGE – Bedingungslose Grundeinkommen“. Eine soziale Revolution und Änderung der Gesellschaft. Mit der Gründung des Vereins „BGE – Bedingungsloses Grundeinkommen“ im Juni 2016, dessen Obmann er ist, startete der Realisierungsprozess. In kurzer Zeit stieg die Zahl der Unterstützer der Bewegung rasant an. Inzwischen wird auch mit vielen gleichgesinnten Bewegungen zusammengearbeitet, um die große Vision „BGE“ von Matthias Supersberger in Österreich, Europa und weltweit umzusetzen und endlich das zu erreichen, wofür er ein Leben lang stand – soziale Gerechtigkeit. Verfasst von BM Hans-Jörg Malliga im September 2022

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    Aufgeben war nie meine Option - Die Wahrheit über mein bewegtes Leben - Matthias Supersberger

    50 Jahre – ein bewegtes Leben

    Von 1944 bis 1993

    Verfasst 1994

    Der 5. Dezember 1944, knapp vor Kriegsende, war ein eiskalter, schneereicher Wintertag, landläufig „Krampustag" genannt. An diesem von Frost geschüttelten Wintertag erblickte ich Matthias Supersberger, als erster Sohn eines kleinen Bergbauern, der zu diesem Zeitpunkt mitten in Russland für die Heimat kämpfte, das Licht der Welt.

    Mein Vater hieß, so wie mein Großvater, Urgroßvater, Ururgroßvater und Generationen zurück Matthias. Auch ich sollte als erstgeborener Sohn den apostolischen Namen Matthias bekommen. Er war ja im Sinne der christlichen Lehre erst der 13. auf der Liste der Apostel von Jesus Christus. Matthias war sozusagen der Reserveapostel. Erst als Judas Jesus Christus verraten hatte, wurde Matthias in die Reihe der zwölf Apostel aufgenommen.

    Es scheint, als träge der Name Matthias schon von Zeiten des Apostel Matthias aus den Verpflichtungen in sich, immer dann zur Stelle zu sein, wenn Not am Mann ist, wenn man nicht mehr weiter weiß und wenn eine starke Persönlichkeit gebraucht wird. Mit diesem Schicksal verknüpft sich aber auch die Bürde, von der jeweiligen Neidgenossenschaft angefeindet, verfolgt und angeklagt zu werden. So wie es dem Apostel Matthias gegangen ist, scheint auch mein Leben zu verlaufen und wenn ich das Leben meines Vaters betrachte, so wurde ihm auch nichts geschenkt.

    In frühester Jugend musste er aufgrund schwerer Erkrankungen seines Vaters den kleinen Bauernhof, der hoch verschuldet war, übernehmen. Ich erinnere mich noch an eine Erzählung meines Vaters in frühester Jugend, als er sagte: „Die Zeiten waren so schlecht, dass ich die Kühe vom Stall in den Keller trieb, wenn der Schuldeneintreiber kam, damit nicht unsere karge Lebensgrundlage dahin war".

    Durch seinen unermüdlichen Fleiß gelang es ihm, die bescheidene kleine Bergbauernhube Unterdabernig zu retten. Er bekam nämlich keine Entschuldigung, denn er war als christlich Sozialer für das Kriegsregime nicht gerade ein Freund. Durch seine Redlichkeit und seinen Fleiß gelang es ihm aber trotzdem nicht, in die Mühle der Aufteilungssucht der damaligen Gesetzgeber zu geraten. Als praktizierender Katholik heiratete er 1939 die evangelisch getaufte Maria Hirschberg. Vielleicht war das das Glück meines Vaters, dass er seine kleine Bergbauernhube Unterdabernig, die er wie mit Krallen verteidigte, behalten durfte. Denn meine Mutter kam aus nationalem Hause.

    Als am 5. November 1940 meine ältere Schwester Irmgard geboren wurde, hatte sich mein Vater aber schon wieder hinsichtlich des Glaubens durchgesetzt. So wurde schon meine Schwester katholisch getauft, wie auch alle vier nachfolgenden Söhne. Der Glaube jedenfalls spielte zur damaligen Zeit eine gewisse Rolle, wobei ich mich nicht erinnern kann, dass wir als Kinder jemals in der Freundschaft und Kameradschaft einen Unterschied zwischen evangelisch und katholisch Getauften gemacht hätten.

    Viel mehr prägte meine früheste Kindheit die schlimme, arme Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Die damals vierköpfige Familie (Vater, Mutter, Tochter, Sohn) hatte nur ihren kleinen Bergbauernhof, um sich zu ernähren. Es ging aber nicht nur um die Ernährung der eigenen Familie, sondern da waren noch viele Verwandte, Bekannte und die sogenannten „Störgeher"; das waren Leute, die eine Arbeit angeboten und dann tagelang bei irgendeinem Bauern wohnten, um wenigstens für ein paar Tage warme Milch und Brot zu bekommen.

    Mein Vater hatte eine schwere Kriegsverwundung (einen Durchschuss des rechten Armgelenkes), so dass die Hand größtenteils gelähmt war. Trotzdem verrichtete er die schwere Bauernarbeit mit Sense und Hacke, den Maschinen gab es noch keine oder konnten zumindest nicht erworben werden.

    Meine Mutter versorgte die Familie und alle Verwandten und Störgänger, sie musste aber auch noch die ganze Stallarbeit vom Melken der Kühe bis zum Füttern und Entmisten der Schweine verrichten. Das war ein 19-Stunden-Tag, denn vor 23.00 Uhr war man keineswegs fertig und um 4.00 Uhr morgens war die Tagwache. Selbstverständlich war das soeben geschilderte kein Einzelschicksal. All diesen vielen kleinen Bauern ging es nicht anders. Den Arbeitern ging es sicherlich auch nicht viel besser - vielleicht sogar noch schlechter. Ich kann mich zurückerinnern, ich war damals vier oder fünf Jahre alt, dass mein Onkel Sepp - landauf, landab bekannt als , langer Sepp (er war über 1,90 m groß und Zimmermann) - an Krebs erkrankte. Er hatte keine Versicherung, konnte seine schwere Zimmermannsarbeit nicht mehr ausüben und verdiente sich als Korb- und Besenmacher sein Geld. Ich habe ihm als Kind stundenlang bei seiner Arbeit zugeschaut. Er machte die Körbe aus Riemen von Haselsträuchern und machte die Besen aus Ästen von Birkenbäumen. Sepp erzählte mir und meinem Cousin Hans viele Geschichten. Hans war fast immer bei uns, da seine Mutter, meine Gottl Anna (landläufig die „Nane genannt), die Schwester meines Vaters, voll in unserem Bauernhof mithalf. Mein Cousin Hans hatte oft Spielsachen und auch Süßigkeiten, was es bei uns nicht gab. Er war schon besser dran. Sein Vater war Eisenbahner. Das war für die damalige Zeit auf dem Land etwas ganz besonderes, zumal sein Vater kein Eisenbahner war, der auf der Strecke arbeiten musste, sondern in der Kanzlei arbeitete und noch dazu die schöne Korentschritt schrieb.

    So hörten wir als Kinder meinem Onkel, dem „langen Sepp" gerne zu. Er erzählte uns von der Welt, wo er herumgekommen ist, er erzählte uns vom Kaiserreich und vom Kaiser, wie gut der zu den Menschen war und in uns Kindern wuchs der fromme Wunsch, dass wir wieder einmal einen Kaiser in Österreich haben möchten. Und schon bald, nämlich in der 1. Volksschulklasse, verspüren wir die damalige Diskrepanz und Feindseligkeiten unter den politischen Lagern und Andersgesinnten. Die absolute Mehrheit in meiner Heimatgemeinde, der Industriegemeinde Ferndorf, waren Sozialisten. Aber es gab mehr Kommunisten als Volksparteiler und VDU-ler zusammen. Mein Vater war zeitweise für die sogenannte Heimatliste (Volkspartei und VDU, später FPÖ) der einzige Gemeinderat. Diesem standen die absolute Mehrheit der SPÖ und 2 bis 3 Kommunisten gegenüber. Unser Haus war daher durch und durch politisch. Aber soweit ich mich zurückerinnern kann, konnte sich mein Vater mit den politischen Gegnern sehr wohl verständigen. Er wurde auf Grund seiner sachlichen und korrekten Haltung gegenüber allen Bereichen der Menschen in der Gemeinde auch von seinen politischen Gegnern geachtet und geschätzt.

    Der damalige Bürgermeister Josef Bacher war Sozialdemokrat vom Kopf bis zur Sohle, im wahrsten Sinne des Wortes. Es war der einzige Kaufmann im Ort. Als Kind habe ich jede Woche zwei Mal einen Rucksack voll Eier in sein Geschäft gebracht. Mit seiner Frau musste ich abrechnen; diese habe ich als etwas geizig in Erinnerung. Sie kämpfte um jeden Groschen. Den Kaufmann und Bürgermeister Josef Bacher hingegen habe ich als freundlichen und gütigen „Vater in Erinnerung. Von ihm bekam ich jedes Mal Stollwerk, Eis oder Schokolade und meistens eine Zeitung für meinen Vater, nämlich die sozialistische Zeitung „Neue Zeit geschenkt.

    Oft wurde in unserer Familie politisiert. Ich glaube, die wichtigste Sendung im Radio für meinen Vater war die Sendung des Bundeskanzlers. „Es spricht der österreichische Bundeskanzler Dr. Julius Raab.…". Mit einer markanten Stimme klang die Ansprache des Bundeskanzlers aus dem Radio. Es durfte in der Küche während dieser Rede weder gesprochen noch gearbeitet werden. Alle mussten aufmerksam zuhören. Eine Botschaft, fast wie meine Jugend, war von der Nachkriegszeit und der schwierigen Zeit des Wiederaufbaus gekennzeichnet. Schon sehr früh lernte ich die harte, schwere Arbeit des Bergbauern kennen.

    Vielleicht liebe ich diese Arbeit heute gerade deshalb. Außer den unglücklichen Ereignissen, die wahrscheinlich jeder Mensch zurückdrängt, kommt es mir heute vor, dass ich eine schöne Jugend hatte, obwohl meine Jugend mit der Jugendzeit von heute keineswegs zu vergleichen ist. Aber vielleicht hatten wir mehr Ideale und größere Freude an Kleinigkeiten als dies heute in der über sozialisierten und für Kinder nicht immer zum Vorteil geratenen Gesellschaft der Fall ist.

    Ich freute mich über Ereignisse, die für Kinder von heute wahrscheinlich unbedeutend erscheinen. Ich kann mich gut erinnern, dass meine Gottl, die Nane - sie wohnte mit ihrem Mann und ihrem Sohn Hans im Bahnwächterhaus im Tal - zu Ostern immer am Gründonnerstag, spätestens am Karfreitag mit den Geschenken kam; einem Reindling mit einem Schilling (das waren so richtig große Blechtaler) drinnen, mit Zuckerln und Schokolade. Ich bekam auch eine kurze Lederhose und eine Jacke. Ich wartete jedes Jahr von morgens Gründonnerstag an, bis die Gottl vom Tal den steilen Berghang heraufkam - und sie kam, wie gesagt, am Gründonnerstag, spätestens am Karfreitag.

    Eines Jahres kam sie am Gründonnerstag nicht und am Karfreitag auch nicht. Ich war verzweifelt. In der Nacht wachte ich auf. Ich weinte und konnte nicht mehr schlafen. Am Ostersamstag, als sich die ersten Sonnenstrahlen auftaten, kam meine Gottl Nane. Diese Augenblicke, dieses Glück, das ich verspürte, ist mir bis heute in Erinnerung geblieben und ich denke oft an diese warmherzige, liebe Frau.

    In der Früh musste ich im Stall mithelfen. Dann schleppte ich eine schwere Kanne Milch zu Tal, wo eine Milchsammelstelle war. Die Milchfrau, die Walder Katl, war gütig aber energisch. Man durfte keine fünf Minuten zu spät kommen. Eigentlich habe ich dieser Milchfrau meinen Sinn für Pünktlichkeit zu verdanken. Denn war man pünktlich, bekam man als Belohnung oftmals eine Scheibe Emmentaler Käse. War man unpünktlich, musste man warten, bis die Milch aus der Kanne geleert wurde und dies wiederum war das große Problem, da man dann zur Schule zu spät kam. Ich hatte großen Respekt vor der Walder Katl, der Milchfrau, und ich schätze sie noch heute.

    Nach der Schule hieß es essen und Schulaufgaben machen. Als meine Mutter auf dem Feld war, besorgte ich dies mit meiner um vier Jahre älteren Schwester gemeinsam. Sie war in meiner Kindheit immer liebevoll um ihren kleinen Bruder besorgt.

    Im Jahr 1951, als ich schon sieben Jahre alt war und bereits zwei Jahre zur Schule ging (ich war bei Schulanfang erst fünf Jahre alt gewesen), erblickte mein Bruder Franz das Licht der Welt. Wir alle hatten eine große Freude, als wir das Brüderlein Franz erwarteten. Ich kann mich noch genau erinnern, wie mein Vater abends Tee kochte und Speckbrote für meine Schwester Irma und mich machte und uns erzählte, dass wir nun ein Brüderchen bekommen, während die Mutter in der Geburtenstation Sulzenbacher in Ferndorf verweilte, wo auch ich geboren worden war. Mein jugendliches Freizeitleben verändert sich nun. Denn jetzt hatte ich nicht nur die Mitarbeit in der Landwirtschaft und die Schule zu bewältigen, sondern musste in der übrigen Zeit auch sehr häufig Babysitter spielen. Dies war nicht immer gerade lustig, zumal mein Bruder Franz sehr lebendig war und von längeren Schlafenszeiten wenig hielt.

    Die Jahre vergingen. Als ich zehn Jahre alt war, kam der nächste Bruder zur Welt. Er wurde Hubert getauft. Meine Schwester musste sich um das Baby kümmern, als er ein paar Jahre älter war, war schon Franz alt genug, um auf den kleinen Hubert aufzupassen. Also ging es mir bei meinem zweiten Bruder als Babysitter wesentlich besser. Mit der Babysitterei meines dritten Bruders, dem Sepp, der erst 1959 geboren wurde, hatte ich überhaupt nichts mehr zu tun, denn da waren ja schon Franz und Hubert alt genug, um auf das „Puzzerle" aufzupassen.

    Nachdem ich die Volksschule so recht und schlecht hinter mich gebracht hatte, wollte ich Zimmermann lernen. Mein Vater aber war der Meinung, ich sollte Bauer werden. Also absolvierte ich die landwirtschaftliche Fachschule. In dieser Zeit muss mir wohl der Knopf zum Lernen aufgegangen sein, denn ich wurde wissenshungrig. Nach dem Absolvieren der Volkshochschule St. Georgen am Längsee besuchte ich die katholische Sozialakademie in Wien. Zwischendurch arbeitete ich zu Hause am Bauernhof, arbeitete wie schon in früher Jugendzeit mit meinem Vater im Holzschlag und jobbte auch bei verschiedenen Firmen, um etwas Geld zu verdienen - denn Geld war knapp und immerhin hatten meine Eltern für fünf Kinder zu sorgen.

    Meine Freizeit verbrachte ich ausschließlich mit Jugendarbeit. Christlich erzogen, gründete ich die erste katholische Jugend in der Pfarre St. Paul von Ferndorf. Es galt damals als ungeschriebenes Gesetz, dass die Heimstunden der Mädchen und Burschen getrennt durchgeführt werden sollten. Mir gelang es, unseren greisen Pfarrer Maximilian Wilfer, der aber ausgesprochen intelligent, weitsichtig und fortschrittlich dachte, zu überzeugen, dass es besser ist, Mädchen und Burschen gemeinsam den Abend gestalten zu lassen und somit echte Freundschaft und Kameradschaft entstehen kann, als nach den Heimstunden heimlich das Geheimnis der Liebe zu erkunden.

    Mit siebzehn Jahren gründete ich die erste Landjugendgruppe in Paternion. Dies war für mich ein historischer Tag, ein Erlebnis, das man sein ganzes Leben nicht vergisst. Mir, dem armen Bergbauern Buben von Unterdabernig in Politzen ist es gelungen, die reichen Söhne und Töchter der Talbauern des Drautals in eine Gemeinschaft zusammenzubringen. Diese Söhne und Töchter dieser reichen Bauern und Gutsbesitzer wiederum haben es gewagt, mich, den Sohn eines kleinen Bauern - landmäßig ausgedrückt eines „Keuschlers" - zu ihrem ersten Obmann zu wählen. Wir wurden eine aktive Landjugendgruppe. Wir inszenierten Kultur-, Tanz- und Heimatabende. Wir organisierten das größte Erntedankfest, das jemals in Paternion oder im mittleren Drautal stattgefunden hat. Mindestens zweitausend Leute versammelten sich am Sportplatz Paternion und betrachteten die Darbietungen, die mit großer Liebe, Sorgfalt und Mühe von vielen Jugendlichen, aber auch älteren Menschen dargeboten wurden. Ich als Obmann durfte meine erste große Rede halten. Ich konnte als Bergbauernbub den Landesagrarreferenten, Landesrat Herbert Bacher, den Präsidenten der Kärntner Landwirtschaftskammer, Abg. Stephan Sodat, die hohe Geistlichkeit und mindestens zweitausend begeisterte Frauen und Männer sowie zahlreiche Jugendliche und Jugendgruppen begrüßen. Auf diese Rede werde ich heute noch oft von alten, ehrwürdigen Bauern und Leuten angesprochen.

    Das Jahr danach organisierte ich mit meinen Jugendmitgliedern ein ebenso erfolgreiches Erntedankfest für die katholische Jugend in Ferndorf, für die damalige Zeit gewaltig und historisch. Im sozialistischen Industrieort Ferndorf gelingt es dem Sohn des ÖVP-Obmannes, dem „Hiasl", wie ich von meinen Nachbarn auch genannt wurde, die Werksmusikkapelle zu bewegen, den Gesangverein zu bewegen, die katholische und evangelische Kirchengemeinschaft und zahlreiche Jugendgruppen aus der näheren und ferneren Umgebung dazu zu bringen, ein riesiges Erntedankfest in Ferndorf zu veranstalten. Die Feierlichkeit fand auf dem sogenannten Kirchengrund hinter dem Haus des Dorfarztes Dr. Sepp Plank statt. Ebenso würdig und für mich noch aufregender als im Jahr zuvor in Paternion, da dieses Fest nun in meiner Heimatgemeinde stattfand und ich als KJ-Obmann (Katholische Jugend) wieder die Begrüßung machte und eine Festansprache hielt. Diesmal war es mir eine besondere Ehre den ehrwürdigen und weit über die Grenzen Kärntens hinaus bekannten Kammerpräsidenten, Nationalratsabgeordneten HermannGruber, wiederum Landesrat Herbert Bacher und Kammerpräsident Stephan Sodat sowie die Geistlichkeit begrüßen zu dürfen. Auch dieses Fest machte in der Lokalpresse Schlagzeilen.

    Nun muss ich in meiner Jugendarbeit kurz zurückblenden auf ein sehr wichtiges Ereignis, welches geradezu sinnbildlich für die damalige politische Gesinnung war. Ich war keine siebzehn Jahre alt, als wir zu Gunsten der hochwassergeschädigten Bevölkerung einen Heimatabend veranstalteten. Ich erhielt von der Werksleitung die Zusicherung, dass uns der Werkskinosaal für diese Veranstaltung zur Verfügung stand. Vom Gesangverein erhielt ich die Zusage, dass er mitwirkte, ebenso von der Werksmusik. Einen Tag vor der Veranstaltung - diese war auf einen Samstag angesetzt - also am vorangegangenen Freitag erhielt ich von der Gemeinde die Mitteilung, dass ich wegen dieser Veranstaltung ins Gemeindeamt kommen muss. Ich kann mich daran noch genau erinnern. In Lederhosen und barfuß fuhr ich mit meinem Moped zur Gemeinde. Der Sekretär führte mich in den Sitzungssaal. Dort war eine Reihe von Männern versammelt (Gemeinderäte, Betriebsräte). Das Wort führte der Betriebsratsobmann Wilschnig. Es wurde mir erklärt, dass der Gemeindesaal nicht zur Verfügung stehe, dass weiters die Sänger nicht singen und die Werkskapelle nicht spielen würden, Ich versuchte, mich durchzusetzen, pochte auf die Zusagen, erklärte, dass wir alles vorbereitet hätten dass wir hunderte von Plakaten ausgehängt und überall Propaganda gemacht hätten, dass die Leute wüssten, dass die Veranstaltung stattfindet und dass wir dadurch nun einen großen Schaden haben würden. Aber den größten Schaden hätten nun wohl die Opfer des Hochwassers, zu deren Gunsten wir die Veranstaltung durchführen wollten. Aber es nützte nichts. Es durfte nicht sein, dass die katholische Jugend, die nicht im Einflussbereich der linken Kreise der Gemeindepolitik stand, plötzlich hör- und sehbare Aktivitäten setzen konnte. Mein jugendliches Herz zerbrach, Ich ging hinaus, brach in Tränen aus, setzte mich auf mein Moped und fuhr ohne lange Überlegung über den Insberg nach Radenthein. Dort war die Zentrale der Österreichisch-amerikanischen Heraklith AG. Ich ging zum Portier und verlangte, dass ich zum Generaldirektor Dr. Samic vorgelassen werden. Dieser schüttelte nur ungläubig den Kopf und erklärte mir, ich soll mich auf mein Moped setzen und wieder verschwinden.

    Daraufhin ging ich einfach in das Verwaltungsgebäude und kam bis in das Vorzimmer zu einer Sekretärin vom Generaldirektor. Diese schaute mich verwundert, überrascht und entsetzt an. Was will ein junger Bursche in Lederhosen und barfuß vom Generaldirektor? Ich sagte, es sei eine riesen Sauerei in Ferndorf passiert und möchte Dr. Samic sprechen. Die Sekretärin ging zum Generaldirektor und Sie werden es nicht glauben, ich wurde zu ihm vorgelassen. Er wusste schon, worum es geht. Er hörte mich an und sagte mit sanfter, väterlicher Stimme: „Lieber junger Mann, ich bewundere deinen Mut, aber ich bin in einer fürchterlichen Situation. Der Betriebsrat in Ferndorf setzt mich unter Druck. Ich kann euch den Saal nicht geben. Ich hätte größte Schwierigkeiten mit dem Betriebsrat. Auch kann ich die Sänger sowie die Werkskapelle, die alle vom Betriebsrat abhängig sind, nicht verpflichtet, aufzutreten. Versuche lieber, junger Freund, die Veranstaltung woanders durchzuführen. Ich werde dir persönlich helfen." Er gab mir ein Kuvert. Ich dachte mir, dass da Geld drinnen ist, wagte aber nicht, hineinzuschauen, jedenfalls verbeugte ich mich, bedankte mich und ging. Erst draußen konnte ich feststellen, dass ein hoher Geldbetrag im Kuvert war. Ich kann heute nicht mehr sagen, wie viel es war, jedenfalls war es mehr als notwendig, um eine Sängerrunde, eine Musikkapelle sowie einen Saal professionell zu arrangieren.

    Ich trommelte meine Mitglieder zu einer ernsten Krisensitzung zusammen, zu einem sogenannten Gipfelgespräch. Es gab nur eine Möglichkeit im ganzen Ort - den Tanzsaal vom Gasthaus Krasnik. Der Krasnik-Vater, Andreas Krasnik, war wie ein väterlicher Freund zu mir.

    Er war ein Freund von meinem Vater und diese Freundschaft verspürte auch ich als Sohn gegenüber dem ehrwürdigen Andreas Krasnik. Außerdem waren seine Tochter Maridl und sein Sohn Erwin in meiner Jugendgruppe. Nebenbei hat mir auch seine Tochter Maridl sehr gut gefallen. Aber auf das Thema Liebe komme ich erst später zu sprechen.

    So ging ich zum Krasnik-Vater. Er sagte: „Selbstverständlich könnt ihr den Saal haben. Aber lieber Hiasl, der ganze Saal ist bis obenhin voll mit Getreide. Das Getreide wurde nach der Ernte dort auf dem Boden aufgeschüttet und zum Trocknen gelagert. Ich sagte: „Wir fassen das Getreide ab und räumen den Saal. Der Krasnik-Vater hielt das für unmöglich, da er Wochen dazu benötigt hatte. Ich sagte, dass wir das in einer Nacht und einem Tag schaffen werden!

    Ich weiß nicht, wie viele jugendliche Hände diese Nacht von Freitag auf Samstag und den ganzen Samstag über Getreide geschaufelt und getragen haben. Jedenfalls wurde der Saal geräumt. Am Freitag nach dem Treffen mit diesem wunderbaren Menschen, Dr. Samic und dem Gespräch mit dem Krasnik-Vater fuhr ich jedenfalls gleich nach Fresach. Ich konnte dort den Männergesangverein Fresach und die Musikkapelle organisieren. Danach ging es weiter nach Paternion zum Elektrohändler Franz Hopfgartner. Er hatte mir für diese Veranstaltungen schon immer mit Lautsprechern und Anlagen geholfen. Ich fragte nach einem Lautsprecher, mit dem man Propaganda schlagen kann - auch diesen bekam ich von ihm. Wir montierten den Lautsprecher auf ein Auto eines Jugendgruppen Mitgliedes und ich fuhr mit diesem Freund den ganzen Freitagnachmittag und den ganzen Samstag durch jeden kleinen Ort und rief die Bevölkerung zum Besuch unseres Heimatabends auf.

    Auch erklärte ich den Leuten, dass dieser Heimatabend auf Grund eines Willkür Aktes der Gemeindevertretung und des Betriebsrates vom Werkssaal in den Saal des Gasthauses Krasnik in St. Paul verlegt werden musste. Viele Menschen sagten mir, wir würden mit der Veranstaltung einen Misserfolg haben, da sich niemand trauen würde, zu dieser Veranstaltung zu kommen.

    Aber siehe da, um 20.00 Uhr war der Saal so voll, dass keine Maus mehr Platz gehabt hätte. Und von dem Betriebsrat und Gemeinderat linker Reichshälfte war einzig und allein der Gemeindesekretär, ein ehrwürdiger und anständiger Mensch, her Hans Hinterlassnig (der sogenannte GemeindehansI) anwesend. Er wurde wahrscheinlich geschickt, um zu sehen, ob es Leute gibt.

    Ich wagte es, vor versammeltem Publikum den Ablauf der Geschehnisse darzulegen und erntete dafür viel Applaus. Das Fest wurde zu einem vollen Erfolg. Da die Kosten der Musik, der Sänger usw. durch Herrn Dr. Samic bezahlt waren, blieb ein hoher Reinerlös für die betroffene, durch das Hochwasser geschädigte Bevölkerung übrig. Für unsere Jugend-organisation war dies ein großer Freudentag und der hochverehrte Landesjugend-geistliche, Rektor Kare, war sehr zufrieden und wurde mein persönlicher Freund.

    Mein Jugendleben war neben der harten Bauernarbeit und der Absolvierung verschiedener Schulen von intensiver, aktiver Tätigkeit als Jugendfunktionär geprägt. Neben kulturellen Veranstaltungen führen wir auch politische Diskussionsabende durch. Wir luden nicht nur rechtsgerichtete Politiker dazu ein, sondern bei einer Diskussionsveranstaltung „Kirche und Kommunismus sogar den langjährigen kommunistischen Zentralsekretär Kalt. Bei einer anderen Diskussionsveranstaltung „Demokratie in Österreich luden wir den ehemaligen Innenminister Olah ein, der im übrigen in meinem Leben noch eine weitere entscheidende Rolle spielte, worauf ich aber noch zurückkomme. Damit es aber nicht so aussieht, als hätten wir nur Kultur und Politik betrieben, haben wir auch viele gemeinsame kameradschaftliche, lustige Tage und Abende im Kreise unserer Jugendgruppen verbracht.

    Natürlich musste man als Obmann der Landjugend und Führer der katholischen Jugend Vorbildcharakter haben - aber trotzdem sind die Schönheiten und leuchtenden Augen unserer Mädchen an mir nicht stumm vorübergezogen. Eigentlich waren es alle sehr liebe, aufgeschlossene Mädchen. Die mir besonders in Erinnerung gebliebenen Namen sind Greti, Brunni, Klara (wird noch eine größere Rolle spielen), Marlies, Frieda, Gerlinde, Sieglinde, Silvia.

    Das sind die Namen, die mir sofort einfallen. Das soll aber nicht heißen, dass ich jetzt alle verehrt habe, denn Sie müssen wissen, dass in der Landjugendgruppe mindestens dreißig Mädchen waren, in der katholischen Jugend mindestens zwanzig Mädchen und es sind laufend neue hinzugekommen. Aber „passiert" ist damals eigentlich noch nichts. Wir hatten andere Ideale. Natürlich ein paar Busserln oder ein bisschen Knutschen, das ist sicherlich mit dabei gewesen.

    Nur in die Klara verliebte ich mich immer mehr. Sie war ein schönes, intelligentes Mädchen und ich weiß nicht, ob ich mit dazu beigetragen habe, dass sie Mädchenführerin geworden ist.

    Jedenfalls war dies der Beginn einer immer größer werdenden Liebe zu ihr, was mich betrifft. Ob sie mich auch so liebte, weiß ich heute noch nicht, obwohl sie später meine Frau wurde, wir 23 Jahre verheiratet waren und gemeinsam drei Kinder haben.

    Welcher Mann kann schon in die wahren Gefühle und Gedanken einer Frau blicken? Ich glaube, keiner! Sie bleiben ein geheimnisvolles Wesen.

    Im Herbst 1962 kam ich auf die Katholische Sozialakademie nach Wien - ohne Geld. Also ging ich zum Pfarrer, der zwar als geizig bekannt war, aber mir half er. Ich bekam von ihm das Notwendige, um nach Wien fahren zu können. Dort musste ich jobben: Bananen ausladen, Schnee räumen, was immer noch notwendig war, denn es gab damals keine Stipendien.

    Eines Tages stand auf dem Lehrplan ein Vortrag des ehemaligen Gewerkschaftspräsidenten, Nationalratspräsidenten und damaligen Innenminister Franz Olah.

    Wir hatten oft Vorträge von Politikern, aber Olah war etwas ganz Besonderes. Er kam in einem VW ohne Chauffeur. Wir standen im Flur und er sprach jeden Schüler an, klopfte mir auf die Schulter und fragte, von woher ich komme. Ich sagte, aus Kärnten. „Was ist dein Vater? „Bergbauer. „Dann hast du sicher kein Geld? „Nein, Herr Minister, sagte ich. „Sind noch ein paar so arme Teufel drunter? Es meldeten sich noch sieben oder acht Klassenkameraden. Er sagte: „Schreibt mir die Namen auf, schreibt mir auf, was eure Eltern sind und schreibt mir auf, dass ihr kein Geld habt. Ihr werdet ein Stipendium bekommen." Und tatsächlich. Es dauerte höchstens vierzehn Tage und wir bekamen ein Stipendium von ATS 1.000,-- pro Monat. Das war für mich ein Geschenk des Himmels - 1.000,-- Schilling pro Monat! Ich sagte den anderen Kameraden, dass wir uns bei Minister Olah bedanken müssen. Also übernahm ich es, ihn anzurufen und mich zu bedanken. Tatsächlich konnte ich ihn in seinem Haus - ich glaube, es war im 13. Bezirk - erreichen, Er sagte: „Ihr könnt mich ruhig einmal besuchen kommen. Aber nicht vor 21.00 Uhr oder 22.00 Uhr abends, denn ich gehe um 7.00 Uhr von zu Hause weg und komme nie vor 21.00 oder 22.00 Uhr abends nach Hause.

    Also machten wir einen Termin aus. Bei unserem Direktor ersuchte ich um Ausgang. Minister Olah sagte mir noch, ich könne insgesamt zehn Kollegen mitbringen, mehr Platz habe er in seiner Wohnung nicht. Meine Kollegen wollten alle mitkommen, aber ich konnte ja nur zehn mitnehmen - ich glaube, wir waren dann insgesamt doch zwölf oder dreizehn.

    Der Direktor wollte uns vorerst keine Ausgangs Bewilligung erteilen, da er der Meinung war, dass man nicht einfach zu einem Minister hingehen kann. Schlussendlich erhielten wir den Ausgangsschein. Wir kamen zu Minister Olah in die Wohnung. Ein riesiger Hund begrüßte uns - es muss eine Dogge gewesen sein - im Garten. Minister Olah sperrte dann selbst die Eingangstür auf, ich glaube, es war ein Reihenhaus. Wir kamen ins Wohnzimmer und hatten gerade soviel Platz, dass sich alle irgendwo hinsetzen konnten. Er stellte uns seine Frau vor, war unkonventionell, sehr gemütlich und gesprächig. Er machte den Kühlschrank auf, holte Teller und sagte: „Junge Freunde, nehmt alles heraus, was drinnen ist. Ihr könnt alles aufessen." Es waren Sachen dabei, die ich noch nie gegessen hatte. Wir aßen den ganzen Kühlschrank leer. Zum Trinken bekamen wir Apfelsaft, Limonade und Mineralwasser. Ich glaube, Frau Olah hat sogar Tee gemacht.

    Franz Olah führte mit uns ein interessantes Gespräch, wir konnten ihn alles fragen. Wir diskutierten bis in die Morgenstunden. Unmittelbar bevor wir gingen, hat er sinngemäß folgendes gesagt: „… Liebe junge Freunde, entweder gelingt es mir, einen demokratischen Sozialismus - die sozialdemokratische Idee in der sozialistischen Partei - gegen meine Widersacher Pittermann und Broder durchzusetzen, oder es gibt einen mächtigen innerparteilichen Kampf, der dann wahrscheinlich wohl meinen Sturz als Politiker zur Folge haben würde. Wenn es dazu kommt, brauche ich Euch, um eine neue politische Kraft, die sozialdemokratisch und europäisch ist, in Österreich zu etablieren…" Tief beeindruckt verließen wir gegen 5.00 Uhr morgens das Haus des Ministers Franz Olah. Dieser Mann hat meine innere Geisteshaltung wesentlich beeinflusst, davon wird aber etwas später noch berichtet.

    Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass ich vor der Absolvierung der politischen Sozialakademie die zweijährige landwirtschaftliche Fachschule Sticherhof absolviert habe und dort eigentlich als schüchterner Bergbauernbub den Mut, die Begeisterung und Kraft erhalten habe, mich weiterzubilden. Der Lehrer Dipl.-Ing. Karl Waldhauser, damaliger Bürgermeister von Krumpendorf, war einer meiner Förderer: Er hat meine Talente erkannt und mir empfohlen, mich insbesondere auch in politischer Hinsicht ausbilden zu lassen und politische Verantwortung zu übernehmen. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich an den Rede Wettbewerben der österreichischen Landjugend und der Liga für Vereinte Nationen teilnahm und dabei zweimal Landessieger und einmal dritter Bundessieger wurde. Aber auch alle anderen Lehrkräfte dieser Schule haben wesentlich zu meiner Ausbildung beigetragen. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben - auch für den Leser aus der Stadt und anderen Berufen - dass gerade die landwirtschaftliche Fachschule nicht nur landwirtschaftliches Fachwissen vermittelt, sondern ebenso

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