Himmlische Ehrengäste: Familienleben mit dem Hausheiligtum
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Michael Defrancesco gibt mit dem Hausheiligtum, das ursprünglich aus der Spiritualität der katholischen Schönstatt-Bewegung stammt, eine Antwort. Er sagt: "Laden Sie Jesus und Maria zu sich nach Hause ein, heißen Sie sie in Ihrem Hausheiligtum willkommen – und lassen Sie sich überraschen, welchen Segen und welche Geschenke der himmlische Besuch mitbringt. Denn: Jesus und Maria sind gekommen, um zu bleiben."
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Book preview
Himmlische Ehrengäste - Michael Defrancesco
1.Es geht um Beziehung: Mehr als ein Herrgottswinkel
Haben Sie ein Kreuz in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Haus? Religiöse Menschen beantworten diese Frage sicherlich mit einem Ja. Fein, dann weiter: Wo genau hängt das Kreuz? Lassen Sie mich raten: Viele von Ihnen werden jetzt antworten, dass das Kreuz im Eingangsbereich hängt, zum Beispiel innen über der Haustür. Manche von Ihnen haben vielleicht ein kleines schmuckes Kreuz im Wohnzimmer hängen. Oder im Schlafzimmer. Aber immer über der Tür. Stimmts?
Warum der Lieblingsplatz des Kreuzes oben über dem Türrahmen ist, kann ich nur vermuten. Hat es etwas damit zu tun, dass der liebe Gott ja im Himmel ist – und dass der Himmel nun mal oben ist? Dass also ein über dem Türrahmen schwebendes Kreuz den Segen von oben symbolisiert?
Weiter gefragt: Wie oft bemerken Sie im Alltag Ihr Kreuz? Beten Sie davor? Oder ist es eigentlich eher ein religiöses Deko-Element, das man einmal aufgehängt hat und das so langsam im Lauf der Jahre zustaubt? Und das so hoch oben über dem Türrahmen hängt, dass es auch ganz bequem aus dem Weg ist?
Im Alpenraum ist der Herrgottswinkel bekannt. Mächtige Kreuze, gern mit dem Corpus dran, hängen unübersehbar an der Wand. Vielleicht steht sogar die Osterkerze vom vergangenen Jahr davor, die man vom Pfarrer geschenkt bekommen hat – als Danke für den unermüdlichen Einsatz in der Pfarrei. Vielleicht gibt es auch Blumenschmuck beim Kreuz.
Ein wuchtiges Bekenntnis zum eigenen Glauben. Aber: Beten Sie davor? Wie benutzen Sie das mächtige Kreuz?
Als Kind liebte ich die Filme mit Don Camillo und Peppone. Und bis heute sind mir die Szenen im Gedächtnis geblieben, in denen Don Camillo mit Jesus am Kreuz spricht – und dieser antwortet. Die beiden haben eine richtige Beziehung, und sie diskutieren auch mal. Das geht so weit, dass Don Camillo auch hin und wieder das Kreuz packt und umdreht, sodass der gekreuzigte Jesus mit der Stirn an die Wand gepinnt wird. Jesus muss nicht alles sehen, sagt Don Camillo – meistens vermöbelt er dann gerade wieder jemanden. Wenn dann alles wieder paradiesisch ist, dreht er Jesus wieder zurück, und alles ist in Butter.
Ich mag diese Beziehung zu Jesus sehr, und irgendwie bin ich sicher, dass auch Jesus – falls er in der Ewigkeit Zugang zu irdischen Filmen hat – diese Szenen zum Schmunzeln findet. Denn ihm war immer die Beziehung zu den Menschen wichtig, Jesus wollte stets an unserem Leben teilhaben.
„Da berühren sich Himmel und Erde" – das Lied von Thomas Laubach und Christoph Lehmann drückt das aus, was eigentlich der Kern des religiösen Lebens sein sollte: Dass wir es schaffen, dass sich Himmel und Erde berühren.
Zum Beispiel bei uns zu Hause.
Jemand, für den Beziehungen immer ganz wichtig waren, ist Pater Josef Kentenich. Der Gründer der katholischen Schönstatt-Bewegung wollte Natur und Übernatur – so formulierte er es gern – in Einklang bringen. Er wollte, dass sich Himmel und Erde berühren – und zwar nicht nur beim Kirchgang am Sonntag, sondern am liebsten jeden Tag und dauernd.
Jeden Tag? Im Alltag? In meinem Chaos?
Ein Gedankenspiel: Wie würden Sie sich fühlen, wenn Jesus zu Ihnen nach Hause zu Besuch käme? Bestimmt hätte er auch seine Mutter Maria dabei. Die beiden würden schrecklich gern mit Ihnen zusammen Zeit verbringen, essen und trinken, reden und lachen, vielleicht sogar diskutieren über Fragen und Probleme. Sie würden Ihnen so gern zuhören, sich Ihre Sorgen und Nöte anhören. Sie würden gern wissen, wie es Ihren Kindern geht, wie es den alt gewordenen Großeltern geht.
Ein schöner Gedanke? Oder vielleicht ein bisschen unheimlich? Wären Sie nervös, wenn auf einmal der Sohn Gottes vor der Tür stände? Wenn die heilige Jungfrau Maria auf Ihre Klingel drücken würde? Vielleicht ist die Wohnung gar nicht richtig aufgeräumt. Oje, die Fensterbank ist nicht abgestaubt. Die Blumen sind verwelkt. In der Küche türmt sich der Spülberg. Und die Kleinen lassen ihr Lego überall rumliegen. Außerdem hat die Mittlere heute ihren Nörgel-Tag und findet alles nur ätzend. Was ist, wenn sich die Kinder nicht benehmen – ausgerechnet dann, wenn die Heiligsten zu Besuch sind?
Vielleicht wäre es doch besser, wenn wir sie nicht zu uns nach Hause einladen würden, sondern sie lieber bei sich zu Hause besuchen. In der Kirche. Da ist es immer aufgeräumt und andächtig, und wenn die Kinder sich nicht benehmen, kann man kurz rausgehen und stört niemanden.
Aber wenn die Heiligsten bei mir auf dem Sofa sitzen und das ganze Chaos miterleben? Wenn sie miterleben, wie unperfekt wir als Familie sind? Wie unperfekt ich selbst bin?
2.Wir laden Jesus und Maria ein: So entsteht ein Hausheiligtum
Die liebsten Gäste sind normalerweise die, die wenig Chaos machen, die unkompliziert beim Essen sind – und die bitte auch wieder rechtzeitig gehen, bevor es lästig wird. Gäste, die über Nacht bleiben, sind da schon anstrengender. Aber was ist mit Gästen, die gar nicht mehr gehen wollen?
Puh, das muss man sich zweimal überlegen. Vor allen Dingen dann, wenn es um Ehrengäste wie Jesus und Maria geht.
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