Western Cape – Südafrika: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade
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Ulrich Rosenbaum
Ulrich Rosenbaum hat Geschichte studiert und war lange Jahre bei einem Spezialveranstalter für Studienreisen für die Planung und Organisation von Reisen nach Frankreich zuständig, darunter für verschiedene Programme in der Bretagne. Und auch wenn er unser Nachbarland von zahlreichen Reisen gut kennt, so freut er sich doch jedes Mal, auf seinen Exkursionen in bekannten und weniger bekannten Regionen Neues zu entdecken. Seien es uralte Bauernhäuser mit Wehr- und Treppentürmen, in Wäldern verborgene, längst erloschene Hochöfen, eines der 45.000 französischen Schlösser, einen verborgenen Strand oder auch, ganz profan, einen neuen Likör, der sich vorzüglich zu frisch geöffneten Austern paart.
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Western Cape – Südafrika - Ulrich Rosenbaum
KAPSTADT
Die älteste Stadt Südafrikas ist mit ihrer leichten Lebensart ein Touristenmagnet. Keine Südafrikareise ohne den Blick vom Tafelberg, einen Besuch der Victoria & Alfred Waterfront am alten Hafen oder der Bars in der Long Street, ohne Ausflüge zum Kap der Guten Hoffnung oder zur früheren Gefängnisinsel Robben Island. Doch hat Kapstadt viele teils stille, teils schrille Winkel, die einen Besuch nicht minder lohnen.
Kapstadt, Blick über Bo Kaap auf den Signal Hill
KAPSTADT
1.MOCAA: Kunst im Silo
2.Kultviertel Woodstock
3.Muslime am Kap: das Stadtviertel Bo Kaap
4.Jüdisches Museum
5.Groote Schuur: das Herz Kapstadts
6.Townshiptouren etwas anders
7.Constantia: wo der Weinbau begann
1.MOCAA: KUNST IM SILO
Die Architektur ist sensationell. Im Herbst 2017 eröffnete in einem alten Getreidesilo an der Waterfront des Kapstädter Hafens das Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, kurz MOCAA. Die langen Schlangen vor den Kassen kurz nach der Eröffnung sind Vergangenheit. Doch das größte Museum für zeitgenössische Kunst in Afrika ist stets einen Besuch wert.
Die Idee war verwegen und die Realisierung zog sich hin. In die Betonmauern eines alten Getreidespeichers im Kapstädter Hafengelände sollte ein Museum für zeitgenössische Kunst einziehen. Denn die lebensbejahende Atmosphäre Kapstadts zog seit jeher Künstler an, verstärkt seit der politischen Wende in den 1990er-Jahren. Von Europa und Nordamerika nahezu unbemerkt, hat sich in Südafrika eine lebendige Kunstszene entwickelt. Nur fehlte lange Zeit der passende Rahmen, der Welt die Werke spektakulär und repräsentativ vor Augen zu führen.
Silo, Museum und Luxushotel
So traf es sich gut, dass Jochen Zeitz, der als Vorstandsvorsitzender in den Jahren 1993 bis 2011 den Sportschuhhersteller Puma zu Weltruf geführt hatte, einen Ort für seine Sammlung afrikanischer Kunst suchte. An der Waterfront in Kapstadt fand er die passende Immobilie. Zeitz stellte dem neuen Museum seine Sammlung als Leihgabe für 20 Jahre zur Verfügung. Im Jahr 2017 konnte das Museum endlich öffnen.
Der Entwurf des Gebäudes stammt aus dem Architekturstudio des britischen Designers Thomas Heatherwick. Die Betonröhren des alten Silos, 27 Meter hoch, wurden aufgeschnitten und teilweise entfernt. Die Wände der verbleibenden mussten verstärkt werden, um die Last des Bauwerkes tragen zu können. Das auf diese Weise entstandene Atrium wird durch blasenförmige Fenster von oben beleuchtet. Über rundum laufende Verbindungsflure sind die einzelnen Ausstellungsräume in den früheren Getreidesilos zugänglich.
Atrium des Zeitz MOCAA
Das MOCAA ist als Ort einer lebendigen Auseinandersetzung mit aktueller Kunst aus Afrika gedacht. Stets werden mehrere Ausstellungen parallel präsentiert. Die permanente Sammlung des Museums tritt dabei in den Hintergrund, wird zeitweise auch völlig aus den Sälen entfernt.
Auch wenn alle Künstler, deren Werke gezeigt werden, aus Afrika stammen oder zumindest einen afrikanischen Hintergrund haben, so ist die präsentierte Kunst nicht afrikanisch in einem folkloristischen Sinn. Fetische und Masken aus Westafrika, Shona-Skulpturen aus Simbabwe oder Kunstwerke, die eine afrikanische Spiritualität ausdrücken, wird man hier vergeblich suchen. Die präsentierte Kunst steht im Kontext der globalen Szene zeitgenössischer Kunst.
Julien Sinzogan, Choc de culture
Und dennoch sind viele Werke, seien es nun Bilder, Fotografien, Skulpturen, Installationen oder Videos, genuin afrikanisch. Politische Themen sind in vielerlei Gestalt präsent. Manchmal platt und plakativ, oft aber auch sehr eindringlich, werden politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Südafrika, Simbabwe und anderen Ländern mit künstlerischen Mitteln kommentiert.
William Kentridge, Videoinstallation
Ein Besuch im MOCAA ist immer eine Entdeckungsreise. Kein Besucher aus Europa besucht das Museum, um bestimmte Werke zu sehen, von denen er schon gehört hat. Die Namen der Künstler sind dem Betrachter in der Regel unbekannt. So sollte man sich nach Lust und Laune durch die Säle treiben lassen, innehalten, sich in einzelne Werke versenken oder auch einmal eine Videopräsentation mit Musik auf sich wirken lassen. Und dabei die Welt außerhalb der dicken Mauern des Silos einmal vergessen. So kann zeitgenössische Kunst auf bestechende Weise neue Perspektiven eröffnen und