Abenteuer Gravel-Transalp: Von leicht bis heavy
By Monika Sattler and Gavin Kaps
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About this ebook
Mit dem Fahrrad die Alpen zu überwinden, das ist alles andere als eine gewöhnliche Outdoor-Aktivität. Die ehemalige Profi-Rennradsportlerin Monika Sattler ist ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen. 2018 fuhr sie als erste Frau die 3.300 Kilometer lange Vuelta-a-España-Strecke am selben Tag wie die männlichen Profis – diesen Rekord hält sie bis heute. Nach zahlreichen Gravel-Rennen in den USA hat sie nun eine Alpenüberquerung mit dem populären Allrounder-Bike in Angriff genommen.
In diesem Buch erzählt sie von ihrer Transalp von Graun im Vinschgau bis an den Gardasee: Sechs Tage, 402 Kilometer und 10.440 Höhenmeter. Begleitet wird sie dabei von dem Bike-Fotografen Gavin Kaps, der ihre Gravel-Tour in spektakulären Bildern festhält.
•Die Königsdisziplin: Alpenüberquerung mit dem Gravelbike
•Transalp mit Rad-Profi Monika Sattler: Tipps zu Ausrüstung, Routenplanung und Ernährung
•Spektakuläre Bilder von Bike-Fotograf Gavin Kaps
•Mit Packliste, Karten und GPS-Daten (komoot)
•Erläuterungen zu Faszination und Vorteilen des Gravelbikes
"Jeder Meter ist die Mühe wert": So gelingt die Alpenüberquerung mit dem Gravel
Mit Verve und Leidenschaft erzählt Monika Sattler von ihrer Tour über die Alpen, gibt Informationen zur optimalen Vorbereitung, verrät ihre Geheimtipps zum besten Alpenschmaus und stellt auch Alternativrouten für alle Schwierigkeitsstufen samt GPS-Daten vor. Das Buch macht Lust auf das eigene Alpencross-Abenteuer, dem mit den Tipps der erfahrenen Bikerin nichts mehr im Weg steht. Also: rauf aufs Gravel und ab in die Alpen!
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Book preview
Abenteuer Gravel-Transalp - Monika Sattler
KAPITEL 1
FASZINATION GRAVEL
Lange gerade Schotterstraßen zeichnen den Mittleren Westen der USA aus – ideal für abenteuerliche Graveltouren und -rennen.
EINLEITUNG
2:00 Uhr morgens irgendwo in Iowa, USA. Keine Häuser oder andere Gebäude um uns herum. Nur Maisfelder und der ein oder andere Bauernhof.
E s ist stockdunkel. Nur unsere Lampen am Fahrrad geben uns genügend Licht, um auf dem Weg zu bleiben. Wir sind fünf Fahrer. Ich kannte keinen von ihnen vor diesem 500-Kilometer-Gravel-Rennen. Es ist mein erstes Langdistanzrennen, vorher bin ich maximal 160 Kilometer gefahren. Ein Freund hat mich davon überzeugt, dass ich doch einmal dieses Rennen fahren sollte. Sobald sich etwas verrückt anhört, legt sich ein Schalter bei mir um und ich muss einfach Ja sagen.
So auch bei diesem Event. Und nun bin ich hier. Mitten in der Nacht versuchen wir fünf uns durch den Iowa-Gravel zu navigieren. Wir haben 350 Kilometer Strecke in den Beinen und wir sind müde. Tom schläft zeitweise auf dem Rad ein und wacht erst kurz, bevor er die Balance verliert, wieder auf. Wir fahren, seit es dunkel ist, zusammen. Am Anfang haben wir uns mit viel Enthusiasmus Geschichten erzählt. Aber jetzt ist es still geworden. Keiner redet mehr. Man hört die Reifen über den Schotter fahren. Alle sind erschöpft. Ich wurde vor der Zeitspanne zwischen 2:00 und 4:00 Uhr nachts gewarnt. Das ist die Zeit, wo man am liebsten aufgibt. Aber wenn man Gesellschaft hat, ist es einfacher, weiterzufahren.
Alex löst die Stille auf und spricht mehr zu sich als zu uns: »Ich hätte gerade so richtig Lust auf Pizza.« Kurze Stille, dann antwortet Steve: »Du wirst es nicht glauben, aber ich habe eine in meinem Trikot. Lass uns noch zehn Meilen fahren, dann teilen wir sie, okay?« Die Müdigkeit verfliegt, und es kommt wieder Leben in die Gruppe. Unglaublich, was ein zermatschtes, labbriges Stück Pizza auslösen kann. Mit antizipierender Freude auf mein Stückchen Pizza schaue ich nach oben zum Himmel. Ein Wahnsinns-Sternenhimmel. Hier ist alles so dunkel, dass nichts die Sicht beeinträchtigt.
Ich weiß nicht wirklich, wo genau ich bin. Eine Regel dieses Gravel-Rennens ist, dass man nicht mit GPS navigiert, sondern mit ungefähr 100 auf ein Papier gekritzelten Richtungsanweisungen. Ein kleines Abenteuer mitten in der Natur: Es ist stockduster, ohne Verkehr und der Antrieb nur durch die eigenen Beine. Ein Erlebnis für alle Sinne und ein Moment, den man im Alltag niemals erleben würde. Man ist weg von der Zivilisation, von den alltäglichen Problemen und vom gesellschaftlichen Druck. Das Leben ist plötzlich ganz einfach geworden, reduziert aufs Radfahren, Essen und Trinken. Genau das reizt mich daran.
Ich bin über Umwege zum Graveln gestoßen. Nach dem Abitur bin ich mit einem Volleyball-Stipendium in die USA gezogen. Sport war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Nachdem ich vier Jahre für ein College gespielt habe, bin ich zum Adventure Racing gestoßen. Adventure Racing ist eine Team-Ausdauersportart mit den Hauptdisziplinen Laufen, Mountainbiken und Paddeln. Die Routen verlaufen entlang Checkpoints, zwischen denen sich die Teams selbstständig mit topografischer Karte und Kompass orientieren müssen, GPS ist nicht erlaubt. Ich habe mich auf 24- bis 48-Stunden-Rennen konzentriert, aber relativ schnell festgestellt, dass Mountainbiken meine Lieblingsdisziplin ist. 2010 hat mir dann ein Freund ein Rennrad vor die Nase gestellt und meinte: »Ich glaube, das wird dir Spaß machen.« Mein erster Gedanke: »Einfach nur so die Straße entlangfahren, ist doch bestimmt langweilig.« Aber als ich dann während meiner ersten Gruppenausfahrt nach fünf Kilometern abgehängt wurde, war mein Kampfgeist erwacht – nicht so sehr mit dem Ziel, zu gewinnen, sondern nicht hinten aus dem Peloton zu fallen. Aus einer Ausfahrt pro Woche wurden schnell sechs, aus 20-Kilometer-Touren wurden 100 Kilometer. Mehr und mehr konnte ich mit den anderen mithalten, bis ich es dann ganz geschafft hatte. Ich bin jede Gruppenfahrt, die angeboten wurde, gefahren und konnte in den schnellen Pulk wechseln.
Trotz fehlendem Coach und Trainingsplan erreichte ich nach einem Jahr ein so gutes Level, dass ich mich zwischen einer Karriere bei der Weltbank und einer als Radprofi entscheiden musste. Da in den USA das große Ziel ist, in Europa Rennen zu fahren, habe ich mich für Teams in Deutschland beworben und kam in das Bundesliga-Team in Stuttgart. Innerhalb kurzer Zeit habe ich allerdings festgestellt, dass es nichts für mich war. Zu viele Stürze musste ich anschauen, und der Aggressivität innerhalb des Pelotons fühlte ich mich nicht gewachsen.
Ich hatte mich vorher nie ernsthaft gefragt, was mir am Radfahren so viel Spaß macht. Offensichtlich war es nicht der Wettkampf. Es war das Zusammensein mit Freunden, die spontanen Ortschildersprints sowie der Kaffee danach und das Entdecken neuer Plätze. Das alles noch ohne Autos und auf jedem Belag: Das wäre das ultimative Radfahren! Und dann hat mir ein Freund von dem Gravel-Rennen in Iowa erzählt.
Im Mittleren Westen der USA bestand Graveln darin, kilometerlang Schotterwege entlangzufahren. Technisch wurde es auf sandigem Untergrund und unangenehm auf den »Waschbrett-Passagen«. Das war meine