Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Western Großband 1/2023
Western Großband 1/2023
Western Großband 1/2023
Ebook371 pages5 hours

Western Großband 1/2023

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Dieser Band enthält folgende Western:



Pete Hackett: ...und dann gnade dir Gott

Pete Hackett: Tot oder lebendig

Frank Maddox: Marshal McKee kommt nach Dead End

Pete Hackett: Ihr Begleiter war der Tod





Das Bild, das Jedidiah Jones, dem ehemaligen Armeescout, in die Augen sprang, war von erschreckender Brutalität. Er war dem Klang der Salven gefolgt, die zwischen die Hügel gesickert waren. Und nun stand er vor drei hinterrücks ermordeten und skalpierten Sioux.

Es waren noch keine Krieger. Es handelte sich fast noch um Kinder, die mit Pfeil und Bogen auf der Jagd gewesen waren.

Sie lagen im Ufergebüsch des Lodgepole River. Der Wind spielte in den Zweigen und ließ sie zittern. Ein monotones Rauschen lag in der Luft. Obwohl es nicht kalt war, spürte Jedidiah den Eishauch des Todes in sich.

Er schwang sich in den alten, brüchigen Sattel. Quälende Ohnmacht und der Hass auf die Kerle, die mit den Siouxskalps Geschäfte machten, zerklüfteten Jedidiahs Gesicht. Drei tote Sioux bedeuteten neuen Hass, neues Blutvergießen.
LanguageDeutsch
PublisherAlfredbooks
Release dateMar 14, 2023
ISBN9783745228021
Western Großband 1/2023

Related to Western Großband 1/2023

Related ebooks

Western Fiction For You

View More

Related articles

Reviews for Western Großband 1/2023

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Western Großband 1/2023 - Frank Maddox

    Pete Hackett, Frank Donovan

    Western Großband 1/2023

    UUID: 90176ee1-43af-4129-a926-d62047a75072

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Western Großband 1/2023

    Copyright

    … dann gnade dir Gott

    Tot oder lebendig

    Marshal McKee kommt nach Dead End

    Ihr Begleiter war der Tod

    Western Großband 1/2023

    Pete Hackett, Frank Maddox

    Dieser Band enthält folgende Western:

    Pete Hackett: ...und dann gnade dir Gott

    Pete Hackett: Tot oder lebendig

    Frank Maddox: Marshal McKee kommt nach Dead End

    Pete Hackett: Ihr Begleiter war der Tod

    Das Bild, das Jedidiah Jones, dem ehemaligen Armeescout, in die Augen sprang, war von erschreckender Brutalität. Er war dem Klang der Salven gefolgt, die zwischen die Hügel gesickert waren. Und nun stand er vor drei hinterrücks ermordeten und skalpierten Sioux.

    Es waren noch keine Krieger. Es handelte sich fast noch um Kinder, die mit Pfeil und Bogen auf der Jagd gewesen waren.

    Sie lagen im Ufergebüsch des Lodgepole River. Der Wind spielte in den Zweigen und ließ sie zittern. Ein monotones Rauschen lag in der Luft. Obwohl es nicht kalt war, spürte Jedidiah den Eishauch des Todes in sich.

    Er schwang sich in den alten, brüchigen Sattel. Quälende Ohnmacht und der Hass auf die Kerle, die mit den Siouxskalps Geschäfte machten, zerklüfteten Jedidiahs Gesicht. Drei tote Sioux bedeuteten neuen Hass, neues Blutvergießen.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Facebook:

    https://www.facebook.com/alfred.bekker.758/

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Erfahre Neuigkeiten hier:

    https://alfred-bekker-autor.business.site/

    Zum Blog des Verlags!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    … dann gnade dir Gott

    Der Krieg war seit über vier Monaten zu Ende. Viele Südstaatensoldaten waren in die Heimat zurückgekehrt. Ein großer Teil aber fand den Weg nach Hause nicht. Als Entwurzelte ließen sie sich treiben. Die einen landeten auf dem schmalen Pfad der Gesetzlosigkeit, andere in der Gosse. Sie zogen als Landstreicher, Satteltramps, Abenteurer und Banditen durchs Land, und am Ende hielt für eine ganze Reihe von ihnen das Schicksal ein Stück heißes Blei oder einen soliden Hanfstrick bereit.

    Douglas Howard war nicht heimgekehrt. Jeden Morgen, wenn sich die Sonne über die Gebirgszüge im Osten schob, stieg Flint Howard auf den Hügel, an dessen Fuß die Loyal Valley Ranch lag, um angestrengt Ausschau zu halten. Ein Reiter, der sich der Ranch näherte und der sich als sein Sohn entpuppte, kam jedoch nicht.

    Ein Stück südlich der Ranch mündete der Threadgill Creek in den Llano River. Das Land, das Flint Howard gehörte, war grün und fruchtbar. Auf den Weiden standen Longhorns über Longhorns. Während des Krieges hatten sie sich vermehrt wie Karnickel.

    Flint Howard beschäftigte eine große Cowboymannschaft. Viele von ihnen waren Heimkehrer. Nach der fürchterlichen Schlacht bei Appomattox waren die Truppen der Konföderierten endgültig aufgerieben worden. Zwei der Cowboys hatten zusammen mit Douglas in derselben Kavallerieeinheit gedient. Über seinen Verbleib konnte sie nichts berichten. Sie hatten sich abgesetzt, als General Lee kapitulierte.

    Auch an diesem Tag kehrte Flint enttäuscht vom Hügel zurück. Seine Frau hatte das Frühstück auf der Veranda bereitet. Es war noch kühl, aber der Morgendunst war Vorbote der kommenden Hitze. Flint schwieg düster. Sein Schweigen verriet seine Enttäuschung. Heather sagte: „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Flint. Unser Junge lebt. Auf den Listen mit den Gefallenen stand sein Name jedenfalls nicht. In Appomattox war er noch dabei. Das wissen wir von Slim und Lane. Wahrscheinlich befindet er sich in einem Kriegsgefangenenlager der Yankees. Eines Tages kehrt Doug heim. Ich weiß das."

    „ Dein Wort in Gottes Gehör, Heather, murmelte Flint rau, mit einem zweifelnden Unterton. Es war deutlich, dass er die Zuversicht seiner Frau nicht teilen konnte. Er vollführte eine ausholende Bewegung mit dem Arm über die Ranch und das Areal rundherum. „Für wen hätten wir das alles geschaffen, wenn Doug nicht mehr heim käme? Wir beide haben ihm einen soliden Grundstein gelegt mit der Ranch - den Grundstein für ein Rinderreich. - Dieser verdammte, unselige Krieg!

    Er setzte sich nieder. Heather goss ihm Kaffee ein. Er griff nach dem Toast und biss hinein. Lustlos kaute er. Dazu trank er kleine Schlucke des heißen Kaffees.

    Eine Handvoll fix und fertig angekleideter Cowboys verließen den Küchenanbau, in dem sie gefrühstückt hatten. Sie grüßten herüber, stapften zum Corral und fingen sich Pferde, legten ihnen die Sättel auf und zäumten sie. Staub wolkte dicht.

    Als sie fortgeritten waren, sagte Flint: „Wenn ich nur wüsste, wo ich mit der Suche ansetzen müsste. Nichts würde mich hier halten, und ich würde nicht ruhen, bis ich Gewissheit über Dougs Schicksal hätte."

    Heather erhob sich, um das Frühstücksgeschirr wegzuräumen. Der Hufschlag des Reiterrudels, das die Ranch verlassen hatte, war verklungen. Auch Flint stand auf. Er ging zum Verandageländer, umspannte es mit beiden Händen, sein Blick verlor sich in der Ferne, wo die Konturen der Berge im rauchigen Dunst verschwammen.

    Plötzlich war wieder Hufschlag zu vernehmen. Aber diesmal näherte er sich der Ranch. Der Reiter kam von Westen. Er benutzte den ausgefahrenen Weg, der nach Hedwigs Hill führte, und nun trieb er sein Pferd aus dem Einschnitt zwischen zwei Hügeln. Er lenkte es geradewegs auf die Ranch zu. Die Stirn Flint Howards legte sich in Falten. Der Rancher hatte das Funkeln an der linken Brustseite des Reiters wahrgenommen - jenes Funkeln, mit dem sich das Licht der Morgensonne auf dem Sheriffstern brach.

    Es war Mathew Brady, der Sheriff von Hedwigs Hill.

    Heather trat neben ihren Mann. Sie atmete schneller als normal. Das Herz schlug ihr hinauf bis zum Hals. Wenn der Sheriff zu ihnen kam, dann hatte das nichts Gutes zu bedeuten. Die Erregung strömte wie eine Welle durch ihren Körper.

    Der Gesetzeshüter parierte sein Pferd. Er nahm den Hut ab, neigte den Kopf in Richtung der Frau, grüßte und dann saugte sich sein Blick am hageren, kantigen Gesicht Flints fest. Staubheiser, fast kratzend, sagte Mathew Brady: „Schlechte Nachrichten, Flint. Verunsichert irrte sein Blick ab, huschte über Heathers angespanntes, erwartungsvolles Gesicht hinweg, in seinen Augen war ein unbehagliches Flackern, verlegen knetete er die Zügelleinen in seinen Händen. „Ich will nicht lange drum herum reden. Es geht um deinen Sohn. Ich habe Nachricht über ihn erhalten.

    Die beiden Menschen auf der Veranda waren wie elektrisiert. Herzschlag und Puls rasten bei ihnen plötzlich. Flint schluckte trocken. Er verspürte das schwindelerregende Gefühl, die Kontrolle über sich zu verlieren, aber dann überwand er sich und er fand zu der ihm eigenen Ruhe und Besonnenheit zurück.

    „ Spuck es schon aus, Mathew. Was immer es auch ist - ob gut oder schlecht - ich will die ungeschminkte Wahrheit erfahren. Also heraus mit der Sprache."

    Der Sheriff schien im Sattel regelrecht zusammenzuschrumpfen. Er zog den Kopf zwischen die Schultern. Plötzlich aber griff er in die Innentasche seiner Lederweste. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein zusammengefaltetes Blatt Papier fest. „Lies selbst." Er reichte es Flint.

    Der Rancher faltete den Bogen auseinander. Seine blauen Augen hefteten sich auf die Buchstaben. Ein betroffener Ton entfuhr ihm. Er staute den Atem und las zu Ende. Scharf stieß er die verbrauchte Luft durch die Nase aus.

    Es war ein Steckbrief. Gesucht wurde - Douglas Howard. Tot oder lebendig. Die Belohnung, die auf seinen Kopf ausgesetzt worden war, betrug 1000 Dollar. Die Beschreibung stimmte. Sechs Fuß zwei Zoll groß, hager, blond, blauäugig, Mitte zwanzig. Douglas wurde wegen Bankraubs gesucht, ein Mann war bei dem hold up auf die Bank von Wichita Falls getötet worden.

    Flint Howard wurde von einem Taumel erfasst. Sekundenlang schienen die Buchstaben vor seinen Augen zu verschwimmen. Er hatte das Gefühl, unter seinen Füßen wankte der Erdboden. Er wollte etwas sagen, aber seine Lippen waren so trocken wie seine Kehle. Sein vom panischen Schrecken erfasster Verstand wirbelte und fabrizierte verworrene Bilder. Er reichte seiner Frau den Steckbrief, und jetzt entrang es sich ihm mühsam und heiser vor Erregung: „Du hast recht, Heather, Douglas lebt. Aber wenn das stimmt, was hier steht, dann wäre es besser, er wäre auf dem Schlachtfeld geblieben."

    Der Sheriff hatte sich den Hut wieder auf den Kopf gestülpt. Betreten gab er zu verstehen: „Ein ganzer Stapel Steckbriefe kam heute mit der Postkutsche an. Ich werde sie überall im Distrikt aushängen müssen. Es ist eine ganze Bande, Flint. Ich wollte, es ..."

    Er brach ab, denn Heather entrang sich ein Ton, der sich anhörte wie das Japsen eines Erstickenden. Tränen perlten über die Wangen der Frau. Der Steckbrief segelte auf die Veranda, die Frau schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte auf. Sie wankte und drohte zu stürzen. Der Schock, den die Hiobsbotschaft in ihr auslöste, drohte ihr den Verstand zu rauben.

    Schnell sprang Flint hinzu, um sie zu stützen. Da aber warf sich Heather herum und lief ins Haus. Es mutete an wie eine Flucht.

    „ Sie wird es wohl nicht verkraften, murmelte der Sheriff. „Es tut mir leid, Flint. Vielleicht hätte ich es schonender ...

    Die Rechte des Ranchers wischte durch die Luft. „Mach dir keine Gedanken, Mathew, schnappte er. Die Bestürzung wich dem Zorn - Zorn auf seinen Sohn, der ihm, seinem Vater, vor allem aber Heather, seiner Mutter, eine derart grenzenlose Enttäuschung bereitete. Es gab keinen Zweifel. Auf dem Steckbrief stand der Name, und bei dem Mann, der auf dem Steckbrief beschrieben wurde, handelte es sich um keinen anderen als Douglas. Eine Verwechslung war kaum möglich. „Heather ist eine starke Frau. Sie wird den Schock verwinden. Mag die Wahrheit noch so schrecklich und niederschmetternd sein.

    „ Was wirst du tun, Flint?"

    Der Rancher zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Es klang irgendwie resignierend und hoffnungslos. Eine Welt begann für Flint Howard zusammenzubrechen. Seine Gefühle schwankten. Nach dem Zorn kam die Bitterkeit. Sie überschwemmte ihn wie eine heftige Flut. Sein erschütterter Blick voll Qual verlor sich wieder in der Ferne. „Weißt du etwas über den Mann, der durch die Schuld meines Sohnes ums Leben kam, Mathew?, fragte er nach kurzer Zeit der Versunkenheit.

    „ Er war Clerk in der Bank von Wichita Falls, und er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder."

    „ O mein Gott. Das Kinn Flints sank auf die Brust. Er schien plötzlich um Jahre gealtert. Sein Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen. „Es ist schlimm, murmelte er, und seine Stimme klang brüchig. „Ich werde ..." Er brach ab. Sein Kopf ruckte hoch. Eiserne Entschlossenheit zeigte sich plötzlich in seiner Miene. Und als er sprach, fielen seine Worte mit der Härte und Entschiedenheit eines Mannes, der es gewohnt ist, seinem Willen Geltung zu verschaffen. Er sagte:

    „ Ich reite nach Wichita Falls, Mathew. Ich kann der Frau zwar nicht den Mann und den Kindern nicht den Vater zurückgeben, aber ich kann versuchen, den Schaden durch finanzielle Zuwendungen zu begrenzen. Und dann suche ich meinen Sohn. Ich will ihn zwingen, mir in die Augen zu sehen, wenn ich ihn nach seinen Beweggründen frage."

    „ Du zweifelst überhaupt nicht an seiner Schuld, wie?", fragte der Sheriff. Seine Stirn lag in Falten.

    „ Du etwa, nach allem, was auf dem Steckbrief steht?", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.

    Der Sheriff wiegte den Kopf. „Ich kenne Doug, seit er lebt. Ich sah ihn heranwachsen. Sicher, er war immer ein wilder Bursche, aber in ihm steckte nichts von einem skrupellosen Banditen. Vielleicht ... Ach was, ich weiß selbst nicht, was ich denken soll. Du weißt jetzt jedenfalls Bescheid, Flint. Ich reite zurück in die Stadt."

    Mathew Brady tippte mit dem Zeigefinger seiner Linken an den Hutrand, zog das Pferd herum und trieb es mit einem Schenkeldruck an. Die Hufe des Tieres rissen kleine Staubfontänen in die sich schnell erwärmende Luft. Gedankenverloren blickte Flint Howard hinter ihm her.

    Sein Entschluss stand fest.

    Keine Macht der Welt sollte ihn davon abbringen können. Noch mehr, nachdem die letzten Worte des Sheriffs wieder Zweifel in ihm geweckt hatten. Er war entschlossen, die Wahrheit zu ergründen. Alles andere war plötzlich unwichtig - war zweitrangig geworden, versank in der Bedeutungslosigkeit. Er bückte sich, hob den Steckbrief auf, legte ihn sorgfältig zusammen und steckte ihn ein. Dann wandte er sich um. Mit hängendem Kopf ging er ins Haus.

    *

    Tampico, Hall County, eine ruhige, kleine Town im südlichen Panhandle von Texas. Es war später Nachmittag. Die Sonne schien heiß. Kein Windhauch regte sich. Die Town bereitete sich auf den Feierabend vor.

    Frank Slater, der Barbier, verließ sein Geschäft, um die Tafel wegzuräumen, die er vor seinem Laden am Rand des Sidesteps aufgestellt hatte und auf der er seine Dienstleistungen feilbot. Er schwenkte seinen Blick die Straße hinauf und hinunter. Spielende Kinder, dösende Hunde, eine Gruppe Frauen, hier und dort ein Mann, der irgendeine Arbeit erledigte. Dem Barbier bot sich das alltäglich Bild - das Bild von Frieden, Ruhe und Beschaulichkeit.

    Er langte nach der hüfthohen Schiefertafel mit dem abgegriffenen Holzrahmen, verhielt aber in der Bewegung und lauschte. Und schon im nächsten Moment war er sich sicher, dass er keiner Täuschung erlegen war. Der Stadt näherte sich tosender Hufschlag. Er kam von Südosten, und er war nur als fernes Rumoren zu vernehmen. Aber schnell wurde er deutlicher. Und dann schlug er heran wie eine Brandungswelle.

    Im Südosten der Stadt gab es keine Ranch. Außerdem war Mittwoch, und keine der Cowboymannschaften käme auf die Idee, während der Woche in der Stadt den Teufel aus dem Kasten zu lassen.

    Wer also näherte sich der Town mit Höllengeschwindigkeit? Eine seltsame Unruhe erfasste den Barbier. Er starrte in die Richtung, aus der sich der Reiterpulk näherte. Auch die Frauen hatten ihre Unterhaltung unterbrochen, und auch ihre Aufmerksamkeit galt dem heranprallenden Hufgetrappel. Es mutete den Barbier an wie eine Botschaft von Untergang und Verderben. Seine Hände umspannten den Tafelrahmen. Unheil schien in der Luft zu liegen. Er glaubte es regelrecht riechen zu können. Und seine Stimmbänder wurden mehr von der jähen Unrast als vom Verstand diktiert, als er schrie: „Geht nach Hause, ihr Frauen, und sorgt dafür, dass die Kinder von der Straße verschwinden. Es ..."

    Er brach ab, verschluckte sich fast, denn in diesem Moment bogen die Reiter um einen Knick der Main Street. Es waren über ein halbes Dutzend, und sie kamen in einer breiten Reihe. Staub schlug unter den wirbelnden Hufen ihrer Pferde auseinander, der prasselnde Hufschlag prallte gegen die Häuserfronten und wurde zurückgeworfen, das trommelnde Stakkato erfüllte die ganze Stadt.

    Der Barbier ließ die Tafel fallen. Er wirbelte herum. Die Tafel zerbrach, als sie auf den Gehsteigbohlen aufschlug. Als säße ihm der Leibhaftige im Nacken hetzte er in sein Geschäft. Die Türglocke bimmelte wie verrückt. Das in den oberen Teil des Türblattes eingesetzte Glas klirrte, als er hinter sich die Tür zuwarf. Unter dem Fenster ging Frank Slater in Deckung. Die zitternde Anspannung seiner Nerven entlud sich in einem ächzenden Laut, der sich ihm entrang und der einer panikartigen Überreaktion entsprang, die ihn in diesem Augenblick überwältigte. Das Herz klopfte dumpf in seiner Brust; das Pochen in seinen Schläfen war das Echo seiner Pulsschläge.

    In den Hufschlag mischte sich Geschrei. Die Frauen vor dem General Store spritzten auseinander wie eine Hühnerschar, zwischen die der Habicht stieß. Einige Hunde bellten wie von Sinnen. Die Kinder flohen schreiend in verschiedene Richtungen. Plötzlich war die Straße wie leergefegt. Und nun peitschten Schüsse. Unwillkürlich zog Frank Slater den Kopf ein. Glas klirrte. Die Geräusche vermischten sich zu einer höllischen Symphonie.

    Der Barbier fasste all seinen Mut zusammen und äugte wieder über die Fensterbank nach draußen. Soeben galoppierte die Kavalkade in sein Blickfeld. Die Männer waren maskiert. Sie hatten sich die Halstücher über Mund und Nase gezogen. Blindlings ballerten sie ihr Blei in die Runde. Eine Wolke von Staub hüllte sie ein.

    Frank Slater erbebte bis in seinen Kern. Seine Zähne schlugen aufeinander wie im Schüttelfrost. Die Angst würgte ihn mit unsichtbaren Händen.

    Vor der Bank rissen die Kerle ihre Pferde zurück. Zwei von ihnen sprangen ab und stürmten zur Tür. Unter einem wuchtigen Tritt flog sie auf. Die anderen fünf Banditen trieben ihre Pferde vor der Bank auf und ab und sicherten den hold up. Sie feuerten um sich und hielten so die Menschen in den Häusern in Schach.

    Die beiden Clerks in der Bank warfen die Arme in die Höhe, noch ehe sie dazu aufgefordert wurden. Sie erbleichten bis in die Lippen. In ihren Gesichtern zuckten die Nerven. Ihre Hände zitterten.

    Die beiden Banditen glitten mit den Colts im Anschlag an den Schalter heran. Einer der Kerle - er war über sechs Fuß groß, unter seinem schwarzen, flachkronigen Stetson lugten blonde Haare hervor -, fauchte: „Packt alles Geld ein! Pronto, pronto! Beeilt euch! Andernfalls machen wir euch Beine. Ich gebe euch zwanzig Sekunden! Wenn sie vorbei sind, kracht es."

    Aus eiskalten, blauen Augen starrte er die Clerks zwingend an - Augen, die Bände sprachen, die alles über die Skrupellosigkeit und Unbarmherzigkeit verrieten, die in dem Manne steckten.

    Ungeduldig wedelte er mit dem Colt. Sein Daumen lag quer über der Hammerplatte. Wie das hohle Auge eines Totenschädels starrte die Mündung abwechselnd auf die beiden Angestellten.

    Und die beiden beeilten sich. Mit fliegenden Händen packten sie zwei kleine Jutesäcke voll mit Papiergeld. Als sie auch das Hartgeld in einen Sack füllen wollten, winkte der blondhaarige Outlaw ab. Er warf einen der Beutel seinem Komplicen zu, den anderen klemmte er sich unter den linken Arm, dann stieß er unter der Maske hervor: „All right. Bestellt dem Sheriff schöne Grüße von Douglas Howard! Falls er ein Yankee ist, dann sagt ihm, dass der Krieg zwischen Nord und Süd noch nicht zu Ende ist. Nun auf den Boden mit euch. Und versucht besser nicht, uns aufzuhalten. Euch beide auf die lange Reise zu schicken kostet uns ein Lächeln."

    Die Clerks warfen sich regelrecht auf die gebohnerten Dielen. Die beiden Banditen zogen sich zurück. Ehe sie die Bank verließen, jagte der blondhaarige Bandit noch zwei Schüsse über die Schaltertheke hinweg. Die Kugeln hieben in die Wand und ließen den Kalk spritzen.

    Die Outlaws warfen sich auf ihre Pferde. Eines der Tiere stieg auf die Hinterhand und ließ die Vorderhufe durch die Luft wirbeln. Wiehern erklang. Ein scharfer Befehl ertönte, und dann stoben die Reiter davon. Ihren Abgang begleitete das trockene Dröhnen ihrer Colts.

    Ein Mann fasste sich ein Herz. Er feuerte aus einem Fenster auf das höllische Rudel. Einer der Kerle warf beide Arme gleichzeitig in die Höhe, dann flog er rücklings vom Pferd, als hätte ihn die göttliche Faust aus dem Sattel gewischt. Er überschlug sich auf der Fahrbahn und blieb mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken liegen. Sein Pferd sprengte im Pulk der anderen weiter. Dem Mann, der geschossen hatte, wurden regelrecht die Beine vom Boden weggerissen. Er krachte gegen die Hauswand, dann schlug er schwer auf den Vorbau.

    Doch jetzt wurden die Banditen auch aus anderen Häusern unter Beschuss genommen. Sie warfen sich flach auf die Pferdehälse und feuerten die von der Schießerei schon total verstörten Tiere mit den Sporen, den langen Zügelenden und abgehacktem, heiserem Geschrei an. Die Hufe schienen kaum noch den Boden zu berühren.

    Ein Pferd brach zusammen. Es begrub seinen Reiter unter sich. Das Tier wieherte. Es hörte sich an wie der Todesschrei eines Menschen. Es bockte hinten hoch, rollte verzweifelt mit den Augen, dann kippte es zur Seite. Die Hufe keilten noch einmal aus, dann lag das Tier still. Fluchend und brüllend gelang es dem Reiter, sein Bein unter dem Kadaver hervorzuziehen. Er wankte hoch. Sein Colt lag irgendwo im knöcheltiefen Staub. Aus flackernden Augen, aus denen die Angst zu brüllen schien, schaute er sich um.

    Seine Kumpane kümmerten sich nicht um ihn. Sie hatten keine Notiz davon genommen, dass ihm das Pferd unter dem Hintern weggeschossen worden war. So hatte es zumindest den Anschein. Der Bandit schnappte sich sein Gewehr aus dem Scabbard und warf sich hinter dem getöteten Pferd in Deckung. Kugeln pfiffen wie giftige Insekten über ihn hinweg. Am liebsten hätte er sich in die Straße eingegraben.

    Die Horde hatte den Knick erreicht. Im nächsten Moment war sie verschwunden. Der Hufschlag brach abrupt ab. Stille senkte sich zwischen die Häuser von Tampico. Aus den Häusern zu beiden Seiten wagten sich zaghaft und mit der gebotenen Vorsicht einige beherzte Männer, die Waffen im Anschlag, angespannt bis in die letzte Muskelfaser.

    Da steilte der Hufschlag wieder in die Höhe. Die Bande kam zurück. Schießend jagte sie die Fahrbahn herunter. Pulverdampf und aufgewirbelter Staub verschmolzen zu einer wabernden Masse. Wie der Blitz verschwanden die Bürger wieder in ihren Häusern. Der Bandit bei dem toten Pferd stemmte sich hoch. Er machte sich sprungbereit. Aus verschiedenen Fenstern zu beiden Seiten leckten wieder ellenlange, grellgelbe Feuerzungen. Die Stadt war voll vom infernalischen Lärm. Eine Salve aus den Waffen seiner eigenen Kumpane mähte den Banditen bei dem toten Pferd von den Beinen. Er brach zusammen und war tot, ehe er begriff, dass er nicht gerettet, sondern mundtot gemacht werden sollte. Ein Pferd sprang über ihn hinweg. Dann jagten die Outlaws in eine Seitenstraße. Der wogende Staub senkte sich. Die Waffen schwiegen. Der Hufschlag entfernte sich schnell. Und dann hing eine entsetzliche, unerträgliche Ruhe über der Town.

    Ein Bürger Tampicos hatte seinen Mut mit dem Leben bezahlt. Die beiden Banditen, die auf der Straße lagen, waren ebenfalls tot. Alles, was in der Town zwei gesunde Beine hatte, drängte auf die Straße...

    *

    Flint Howard traf in Wichita Falls ein. Zwölf Meilen weiter nördlich begann das Indianerterritorium Oklahoma. Das Indianerterritorium bot Banditen und ganzen Banden tausende von Schlupfwinkeln. Kaum dass der Fuß eines Gesetzesbeamten dieses unwirtliche, gefährliche Gebiet betrat.

    Der Fünfzigjährige hatte die Stagecouch benutzt. Als er die Stadt erreichte, war er durch und durch geschüttelt, er spürte jeden Knochen in seinem Körper, seine Muskeln und Sehnen waren wie gelähmt, er war erschöpft bis in seinen Kern.

    Ehe er sich aber im Hotel ein Zimmer mietete, um sich auszuschlafen und zu erholen, erkundigte er sich beim Officer des Postdepots nach Lydia Benton, der Frau des ermordeten Bankclerks. Der Mann beschrieb ihm den Weg zum Haus der Frau, ohne irgendwelche Fragen zu stellen.

    Flint fand das Haus. Zwiespältige Gefühle beschlichen den Mann, als er daran dachte, dass hier der Mann wohnte, den sein Sohn tötete. Er stellte die Reisetasche zwischen seinen Füßen ab und klopfte. Gleich darauf wurde ihm geöffnet.

    Lydia Benton war eine verhärmte Frau. Der gewaltsame Tod ihres Mannes hatte sie sehr mitgenommen. Als Flint seinen Namen nannte, prallte sie zurück. Dann aber fing sie sich, und sie stieß im jähen Aufruhr ihrer Gefühle hervor: „Ein Howard hat meinen Mann auf dem Gewissen. Douglas Howard! Seine Beschreibung passt auf Sie. Allerdings sind sie etwa fünfundzwanzig Jahre zu alt, um der Mörder zu sein."

    Ihre Verbitterung, der anklagende Ton in ihrer Stimme, der Ausdruck einer immensen, innerlichen Erschütterung in den Augen - das alles ließ erahnen, wie es um die Psyche dieser Frau bestellt war. Flint schluckte trocken. Mit einer Stimme, die ihm selbst fremdartig und klanglos vorkam, sagte er:

    „ Die Sache mit Ihrem Mann tut mir leid, Mrs. Benton. Ja, ich bedauere den Tod Ihres Mannes von ganzem Herzen. Und es ist kein Zufall, dass ich bei ihnen aufkreuze. Wie es aussieht, war es mein Sohn, der zusammen mit einer Bande gewissenloser Schurken die Bank überfiel, in der Ihr Mann arbeitete. Ich lebe in der Nähe von Hedwigs Hill, das ist ein kleines Nest im Mason County, etwa zweihundertfünfzig Meilen südlich von hier. Ich erfuhr von der Sache durch unseren Distriktsheriff. Von ihm bekam ich auch den Steckbrief meines Sohnes. Ich bin sogleich aufgebrochen, um ..."

    „ Was wollen Sie? Die Stimme der Frau war von stählerner Härte. „Mir Ihr Mitgefühl ausdrücken? Hassvoll starrte sie ihn an. Ihre Wangen vibrierten vor innerer Erregung. Ihre Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. Dann presste sie mit von der Leidenschaft verdunkelter Stimme hervor: „Sie sind der Vater des Mannes, der meinen Mann ermordete. Er ist Ihr Sohn - Ihr verdammtes Fleisch und Blut. Auch mein Mann hatte Söhne. Zwei kleine Jungs, acht und zehn Jahre alt - alt genug, um die schreckliche Wahrheit zu begreifen. Mein Mann war ihnen ein guter Vater. Sie müssen es akzeptieren, dass er nicht mehr da ist. Sie werden es aber nie verwinden, dass es Banditenhand war, die seinem Leben ein jähes Ende bereitete. - Sie kommen daher und rühren in eine offene Wunde, Mister. Sicher, Sie können nichts für Ihren Sohn. Und wahrscheinlich bedauern sie es wirklich, was geschehen ist, dass Ihr Sohn unbeschreibliches Leid über uns brachte. Aber Ihr Mitleid hilft uns nicht weiter. Darum sollten Sie jetzt gehen. Ich will es meinen Jungs ersparen, dem Mann gegenüberzustehen, dessen Sohn ihren Vater ermordete. Gehen Sie!"

    Wenn ihre Stimme ab der zweiten Hälfte ihrer Rede weicher und ruhiger geworden war, so kam dieser letzte Befehl wieder schroff und scharf, ohne die Spur von Wärme, Entgegenkommen oder Verbindlichkeit.

    Bei Flint brach etwas durch, das er bisher selbst nicht an sich kannte. Es war wie eine trotzige Reaktion, ein Aufbegehren, ein sich Auflehnen gegen diese ungerechtfertigte - wenn auch verständliche - Reaktion der Frau, mit der sie ihm Unrecht zufügte und ihn mit dem Mörder ihres Mannes mehr oder weniger auf eine Stufe stellte.

    „ O nein, Ma’am, entrang es sich ihm schwer, und er stellte schnell seinen Fuß in die Tür, ehe sie sie zuschlagen konnte. „Ich habe mich nicht zweihundertfünfzig Meilen weit durchschütteln lassen, um mir von Ihnen diese herbe und ungerechtfertigte Abfuhr zu holen. Ich verstehe Ihren Schmerz, Ihre Trauer und Ihre Verbitterung, und ich kann Ihnen die Hilflosigkeit, die Ohnmacht, mit der sie allem gegenüberstehen, nachfühlen. Ihren Mann kann ich Ihnen leider nicht zurückgeben. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen und Ihren Söhnen nach seinem Tod an einigem mangelt. Um wenigstens materielle Not von Ihnen und Ihren Söhnen ...

    Sie unterbrach ihn schroff: „Wollen Sie Ihren missratenen Sohn freikaufen von seiner blutigen Schuld?, fragte sie, und es klang auf besondere Art sarkastisch. „Soll ich mir von ihnen den Tod meines Mannes bezahlen lassen? Ich pfeife auf Ihr Geld, Howard. Ich pfeife auf alles. Nur noch Sühne zählt. Und wenn man Ihren verbrecherischen Sohn eines Tages aufhängt, werde ich in der vordersten Reihe stehen, um zuzusehen.

    Das Gesicht der Frau hatte sich auf erschreckende Art verändert. Es war nur noch eine Physiognomie des tödlichen, unauslöschlichen Hasses. Sie versetzte Flint einen Stoß vor die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ. Krachend flog die Tür ins Schloss. Flint stand zutiefst erschüttert da. Wie Fieber durchrann es seine Blutbahnen. Der Name Howard hatte plötzlich einen schlechten Klang bekommen. Douglas hatte ihn entehrt. Er hatte die Ehre seines Vaters in den Schmutz getreten. Es setzte sich in Flint fest, ließ ihn nicht mehr los, und über seine Lippen brach es rau:

    „ Ich werde dich finden, Douglas. Und dann werde ich dir Fragen stellen - eine Reihe von Fragen. Und sollte es sich bewahrheiten, sollte es sich herausstellen, dass du tatsächlich eine den niedrigsten Trieben gehorchende menschliche Bestie geworden bist, dann gnade dir Gott!"

    Er wollte sich abwenden, als er angesprochen wurde. Er versteifte. Die Stimme trieb von links heran. Böser Spott schwang in ihr. Sie sagte: „Wieviel Geld wolltest du meiner Schwägerin denn bieten, Howard? Führe das Gespräch mit mir fort. Ich reagiere weniger emotional als Lydia. Sie steckt noch viel zu sehr im Klammergriff der furchtbaren Ereignisse, die dein Sprößling zu verantworten hat."

    Der Mann trat hinter dem

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1