Zu viel Vertrauen kann gefährlich sein: Dr. Norden Bestseller 414 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Ich bin sehr froh, dass wir in der Lage waren, die Ursache für Ihre Erkrankung so schnell herauszufinden«, erklärte Jenny Behnisch ihrer Patientin Tanja Süss mit sichtlicher Erleichterung. Die scheue junge Frau mit den braunen Rehaugen und dem sanft gewellten Haar lächelte schüchtern, als ihr die Klinikchefin zur Entlassung freundlich die Hand reichte. »Ich fand es furchtbar, als mein Freund mir sagte, er halte mich für schizophren. Stellen Sie sich vor, er wollte mich direkt in eine Psychiatrische Klinik bringen lassen«, gestand sie leise. Jenny Behnisch lächelte ihr aufmunternd zu. »Dank Dr. Norden ist ja noch einmal alles gut gegangen.« »Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er nicht kurz vor meinem Besuch den Artikel über Pyrrolurie in diesem medizinischen Fachblatt gelesen hätte. Dann hätte man mich womöglich wirklich in eine Therapie gesteckt und jahrelang dabehalten«, malte sich Tanja ein wahres Horrorszenario aus. »Daran dürfen Sie jetzt nicht mehr denken. Manchmal muss man auch Glück im Leben haben. Wenn Sie daran denken, täglich die vereinbarte Menge an Vitamin B 6 und Zink einzunehmen, werden Sie ein ganz normales Leben ohne Einschränkung führen«, versprach Jenny Behnisch ihrer Patientin zuversichtlich. »Ich bin mir sicher, wir werden uns erst wiedersehen, wenn Sie Ihr erstes Kind hier zur Welt bringen«, erinnerte sie sich an den jungen Mann, der Tanja täglich besucht und sich aufopfernd um sie gekümmert hatte. Tanja Süss erlaubte sich ein zärtliches Lächeln. »Valentin ist wirklich ein Schatz.
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Zu viel Vertrauen kann gefährlich sein - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 414 –
Zu viel Vertrauen kann gefährlich sein
Wer ist verantwortlich für Tanjas Schicksal?
Patricia Vandenberg
»Ich bin sehr froh, dass wir in der Lage waren, die Ursache für Ihre Erkrankung so schnell herauszufinden«, erklärte Jenny Behnisch ihrer Patientin Tanja Süss mit sichtlicher Erleichterung.
Die scheue junge Frau mit den braunen Rehaugen und dem sanft gewellten Haar lächelte schüchtern, als ihr die Klinikchefin zur Entlassung freundlich die Hand reichte.
»Ich fand es furchtbar, als mein Freund mir sagte, er halte mich für schizophren. Stellen Sie sich vor, er wollte mich direkt in eine Psychiatrische Klinik bringen lassen«, gestand sie leise.
Jenny Behnisch lächelte ihr aufmunternd zu.
»Dank Dr. Norden ist ja noch einmal alles gut gegangen.«
»Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn er nicht kurz vor meinem Besuch den Artikel über Pyrrolurie in diesem medizinischen Fachblatt gelesen hätte. Dann hätte man mich womöglich wirklich in eine Therapie gesteckt und jahrelang dabehalten«, malte sich Tanja ein wahres Horrorszenario aus.
»Daran dürfen Sie jetzt nicht mehr denken. Manchmal muss man auch Glück im Leben haben. Wenn Sie daran denken, täglich die vereinbarte Menge an Vitamin B 6 und Zink einzunehmen, werden Sie ein ganz normales Leben ohne Einschränkung führen«, versprach Jenny Behnisch ihrer Patientin zuversichtlich. »Ich bin mir sicher, wir werden uns erst wiedersehen, wenn Sie Ihr erstes Kind hier zur Welt bringen«, erinnerte sie sich an den jungen Mann, der Tanja täglich besucht und sich aufopfernd um sie gekümmert hatte.
Tanja Süss erlaubte sich ein zärtliches Lächeln.
»Valentin ist wirklich ein Schatz. Er hat sich mehrfach dafür entschuldigt, meine Panikattacken, die Vergesslichkeit und diese Halluzinationen auf eine Geisteskrankheit zurückgeführt zu haben.«
»Sie dürfen ihm das nicht übelnehmen. Auch wir Ärzte hätten Sie zunächst auf diese Symptome hin behandelt und wären sicher nicht so schnell darauf gekommen, dass Sie an einer seltenen Stoffwechselerkrankung leiden«, wiederholte Jenny Behnisch noch einmal mit Nachdruck, um auch das letzte Fünkchen Misstrauen in Tanja zu vertreiben. »Nun muss ich mich aber wirklich beeilen. In wenigen Minuten werde ich zu einer Besprechung erwartet. Alles Gute, Frau Süss.« Mit diesen Worten wandte sich die Klinikchefin endgültig ab und verließ ihre Patientin.
Tanja stand noch ein paar Momente unschlüssig im Zimmer herum und sah sich um, ob sie auch nichts vergessen hatte. Dann griff sie nach ihrer Tasche, die auf dem Bett stand, und verließ den Raum. Doch sie wandte sich nicht etwa in Richtung Ausgang, sondern schlug den entgegengesetzten Weg ein. Wenig später klopfte sie zögernd an eine Tür. Als sie eintrat, erschrak der junge Mann, der im Bett lag und in einer medizinischen Zeitschrift blätterte. Mit einer hastigen Bewegung klappte er das Magazin zu und versuchte, sie vor Tina zu verbergen.
»Wie schön, dass du mich besuchen kommst!«, heuchelte er große Freude.
»Was versteckst du denn da?«, erkundigte sich die junge Frau jedoch neugierig und zog Martin Krauses Hand fort. Interessiert nahm sie das Blatt in die Hand und las den Titel laut vor. »Psychologie heute. Seit wann interessierst du dich denn dafür?«, fragte sie dann mit einem irritierten Blick auf ihren Bekannten.
»Oh, in der Bücherei war gerade nichts anderes zu haben. Da hab ich halt das mitgenommen«, erklärte Martin hastig und wagte es nicht, Tanja in die Augen zu schauen.
Die dachte sich jedoch nichts weiter dabei, blätterte einmal kurz durch die Zeitschrift und legte sie schließlich zurück auf Martins Bettdecke.
»Glücklicherweise bleibt es mir erspart, mich mit diesem Thema weiter beschäftigen zu müssen«, seufzte sie erleichtert und ließ sich auf der Bettkante nieder.
»Eine Stoffwechselerkrankung hat nichts mit Psyche zu tun. Es ist schön, mit dieser Gewissheit nach Hause zu gehen.«
Martin sah sie aufmerksam an.
»Du wirst entlassen?«
»Eigentlich bin ich schon auf dem Sprung nach Hause. Ich wollte nur nicht gehen, ohne mich von dir zu verabschieden.«
»Das ist aber lieb von dir«, lächelte Martin nun ehrlich erfreut und griff nach Tanjas schlanker, zarter Hand. »Im Nachhinein bin ich sehr froh über meinen Autounfall. Wäre der nicht passiert, hätte ich dich niemals kennengelernt.«
»Stimmt«, nickte Tanja versonnen.
»Ich bin auch froh. Allerdings frage ich mich, ob der Preis, den du bezahlen musst, nicht ein bisschen hoch ist. Ich meine, immerhin bist du deinen Job als Paketbote nun los. Wovon willst du jetzt leben?«
»Keine Ahnung. Wenn du noch frei wärest, würde ich glatt bei dir einziehen und mich von dir aushalten lassen«, machte Martin einen Witz, über den Tanja pflichtschuldig lachte.
»Aber erstens bin ich das nicht, und zweitens wärst du da bei mir an der falschen Adresse. Ich mag Menschen nicht, die keinen Ehrgeiz haben.«
»Mein Ehrgeiz würde sich auf den Haushalt konzentrieren. Ich wäre der perfekte Hausmann. Stell dir mal vor: Wenn du von der Arbeit nach Hause kommst, steht das Essen auf dem Tisch, die Wäsche liegt gebügelt im Schrank und die Böden glänzen wie in der Werbung. Während du mir von deinem Arbeitstag erzählst, hänge ich an deinen Lippen und bewundere dich«, spielte er mit seiner Fantasie.
»Eine grauenhafte Vorstellung«, widersprach Tanja jedoch mit einer Energie, die man ihrem sanften Äußeren gar nicht zutraute. »Ich brauche einen Mann, zu dem ich aufblicken kann. Eine Stütze im Leben, eine starke Schulter zum Anlehnen.«
Martin seufzte.
»Ich weiß schon, einen Kerl wie Valentin. Groß gewachsen, gut gebaut, attraktiv und charmant. Ich kann dich ja verstehen, dass du mit mir nichts am Hut hast«, gab er resigniert zurück.
»Das darfst du so nicht sehen«, versuchte Tanja, dem jungen Mann, mit dem sie, während ihres Klinikaufenthalts Freundschaft geschlossen hatte, gut zuzureden. »Wenn Valentin nicht wäre, würde ich mich mit Sicherheit in dich verlieben.«
»Das sagst du jetzt nur so. Was solltest du an mir schon finden?«
Darüber brauchte Tanja nicht lange nachzudenken.
»Also, erstens finde ich dich sehr süß mit deinen blonden Strubbelhaaren und den freundlichen braunen Augen. Du hast einen schönen Mund und ein nettes Lächeln. Außerdem bist du intelligent, warmherzig und hast einen guten Charakter«, zähle sie ungeniert auf.
Martin lächelte verschlagen.
»Soso, du meinst, du hast mich in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft so gut kennengelernt?«, fragte er herausfordernd.
Tanja schenkte ihm einen unsicheren Blick.
»Wie meinst du das?«
Aber Martin winkte nur ab und antwortete nicht.
»Schon gut. Wie geht es bei dir weiter in nächster Zeit? Wann gehst du wieder arbeiten?«, lenkte er die Sprache rasch auf ein anderes Thema.
Ein bekümmerter Ausdruck erschien auf Tanjas Gesicht.
»Wegen der Erbschaft müsste ich ja nicht unbedingt arbeiten. Trotzdem will ich so bald wie möglich wieder im Museum anfangen. Das normale Leben muss weitergehen. Aber ehrlich gesagt habe ich viel Angst davor. Meine Kollegen glauben doch alle, ich bin verrückt.«
»Die Welt ändert sich schnell, und die Menschen vergessen rasch. Wenn es läuft wie früher, wird alles bald wieder beim Alten sein. Du wirst sehen«, versprach Martin und drückte Tanjas Hand.
»Dein Wort in Gottes Ohr«, seufzte sie bedrückt. Eine Weile schwiegen sie beide. Die Zeit des Abschieds war gekommen. Und die Unsicherheit stand zwischen