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Du sprechen Deutsch?: Putschversuch in der Türkei. Eine Türkin gibt nicht auf. Heilung einer verdrängten Liebe
Du sprechen Deutsch?: Putschversuch in der Türkei. Eine Türkin gibt nicht auf. Heilung einer verdrängten Liebe
Du sprechen Deutsch?: Putschversuch in der Türkei. Eine Türkin gibt nicht auf. Heilung einer verdrängten Liebe
Ebook330 pages4 hours

Du sprechen Deutsch?: Putschversuch in der Türkei. Eine Türkin gibt nicht auf. Heilung einer verdrängten Liebe

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About this ebook

Beschreibung
Esma Duran, Lehrerin, entstammt einem wohlhabenden Haus. Ihre Familie besitzt ein größeres Bauunternehmen in Istanbul. Während eine arrangierte Ehe mit dem Lehrer Yasin seinen Lauf nimmt, verliebt sich sein Bruder Haluk in Esma. Alle seine Versuche, Esma für sich zu gewinnen, scheitern, und Esma heiratet Yasin der Familie wegen. Aus dieser Ehe geht daraufhin die Tochter Beren hervor.
Yasin macht Esma klar, dass er sie nie lieben wird und alle ihre Versuche werden abgelehnt. Stattdessen beginnt er sie zu unterdrücken und übt Druck aus, ihren Beruf zu wechseln. Diese Chance nützt Haluk für sich und versucht sie unter allen Umständen zu erobern.
Durch den Putschversuch 2016 in der Türkei geriet die Familie aus den Fugen, weil Yasin seine Existenz verliert. Die Katastrophe erreicht innen, und außerhalb der Ehe ihren Höhepunkt, als Yasin bei einer Demo ums Leben kommt. Aus Verzweiflung wandert Esma mit ihrer Tochter Beren nach Deutschland aus. Esma ist eine Kämpferin und baut sich mit ihrer Tochter ein neues Leben auf.
Im selben Stockwerk ihres Wohnblocks lernt sie ihren struppigen Nachbarn Georg Haselmann kennen. Er ist nach 15 Jahren aus Afrika zurückgekehrt, um sich neue Ziele zu stecken. In all den Jahren hatte er versucht, seine erste Liebe zu vergessen.
Als er Esma begegnet, trifft ihn ein Schock, weil sie äußerlich seiner ersten Liebe wie ein Zwilling ähnelt. Unabsichtlich riss Esma bei Georg vernarbte Wunden auf. Aus Wut darüber schikaniert er sie überall.
Während dieser Zeit lernt Esma den türkischen "Supermann" Mehmet kennen, der all ihre Vorstellung sprengt und sich total in ihm verliebt. Als Georg beide zufällig beobachtet, verändert er sein struppiges Aussehen, um ihren türkischen Freund nachzuahmen.
Inmitten eines heftigen Regensturms ließ Georg eine Unbekannte, tropfnasse Frau ins Auto einsteigen. Es ist Esma. Während des unverhofften Wiedersehens mit der durchnässten Esma verändert er seine Sichtweise. Er erkennt in ihr die perfekte Frau für sich und macht ihr den Hof. Für Esma dagegen ist es ein unvorhergesehenes Spiel, von zwei unterschiedlichen, charakteristischen Männern, begehrt zu werden. Ihre Liebe entscheidet sich für Mehmet, der endlich seine Chance gekommen sieht. Auf einer Feier verstrickt er die Ahnungslose zu einer Verlobung, die dadurch unter Druck geriet. In ihrer aussichtslosen Lage konsultiert sie ihre Eltern, was zu dramatischen Folgen führt.
In Esma erwacht wieder ihr Kampfgeist für ein neues Glück und will um Georg kämpfen. Georg ist unterdessen verzogen und spielt mit dem Gedanken, wieder nach Afrika zurückzukehren. Esma springt über ihren eigenen Schatten und besucht Georg mehrmals, um ihn intensiv für sich zu bitten. Dabei stellen beide fest, dass sie sich innerlich entfernt haben. Wird es Esma gelingen, den enttäuschten Georg zu überzeugen und für sich gewinnen? Oder kehrt er wieder nach Afrika zurück? Denn Kisha wartet dort.
LanguageDeutsch
Publishertredition
Release dateMar 15, 2023
ISBN9783347874565
Du sprechen Deutsch?: Putschversuch in der Türkei. Eine Türkin gibt nicht auf. Heilung einer verdrängten Liebe
Author

Erwin Först

Aufgewachsen bin ich im schönen Franken und habe nach meiner Ausbildung das Technikum in Erlangen besucht. Im Laufe der Zeit begann ich Gedichte und kurze Theaterstücke für Familien-Veranstaltungen zu schreiben. Trotz einiger Talfahrten bin ich ein zum Leben positiv eingestellter Mensch, der gern mit Freunden zusammen ist. 2014 erschien mein erstes Buch: Wein – einmal anders. Es geht darin um einen Mann mit eingefleischten Prinzipien, der seine Idealfrau sucht. Das Zweite: Dich - hat uns der Himmel geschickt, führt in die Welt des Klavierspielens, etwas, was ich liebe und gern erlernt hätte. Im dritten Buch, Du sprechen Deutsch, wird über den Putsch in der Türkei berichtet, und wie er sich auf eine junge Frau ausgewirkt hat. Im Buch, die Mohnblume am Lilienstein, erzählt die Folgen einer Studienreise, verbunden mit einer Sage, über den Schatz am Linienstein. Ich versuche in meinen Büchern Beobachtungen, Eindrücke sowie das Philosophieren mit Freunden, bildhaft in der Romantik darzustellen. Teilweise habe ich einiges persönlich erlebt, die zu Mosaiksteinchen meines Lebens geworden sind. Was wünsche ich mir? Der Leser soll in eine neue Welt, der Möglichkeiten, entführt werden. Mit Spannung zur Entspannung. Bitte besuchen Sie meine Homepage http://www.erwin-foerst.de, und sehen Sie sich das Video an

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    Book preview

    Du sprechen Deutsch? - Erwin Först

    Eine Sehnsucht die nicht vergeht

    15 Jahre in Afrika ließen sich nicht ohne Spuren abschütteln, sowie sein ungepflegter Bart, seine langen Haare und sein Zopf. Georg überkam eine ungekannte Sehnsucht nach seinem alten Leben, je öfter er den Ausspruch hörte: »Du bist nicht in Afrika.« Wie oft war er trübsinnig heimgekehrt und sein einziger Trost war ein kühles Bier im angelaufenen Glas. Das gab es dort nicht. Seit kurzer Zeit war er in Dresden heimisch und arbeitete in einer Firmenfiliale. Dort konnte er durch sein Auftreten und seine praktischen Erfahrungen, einen ins Gewicht fallenden Eindruck bei den Kunden hinterlassen. Daraufhin war sein erster Auftrag eingetrudelt.

    Sie feierten diesen in einer Bierkneipe bei kühlem Bier und Gesprächen. Kaum hatten sich seine Kollegen verabschiedet, schlich sich bei ihm wieder seine alte Sehnsucht nach Afrika ein. In Gedanken daran taumelte er heimwärts. Es dauerte lange, bis er sich zum vierten Stock hochgerangelt, und Mühe hatte, den Schlüssel zum Sperren zu bewegen. Ihm schien, dass das Licht im entscheidenden Moment erlosch, wie die Feuer in Afrika. Es gelang ihm nicht, den Wohnungsschlüssel ins Schloss zu stecken. Vor Wut stieß er gegen die Tür und war müde am Türrahmen zusammengesackt. Esma seine Nachbarin war daraufhin aufgewacht und rannte zum Spion. Sie sah ihren „Garip bir Adam" (ein komischer Mann) gegenüber vor der Tür liegen.

    Esma beobachtete, dass er sich nicht mehr bewegte, und schien zu schlafen. Sachte hatte sie ihre Tür geöffnet, schlich sich zu ihm und rüttelte an seiner Schulter. Ihr fiel auf, dass der Schlüssel in seiner Handfläche lag. Schnappte ihn, sperrte die Tür auf und trat ein paar Schritte hinein. Vergewisserte sich nochmals, dass er schlief, und schlich sich Barfuß in den Flur. Esma brannte darauf, zu sehen, wie „Garip bir Adam" lebte.

    Jahre zuvor begann Esmas Geschichte, 1600 Kilometer Luftlinie von Dresden entfernt, in Istanbul.

    Ein schönes Leben

    Yasin Arslan, war der älteste Sohn einer türkischen Familie, die im Stadtteil Sancaktepe/Istanbul lebten. Sein Vater hieß Furkan, seine Mutter Dafne und sein Bruder Haluk. Im weiteren Verlauf kamen drei Schwestern, Hira, Ela und Nehir hinzu. Der Stadtteil Sancaktepe war an der 11. Stelle der Bevölkerungsdichte, mit einem der niedrigsten Jahreshaushaltseinkommen, im Vergleich zu den übrigen Stadtteilen. Alles was das Herz begehrt war dort zu finden. Nicht weit entfernt befand sich der Ömerli Dam. Eine Stauanlage, die von den türkischen staatlichen Hydraulikwerken am Riva Creek gebaut wurde, um die Stadt mit Leitungswasser zu versorgen. Der Bau begann 1968 und dauerte fünf Jahre, bis man diese Gegend genießen konnte. Er hat eine Fläche von 23 Quadratkilometer, im Vergleich zum Steinhuder Meer in Niedersachsen. Dieses hinreißende Naturgebiet war zum Wandern ideal. Obendrein zur Erholung für Einheimische und Touristen, die mit Bussen dorthin gefahren wurden.

    Seine Eltern hatten einen gutgehenden Metall-Handwerksbetrieb mit zwanzig Mitarbeitern und stellten Metallzäune, Geländer, Dächer usw., her. Das verlangte dahingegen von ihnen streckenweise bis zu sieben Tage in der Woche sich hineinzuknien. Sie kannten nichts Anderes. Die Arbeit und der Erfolg verhalfen der Familie zum Wohlstand.

    Von Anfang an hatte Furkan festgelegt, dass Yasin Lehrer studieren sollte. Seinen Bruder, einem handwerklich begabten Freak, oblag, die Firma zu übernehmen. Die Persönlichkeitsmerkmale zwischen den beiden Brüdern vermochten nicht unterschiedlicher zu sein. Haluk hatte das explosive Auftreten seines Vaters geerbt, das bei ihm oft unberechenbar zutage trat. Yasin dagegen war eine hochstrebende Person, dessen Ausbildung sein Papa gern bezahlt hatte. Denn durch diese sichere Staatsanstellung hatte er in Zukunft keine Sorgen mehr. Dieses hatte das Ansehen der Familie gefördert. Neben seinem Studium übernahm Yasin in der Firma verschiedene Büroarbeiten und sonstige Planungen.

    Die Gegend, die sie bewohnten, war trotz der Stadtlage ländlich, in dem hauptsächlich arme Menschen wohnten. Die restlichen angesiedelten Handwerksbetriebe in diesem Distrikt waren mit Straßen verbunden, die zu wünschen übrigließen. Von dem in der Mitte eines Sterns gelegenen Industriegebiets gelangte man bequem in die anderen Stadtteile. Wegen der gefährlichen Umgebung hatte er um sein ganzes Grundstück eine Mauer mit einem Metallzaun errichtet. Oben darauf einen entlanglaufenden Stacheldraht gezogen. Furkan war ein wohlhabender Geschäftsmann im Mittelstand und hatte sich durch seine Geschäfte einen ehrlichen Namen erworben. Er war mehr wie ein tüchtiger Arbeiter, der täglich bis zu zwölf Stunden arbeitete, zudem stand er seiner Familie vor.

    Furkan hatte eine stattliche Statur mit Bauchansatz, Oberlippenbart und war in seiner Art impulsiv. Seine Kinder gehorchten ihm widerstandslos mit Respekt und es wurde vollzogen, was er gesagt hatte. Niemand hätte seiner Entscheidung widersprochen, denn seine Führung und der Erfolg gaben ihm recht.

    Furkans jüngerer Bruder Yusuf, war wegen eines Familienstreites nach Deutschland ausgewandert. Seitdem hatten sie keinen Kontakt mehr.

    Die Struktur seiner Familie war traditionell, hierarchisch und patriarchalisch gegliedert. Demjenigen, der jeweils höher stand, war man verpflichtet, Respekt, Achtung und Gehorsam zu erwiesen. Der Vater behauptete den obersten Rang und hatte die höchste Autorität in der Familie. Die Mutter spielte in einem „heimlichen Matriarchat" die nächste Rolle und hatte über eine verdeckte Macht bei innerfamiliären Angelegenheiten dekretiert. Yasin, der älteste Sohn, stand an zweiter Stelle dieser Rangordnung. Wenn er nicht da war, übernahm seine Mutter die Verantwortung des Familienvorstandes. Durch seine Handlungsweise gab Haluk zu erkennen, dass er innerlich nicht mit dieser Reihenfolge einvernehmlich war. Er hätte am liebsten den ersten Platz eingenommen. Kräftemäßig stand Yasin ihn weit hinterher.

    Furkans Eltern, die den Betrieb gegründet hatten, waren leider verstorben.

    Zu den Aufgaben des Versorgers in der Türkei gehörte z.B., seine Angehörigen gegen den Einfluss der „fremden Welt" zu schützen, indem er sich eingebracht hatte, sie fester an die traditionellen Normen und Verhaltensweisen zu binden. Furkans Grillfeste, von den Fleischspeisen mit schmackhaften Häppchen, bis zu den Soßen, Salaten und Delikatessen, waren ein Gaumenschmaus. Der ganze Familienclan zog aus der Gemeinschaft persönlichen Nutzen. Entstanden, durch arrangierte Ehen, die für übergeordnete Verbindungen sorgten, und für ihre Lebensstruktur von entscheidender Bedeutung waren. Hira z.B., die älteste Tochter, war mit einem Architektensohn verehelicht, der für die Firma Empfehlungen aussprach. Ela heiratete vor Kurzem einen Großhändler für Obst und Gemüse und hatte auf diese Art eine neue Bereicherung geschaffen. Zusammengenommen trug das zu einer positiven Geschäftsstruktur bei, die jeder zum Weiterleben benötigte.

    Die Hierarchie war demzufolge: Zuerst die Verbindungen, daraufhin die eigene Familie, deren einzelne Personen zum Gehorsam untergeordnet waren. Diese Struktur hatte in der Türkei einen hohen Stellenwert und erstreckte sich dabei ebenso auf entfernte Verwandte. Dadurch war jedes Familienmitglied eng in das familiäre Beziehungsgeflecht eingebunden. Positiv war, dass man füreinander da, und für Schwächere gesorgt hatte. Der Nachteil lag daran, dass sich Angehörige, ja Nachbarn, in die Angelegenheiten einmischten und das Verhalten nach Ermessen „bestraften oder „belohnten.

    Im Durchschnitt waren in der Türkei die Mädchen mit einer Gymnasialoder Hochschulausbildung mit 24 Jahren, in der Unterstufe mindestens fünf Jahre eher verheiratet. Bildungschancen waren in der Türkei vom Einkommen abhängig. Staatliche Schulen waren zwar kostenlos, im Vergleich, nicht mit dem Niveau in Deutschland identisch. Wer es sich leisten konnte, schickte seinen Nachwuchs auf eine Privatschule. Dafür war er angehalten, tief in die Tasche zu greifen. Auf der anderen Seite zwingt das finanziell benachteiligte Eltern, vor allem in der Arbeiterschicht, aufgrund niedriger Löhne und hoher Lebenshaltungskosten, dass beide verpflichtet waren zu arbeiten. Der Vorteil war, dass Kindergärten in der Türkei die notwendigen Rahmenbedingungen anboten.

    Yasin hatte seinen Eltern zu danken, die ihm ermöglichten, dass er studieren durfte. Zu Hause wohnte Yasin mit Nehir, seiner jüngsten Schwester mit 12 Jahren im dritten Stock. Haluk, der seinen festen Wohnbereich in der zweiten Etage hatte, und seine Eltern und das Büro waren unten einquartiert.

    Yasin war 30 Jahre alt und Lehrer an einer staatlichen Schule. Zu diesem Zeitpunkt wurde er durch seine Mutter als Eheanwärter vermittelt. Die Familie der Zukünftigen war ein wohlhabender Familienclan, die in der Baubranche tätig waren. Dies würde einen enormen Schub für das Familienunternehmen bedeuten und für die Braut eine sichere Zukunft. Yasin war zwar eine gefühlsbetonte Lehrperson, der mit Schulkindern gut umgehen vermochte, andererseits zur Entmutigung hinneigte. Yasin fiel es schwer, mit Rückschlägen umzugehen. Das begann bei seiner Erziehung, weil ihn sein Vater zu einer richtigen „Gestandenen Person" speziell für seine Firma heranziehen wollte. Nach nicht langer Zeit sah sein Papa ein, dass er die Söhne dafür tauschen musste.

    Das Vermitteln eines zukünftigen Ehepartners hatte nichts mit Zwangsheirat zu schaffen, sondern war im Sinne der Tradition eine Angelegenheit zwischen Familien, nicht unter zwei Menschen. Das bringt ein türkisches Sprichwort zum Ausdruck: „Eine Frau ohne Mann findet keinen Platz." Das Heiraten gehört derart zum Leben, dass man auf Ehelosigkeit mit Mitleid und Unverständnis reagierte. Die Ehe, der zentrale Wert islamischer Religion, hatte bis in die heutige Zeit nichts an Verbindlichkeit eingebüßt. Der Präsident äußerte einst, dass jede Familie mindestens drei Kinder haben sollte, um die Bevölkerung aufrecht zu erhalten.

    In der Vermittlung von zukünftigen Ehepartnern war es üblich, dass die Brautschau von Yasins Mutter oder durch verwandte Ehefrauen vorgenommen wurde. Alles Darauffolgende, war die Aufgabe seines Vaters, beim Brautvater des Mädchens um die Hand seiner Tochter zu werben. Dabei hatte sich eine Sitte eingebürgert, dass die Brauteltern bis zu dreimal ablehnen konnten. Das sichert die Ehre der Heiratskandidatin, und dass die Braut für ihre Familie wertvoll war.

    Schließlich wurde Esma Duran aus drei weiteren heiratswilligen Kandidatinnen auserkoren. Sie war 26 Jahre alt, ebenfalls Junglehrerin, und ihre Eltern waren in der Baubranche hoch angesiedelt. Ihr Vater hieß Hasan und ihre Mutter Zehra. Zehra war eine elegante, intelligente Frau. Sie hatte Wirtschaft-Wissenschaft studiert und gleich danach in der Firma ihres Mannes das Projektmanagement übernommen. Das hatte sie inne, bis Esma geboren wurde. Ein Jahr nach der Geburt war sie ausgestiegen und kümmerte sich seitdem um ihre Kinder. Sie hatte innerhalb ihrer Firma kontinuierlich eine beratende Funktion.

    Unter Hasans Führung hatte sich seine Firma in der Baubranche fortlaufend erweitert, und war zu einem Großunternehmen herangewachsen. In diesem Stadium erkannte er, dass für ihn eine wirtschaftliche Grenze erreicht war. Seinen Söhnen stand es offen diese nach Belieben weiterzuführen oder auszubauen. Hasan und Zehra beschlossen sich mehr für die Familie einzusetzen, speziell sich um Esma bis zur Hochzeit zu kümmern. Waren sie in den vergangenen Jahren zu Wohlstand gekommen und hatten Zeit dafür.

    Denn ihr Vater war darauf bedacht für eine sichere Zukunft zu planen. Ihre beiden Brüder hatte Hasan nach ihren Fähigkeiten eingesetzt, um sich zu ergänzen. Der eine war in der Planung und der andere in der Bauführung eingesetzt. Ihr Vater hatte darauf geachtet, dass keine Rivalität unter ihnen aufkam. »Das schlimmste wäre, dass wir zwei Chefs in der Firma hätten«, vertrat er seine Meinung. Esma war trotz seiner Söhne sein Liebling. Das hieß nicht, dass er sie verwöhnt hatte, nein, sie war gehalten genauso ihren Teil zu leisten. Hasan bemerkte in ihr einen Kampfesgeist nicht aufzugeben, nach Lösungen zu suchen und mit Liebe zu handeln. Die ersten zwei Arten hatte sie von ihm, das Zärtliche von ihrer Mutter geerbt. Zusätzlich war sie voller Energie und Tatendrang. Das liebte Hasan an Esma. Am liebsten hätte er ihr die Firma übergeben. Esmas Ziel war Lehrerin zu werden, und er wollte sie nicht davon abhalten.

    Seine Frau war zu der gleichen Überzeugung gelangt und hatte aus diesen Gründen, frühzeitig Bewerber für Esma abgewiesen. Ihre berufliche Laufbahn im Lehrerberuf stand am Anfang, da nahm Dafne, Yasins Mutter, mit ihnen Kontakt auf. Beide hatten sich durch geschäftliche Beziehungen kennengelernt und beabsichtigten, ihre Gespräche auf der familiären Ebene zu vertiefen. Das führte zu dem Ergebnis über eine nähere Verbindung, siehe Verehelichung, nachzudenken. Dadurch lernte Dafne Esma kennen und bewertete sie als die ideale Ehehälfte für ihren Sohn. Esma war bescheiden, ebenfalls Lehrer und besaß, was Yasin fehlte, Durchhaltevermögen. In Dafnes Augen war Esma eine hübsche Frau mit der richtigen Energie.

    Das versprach Yasins Eltern eine weitere geschäftliche Verbindung für ihre Firma. Für Dafne sollte sich daraus mehr entwickeln. Sie plante eine Familienverbindung. In dieser Hinsicht hatte sie ihren Sohn Yasin und Esma ins Auge gefasst. Dafne kannte den Unterschied zwischen ihren Söhnen Yasin und Haluk. Dass Yasin eine Partnerin benötigen würde, die seinen Rücken stärkte und ihn von seiner charakteristischen Entmutigung aufzumuntern verstand.

    Sie wusste von sich, wie schwierig es war einen Ausgleich in der Familie zu schaffen. Dass das von einer Ehefrau andauernde innere Stärke abverlangte. Esma war nach ihrer Meinung die Richtige dafür, einen Kompromiss zu finden: Das Eheleben zu gestalten, den Haushalt zu führen und den Familienverband zusammenzuhalten. Aus dieser Beobachtung heraus, gepaart mit ihrer Erfahrung, versuchte Dafne Esma für ihren Sohn zu gewinnen. Dies erforderte viele Vorgespräche mit dem Endergebnis, dass Yasin mit Esma Duran vermählt wurde. Das war nichts Neues, denn der größte Teil der Ehen in der Türkei sind arrangierte Ehen, die zwischen den Müttern entstanden waren.

    Die Familie wartete gespannt auf die Rückkehr von Dafne, wie das Gespräch ausgegangen war, und versammelte sich im Wohnzimmer. Unverzüglich berichtete sie von der getroffenen Vereinbarung. Der nächste Schritt wäre, dass Furkan um die Hand von Esma anhalten müsste. Sie legte die erhaltenen Bilder auf den Tisch und erzählte fortlaufend Positives über Esma. Was sie für eine tolle, hübsche Frau wäre sowie von ihren vielen guten Eigenschaften, die von ihr erzählt wurden.

    Yasin begutachtete eher gelangweilt ihre Fotos und wartete erst ab, bis die Verhandlungen abgeschlossen waren. Für ihn hatte Esma nichts Entscheidendes, was sie von anderen Personen weiblichen Geschlechts abhob. In ihm entwickelte sich eine Antipathie, weil sie denselben Beruf ausgeübt hatte. Yasin hätte es lieber gehabt, dass sie mehr unter ihm angesiedelt und bezaubernder wäre. Er fand an ihr nichts Reizvolles, was ihn bewegte oder sein Herz höherschlagen ließ.

    Beim dritten Versuch war Yasin persönlich dabei und lernte Esma näher kennen. Alles war, wie es seine Mutter beschrieben hatte und Esma verwöhnte ihn durch ihre Aufmerksamkeit. In dieser gepflegten Atmosphäre, in Verbindung mit einem köstlichen Essen, knüpfte die Gesellschaft zu den Vorgesprächen an. Ihre weitere Unterhaltung führte, zu dem Ergebnis Yasin und Esma zu verheiraten.

    Yasin strengte sich in einer eher negativen Art an, in der Hoffnung, dass Esma ihn daraufhin lieber ablehnen würde. Zu seiner Überraschung sagte sie »Ja« und gab ihm ein Pfand für ihr Versprechen mit. Ein besticktes Taschentuch, was nach der Tradition ihre Zustimmung gezeigt hatte. Erst aus diesem Anlass kommen die Väter zusammen, über die finanziellen Leistungen und die Formalitäten der Heirat zu verhandelten. Seine Eltern zahlten dem Elternpaar der Braut, wie es der Brauch verlangte, vor der Verlobung den vereinbarenden Brautpreis.

    Esma war 1,68 Meter, hatte lange, dunkelbraune, ins Schwarze gehende, gelockte Haare, schöne volle Lippen und war von schmaler Statur. Auffällig an ihr waren ihre glanzvollen Augen. Sie war eine normale Türkin und hatte sonst nichts Augenauffälliges, was sie hervorheben würde. Auf keinen Fall war sie langweilig, nein, sie tanzte gern, war vielfältig, temperamentvoll und trieb Sport. Im Beruflichen bewies Esma durch ein hohes Lernpensum, dass sie eine Kämpferin war. Das zeigte sich durch die jährlichen bestandenen Prüfungen. Das für eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts in dieser männlich ausgerichteten Hierarchie außerordentlich war. Die hausfraulichen Fähigkeiten hatte sie von ihrer Mutter erlernt.

    Bei ihrer ersten Unterhaltung musste Yasin erstaunt feststellen, dass Esma wortgewandt war, den Sachverhalt erkannte und sich gesellig gab. Yasin konnte innerlich nicht vertragen, dass sie ihm ebenbürtig war. Es deutete sich für ihn an, dass sie in ihren Gedanken tiefgründiger war wie er. Esma vernahm aus ihrer Beobachtung heraus, und durch die Gespräche mit Yasin eine negative Denkweise, vertraute schließlich ihrer Mutter. Denn sie hatte ihn ausgesucht, weil sie das Beste für sie wollte und stimmte gehorsam zu. Wahrscheinlich lag es an der kurzen Kennenlernzeit, das s er bis dato weder Gefühle noch Interesse an ihrer Person gezeigt hatte. Warum Esma Yasin ihr Wort gab, war, weil sie vor sich einen modernen Partner sah, der sie lieben lernen würde. Ein weiteres entscheidendes Kriterium ihm eine Zusage zu geben entstand daraus, dass sich Yasin fünfzehn Gehminuten von seiner Familie entfernt eine Zwei-Zimmer-Wohnung gemietet hatte. Das zeigte ihr eine gewisse Unabhängigkeit trotz der Familienbande. Yasin erschien in ihren Augen nicht beherrschend zu sein. Nein, im Gegenteil, er war eher ein sensibler, feinfühliger Mensch. Das verhieß Esma einen guten Start und dass ihre Liebe dadurch zu ihm wachsen würde.

    Yasin war ein eher geruhsamer Typ, wie seine Mutter, wogegen Haluk sein Bruder dem Temperament seines Vaters nachging. Er reagierte oft ohne Selbstbeherrschung, zu forsch und überzogen.

    Yasin war 1,75 Meter, sportlich, mit kurzem gepflegten Vollbart. Er fand Esma zwar sympathisch, liebte sie wohl wahr nicht. Die Liebe hieß es, würde mit der Zeit wachsen und beide erfüllen. Demzufolge waren zwei Punkte von grundlegender Bedeutung:

    1. Wirtschaftliche Transaktionen, die mit der Heirat verbunden waren, 2. Eine Heirat mit guten Verbindungen wurde gefördert. So hatten es ihre Eltern abgestimmt und die Familien wohnten wenige Kilometer voneinander entfernt.

    Die Logik der Eheschließung sah demnach folgendermaßen aus:

    1. Eine traditionelle oder arrangierte Ehe,

    2. Kinder zu haben gehört zu einem erfolgreichen Leben.

    3. Liebe zwischen den Ehepartnern und den Kindern

    4. sowie ökonomische Sicherheit und Zusammenhalt

    Haluks Sichtweise

    Nachdem sich die Familien einig waren, luden Hasan und seine Gattin Zehra die ganze Familie Arslan ein. Die Durans hatten ein großzügiges Haus, einen extra Salon zum Essen mit Bedienungspersonal. Kaum hatte Haluk die Empfangshalle betreten, fiel ihm sofort Esmas Ausstrahlung auf. Fasziniert von ihr bestaunte er sie anhaltend und konnte seine Augen nicht von ihr lösen. Wie sie sich bewegte, ihre Freundlichkeit und sog daraufhin jedes Wort von ihr ein. Esma übte auf ihn unabsichtlich eine solche Faszination aus, dass er sich in sie verliebte. Haluk suchte laufend ihre Blicke, in der Hoffnung, dass es Esma bemerken würde.

    Für ihn war alles, was diese Frau verkörperte seinen Vorstellungen einer idealen Frau nahe. Darauf beobachtete er seinen teilnahmslosen Bruder und stellte fest, dass ihm Esma nicht im Geringsten irgendetwas bedeutet hatte. Um sicher zu sein, inspizierten seine Augen gespannt die beiden. Nach kurzer Zeit war er zu der festen Meinung gelangt, Yasin heiratete sie ausschließlich wegen seinen Eltern. Im Anschluss an das Essen vertraten sich alle die Füße und suchten das Gespräch mit verschiedenen Themen im Stehen. Haluk schlich sich zu Esma.

    »Bist du fest in der Schule übernommen worden?« Esma lächelte.

    »Ja, warum?«

    »Wenn ich Kinder hätte, würde ich sie zu dir schicken.«

    »Das ist ein Kompliment. Danke«, und war erfreut.

    »Wirst du nach der Heirat weiterarbeiten?« Esma sah ihn an.

    »Natürlich. Oder ist dir was Anderes bekannt?« Haluk fand ihre Art bezaubernd.

    »Wenn nicht. Was würdest du unternehmen?« Esma horchte auf.

    »Du weißt, wie das ist.« Haluk nickte und drehte sich langsam im Kreis vor ihr.

    »Ein Beispiel: Die Rose steht bei uns für die leidenschaftliche Liebe zu Gott. Als höchste Quelle der Liebe und Geliebtem zugleich. Du kennst ihre Bedeutung. Die Nachtigall steht der Rose gegenüber, sich der Rose nähert und verletzt wird.« Beide sahen sich an.

    »Was willst du damit sagen, Haluk? Das ist nicht gut.«

    »Nenne es, wie du willst. Ich nenne es:

    Gülü seven dikenine katlanýr.

    (Liebt man jemanden, nimmt man die schlechten Eigenschaften des Menschen in Kauf.

    Oder: Wer die Rose liebt, nimmt ihre Dornen in Kauf).«

    Esma war in Angst und Schrecken versetzt und sah ihn an.

    »Haluk! Ich kann mir das nicht weiter anhören. Das ist gegen jede Abmachung«, und versuchte, schleunigst zu gehen. Haluk hielt sie am armgelenkt fest. »Esma! Yasin liebt dich nicht. Damit steht eure Zukunft unter keinen guten Stern. Lehne ihn ab. Es würde dein Unglück bedeuten. Ich kenne meinen Bruder.«

    Esma konnte das nicht dulden und gegen ihre Eltern aufstehen. Das war ausgeschlossen ihre Werte zu verstoßen, und schüttelte mit dem Kopf. »Nein, Haluk. Das ist zu spät. Ich würde alle beschämen und muss gehen«, und eilte davon. Verstört rannte sie in die Küche und musste eiskaltes Wasser trinken. Das trank Esma jeweils, wenn sie durcheinandergeraten war, um ihre Gedanken zu ordnen. »Das, was Haluk sagte, stimmte mit ihrer Beobachtung teilweise überein. Wollte er sie warnen oder durcheinanderbringen, was ihm gelungen war. Ihre Eltern hatten Erfahrung und würden sie mit Yasin nicht unglücklich machen wollen. Denn Geld hatten sie genug. Nein. Sie verwarf das von Haluk Gesagte und Vertraute ihrer Mama.« Von der Küche aus begab sie sich in den Salon, setzte sich neben ihre Mutter und flüsterte. »Mama. Du willst mit Yasin bestimmt mein Gutes?«, und betrachtete sie fragend. Zehra sah, dass Esma beunruhigt war. »Ja, natürlich. Was denkst du denn? Ist was geschehen?«, und beruhigte sie. Esma verneinte es und wollte Haluk nicht mehr in die Augen sehen. Stattdessen konzentrierte sie sich auf Yasin. Yasin machte zwar alles mit, war konträr dazu wie abwesend dabei.

    Drei Tage später, während sie die Schule verließ, passte Haluk sie ab. »Hallo Esma!« Verwundert drehte sie sich um. »Haluk! Was machst du hier?!«

    »Ich möchte mit dir reden. Hast du über unser Gespräch nachgedacht?« »Was soll das Haluk. Du weißt, was unsere Eltern beschlossen haben. Ich werde Yasin heiraten«, betrachtete ihn energisch.

    »Esma! Das ist ein Fehler. Du hast Yasin gesehen, wie er dasaß. Er liebt dich nicht und wird es nie.« Ihre Pupillen bewegten sich hin und her.

    »Woher willst du das wissen? Du bist kein Vorhersager und warum erzählst du mir das? Was soll das Haluk?« Er fasste sie an die Hand. »Ich kenne meinen Bruder. Das ist alles. Esma, ich will nicht, dass du unglücklich wirst.« Esma reichte es und sie zog ihre Hand weg. »Du hast meine Frage nicht beantwortet. Was soll das?« Haluk sah sie tiefgehend an. »Wir kamen zur Feier zu euch. Ich habe dich gesehen und mich verliebt. Ich liebe dich Esma und bin mir sicher, dass ich dich glücklich machen könnte. Das ist die bessere Voraussetzung. Lass uns woanders hingehen und einen richtigen Beginn machen.« Esmas Augen tanzten hin und her und war im Bilde, dass er es ernst meinte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Halse. Das war es. Er liebte sie. Ja, er hatte wieder teilweise recht mit Yasin. Sie stand zwischen zwei Stühlen. Dem Beschluss ihrer Eltern und Haluk, der sie liebte. Für sie war die Entscheidung klar in Bezug auf die Familie und sie musste gehorchen. Sie wollte ihre Familie nicht aufgeben, denn sie liebte alle. Andererseits wollte sie Haluk nicht vor den Kopf stoßen und suchte eine Formulierung. »Danke für deine Aufrichtigkeit. Ich schätze deine Worte und deine Gefühle für mich. Das habe ich nicht gewusst. Es tut mir Leid Haluk, ich werde meine Eltern nicht enttäuschen und sie dadurch verlieren. Vielleicht magst du recht haben. Ich hoffe, dass Yasin mich lieben lernt.«

    Beide standen wortlos da und Haluk sah sie traurig an. »Ich hoffe es für dich und werde warten.« Esma drehte sich, um sofort wegzurennen. »Ich liebe dich Esma! Ich liebe dich!«, rief er ihr nach. Haluk kannte seinen Bruder und was er zu ihm über Esma gesagt hatte. Er ahnte Schlimmes. Er hätte Yasin am

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