Die psychische Partie
Von Joachim Angerer
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Über dieses E-Book
Joachim Angerer
Joachim Angerer ist österreichischer Science-Fiction-Autor. Sein erstes Werk "Becquerelsche Träume" erschien ursprünglich im September 2017. Weitere Werke des Autors sind: "Die maschinellen Technokraten" (Juli 2020), "Gestaltete Wirklichkeit" (Juli 2021) und "Becquerelsche Ränke" (Oktober 2021).
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Buchvorschau
Die psychische Partie - Joachim Angerer
Vorbereitung
Während ihre kajalumrandeten Augen die Kamera ins Visier nahmen, strahlten die gebleichten Zähne Viktoria Hays mit ihrer vergoldeten Perlenkette um die Wette.
»Liebe Freunde des Schachs, bestimmt seid ihr so gespannt wie ich! Willkommen zur diesjährigen Schachweltmeisterschaft!« In enthusiastischer Vorfreude schlug sie die Hände zusammen. »Hier neben mir darf ich euch zudem eine wahre Legende dieses Sports präsentieren: Den 20. unangefochtenen Schachweltmeister, internationalen Topathleten und Champion der Champions, Yuri Urasow, genannt „Der Unbarmherzige"!«
»Vielen Dank für die freundliche Einladung«, kommentierte der ältere Herr neben ihr und verzog knapp die Mundwinkel zu einem leutseligen Lächeln. Sein unscheinbar taubengrauer Anzug verblasste neben dem grellrot leuchtenden Jackett seiner Sitznachbarin. Sein elfenbeinfarbenes Gebiss wurde von Hays perlweißen Zähnen und den geschminkten Hyaluronlippen regelrecht niedergestrahlt.
»Yuri – ich darf dich doch so nennen, nicht wahr?« Mit kalkuliert entwaffnendem Blick ließ sie die künstlichen Wimpern klimpern.
Ihr Sitznachbar räusperte sich. »Nun … bei allem Respekt, aber mir wäre …«
»Wunderbar!«, trällerte Hay. »Nun, mit den Wettbewerbsbedingungen bist du ja sicherlich bestens vertraut, Yuri, oder?«
Säuerlich presste Urasow die Lippen aufeinander. »Ich nehme an, es wird nach wie vor Schach gespielt«
»Aha-ha-ha … Jawohl, da ist er wieder: Yuris berühmt-berüchtigter trockener Humor!« Verschwörerisch zwinkernd stieß sie ihn spielerisch mit dem Ellbogen in die Seite. »Damit hast du auch deine damaligen Gegner reihenweise fertiggemacht, nicht?«
Der angejahrte Weltmeister nahm in seinem Sessel eine betont aufrechte Haltung ein. »Es bestand keinerlei Notwenigkeit, meine Kontrahenten mittels billiger Tricks zu schlagen. Was sie jeweils besiegte, war reines Können.«
»Oh?« Hays grellrote Schlauchbootlippen versuchten, einen Schmollmund zu formen. »Na ja, dein letzter Herausforderer sieht das möglicherweise … ein wenig anders.«
»Nun, Fred Baker sieht so Manches anders. Deshalb scheiterte er in unserem damaligen Match letztlich auch an sich selbst. Wenn Sie darüber mit ihm reden wollen, tun Sie das bitte. Ich allerdings bin ausschließlich hier um über Schach zu sprechen.« Schon spannte er seine Beine an, wie um sich zu erheben. Hays Hand mit signalrot lackierten Fingernägeln legte sich besänftigend auf seinen Unterarm.
»Aber Yuri, nun komm schon: Ich weiß selbstverständlich ebenso wie du, warum du hier bist.« Sie zwinkerte vielsagend, aber ihre Augen besaßen einen kalten Ausdruck. Unwillkürlich dachte Urasow an den Blick einer Kobra. Natürlich wusste die Dame um seine vertraglich bindende Verpflichtung - ihre doppeldeutige Wortwahl verriet es.
Ihre scheinbar versöhnliche Erklärung vorgeblich akzeptierend, starrte der Großmeister stur geradeaus in die große Scheibe des Einwegspiegels vor ihnen. Das fing ja schon gut an! Wie, zum Teufel, sollte er dieses dümmliche und mit Anspielungen gespickte Geschwätz ertragen? Wie beiläufig fixierte Urasow sein Spiegelbild und seufzte innerlich.
Tja, zu der Zeit als sein Haar noch schwarz, und sein Gesicht noch nicht durchfurcht von Falten war, erwies sich seine Stärke im Schachspiel als überragend konkurrenzlos. Doch leider betätigte er sich nicht nur innerhalb dieser Domäne als Spieler – und am Roulettetisch galten nun einmal gänzlich andere Regeln. Einzig Geldmangel zwang ihn, den Job als Kommentator dieser Weltmeisterschaft anzunehmen. Und diese furchtbare Frau neben ihm wusste das.
Ihrem aufgesetzten Dauerlächeln entkam er leider nicht, denn der kaum zwei Meter vor ihnen aufgebaute Einwegspiegel warf es ihm erbarmungslos entgegen. Fast beneidete er die beiden alsbald gegeneinander antretenden Spieler, die auf der Bühne ein Privileg genießen würden: Im Gegensatz zu ihm, durften sie auf der anderen Seite des Spiegels im isolierten Spielerbereich Platz nehmen – weit entfernt von dieser … aufgepimpten Nervensäge.
»Lass uns über das Spiel reden, Yuri«, riss ihn die Stimme der Moderatorin aus seinen Gedanken.
»Das wäre mir ausgesprochen recht.«
»Die Situation ist folgendermaßen.« Hay senkte ihre Stimme und klang mit einem Mal erstaunlich seriös und ernst.
»Die Computer haben Schach gelöst. Es gibt keinen guten Zug mehr, den sie nicht finden, keine Aufgabe, die sie nicht perfekt lösen. Die Anzahl der auf Profiebene noch spielbaren Eröffnungen ist auf ein Minimum reduziert worden. Menschliche Kreativität hat in dem Spiel keinen Platz mehr. Gegen Personen zu spielen, ergibt daher immer weniger Sinn. Nicht einmal zu Trainingszwecken, denn das Spielniveau der Maschinen ist variierbar, sodass jedem Spielstil der ideale technologische Gegner zugewiesen werden kann. Deshalb sank während der letzten Jahre die Zahl der diesen Sport betreibenden Menschen massiv.«
Mit leicht seitlich geneigtem Kopf und geweiteten Augen lauschte Urasow dem Vortrag seiner Sitznachbarin. Er fixierte die wallende blonde Haarpracht, die Hays scheinbar eingestanztes Lächeln umrahmte. Als sie endete, räusperte er sich.
»Nun … man hat Sie gut instruiert. Und ja, ich muss Ihren Ausführungen zustimmen. Ihre Worte sind recht scharf - aber durchaus zutreffend«, sagte er gedehnt.
»Deshalb hast du dich auch aus diesem Sport zurückgezogen, nicht wahr, Yuri? Du hattest schließlich alles erreicht, was ein Mensch in dieser Disziplin noch erreichen konnte.«
»Ja«, dachte er, »das ist eine gute Begründung.« So gut, dass sie auch als „offiziell" taugte.
»Ganz genau. So ist es.« Urasow nickte. »Das Spiel verlor durch den Rückzug rein menschlicher Genialität für mich einfach an … Reiz. Experten vertreten die Auffassung, ich sei wohl der letzte große Schachchampion. Meines Wissens hat sich an dieser Einschätzung bislang nichts geändert.«
Misstrauisch musterte er das weiterhin unaufhörliche Lächeln seiner Sitznachbarin. Es schien sich mit jeder Sekunde zu verstärken – und er vermeinte darin einen unterschwellig hämischen Ausdruck wahrzunehmen.
»Oh, aber wie heißt es doch so schön, Yuri: „The show must go on".« Sie wandte sich von ihm ab und der Kamera zu - Urasow atmete insgeheim erleichtert aus.
»Deshalb kombinieren wir nun das Beste aus beiden Schachdimensionen«, verkündete