Biblische Schöpfungsordnung in der Spannung von Genderideologie und sexueller Vielfalt
()
About this ebook
Read more from Mathias Nell
Leitung im Neuen Testament: Voraussetzungen – Funktionen – Modelle Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related to Biblische Schöpfungsordnung in der Spannung von Genderideologie und sexueller Vielfalt
Titles in the series (2)
Wohin mit dem Kreuz?: Die Bedeutung von Schuld und Sünde für die Evangeliumsverkündigung heute Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBiblische Schöpfungsordnung in der Spannung von Genderideologie und sexueller Vielfalt Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Was sich Gott dabei gedacht hat: Die biblische Basis einer christlichen Sexualethik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSchriftverständnis und die Folgen für die Lebensführung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFrausein zur Ehre Gottes: In jeder Kultur anders? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Jesus-Revolution: Was passiert, wenn wir IHN beim Wort nehmen. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVertrautheit wagen!: Gemeindebau hautnah. Und wie die Kirche sexuelle Vielfalt biblisch integrieren kann. Rating: 5 out of 5 stars5/5Die "Christliche Identität" - formen, bewahren und sprachfähig machen: Eine Einführung in die Systematische Theologie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMit Freuden ernten: Biblisches Saatgut für Zeiten und Prozesse des Übergangs Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUntergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTheologie des Neuen Testament: Studienbuch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTheoLab - Geist. Bibel. Kirche.: Theologie für Nichttheologen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Hermeneutik des Nichtcessationismus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie heute predigen?: Einblicke in die Predigtwerkstatt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Matthäusevangelium aus jüdischer Sicht: Wie wir Jesus besser verstehen lernen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMission Zukunft: Zeigen, was wir lieben: Impulse für eine Kirche mit Vision Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVision und Wirklichkeit: Kirche mit Zukunft - mitten in der Welt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWer fühlt, was er sieht, der tut, was er kann: Ein Plädoyer für mehr Barmherzigkeit Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Liste der Listen zum Buch der Bücher: 133 Mal Lustiges, Skurriles und Interessantes aus der Bibel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschen mit Format: Leiten lernen bei Jesus Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsExponential: Ermutigung für eine Kirche, die wird, was sie ist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsÜberzeugend moderieren: Wie man ansprechend durch Gottesdienste leitet Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEthik III: Die bessere Gerechtigkeit: spezifisch christliche Materialethik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGottes Dienst an uns: Eine Einführung in die Liturgie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeitungsdienst in der Gemeinde: Biblisch-Theologische Reflexionen zu Amt, Charakter und Charisma Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAuf alles Fleisch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPaulus: Gott neu denken Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEhe und Familie: Lernorte des Glaubens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWie will die Bibel verstanden werden? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVon der Illusion zur Wirklichkeit: Hilfestellung und Begleitung für den Ausstieg aus der Pornografie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Römerbrief: anschaulich, verständlich, lebensnah Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeiten lernen wie Paulus: Hineinwachsen in ein Leben, das Kreise zieht Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Christianity For You
Stephen Hawking, das Universum und Gott Rating: 4 out of 5 stars4/5Das Gespräch mit Gott: Beten mit den Psalmen Rating: 3 out of 5 stars3/5glauben-hoffen-singen: Liederbuch der Freikirche der S.-T.-Adventisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer ungezähmte Mann: Auf dem Weg zu einer neuen Männlichkeit Rating: 4 out of 5 stars4/5Die Bibel: Revidierte Einheitsübersetzung 2017. Gesamtausgabe. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsStarke Frauen: Befreiende biblische Perspektiven Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGrundkurs des Glaubens: Einführung in den Begriff des Christentums Rating: 2 out of 5 stars2/5Compendium Wortschatz Deutsch-Deutsch, erweiterte Neuausgabe: 2. erweiterte Neuausgabe Rating: 3 out of 5 stars3/5Die Kinderbibel Rating: 4 out of 5 stars4/5Das Buch Henoch (Die älteste apokalyptische Schrift): Äthiopischer Text Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kraft zu vergeben: Unvergebenheit und Bitterkeit überwinden Rating: 5 out of 5 stars5/5Von der Freiheit eines Christenmenschen: Einer der bedeutendsten Schriften zur Reformationszeit Rating: 4 out of 5 stars4/5Die Freiheit befreien: Glaube und Politik im dritten Jahrtausend Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNachfolge Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Heilige Gral und Sexualmagie: Die Geheimlehre des Gral Rating: 5 out of 5 stars5/5Die Bibel: Martin Luther Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWozu Glaube, wenn es Wissenschaft gibt? Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsHeilsame Worte: Gebete für ein ganzes Leben Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Vaterunser: Ein Gebet für alle Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPardon, ich bin Christ: Neu übersetzt zum 50. Todestag von C. S. Lewis Rating: 5 out of 5 stars5/5Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Schlunz Rating: 5 out of 5 stars5/5Effektives Bibelstudium: Die Bibel verstehen und auslegen Rating: 3 out of 5 stars3/5Die globale sexuelle Revolution: Zerstörung der Freiheit im Namen der Freiheit Rating: 3 out of 5 stars3/5Taufvorbereitung und Taufgespräch: Ein Leitfaden für Eltern und Seelsorger Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBerufung: Eine neue Sicht für unsere Arbeit Rating: 4 out of 5 stars4/5Ruhe. Arbeit. Ewigkeit.: Der göttliche Rhythmus von Ruhe und Arbeit für dein Leben Rating: 5 out of 5 stars5/5Die "Christliche Identität" - formen, bewahren und sprachfähig machen: Eine Einführung in die Systematische Theologie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Rebell - Martin Luther und die Reformation: Ein SPIEGEL E-Book Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Biblische Schöpfungsordnung in der Spannung von Genderideologie und sexueller Vielfalt
0 ratings0 reviews
Book preview
Biblische Schöpfungsordnung in der Spannung von Genderideologie und sexueller Vielfalt - Mathias Nell
Vorwort
Das Thema „Transgender" steht in den letzten Jahren vermehrt auf der politischen und gesellschaftlichen Agenda und wird kontrovers diskutiert. Einerseits geht es um Betroffene, die sich auf einer ganz persönlichen Ebene mit der Frage ihrer Identität auseinandersetzen. Auf der anderen Seite wird das Thema von weltanschaulichen Strömungen aufgegriffen und als Teilaspekt einer viel grundlegenderen gesellschaftspolitischen Neukonstruktion behandelt. Es treffen in der entsprechenden Debatte daher zutiefst persönliche, individuelle Herausforderungen auf gesellschaftspolitische Motive, wobei es nicht immer leicht ist, diese unterschiedlichen Sphären sauber auseinander zu halten.
Was konstituiert Geschlecht? Geht es dabei lediglich um gesellschaftliche Konstruktionen oder haben wir es mit biologischen Fakten zu tun, die letztlich nicht hintergehbar sind? Gibt es zwischen beiden Polen auch Graubereiche? Ist das biologische Geschlecht Gabe und Aufgabe des Schöpfers an den Menschen oder erst in zweiter Linie ausschlaggebend für die Identität des Einzelnen? Was bis vor wenigen Jahren noch als klar, eindeutig und gesetzt erschien, ist heute alles andere als sicher. Was also sind die Grundlagen, um eine begründete Antwort geben zu können? Welche Rolle spielen die Aussagen der Heiligen Schrift und äußert sie sich überhaupt dazu? Gibt es neue medizinische Erkenntnisse, die bisheriges Wissen mit Recht in Frage stellen? Welche weltanschaulichen Motive beeinflussen uns bei der Wahrnehmung und Deutung von Fakten? Diese drei Ebenen, die systematisch-theologische, die humanmedizinische und die gesellschaftspoltische bilden die Grundlage der Artikel dieses Bandes.
Es schließt sich die Veröffentlichung des Präsidiums des BFP zum Thema „Transgender" an, die auf den Ergebnissen einer eingehenden Erörterung der genannten Ebenen aufbaut. In ihrem Mittelpunkt steht die pastorale Handreichung, die das Ziel verfolgt, Seelsorgern zu helfen, persönlich Betroffene bestmöglich und verantwortlich zu begleiten und dabei zugleich die ekklesiologischen Rahmenbedingungen im Auge zu behalten.
Dr. Bernhard Olpen
Leiter des Theologischen Ausschusses
A Eine biblisch-exegetische Studie über Vorkommen, Bedeutung und Umgang des Transgender-Phänomens in der Bibel
Mathias Nell, M. Th.
I Hinführung und Leseorientierung
Zur Erhebung eines Befundes darüber, wo und wie in der Bibel das Phänomen der Transgeschlechtlichkeit bzw. Transgender berührt wird, sollen folgende Definitionen nach Kessler¹ zu Grunde liegen:
• Transgeschlechtlichkeit entspricht der medizinischen Bezeichnung Transsexualität, welche von Betroffenen jedoch meist abgelehnt wird. Denn es geht im Kern „nicht um ein Problem bei der Sexualität, sondern um die Geschlechtsidentität, da die betroffenen Personen sich nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren können. Das äußerlich faktische, körperliche Erscheinungsbild weicht also „vom inneren Empfinden ab.
• Transgender meint die sozialen Aspekte der Transgeschlechtlichkeit.
• Intergeschlechtlichkeit entspricht der medizinischen Bezeichnung Intersexualität, welche von Betroffenen ebenfalls meist abgelehnt wird. Denn auch hier geht es in erster Linie nicht um Sexualität an sich, sondern um Geschlechtlichkeit, die in diesem Fall uneindeutig ist. Dabei wird unterschieden zwischen „zwischen offensichtlich so Geborenen und verborgener Intersexualität. Letzterer Typ wird manchmal auch von transgeschlechtlich empfindenden Personen beansprucht, die die Kategorien „Mann und Frau
gänzlich ablehnen.
Die Bibel behandelt auf den ersten Blick diese (modern benannten) Phänomene an keiner Stelle, zumindest nicht innerhalb eigener und entsprechend abgegrenzter Themengebiete. Es gibt jedoch einige wenige Stellen, an denen diese Phänomene in übergeordneten Zusammenhängen berührt sind oder berührt sein könnten. Dabei handelt es sich bei allen Stellen um solche, die im Selbstanspruch der Texte einen Umgang von Gott her regeln bzw. im Letzten aus Gottes Perspektive darüber berichten oder werten.² Im Folgenden sollen diese Stellen genauer auf unsere Fragestellung hin untersucht werden: Wo und wie wird in der Bibel das Phänomen der Transgeschlechtlichkeit bzw. Transgender berührt?
Dazu werden zunächst Texte des Alten Testaments (1) konsultiert, erstens über etwaigen Transvestismus in 5Mo 22,5 (1.1), zweitens über Eunuchen in 3Mo 22,24f, 5Mo 23,2 und Jes 56,4f (1.2). Daraufhin folgt ein Durchgang der relevanten Texte im Neuen Testament (2): In Mt 19,12 begegnet eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Intersexualität sowie erneut der Eunuchie ebenso wie letzteres in Apg 8,26-40 (2.1). In 1Kor 6,9 und 1Kor 11,4.7.14f folgt erneut eine Untersuchung auf vermuteten Transvestismus (2.2). Im Anschluss erfolgt als Hintergrundperspektive ein Aufzeigen der biblischen, komplementär-polaren Geschlechterordnung (3). Abschließend folgen eine Verortung des Arbeitsprozesses sowie eine Zusammenfassung für den weiteren Diskurs (4).
Ein Wort zur Leseorientierung: Die Fragestellung, wo und wie in der Bibel das Phänomen der Transgeschlechtlichkeit bzw. Transgender berührt wird, lässt sich bei engem Fokus auf diese Fragestellung rasch beantworten. Deswegen wird in diesem Beitrag der Fließtext – dem in einer wissenschaftlichen Arbeit stets das Hauptthema vorbehalten sein sollte – exklusiv eben diese Fragestellung im engeren Sinn behandeln und daher vergleichsweise prägnant ausfallen. Der Vergleichspunkt ist hierbei der Fußnotentext der vorliegenden Studie. Denn dieser fällt im Verhältnis zum Fließtext deutlich größer aus als üblich und als für die Beantwortung der eigentlichen Fragestellung nötig. Zwar gehört zu jeder wissenschaftlichen Arbeit ein Fußnotentext, worin zur Beantwortung der Hauptfragestellung (weitere) Fragen und Argumente eingebracht und diskutiert sowie Quellenverweise aufgezeigt werden. Für diese Studie sollen jedoch zusätzlich auch Fragestellungen und Themen in die Fußnoten eingebracht und andiskutiert werden, die den Bereich der unmittelbaren Fragestellung verlassen, jedoch für das weitere Themenfeld von Sexualität und Sexualethik aus biblischer Perspektive hilfreich sein können.
II Altes Testament
1 Transvestismus in 5. Mose 22,5?
Als einzig wirklicher und daher prominenter Beleg aus dem Alten Testament gilt 5Mo 22,5: „Eine Frau soll keine Männersachen tragen, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen, denn der HERR, dein Gott, verabscheut jeden, der dies tut."³ Während manche hier primär Transvestismus adressiert sehen,⁴ also die „Annahme der Rolle des anderen Geschlechts mittels Kleidung, Schminke, Gestik u. Ä.⁵, scheint der Text doch eher Dahinterliegendes anzusprechen: Es wird um Vorbeugung von homosexuellem Verkehr gehen, der „auch nicht auf diese Weise erschlichen werden
sollte.⁶ Dafür spricht auch, dass der Text in 5Mo 22,1-12 als eine Sammlung von Übergangsparagraphen zu verstehen sein wird, denn:⁷
Der Textabschnitt Dtn 22,5-12 liegt innerhalb der Einzelbestimmungen des Deuteronomiums, welche sich von Kapitel 12-26 erstrecken.⁸ Offensichtlich folgt die Auflistung dieser Einzelbestimmungen systematisch der Reihenfolge des Dekalogs (5,6-21), wodurch sich von einer Gesetzessystematik mit dekalogischer Makrostruktur im Deuteronomium sprechen lässt.⁹ Übereinstimmend wird dabei der Text ab 19,1 dem sechsten Gebot zugeordnet und somit dem Gebot zum Schutz des Lebens unterstellt. Unklar ist die Abgrenzung dieses Abschnitts nach hinten. Kaufman (1979, 105ff) sieht die Ausführungen zum siebten Gebot mit 22,9 begonnen, während Braulik (1988, 231ff) den Schnitt erst bei 22,13 ansetzt und dabei 22,1–12 komplett als Übergangsparagraph wertet. Tatsächlich sind die Verse 22,5-12 am treffendsten als Übergangsparagraphen zu bezeichnen, da überlappend sowohl das vorausgehende sechste Dekaloggebot (22,6f.8), das nachfolgende siebte Dekaloggebot (22,5[.9-12]) sowie das alles überragende und zugrunde liegende erste Gebot (22,5[.6f].9-12) aufgegriffen und ausgeführt werden […].¹⁰
Daher wird 5Mo 22,5 im übergeordneten Zusammenhang des siebten Gebotes zum Schutz der ehelichen Treue zu verstehen sein. Im Blick auf das im Vers verbotene Verhalten mag es vordergründig zwar um Transvestismus gehen,¹¹ es wird jedoch auf homosexuellen Verkehr abzielen. Ein möglicherweise dahinter liegendes homosexuelles oder transgeschlechtliches Empfinden, das sich transgender¹² auszudrücken sucht, wird nicht thematisiert. Abschließend sei noch darauf verwiesen, dass der in 5Mo 22,5 beschriebene Fall von der Basis zweier eindeutig vorausgesetzter Geschlechter, Mann und Frau, handelt.
2 Über Eunuchen: 3. Mose 22,24f, 5. Mose 23,2 und Jesaja 56,4f
Zwar begegnen immer wieder Eunuchen im Alten Testament,¹³ jedoch sind die Belege entweder zu deutungsoffen oder für unsere Fragestellung nicht brauchbar.¹⁴ So ist Kastration in Israel nach 3Mo 22,24f¹⁵ generell verboten, nach 5Mo 23,2¹⁶ sind Eunuchen aus der gottesdienstlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. (Prophetische) Aufbrüche zur vollumfänglichen Akzeptanz geschehen allerdings schon innerhalb des Alten Testaments:
Denn so spricht der HERR: Den Eunuchen, die meine Sabbate halten und wählen, woran ich Gefallen habe, und die an meinem Bund festhalten, ihnen gebe ich in meinem Haus und in meinen Mauern Denkmal und Name, was mehr ist als Söhne und als Töchter. Einen ewigen Namen werde ich ihnen geben, der nicht getilgt wird. (Jes 56,4-5)
Soviel lässt sich auf jeden Fall sagen: Ein Bezug zur Transgeschlechtlichkeit oder gar zum Phänomen Transgender lässt sich im Blick auf Eunuchen im Alten Testament nicht herstellen.
III Neues Testament
1 Über Eunuchen und Intersexuelle: Mt 19,12 und Apg 8,26-40
Auch im Neuen Testament begegnen der Sache nach Eunuchen, auch wenn diese – je nach Bibelübersetzung – nicht immer als solche erkennbar werden. Eine unmittelbare Ansprache durch Jesus findet sich in Mt 19,12: „Ja, es gibt Eunuchen, die von Geburt an so waren, und es gibt Eunuchen, die von Menschen zu solchen gemacht wurden, und es gibt Eunuchen, die sich um des Himmelreiches willen selbst zu solchen gemacht haben. Wer das fassen kann, fasse es!" Hier spricht der Text
über drei verschiedene Typen von Eunuchen: Da sind erstens diejenigen, die bereits so geboren wurden (Intersexuelle), zweitens solche Menschen, die dazu gemacht wurden (Kastrierte), und drittens solche, die für Gottes Reich zölibatär leben. Den Zusammenhang des Textes bildet eine Diskussion über die Ehe, in der Jesus einen Fragesteller daran erinnert, dass wir als „Mann und Frau" in das Ebenbild Gottes geschaffen sind. Der Abschnitt ist ein Beispiel dafür, wie Jesus das göttliche Ordnungsmuster bestätigt und zugleich in unserem Denken Raum für Menschen und Situationen schafft, die nicht eindeutig in dieses Muster hineinpassen.¹⁷
Maier bringt die heilsgeschichtlichen Implikationen noch deutlicher auf den Punkt: In allen Fällen wird „für die Heilszeit die Verheißung ausgesprochen, dass die Verschnittenen […] in Gottes Haus eine Heimat finden sollen, wenn sie Gottes Willen tun. Der Ausschluss von 5Mo 23,2 wird damit aufgehoben."¹⁸
Gemeinsam ist den ersten beiden Gruppen, dass es sich bei ihnen um „Menschen ohne Zeugungskraft"¹⁹ handelt und zwar in beiden Fällen unfreiwillig (wofür im zweiten Fall der Duktus der Aussage spricht).²⁰ Für unser Thema rückt jedoch nur die erste Gruppe in den Blick, für die im Zitat oben bereits der Begriff der Intersexualität eingebracht wurde. Denn je nach Ausprägung und Art einer angeborenen Intersexualität²¹ könnte sich diese – besonders, sollte es sich um verborgene Intersexualität handeln – in einem transsexuellen bzw. transgender Empfinden und Verhalten äußern bzw. von außen als transgender wahrgenommen werden.²² Daher sollte Transgeschlechtlichkeit hier in zweiter Reihe mit bedacht werden.
Für die Deutung des Abschnitts bleibt noch festzuhalten, dass Jesus die drei Gruppen anführt, um wesentliche Gründe für Eheunfähigkeit bzw. „Eheuntauglichkeit"²³ zu benennen,²⁴ wodurch zugleich auf die Grundsätzlichkeit und Normalität ausgelebter Sexualität innerhalb der Ehe von in ihren körperlichen Voraussetzungen ehefähigen Männern und Frauen verwiesen ist.²⁵
Eine praktisch greifbare Erfüllung des Prophetenwortes aus Jes 56,4f wird in Apg 8,26-40 in der Taufe des nubischen Eunuchen²⁶ (die ausdrückliche Benennung geschieht in Vers 27²⁷) durch Philippus berichtet.²⁸
Philippus’