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Abenteuer High School: Der Ratgeber für ein High-School-Jahr weltweit
Abenteuer High School: Der Ratgeber für ein High-School-Jahr weltweit
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Abenteuer High School: Der Ratgeber für ein High-School-Jahr weltweit

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About this ebook

Immer mehr junge Menschen zieht es während ihrer Schulzeit für einen Zeitraum von drei Monaten oder einem Jahr in ein fremdes Land. In vielen Fällen wechseln die Jugendlichen sogar den Kontinent, um eine neue Sprache, Kultur und Menschen anderer Nationen kennen zu lernen. Dieser Schritt stellt eine große persönliche Herausforderung dar und sollte sorgfältig geplant werden.
Austauschschüler berichten in diesem Buch über ihre Erlebnisse aus den verschiedensten Regionen der Welt. Zudem bietet "Abenteuer High School" einen guten Überblick über Ansprechpartner, Bewerbungsvoraussetzungen und -fristen der einzelnen Anbieter. Allgemeine Hinweise zu Förderungsmöglichkeiten, Kosten und wichtigen Adressen dienen als weitere Hilfestellung und erleichtern die Planung und Durchführung des Aufenthaltes für die Schüler wie auch für die Eltern.
LanguageDeutsch
PublisherMANA-Verlag
Release dateMar 26, 2015
ISBN9783955030216
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    Book preview

    Abenteuer High School - Jack Harte

    1 Vorbereitung und Voraussetzungen

    1.1 Entscheidung für ein Auslandsschuljahr

    Auslandserfahrungen spielen heutzutage eine große Rolle. Sie werden nicht nur von Arbeitgebern häufig vorausgesetzt, sondern helfen auch, sich in unserer globalisierten Welt besser zurechtzufinden. Wer sich schon einmal fernab der Heimat auf fremde Kulturen eingelassen hat, wird flexibler und kann mit neuen Situationen und Herausforderungen besser umgehen. Je früher man diese Erfahrungen sammelt, umso wirkungsvoller sind sie. Besonders in jungen Jahren, wenn die Persönlichkeit noch nicht vollständig geformt ist, sind Begegnungen mit fremden Kulturen, mit anderen Ansichten und Lebensweisen sehr wichtig. Dass viele Eltern und Pädagogen dies erkannt haben, zeigt der Trend zum Auslandsschuljahr, das viele Jugendliche absolvieren.

    Weitere Vorteile sind natürlich die Sprachkenntnisse, die man vor Ort erwirbt bzw. vertieft, und die wertvollen Erfahrungen, die man mit Land und Leuten macht. Man findet neue Freunde, wird mit unvergesslichen Erlebnissen belohnt, und das Gefühl, ein Jahr lang (fast) ganz auf sich allein gestellt – fern der Heimat – zurechtgekommen zu sein, ist unbezahlbar. Das fördert nicht nur die Selbständigkeit, sondern auch das Selbstbewusstsein.

    Ein Auslandsaufenthalt kann aber auch mit einem Nachteil verknüpft sein: Wenn man Freunde und Familie so lange nicht sieht und die vertraute Umgebung vermisst, kann schnell Heimweh aufkommen. Zusätzlich muss man sich in eine fremde Familie mit anderen Gewohnheiten integrieren, in einer neuen Schule zurechtfinden und an eine fremde Kultur anpassen. Traut ihr euch das zu? Wäret ihr zudem bereit, gegebenenfalls auf gewohnte Luxusgüter zu verzichten? Schließlich stellt sich erst sehr spät heraus, mit welchen Lebensumständen ihr euch arrangieren müsst. Wollt ihr euch auf das Abenteuer einlassen, in einer turbulenten Großstadt oder in einer ländlichen, sehr einsamen Gegend zu wohnen?

    Da ihr wahrscheinlich noch nie zuvor eine so lange Zeit im Ausland verbracht habt, ist es ganz normal, wenn ihr euch nicht sicher seid, ob ihr einen solchen Aufenthalt meistern könnt. Grundsätzlich solltet ihr es euch aber schon zutrauen, euch in einer völlig ungewohnten Umgebung einzugewöhnen und in einem fremden Land für einen längeren Zeitraum zu leben. Auf jeden Fall solltet ihr selbst davon überzeugt sein, dass ihr dieses Schuljahr absolvieren möchtet. Wenn ihr dagegen nur euren Eltern einen Gefallen tun wollt oder dem allgemeinen Trend bzw. euren Freunden folgt, ist das Vorhaben mit großer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt. Hört also während des Entscheidungs- und Bewerbungsprozesses in euch hinein: Was für ein Gefühl habt ihr? Natürlich wird jeder auch ab und zu einmal zweifeln, aber das Grundgefühl sollte positiv sein. Von Seiten eurer Organisation sollte auch ein persönliches Gespräch angeboten werden, in dem eure Motivation und persönliche Eignung überprüft werden kann.

    Einen anderen Vorbehalt gegen einen High-School-Aufenthalt können die relativ hohen Kosten darstellen. Doch da, wie schon erwähnt, ein Auslandsaufenthalt und der damit verbundene Erwerb bzw. die Vertiefung von Sprachkenntnissen später häufig die Chancen auf eine Arbeitsstelle erhöhen und außerdem wesentlich zur Erweiterung des eigenen Horizonts beitragen, ist dies auch als eine Art Investition in die eigene Zukunft zu sehen – bzw. für die Eltern, die den Aufenthalt in der Regel bezahlen, in die ihres Kindes. Und möglicherweise kann man sich ja auch für ein Stipendium qualifizieren (mehr dazu unter »Finanzierung und Fördermöglichkeiten«, Kapitel 2.9).

    Wie verhält es sich aber, wenn man selbst gern ein Auslandsschuljahr absolvieren möchte, aber mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat? In diesem Fall sollte die ausgewählte Organisation, bei der man sich bewirbt, unbedingt so früh wie möglich über das Ausmaß der Krankheit sowie über Risiken und Einschränkungen informiert werden. Weiß die Organisation nicht Bescheid und es treten während eures Aufenthaltes Probleme auf, die durch eure Krankheit bedingt sind, kann das schwerwiegende Konsequenzen für euch und eure Eltern haben, vor allem in finanzieller Hinsicht.

    1.2 Wahl des Landes

    Habt ihr euch schließlich für ein Auslandsschuljahr entschieden, bleibt immer noch die Qual der Wahl: Wo soll es hingehen? Vielleicht habt ihr ja schon ein Lieblingsland, in das ihr unbedingt reisen möchtet. Möglicherweise, weil jemand aus eurem Bekanntenkreis schon dort war und von dem Land geschwärmt hat. Oder ein Land, das euch schon seit langem fasziniert – aufgrund seiner Kultur, Geschichte oder landschaftlichen Schönheit. Auch die Sprache des Landes kann ein Auswahlkriterium sein, schließlich werden sich eure Sprachkenntnisse durch den Auslandsaufenthalt ganz erheblich verbessern.

    Viele Jugendliche zieht es in die USA, aber es gibt zahlreiche Alternativen. Zunächst einmal solltet ihr entscheiden, welche Sprache euch interessiert. Eher eine der Weltsprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch? Oder eher etwas Exotisches wie zum Beispiel Japanisch oder Chinesisch? Die zuerst genannten Sprachen haben den Vorteil, dass sie leichter zu lernen und meist schon Grundkenntnisse vorhanden sind. Außerdem sind sie später universeller einsetzbar. Auf ausgefallene Sprachen trifft dies nicht zu, was aber vielleicht gerade den Reiz ausmacht, sie zu erlernen. Und besonders im späteren Arbeitsleben kann es heutzutage von großem Vorteil sein, chinesische Grundkenntnisse vorweisen zu können.

    Die Entscheidung für ein Land hängt zudem davon ab, wie weit ihr von zu Hause entfernt sein möchtet. Ein europäisches Land liegt natürlich näher als beispielsweise Südafrika oder gar Australien. So ist man innerhalb Europas im Notfall doch relativ schnell wieder zu Hause. Außerdem benötigt man für einen Aufenthalt in einem anderen europäischen Land normalerweise kein Visum (siehe Kap. 2.5) und die Kosten für die An- und Abreise sind geringer als bei Aufenthalten in Übersee.

    Bei manchen Sprachen stehen natürlich verschiedene Länder zur Auswahl. Euer Englisch könnt ihr sowohl in Großbritannien als auch in Übersee verbessern, Französisch wird nicht nur in Frankreich, sondern beispielsweise auch in Kanada gesprochen und Spanisch kann man auch in Südamerika lernen. Eine skandinavische oder asiatische Sprache wird dagegen kaum jenseits der Grenzen eines bestimmten Landes gesprochen.

    Schließlich solltet ihr euch überlegen, wie groß die Kulturunterschiede ausfallen „dürfen" und welchen Herausforderungen ihr euch stellen wollt. Das Leben in einem europäischen Land wirkt wahrscheinlich vertrauter als in einem Staat in Übersee wie Kanada, Australien, Neuseeland oder den USA. Noch größer dürften euch die Kulturunterschiede in Südamerika, Afrika oder Asien erscheinen. Dort werdet ihr allein schon durch euer Aussehen auffallen. Je größer die kulturellen Unterschiede sind, desto toleranter und anpassungsfähiger solltet ihr sein.

    Dieser Dinge solltet ihr euch bei der Landeswahl bewusst sein. Und egal, ob ihr euch eigentlich schon entschieden habt oder noch zögert – informiert euch ausführlich. Ihr solltet euch auch überlegen, ob und welche Alternativen in Frage kommen, da es unter Umständen nur eine begrenzte Anzahl an Programmplätzen für das Land eurer Wahl gibt. Am besten lest ihr nicht nur Reiseführer und Infobroschüren, sondern sprecht auch mit ehemaligen Austauschschülern, die euch von ihren persönlichen Erfahrungen berichten können. Es schadet ebenfalls nicht, sich in Internetforen umzusehen und auszutauschen. Einige haben wir im Anhang im Kapitel 6.2 aufgeführt.

    Informationen und Erfahrungsberichte zu den beliebtesten Austauschländern findet ihr im Kapitel 5.

    1.3 Wahl des Anbieters

    Zunächst einmal solltet ihr euch verschiedene Organisationen ansehen. Auch wenn euch von Bekannten oder Freunden, die bereits ein Auslandsschuljahr absolviert haben, ein bestimmter Anbieter empfohlen oder von einem vehement abgeraten wird, lohnt es sich, verschiedene Angebote zu vergleichen. Darüber hinaus sind Erfahrungsberichte – nicht nur von Personen, die ihr kennt – enorm wichtig für den Entscheidungsfindungsprozess. Informiert euch also bei so vielen ehemaligen Austauschschülern wie nur möglich persönlich, in Internetforen oder auch in diesem Buch. Denn eines unserer wichtigsten Anliegen ist es, euch die Erfahrungen ehemaliger Austauschschüler näher zu bringen.

    Es ist ratsam, sich bei mehreren Organisationen zu bewerben, da man nicht damit rechnen kann, gleich bei der ersten angenommen zu werden. Wählt man ein ausländisches Unternehmen, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dieses nicht der deutschen Gesetzgebung unterliegt und bei Verstößen gegen vertragliche Vereinbarungen nur schwer zu belangen ist.

    Bevor ihr nun aber wahllos Prospekte anfordert oder sogar Anträge ausfüllt, überlegt zunächst, was ihr wirklich wollt. Am besten bezieht ihr natürlich eure Eltern von Anfang an mit ein, damit es später kein »böses Erwachen« auf einer oder gar beiden Seiten gibt. Denn ihre Vorstellungen müssen sich nicht unbedingt mit euren decken. Außerdem sind sie letztendlich diejenigen, die alles finanzieren.

    Je konkreter eure Wünsche sind, umso stärker lässt sich die Auswahl an Anbietern einschränken. Das kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein, denn möglicherweise bekommt ihr nicht genau das, was ihr euch vorgestellt habt. Entsprechend euren Wünschen könnt ihr alle Organisationen herausfiltern, die die favorisierte Sprache oder eurer Zielland anbieten. Natürlich wird es sehr viel mehr Anbieter für die USA als beispielsweise für Argentinien geben. Schaut euch die Homepages der Organisationen an oder besucht, wenn möglich, das Büro direkt vor Ort.

    Dies kann übrigens schon eine entscheidende Rolle für die Auswahl eines bestimmten Anbieters spielen: Befindet sich dieser in der Nähe eures Wohnortes und ist dadurch leicht persönlich erreichbar? Manchmal ist in diesem Zusammenhang auch die Größe des Unternehmens ausschlaggebend: Eine kleinere Organisation wirkt vielleicht familiärer und kann eine individuellere Betreuung bieten, da weniger Jugendliche an den Programmen teilnehmen. Eine größere verfügt dagegen möglicherweise über mehr Erfahrung, ist preisgünstiger und in mehreren Städten vertreten. Doch all dies lässt sich nicht pauschalisieren und gerade euren Eltern kann es wichtig sein, welche Erfahrungen das Unternehmen besitzt, seit wann es zum Beispiel schon bestimmte Aufenthalte organisiert und mit welchen Partnern es zusammenarbeitet.

    Zusätzlich kann man sich zwischen kommerziellen und gemeinnützigen Anbietern entscheiden. Letztere arbeiten zwar nicht gewinnorientiert, aber auch nicht unentgeltlich, obwohl sie viele ehrenamtliche Mitarbeiter beschäftigen, die meist selbst Erfahrungen bei Auslandsaufenthalten gesammelt haben. Diese Organisationen legen verstärkt Wert auf den kulturellen Austausch. Die kommerziellen Anbieter setzen dagegen mehr auf den Spracherwerb und darauf, dass so ein Aufenthalt auch Spaß macht.

    Preislich unterscheiden sich die kommerziellen und die gemeinnützigen Anbieter jedoch nicht voneinander. Welche Organisationsform »besser« ist, lässt sich daher nicht pauschal beantworten. Am besten verschafft ihr euch bei den Anbietern selbst einen Eindruck.

    Nachdem ihr euch verschiedene Homepages und Informationsbroschüren angesehen habt, kennt ihr schon einmal die Fakten und wisst, was die Programme kosten und was die Organisationen dafür bieten. Einen Überblick könnt ihr euch auch im Kapitel »Veranstalter« verschaffen, wo sich einige Anbieter vorstellen. Normalerweise sollten bei allen Organisationen Unterkunft, Vollverpflegung sowie Unterrichts- und Einschreibegebühren im Grundpreis enthalten sein. Auch eine Betreuung vor Ort sollte gewährleistet sein. Viele Organisationen verfügen sogar über eine kostenlose 24-Stunden-Notfall-Hotline.

    Entdeckt ihr einen besonders günstigen Anbieter, dann könnte dessen unterdurchschnittlicher Preis damit zusammenhängen, dass nicht alle Kosten mit einbezogen sind. Kosten für die An- und Abreise sowie verschiedene Versicherungen können eventuell hinzu kommen.

    Weitere Kosten können für Vor- und Nachbereitungsveranstaltungen in Deutschland, Einführungsveranstaltungen im Gastland sowie die Schuluniform entstehen. Möglicherweise müsst ihr auch noch Visa-Gebühren, eine Anmeldegebühr und andere anbieterspezifische Gebühren zahlen. Achtet also unbedingt darauf, was im Gesamtpreis tatsächlich enthalten ist und welche Mehrkosten auf euch zukommen. Auch ein Taschengeld sollte zusätzlich eingeplant werden.

    All dies sollte später in einem umfassenden Beratungsgespräch mit Vertretern der Organisationen, die für euch in Frage kommen, besprochen werden. Lasst euch auch die Stornoregelungen sowie die Vertragsregeln und die Allgemeinen Geschäftsbedingungen erläutern. Versteht ihr etwas nicht oder erscheint euch etwas eigenartig, fragt auf jeden Fall nach, damit eventuelle Unklarheiten und Zweifel beseitigt werden können. Falls nicht, handelt es sich wohl nicht um den richtigen Anbieter für euch. Eine gute Beratung sollte auch auf potenzielle Probleme hinweisen und mögliche Schwachstellen aufzeigen. Hört in euch hinein: Was habt ihr für einen Eindruck, ist der Anbieter euch sympathisch? Euer subjektives Empfinden ist sehr wichtig, denn schließlich sollt ihr euch ja bei der Organisation, die euch betreuen wird, wohlfühlen und ihr vertrauen.

    Einige deutsche Organisationen sind Mitglied im Deutschen Fachverband High School e.V. (DFH). Eine Mitgliedschaft setzt das Einhalten von Qualitätsrichtlinien voraus. Diese dienen auch der freiwilligen Qualitätskontrolle. So müssen zum Beispiel Zusatzleistungen und damit verbundene Kosten kenntlich gemacht werden und auf Zusatzkosten hingewiesen werden. DFH-Mitglieder sind auch verpflichtet, mit jedem Bewerber ein persönliches Gespräch zu führen. Die genauen Qualitätsrichtlinien können auf der Homepage www.dfh.org eingesehen werden.

    1.4 Staatliche und institutionelle Programme

    1.4.1 Parlamentarisches Patenschaftsprogramm

    Seit 1983 unterstützt das Parlamentarische Patenschaftsprogramm (PPP) des Deutschen Bundestages und des Amerikanischen Kongresses Jugendliche bei einem Austauschjahr in den USA. Schüler, die sich für dieses Programm bewerben möchten, müssen ihren ersten Wohnsitz in Deutschland haben und zum Zeitpunkt der Abreise Ende Juli zwischen 15 und 17 Jahre alt sein. Da sie als »Botschafter« ihres Landes fungieren, sollten sie gute schulische Leistungen vorweisen können sowie über gute staatsbürgerliche und Englischkenntnisse verfügen. Weiterhin dürfen sie kein Kind oder Pflegekind eines Bundestagsabgeordneten, kein US-Staatsangehöriger oder Inhaber einer Green Card sein. Bewerbungsschluss ist jeweils Anfang September des Jahres vor der geplanten Abreise. Ihr müsst euch also circa ein Jahr im Voraus für dieses Programm bewerben und euch gegen die Konkurrenz durchsetzen. Dafür erhaltet ihr bei einer Zusage allerdings ein Vollstipendium, bei dem Programm-, Reise- und Versicherungskosten übernommen werden. Lediglich euer Taschengeld und die Fahrtkosten zum Bewerbungsgespräch müsst ihr selbst finanzieren. Die in Frage kommenden (gemeinnützigen) Veranstalter des Austauschjahres werden vom Bundestag bestimmt – welcher für euch zuständig ist, hängt von eurem Wohnort ab. Zurzeit sind etwa 360 Stipendien bundesweit angedacht. Pro Wahlkreis ist ein Vollstipendium möglich, wird jedoch nicht garantiert. Alle wichtigen Informationen und die Bewerbungskarten gibt es im Internet unter: www.bundestag.de/ppp

    1.4.2 Voltaire-Programm

    Für Schüler, die an einem Aufenthalt in Frankreich interessiert sind, kommt möglicherweise das Voltaire-Programm in Frage. Es beruht auf gegenseitigem Austausch, das heißt, bei einer erfolgreichen Bewerbung würde ein französischer Schüler zunächst von März bis August bei euch wohnen und eure Schule besuchen und danach würdet ihr von September bis Februar nach Frankreich zur Familie eures ehemaligen Gastes reisen. Ihr geht also mit eurem Austauschpartner ein Jahr lang gemeinsam zur Schule. Ein wesentlicher Vorteil des Programms ist, dass ihr wieder in eure »alte« Klasse zurückkehrt und kein ganzes Schuljahr verliert.

    Voraussetzungen sind allerdings gute schulische Leistungen. Das Programm wird unter anderem vom Deutsch-Französischen Jugendwerk unterstützt und soll sprachliche und landeskundliche Kenntnisse fördern. Bewerben könnt ihr euch, wenn ihr in der neunten oder zehnten Klasse (in Sachsen und Thüringen nur in der neunten Klasse) einer Schule mit Sekundarstufe I und II seid und über ausreichende Sprachkenntnisse verfügt, »um nach kurzer Eingewöhnungszeit dem regulären Unterricht im Gastland folgen zu können«.

    Für das Programm selbst entstehen keine Kosten, ihr werdet sogar mit einem Fahrtkostenzuschuss unterstützt. Außerdem bekommt ihr ein »Kulturportfolio« in Höhe von 250 Euro für die gesamte Zeit des Auslandsaufenthalts.

    Weitere Informationen erhaltet ihr von eurer Schulleitung und auf www.dfjw.org/voltaire-programm, wo ihr auch den Bewerbungsbogen herunterladen könnt. Die vollständige Bewerbung reicht ihr dann direkt bei eurer Schule ein, die die Unterlagen an die zuständige Kultusbehörde weiterleitet. Dies muss – je nach Bundesland – bis Oktober oder Anfang November des Jahres vor Programmbeginn erfolgen.

    1.4.3 Brigitte-Sauzay-Programm

    Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) unterstützt seit dem Jahr 1989 den mittelfristigen individuellen Schüleraustausch zwischen Deutschland und Frankreich. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Bestimmungen der einzelnen Bundesländer unterstützt das Brigitte-Sauzay-Programm Schüler der 8. bis 11. Klasse, die seit mindestens zwei Jahren französisch lernen und einen individuellen Aufenthalt in Frankreich auf Austauschbasis absolvieren wollen. Das DFJW unterstützt den Austausch mit einem Reisekos­tenzuschuss.

    Für die Teilnehmer der 9.-11. Klasse dauert der Aufenthalt im Partnerland drei aufeinander folgende Monate. Für Schüler der 8. Klasse kann die Aufenthaltsdauer auf acht aufeinander folgende Wochen begrenzt werden. Die deutschen Schüler sind während ihres Aufenthaltes in der Familie ihres Austauschpartners untergebracht und besuchen mindestens sechs Wochen lang den französischen Unterricht. Im Gegenzug nehmen die deutschen Schüler ihren französischen Partner auf und besuchen gemeinsam mit ihm die Schule in Deutschland.

    www.dfjw.org/brigitte-sauzay-programm

    1.4.4 Individueller Schüleraustausch mit Polen

    Seit dem Schuljahr 2010/2011 fördert das Deutsch-Polnische Jugendwerk den individuellen Schüleraustausch zwischen Deutschland und Polen.

    Die regierungsunabhängige, internationale Organisation DPJW wurde 1991 aufgrund einer gemeinsamen Initiative der Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen gegründet. Ziel ist, den bestehenden Jugendaustausch zu erweitern und zu vertiefen. Dadurch soll das Verständnis füreinander verbessert, Vorurteile abgebaut und die gemeinsame Verantwortung deutscher und polnischer Jugendlicher für die Gestaltung der Zukunft des freien Europa geförtert werden.

    Für teilnehmende Schüler am individuellen Schüleraustausch beträgt die Aufenthaltsdauer im anderen Land mindestens drei Monate und höchstens sechs Monate. Der Schüleraustausch ist auf Gegenseitigkeit angelegt. Die Schüler suchen sich ihren Austauschpartner an der Partnerschule mit Hilfe der Schule. Diese übernimmt eine wichtige Rolle, da sie einen Austauschpartner bzw. eine -partnerin vermitteln, den Austausch organisieren und betreuen muss. Teilnehmen können Schüler ab Klassenstufe 9.

    Schüler ohne Sprachkenntnisse können vorab an einem Tandem-Sprachkurs teilnehmen. Die deutschen Teilnehmenden erhalten aus den Mitteln der F. C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz ein Taschengeld in Höhe von 100 Euro monatlich und einen Fahrtkostenzuschuss vom DPJW. www.dpjw.org

    1.5 Programme der Bundesländer

    1.5.1 Allgemeines

    Neben zahlreichen Organisationen bieten auch viele Bundesländer Schüleraustauschprogramme an. Dadurch wollen sie vor allem den interkulturellen Austausch fördern. Sie unterstützen den Schüleraustausch im eigentlichen Sinne, der immer auf Gegenseitigkeit beruht. Das heißt, dass deutsche Familien, deren Kinder ins Ausland gehen, im Gegenzug Gastschüler aus dem jeweiligen Gastland aufnehmen. Dies kann vor, während oder auch nach dem Auslandsaufenthalt des eigenen Kindes erfolgen – die Bestimmungen der einzelnen Bundesländer hierzu sind unterschiedlich. Durch den Austausch fallen in der Regel keine Unterbringungs- und Verpflegungskosten im Gastland an. Allerdings müsst ihr euren Gastschüler in Deutschland mitversorgen. Ein Nachteil ist, dass man sein Gastland nicht völlig frei wählen kann – jedes Bundesland bietet nur bestimmte Partnerländer oder sogar -regionen an.

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    Die meisten Austauschorganisationen bieten den Gastschülern in spe ein Vorabgespräch an. (Foto: Tanja Schubert-McArthur)

    Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verfügen zurzeit nicht über derartige Programme. Die uns bekannten haben wir im Folgenden aufgeführt. Da man nur an Programmen des eigenen Bundeslandes teilnehmen kann, entfällt diese Möglichkeit für euch, wenn ihr in einem der oben genannten Bundesländer wohnt. In jedem Bundesland könnt ihr allerdings Fördermittel der institutionellen bzw. staatlichen Programme beantragen. Nähere Informationen dazu findet ihr im Kapitel 2.9. Erkundigt euch am besten auch bei den jeweiligen Kultusministerien eures Landes nach Fördermitteln für einen Schüleraustausch.

    1.5.2 Möglichkeiten in den einzelnen Bundesländern

    In der Regel beruht der Austausch auf Gegenseitigkeit, das heißt, auch ihr werdet einen Gastschüler aufnehmen.

    Baden-Württemberg

    www.schueleraustausch-bw.de

    Die Programmangebote des Kultusministeriums Baden-Württemberg beschränken sich zurzeit auf Australien, Chile, China, Indien, Neuseeland und Südafrika (Stand Dezember 2014). Die mögliche Programmdauer bewegt sich zwischen drei Wochen und drei Monaten. Schüler, die die achte, neunte oder zehnte Klasse besuchen, können sich bewerben. Das Programm richtet sich an Schüler aller Schularten.

    Bayern

    www.bjr.de

    Der Bayerische Jugendring veranstaltet im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultur einen zwei bis drei Monate dauernden Schüleraustausch. Für die Bewerbung ist eine eindeutige Empfehlung der Schule notwendig. Es kann eine Programmpreisermäßigung für Schüler geben, die andernfalls aus finanziellen Gründen auf eine Teilnahme verzichten müssten. Da die Zahl der bayerischen Bewerber in der Regel höher als die Zahl der ausländischen Bewerber ist, können nicht alle Bewerber berücksichtigt werden. Es werden Programme für Australien, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Neuseeland und Südafrika angeboten.

    Berlin

    In Berlin gibt es kein Austauschprogramm.

    Brandenburg

    www.bildung-brandenburg.de

    In Brandenburg gibt es keine eigenen länderspezifischen Austauschprogramme. Das Land Brandenburg unterstützt jedoch ausdrücklich den individuellen Schüleraustausch im Rahmen institutioneller Programme (siehe Finanzierung und Fördermöglichkeiten ab S. 74). Es existiert eine enge Zusammenarbeit mit den Trägern und Institutionen wie dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk (DPJW) sowie mit verschiedenen Stiftungen.

    Bremen

    www.bildung.bremen.de

    Derzeit gibt es keine länderspezifischen Programme.

    Hamburg

    www.auslandsprogramme.hamburg.de

    Der Hamburger Schüleraustausch wird vor allem im Rahmen fester Schulpartnerschaften durchgeführt. Über die zentralen Hamburger Austauschprogramme wird jährlich ungefähr 80 Schülern von Hamburgs Gymnasien und Stadtteilschulen die Möglichkeit geboten, an einem kurzen Aufenthalt in der Schweiz oder einem zehn- bis zwölfwöchigen Austausch mit Frankreich, Kanada und Australien teilzunehmen. Ihr solltet 14 bis 15 Jahre alt und je nach Schule in der neunten oder zehnten Klasse sein.

    Da sich bei weitem mehr deutsche als australische Teilnehmer melden, können nicht alle Bewerber berücksichtigt werden. Die einzelnen Schulen schlagen maximal fünf Bewerber vor. Bevor ihr also umfangreiche Bewerbungsbögen ausfüllt, solltet ihr mit eurer Schule absprechen, ob ihr vorgeschlagen werdet.

    Hessen

    www.verwaltung.hessen.de/irj/SSA_Gross-Gerau_Internet

    Für 15 bis 20 hessische Schüler gibt es die Möglichkeit, drei Monate in Alberta in Kanada zu verbringen. Ihr solltet 15 bis 16 Jahre alt sein. Normalerweise fahren zuerst die deutschen Schüler von August bis Anfang November nach Kanada und empfangen anschließend von Mitte Februar bis Mitte Mai ihren kanadischen Austauschpartner.

    Außerdem besteht für 15 Schüler die Möglichkeit, an einem Schüleraustausch in Wisconsin teilzunehmen. Dabei werdet ihr fünf Monate in den USA sein und drei Monate einen amerikanischen Gast bei euch aufnehmen. Für das Programm müsst ihr mindestens 15 Jahre alt sein und mindestens die neunte Klasse besuchen. Ihr bewerbt euch über eure Schule.

    Mecklenburg-Vorpommern

    www.bildung-mv.de

    Leider existiert kein Austauschprogramm in eurem Bundesland. Ihr könnt euch aber auf der Schüleraustauschmesse (www.schueleraustausch-portal.de) bei Hamburg über die bestehenden Angebote informieren.

    Niedersachsen

    www.nibis.de

    Niedersachsen bietet Austauschprogramme mit Frankreich, Kanada und Spanien an. Für Frankreich gibt es Fördermöglichkeiten für einen zwei- bis dreimonatigen Austausch in der 9. Klasse. Dabei werden 25 Schüler in die Regionen Rouen, Reims, Toulouse und Aix-Marseille vermittelt.

    Schüler der 10. Klasse können an einem zwei- bis dreiwöchigen Austauschprogamm mit den spanischen Partnerregionen Andalucia, Castilla y León und La Rioja teilnehmen.

    Wenn ihr im Alter zwischen 14 und 17 Jahren seid, könnt ihr euch auch für einen dreimonatigen Austausch mit der kanadischen Provinz Manitoba bewerben. Normalerweise können zehn bis 15 niedersächsische Schüler am Programm teilnehmen.

    Nordrhein-Westfalen

    www.schulministerium.nrw.de

    Bewerben könnt ihr euch je nach Programm in den Klassen sieben bis zehn. Angeboten werden Programme für Neuseeland, Australien, Frankreich und die Schweiz mit einer Dauer von zwei bis drei Monaten. Nach Abschluss des Austausches wird von der Bezirksregierung Düsseldorf ein Bericht erwartet.

    Rheinland-Pfalz

    http://eu-int.bildung-rp.de

    Es gibt ein dreimonatiges Programm mit British Columbia in Kanada. Dieses richtet sich an Schüler der zehnten und elften Klasse. Pro Schule sind nur zwei Bewerbungen möglich.

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