Frei wie ein Vogel und doch gefangen im eigenen Körper.: Die einzigartige Geschichte einer körperbehinderten 15-jährigen jungen Frau, erzählt aus verschiedenen Perspektiven.
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About this ebook
Ihrer Meinung nach unterscheidet sich ihr Buch von dem klassischen Schreibstil eines Körperbehinderten, der seinen Alltag ausschließlich aus seiner Perspektive und zugleich sehr negativ beschreibt. Denn, sie hat eine andere Art zu schreiben gewählt, nämlich, eine Situation aus unterschiedlichen Perspektiven zu schildern. Da sie sich sehr gut in die Lage einer "Regel Person" versetzen und deren Standpunkte verstehen kann.
Dadurch können die Leser ihre Lage vermutlich um einiges besser verstehen und nachvollziehen!
Diesen Dialog zwischen "Behindert und nicht Behindert" versucht sie in ihrem Buch des Öfteren mit einfließen zu lassen, um der Bevölkerung zu zeigen, dass es durchaus auch ein miteinander gibt, dass nicht nur auf "Bitte keine Diskriminierung" beruht!
Im Laufe der Geschichte lässt sie auch vermehrt die Unterschiede zwischen der deutschen und der brasilianischen Denkweise mit einfließen, da ihre Mutter brasilianischer Abstammung ist.
Lara Linda Raiser
Ich heiße Lara Linda Raiser und war als ich anfing dieses Buch zu schreiben 15 Jahre alt. Mein Mantra lautet: Lebet den Moment, denn das Leben ist zu kurz, um immer vorausschauend zu denken ?!! Kein verlorener Moment kehrt jemals zurück!! Ich lebe mit meinen Eltern in München, meiner Heimatstadt. Meine Hobbys sind Malen, Schreiben und Schwimmen. Des Weiteren schaue ich gerne Soaps. Nun wünsche ich euch viel Spaß mit meinem Buch!
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Book preview
Frei wie ein Vogel und doch gefangen im eigenen Körper. - Lara Linda Raiser
Kapitel 1 - Hilfe zur Selbsthilfe
Die Anfänge, sie waren ganz gewöhnlich fast schon der Norm entsprechend anders gesagt, „normal", sofern sich etwas überhaupt als normal bezeichnen lässt. Christina führte ein erfülltes Leben inmitten der Idylle und gleichzeitig inmitten der Angst vor Gewalt und Kriminalität, doch die Idylle überwiegt, zumindest zumeist.
Sie hauste mit ihrem Vater Carlos, ihrer Mutter Amanda und ihren beiden Geschwistern Fernando und Ricarda in einem kleinen Mehrfamilienhaus am Rande der Stadt Salvador de Bahia in Brasilien. Das Haus war schnucklig, süß, schön anzusehen fast schon eine Touristenattraktion, voll tropischer Blumen, typischen Bemalungen, ursprünglichen Rollläden und kleineren Verzierungen an den verschiedensten Wänden. Das, das war die Fassade!
Doch es war nicht nur die Fassade des wunderbaren Hauses, in dem sie wohnten, denn das war von innen fast genauso schön wie von außen, modern ausgebaut, mit Spielzimmer für die Kleinkinder, Computerzimmer für alle die, die sich keinen eigenen Computer leisten konnten, kostenlosem WLAN für alle die, die einfach mal entspannt bei einer guten Musik die Ruhe suchten, sogar mit einem Nagelstudio auf Professioneller Basis konnte dieses Haus dienen. Zweimal am Tag kam ein Service vorbei der einem den Müll runter brachte, das Treppenhaus reinigte und das Haus im Allgemeinen in Schuss hielt, dafür stellte man sogar eine Rezeptionistin bereit, welche die Abläufe und das Arbeitsverhalten der Angestellten überwachte. Einmal pro Woche, immer samstags konnten einige Familien mit ihren Kindern unten im Keller einen Film mitbringen, diesen sah man dann an der bereitgestellten Leinwand an.
Im Grunde genommen war der Film nur Nebensache, das Wesentliche am Kinoabend war das Beisammensein, das gesellschaftliche Ereignis, welchem man schon die ganze Woche entgegengefiebert hatte. Sobald man den Moment genauer betrachtete roch man förmlich den Ballast, der wider Erwarten mit der ersten verputzten Popcorntüte abfiel, wie man entgegen aller Probleme, vor die einen der Alltag stellt, entgegen aller Sorgen, entgegen aller Ängste, ja im Grunde genommen entgegen allem was irgendwie negativ war einfach mal man selbst sein konnte. Man war ausgelassen, frei, hatte Spaß, konnte neue Dinge lernen auf den verschiedensten Ebenen, ganz egal ob im sozialen Interagieren oder durch die Erfahrungen anderer Menschen, anderer Mitmenschen. Man holte sich Rat von denen die es besser wussten, von denen die mehr Lebenserfahrung hatten. Alle Generationen trafen sich an diesem Abend, um sich auszutauschen, um sich zu bestärken, um einander Kraft zu schenken egal ob jung oder alt, man traf sich inmitten seines Hauses, um einfach mal zu quatschen über Themen, die einen bewegen Themen, die einem den Alltag erschweren oder erleichtern ganz egal, man war immer in netter Gesellschaft. Man kannte sich, man half sich war immer füreinander da, es war eine ganz andere Welt als wir sie heutzutage hier kennen in Europa oder in Deutschland, man war eine verschworene Gemeinschaft die nicht aufgrund ihres Bluts, sondern aufgrund ihrer Herzen, der Seele miteinander verbunden und in gewisser Weise sicher auch verwandt war. An diesem Ereignis nahmen nicht nur Familien aus demselben Wohnhaus, sondern auch Familien aus der Nachbarschaft oder die Angestellten im Housekeeping teil, denn diese waren ebenfalls ein gleichgestellter Teil der verschworenen Gemeinschaft.
Diese Mentalität äußerte sich nicht nur innerhalb der Nachbarschaft oder dem Haus, auch im Privaten war dies eine Selbstverständlichkeit. Christina und ihre Geschwister wuchsen in dieser Atmosphäre heran, sie stammten aus einer gut situierten Familie, die es sich leisten konnte, eine Putzfrau einzustellen, um den Haushalt nicht alleine bewerkstelligen zu müssen, dasselbe galt für ein Kindermädchen. Ich habe eben bewusst das Wort Putzfrau verwendet, welches wir im Alltagsgebrauch des Öfteren benutzen, um jemanden zu beschreiben, der uns im Haushalt hilft und beispielsweise die Wohnung putzt. In Deutschland oder Europa ist es von Nöten sich neue interessant und aufwertend klingende Bezeichnungen für die verschiedensten Berufsgruppen zu überlegen beispielsweise den Hausmeister als Facility Manager oder die Putzfrau als zertifizierte Fachkraft für Reinigung. All diese Bezeichnungen, die sich innerhalb des 21. Jahrhunderts in Deutschland und im kompletten europäischen Raum immer weiterverbreiteten, erst im Laufe der letzten Jahre wirklich Form annahmen und teilweise sogar im deutschen Gesetzbuch mit Geldbußen verbunden niedergeschrieben wurden, sind in den meisten brasilianischen Familien schon über mehrere Generationen hinweg zur Selbstverständlichkeit geworden. Dort kommt man ohne spezielle aufwertende Bezeichnungen aus, da man seiner Haushälterin oder Putz Dame automatisch ohnehin schon eine anerkennende Bezeichnung verleiht und ihr so einen festen Platz in der Familie beziehungsweise dem Bekanntenkreis verschafft. So werden diese meistens zwar beim Vornamen genannt, dennoch werden sie weder angeschriehen noch herumkommandiert, ganz im Gegenteil ihnen wird gelegentlich sogar zur Hand gegangen, weil man den Jüngsten der Familie so Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft lehrt.
So wuchsen die drei Geschwister immer weiter heran, gingen zur Schule, trafen sich mit Freunden, fuhren in den Urlaub, und genossen eine relativ unbeschwerte Kindheit. Doch hinter all dem Positiven verbargen sich auch einige Schattenseiten. Der Aspekt der Sozialkompetenz, der Empathie, des Miteinanders war gedeckt. viele Dinge liefen gut besser als sie es hier im „1. Welt Land" je taten. Wir befinden uns im Sommer des Jahres 1987, in dem Christina gerade mal 15 Jahre alt war. Seit dem 2. Weltkrieg waren verhältnismäßig noch sehr wenige Jahre ins Land gegangen, das Ende des schrecklichen Ereignisses, bei dem Hunderttausende Menschen qualvoll ihr Leben ließen liegt gerade mal 42 Jahre zurück. Innerhalb dieser Jahre wandern Zehntausende deutsche Staatsbürger nach Brasilien aus, um dort den Frieden und die Einigkeit zu finden oder sich eine Zukunft aufzubauen ohne ständig um sein Leben bangen zu müssen. Dem zu trotz hat man bis heute in der brasilianischen Gesellschaft ein sehr positives Bild der Deutschen, geprägt von Struktur Reichtum und Ordnung.
Was sich hierzulande nur noch in den Geschichtsbüchern abspielt, ist in Christinas Heimatland leider immer noch bittere Realität. Es herrscht Hunger, Armut, Kriminalität und Korruption, auch das lässt das Leben einen im Alltag am eigenen Leib immer wieder spüren. Deshalb wird Christinas Haus so schön es auch sein mag rund um die Uhr bewacht, jedes Mal, wenn sie Besuch bekommt wird erst einmal von der Rezeption aus angerufen, um dem Besuch den Zutritt zum Haus zu erlauben Die ganze Prozedur dient ausschließlich dazu die Menschen zu schützen und die Kriminalität zu mindern. Die meisten im Land sind herzlich, nett, aufgeschlossen, das mag vielleicht sogar für jenen gelten der seine nächsten beklaut oder ihm sein Geld stiehlt.
So lief Christina einst mit ihren Geschwistern über den Fußweg an der Strandpromenade der Prajia da Baha, Salvadors bekanntesten Strandabschnitt, an dem sich ein magischer Sonnenuntergang beobachten ließ, geprägt vom Klang der Wellen, dem Geruch des Meeres, der zartrosa und doch knallgelben Farbe des Himmels, und vor allem der Ausgelassenheit der Menschen die, die letzten Minuten ihres wunderbar ausklingenden Strandtags genossen, einige von ihnen schlürften ihren letzten Cocktail, oder tranken ihr letztes Kokoswasser aus einer frischen knallgrünen Kokosnuss, deren Duft seinen Weg bis in Christinas Nase fand. Es war fast wie in den zahlreichen Filmen, in denen Mensch und Natur eins werden, die Palmen sich dem Wind anschmiegen und ihre Blätter tanzen lassen, ganz hinten im Wasser befand sich noch ein couragierter Surfer, der die perfekte Welle suchte, alles schien im Einklang und doch trügt der Schein.
Im Vorbeigehen werden die drei herzlich von einem Nachbarsjungen begrüßt, der gerade seine Schwimmeinheit beendet hatte und nun zum Essen zurück nach Hause lief, die Stimmung war gut, es lag ein Hauch von Glück in der Luft, überall wohin man auch sah waren zufriedene Gesichter, die aus dem Strahlen gar nicht mehr herauskamen. Dabei war es schlichtweg egal ob sie Touristen oder Einheimische waren, ob sie dunkle Haut hatten oder europäischen Ursprungs angehörten. Der Duft eines frisch gepressten Orangensafts und der eines traditionellen Chuhascos, eine speziell zubereiteten Grill Delikatesse für die Brasilien weit über seine Grenzen hinaus bekannt ist, schoss den Geschwistern in die Nase. Schräg gegenüber von ihnen in einem kleinen Restaurant am Fuße des kleinen Bergs auf dessen Spitze sich ein schwarz-weiß gestreifter Leuchtturm befand, saß ein junges Paar, welches aussah als wäre es gerade erst frisch vermählt, vielleicht trat es sogar gerade seine Hochzeitsreise an. So oder dergleichen könnte man zu jedem Gast, der in einem solchen Restaurant sitzt, eine individuelle Geschichte erfinden, basierend auf dem Sichtbaren, sprich basierend auf dem was die Menschen in diesem Moment von sich preisgeben, das können sowohl schöne als auch hässliche Dinge sein.
Einige Augenblicke später drehte sich Carlos um rund 180 Grad um, der Anblick, dem er wenige Sekunden später ausgeliefert war, war kein schöner. Er sah , seinen Nachbarsjungen, dieser war unten am Wasser gerade dabei einem wehrlosen Touristen sein Portemonnaie aus der Handtasche zu stehlen, die in jenen Moment unbeaufsichtigt im feinen Sand lag, weil der Besitzer sich wärendessen ein Bad im Meer gönnte. Als Außenstehender fragt man sich jetzt, warum keiner der Geschwister irgendwie eingegriffen hat, warum niemand hinter dem Dieb hergelaufen ist oder versucht hat die Handtasche wieder zurück zu holen. Dieses Handeln würden wir in Deutschland als Zivilcourage loben und im Grunde genommen in gewisser Weise sogar von unseren Mitbürgern erwarten. Aber so einfach ist es in Brasilien nicht zur Hand haben denn, wenn man so etwas voraussetzen würde, könnte man davon ausgehen das ungefähr jeder vierte Fußgänger in irgendeinen Interessenkonflikt eben zum Beispiel in einen Taschendiebstahl gerät. Da man sich egal um welche Altersstufe oder um welches Geschlecht es sich bei dem Dieb handelt nie hundertprozentig sicher sein kann, ob dieser vielleicht unter Einfluss von Drogen oder Medikamenten steht, würde man durch sein Eingreifen unter solchen Umständen unbewusst sein eigenes Leben in die Waagschale werfen. Deshalb wird einem in Brasilien immer angeraten sich ehr von solchen Diebstählen oder Interessenkonflikten im Allgemeinen zu distanzieren, um sich nicht selbst in die Schusslinie zu begeben. Leider machen einige sogar meiner Wortwahl Gebrauch und zücken unerwartet eine Waffe, weil sie sich von ihrem gegenüber bedroht oder ertappt fühlen. Aufgrund dessen wird wie schon gesagt gerade Touristen aber auch Einheimischen intensivst angeraten sich in einem solchen Fall niemals einzumischen!
Demzufolge hielten sich auch Christina und ihre Geschwister an den vorhergegangenen Rat, nahmen sich dennoch vor Nivaldos Eltern beim nächsten Antreffen auf den Diebstahl aufmerksam zu machen. Da sich die Geschwister über das Tatmotiv bereits im Klaren waren gingen sie nicht davon aus, dass die Eltern irgendetwas gegen das erneute Auftreten einer solchen Tat unternehmen