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Wir vom ...

ten Landsturmbataillon sind der x-ten Etappen-Inspektion zugeteilt u nd haben zurzeit als Garnison eine kleine Stadt in Nordfrankreich. Wir brennen T ag und Nacht Posten: auf den Bahndmmen, vorm Lazarett, unter den Brcken. Von abend s Sechs bis morgens Zehn steht eine Wache auch vorm Bordell. Jeden Morgen um hal b Zehn werden die Mdchen durch unsern Stabsarzt untersucht und kontrolliert. Es s ind neun an der Zahl. Acht Franzsinnen und eine Deutsche. Die Deutsche ist ein kl eines blondes Ding aus Hamburg. Wenn Leute von uns das Bordell besuchen, hlt sie den Kopf gesenkt und sucht mit den Augen zu flchten. Um keinen Preis der Welt wrde sie sich einem Deutschen verkaufen. Wenn wir sie sehen, errten wir. Um der schme rzlichen Situation zu entgehen, reien wir dumme und berlaute Witze und lachen, ble chern wie Grammophone. Oder einer setzt sich ans Klavier und spielt: Die schwarzb raunen Mdchen, die hab' ich so gern. Dann geht sie hinaus und weint. Sie ist ja bl ond. Die Einwohner der Stadt, Magistratssekretre, kleine Steuerbeamte, bessere Ka ufleute bevorzugen offensichtlich die Deutsche. Sie sehen sie in den Augen ihrer eigenen Landsleute erniedrigt und weiden sich an ihren Qualen. Madame ist entzck t von ihr, denn sie macht das meiste Geld. Wo ist die deutsche Kuh? brllen die Steu erbeamten, und einer nach dem anderen will ihr fr sein Geld einen Tritt versetzen . Ich sprach sie neulich. Sie heit Leni. Sie will sich die Pulsadern durchschneid en. Sie ertrgt dieses viehische Leben nicht mehr. Ich berlegte, wie ihr zu helfen sei. Sie mute heraus aus dem Bordell. Aber Madame wird sich kreischend wehren. Ma n mte ihr Geld, viel Geld bieten. Ich sprach mit dem Major, und er gab gern die Er laubnis fr eine Sammlung zu ihren Gunsten innerhalb unseres Bataillons. Er zeichn ete als Erster zehn Mark. Und nach ihm alle Offiziere und alle die gesetzten brti gen Landsturmmnner, grtenteils wrdige Familienvter. Keiner, auch der rmste nicht, schl o sich aus. So kauften wir Leni um den Preis von 1200 Franken von Madame los, kle ideten sie von Kopf bis zu Fu neu ein und schickten sie mit dem nchsten Lazarettzu g, der zurckging, nach Aachen. Kaum, da sie ihr Glck zu fassen vermochte. Sie wollt e uns allen einzeln die Hand kssen und steckte jedem, den sie in der Eile erreich en konnte, eine bunte Papierblume an den Rock.

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