Die kluge Bauerntochter

1. Ein Diener, alt an Jahren, bekam vor langer Zeit, vom Knig berlassen aus purer Freundlichkeit, zu seinem kleinen Huschen ein kleines Stckchen Land fr Gurken, Kohl und Mhren und sonst noch allerhand. Er sagt zu seiner Tochter: Komm her, wir graben um, wir setzen uns Kartoffeln, das wre doch nicht dumm. Und ist das Jahr vorber mit aller Plackerei, dann gibt es Bratkartoffeln mit Spiegelei! 2. Sie gruben mit dem Spaten, das Glck war ihnen hold: Sie fanden einen Mrser, der war aus purem Gold! Den bringen wir zum Knig! Da sagt die Tochter: Nein, dann will er auch den Stel, das lass mal lieber sein. Der Vater wollt nicht hren, die Tochter hatte Recht, kein Stel war zu fi nden, da gings den beiden schlecht: Nun sitzt der Mann im Kerker bei Wasser und bei Brot, die Tochter ging zum Knig: Du liebe Not. 3. Der sagt: Ich wei ein Rtsel, die Lsung ist nicht schwer: Nicht reitend und nicht fahrend komm morgen wieder her, nicht nackt und nicht bekleidet, nicht auf der Wagenspur und geh auch nicht daneben, ja, das verlang ich nur. Und kommst du auf die Lsung, dann nehm ich dich zur Frau, und auch dein alter Vater kommt wieder aus dem Bau. Des Bauern kluge Tochter denkt nach die ganze Nacht und hat sich frh am Morgen was ausgedacht. 4. Sie zieht sich aus die Kleider, ein Netz umhllt sie ganz, das knotet sie behnde an einen Eselsschwanz. Der Esel voller Panik geht wie der Teufel ab, im Netz die schlaue Burin schwebt berm Boden knapp. Der Knig steht am Fenster, er hat noch nie erlebt, dass jemand vom Gesinde am Schloss vorberschwebt. Nicht reitend und nicht fahrend, du siehst, es ist nicht schwer, nicht nackt und nicht bekleidet komm ich daher. 5. Ich geh auch nicht daneben, nicht in der Wagenspur, du hast dein Wort gegeben, erinnere dich nur. Ich hab des Rtsels Lsung, nun nimmst du mich zur Frau und holst mir meinen Vater gleich wieder aus dem Bau. Sein Wort hat er gegeben, da war man schnell vershnt, die Bauerntochter wurde zur Knigin gekrnt. Ihr Vater kam in Freiheit, und nach zwei Wochen schon begrte er den Knig als Schwiegersohn!