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Kerstin Hack – kreative
Powerfrau mit Tiefgang
Wer ist eigentlich die Frau hinter den „Pixi-Büchern für Erwachsene“, die mit ihrer kreativen
Spiritualität neue geistliche Impulse setzt? Rebekka Tonne hat die Autorin und Verlegerin
Kerstin Hack in ihrer Wahlheimat Berlin getroffen und für JOYCE porträtiert.
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Vision gewinnen
einen passenden Namen für sein Un- Für sie habe ich dieses Buch geschrieben.“ Brücken zwischen den Inseln des
ternehmen sucht? Das Notizbuch steckt Es erzählt ehrlich von eigenen Erfah- Wissens zu bauen!“ lacht sie. Ehrlich.
jedenfalls griffbereit in der sportlich- rungen und gibt – typisch für Kerstin Und auch ein wenig ernst. Leicht ist es
schwarzen Handtasche. Hack – jede Menge praktischer Tipps nicht immer.
Kreativ – dieses Wort ist zu klein, zur Umsetzung. Eben „Down to Earth“.
um Kerstin Hack zu beschreiben. Man Erst nachdem sie „Spring“ fertig-
müsste es mit hundert multiplizieren, geschrieben hatte, erfuhr Kerstin Hack,
Das Naheliegende tun
um dieser übersprudelnden Quelle von dass die Aussage Jesu „Ich lebe und ihr Wenngleich Kerstin Hack eine
Ideen annähernd gerecht zu werden. sollt auch leben“ aus Johannes 14,19, Frau voller Ideen ist, träumt sie selten
Mit einer guten Portion Selbstbewusst- die sie zum Schreiben inspiriert hatte, davon, etwas Großes zu vollbringen.
sein, Optimismus und Gottvertrauen die Jahreslosung für 2008 sein wird. Sagt sie jedenfalls. Stattdessen fängt sie
gesegnet ist sie vor allem eins: eine Zufall? Vielleicht. Sie hält es für denk- meistens damit an, das Naheliegende
starke und lebendige Frau. bar, dass Gott sie bei der Auswahl des zu tun. Sie ist selbst oft am meisten
Themas geführt hat – ganz unspekta- überrascht, wenn Gott etwas Großes
Lebensnah, kulär. Und doch lebendig. aus ihren eher pragmatischen Anfängen
Neben den „großen“ Büchern hat
praktisch und humorvoll Kerstin auch eine Reihe kleiner Mini-
1967 in Franken geboren, macht Bücher geschrieben und herausge-
Kerstin Hack nach ihrem Abitur ein geben. Auch das ist eher zufällig ent- » Sie ist selbst oft am
Freiwilliges Soziales Jahr in der Groß- standen. Der Leiter des stadtweiten
küche einer internationalen Organisa- Netzwerks „Gemeinsam für Berlin“ bat meisten überrascht,
tion in England. Sie flachst: „Nach sie Anfang 2006 zwei Mini-Bücher
einem Jahr Töpfe schleppen und Suppe über Gebet für die eigene Umgebung
wenn Gott etwas
rühren hab ich problemlos zwanzig zu publizieren. Und weil diese „Pixi-
Liegestütze an einem Stück geschafft.“ Hefte für Erwachsene“ bei den Lesern
Großes aus ihren
Sie genießt das internationale Flair dort,
die Begegnungen mit Menschen aus
so gut ankamen, schrieb sie gleich
noch ein Dutzend weitere: über kreati-
eher pragmatischen
aller Welt und studiert anschließend in ves Beten, Vaterliebe Gottes, Glück, lie- Anfängen macht.«
Tübingen und Singapur Ethnologie ben, umweltfreundliches Leben im
(Völkerkunde) und Anglistik (neuere Alltag. Also Glaubens- und Lebens-
englische Literatur) mit dem Schwer- themen in einer bunten Mischung. macht. Und so war es eigentlich schon
punkt „Interkulturelle Kommunika- immer: Kurz nachdem Kerstin sich im
tion“. „Übersetzen fand ich schon immer Alter von zehn Jahren bekehrt hatte,
spannend. Damit sich Menschen aus
Viel zu geben fing sie an, bei der Jungschar im Nach-
unterschiedlichen Welten begegnen kön- Der Grund, warum Kerstin Hack barort und bei Mädchenfreizeiten mit-
nen, braucht es Leute, die verschiedene so viel zu geben hat ist sicherlich auch zuhelfen: „Ich war mit 13 Jahren jünger
Kulturen kennen und zwischen ihnen der, dass sie aus ihren eigenen Erfah- als einige der Teilnehmerinnen und
übersetzen und vermitteln können.“ rungen gelernt hat. Es klingt so, als ob musste den Leitern versprechen, nie-
Als Übersetzungsarbeit sieht sie ihr alles leicht fällt und es ist zweifels- mandem zu verraten, wie jung ich bin.
deshalb auch die Tätigkeit ihrer Firma ohne eine Stärke von ihr, Chancen, die Das hat geklappt.“
„Down to Earth“. Der englische Begriff sich bieten, zu ergreifen. „Zufall ist, Als sie 16 Jahre alt war, fand sie es
bedeutet so viel wie „herunter zur was mir zufällt – und es ist mein Job, schade, dass es an ihrem eigenen
Erde“ und „bodenständig“. Immer wie- das, was mir zufällt, festzuhalten und Wohnort keine einzige Bibelgruppe
der ist sie begeistert darüber, wie Gott etwas daraus zu machen.“ Aber sie oder ähnliches gab. Sie betete, dass sie
Prinzipien und Ideen gegeben hat, das kennt auch schwere Zeiten. Ihr Mut, in Christen kennenlernen würde, falls es
Leben aktiv zu gestalten. Die will sie die unternehmerische Selbstständig- denn welche gäbe. Bei einem Preisaus-
„aufschnappen“ und dann „vom Him- keit zu gehen, schützte sie leider nicht schreiben gewann sie einen Platz auf
mel auf die Erde“ holen und Menschen davor, schlechte Entscheidungen zu einer Winterfreizeit und lernte dort
helfen, sie im Alltagsleben greifbar zu treffen und von unzuverlässigen Part- eine gläubige Frau aus ihrer Stadt ken-
machen und handfest umzusetzen. nern betrogen zu werden. Auch das nen. Gemeinsam gründeten sie einen
Geistliche Luftblasen und theoretisches gehört zum Geschäft. Sie spricht offen Hauskreis zu dem sie Nicht-Christen
Geplänkel liegen ihr nicht – was sie darüber und man merkt ihr an, dass es einluden. „Zum Glück hat mir damals
schreibt ist lebensnah, praktisch und nicht leicht für sie war, mit zwischen- niemand gesagt, dass man so etwas als
gewürzt mit einer guten Prise Humor. menschlichen Enttäuschungen und Teenie nicht machen darf. Ich habe es
ihren finanziellen Folgen klarzukom- einfach getan“, kommentiert sie heute
men. Es war sogar ziemlich hart. Aber diese bewegende Zeit. Auch an ihrem
Hinein ins volle Leben sie schaffte es – mit der Unterstützung Gymnasium erlebte sie, dass durch die
Zum Beispiel ihr neues Buch von guten Freunden – und lernte da- Gebete von ihr und ihren Freunden
„Spring. Hinein ins volle Leben“, das raus. Zur Unternehmensführung ge- viele Mitschüler zum Glauben kamen,
im letzten Herbst erschienen ist. „Ich hört eben nicht nur Kreativität, sondern darunter eine Mitschülerin, die sich in
kenne zu viele Menschen, die nur exis- auch Wissen um Geschäftsabläufe, okkulte Praktiken verstrickt hatte und
tieren, sich aber schon lange nicht Marketing und Verkauf. „Ich versuche deren Vater nach dem Gebet durch an-
mehr wirklich lebendig gefühlt haben. im Meer des Nichtwissens ein paar dere Christen schlagartig von Gesichts-
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