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Wirkungsgradunterschiede
zwischen Otto- und Dieselmotor
Tabelle 2: Technische Daten der Versuchsfahrzeuge (Mercedes-Benz C-Klasse) schriebenen Verlustteilung in originärer
mit Otto- (GM) und Dieselmotor (MB) Form. Mittels einer Kopplungssoftware
für GT-Power und Tiger wurde dieser Aus-
Fahrzeug mit Fahrzeug mit werteprozess dahingehend automatisiert,
Einheit
GM L850 MB OM 646 dass komplette, beliebige Testzyklen oh-
Fahrzeugmasse für Verbrauchsrechnung kg 1540 1540 ne manuellen Eingriff standardmäßig
cw-Wert – 0,27 0,27 durchgerechnet werden können. Die in-
nermotorische Verlustteilung wurde in
Hinterachsübersetzung (vmax = konst.) – 3,18 2,65
enger Zusammenarbeit mit der Enginos
iGang 1 – 4,459 5,014 GmbH [5] entwickelt.
iGang 2 – 2,614 2,831 Ein Ergebnis der Verlustteilung im
iGang 3 – 1,723 1,789 NEFZ ist die zeitliche Verteilung eines je-
den Verlustanteils. Durch Integration al-
iGang 4 – 1,245 1,256
ler Verlustanteile über der Zeit erhält
iGang 5 – 1 1 man unter Berücksichtigung der gesam-
iGang 6 – 0,838 0,823 ten zugeführten Wärme die verbrauchte
Trägheitsmoment kgm² spezifisch Energie zu jedem Zeitpunkt. Bild 1 stellt
die Energien für das Fahrzeug mit Otto-
Reifen – 205/55R16
motor und dem Fahrzeug mit Diesel
Rollwiderstandsfaktor – 0,01
motor (vergleiche mit Tabelle 1 und
Tabelle 2) für den gesamten NEFZ dar.
4 Ladungswechsel-Verlustteilung
4.3 Verlustteilungsschritt 2
In Schritt 2 (adiabater Zylinder und Aus-
lasskanal) wird die Prozessrechnung mit
den Ventilhubkurven aus Schritt 1 und
adiabatem Zylinder sowie adiabatem Ab-
gaskrümmer durchgeführt. Dadurch ge-
langt mehr Enthalpie zur Turbine. Die Bild 6: Zylinderdruck von „Auslassventil öffnet“ (AÖ) bis UT für Schritt 2
Enthalpieerhöhung ergibt auf der Ver-
dichterseite eine Ladedruckerhöhung
und eine Massenstromerhöhung. Der La-
dungswechsel-Wirkungsgrad steigt um
0,4 % an, Bild 6.
4.4 Verlustteilungsschritt 3
Im Schritt 3 (ideales Auslassventil) wird
zusammen mit den Annahmen aus
Schritt 1 und Schritt 2 mit einem unend-
lich großen Durchflussbeiwert des Aus-
lassventils (αK-Zahl) gerechnet. Hierbei er-
gibt sich ein idealer Zylinderdruckverlauf Bild 7: Zylinderdruck von „Auslassventil öffnet“ (AÖ) bis UT für Schritt 3
während des Ladungswechsels, Bild 7. Der
Zylinderdruck fällt im UT sofort beim Öff-
nen des Auslassventils auf das Niveau des
Gegendrucks ab. Ein Teil der Masse strömt
unendlich schnell in UT aus. Die restliche
Masse wird anschließend auf dem Niveau
des Gegendrucks ohne den Strömungswi-
derstand der Auslassventile ausgescho-
ben. Der Ladungswechsel-Wirkungsgrad
steigt dadurch um 0,7 % an.
4.5 Verlustteilungsschritt 4
Im Schritt 4 (idealer Abgasturbolader) wird Bild 8: Zylinderdruck von „Auslassventil öffnet“ (AÖ) bis UT für Schritt 4
zusammen mit den Annahmen aus den
Schritten 1 bis 3 unter der Annahme eines
idealen Turboladerwirkungsgrades von
100 % gerechnet. Ausgangspunkt ist ein Der Ladungswechsel-Wirkungsgrad er- 5 Zusammenfassung und Ausblick
Turboladerwirkungsgrad von 48 %, der reicht dabei einen Wert von 106,4 % und
sich aus dem Referenzpunkt ergibt. Die trägt damit zu einer deutlichen Steigerung Das Forschungsinstitut für Kraftfahrwe-
Turbinenleistung ändert sich hierbei nicht der Gesamtarbeit bei. Bild 8 zeigt die ermit- sen und Fahrzeugmotoren Stuttgart
und bleibt auf dem Niveau von Schritt 3. telten Zylinderdruckverläufe. (FKFS) stellte in diesem Beitrag zum FVV-
Literaturhinweise
[1] Fraidl, G. K.; Kapus, P.; Piock, W.: Otto-Direkteinsprit-
zung mit Aufladung – Die Konkurrenz zu dieselmoto-
rischen Antrieben? Vortrag, 26. Internationales Wie-
ner Motorensymposium, Wien, Österreich, 2005
[2] Weberbauer, F.; Rauscher, M.; Kulzer, A.; Knopf, M.;
Bargende, M.: Allgemein gültige Verlustteilung für
neue Brennverfahren. In: MTZ Motortechnische
Zeitschrift 66 (2005), Nr. 2, S. 120-124
[3] Schnittger, W.; Königstein, A.; Pritze, S.; Pöpperl,
M.; Rothenberger, P.; Samstag, M.: Direct Ecotec.
Neuer Ottomotor mit Direkteinspritzung von Opel.
Bild 9: Ladungswechsel-Wirkungsgrade (ηLW) und Änderungen der Ladungswechsel- In: MTZ Motortechnische Zeitschrift 64 (2003),
Wirkungsgrade (∆ηLW) bei unterschiedlichen Prozessannahmen für einen Teillastbetriebs- Nr.12, S. 1010-1018
punkt mit Schichtladung [4] Schommers, J.; Gulde, F. P.; Hoppenstedt, M.;
Gruber, G.; Fick, W.; Ruisinger, W.; Renner, G.;
Lingens, A.: Evolution des Vierzylinder-Dieselmo-
tors von Mercedes-Benz. In: MTZ Motortechnische
Zeitschrift 68 (2007), Nr.1, S. 20-29
Projekt Nr. 875 die innermotorische Ver- mischer Auslasskanal (Portliner), luft- [5] Enginos GmbH: Thermodynamische Analysesoft-
lustteilung auf Basis von Lastkollektiven spaltisolierter (LSI) Abgaskrümmer – lässt ware Tiger. www.enginos.de
vor. Bild 9 zeigt den Verlauf des Ladungs- sich eine Steigerung des Ladungswech- [6] Gamma Technologies, Inc.: 1D Engine Simulation
wechsel-Wirkungsgrades innerhalb der sel-Wirkungsgrades im untersuchten Be- Software GT-Power. www.gtisoft.com
[7] Grill, M.: Objektorientierte Prozessrechnung von
Verlustteilung. Durch die Verwendung triebspunkt von maximal 0,4 % errei-
Verbrennungsmotoren. Dissertation, Universität
von sich unendlich schnell öffnenden chen. Dies konnte in der Prozessrech- Stuttgart, 2006
Ventilen bei gleichzeitiger Aufhebung nung durch die Betrachtung mit adiaba- [8] Fischer, G. D.: Expertenmodell zur Berechnung der
der Ventilüberschneidung lässt sich der tem Zylinder und Krümmer ermittelt Reibungsverluste von Ottomotoren. Dissertation,
Ladungswechsel-Wirkungsgrad um 0,1 % werden. Durch den Einsatz strömungs- Technische Universität Darmstadt, 2000
steigern. In der Praxis ließe sich dies an- optimierter Ventile auf der Auslassseite [9] Schwarzmeier, M.: Der Einfluß des Arbeitsprozeß-
verlaufs auf den Reibmitteldruck von Dieselmotoren.
nähernd mit einem elektromagne- (höherer Durchflusskoeffizient) kann ei-
Dissertation, Technische Universität München, 1992
tischen beziehungsweise elektrohydrau- ne maximale Wirkungsgradsteigerung [10] Kuberczyk, R.; Bargende, M.: Investigation into Effi-
lischen Ventiltrieb umsetzen. von 0,7 % erreicht werden. ciency Increasing Measures on SI-Engines. Procee-
Durch den zusätzlichen Einsatz Durch eine Optimierung des Turbo dings, 8th International Stuttgart Symposium,
wärmeisolierter Abgaskrümmer – kera- laderwirkungsgrades (zum Beispiel durch Stuttgart, Germany, 2008
ein zweistufiges Aufladekonzept) kann [11] Woschni, G.: Beitrag zum Problem des Wärmeüber-
gangs im Verbrennungsmotor. In: MTZ Motortech-
die höchste Wirkungsgradsteigerung von
nische Zeitschrift 31 (1970), Nr. 12, S. 491-499
10,6 % erreicht werden. Eine zweistufige
Danksagung [12] Bargende, M.: Ein Gleichungsansatz zur Berech-
Aufladung ist demnach nicht nur für ein nung der instationären Wandwärmeverluste im
besseres Ansprechverhalten des Motors Hochdruckteil von Ottomotoren. Dissertation, Tech-
Die Autoren möchten sich sehr herzlich bei
von Bedeutung, sondern erlangt auch ei- nische Hochschule Darmstadt, 1991
der Forschungsvereinigung Verbrennungs-
ne wichtige Bedeutung zur Steigerung [13] Huber, K.: Der Wärmeübergang schnellaufender,
kraftmaschinen e. V. (FVV, Frankfurt/Main) direkt einspritzender Dieselmotoren. Dissertation,
bedanken, die das Projekt Nr. 875 durch des Ladungswechsel-Wirkungsgrades bei
Technische Universität München, 1990
E igenmittel finanziert hat. Des Weiteren Teillast qualitativ geregelter Motoren mit [14] Zapf, H.: Beitrag zur Untersuchung des Wärme
möchten die Autoren sich beim Initiator des Abgasturbolader. übergangs während des Ladungswechsels im
Projekts, Dr. techn. Dipl.-Ing. Herwig Richter Die in diesem Beitrag vorgestellte La- Viertakt-Dieselmotor. In: MTZ Motortechnische
der Porsche AG, sowie beim Obmann Dr.-Ing. dungswechsel-Verlustteilung eignet sich Zeitschrift 30 (1969), Nr. 12, S. 461-465
Andreas Grote von der Volkswagen AG für für die Charakterisierung von Wirkungs-
die sehr gute Betreuung bedanken. Ein be- gradsteigerungsmaßnahmen des La-
sonderer Dank geht an den gesamten FVV- dungswechsels qualitativ geregelter Mo-
Arbeitskreis, der mit seinen wichtigen Impul- toren mit Abgasturbolader. Durch den Download des Beitrags unter
sen und Anregungen die erfolgreiche Bear- gewählten Rechenansatz über das Mittel- www.MTZ-online.de
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