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TABELLENVERZEICHNIS...................................................................................................III
1. EINLEITUNG.........................................................................................................................1
1.1. PROBLEMSTELLUNG...............................................................................................................1
1.2. ZIELSETZUNG DER ARBEIT.....................................................................................................1
1.3. AUFBAU DER ARBEIT............................................................................................................2
2. THEORETISCHER TEIL.......................................................................................................2
3. EMPIRISCHER TEIL............................................................................................................6
4.1. ZUSAMMENFASSUNG............................................................................................................21
4.2. IMPLIKATION FÜR DIE PRAXIS...............................................................................................22
4.3. IMPLIKATION FÜR DIE FORSCHUNG.........................................................................................23
5. ANHANG.............................................................................................................................24
6. LITERATURVERZEICHNIS..............................................................................................25
III
TABELLENVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
1.1. Problemstellung
„Die globale Finanzkrise könnte die weltweite Arbeitslosigkeit um weitere geschätzte
20 Millionen Männer und Frauen erhöhen.“
International Labour Organization-Generaldirektor Juan
Somavia
23.
Oktober 2008
Die Aussage des ILO-Generaldirektors Juan Somavia zeigt, welche starken Auswirkungen die
Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt haben wird. Diese Arbeit stellt eine Möglichkeit der
Arbeitsplatzbeschaffung vor. Es handelt sich um Spin-Offs, sogenannte Ausgründungen aus
öffentlichen Forschungseinrichtungen. Diese Unternehmen werden von einem oder mehreren
Angestellten einer Muttorganisation gegründet. Sie nutzen eine Kerntechnologie, die sie in
das neue Unternehmen transferieren (Vgl. Steffensen et al., 1999, S. 96).
Neben den gängigen Wegen des Technologietransfers wie Ausbildung, Forschungskoopera-
tionen oder Personalaustausch gelten Spin-Off-Gründungen als besonders wirksam. Spin-
Offs, die aus Forschungseinrichtungen entstehen, werden akademische Spin-Offs genannt.
Diese eigenständigen Unternehmen werden von Angestellten einer Forschungseinrichtung
gegründet und beziehen ihre Kerntechnologie aus dieser Forschungseinrichtung.
Da privatwirtschaftliche Spin-Offs von industrieerfahrenen Angestellten mit speziellen
Branchenkennnissen gegründet werden, verfügen sie meist bereist über ein marktreifes
Produkt oder eine entwickelte Technologie. Jedoch entbehren akademische Spin-Offs diese
Vorteile, da die Technologie und die Gründer lediglich einen Forschungshintergrund haben.
Dieser akademische Hintergrund beinhaltet keine betriebswirtschaftlichen Kompetenzen.
Folglich bestehen bei akademischen Spin-Offs Unsicherheiten bezüglich der Entwicklung von
neuen Technologien und deren Vermarktung oder den Annahmen über den Markt und
potenzielle Kunden (Vgl. Riesenhuber et al., 2007, S.142-143).
2. THEORETISCHER TEIL
In diesem Abschnitt wird untersucht, welche Erfolgsfaktoren einen Einfluss auf die
Performance von Spin-Offs haben. Später wird dieses Modell bei der Auswertung der
Umfragen eingesetzt. Die Theorie wurde von Barney (1991) aufgestellt und besagt, dass
technologische Ressourcen eine positive Auswirkung auf die Performance haben. Zudem
wurde diese Theorie von Walter et al. (2004) empirisch bestätigt. Die These von Granovetter
(1985) besagt, dass die Embeddedness, zu Deutsch „Eingebettetheit“, auch einen positiven
Einfluss auf die Performance besitzt. Diese These von Granovetter (1985) soll empirisch
belegt werden. Zusätzlich wird empirisch untersucht, ob Netzwerke und unternehmerische
Orientierung auch positive Auswirkungen auf die Performance besitzen. Nach den
Untersuchungen von Walter et al. (2006) haben Netzwerke und unternehmerische
Orientierung ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Performance.
In den folgenden Abschnitten werden die unterschiedlichen Erfolgsfaktoren nacheinander
vorgestellt.
um Wert zu schaffen (Vgl. Riesenhuber et al., 2007, S. 146). Die Werthaftigkeit der
Kerntechnologie steigt mit zunehmender Größe des Marktpotenzials für mögliche
Anwendungen und abnehmenden Unsicherheiten der Technologie und des Markts.
2.2. Embeddedness
Die Ausgangssituation eines akademischen Spin-Offs ist wichtig für ihre weitere
Entwicklung. Das Netzwerk, in welches das Spin-Off hinein gegründet wird, wird als
Embeddedness (zu Deutsch: „Eingebettetheit“) bezeichnet. Die Theorie der Embeddedness
wurde von Granovetter im Jahre 1985 geprägt, und besagt, dass die Form und die Dynamik
der Netzwerkbeziehungen sich auf die Interessen, Ziele und Identität der Spin-Offs und somit
auf ihren Erfolg auswirken. Dieses Netzwerk ist sozialer Natur und nicht vertraglich
gebunden. Die Gesamtstruktur eines Netzwerks wird als strukturelle Embeddedness, die
Beziehung zwischen zwei Akteuren (wie z.B. Unternehmen) als relationale Embeddedness
bezeichnet (Vgl. Lo, 2003, S. 67-68). Mit der Unterstützung des sozialen Netzwerks können
sich die Spin-Offs auf dem für sie neuen Markt nicht nur besser orientieren, sondern auch
neue Kunden oder Informationen gewinnen.
2.3 Netzwerkkompetenz
Wie der Begriff „Netzwerk“ schon andeutet, werden bei der Netzwerkkompetenz nicht nur
Beziehungen zu einzelnen Unternehmen, sondern zu verschiedenen externen Partnern
(Kunden, Zulieferer, Wettbewerber, Investoren, Forschungseinrichtungen) angesprochen.
Hierbei geht es laut Walter et al. (2006) darum, Beziehungen aufzubauen, sie aufrecht zu
halten und sie zu gebrauchen. Dieser dynamische Prozess wird von vier Komponenten
beeinflusst (Vgl. Walter et al., 2006, S.546-547):
5
3. Netzwerkwissen: Dieser Aspekt wird als organisierte und strukturierte Information über
den Markt definiert. Das heißt, dass ein Spin-Off strukturiertes und organisiertes Wissen
über seine Zulieferer und Abnehmer und auch seine Mitstreiter braucht. Mit diesem
Wissen können sie voraussehend und situationsspezifisch planen und Kontrollkosten
senken.
Durch Netzwerkkompetenz verknüpft ein Spin-Off seine eigenen Ressourcen mit denen von
anderen Unternehmen. Dadurch können sie die Bedürfnisse von Kunden besser ermitteln und
entsprechende Angebote machen. Ebenso sind sie in der Lage, ihre Ressourcen gezielt und
marktorientiert zu entfalten. Walter et al. (2006) haben den positiven Einfluss von
Netzwerkkompetenz auf den Erfolg eines Unternehmens festgestellt.
3. EMPIRISCHER TEIL
In diesem Abschnitt soll die Relevanz des Modells überprüft werden. Die nötigen Daten
wurden bei der Befragung von vier Unternehmen gesammelt. In den nächsten Abschnitten
werden die einzelnen Unternehmen kurz vorgestellt, danach folgt die Auswertung der
Antworten. Die befragten Unternehmen sollten Aussagen vom Fragebogen bewerten. Dabei
steht der Wert 1 für „trifft überhaupt nicht zu“ und der Wert 7 bedeutet „trifft voll und ganz
zu“. Zusätzlich werden Informationen vorgestellt die aus dem persönlichen Gespräch
entstanden sind.
Des Weiteren wird im Anhang definiert welche Frageblöcke zu welchen Erfolgsfaktoren
gehören. Zudem wurden bei der Auswertung des Fragebogens die Fragen mit negativen
Auswirkungen transformiert.
3.1. e.Consult AG
Mein Gesprächspartner machte einen sehr kooperativen Eindruck. Nachdem Herr Bach mir
die Tür selbst öffnete, führte er mich in sein großes Büro, in dem außer seinem großen
Schreibtisch ein runder Versammlungstisch stand. Obwohl er jung war und einen Eindruck
von Enthusiasmus vermittelte, zeigte er weniger Interesse am Interview bzw. der Studie
selbst, indem er die Fragen recht zügig beantwortete.
Die Gründungsidee der Beiden war die Entwicklung von Internetportalen für Rechtsanwälte
zur besseren Kommunikation mit Mandanten und Versicherungen. Mit dieser Errungenschaft
war die e.Consult AG das erste Unternehmen, welches eine spezielle Softwarelösung für
Rechtsanwälte anbietet. Ihre erste Softwarelösung, die speziell auf das anwaltliche Geschäft
angepasst war, ist die sogenannte WebAkten, die seit 2001 auf dem Markt ist. Diese
speziellen Internetakten ermöglichen Rechtsanwälten eine effiziente Kommunikation und die
Möglichkeit, neue Mandanten zu gewinnen. Zudem bietet die e.Consult AG seit 2004 auch
die Softwarelösung Schadenmanager an und ist inzwischen damit deutschlandweit die
Nummer 1. Schadenmanager ist ein leistungsfähiges Tool zur Kommunikation mit
Versicherungen. Das Angebot der Aktiengesellschaft wird mit den Akquisitionsplattformen
AdvoTV.com, schadenfix.de , führerscheinfix.de und inkassofix.de abgerundet. Diese sollen
die Kunden bei der Generierung von neuer Kundschaft unterstützen.
Heutzutage hat die Firma weit über 4.000 Kunden, inzwischen auch viele internationale
Großunternehmen wie HUK-COBURG, ADAC, ARAG Rechtsschutzversicherung, R+V
Versicherung oder die Karlsberg Brauerei KG in Homburg.
8
Die e.Consult AG ist seit der Gründung nur in Deutschland tätig. Im Jahre 2000 waren fünf
Mitarbeiter im Geschäft tätig und es wurde ein Umsatz von 60.000 Euro erwirtschaftet. Diese
Größen sind mit den Jahren stetig gewachsen, so dass 2008 genau 13 Mitarbeiter eingestellt
waren und ein Umsatz von 800.000 Euro generiert wurde.
Die beiden Gründer Dipl.-Jurist Dominik Bach und Dipl.-Biologe Bernd Pohl hatten vorab
keine Industrieerfahrung. Aus diesem Grund war eine Mitgliedschaft bei dem Business-
Angel-Netzwerk-Saarland und eine Verbindung zu Personen (Mitarbeiter der
Technologietransfer) aus dem institutionellen Umfeld für den Aufbau eines Netzwerkes in der
Gründungsphase von Vorteil. Im Gespräch wurde zusätzlich erwähnt, dass die ersten
Kundenkontakte durch die Zusammenarbeit mit externen Partnern entstanden sind. Zusätzlich
konnte sich die Firma e.Consult AG ein eigenes Netzwerk mit 20 externen Partnern aufbauen.
Mit den Erkenntnissen oben beträgt der Durchschnittswert der Embeddedness 3,86.
In den letzten Jahren seit der Gründung konnte die Firma e.Consult AG ihre Netzwerkgröße
extrem ausbauen. Heute besteht das Netzwerk aus ca. 4.000 Kunden (Anwalts- und Notar-
kanzleien), sieben Lieferanten, drei Zulieferern, einem Wettbewerber, zwei Investoren und
einer Forschungseinrichtung. Als Baustein dieser erfolgreichen Entwicklung sieht Herr Bach
überwiegend das Netzwerkwissen (6,17), da er als Jurist die Märkte, die seine Kunden
bedienen, relativ gut kennt und die Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen seiner Kunden
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für die Firma ebenfalls bekannt sind. Vor allem konnte sich die e.Consult AG an den Markt
und die Kundenbedürfnisse anpassen. Dieses wurde durch regelmäßige Gespräche mit den
Partnern und durch Koordinatoren erreicht (Netzwerkaktivitäten, (4,63)). Die e.Consult AG
bemüht sich darum, einen flexiblen Umgang mit ihren Partnern zu pflegen, sich in diese
hineinzuversetzen und Konflikte fast immer konstruktiv zu lösen. Somit legt die e.Consult
AG großen Wert auf gute Partnerbeziehungen (5,86). Damit diese reibungslos funktionieren,
ist eine funktionierende interne Kommunikation (5,83) von großer Bedeutung. Dazu gehören
beispielsweise das Pflegen informeller Kontakte unter den Mitarbeitern, sowie häufig auch
der spontane Austausch von Informationen. Außerdem legt die e.Consult AG den größten
Wert auf regelmäßige Besprechungen zu jedem Projekt. Die durchschnittliche Bewertung der
Netzwerkkompetenz beträgt 5,62.
Das Unternehmen e.Consult befindet sich auf einem Markt mit hartem Preiswettbewerb und
intensivem Qualitäts- und Innovationswettbewerb, weshalb sie durchaus
wettbewerbsorientiert ist, jedoch nicht aggressiv. Zum Beispiel versucht das Unternehmen
eher, Konfrontationen mit Wettbewerbern aus dem Weg zu gehen. Somit ist die
Wettbewerbsaggressivität (4,67) mittelhoch. Zusätzlich ist die Firma e.Consult risikoavers
(2,5), weil sie unnötige Risiken nicht eingehen will. Umso wichtiger ist das Ergreifen der
Initiative (Proaktivität, (5,0)) vor den Wettbewerbern in Bezug auf die Innovation (5,75). Eine
entscheidende Rolle bei der Innovationsfindung ist, dass die Mitarbeiter, die an Innovationen
arbeiten, eigene Entscheidungen einbringen können, um die Innovation voranzutreiben. Dabei
besteht für sie teilweise auch die Möglichkeit, an gängigen Vorschriften vorbei zu handeln; so
können die Mitarbeiter beispielsweise offizielle Richtlinien umgehen, oder Entscheidungen
außerhalb der normalen Weisungsbefugnisse treffen (Autonomie, (6,0)). Die
durchschnittliche Bewertung der unternehmerischen Orientierung beträgt 4,78.
Herr Hanselmann fiel mit seinem starken Händedruck auf. Er wirkte vielbeschäftigt, was sich
auch darin bemerkbar machte, dass er mitten in einem Gespräch war, als ich ankam und daher
ein paar Minuten auf ihn warten sollte. Dennoch nahm er sich die Zeit, meine Fragen
gründlich und bedacht zu beantworten.
Aktuell hat die Firma 46 Produkte an ungefähr 100 Kunden vermarktet. Als Referenzprodukte
können vor allem Speziallacke, kratzfeste Handydisplays und Desinfektionsmittel erwähnt
werden. Vor dem Interview stellte mir Herr Hanselmann kurz das Unternehmen und einige
Produkte, die zurzeit in Entwicklung sind, vor: Speziallacke für Lichtschalter, die
Verunreinigungen vermeiden, Putzmittel für Krankenhäuser, die längere
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Desinfektionswirkung aufweisen und Hörgerät-Materialien, die keine Feuchtigkeit in die
Elektronik einlassen. Unterdessen können Siemens, Phonak und Samsung als wichtige
Kunden des Unternehmens gesehen werden. Um den Anforderungen der Kunden gerecht zu
werden, hat das Unternehmen biologische und chemische Labors, in denen kompetente
Mitarbeiter tätig sind. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 13 vorwiegend wissenschaftliche
Mitarbeiter. In der Gründungsphase hatte die Firma jedoch nur einen Mitarbeiter neben den
Gründern.
Seit der Gründung der Firma wachsen der Umsatz und der Exportanteil stetig an. Im
Geschäftsjahr 2008 betrug der Umsatz 600.000 Euro, wobei 40% durch Exporte generiert
wurden.
In der Theorie hat die Zusammenarbeit mit externen Partnern in der Gründungsphase eine
wichtige positive Bedeutung. Diese wurden im Gespräch mit dem Gründer Dr. med. Rainer
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G. Hanselmann bestätigt. Im weiteren Dialog stellte sich heraus, dass die Zusammenarbeit mit
Personen des institutionellen Umfeldes für die Sarastro GmbH negative Effekte mit sich
brachte. „Wir haben sogar Schwierigkeiten gehabt, wir haben uns aktiv bekämpft“, so
Hanselmann. Trotz dieser Konflikte konnte sich das Unterhemen Sarastro ein eigenes
Netzwerk aufbauen. Dabei spielte die fünfjährige Erfahrung des Gründers Dipl. Chem.
Hermann Schirra eine ernst zunehmende Rolle. In der Frühphase betrug die Anzahl der
externen Partner zehn, davon waren sieben Lieferanten und drei Kunden. Die
durchschnittliche Bewertung der Embeddedness beträgt 2,79.
Innerhalb der acht Jahre seit der Gründung konnte die Sarastro GmbH die Anzahl ihrer
externen Partner auf 124 aufstocken. Hierbei sind 100 Kunden, drei Wettbewerber, 18
gelistete Zulieferer, zwei Investoren und eine Forschungseinrichtung zu nennen. Diese
Erfolge hat die Unternehmung zum Teil durch stark ausgeprägte Netzwerkaktivitäten (6,38)
erreicht. Zu diesen zählen unter anderem, dass die Sarastro GmbH regelmäßig mit ihren
Partnern bespricht, wie sie sich gegenseitig unterstützen können, um erfolgreich zu sein.
Ferner definiert die Firma spezifische Ziele für den langfristigen Auf- und Ausbau von
Geschäftsbeziehungen. Die Sarastro GmbH legt auch großen Wert auf eine starke
Partnerbeziehung (6,0). Darum kann das Unternehmen Sarastro die Bedürfnisse und
Sichtweise ihrer Kunden sehr leicht verstehen, da im Betrieb viele Experten aus
verschiedenen Bereichen (Chemie, Biologie, Medizin) tätig sind. Überdies beträgt der
Mittelwert des Netzwerkwissens 5,17. Dabei misst die Sarastro GmbH der Kenntnis der
Potenziale und Strategien ihrer Wettbewerber eine hohe Bedeutung zu, genauso, wie es für
die Firma wichtig ist, über die Stärken und Schwächen ihrer Zulieferer informiert zu sein. Für
den Erfolg spielt die interne Kommunikation eine überaus hohe Rolle. Dazu gehören sowohl
ein reges Feedback zwischen den Führungskräften und den Mitarbeitern, regelmäßige
Besprechungen zu jedem Projekt, als auch ein häufiger projekt- und fachübergreifender
Austausch. Folglich ist die interne Kommunikation für Sarastro extrem bedeutsam (7,0).
Dementsprechend wurde die Netzwerkkompetenz mit einem Durchschnittswert von 6,14
bewertet.
Während der Befragung wurde mehrmals angesprochen, dass die Sarastro GmbH in ihrem
Gebiet konkurrenzlos ist. Auf Grund dessen ist die Wettbewerbsaggressivität der Sarastro
GmbH gering (3,67). Durch diese Konstellation musste das Unternehmen Sarasto keine
riskanten Projekte tätigen, genauso wenig wie in den letzten drei Jahren weit reichende,
kapitalintensive Maßnahmen ergriffen wurden, um das Unternehmen und seine Produkte und
Dienstleistungen zu positionieren. Somit kann man die Firma als risikoavers (2,5) bezeichnen.
13
Die Sarastro GmbH befindet sich in einem Qualität- und Innovationswettbewerb. „Auch wenn
wir keinen Konkurrenzdruck spüren, dürfen wir die Innovationen nicht vernachlässigen“ so
Hanselmann, weshalb die Mitarbeiter zum Experimentieren ermutigt werden, neue,
innovative Lösungen oder Produkte zu finden. So konnte die Firma Sarastro in den letzten
drei Jahren viele neue Produkte entwickeln und neue Dienstleistungen anbieten. Die
durchschnittliche Bewertung der Innovationneigung bei Sarastro beträgt 6,5. Dabei werden
große Anstrengungen unternommen, um neue Anwendungen der Kerntechnologie zu
entdecken und neue Märkte für bestehende Produkte zu erschließen (Proaktivität, (6,34)). Bei
diesem Prozess können und sollten die Mitarbeiter, die an Innovationen arbeiten, aktiv
teilnehmen, dennoch ist der Entscheidungsfreiraum in diesem Zusammenhang nicht so groß
(Autonomie (4,25)). Die durchschnittliche Bewertung der unternehmerischen Orientierung
beträgt 4,65.
Herr Rummel erklärte mir, dass die Vision des Unternehmens „Innovation durch Bionic
engineering“ gleichzeitig ihre Haupttätigkeit ist. Durch den Einsatz der Methode des „Bionic
engineering“ werden Naturprinzipien gemäß den Vorstellungen der Kunden systematisch und
„ingenieurgerecht“ in technische Lösungen umgesetzt. So hat die Bionic Solution viele
Firmen bei der Produktentwicklung, Produktoptimierung und bei der Prozess- und
Verfahrenstechnik erfolgreich unterstützt.
Die Bionic Solution hat verschiedene Projekte als Referenz. Das Unternehmen entwickelt
Lüftungssystem, die nach dem Termitenbauprinzip funktionieren. Termiten nutzen ein
ausgeklügeltes System zur Belüftung ihrer Baue. Dabei steigt die Luft, die durch die Gärungs-
wärme der Pilzgärten entsteht, aus dem Nest nach oben. Als nächstes kühlt die Luft etwas ab
und sinkt in vielen kleinen Röhren (unter der Oberfläche des Baues) nach unten, wo der
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Austausch der Luft stattfindet. Ferner wurde vom Unternehmen ein Wettbewerbsbeitrag für
die neue Oper in Oslo eingereicht. Dabei wurde ein neues audiovisuelles Konzept nach
bionischen Prinzipien entwickelt. Hauptziele waren vor allem eine bessere räumliche
Anordnung und eine Lösung der akustischen Anforderungen. Insofern wurden zwei
biologische Phänomene für die Lösung angewandt. Einmal das menschliche Auge und seine
Prinzipien der Aufnahme von optischen Informationen, sowie die Form und akustische
Prinzipien eines Fledermausohres.
Das Unternehmen ist nur in Deutschland tätig und hat jährlich einen Umsatz von ca. 40.000
Euro.
Das Spin-Off Unternehmen Bionic Solution wurde bei der Gründung von dem Business-
Angels Netzwerk Saarland unterstützt. Diese Unterstützung bestand in erster Linie durch
Erfahrungaustausch. Finanzielle Hilfe wurde nicht gewährt. Mit dieser Hilfe und der
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Erfahrung von Dipl.-Ing. Peter Birke im Bereich der Architektur konnte sich die Bionic
Solution ein kleines Netzwerk aufbauen. Zum Zeitpunkt der Gründung hatte die Firma zwei
externe Partner. Dies führt zu einer niedrigen Embeddedness mit einem durchschnittlichen
Wert von 2,86.
In der aktuellen Situation konnte die Bionic Solution ihre externen Partner bisher nur auf fünf
aufstocken. Der Hauptgrund für die schwache Entwicklung ist, dass der Gründer Dipl.-Ing.
Peter Birke, der hauptsächlich für die Kundengenerierung tätig war, seit 2008 ausgestiegen
ist. Dies hat vor allem zur Schwächung des Netzwerkwissens (3,83) geführt, was daran
ersichtlich wird, dass sowohl die Kenntnis der relevanten Märkte als auch die Potentiale und
Strategien der Wettbewerber als niedrig eingestuft werden. Auch das Wissen über Produkte
der Kunden ist schwach. Des Weiteren hat die interne Kommunikation (1,0) aufgrund der
Tatsache, dass das Unternehmen nur noch aus einer Person besteht, naturgemäß an Bedeutung
verloren. Um diese Defizite abzubauen legt Herr Rummel großen Wert auf die
Netzwerkaktivität (5,0) und die Beziehungsfähigkeiten (5,29). Die durchschnittliche
Bewertung der Netzwerkkompetenz beträgt 3,78 und somit ist die Netzwerkkompetenz
schwach ausgeprägt.
Die Bionic Solution befindet sich zurzeit in einer neuen Aufbauphase, die gewisse
Schwierigkeiten mit sich bringt. Ferner will der Geschäftsführer keine unnötigen Risiken auf
sich nehmen (Risikobereitschaft, (1,0)). Dies spiegelt sich auch in der schwachen
unternehmerischen Orientierung (2,03) wieder. Hierbei beträgt die durchschnittliche
Autonomie 1,0 (da es keine Mitarbeiter gibt), die Proaktivität 4,0, die
Wettbewerbsaggressivität 2,67 und die Innovationneigung 1,5.
Herr Gillen ist ein lockerer und hilfsbereiter Mann, der den Eindruck eines strebsamen
Menschen machte. Er nahm sich trotz seines Zeitmangels die Zeit, meine Fragen gründlich zu
beantworten und mich bei meinen Aufzeichnungen zu unterstützen.
In dem Gründungsjahr hatte die GRIPS GbR zwei Mitarbeiter und ein Umsatz von circa
80.000 Euro. Die ersten kleinen Exporterfolge wurden im Jahre 2006 verzeichnet. Der
Umsatz betrug 210.000 Euro, wobei der Exportanteil 1% war. Internationale Kunden kamen
vor allem aus Belgien. Das Unternehmen weist einen kontinuierlichen und gesunden
Wachstumsprozess auf und die Firma hatte im Geschäftsjahr 2008 acht Mitarbeiter, 300.000
Euro Umsatz und einen Exportanteil von 3%.
3.4.3. Auswertung des Fragebogens der Firma GRIPS Gillen & Partner
Die Kerntechnologie der Firma besitzt eine mittlere Werthaltigkeit (4,5). Beispielsweise
konnte die Kerntechnologie direkt in Produkte umgesetzt werden. Auch die Weiter-
entwickelbarkeit ist gut, besonders im Bereich des Mitteleinsatzes. Dagegen konnte die Firma
während der Gründungsphase schlecht überblicken, welche anderen Technologien zur
Umsetzung der Kerntechnologie in marktfähige Produkte benötigt wurden. Die Firma hatte
mit einer eher geringen Marktunsicherheit zu kämpfen. Es war nicht klar abzusehen, wer die
Kunden des Unternehmens waren, aber die Bedürfnisse und Anforderungen der potentiellen
Kunden waren klar erkennbar. Die Firma betrieb trotzdem wenig Marktforschung. Das
Marktpotential ist eher mittelmäßig einzuschätzen. Die Firma besitzt keine Patente zum
Schutz ihrer Kerntechnologie. Herr Gillen erklärte, der Aufwand und die Kosten für eine
Patentanmeldung wären im Softwarebereich zu hoch. Die Kerntechnologie sei zu leicht zu
erlernen, beispielsweise aus öffentlichen Quellen. Daher erfüllt sie das Attribut der Seltenheit
nicht (1,75) und kann auch schnell imitiert (1,5) werden. Auf dem Gebiet der
Kerntechnologie der GRIPS Gillen & Partner sind nicht besonders viele Forscher tätig.
Außerdem sind die Zeitabstände zwischen technologischen Durchbrüchen ziemlich hoch.
Daher ist die Kerntechnologie schwer substituierbar. Die Substituierbarkeit ist beträgt
durchschnittlich 5,0. Somit beträgt die durchschnittliche Bewertung der technischen
Ressourcen 3,19.
Die Firma hat in der Phase der Gründung bereits über ein Netzwerk von 15 Partnern verfügt.
Diese Partner stammten überwiegend aus Kontakten des Gründerteams. Die Personen aus
dem institutionellen Umfeld (Mitarbeiter des Lehrstuhls und auch vom DFKI) waren weniger
hilfsreich. Über sie konnten hauptsächlich Kontakte zu Fachleuten aus unterschiedlichen
Technologiegebieten und Branchenexperten hergestellt werden. Über die Kontakte der
Gründer wurden Partnerschaften zu Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten geknüpft. Über die
19
insgesamt eher mittelmäßige Embeddedness (3,5) konnte bereits vor der Gründung ein
stabiles Netzwerk aus Kontakten aufgebaut werden.
Das durch die Embeddedness bereits bestehende Kontaktnetzwerk konnte durch die gute
Netzwerkkompetenz weiter ausgebaut werden, so dass die Firma GRIPS Gillen & Partner
heute über ein Netzwerk aus 64 Partnern verfügen kann. Die GRIPS Gillen & Partner arbeitet
heute mit zwei Forschungseinrichungen, fünf Wettbewerbern und fünf Zulieferern zusammen
und hat 50 Kunden. Dieser Erfolg ist hauptsächlich auf die gute interne Kommunikation
(6,67) zurückzuführen. Die Firma legt besonderen Wert auf regelmäßige Besprechungen und
Feedback zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Die gute interne Kommunikation ist
auch auf die Koordination innerhalb des Unternehmens zurückzuführen. Die
Netzwerkaktivitäten werden mit dem Durchschnittswert 5,87 bewertet. Beim Aufbau des
Netzwerks waren besonders die guten persönlichen Beziehungen (5,43) wichtig. Die
Flexibilität und das Konflikt-lösungsvermögen sind ebenfalls gut. Das Wissen über den Markt
beträgt durchschnittlich 4,17. Potentielle Geldgeber sind dem Unternehmen weniger gut
bekannt. Dass außer den Gründern niemand Anteile des Unternehmens hält, ist daher die
logische Konsequenz. Folglich beträgt die durchschnittliche Netzwerkkompetenz 5,54.
Das Unternehmen ist zurzeit einem harten Preiswettbewerb und einem intensiven Qualitäts-
und Innovationswettbewerb ausgesetzt. Um an diesem Markt bestehen zu können, ist eine
hohe unternehmerische Orientierung besonders wichtig. Daher legt die Firma besonderen
Wert auf eine hohe Innovationsneigung (6,5), um der Konkurrenz stand halten zu können.
Das Unternehmen GRIPS Gillen & Partner lässt seine Mitarbeiter dementsprechend viel
experimentieren, um neue innovative Produkte oder Lösungen zu finden. Außerdem wurden
in den letzten drei Jahren viele neue Produkte auf den Markt gebracht. Auch die
organisatorische Autonomie ist in dem Unternehmen hoch ausgeprägt (6,5). Insbesondere
können die Mitarbeiter Entscheidungen nach eigenem Ermessen und außerhalb der
Weisungsbefugnisse treffen, um Innovationen voranzutreiben. Trotz oder gerade wegen des
harten Konkurrenzkampfes ist die Firma nicht zu großen Risiken bereit. Vor allem finanzielle
Risiken sollen vermieden werden. Die Geschäftsführer der GRIPS Gillen & Partner sind eher
risikoavers (2,5) eingestellt. Konfrontationen soll möglichst aus dem Weg gegangen werden,
sie sind aber nicht immer vermeidbar. Das Unternehmen steht in ständigem Kampf um die
Marktanteile. In diesem Kampf ist die Firma meist erfolgreich. Die durchschnittliche
Wettbewerbsaggressivität beträgt 5,0. Die Proaktivität hingegen ist eher niedrig
einzuschätzen. Die Firma gibt zwar an, große Anstrengungen zu unternehmen, um neue
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Anwendungen der Kerntechnologie zu entdecken und neue Märkte zu erschließen, aber wartet
andererseits eher ab, bis andere Unternehmen neue Produkte auf den Markt bringen
(Proaktivität, 4,0). Der Durchschnittswert der unternehmerischen Orientierung beträgt 4,9.
4.1. Zusammenfassung
Die Fallstudie der drei erfolgreichen Unternehmen hat gezeigt, dass wie im Modell
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vorgegeben, die Netzwerkkompetenz einen positiven Einfluss besitzt. Dabei spielt die interne
Kommunikation eine große Rolle.
In der Theorie werden die technologischen Ressourcen als Haupterfolgsfaktor definiert. Die
Fallstudie hat jedoch gezeigt, dass bei den erfolgreichen Unternehmen kein deutlicher
Einfluss auf die Performance erkennbar ist. Obwohl die GRIPS Gillen & Partner und die
e.Consult erfolgreich sind, haben sie nur geringe Mittelwerte für die technologischen
Ressourcen. Dagegen hat die Sarastro, die auch erfolgreich ist, einen hohen Mittelwert erzielt.
Dies gilt auch für den Erfolgsfaktor Embeddedness, da er bei erfolgreichen Unternehmen
geringe bis mittelmäßige Werte erreicht.
Die Fallstudie der drei erfolgreichen Spin-Offs zeigt, dass die unternehmerische Orientierung
auch eine positive Wirkung auf die Performance besitzt. Dies kann man an den, von den
Gründern als hoch eingestuften Mittelwerten erkennen.
Die Werte der Bionic Solution sind nicht für eine Analyse geeignet, da das Unternehmen in
der Dienstleistungsbranche tätig ist und nicht alle Fragen im Fragebogen beantworten konnte.
Diese Tatsache und die schlechte Situation im Spin-Off würden dazu führen, dass die
Ergebnisse verzerrt würden.
Die Ergebnisse dieser Fallstudie können nicht repräsentativ sein, da es sich hier nur um vier
Unternehmen handelt. Um genaue Aussagen über den Einfluss der Erfolgsfaktoren auf die
Unternehmensperformance zu treffen, benötigt man eine größere Datenmenge.
5. ANHANG
6. LITERATURVERZEICHNIS
Steffensen, M. / Rogers, E. M. / Speakman, K. (1999): Spin-offs from Research Centers
at a Research University. Journal of Business Venturing, 15, S. 93-111.
Granovetter, Mark (1985): „Economic action and social structure: the problem of
embeddedness”. In: The American Journal of Sociology, Bd. 91 (1985), 3, S. 481-510.
Riesenhuber, Felix; Auer, Michael; Walter, Achim und Wolf, Friedemann (2007): „Techno
logische Ressourcen und das Wachstum akademischer Spin-offs“. In:
Unternehmertum und Ausgründung, S. 141-161. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-
Verlag.
Lo, Vivien; (2003): Wissensbasierte Netzwerke im Finanzsektor: Das Bespiel des Mergers &
Acquisitions-Geschäfts, Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag.
Lumpkin, G.T. / Dess, G.G., (1996): „Clarifying the entrepreneurial Orientation construct
and linking it to Performance” S.135-172.
Walter, Achim; Auer, Michael und Ritter, Thomas (2006): “The impact of network
capabilities and entrepreneurial orientation on university spin-off performance“. In:
Journal of Business Venturing 21 (2006), S. 541-567.