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Hallo!

30 07 2005

Bin ein wenig durcheinander wegen meiner Beziehung. Habe ein saublödes Problem:

Ich lebe seit vier Jahren mit meiner Freundin zusammen und habe zwei Kinder (2 und 0,5 Jahre)
mit ihr. Wir haben schon einige Täler unserer Beziehung gemeistert. Meine Freundin kommt aus
einer Familie ohne religiöse Bekenntnis. Deshalb scheint sie auf der Suche nach einer Konfession zu
sein.
Ich selber bin Katholik, bin aber nicht sonderlich fanatisch.
Da ich berufsbedingt sehr viel mit dem Internet zu tun habe, hatte sie sich im Internet über die
Religionen informiert. Blöderweise habe ich nicht aufgepasst und so kam sie auf die Seiten einer
neuen Sekte. Die Sekte nennt sich selbst Freichkirche und behauptet eine lockere
Gruppierung zu sein.
Sie trat in diverse Foren ein und machte heimlich fleissig mit.

Nach ca. 4 Monaten (Ende April dieses Jahr) wollte sie unbedingt nach Köln zu einem
"Familientreffen". Trotz Gegenwehr meinerseits setzte sie sich durch. Eigentlich wollte sie alleine
fahren, aber weil hinter diesem Vorhaben eine solche Vehemmenz stand, war ich mißtrauisch und
bestand darauf mitzufahren. Sie hat alles generalstabsmäßig geplant, was eigentlich nicht ihre Art
ist.

Wir sind dann an einem Freitag (knapp 600 km) mit den Kindern in eine Ferienwohnung nach Köln
gefahren. Am Samstag morgen sollte ich sie dann zu besagtem Treffen südöstlich von Köln
bringen. Sie war ganz aufgeregt und fast schon krankhaft euphorisch. So hatte ich sie noch nie
gesehen und es machte den Eindruck als ob es dort um mehr ginge als um religiösen Austausch.
Denn es war auf einmal alles egal - nur dieses Treffen zählte.

Ich wurde wegen des skurrilen Verhaltens ziemlich eifersüchtig und kurz bevor wir dort ankam
entwickelte sich ein Streit.
Ich machte ihr den Vorwurf, dass es dort nicht um Jesus sondern anscheinend um Sex ginge. (Ich
weiß - das war blöd aber ich hatte nichts anderes zur Verfügung um Sie in die Ecke zu treiben und
endlich zu einer Aussage zu treiben um Gewissheit zu erlangen.) Sie ist dann heulend zu dem
Treffen und ich wurde von irgendwelchen Leuten an meinem Auto vollgelabert, von wegen diese
Gruppe schwinge auf Liebe und das sei alles seriös und die bösen Kirchen, bla bla.
Ich bin dann mit meinem Sohn durch Köln gezogen und habe sie am Abend wieder abgeholt.

Sie stieg in das Auto und sagte nichts. Ich sticheltge um irgendetwas zu erfahren. Sie schrie dann
auf einmal, sie hätte ihr Leben in die Hände Gottes gelegt und ich kann mitgehen oder es sein
lassen. Sie kam mir vor wie hirngewaschen. Dann sagte die dass ich das mit dem Sex vergessen
könne, da es Sünde sei und meine sexuellen Praktiken (damit war Oralsex gemeint) ebenfalls
vergessen könne.

Ich sagte ihr, dass ich sofort heim wolle und auf der Stelle zum Bahnhof will.

Wir sind dann zur Ferienwohnung und haben meine Sachen geholt. Als ich kurz vor dem Bahnhof,
habe ich die Bahnauskunft angerufen und erfuhr, dass der nächste Zug nach Hause erst am
nächsten Tag fahren wird. Sie sah das als Zeichen Gottes. Wir mussten wieder in die Ferienwohung
und haben uns dort noch stundenlang gestritten. Am Ende war für mich die Familie "im Arsch" und
ich hatte nach einer halben Flasche Wodka einige Promille. Berauscht beschloss ich sofort mit dem
Auto und alleine nach Hause zu fahren. Ich habe ihr Geld gegben, damit sie am nächsten Tage mit
den Kindern und Zug fahren kann. Als ich starten wollte hielt sie mich auf obwohl sie mir vorher
noch mehrfach gesagt hatte wie egal ich sei, denn Gott sei alles und ich nichts! Sie zeigte ab
diesesm Moment wieder ein normaleres Verhalten und kam mit wieder ein wenig vertrauter vor.
Vorher war sie irgendwie von fanatischem Hass erfüllt.
Wir haben dann später wieder miteinander geschlafen. Versöhnungsnummern gehören meist zu
den Besten!
Am nächsten Morgen (Sonntag) sollte das Treffen planmässig fortgesetzt werden, doch sie wollte
nicht mehr dort hin und ist sofort mit mir nach Hause gefahren.

Dort haben wir dann immer wieder um diese Glaubensgemeinschaft gestritten. Nach langem hin
und her gab sie mir ihr Notebook und sagte ich solle es nehemen damit sie nicht in Versuchung
kommt, was ich sehr hoch honorierte. Zusätzlich habe ich alle kritischen Seiten an der Firewall
gesperrt. Das habe ich getan und die folgenden zwei Monate verliefen wieder harmonisch. Ich habe
mich zwischenzeitlich mit dem dubiosen Bekenntnis dieser Gruppe beschäftigt und festgestellt,
dass es sich um eine neue Form von Sekte handelt, welche noch namenslos ist und primär durch
das Internet agiert. In einer Zeit es Menschen gibt die Beziehungen mit Chat-Partnern führen die
sie selbst noch nie gesehen haben, scheint auch das Herstellen einer Anhängigkeit durch ein
Textmedium möglich.

Ich habe ein Buch über diese Gruppierung geschrieben, habe es nie veröffentlicht. Jedoch half es
mir bei der Bewältigung. Ich habe ihr meine Ausarbeitung vorgelegt und ihr einge Widersprüche
gezeigt und erklären, dass auch wenn sich diese Leute Christen nennen, es sich doch um
eine Sekte handelt, da alle Grundregeln des Christentums geleugnet werden, wie z.B. der
Kreuztod Jesu.

Ich konnte Sie von den Widersprüchen überzeugen und sie gab mir weitere Informationen welche
für eine eventuelle Bekämpfung notwendig sein könnten.

Die Zeit war schlimm für mich, aber das Ergebnis war zufriedenstellend und ich konnte mich wieder
beruhigen.

Dann kam der Hammer:


Vor einer Woche bin ich nach dem Aufstehen noch völlig benebelt in das Wohnzimmer gegangen.
Ihr Notebook was sie zwischenzeitlich zurückbekam stand offen auf dem Tisch und das
EMailprogramm war geöffnet. Ich sah dass dort mehrere Hundert Mails von anderen
Sektenmitgliedern waren.

Ich schimpfte und habe ihr gesagt, dass es mir langsam reicht.
Ich habe dann zwei Tage nicht mit ihr gesprochen. Irgendwann hat sie mich angeschrien dass sie
es bereue mich je kennengelernt zu haben, dass die Kindern nicht von mit sondern von Gott seien
und viele andere unschöne Dinge. Sie wolle sofort mit en Kindern ausziehen wenn ich nicht gehe.
Wenn ich nicht gehe rufe sie die Polizei und wollte behaupten ich hätte sie geschlagen um mich
mittels Gewaltpräventionsgesetz aus dem Weg zu räumen.

Ich habe dann mein Zeug gepackt und war fünf Minuten später weg. Ich habe dann drei Tage bei
Freunden verbracht. Wir hatten keinen Kontakt bis sie nach drei Tagen anrief, da mich unser
Ältester vermisste. Ich habe erst mit ihm, dann mit ihr gesprochen. Sie hielt sich arrogant und
unnahbar und schilderte mir ihre Planung (neue Wohnung, Umzug, Unterhaltsklage, etc.).
Ich musste dann am nächsten Vormittag nochmal in unsere Wohnung um eine paar Sachen zu
holen. Als ich da war hat sie die Situation weiterhin eskalieren lassen. Mein Sohn war sichtlich
verstört und ich sagte, dass ich ihn zwei Tage mit in die Schweiz nehmen wolle. Sie hat es mir
verweigert. Ich habe dann gesagt sie solle einfach mitkommen. Auf einmal war sie anschmiegsam
umarmte mich und später landeten wir wieder in der Kiste.

Am Abend sind wir dann in die Schweiz gefahren. Dort hatten wir ein paar angenehme Tage und
keine weiteren Auseinandersetzungen.

Jedoch hatten wir zuhause deswegen schon wieder streit. Hurra! Durfte mir wieder übelste
Beschimpfungen anhören. Bin aber sachlich und ruhig geblieben. Auf meine, wie ich finde gute
Argumentation, kamen nur noch wüstere Beschimpfungen. Irgendwann wars dann soweit, dass ich
meinen Koffer mal wieder gepackt habe, worauf sie einen Gang runterschaltete, sich wieder
entschuldigte, ruhiger wurde. Sie signalisierte ein Einsehen, aber die Glaubwürdigkeit ist fraglich.
Dann wollte sie wieder mit mir schlafen. Diesmal habe ich auf ernsthaft versucht Standhaft zu
bleiben und zu wiederstehen aber... nach einiger Zeit - Absack-Syndrom (das ist dann wenn das
Hirn ab- in den Sack rutscht) und wir haben mal wieder eine wunderschöne Versöhnungsnummer
geschoben. Ich habe mich danach wieder distanzierter Verhalten. Allerdings denke ich auch, dass
ein "Liebesentzug" sie mehr in die Fänge dieser Extremisten treibt. Diese steht als Pseudo-
Familie bereit. Sie nennen sich auch gegenseitig Brüder und Schwestern und bekunden sich in
jedem Mail ihre Liebe und heucheln sich eine krankhaft übertriebene Frömmigkeit vor. Somit
stellen sie bereits Familienkomponenten bereit und sind dazu noch heilig, zumindest tun sie so als
ob. Das Geschehende entspricht auch der typischen Vorgehensweise von Sekten: Sich als
Ersatz bereitstellen und alte Beziehungen kappen- denn die Nahestehenden werden
logischerweise als erste die Veränderungen wahrnehmen und skeptisch reagieren. Das
schlimme ist das die finanzielle Komponente dieser Gruppe nicht zu sehr im Vordergrund steht
(was nicht heissen soll, dass es keine gibt), womit die Öffentlichkeit nur sehr träge oder gar nicht
reagiert. Zudem schmeissen die Mit glieder ihre Kohle mit Begeisterung für Lichtgloboli
(Zuckerperlen), Lorberschriften und anderen Blödsinn freiwillig heraus.

Professionelle Hilfe hatte ich hinzugezogen. Allerdings brachte das alles nichts solange sie jede Hilfe
ablehnt. Auch habe ich versucht, ihr Alternativen in den traditionellen Kirchen aufzuzeigen, jedoch
hat sie keinen Termin mit einem Geistlichen wahrgenommen. Wir sind doch die Blinden und
spirituell zurückgeblieben, während sie und ihre Gruppe das Monopol auf Wahrheit und
Erleuchtung besitzen. Die tradtionellen Glaubensrichtungen sind das Machwerk des Satans um
uns für die einzige Wahrheit (natürlich die der Sekte) blind zu machen. Durch dieses trivialen
Kehrspiele ist eine sinnvolle Diskusion ausgeschlossen. Es wird mit Christ und Anti-Christ, mit Jesus
und Kundgaben argumentiert. Was man da dagegenhalten?
Von den Sektenbeauftragten kommt wenig Hilfe, da die eher auf Ausstiegswillige von bekannten
Organisationen ausgelget sind. Diese Gruppierung ist neu und arbeitet sehr verdeckt. Den
meisten war noch nicht einmal deren Pseudo-Bibel, die Lorber-Schriften, bekannt.

Strafrechtlich habe ich alles prüfen lassen, aber solange keine strafrechtlichen Handlungen oder der
Aufruf dazu geschehen, kann ich bzw. der Staatsanwalt nichts machen. Einen kleinen Tritt konnte
ich einem der Mitglieder setzen, weil er öffentlich Behauptet hatte, ich hätte meine Freundin
geschlagen- was nicht stimmt. Ein anderes Mitglied arbeitet im Bundesbildungsministerium oder so
und wirbt möglicherweise Studenten an. Aber mehr ist rechtlich nicht drinnen.
Beste Freundin hat sie leider keine, aber anderen Nahestehenden ist die Veränderung auch
aufgefallen. Mit denen habe ich darüber gesprochen.
Den Internetzugang habe ich an der Firewall dicht gemacht. Allerdings durfte ich mir daraufhin
Beschimpfungen anhören.
Bleibt das Telefon. Da kann ich leider nichts sperren weil Super-SIEMENS es wieder geschafft hat
Funktionen alter Systeme in den Neuen einfach mal wegzulassen. D.h. es gibt keine
Sperrfunktionen. In den Tagen in denen ich weg war hatte sie regen Kontakt mit ihren Brüdern und
Schwerstern.
Dann bleibt noch der Postweg. Gerade vor ein paar Tagen kam ein Brief eines anderen Mitgliedes.

Jetzt ist es aber so, dass mich so viele Zweifel plagen. Ich konnte nicht aufhören und hackte mich
in ihren geheimgehaltenen Emailaccount. Ich fand ein paar Mails, in denen die Sekte gegen mich
wetterte, mich als vom Antichrist besessen bezeichnet, behaupten ich würde sie schlagen, ihr Tips
gaben wie sie fliehen könne und Halleluja riefen (schrieben) als sie erfuhren, dass ich ausgezogen
bin. Dazu ein Mail meiner Freundin in welchen sie der Gruppe mitteilt, dass sie sich jetzt um die
Familie kümmern wolle und deswegen in der nächten Zeit nicht am Forum der Sekte teilnehemen
will.

Weiß irgendjemand einen Rat was ich noch tun kann?

Grüße

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