Holzernte mit Harvestern: Harte Technik
Zum Beitrag ,,Grünen-Politiker
führt Wahlkampf mit unfairen Mit-
teln" (Holz-Zentralblatt Nr. 19 vom
8. Mai, S. 450) nimmt Klaus Borger
Stellung. Ihm war vorgeworfen wor-
den, Wahlkampf mit unfairen Mit-
teln zu führen.
In der Ausgab e 12/ 0I der Zeitschrift
,,Harvest Magazin" wird der Harves-
tereinsatz wie folgt beschrieben: Wie
ein leichtfüßiger Saurier frisst sich der
Harvester lärmend mit ungeheuerem
Appetit durch den Wald. Alle 32 s
wird ein Baum gefällt. Alles elektro-
nisch gesteuert aus der schallisolier-
ten, schlagsicheren Führerkabine.
Dort sitzt Gerald Wagner (eigene
Anmerkung: Vorsitzender der Ar-
beitsgemeinschaft forstwirtschaftli-
cher Lohnunternehmer Saarland) bei
säuselnder Popmusik und bewegt sein
Hightech-Ungetüm durch unwegsa-
mes Gelände mit nur leichtem Druck
auf die beiden Joysticks.
Und auch der europaweit in Sachen
naturnahe Waldwirtschaft wohl re-
nommierteste Waldbauprofessor Prof.
Dr. Dusan Mlinsek kommt 1991 zu ei-
nem ähnlichen Urteil, wenn er den
Einsatz der Großmaschine beschreibt:
Die unheilvolle Verbindune von Tech-
nik und Destruktivität wirk*t sich nicht
nur beim Menschengeschlecht selbst
aus, sondern auch auf seine Mitwelt
und ganz besonders auf die Waldland-
schaft. Im Prinzip gibt es keinen Un-
terschied zwischen einer während des
Krieges gefallenen Nation und einem
gefallenen Wald. Beide wurden durch
Ideologien geleitet und in einem ky-
bernetischen Prozess vernichtet mit-
hilfe der verleiteten Personen bzw. der
Maschine. Dabei führt der Pilot des
Bombers und der Pilot des Vernich-
tungsprozessors im Walde kaum be-
wusst, gefühllos, die Befehle zum
Massenmord aus.
Eine Literaturrecherche ersab in
- sanfte Sprüche
diesem Zusammenhang folgendes.
Der Name Harvester wurde bezeich-
nenderweise im Zusammenhang mit
Kriegsschiffen im Zweiten Weltkrieg
gebraucht. So war die HMS-Harvester
(H19) ein Zerstörer der H-Klasse der
britischen Royal Navy. Das Schiff lief
am 29. September 1959 als Teil einer
Klasse von sechs Zerstörern für die
brasilianische Marine bei Vickers-
Armstrong in Barrow-in-Furness,
Cumbria, unter dem Namen lurua
vom Stapel.
Naturnahe Waldpflegemaßnahmen
im Gemeindewald Kleinblittersdorf
vor einiger Zeit (FSC-zertifiziert),
jüngste Maßnahmen im Gemeinde-
wald Nalbach (PEFC-zertifiziert), im
Staatswald bei Völklingen, Scheidter-
berg (FSC- und PEFC-zertifiziert) und
anderswo zeigen das gemeinsame Er-
gebnis der Einsatzziele der Harvester,
und zwar Beute machen und Zerstö-
rung. Auf der einen Seite gegnerische
Schiffe, auf der anderen Seite Wälder
und ihre Böden. Sicher gibt es wie
überall auch positive Beispiele, doch
der Harvester braucht einen maschi-
nengerechten Wald, Waldfreunde hin-
gegen wollen einen naturnahen Wald,
dem sich die Arbeitsverfahren unter-
ordnen.
Die in den letzten |ahren stattgefun-
dene Hochmechanisierung der Wald-
arbeit widerspricht dem Ziel, gerade
dort sparsam mit Energie umzugehen,
wo die Verschwendung von Energie
zu den bekannten Schäden in den
Wäldern und zu der laufenden Klima-
veränderung führt. Die weitere ma-
schinelle und Arbeitsplatz vernichten-
de Aufrüstung der Waldarbeit ist auch
ein schlechtes Signal in unsere Gesell-
schaft die zu einem sparsamen und ef-
fizienten Umgang mit Energie und
Schonung der natürlichen Lebens-
grundlagen angehalten wird.
Klaus Borger, Merzig